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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 8

von Jojoi

War Regulus jemals so aufgeregt gewesen?
Sein erster Kuss, seine erste Zweisamkeit mit Lucinda, der Tag, an dem er zum Todesser wurde, die Stunden in Dumbledores Büro vor seinem Rausschmiss… Die Aufregung, die er damals empfunden hatte, kam ihm so lächerlich vor im Vergleich zu der, die ihm jetzt das Herz schneller schlagen ließ.
Noch einmal atmete er tief durch, hob dann die Hand und klopfte erst zögerlich, dann ein zweites Mal entschlossener und lauter gegen die Holztür.
Es ertönte keine Antwort, doch das Schloss schnappte auf und mit einem leisen, kaum vernehmbaren Kreischen schwang die Tür auf. Regulus’ Blut rauschte in seinen Ohren, seine Beine fühlten sich an, wie Wackelpudding, als er sie hob und einen Fuß vor den anderen setzte. Er musste aussehen, wie ein Betrunkener. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und Regulus atmete noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen.
Voldemort saß mit dem Rücken zu ihm in einem breiten Sessel vor dem Fenster uns sah hinaus. Regulus konnte nur seine bleiche Hand sehen, die entspannt auf der Armlehne lag. Regulus starrte sie an, wartete darauf, dass sie sich regte, aber die Hand zuckte nicht einen Moment lang.
»Was willst du?« Die gezischten Worte zerschnitten die Stille ebenso wie Regulus’ Selbstbeherrschung. Für einen Moment unterlag er tatsächlich er Versuchung einfach umzudrehen und wieder zu gehen, aber seine Beine bewegten sich keinen Millimeter.
»Ich… I-ich habe… E-Es gibt etwas das Ihr wissen solltet.«, brachte Regulus schließlich hervor und ballte die Hände zu Fäusten. Er glaubte das Kichern einer Frau hinter sich zu hören und fuhr herum, doch in dem dunklen Flur stand niemand.
»Und was wäre das?« Voldemorts Hand lag immer noch unbewegt auf der Armlehne. Regulus schluckte, wandte sich wieder dem Sessel zu, doch die Haare in seinem Nacken waren aufgestellt unter dem Glauben, fremden Blicken ausgesetzt zu sein.
»D-Das geht nur… Nur Euch etwas an, Herr, also…« Er schluckte. Wieder rührte die Hand keinen Muskel, aber hinter ihm fiel die Tür mit einem leisen Quietschen ins Schloss zurück.
Trotzdem fühlte Regulus sich kein bisschen besser.
»Nun denn, sprich schon!«, forderte der Dunkle Lord und Regulus atmete noch einmal tief durch, machte dann mutig zwei Schritte nach vorne.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass… Dass eine Seherin… Sie soll gesehen haben… Ich weiß, dass Ihr unbesiegbar seid, Herr und glaubt nicht, dass ich daran zweifle! Ich sage nur, was andere sagen.«
»Was sagen andere?«
»Sie… Also, anscheinend gibt es… Es gibt wohl eine Seherin, die im Traum gesehen haben soll, dass Ihr… Dass Ihr sterben werdet. Und wir alle mit Euch. Aber natürlich ist das unmöglich, schließlich gibt es niemanden, der Euch besiegen könnte.«
»Eine Seherin?«, wiederholte Voldemort mit tonloser Stimme.
»Eine Wahrsagerin.«
»Sie hat prophezeit, dass ich sterben werde?«
»Na ja, ich…« Regulus’ Gedanken rasten. Es war wohl doch keine gute Idee gewesen, zu Voldemort zu gehen. »Ich weiß nicht.«
»Hör auf meine Zeit mit deiner Unwissenheit zu verschwenden.« Urplötzlich fuhr Voldemort hoch und im selben Moment fühlte Regulus, wie seine Kehle zusammen gedrückt wurde. »Was weißt du?« Mit schnellen Schritten und blähendem Umhang kam Voldemort auf ihn zu, während eine fremde Macht Regulus nach hinten gegen die Wand schleuderte. »Und was weißt du nicht?« Regulus keuchte, der Druck auf seine Kehle wurde immer stärker, er würgte, wurde gegen die Wand gepresst. Verzweiflung benebelte sein Gehirn. »Sprich oder schweig für immer!«
Regulus würgte noch einmal, dann nahm der Druck etwas ab und er holte rasselnd Luft. »Eine Frau hat im Traum gesehen, wie Ihr, Herr, und alle anderen sterben werden. Und anscheinend werden ihre Träume wahr. Das ist alles, was ich weiß.«
»Wer?« Voldemort kam näher, der Druck auf Regulus’ Hals nahm wieder zu. »Wer ist diese Seherin?«
»I-ich…«
»Wer?« Sein Blick schien Regulus durchbohren zu wollen, doch selbst jetzt wusste er noch seine Gedanken vor denen des Dunklen Herrn zu verschließen. Er war es von seinem zu Hause so gewohnt, niemanden in seinen Geist eindringen zu lassen, dass seine Selbstbeherrschung sogar jetzt noch dafür ausreichte. Er sah den Zorn in Voldemorts Augen aufblitzen, als er die Barriere bemerkte, die Regulus schützend vor seine Gedanken errichtet hatte. Es war sein Ende. Es war so dumm von ihm gewesen, zu Voldemort zu gehen. Es war so dumm gewesen zu meinen, diese Informationen könnten sein Leben retten. Wenn er jetzt erwähnte, dass es eine einfache Schülerin, eine Muggelstämmige gewesen war, die seinen Tod voraus sagte… Voldemort würde ihm vorwerfen, ein Nichtsnutz zu sein, der seine Zeit verschwendete.
