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James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 6

von Jojoi

Unruhig lief Regulus in dem Zimmer auf und ab. Schon vor einer halben Stunde hätten sie sich treffen sollen. Ob sie es vergessen hatte? Nein, sie würde es nie vergessen. Vielleicht hatte sie ihn nicht richtig verstanden? Er hatte es ihr so schnell zugeflüstert, bevor er in Dumbledores Büro gerufen worden war, damals, als sie ihn von der Schule verwiesen… Vielleicht war ihr etwas passiert? Er hatte dieses Motel im Herzen Dovers extra herausgesucht, damit sie sich ungestört treffen konnten. Viele Zauberer lebten auf dem Land, so weit weg von den Muggeln wie nur möglich, zog es sie doch in die Stadt, dann in Städte wie London, Cardiff oder Edinburgh. Dover war keine Zaubererstadt, zu viele Muggel für die kleine Stadt, zu viele Seeleute und das schon seit Jahrhunderten. Niemand würde ihn hier vermuten und die Wahrscheinlichkeit, hier jemandem durch Zufall zu begegnen war sehr gering. Schon damals in der Schule hatte er gewusst, dass er sich mit Lucinda vor den anderen verstecken musste. Er konnte sich das Gesicht seiner Cousine Bellatrix lebhaft vorstellen, wenn sie erfuhr, an wen er sein Herz verloren hatte. Sie würden verlangen, dass Lucinda ebenfalls den Todessern beitreten solle, sonst würden sie diese Verbindung niemals bewilligen. Er war sich dessen vollkommen bewusst und ebenso, dass er es niemals so weit kommen lassen durfte. Regulus war nicht dumm. Den Zauberern stand ein Krieg bevor. Es war das Beste, wenn Lucinda sich weitgehend heraus hielt.
Aber wo blieb sie nur?
War ihr etwas geschehen? Hatten Alec und Blake Avery vielleicht über ihre Beziehung geplaudert? Er hatte ihnen gesagt, dass sie ihm nichts mehr bedeutete, dass sie seit seinem Rauswurf keinen Kontakt mehr gehabt hatten (was sogar der Wahrheit entsprach), hatten sie es dennoch weitergeplappert? Aber selbst wenn, was sollte es seine Familie interessieren, dass er ein Mädchen hatte? Warum sollten sie ihr weh tun? Es ging ihr bestimmt gut und sie hatte es einfach vergessen…
Überrascht stellte Regulus fest, dass ihn dieser Gedanke sogar noch mehr schmerzte.
Was, wenn sie einen anderen hatte?
In diesem Moment klopfte es an die Tür. Regulus’ Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen, eilig ging er auf die Tür zu und öffnete sie einen Spalt.
Da war sie, gesund, allein, ein bisschen verloren. Sofort riss Regulus die Tür auf, zog sie ins Zimmer und schloss die Tür wieder. Lucinda hatte keinen spitzen Aufschrei unterdrücken können, taumelte aber noch kurz nach dem plötzlichen Überfall. Der Blick, mit dem sie ihn ansah,war unbeschreiblich. Sie war froh ihn zu sehen, aber sie war auch misstrauisch. Regulus konnte es ihr nicht verübeln. Wenn man ihn hierher bestellen würde, wäre er auch auf alles vorbereitet.
»Du kommst spät.«, sagte er statt all dem, was er eigentlich sagen wollte. Ich habe dich vermisst. Wie geht es dir? Ich freue mich, dich zu sehen.
»Ich habe nicht gleich hergefunden.«, antwortete sie, sah zur Seite und zupfte an ihrer Jacke herum. Sie trug Muggelkleidung wie er auch, die beste Tarnung in dieser Welt.
»Bist du allein gekommen?«
Sie nickte, biss sich auf die Lippen. Sie schien verunsichert, fast schon ängstlich. Vorsichtig streckte Regulus die Hand aus und legte sie an ihre Wange. »Alles in Ordnung?«
Nickend sah sie auf, das erste Mal direkt in seine Augen. Kam es ihm nur so vor, oder waren ihre Augen dunkler als sonst?
»Bei dir auch?«, fragte sie leise, fast flüsternd und Regulus nickte. »Du hast dich nicht verabschiedet.« Plötzlich sammelten sich Tränen in ihren Augen, die Regulus eilig fortwischte. Tränen passten nicht zu ihrem markanten Gesicht.
»Ich hatte keine Gelegenheit.«, meinte er, schloss sie in seine Arme. »Es tut mir leid.«
Und plötzlich schien die Wand aus Misstrauen zwischen ihnen nicht mehr zu bestehen. Lucinda klammerte sich an ihn, wie eine Ertrinkende, er hielt sie fest, küsste sie, suchte an ihrem Körper nach Halt.
Er hatte sie so vermisst.
