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James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 12

von Jojoi

Lily hatte schon einmal von Alastor Moody gehört, einem Auroren, der anscheinend schon einige Todesser und andere Schwarzmagier gefangen und nach Askaban verfrachtet hatte. Außerdem war er einst ein Ausbilder von Miranda gewesen und aus diesen Erzählungen hatte sie sich ein Bild von Moody gemacht. Sie hatte sich einen Mann mit der Statur von Superman vorgestellt, einem weiten, schwarzen Umhang dazu und im Gesicht ein dunkler Vollbart.
Aber Moody sah ganz anders aus.
Er trug einen weiten, braunen Mantel der am Saum bereits ganz ausgefranst war und unzählige dunkle Flecken hatte. Lily fragte sich einen Moment lang, ob es Blut war, während sie den Blick weiter über den Mann schweifen ließ, der aus dem Kamin der Potters kletterte. Er trug klobige schwarze Lederschuhe, in die er seine braune Hose gesteckt hatte. Ein modisches Desaster, würde Julia es nennen, aber es kam noch besser: Unter seinem braunen Mantel trug er ein schwarzes Sakko und darunter einen ebenfalls schwarzen Wollkragenpulli. In der Tasche seines Sakkos entdeckte Lily einen kleinen, silbernen Flachmann. Braunes, schütteres Haar war kurz über den Schultern abgeschnitten worden. Das Gesicht des Mannes war von Narben übersät, auf dem Kinn klebte ein großes, weißes Pflaster. Seine Augen waren klein, weit auseinander liegend und die graue Verfärbung des einen ließ auf eine geschwächten Blick des Mannes schließen.
»Alastor! Wie geht’s, wie steht’s?« James’ Dad sprang vom Sofa auf, auf dem Lily, Miranda und er gesessen hatten und lief dem großen, breitschultrigen Mann entgegen, der sich ächzend aufrichtete.
»Seh ich aus wie das blühende Leben?«, erwiderte Moody mürrisch, schüttelte aber die Hand, die James Potter ihm entgegen streckte. Dennoch schien er keinerlei Manieren zu kennen oder wollte sie gar nicht kennen, denn er fragte so laut, dass Lily es mühelos verstand: »Wer ist der Rotschopf?«
»Lily Evans.«, antwortete James’ Vater und grinste Lily kurz zu.
»Ach, die.«, murmelte Moody und Lily hob die Augenbrauen. Was sollte das denn bedeuten?
»Setz dich, Alastor. Willst du was zum trinken?« Miranda rückte ein wenig zur Seite und Moody ließ sich auf das Sofa fallen, dass die kleine Mrs Potter einen Moment lang aus den Polstern gelupft wurde.
»Hab mir was mitgebracht.«, erwiderte Moody und deutete auf seinen Flachmann. »Ist lange her, Mira.«
»Ja, leider.« Miranda seufzte, hob den Zauberstab und die Kaffeekanne schwebte vom Wohnzimmertisch in die Küche zurück.
»Wo ist euer Bengel? Sollte er nicht auf den Rotschopf aufpassen?«, fragte Moody und richtete seinen Blick auf Lily. Dass er von ihr redete, als wäre sie nicht anwesend ärgerte Lily etwas. Sich räuspernd setzte sie sich im Sofa auf und sah Moody kühl entgegen.
»Unser Sohn ist arbeiten. Oder trainieren. Ich weiß nicht so richtig, wie ich es nennen soll.« Miranda zuckte mit den Schultern.
»Ah, ja. James meinte, er würde Quidditch spielen.« Moody zog die Stirn in Falten. »Tun nichts mehr für das Allgemeinwohl, diese Rotzlöffel heutzutage.«
Miranda und ihr Mann lachten, obwohl Lily das, was Moody von sich gab überhaupt nicht lustig fand. James hatte seinen Lebenstraum erfüllt! Quidditchspieler war doch kein schlechterer Beruf, als Auror, oder? Und warum sollte er überhaupt auf sie aufpassen? Sie brauchte doch keinen Babysitter! Was erlaubte dieser Moody sich eigentlich?
»Was treibt dich hier her, Alastor?« Mr Potter holte sich einen Stuhl vom Esstisch und setzte sich zu der kleinen Runde. »Und wie geht es den anderen?«
»Alle geschockt. Als wäre der Tod etwas völlig Neues für sie.« Moody schüttelte den Kopf, schraubte seinen Flachman auf und nahm einen Schluck. »Haben mal wieder einen Toten gefunden. Diese Todesser lassen jetzt immer das sogenannte Dunkle Mal aufsteigen, wenn sie jemanden getötet haben. Sie verarschen uns und Mulciber lässt es geschehen.«
»Mulciber ist doch einer von ihnen.«, erwiderte Miranda kühl und die beiden Männer nickten zustimmend.
»Wer ist der Tote?«, fragte Mr Potter weiter.
»Müssen wir das vor dem Rotschopf besprechen?« Moody nickte zu Lily hinüber, die die Unterhaltung natürlich interessiert verfolgte. Grimmig ballte sie die Hände zu Fäusten.
»Der Rotschopf hat einen Namen, Sir!«, meinte sie, aber Moody wandte sich gar nicht erst zu ihr um.
»Lily ist vertrauenswürdig.«, meinte Miranda sofort.
»Aber sind Informationen bei ihr sicher?«
»Nein.«, meinte James’ Vater bevor Lily auch nur Luft holen konnte. »Aber sie weiß sowieso schon einiges.«
»Ihr seid unvorsichtig.«, knurrte Moody und sah James vorwurfsvoll an.
»Oh, keine Sorge Alastor.« Miranda grinste. »Wir hüten Lily wie unseren Augapfel. Nicht wahr, Schatz?«
Auch James grinste, während Moody nur vor sich hin grummelte, sich das ergraute Auge rieb und noch einen Schluck aus seinem Flachmann nahm. Der Auror, der von so vielen wie ein Held verehrt wurde, war nichts weiter, als ein verschrobener, alter Mann.
»Sag schon, was führt dich her, Alastor.« Die Kaffeekanne schwebte zurück und Miranda goss sich, Lily und ihrem Mann noch einen Schluck ein.