»Madam Blanchard!«, brachte Regulus hervor und versuchte irgendwie Luft zu holen.
»Wer?« Voldemorts Blick bohrte sich in seinen Kopf und Regulus dachte mit aller Macht: Madam Blanchard, die Wahrsagelehrerin von Hogwarts, Madam Blanchard, die Wahrsagelehrerin von Hogwarts!
Und es wirkte. Plötzlich war der Druck auf seine Kehle fort und Regulus fiel zu Boden. Keuchend holte er Luft, fasste sich an den schmerzenden Hals.
»Die Wahrsagelehrerin von Hogwarts erträumt sich meinen Tod?«, fragte Voldemort und wandte sich von Regulus ab. Seinen Zauberstab ließ er wieder in seinem Umhang verschwinden und Regulus dachte betrübt, er hätte die andere Hand beobachten sollen. Aber hätte ihm das gegen den Zauber des Dunklen Lords helfen können?
»Ja, Herr.«, bestätigte Regulus und stemmte sich wieder in die Höhe.
»Interessant.« Voldemort setzte sich wieder in seinen Sessel. Seine Hand legte er wieder dort hin, wo sie vorher gewesen war. Als wäre der kleine Zwischenfall nie passiert.
»Du kannst jetzt gehen.«, sagte der Dunkle Lord dann barsch und Regulus nickte schnell. Beinahe fluchtartig verließ er das Zimmer und nahm sich vor, nie wieder ein privates Gespräch mit seinem Herrn zu wünschen.

Ihre Freunde verließen sie am Nachmittag mit einigen Umarmungen und dem Versprechen, sich bald wieder zu sehen. Lily drückte Remus besonders lange, was James nicht entging, aber er sagte nichts, umarmte dafür aber Julia, die unter anderem zu seinen Exfreundinnen gehörte, mindestens genauso lang.
Doch Lily schien das überhaupt nicht zu interessieren.
Ein wenig frustriert nickte James, als Lily ihm später sagte, sie wolle ein wenig in der Bibliothek stöbern. Aber er war sehr frustriert, als er Lily erst wieder zum Abendessen sah und selbst da schien sie noch in Gedanken bei ihrem Remus oder sonst wo zu sein. James hätte es in diesem Moment nur zu gerne gekonnt: Die Fähigkeit in andere Köpfe schauen zu können. Sein Vater war nicht schlecht darin, was ihm in seinem Aurorenberuf natürlich so manches Mal geholfen hatte. James wünschte sich plötzlich wirklich, er hätte seinen Dad überreden können, es ihm beizubringen.
Er hätte zu gerne gewusst, wo Lily mit ihren Gedanken war. Oder bei wem.
Als seine Eltern nach dem Abendessen verkündeten, dass sie noch einen kleinen Spaziergang machen wollten, war Lily für einen Moment wirklich bei der Sache und überlegte, ob sie mitgehen sollte. James ließ sich einfach auf das Sofa fallen, was seiner Meinung nach Antwort genug auf die Frage: »Kommst du mit?« war und schließlich entschloss sie sich dafür, auch da zu bleiben.
Und das holte James schon ein bisschen aus seiner Frustration heraus. Mit etwas besserer Laune setzte er sich auf und forderte Lily dazu auf, sich zu ihm zu setzen. Ihr Blick huschte einen Moment lang zur Bibliothek, dann zu den Bildern über dem Kamin. Schließlich setzte sie sich doch und James legte seinen Arm um ihre Schulter. Im Kopf überschlug er, wie lange seine Eltern wohl für den kleinen Spaziergang brauchen würden. Zwanzig Minuten? Dreißig? Kam ganz darauf an, ob sie noch jemanden zum Quatschen trafen. Im Gegensatz zu James war seine Mutter Muggeln gegenüber sehr redselig.
»Das sieht hübsch aus.«, meinte er und deutete auf Lilys neu erworbenes Shirt.
»Danke.« Lily lächelte kurz, zupfte ein Katzenhaar von ihrer Hose und betrachtete es dann eingehend.
»Ich glaube, Panna verliert ihr Sommerfell.«, meinte James und nahm Lily das Haar aus der Hand. »Überall schwirren die Teile herum…«
»Ja, vermutlich.«, meinte Lily und James ließ das Haar unbeachtet zu Boden schweben. Sie waren zu zweit, das erste Mal an diesem Tag und er redete über Katzenhaare!
»Das war schon ein verrückter Besuch heute Mittag, was? Erst glaubt Remus, du seist tot, dann Julia…«, meinte er lächelnd, um die Stimmung aufzulockern. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Lily beklemmt war. Beklemmter als sonst. Sie war noch nie besonders offen und gedankenlos gewesen, im Gegenteil. Es sei denn, sie war betrunken. Dann konnte sie schon mal auf dem Tisch tanzen und sich in aller Öffentlichkeit an ihn heran schmeißen. Im nüchternen Zustand undenkbar. »Willst du was trinken?«, hörte James sich fragen und kam sich so erbärmlich vor. Warum schaffte er es nicht, so unbefangen mit ihr umzugehen, wie sonst auch? Weil sie Remus zwei Sekunden zu lang umarmt hat? Nur weil sie in der Küche einen Tick zu vertraut gewirkt hatten? Remus war ihr bester Freund, sie hatten sich die Ferien über nicht gesehen, James sollte da nicht so viel hinein interpretieren.
Oder hatten sie sich in den Ferien getroffen? Lily hatte nie erwähnt, dass sie ihre Freunde traf, aber sie hatte in den Briefen auch nie das Gegenteil behauptet, oder?
Während James darüber nachdachte verneinte Lily seine Frage und wandte sich den Bildern über dem Kamin zu. »Wer sind die Leute alle?«
»Irgendwelche ehrenwerten Verwandten.«, murmelte James erst geistesabwesend, zwang sich dann aber, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. »Zum Beispiel meine Urgroßtante Rosalie Potter.« Er deutete auf eine mollige Frau, die Lily jetzt aus einem Portrait fröhlich zuwinkte. »Hat anscheinend maßgeblich dazu beigetragen, die Dementorenplage in England zu beseitigen. Und mein Ururgroßvater James«, er deutete auf einen Mann mit buschigem, braunen Bart, »hat im letzten Zwergenaufstand sein Bein verloren.«
»Bist du nach ihm benannt?«
»Nein, nicht wirklich. In meiner Familie heißen alle James.« Er zuckte mit den Schultern. »Scheint eine alte Tradition zu sein, oder so. Dad behauptet, irgendwann vor so vielen Jahren, dass niemand mehr weiß, wann überhaupt, hat eine Wahrsagerin einem meiner Vorfahren prophezeit, solange alle erstgeborenen Männer der Familie James heißen, wird kein Unglück über die Familie kommen. Hat Ururgroßvater James aber nicht viel gebracht.«
»Ach so?« In Lilys Stimme schwang tatsächlich Staunen und Bewunderung mit und James unterdrückte ein Lachen. Es war die dämlichste Tradition, die er kannte, zumal er von Wahrsagerei nicht viel hielt. »Deine Familie hat echt Geschichte, was?«
James zuckte mit den Achseln, nickte. »Vermutlich.«
»Ich hab in der Bibliothek ein wenig gestöbert, aber viel erfahren habe ich nicht über die Potters. Oder dieses Haus.« Lily sah sich um, während James überrascht die Augenbrauen hob. Sie hatte sich über seine Familie informiert? »Über Stonegrave habe ich dafür viel gefunden. Über Stonegrave Minster genauer gesagt. Es soll eine alte Missionarskirche gewesen sein und ein paar Ritter sollen dort beigesetzt sein.«
»Ja, Tempelritter.«
»Wirklich?« Lilys Augen blitzen auf und James lachte.
»Nein, das war nur ein Scherz.«
»Hast du Lust, mir die Kirche mal zu zeigen?«
»Die Kirche?« James rümpfte die Nase. »Ich mag Kirchen nicht besonders.«, gab er dann zu und Lily runzelte die Stirn.
»Warum nicht?«
»Weil… Weil da immer dieser Tote am Kreuz auf einen runter schaut. Allgemein sind da viel zu viele Kreuze. Als wurde jemand auf dich zielen. In den Buntglasfenstern sind Mordszenen oder böse Engel dargestellt. Es ist kalt, muffig, düster und hellhörig. Grauenhafte Wasserspeier, unbequeme Bänke, selbst das Kerzenlicht wirkt im Zwielicht nicht tröstlich.« James rümpfte die Nase. »So sind alle Kirchen, die ich kenne. Dort muss ich wirklich nicht meine Zeit verbringen.«
»Ich mag Kirchen. Aber ich habe auch noch nie so sehr darüber nachgedacht. Es war eben immer ein Ort, an dem ich zu Weihnachten oder Ostern mit meiner Familie hingegangen bin und gesungen habe.« Lily zuckte mit den Schultern. »Ich war aber auch nur in protestantischen Kirchen, da gibt es keine bösen Engel in Buntglasfenstern.«
»Das war auch nur ein Beispiel. Morgen musst du sowieso alleine gehen. Mein Quidditchtraining beginnt jetzt.« Seine Augen leuchteten auf. »Lass dich also von mir nicht wecken, du kannst ruhig ausschlafen.«
»Ach so.« Lily konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Schlafen ist aber ein gutes Stichwort.« Gähnend erhob sie sich vom Sofa und streckte sich. »Ich bin müde.«
»Jetzt schon?« James sprang auf, hielt sie an der Hand fest.
»Es war ein langer Tag.«, wich Lily aus und gab ihm lächelnd einen flüchtigen Kuss. »Ich bin wirklich völlig fertig.«
»Okay.«, murmelte James und versuchte seine Enttäuschung so gut es ging zu verbergen. »Gute Nacht.«
»Dir auch!« Damit wandte Lily sich um und ging auf die Treppe zu. Sie kam James plötzlich so weit weg vor, dass ihm fast schlecht wurde.
»Lily?«, sagte er und sie bleib noch einmal auf der Wendeltreppe stehen.
»Ja?«
»Ist in den Ferien irgendwas passiert? Was, das ich noch wissen sollte?«
»Nein, wieso?«
»Nur so.« James schluckte. »Bei mir auch nicht.«, fügte er dann schnell hinzu. »Schlaf schön!«
Lily schenkte ihm ein letztes Lächeln und ließ James allein zurück. Seufzend ließ er sich zurück auf das Sofa fallen. Er hörte, wie sie in ihrem Zimmer verschwand und danach noch so mancherlei Geräusche. Schritte, Rascheln, Wasserrauschen.
Es war nur ein Stockwerk, das sie trennte. Und trotzdem hatte James das Gefühl, er müsste nicht eine Wendeltreppe, sondern einen gewaltigen Berg überwinden, um auch nur in ihre Nähe zu gelangen.