»Dumbledore schickt mich.«
»Dumbledore?«
»Die Todesser haben seinen Verteidigungslehrer auf dem Gewissen. Er fragt, ob ihr den Unterricht übernehmen könntet.«
»Rockwill ist tot?«, fragte Lily erschrocken und Moody wandte sich erbost zu ihr um. Scheinbar war es ihr nicht gestattet, Fragen zu stellen.
»Ja. Warum sie es auf ihn abgesehen hatten weiß kein Mensch. War ein guter Mann.« Moody nahm noch einen Schluck aus seinem Flachmann und Lily schluckte. Schon wieder ein Lehrer weniger für VgddK. Obwohl sie Rockwill eigentlich nie hatte leiden können, tat es ihr jetzt doch leid, dass er so früh gestorben war.
»Verteidigungslehrer töten… Vielleicht hatten ein paar Schulabgänger noch eine Rechnung mit ihm offen?«, mutmaßte James’ Vater schulterzuckend. »Auf jeden Fall werde ich den Posten nicht mal übernehmen, wenn Dumbledore mir einhundert Galleonen pro Monat bietet.«
»Er bietet euch zweihundert.«
Lily klappte der Mund auf. Zweihundert Galleonen pro Monat? Dumbledore musste ja ziemlich verzweifelt sein! Natürlich, das Schuljahr begann schon in einer Woche, wie hatte sie das nur vergessen können…
»Wir sollen schon Zusatzstunden geben.« Miranda schlürfte etwas von ihrem Tee. »Und schon die Siebtklässler haben mich teilweise zum Wahnsinn getrieben. Ich will nicht wissen, wie aufgedreht Erstklässler sind.«
»Ich bin nicht zum Lehrer geboren.«, meinte auch James’ Vater kopfschüttelnd. »Dumbledore muss sich was anderes einfallen lassen.«
»Ihr habt doch nur Schiss«, erwiderte Moody grinsend, »wegen diesem Fluch der angeblich auf der Stelle liegt.«
»Warum wirst du nicht Lehrer?«, erwiderte James grinsend.
»Bei Merlin, James, stell dir das mal vor!« Miranda begann zu kichern, während Lily schauderte. Sie hatte schon Rockwill unsympathisch gefunden, aber Moody würde der Sache noch die Krönung aufsetzten!
»Noch sechs Jahre, dann gehe ich in den Ruhestand.« Moody warf James einen wütenden Blick zu. »Die letzten Jahre werde ich mir doch nicht durch eine solche Lausebande versauen lassen!«
»Wie du meinst.« James’ Vater zuckte mit den Schultern und griff nach seiner Teetasse. »Deswegen bist du gekommen?«
»Nein. Auch wegen der anderen Sache.«, erwiderte Moody und warf Lily einen Blick zu, der eindeutig hieß, dass sie verschwinden sollte. Fragend sah sie zu Miranda hinüber, die kaum merklich nickte und Lily meinte seufzend:
»Ich geh mal Panna Cotta suchen…«
»Panna Cotta?«, wiederholte Moody und sah Miranda durchdringend an. Vermutete er dahinter ein Codewort?!
»Meine Katze.«, erklärte Lily, nahm ihre Teetasse und erhob sich vom Sofa.
»Was für ein bescheuerter Name.«, knurrte Moody, wofür Lily ihm den heißen Tee über den Kopf goss. Der alte Auror sprang fluchend auf, seine Augen glühten, als sie sich auf Lily richteten.
»Upps.«, meinte diese kühl, stellte die Tasse wieder auf den Tisch und ging an Moody vorbei aus dem Wohnzimmer. Das Lachen von James’ Eltern schallte sogar bis hinaus in den Garten, wo Lily ein paar Minuten durch die Blumenbeete lief, auf der Suche nach ihrem grauen Haustier. Sie spielte mit dem Gedanken, die drei im Wohnzimmer zu belauschen, dachte dann aber, dass sie das Miranda und ihrem Mann zu liebe nicht tun durfte, verließ schließlich gelangweilt den Garten und machte sich auf den Weg ins Dorf.

Eigentlich wollte sie noch einmal die alte Kirche besichtigen, doch auf halben Weg kam ihr plötzlich ein Traktor entgegen, auf dessen Hänger fünf Jungen saßen, die ihr neugierig entgegen sahen. Ein großer, blonder Junge saß auf dem Fahrersitz und lupfte seinen braunen Hut, als sie an Lily vorbeifuhren. Neugierig sah Lily den Jungs hinterher. Was die wohl vorhatten?
»Hey, Tim, halt mal an!«, hörte sie die Jungs schreien, drehte sich noch einmal neugierig um, lief aber weiter. Der Traktor stoppte tatsächlich und Lily fragte sich, was die Kerle als nächstes tun wollten.
»Hey Rotschopf!«, rief es da auch schon und Lily biss die Zähne aufeinander. Warum musste man sie immer nach ihrer Haarfarbe benennen?
»Hey, bleib doch mal stehen!« Trotzig lief Lily weiter, hörte, wie etwas auf dem asphaltierten Weg aufkam und dann Schritte, die näher kamen. »Hey hörst du schlecht?«
»Hey, hast du keine Manieren?« Jetzt blieb sie doch stehen und drehte sich zu dem Jungen um, der ihr entgegen lief. Er war groß, ungefähr in ihrem Alter, hatte lange, blonde Haare und war für diesen frischen Herbsttag in seiner kurzen Hose und T-Shirt sehr leicht angezogen.
»Doch klar.« Er grinste. »Wenn du willst, kannst du was von meinen abhaben.«
Verblüfft sah Lily den Jungen an. So was hatte ihr wirklich noch niemand gesagt.
»Ich dachte, ich frag dich mal, ob du Lust hast, mit uns Fußball zu spielen.« Der Junge zuckte mit den Achseln und über seine Schulter hinweg sah Lily wie die andren Jungs einen Fußball in die Höhe hielten und laut grölend darauf zeigten.
»Fußball?«, wiederholte Lily stirnrunzelnd.