Als Lily am Morgen aufwachte, strahlte die Sonne fröhlich in ihr Gesicht. Sie hatte am Abend wohl vergessen die Vorhänge zuzuziehen. Gähnend streckte sie sich unter ihrer warmen Decke, krabbelte dann aus dem Bett und zog sich an. Es war schon zur Gewohnheit für sie geworden, zu versuchen, sich daran zu erinnern, was sie geträumt hatte, aber so sehr sie auch darüber nachdachte, es fiel ihr nicht mehr ein.
Und das war vielleicht auch gut so. Zu wissen, dass bald etwas auf sie zu kam war schrecklich. Das Gefühl der eigenen Ohnmacht schien Lily dann jedes Mal zu erdrücken. Sie hasste es, machtlos zu sein, nichts verabscheute sie mehr, nicht mal das Fliegen.
Es war still im Haus, als Lily ihr Zimmer verließ und sich auf den Weg in die Küche machte. Auf dem Tresen standen Müsli, Milch und eine Schüssel für sie bereit. Der TAGESPROPHET lag aufgeschlagen auf dem Herd. Während sie ihr Frühstück zu sich nahm, überflog Lily die Seiten. Sie hatten an der Akademie für Verwandlungen aller Art ebenfalls sieben Leichen gefunden. Der muggelstämmige Akademiedirektor war eine von ihnen.
Betrübt schloss Lily die Zeitung, stopfte ihr Müsli in sich hinein und entdeckte dann Miranda in dem Garten hinter dem Haus. Sie kniete im Gras und schien sehr beschäftig. Lily trank die Milch aus ihrer Schüssel, sprang dann auf und ging in den Garten. Die Sonne ließ das Gras scheinen und die Blumenbeete zeigten ihre volle Pracht. Lily kniete sich zu Miranda ins Gras, betrachtete die Blumentöpfe, die sich um sie herum stapelten. Miranda war gerade dabei eine Pflanze mit breiten, grünen Blättern auszugraben und fluchte, weil sie sich die kleinen Wurzeln ständig neu in die Erde gruben.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Lily und wollte Miranda die Pflanze abnehmen.
»Danke, aber… Du musst aufpassen, die Dinger sind sehr gerissen.« Miranda buddelte weiter und endlich war die Pflanze freigelegt. In der Luft suchten ihre Wurzeln verzweifelt nach Halt und Miranda stopfte sie in einen der Blumentöpfe. »Wenn du willst, kannst du sie mit Erde bedecken.«, schlug sie dann vor und Lily nickte schnell, zauberte sich eine Schaufel herbei und begann das Pflänzchen einzugraben. Tatsächlich verringerte sich die Aktivität der Wurzeln sofort und die Pflanze schien es sich nur noch in dem Blumenkübel gemütlich zu machen.
»Was sind das für Pflanzen?«
»Limibien. Heilpflanzen der ganz besonderen Art. Sie tragen ätherische Öle in ihren Stämmen, die bei hoher Dosis benebelnd wirken. Aber es gibt auch kein besseres Schmerzmittel.« Miranda stach wieder in den Boden, um die nächste Limibia auszubuddeln. »Allerdings mögen sie es nur schattig. Und seit dem sich unser Walnussbaum in den Kopf gesetzt hat, doch lieber drei Meter weiter rechts Wurzeln zu schlagen, bekommen sie zu viel Sonne ab.«
Verwundert sah Lily zu dem großen Baum rechts von ihr hinauf. Tatsächlich war der Rasen auf der einen Seite des Stammes aufgehäuft, während sich auf der anderen eine kleine Delle formte.
»Bäume können wandern?«
»Ja, aber sie machen das äußerst selten, die allermeisten sind auch viel zu träge dafür. Wir haben hier einen Wanderbaum erwischt. Im letzten Winter hat er auf der Suche nach Sonne unseren halben Garten umgegraben.« Miranda schüttelte über den eigensinnigen Baum nur den Kopf. »Schreckliches Ding. Wenn er so weiter macht, ist er bald ganz ausgetrocknet.«
»So was.« Lily runzelte die Stirn wandte sich dann den Limibien zu. »James ist schon fort?«
»Oh ja, schon seit acht Uhr. Ich bin froh, dass er etwas gefunden hat, das seinen Ehrgeiz weckt und Spaß macht.« Miranda stach der kleinen Pflanze eine Wurzel entzwei, woraufhin sie ihre Blätter heftig schüttelte. »Wenn die Dinger nicht so störrisch wären, würden sie nicht so viele Wurzeln verlieren!«
»Es ist wirklich sehr nett von euch, dass ich hier wohnen darf.«
»Ach Lily, Liebes, mach dir deswegen keinen Kopf.« Miranda zerrte einmal kräftig an der Pflanze, dann war auch diese endlich aus der Erde gegraben. »Mein Mann und ich wissen genau wie das ist, auf sich allein gestellt zu sein. Damals wären wir so manches Mal froh über ein sicheres Dach über den Kopf gewesen. Es ist nur schön, dass wir dir helfen können.«
»James sagte, dass die Potterfamilie nicht gerade begeistert von deiner Heirat war.« Lily nahm die Limibia entgegen und stopfte die dieses mal etwas störrischere Pflanze in den Blumentopf.
»â€şNicht gerade begeistert‹ ist aber schön ausgedrückt.« Miranda ging um Lily herum und wandte sich dann der nächsten Pflanze zu. »Sie waren geradezu außer sich. Und meine Familie war auch nicht besser.«
»Warum?«
»Weil ich verlobt war, bevor ich James kennen lernte.« Ein Lächeln schlich sich auf Mirandas Gesicht. »Mit Roland Flamel. Du hast bestimmt schon mal von den Flamels gehört.«
Lily nickte kurz, der Name kam ihr tatsächlich bekannt vor, aber sie konnte ihn nirgendwo zuordnen.
»Seine Familie besteht seit Jahrhunderten aus Alchemisten. Aber Roland war nur ein kleiner Angestellter im Ministerium. Untersuchte dort neuartige Tränke auf ihre Tauglichkeit. Na ja, jedenfalls waren wir verlobt. Ich kannte ihn von meiner Schulzeit. Ich dachte, er wäre die Liebe meines Lebens. Damals habe ich noch Heilkunde studiert, ich wollte Heiler im Mungo werden, aber es ist ein fürchterlich langweiliges Studium. Trotzdem zog ich es durch, was man einmal anfängt, muss man auch fertig machen.« Miranda zerrte die nächste Pflanze aus dem Boden und reichte sie Lily. »Meine Eltern war natürlich ganz begeistert, dass ich in diese berühmte Familie einheiraten wollte. Und es sah tatsächlich nach dem größten Glück aus. Aber als ich mit meinem Studium fertig war merkte ich, dass ich damit nicht glücklich war. An diesem Tag stach mir die Anzeige im Tagespropheten ins Auge. Der letzte Aufruf für eine Anmeldung zur Aurorenausbildung. Ich habe mich ohne groß nachzudenken angemeldet, wurde angenommen und ins Ausbildungslager geschickt. Roland war fürchterlich sauer.«
»Warum?«
»Weil unsere Hochzeit aufgeschoben werden musste.« Miranda lachte in sich hinein. »Wir wollten nach meinem Abschluss heiraten. Aber dann begann ich eine neue Ausbildung, bei der ich sogar noch mehr Zeit aufwenden musste. Für die Hochzeitsplanung blieb nicht viel übrig. Du siehst ja, wie oft Sirius mit seiner Freundin zusammen ist.«
»Sie ist doch gar nicht da.«
»Eben.« Miranda seufzte, deutete auf die Pflanze in Lilys Blumentopf. »Pass auf, gleich entwischt sie dir.«
Erschrocken sah Lily nach unten. Tatsächlich hatte sich die Limibia aus dem Topf gekämpft und war dabei, über das Gras davon zu laufen. Schnell packte Lily die Pflanze an den Blättern und stopfte sie zurück in den Topf.
»Tut mir leid.«
»Ach, schon in Ordnung. Die Dinger sind einfach zu störrisch.«, winkte Miranda ab und wandte sich wieder der Gartenarbeit zu.
»Habt ihr euch dann so zerstritten, dass ihr nicht mehr heiraten wolltet?«, bohrte Lily weiter, aber Miranda schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, ganz und gar nicht. Roland war immer ein sehr genügsamer Mensch. Er wollte, dass ich glücklich bin und wenn es mich glücklicher machte, Aurorin zu sein statt Heilerin, dann wollte er mir nicht im Weg stehen.«
»Und was ist stattdessen passiert?«
»Ich wurde zwei Auroren zugewiesen, die gerade ihre Prüfungen bestanden und zu Ausbildern ernannt wurden. Im ersten Jahr darf man keine Aufträge ohne seine Ausbilder durchführen, weißt du? Das wäre viel zu gefährlich. Ich hatte wirklich Glück und wurde zwei wunderbaren Auroren zugewiesen. Alastor Moody, von ihm hast du sicher gehört«, fragend sah sie Lily an und diese nickte schnell, Moody war selbst ihr bekannt, »und der andere war James.«
»James war dein Ausbilder?«
»Ja.« Miranda lächelte, reichte Lily wieder eine Limibia. »Und es war schon eine lustige Zeit. Alastor war damals ein Auror, der immer mit dem Kopf durch die Wand wollte und jeder Frau hinterher pfiff, während James sich stets im Hintergrund hielt und mir eigentlich keinerlei Beachtung schenkte.« Sie lachte auf. »Ich glaube, weder Alastor noch James waren besonders begeistert von mir. Mein Heilstudium hat mich gelehrt, immer erst die Situation zu erfassen und dann möglichst mit klarem Verstand und routiniert zu arbeiten. Im Alltag eines Auroren ist Routine nur selten zu finden. Ich kam mir immer fürchterlich blöd vor, besonders weil sie keinerlei Rücksicht auf mich nahmen. Heute weiß ich, dass das ganz normal ist so mit seinen Schützlingen umzugehen, damals dachte ich, sie wollten mich einfach nur zum Spaß quälen.«
»Quälen?«
»Sie missbrauchten mich als Laufburschen, als Köder in manchen Aufträgen und nur allzu gern versuchte Alastor über mich an Frauen heran zu kommen. James, wie gesagt, hielt sich sehr im Hintergrund, sprach kaum mit mir und wenn er mich fragte, ob ich ihm einen Kaffee holte, grenzte es an ein Weltwunder.«
Lily runzelte die Stirn. »Und wie kam es dann, dass ihr euch ineinander verliebt habt?«
Miranda zuckte mit den Schultern. »Einmal hatte ich meinen Umhang vergessen und ging noch einmal in die Zentrale zurück. Ich hörte sie in einem Büro Witze über mich reißen. Ich war die »kleine Heilerin, die ein Abenteuer sucht«. James war der einzige in der Zentrale, der sich nicht über mich lustig machte, aber das wusste ich damals nicht. Ich sah ihn in dem Büro stehen mit all den anderen und er war der einzige, der mich bemerkte. Er sagte nichts, ignorierte mich wie immer. Ich bin weggelaufen, aber der Vorfall weckte meinen Ehrgeiz. Ich wollte nicht mehr die kleine Heilerin sein. Ich trainierte wie eine Wahnsinnige. Aber die Gelegenheit, mich zu beweisen kam nicht. Einmal dann war Alastor verhindert, und als ein Auftrag reinkam, musste ich ihn allein mit James antreten. Wir dachten, es wäre keine große Sache, was sich allerdings als absolute Fehleinschätzung herausstellte. James und ich retten einander sozusagen gegenseitig das Leben. Er, weil er mich beschützte und ich, weil ich seine Wunden heilte. Ich hatte gezeigt, dass ich ein durchaus nützliches Mitglied für die Auroren war, allerdings nicht so, wie ich es gerne gewollt hätte. Ich hätte weder meinen Kollegen, noch mein eigenes Leben schützen können. Da dachte ich dann wirklich, dass die anderen recht hatten und ich nicht zum Auror bestimmt war. Dass ich nichts weiter war, als eine Heilerin, die ihr Abenteuer sucht.« Seufzend stellte Miranda einen Blumentopf wieder auf, den eine Limibia beim Fluchtversuch umgestoßen hatte.