»Jap.« Der Junge grinste. »Ich hab dich schon öfters hier planlos durch die Gegend laufen sehen. Also wenn du nichts vorhast, unser Fußballspiel ist das Highlight der Woche. Das darfst du nicht verpassen!«
»Das Highlight der Woche?« Lily konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Der Kerl schien doch ganz witzig zu sein, oder ließ sie ihre Menschenkenntnis mal wieder im Stich? »Und wo soll dieses Highlight stattfinden?«
»Wir holen noch kurz ein paar Freunde aus Nunnington und fahren dann nach Hovingham zum Sportplatz. Also, hast du Lust? Ich bin übrigens Scott. Scott Baker.«
»Julia Parker.«, war der erste Name, der Lily einfiel und sie schüttelte die Hand, die Scott ihr entgegenstreckte.
»Okay, Julia, also, was ist?« Er grinste charmant, seine Freunde auf dem Traktor schwiegen gespannt und Lily überlegte noch einen Moment. Die Kirche würde ihr ja nicht davon laufen, oder?
»Ich will nicht im Tor stehen.«, meinte Lily und Scotts Grinsen wurde noch breiter.
»Kein Problem.«, meinte er, nahm Lilys Hand und zog sie zum Traktor. Zu Lilys Überraschung musste sie nicht hinten auf dem Hänger mitfahren, sondern durfte auf dem Platz über den großen Rädern sitzen, höher als alle anderen, vielleicht etwas zu hoch. Der Fahrer grinste sie freundlich an und meinte, sie solle sich festhalten. Dann ging es schon los und Lily hielt sich mein Anfahren erschrocken an dem kleinen Geländer fest. Nach einer Weile aber löste sie ihren Griff, der Traktor tuckerte friedlich vor sich hin und Tim, der Fahrer lehnte sich zufrieden zurück.
»Wo kommst du her, Julia?«, rief Scott ihr aus dem Hänger zu und alle seine Freunde beobachteten sie ebenso interessiert.
»Aus Hampshire.«, antwortete Lily und strich sich die Haare hinter die Ohren, die im Fahrtwind umher geweht wurden. Sie trug nur eine leichte Hose und Jeansjacke, war aber froh, dass sie sich heute Morgen überhaupt für eine Hose entschieden hatte. Im Rock würde sie niemals mit den Jungs Fußballspielen gehen.
»Was machst du hier?«
»Urlaub!«
»Wie lange bleibst du noch?«
»Weiß nicht.«
»Gefällt es dir?«
»Ja, sehr!«
So ging es weiter. Scott und seine Freunde schienen wirklich sehr nett zu sein. In Nunnington waren dann sogar noch zwei Mädchen dabei, die mit zum Fußballspielen fuhren, allerdings waren sie um einiges jünger als die anderen, vermutlich vierzehn oder fünfzehn. Sie musterten Lily neugierig aber resigniert.
Das, was Scott als Sportplatz beschrieben hatte, stellte sich als Feld heraus, auf dem jemand zwei Stahlrahmen als Tore aufgestellt hatte. Der Boden war feucht, aber dann würde das Stürzen wenigstens nicht so sehr weh tun. Im Kindergarten hatte Lily gerne mit den anderen Fußball gespielt, in der Grundschule nicht mehr. Es war also schon eine Ewigkeit her, dass sie einen Ball vor den Füßen gehabt hatte und dementsprechend lächerlich stellte sie sich auch an. Zum Glück war sie mit Scott und vier weiteren, ziemlich guten Jungs in eine Mannschaft, die nur zu gerne über die vielen Ballverluste auf Lilys Seite hinwegsahen. Lily musste zugeben, es machte wirklich, wirklich Spaß. Ihren Zauberstab verlor sie einmal, als er aus ihrer Jackentasche fiel und Lily hatte fürchterliche Angst, dass jemand darauf getreten war. Zum Glück war er heil geblieben und Lily wischte den Schmutz ab, band dann ihre Haare hoch und fixierte sie mit ihrem Zauberstab. Die Frisur hielt tatsächlich erstaunlich gut, sodass vermutlich alle dachten, das wäre die neue Ökohaarnadel und niemand fragte sie nach dem seltsamen Stecken in ihrem Haar.
Zum Glück legten sie irgendwann eine Pause ein, sonst wäre Lily vermutlich noch ohnmächtig geworden. Scott bot Lily etwas von seinem Trinken an, das sie dankend annahm. Die Wolken am Himmel hatten sich verzogen und es wurde ein wunderschöner Herbstnachmittag. Sie saßen auf dem Traktor, den sie einfach mitten auf dem Feld geparkt hatten, und der auch den einen oder anderen Ball abbekommen hatte, und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen.
»Warum Stonegrave?«, fragte Scott sie, als sie ihm das Trinken zurück gab. »Warum nicht Urlaub am Meer? Oder in Schottland? Oder…«
»Mein Freund wohnt hier.«, erklärte Lily und versuchte sich etwas Dreck aus dem Gesicht zu reiben, das sie abbekommen hatte, als sie einmal gestürzt war.
»Dein Freund?« Sie sah die leichte Enttäuschung in Scotts Gesicht, obwohl er weiterlächelte. Es war wirklich erstaunlich, wie viel man aus Gesichtern lesen konnte.
»Ja. Aber er arbeitet viel.«, erklärte Lily. »Deswegen siehst du mich so oft planlos durch die Gegend laufen.«
Scott lachte. »Okay. Und wer ist dein Freund? Kenn ich ihn?«
»Ich weiß nicht.« Lily zuckte mit den Schultern. »James Potter. Schwarze Haare, Brille…«
»Ja, Potter kenn ich.«, meinte Scott, aber es war kein freudiger Ausruf. Bei James’ Namen hatten auch andere Anwesenden Blicke getauscht. Skeptische Blicke. Überraschte Blicke. Angewiderte Blicke. Lily musterte die Gesichter der Dorfjugend neugierig, doch sie alle wichen ihrem Blick entweder aus, oder grinsten ihr ins Gesicht, als wäre nichts geschehen.
»Woher kennst du ihn?«, fragte Lily schließlich und Scott zuckte mit den Schultern.
»Man kennt sich eben. Grundschule und so.« Scott zuckte mit den Schultern und Lily runzelte die Stirn. Da steckte doch mehr dahinter, als er zugab. »Woher kennst du Potter?«
»Wir waren auf demselben Internat.«
»Toll.«, meinte Scott. Aber es klang nicht wie ›Toll‹. Es klang wie ›Aha‹ oder ›echt lahm‹. Lily hoffte nur, dass er nicht weiter nach dem Internat fragen würde, aber sie hatte Glück. Scott fragte nur noch, ob es ihr hier gefiel, ob sie schon den Minster besucht hatte und wie lange sie noch bleiben wollte.