»Aber du bist Aurorin geworden.«, erwiderte Lily verwundert.
»Ja. Weil James mir sagte, dass ich endlich aufhören soll, das schüchterne Mädchen zu spielen. Und er bedankte sich bei mir. Und da wusste ich plötzlich, dass ich ihm gar nicht so egal war, wie es immer schien.«
»Heißt das, du bist Aurorin geworden, wegen James?«
»Ja und nein. Ich wollte es ihm und den anderen zeigen, was in mir steckt. Ich wollte auch tatsächlich mein Abenteuer suchen und nicht im Mungo mein halbes Leben verbringen. Und genauso wollte ich auch James sehen und wenn er nicht mit mir redete, dann war das auch egal. Aber das wollte ich mir damals natürlich nicht eingestehen.« Sie zwinkerte Lily zu, reichte ihr die nächste Pflanze zum eintopfen und warf dann einen Blick in den Himmel. »Wir müssen fertig werden, bevor es zu regnen beginnt.«
»Die Sonne scheint doch! Es sind kaum Wolken zu sehen!«
»Schätzchen, wir leben in England. Nach dem Regen ist vor dem Regen.« Miranda lachte und begann wieder zu graben. Lily wartete einen Moment, ob Miranda von alleine weitererzählen würde, doch als sie es nicht tat, sagte sie:
»James hat mir mal erzählt, dass du und dein Mann euch erst drei Wochen kanntet und dann geheiratet habt. Er sagte, sein Dad habe immer behauptet, es wäre Liebe auf den ersten Blick gewesen.«
»Ach, das hat ihm bestimmt sein Vater erzählt.« Miranda grinste breit. »Und er hat auch nicht wirklich gelogen. Das mit den drei Wochen ist Ansichtssache. Wir kannten uns länger, weil wir zusammen arbeiteten aber erst nach diesem Vorfall lernten wir uns sozusagen richtig kennen. Wir redeten öfter, wenn aber auch nicht viel und James blieb mir auch immer ein Rätsel. Drei Wochen nach unserer missglückten Mission wollte ich heiraten und ging in die Zentrale, um mich zu verabschieden, weil ich zwei Wochen in die Flitterwochen gehen sollte. Von meinen Kollegen hatte ich niemanden eingeladen, ich konnte sie nach wie vor nicht leiden und sie respektierten mich nicht. Trotzdem wünschten sie mir alles Gute. James war nicht dabei. Er war in einem Büro mit Papierarbeit beschäftigt und ich ging ihn extra besuchen, um mich zu verabschieden. Es war ein kurzes Gespräch wie immer und es fühlte sich schrecklich aufgesetzt an. Ich redete mir ein, dass ich Roland liebte und zwang mich nicht über das Gegenteil nachzudenken. Deswegen war ich auch etwas erleichtert, als ich das Büro wieder verlassen durfte. Aber da rief James mich plötzlich zurück. Er erzählte mir, ohne von seinen Papieren aufzusehen, dass er ebenfalls einmal verlobt gewesen war. Dass sie ihn am Tag ihrer Hochzeit wegen seinem besten Freund verlassen hatte. Dass er seit diesem Tag mit keinem von beiden geredet hatte, weil er es nicht verstehen konnte. Er konnte nicht verstehen, warum man sich an eine bereits vergebene Frau ranmachen sollte, wie man das überhaupt mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Er sagte, er habe es bis zu diesem Tag nicht verstanden. Dann stand er auf, sah mich an endlich an und meinte: ›Tu’s nicht‹.«
»Und dann?«, fragte Lily etwas atemlos. Sie konnte sich alles bildlich vorstellen und war so aufgeregt, als wüsste sie nicht, wie die Geschichte ausging.
»Ich sagte: ›Guter Witz, James, aber ich muss jetzt gehen.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich.« Miranda kicherte. »Aber er sagte, dass er es ernst meinte und fügte: ›Wähl mich‹ hinzu. Ich dachte wirklich, ich hätte eine Halluzination oder so. Es war das erste Mal, dass ich aus James’ Mund mehr als drei Sätze hörte. Und er bat mich wegen ihm meine Hochzeit platzen zu lassen. Ich sagte ihm, dass das doch nicht ginge, dass ich ihn gar nicht kannte, dass ich Roland liebte, aber… Aber ich war wohl nicht besonders überzeugend. James kam einfach zu mir, küsste mich und bat mich noch einmal, ihm eine Chance zu geben. Ich war absolut sprachlos und James nutzte die Gelegenheit und küsste mich gleich nochmal. Die Situation war so unwirklich…« Miranda schüttelte lachend den Kopf und Lily dachte, dass sie dieses Verhalten irgendwoher kannte.