»Solang es geht.«, meinte Lily schulterzuckend und damit gaben sich die Jungs zufrieden. In der zweiten Partie Fußball musste sie mit den beiden Mädchen spielen, die zwar beide ziemlich gut waren, sich aber immer wieder gegenseitig den Ball klauten. Lilys Mannschaft verlor und der Zickenkrieg zwischen den Mädchen zog sich den gesamten Heimweg über hin. Scott warf ihr immer wieder entschuldigende Blicke zu, aber Lily fand es nicht so schlimm.
Auf halber Strecke kam ihnen ein Motorrad entgegen und es fiel Lily eigentlich nur auf, weil es irrsinnig laut war und der Fahrer keinen Helm trug. Lily sprang sofort auf, aber Sirius war schon an ihnen vorbeigerast. Enttäuscht setzte Lily sich wieder und Scott fragte laut: »Kennst du den Idioten?«
Für einen Moment überlegte Lily, ob sie Sirius in Schutz nehmen sollte, nickte dann aber stumm und sprang wieder auf, weil das Motorrad umkehrte. Sirius musste sie über die Rückspiegel gesehen haben. Lily hielt sich die Ohren zu, als Sirius mit seinem Motorrad wieder näher kam und Scott schrie Tim irgendetwas zu.
Dann stellte Sirius zum Glück den Motor aus, als er neben dem Traktor angekommen war, und alle nahmen erleichtert die Hände von den Ohren.
»Gott, Sirius, was hast du mit dem Teil gemacht?«
»Der Auspuff fehlt!«, erklärte Sirius grinsend, stieg vom Motorrad und begann es wie ein Fahrrad neben dem Traktor her zu schieben. Lily wusste nicht, wie viel so ein Motorrad normalerweise wog, aber das sah viel zu einfach aus.
»Du fährst ohne Auspuff?«
»Der kommt morgen dran!«
»Das ist nicht dein Ernst!« Kopfschüttelnd musterte Lily noch einmal Sirius’ fahrbaren Untersatz. Das Motorrad sah immer noch ziemlich heruntergekommen aus, obwohl Sirius und Mr Potter schon einige Dellen repariert hatten. Es war ein Schnäppchen gewesen, das Sirius in seine Einzelteile zerlegt gekauft hatte. Ob er seinen Kauf schon bereute?
»Wo warst du?«, fragte Sirius und musterte die anderen Insassen des Anhängers, die sich jetzt alle genau wie Lily über die Brüstung lehnten.
»Fußball spielen.«
»Fußball spielen?« Sirius runzelte die Stirn. »Ich hab dich schon im ganzen Dorf gesucht!«
»Warum? Ist was passiert?«, fragte Lily sofort alarmiert. Sie hätte nicht so weit vom Haus weggehen sollen! Was, wenn Moody gar nicht gekommen war, um mit Miranda und James zu plaudern, was wenn…
»Nein. Prongs wünscht nur mit dir zu Abend zu essen.« Sirius grinste und Lily verdrehte die Augen. Und sie hatte schon richtig Angst bekommen…
»Warum sucht er mich dann nicht selbst?«
»Das ist mein Motorrad!« Beschwichtigend sah Sirius sie an. »Damit darf nur ich fahren!«
Männer und ihr Spielzeug, dachte Lily genervt und warf noch mal einen Blick auf Sirius’ allerliebstes Stück. Bildete sie es sich ein, oder war der Vorderreifen etwas platt?
»Komm, steig auf!«, forderte Sirius auch schon und Lily riss die Augen auf.
»Auf das Teil?« Sie zeigte auf Sirius Motorrad. »Mit dir? Nicht in einhundert Jahren!«
»Prongs hat gewusst, dass du das sagen wirst!« Sirius grinste, schlug einmal kräftig gegen den Sitz, der plötzlich in die Höhe sprang (was sicherlich nicht vom Hersteller geplant gewesen war) und zog einen Motorradhelm hervor. Einen rosaroten Motorradhelm mit weißen Blümchen.
»Ist nicht dein Ernst.«, wiederholte Lily entsetzt, während Sirius sein Helmfach wieder schloss und schneller lief, um mit dem Traktor wieder mithalten zu können.
»Komm schon, dann sind wir in einer Minute zu Hause!«
»Ja, taub und modisch vergewaltigt.« Lily schüttelte sich und Sirius lachte laut.
»Ach komm. Prongs hat ihn extra für dich besorgt!«
»Um mich zu ärgern!«
»Für deine Flugstunden.«
»Hat er auch den passenden Besen dazu?«
Da musste Sirius noch lauter lachen, während die Jungen im Anhänger einander verwundert ansahen. Warum brachte man einen Helm zum kehren?
»Dann komm runter und hilf mir schieben.« Sirius setzte seinen Hundeblick auf. »Währenddessen darfst du dich auch über James aufregen.«
»Klingt fair.«, meinte Lily nach einem kurzen Überlegen und fragte Tim, ob er für einen Moment anhalten konnte. Sie kletterte vom Hänger, bedankte sich noch einmal für den netten Nachmittag und winkte den Jungen zum Abschied zu.
»Hey, Julia!«, rief Scott noch, bevor sie um eine Biegung verschwanden, »Wenn dir mal wieder langweilig ist, einfach bei Baker klingeln!« Dann verschwand der Traktor aus ihrem Sichtfeld. Sirius hatte den Helm inzwischen wieder in dem kaputten Helmfach verstaut und runzelte die Stirn.
»Julia?«
»Ich dachte, ich bin heute mal inkognito unterwegs.« Lily grinste, nahm die eine Seite des Lenkers, Sirius die andere. Das Schieben des Motorrads war wirklich ein Kinderspiel. »Du hast es leichter gehext?«
»Jap.« Sirius grinste. »Wirkt doch ganz imposant auf die Frauen, wenn man es mal so kurz hochheben kann, oder?«
»Dir ist klar, dass es abhebt, wenn du damit zu schnell fährst?«
»Ja!« Mit funkelnden Augen sah Sirius sie an und Lily schloss gequält die Augen.