»Dann kam Alastor in die Abteilung, sah uns und meinte: ›Das ist jetzt nicht euer Ernst!‹« Miranda lachte und ließ die Schaufel sinken. »Es war so dämlich! Aber was soll ich sagen? Als James mich aus der Abteilung führen wollte, bin ich freiwillig mit ihm gegangen. Ich bin freiwillig mit ihm in die Abteilung für magische Transportmittel gegangen und wir haben uns zusammen für einen Portschlüssel nach Indien entschieden. Ich hab es einfach getan. In Indien haben wir uns trauen lassen und sind vier Wochen durch das Land gereist. Dort hab ich James richtig kennen gelernt. Ich dachte immer, er wäre ein stiller, zurückgezogener Kerl, dabei ist er privat ganz anders und nur auf der Arbeit so kühl. Ich hab einen Mann geheiratet, den ich überhaupt nicht kannte und hab es bis zum heutigen Tag nicht ein Mal bereut. Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Deswegen sage ich meinem Sohn auch immer, das sind die besten Entscheidungen. Die, bei denen der Verstand nichts zu sagen hat.«
»Und was war mit Roland?«
»Oh, Alastor hat ihm wohl erst erzählt, ich wäre tot. Und als er davon völlig geschockt gewesen war, hat er aufgedeckt, dass ich mit einem anderen durchgebrannt bin. Im ersten Moment war Roland wohl schrecklich erleichtert.« Miranda lachte. »Und er hat anscheinend erst später verstanden, was das bedeutet, als Alastor schon wieder über alle Berge war. Genauso hat er es bei meiner Familie gehalten. Trotzdem wurde ich mit Vorwürfen begrüßt, als wir zurück kamen. Aber das war nicht wichtig.« Miranda nahm die Gartenarbeit wieder auf und auch Lily wandte sich wieder der Pflanze zu, die inzwischen beinahe aus dem Blumentopf gekrabbelt war.
»In der Zentrale wurden wir natürlich mit blöden Sprüchen begrüßt. Aber das war auch nicht wichtig. James lehrte mich, ordentlich auf den Putz zu hauen, wenn die anderen sich mal wieder über mich lustig machten. Und schon hatte er eine angesehene Aurorin zur Frau.« Miranda reichte Lily grinsend die nächste Pflanze, obwohl diese mit der letzten noch gar nicht fertig war. »Tjaja, so war das damals.«
»Es ist eine schöne Gesichte.«
»Roland fand sie sicher nicht ganz so schön.« Miranda erhob sich seufzend, streckte sich und nahm Lily die eine Pflanze wieder ab. »Los, wir bringen sie in das neue Beet.«
Das neue Beet befand sich direkt an der Hausmauer und war schon von allerlei anderem Grünzeug besetzt. Die Pflanze, die Miranda in der Hand trug, hatte inzwischen auf der Suche nach Boden immer längere und längere Wurzeln bekommen und als Miranda sie auf den Boden setzte, lief die Pflanze los, einmal im Kreis, dann in die Pflanzen hinein und buddelte sich schließlich von selbst in einen Flecken Erde direkt an der Hauswand ein.
»Also gut, anscheinend wollen sie da drüben hausen. Sei vorsichtig.«, meinte Miranda, stieg behutsam durch das Blumenbeet bis zur Hausmauer und begann zu graben. Lily folgte ihr, achtete dabei genau darauf, wo sie hintrat. Anscheinend hatte ja alles im Garten der Potters ein recht reges Eigenleben, wenn selbst der Nussbaum hin und wieder seinen Standort wechselte.
Mirandas Geschichte hatte Lily nachdenklich gestimmt. Sie hatte ihren Traumberuf erst über Umwege gefunden. Genau wie Lily war sich Miranda früher wohl nicht sicher gewesen, was sie einmal werden wollte. Lily hatte mit dem Gedanken gespielt, Lehrerin zu werden, aber James hatte schon recht früh eingewandt, dass man als Lehrerin in Hogwarts wohl schlecht Kinder bekommen konnte. Und Kinder, da war Lily sich inzwischen sicher, wollte sie auf jeden Fall haben.
»Und wie… Wie hast du es geschafft zu arbeiten und ein Kind großzuziehen?«, fragte Lily schließlich und Miranda hob überrascht den Kopf.
»Mit großer Anstrengung, wie sonst?«
»Natürlich, aber… Ich stelle mir das schwer vor bei der Arbeit Aurorin zu sein und zu Hause die liebevolle Mutter.«
»Ach, man kann auch eine liebevolle Aurorin sein.« Miranda lachte. »Nein, um ehrlich zu sein waren wir nicht gut darin, Familie und Arbeit zu verbinden. Wir entschieden uns dafür, in der Anfangszeit keine Kinder zu bekommen. Erst wenn meine Ausbildung fertig gestellt war, sagten wir. Und als das geschafft war, sagten wir: erst, wenn ich meinen ersten Auszubildenden bis zu den Prüfungen begleitet habe. Und als das geschafft war, fanden wir wieder etwas, um die Sache aufzuschieben. Kinder passten irgendwie nie in unsere Zeitplanung. Und als wir es schließlich probierten war es zu spät.«
»Zu spät?«, fragte Lily überrascht und Miranda zuckte mit den Schultern.