»Oh, Sirius, das darfst du nicht!«
»Warum nicht?«
»Ist das denn nicht verboten oder so? Missbrauch von Muggelsachen?«
»Jaaahh.« Sirius wiegte den Kopf hin und her. »Aber was keiner weiß macht niemanden heiß. Wie geht es dir, Lily?«, wechselte er das Thema und musterte die nach der Fußballpartie ziemlich dreckige Lily von oben bis unten. »Alles klar?«
»Ja, sicher. Moody hat mich nur genervt«, murmelte sie zerknirscht. »Hat getan, als wäre ich nicht da und mich immer nur Rotschopf genannt. Was haben die Leute nur mit meinen Haaren?«
»Sie sind dein Erkennungsmerkmal.« Sirius zuckte mit den Schultern. »Mach dir nichts draus. Für Moody bin ich nur der ›Blacksprössling‹.«
»Und wer ist dann Regulus?«
»Der ›andere Blacksprössling‹.« Sirius lachte und Lily schüttelte grinsend den Kopf.
»Hast du von ihm gehört?«, fragte sie dann wieder ernster.
»Nein. Nein, gar nichts. Weder von ihm, noch von meinen Eltern.« Wieder zuckte Sirius mit den Schultern. »Keine Nachricht ist auch eine Nachricht. Hast du von deiner Schwester gehört?«
»Nein, schon lange nicht mehr.« Lily seufzte. Sie wünschte sich eigentlich ein besseres Verhältnis mit Petunia, ihrer einzigen noch lebenden Verwandten, doch dass sich ihr Verhältnis jemals wieder bessern würde, wurde Lily immer unwahrscheinlicher.
Inzwischen waren sie in Stonegrave angelangt und Lily warf einen Blick auf die vielen kleinen Häuschen. »Kennst du dich hier gut aus?«
»Gut auskennen ist übertrieben. Ich hab oft den Sommer hier verbracht. Wir sollten uns mal beeilen, die anderen warten bestimmt auf uns.«
»Ist Moody noch da?«
»Wenn wir uns beeilen vielleicht schon.«
Lily drückte die Bremse des Motorrads, dass Sirius beinahe gegen den Lenker lief und meinte grinsend: »Dann sollten wir uns Zeit lassen.«
Aber obwohl sie sich jedes Haus des Dorfes in Zeitlupe ansahen, saß Moody doch noch auf dem Sofa an genau derselben Stelle wie am Nachmittag, als Lily und Sirius zurück kamen. James und seine Mutter leisteten ihm Gesellschaft, doch Mr Potter fehlte.
»Na Rotschopf?« Moody wandte sich dieses Mal sogar Lily zu, als er mit ihr redete. »Hast du deinen Pudding gefunden?«
»Panna Cotta.«, verbesserte Lily, aber Moody murmelte nur: »Ist doch alles dasselbe«, und wandte sich ab.
»Warum hat das so lange gedauert? Ich hab das Motorrad gar nicht kommen hören.«, meinte James und bot Lily an, sich auf seinen Schoß zu setzen, aber Lily stand lieber.
»Der Rotschopf wollte nicht mit mir Motorrad fahren. Nicht mal mit Helm.«
»Hör auf mich so zu nennen!« Wütend sah Lily Sirius an, doch der grinste nur und setzte sich statt ihrer auf James’ Schoß. »Wo ist Daddy?«
»Er versucht die Kündigung, die Alastor ausgesprochen wurde, rückgängig zu machen.« Miranda seufzte leise und befahl Koby, das Teegedeck abzuräumen und dafür das Abendessen vorzubereiten.
»Kündigung?«, wiederholte Lily und musterte Moody eine Sekunde lang. Deswegen war er in Wahrheit gekommen? Weil ihm gekündigt wurde?
»Wegen dem Attentat, du weißt schon.« James räusperte sich und warf einen nervösen Blick auf Moody, der einen verächtlichen Laut von sich gab. »Mr Moody war der Einsatzleiter und Mulciber hielt das für einen guten Grund, in rausschmeißen zu können.«
»Aha.«, machte Lily und dachte eigentlich nur, dass ›Mr Moody‹ wirklich überhaupt nicht zu dem groben, schmutzigen Mann passte, der da auf dem Sofa lümmelte.
»Ich dachte eigentlich, du kommst nach deinen Eltern.«, brummte Moody und musterte James noch einmal, der unter Sirius beinahe erdrückt schien. »Hab mich wohl in dir getäuscht. Machst dich lieber vor hunderten Leuten auf einem Besen zum Idioten, als zu lernen, wie man ein Mann wird.«
Überraschenderweise ging James überhaupt nicht auf die Provokation ein, sondern meinte nur: »Ich würde nur ungern enden wie Sie, Sir«, woraufhin seine Mutter wieder zu glucksen begann. Derbe Umgangsformen schienen mit Moody wohl zum guten Ton zu gehören, sonst hätte seine Mutter James schon lange eins auf den Deckel gegeben. Miranda konnte sehr streng sein, wenn es darum ging, Sirius und James zu erziehen, während Lily sie als Lehrerin erstaunlich liebenswürdig erlebt hatte. Dabei hatte Mr Potter die Rolle des Strengeren übernommen, während er im Haushalt der Familie Potter neben seiner Frau ziemlich unterging. Lily dachte einen Moment lang darüber nach, warum es wohl so war, aber ein Rauschen im Kamin unterbrach ihren Gedankenfluss. Es war wie erwartet Mr Potter, der mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht aus dem Kamin trat.
»Ich würde sagen Alastor, du bist mir einen Gefallen schuldig!«
»Du hast Mulciber tatsächlich überzeugen können?«
»Jap.« Mr Potter ließ sich zu seiner Frau auf das Sofa fallen und legte die Füße auf den Couchtisch. »Es war ein hartes Stück Überredenskunst, aber schließlich hat er eingewilligt, die Kündigung zurück zu nehmen.«
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Miranda überrascht, scheinbar hatte sie nicht wirklich daran gedacht, dass etwas an Mulcibers Entscheidung zu ändern wäre.
»Ich hab ihm gesagt, dass ich den Einsatz geleitet habe. Dass es meine Truppe war und ich Moody nur meine Anweisungen weitergegeben habe.«
»Du hast die Verantwortung für ein Aurorenmassensterben übernommen?« James versuchte sich aufzusetzen, aber mit Sirius’ zusätzlichem Gewicht war das gar nicht so einfach.
»Ja.« Mr Potter verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Und jetzt bin ich Frührentner. Viel Spaß noch mit den Idioten, Alastor!«
Miranda klappte der Mund auf und James erstarrte in seinen Bewegungen.
»Er hat dich statt mir gefeuert?«, sprach Moody das aus, was die Potters befürchteten.
»Richtig.«, bestätigte Mr Potter und legte seiner Frau, die schon Luft für einen Ausbruch holte, schnell die Hand auf den Mund. »Und das ist auch gut so.« Er sah seine Frau intensiv an und richtete sich im Sofa auf. »Denkt doch mal nach: Ich bin momentan sowieso verletzt und handlungsunfähig, während Alastor ein top fitter Auror ist. Wer ist also entbehrlicher?«
»Aber… Aber James…«, stammelte Miranda und biss sich auf die Lippen. Sie wusste, dass ihr Mann recht hatte, aber sie wusste auch, was es hieß, nie wieder zu seinem Beruf zurückkehren zu können. Seit dem sie einmal am Rücken verletzt worden war, konnte sie ihre Beine nicht mehr richtig bewegen. Sie würde nie wieder Aurorin sein können und jeder wusste, wie sehr sie darunter litt. Vermutlich hatte sie Angst, ihrem Mann könnte es genauso gehen.
»Es ist okay, Mira.« James’ Vater grinste und lehnte sich wieder zurück. »Man hätte mich sowieso früher oder später gefeuert, weil ich nie das mache, was Mulciber von mir verlangt. Jetzt ist es eben früher dazu gekommen, was soll’s?«
»Bist du dir sicher, James?« Moody lehnte sich nach vorne, um Mr Potter ins Gesicht sehen zu können und dieser nickte.
»Das heißt, ihr seid von jetzt an beide jeden Tag rund um die Uhr zu Hause?«, fragte ihr Sohn nach und auf Sirius’ Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
»Zeit zum ausziehen, was Prongs?«
»Du sagst es!« James schüttelte sich, drückte dann gegen Sirius’ Rücken, bis dieser aufstand. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss meinem sinnlosen Broterwerb nachgehen. Mein Trainer will, dass ich Flugmanöver und ihre Namen auswendig lerne. Sie haben für alles Codewörter, damit der Gegner nicht kapiert, was man vor hat, sogar für links und rechts.« James verdrehte die Augen und seufzte. »Als würde man eine andere Sprache lernen!«
»Ich sag’s ja: Euer Sohn ist ein Nichtsnutz.«, brummte Moody und Mr Potter meinte lächelnd: »Du kannst ja mal ein Rennen gegen ihn fliegen. Ich wette eine Galleone, dass er dich haushoch schlägt.«
Die ganze Unterhaltung über schwieg Lily nachdenklich. Sirius fragte nach den neuen Auroren, die diesen Sommer ausgebildet wurden und Alastor meinte, ein oder zwei brauchbare Kandidaten würden schon dabei sein. Von Miriam Clarefield hatte er aber noch nicht gehört. Schließlich verabschiedete sich die junge Hexe, weil sie duschen wollte. Sie wusste, dass Koby in der Küche war und das Abendessen zubereitete, deswegen ließ sie sich viel Zeit beim Duschen und entspannte sich ein wenig. Der Streit mit James war noch nicht ganz vergessen, aber sie überlegte, ob sie einfach nicht mehr böse sein sollte. Er hatte bestimmt schon genug zu tun, oder? Sie wusste gar nicht so richtig, was man bei einem Quidditchtraining alles tat und von den seltsamen Codewörtern hatte sie bisher auch noch nichts gewusst. Sie fragte sich, wann die Spieler in diesem rasend schnellen Spiel überhaupt Zeit hatten, sich Codewörter zuzurufen.
Die Kündigung von James’ Dad machte ihr auch zu schaffen. Die Aurorenzentrale schien stark geschwächt zu sein. Lily hatte doch bestimmt den einen oder anderen Todesser in der Schule gesehen, den sie wiedererkennen würde, wenn sie ihn noch einmal vor sich sehen könnte. Warum befragten die Auroren sie nicht weiter oder nutzten ihr Wissen? Hatten Miranda und ihr Mann ihre Finger im Spiel? Wollten sie Lily schützen und hielten sie deshalb vor allem, auch vor den Auroren fern? Auf jeden Fall hätte Lily nicht gedacht, dass man sie einfach so vergessen würde.
Obwohl, das hatte man doch gar nicht. Moody hatte ›Ach, die‹ gesagt, als Mr Potter Lily vorgestellt hatte. Er konnte also etwas mit ihrem Namen anfangen. Wenn er ihren Namen kannte, dann kannte vermutlich auch Mulciber ihren Namen und wenn dieser ein Todesser war, wussten sie, wem sie das Scheitern ihres Planes zu verdanken hatten. Lily hatte heute Nachmittag richtig gehandelt, als sie den Jungen einen falschen Namen genannt hatte. Auch wenn James behauptete, dass sie hier absolut sicher war, Lily glaubte nicht daran. Mulciber wusste doch, wo die Potters wohnten, sein Sohn wusste, dass sie mit James zusammen war. Sie war eine Gefahr für die Familie, für das gesamte Dorf.
Als ihr das bewusst wurde, schaltete sie das Wasser ab, band sich ein Handtuch um und trat auf den Flur hinaus. Eigentlich wollte sie so schnell wie möglich mit James reden, aber dann sah sie, wie Sirius’ Zimmertür sich gerade schloss, als sie ihre öffnete.
Sirius. Sie könnte zu Sirius ziehen. Man würde sie doch eher bei Emily oder Miriam vermuten als bei Sirius, oder?
Kurzentschlossen klopfte sie an seine Tür.
Sirius konnte sich noch nicht weit von der Tür entfernt haben, denn er öffnete sofort und musterte die nasse und nur im Handtuch bekleidete Lily überrascht. »Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte diese auch sofort und Sirius bat sie nickend doch ins Zimmer zu kommen. Er hatte keine Ahnung, was die Hexe von ihm wollte, aber es war auf jeden Fall eine recht angenehme Überraschung. Lily war schließlich nicht unansehnlich, obwohl Sirius natürlich niemals etwas bei ihr versuchen würde.