»Es funktionierte nicht. Wir probierten vier Jahre mit allen Mitteln schwanger zu werden. Lass dir eins gesagt sein: Die ganzen Fruchtbarkeitszauber und –tränke wirken überhaupt nicht. Wir haben sie alle probiert, nichts hat gewirkt.« Miranda schüttelte seufzend den Kopf, griff nach einem Blumentopf, weil Lily so überrascht war, dass sie gar nicht mehr an die Gartenarbeit dachte.
»Ja, aber, James ist doch…«
»Unser Sohn, ja.« Miranda lächelte. »Weißt du, wir hatten uns schon für eine Adoption entschieden.«
»Eine Adoption?«
»Ja. Ein wunderschönes kleines Mädchen. Einen Hauch asiatisch. Zuckersüß wirklich, man konnte sich nur in sie verlieben.« Miranda lächelte. »Und es war nicht leicht, sie zu finden. Wir wollten ein Kind, aber wir wollten eigentlich keinen Muggel. Wir stammen beide aus Zauberfamilien und wir hätten das unserem Kind auch nicht verheimlichen wollen. Wir hatten Angst, dass es unglücklich darüber wäre, nicht ganz zu unserer Welt zu gehören. Denn das können Muggel nicht, egal wie viel Wissen sie sich über unsere Welt aneignen. Wir suchten also nach einem Kind, bei dem die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es magisches Blut hat. Wir durchkämmten bestimmt jedes Waisenhaus in ganz England, bis wir sie fanden. Die Pfleger sagten, wenn sie da wäre, geschähen seltsame Sachen und weil sie so perfekt zu uns passte, wollten wir sie sofort adoptieren. Aber wie immer hatten wir ein schlechtes Timing.«
»Wieso?«
»Weil der Zufall es wollte, dass ich schwanger wurde, obwohl wir uns so sicher gewesen waren, keine Kinder bekommen zu können. Wir waren bei drei Heilern, um uns die Schwangerschaft bestätigen zu lassen. Wir bekamen unser Baby, aber das Mädchen konnten wir nicht mehr adoptieren. Das wäre zu viel auf einmal gewesen. Wir überlegten uns, es zwei Jahre später adoptieren zu wollen, versuchten in Kontakt mit dem Waisenhaus zu bleiben, aber es funktionierte nicht wirklich. Und zwei Jahre später war unser kleines Mädchen auch nicht mehr da. Ich wüsste zu gern, ob sie wirklich eine Hexe war.« Nachdenklich zupfte Miranda die Blätter an einer Pflanze zu Recht.
»Das heißt, James ist genau dann aufgetaucht, als ihr ihn überhaupt nicht brauchen konntet?« Lily grinste. Das sah ihrem Freund verdammt ähnlich. Schon seltsam, wie das Schicksal so spielte.
»Jamie ist unser kleines Wunder, weißt du?«, sagte Miranda und lächelte. »Es hat vor ihm nie geklappt und es hat auch nach ihm nie geklappt. Eigentlich schade, ich wollte immer viele Kinder haben.« Sie seufzte, zwinkerte Lily dann zu. »Deswegen hoffen wir darauf, bald viele Enkelkinder zu bekommen.«
Eine leichte Röte stieg Lily in die Wangen und sie wandte sich schnell den Pflanzen zu, denen es in ihren eingeschränkten Blumentöpfen nicht zu gefallen schien. »Also… Ich… Wir haben eigentlich… James sagt immer…«
»Das sollte keine Aufforderung sein, Lily.« Kichernd nahm Miranda ihr einen Blumentopf ab. »Ich weiß, dass Jamie noch nicht bereit ist, Kinder zu bekommen.«
»Ich glaube, er ist bereiter dazu, als ich.«, erwiderte Lily.
»Er glaubt vielleicht, er sei trocken hinter den Ohren.«, erwiderte Miranda schmunzelnd. »Aber man wächst nur an den Hindernissen, die das Leben einem bietet. Mein Sohn musste bisher viel zu wenige Hindernisse überwinden, um wirklich erwachsen zu sein.«
»Er kann gut mit Kindern umgehen.«, erwiderte Lily.
»Weil er selbst noch eins ist.«
»Manchmal ist er kindisch«, räumte Lily ein, »aber James kann auch sehr erwachsen sein.«
»Mit Sicherheit. Sonst hätte er keine Frau wie dich überzeugen können, mit ihm auszugehen.« Miranda grinste und Lily errötete noch ein wenig mehr. »Aber eine Familie zu gründen ist eine Verantwortung, die Jamie unmöglich jetzt tragen kann.«
»Das muss er ja auch noch nicht.«, murmelte Lily.
»Ja. Du kannst übrigens im Keller alle Zutaten und Gerätschaften benutzen, die du brauchst, damit das auch so bleibt.« Damit stand Miranda auf, streckte sich noch einmal und nahm Lily die leeren Blumentöpfe ab. Sie schenkte der rothaarigen Hexe ein letztes Lächeln, verschwand dann um die Hausecke.
Lily seufzte, suchte sich dann einen Weg raus aus dem Blumenbeet. Normalerweise hätte sie sich darüber gefreut, ein ganzes Zaubertranklabor zur freien Verfügung gestellt zu bekommen. Doch nach allem was passiert war hatte sie gar keine richtige Lust, Zaubertränke zu brauen. Aber sie kannte keine effektivere Methode, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern und so musste sie sich doch irgendwann in den Keller begeben.
Allerdings nicht jetzt. Wenn Miranda wirklich recht hatte und es bald regnen sollte, wollte Lily noch einmal die Sonnenstrahlen genießen.
Kurzentschlossen machte sie sich auf den Weg ins Dorf.


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