Die nächste Überraschung folgte aber sofort. Für einen Moment hatte Sirius überlegt, ob Lily über James reden wollte oder über Miriam, doch dann fragte sie plötzlich: »Kann ich zu dir ziehen?« und verschlug Sirius damit schon wieder die Sprache.
»Z-Zu mir ziehen?«, wiederholte er. »Jetzt?«
»Ja, so schnell wie möglich.«
»Willst du dich nicht vorher anziehen?«
»Mach dich nicht lächerlich Sirius.« Lily verdrehte die Augen. »Hör zu, ich bin doch eine Gefahr für James und seine Familie. Die Todesser werden meine Flucht doch nicht einfach so hinnehmen, oder? Und Mulciber weiß doch bestimmt, wo ich mich aufhalte! Sie könnten also… Sirius? Sirius, mein Gesicht ist hier.« Lily zeigte mit dem Zeigefinger auf ihren Kopf und Sirius hob peinlich berührt den Blick.
»Tut mir leid.«, murmelte er errötend und Lily verdrehte die Augen. Männer, immer dasselbe, dachte sie und bemerkte die Bilder von halbnackten Mädchen auf Motorrädern an den Wänden von Sirius’ Zimmer. Hoffentlich überdeckte er die Blümchentapeten bei sich zu Hause nicht mit ähnlichen Bildern, sonst würde seine Freundin wohl die Wände einreißen.
»Hast du mitbekommen, was ich gesagt habe?«
Sirius überlegte eine Sekunde, nickte dann. »Von mir aus kannst du gerne zu mir ziehen, aber… Ich glaube nicht, dass das das klügste ist.«
»Warum nicht?«
»Naja, erstens verbringe ich sowieso den halben Tag hier bei meinem Motorrad, du wärst also ganz allein in meiner Wohnung und völlig ungeschützt, was uns auch schon zu Punkt zwei bringt: Lily, James’ Eltern sind schon seit so vielen Jahren Auroren, glaubst du nicht, sie wissen um das Risiko und haben alles in die Wege geleitet, dass dir nichts passieren kann? Hör mal«, Sirius legte die Hände auf Lilys Schultern, »James hat mir erzählt, dass du wegen Koby ein bisschen am durchdrehen bist. Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass Koby dich nicht beobachten, sondern beschützen soll? Dass er einfach aufmerksam sein soll und von den Potters den Auftrag hat, dich möglichst nicht aus den Augen zu verlieren? Hauselfen sind ziemlich mächtig, musst du wissen.«
Verblüfft hob Lily die Augenbrauen. An diese Möglichkeit hatte sie tatsächlich noch nicht gedacht und Sirius grinste zufrieden.
»Du siehst Lily, hier ist es absolut sicher für dich und für die Potters. Außerdem kommt Miriam bald zurück und ich würde gerne ein bisschen mit ihr allein sein. Ich weiß, du würdest nicht stören, aber…« Vielsagend sah Sirius sie an und Lily nickte kopfschüttelnd.
»Ja, klar, das versteh ich total.«
»Okay, gut.« Sirius grinste und im selben Moment öffnete sich seine Zimmertür.
»Hey Sirius, ist dir aufgefa-«
Eigentlich war es immer Sirius, der so ein schlechtes Timing an den Tag legte, aber James schien ihm wohl Konkurrenz machen zu wollen. Verwundert blieb James in der Zimmertür stehen, sah von Sirius zu Lily und blieb an Sirius’ Händen auf Lilys Schulter hängen. Als Sirius merkte, wohin er blickte, nahm er die Hände schnell weg und machte drei Schritte zurück. Nervös sah er von James zu Lily und holte Luft um sich irgendwie herausreden zu können, während sich James’ Blick langsam in Misstrauen wandelte.
Verblüffend, was das Gehirn in solch wenigen Sekunden alles wahrnehmen konnte.
»Dann hätten wir das also besprochen!«, meinte Lily und klopfte Sirius einmal kräftig auf den Rücken. Dabei lächelte sie schrecklich gezwungen und hoffte, dass James es nicht merkte und Sirius einfach mitspielte.
»Ja, alles klar Lily.«, meinte dieser sofort, schlug zurück, so fest, dass Lily die Tränen in die Augen traten.
»Was…« James runzelte die Stirn, sah noch einmal von Lily zu Sirius und schüttelte den Kopf. »Was macht ihr denn da?«
»Wir haben etwas besprochen.«, meinte Sirius und bemühte sich, Lily nicht auf den Busen zu starren, während sie ihr Handtuch wieder höher zog.
»Was denn?«
»Wir äh…«
»Wir haben besprochen wie wir dich am besten betrügen könnten.«, meinte Lily und verdrehte die Augen, während Sirius das Herz in die Hose sank. »Gleich morgen wollen wir es in der Garage tun, sobald du weg bist.« Damit strich sie sich noch einmal die nassen Haare aus dem Gesicht und wollte sich an James vorbei aus dem Zimmer drücken.
»Das ist nicht witzig.«, knurrte James und hielt sie am Armgelenk fest.
»Doch.« Lily grinste. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen!«
»Haha.«
Doch die Hexe riss sich einfach los und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Kopfschüttelnd sah James ihr nach, wandte sich dann Sirius zu. »Was sollte das?«
»Hey hör mal, kann ich nicht mit meiner besten Freundin reden, ohne dass du eifersüchtig wirst?«
»Erstens: Deiner BESTEN FREUNDIN?« James musterte Sirius von Kopf bis Fuß. »Seit wann das denn?«
»Ich hab keine andere gute Freundin, mit der ich nicht geschlafen habe, also ist sie meine beste Freundin, oder?«
»Ich hoffe das bleibt so.«
»Ach komm schon, Prongs.« Sirius seufzte und ließ sich auf seinem Bett nieder. »Du kannst mir echt vertrauen.«
»Schön. Dann zweitens: warum besprichst du etwas mit deiner besten Freundin während sie nur ein Handtuch trägt?«
»Ihr ist unter der Dusche was eingefallen. So wie dir was eingefallen ist. Deswegen bist du doch hier oder? Was ist dir denn eingefallen?«, fragte Sirius schnell und versuchte, wirklich interessiert zu gucken.
»Hör auf das Thema zu wechseln.«, brummte James und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Musst du nicht lernen?«
»Was habt ihr besprochen?«
»Frag Lily.«
»Wenn es keine Verschwörung gegen mich war, dann kannst du es mir doch sagen!«
»Frag Lily.«, wiederholte Sirius. »Ich will nichts damit zu tun haben!«
»Womit?«
»FRAG LILY!«
Zugegeben etwas erbost machte James auf dem Absatz kehrt und knallte Sirius’ Zimmertür zu, als er ging. Er sah den Flur entlang, wartete einen Moment, ob sich bei Lilys Tür etwas tat, dann lief ging er mit festen Schritten darauf zu und klopfte. »Lily?«
Sie öffnete nach einem kurzen Moment in einer kurzen Hose und T-Shirt. Die Haare trocknete sie gerade mit einem Handtuch und sie machte sofort einen Schritt zur Seite, um James rein zu lassen.
»Was hast du denn mit Sirius besprochen?«, fragte er auch schon und sah sich kurz in Lilys Zimmer um. Auf ihrem Bett lag das nasse Duschhandtuch, sonst war es wie immer recht aufgeräumt.
»Hat er es dir nicht gesagt?«
»Nein.«
»Ich wollte Motorradfahren lernen.« Lily schmiss das Handtuch zu dem anderen aufs Bett und strich sich mit den Händen die Haare aus der Stirn.
»Motorradfahren?«, wiederholte James langsam und zog die Augenbrauen zusammen. War ihr wirklich keine bessere Ausrede eingefallen oder meinte sie das ernst?
»Ja.« Lily nickte. »Ich fahr zwar auf keinem Motorrad ohne Auspuff, aber wenn es dann mal zusammengebaut ist, dann…« Sie zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Vielleicht erweist es sich als praktisch.«
»Ernsthaft?«, fragte James noch einmal nach. Auf einem Besen hatte er Lily noch nie schneller fliegen sehen als Fünfzehn km/h. Und dieses Mädchen wollte Motorradfahren lernen?
»Ja, ernsthaft.« Lily grinste, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab James einen Kuss auf die Wange. »Wir könnten ja mal zu zweit fahren.«
»Ernsthaft?!«
»Ja, James!« Genervt ließ sie sich wieder auf den Fußballen fallen. »Warum glaubst du mir nicht, wenn ich dir das sage? Du meinst wohl, ich schaff das nicht?«
»Doch, klar!«, log James sofort und Lily schürzte die Lippen.
»Wolltest du nicht lernen?«
»Ja, ja stimmt…« Nervös strich James sich durch die Haare und versuchte sich Lily auf einem Motorrad vorzustellen. »Aber vielleicht… Lass uns mit einem Mofa anfangen.«
»Okay.« Lily lächelte, stellte sich wieder auf die Zehenspitzen und dieses Mal küsste sie James auf den Mund. »Tut mir leid, übrigens.«, fügte sie dann zerknirscht hinzu.
»Was?«
»Das mit Koby.« Sie seufzte, legte James die Arme um die Schultern. »Ich hab vermutlich mal wieder überreagiert und… Wenn du ihm vertraust sollte ich ihm auch vertrauen.«
»Okay.« Ein Lächeln erschien auf James’ Lippen und Lily seufzte erleichtert. Er glaubte ihr und ihr Streit war auch aus der Welt geschafft. Zum Glück hatte sie im Laufe der Jahre gelernt, überzeugend zu lügen. »Ich bin froh, dass du so denkst.« James küsste sie noch einmal und Lily schlang die Arme ein bisschen fester um seinen Nacken.
»Das letzte Nacht war schön.«, murmelte sie und gab ihm noch einen Kuss auf die Wange.
»Ja, fand ich auch.«, meinte James sofort. Ihr Haar war noch feucht und roch nach Shampoo. Ein bisschen nach Frühling, nach Sommer und Sonne.
»Wir sollten das wiederholen.«, flüsterte sie grinsend in sein Ohr. »Möglichst bald.«
»Mhmm«, machte James strich über ihre Arme zu ihrer Schulter, dann auf den Rücken und hoffte, dass Sirius’ Hände nicht denselben Weg genommen hatten.
»Wir könnten es uns nach dem Essen, wenn Sirius gegangen ist, doch noch in meinem Zimmer bequem machen, ein bisschen Musik hören…«
»Klingt toll, aber ich muss wirklich diese Flugmanöver lernen.«, meinte James und löste sich ein wenig von Lily. Ein bisschen hasste er sich dafür, dass er das sagte, er klang wie der letzte Streber.
»Ich helf dir beim Lernen.«, meinte Lily sofort, wackelte mit den Augenbrauen und versuchte ihn zu küssen.
»Das wird nicht besonderes effizient, glaube ich.«, meinte James und wollte sich am liebsten schlagen. Was machte er denn da? Ja, schon, er könnte seine gute Position verlieren, wenn er die Befehle morgen nicht kannte, aber er war doch nicht schwer von Begriff und er hatte doch noch die ganze Nacht zum lernen und…
Aber es ging um Quidditch. James hatte nie zu hoffen gewagt einmal wirklich in einem seriösen Verein spielen zu können und jetzt stand er schon mit einem Bein drinnen! Er durfte nicht versagen!
Als Lily merkte, dass er sie wirklich zurück wies, fühlte sie sich einen Moment lang ziemlich vor den Kopf gestoßen. Dann lächelte sie, ließ ihn los und nahm seine Hände. »Okay. Dann lern mal schön.«, meinte sie, drückte noch einmal seine Hände und ging dann ins Bad. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr: Das ist richtig so! Wie oft hast du ihn schon zurück gewiesen, weil DU lernen musstest? Das ist keine große Sache!
Aber eine andere Stimme meinte: Vielleicht hat er es nicht so schön gefunden wie du. Vielleicht hat er DICH nicht schön gefunden. Vielleicht…
Lily griff nach der Bürste und ließ sie kräftig durch die Haare fahren. Der kurze Schmerz betäubte die Stimmen für einen Moment. Und als sie schließlich einen Blick aus dem Badezimmer warf, war James gegangen.


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Beziehungskomödien aufzubauen und die entsprechenden Dialoge zu schreiben kann Joanne K. Rowling so gut wie Woody Allen. Im vierten und fünften Band ist das schön zu beobachten, wenn es die ersten Eifersüchteleien zwischen den Freunden gibt.
Klaus Fritz