»Sicher, dass alles bei dir in Ordnung ist?«, hakte sie noch einmal nach, als sie sich kurz voneinander lösten. »Du bist so blass.«
Regulus begann langsam mit dem Kopf zu schütteln. Warum sollte er lügen? »Was sie von uns verlangen… Das Töten… Ich muss ständig daran denken.«
»Du tust das Richtige, Regulus.«
»Bist du dir da sicher?« Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Oder sagst du nur, was die anderen sagen?« Sanft strich er ihr über das Haar. Sie war nicht schön, war sie nie gewesen. Alec Mulciber und Blake Avery hatten gelacht, als sie erfahren hatten, dass er sich mit ihr abgab. Aber Regulus brauchte gar keine Schönheitskönigin an seiner Seite. Lucinda hatte andere Qualitäten.
»Du quälst dich.«, stellte sie fest und küsste ihn leicht auf die Wange. »Aber mach dir keine Sorgen. Es wird nicht mehr lange dauern.«
»Was?« Verständnislos sah Regulus sie an und ein Lächeln erschien auf Lucindas Gesicht. Sie zog sich an ihm hoch, flüsterte sacht in sein Ohr:
»Voldemort wird sterben!«
Regulus riss die Augen auf. »So etwas darfst du nicht sagen!«, zischte er und sah sich unbehaglich im Zimmer um, als könnte irgendwo doch jemand lauern und sie belauschen.
»Es ist die Wahrheit!« Forsch nahm Lucinda sein Kinn in die Hand und zwang ihn, sie anzusehen. »Ich habe es mit eigenen Ohren gehört.«
»Lucinda, Voldemort ist unsterblich, das betont er oft genug!« Regulus konnte nicht verhindern, dass ihm ein Schauder über den Rücken lief. »Wer sollte ihn töten können?«
»Ich weiß nicht. Aber Lily Evans behauptet…«
»Lily Evans?« Regulus hob die Augenbrauen. Er erinnerte sich gut an die muggelstämmige Hexe mit den roten Haaren. Er hatte ihre Katze getötet, um bei Alec und Blake Eindruck zu schinden, wofür er der Schule verwiesen worden war. Noch zu gut erinnerte er sich an ihr tränennasses Gesicht, als sie die Leiche ihrer Katze sah. Er hatte sich immer einzureden versucht, dass es ihm egal war.
»Ja, Lily Evans.« Lucinda musterte sein Gesicht aufmerksam; sie war immer sehr schnell eifersüchtig. »Sie war bei Madam Blanchard, ich habe sie zufällig belauscht. Sie unterhielten sich über die Fähigkeiten eines Sehers… Blanchard war ganz aufgeregt. Lily Evans hat wohl ungeahnte Fähigkeiten.«
»Lily Evans soll eine Wahrsagerin sein?« Regulus runzelte die Stirn. Er hielt nicht viel von Wahrsagerei und auch nicht von der Wahrsagelehrerin von Hogwarts, Madam Blanchard. Aber was er da hörte beeindruckte ihn trotzdem.
»Anscheinend.« Lucinda zuckte mit den Schultern, sie war ganz begeistert von der Zukunftsleserei. Der bittere Ton, in dem sie weitersprach zeigte, dass sie wohl auch etwas eifersüchtig auf Evans war. »Scheinbar ist sie wohl auch noch eine überaus talentierte Wahrsagerin. Sie haben irgendetwas von Fäden geredet.«
»Fäden?«
»Ja. Und, dass alle sterben.«
»Alle?«
»Ja.« Lucinda grinste. »Sie sagte, sie sehe alle tot. Verstehst du, Regulus? Voldemort wird untergehen mit allen seinen Feinden und Freunden. Deswegen«, sie küsste ihn leicht auf die Lippen, »deswegen musst du dich von ihm entfernen!«
»Wie soll ich das anstellen?« Regulus schob sie an den Schultern zurück. »Und wie soll Voldemort sterben? Ich sagte dir doch, er kann nicht sterben!«
»Frag Evans, nicht mich!« Beleidigt löste Lucinda sich von ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich kann dir nur sagen, was ich gehört habe.«
»Aber das ist lächerlich!«
»Von mir aus! Dann glaub mir nicht und krepier!« Wütend blitzte sie ihn an und Regulus begriff, dass er etwas zu weit gegangen war.
»Sei nicht sauer!«, bat er und griff nach ihrem Arm. Lucinda wehrte sich nicht, ließ sich von ihm herumdrehen und in den Arm nehmen. »Es kam nur so überraschend, verstehst du?«
Sie antwortete nicht, schlang aber die Arme um ihn. Während sich Lucinda zu beruhigen schien, wuchs die Aufregung in Regulus immer weiter. Hatte Lily Evans tatsächlich Voldemorts Tod gesehen? Was sollte er jetzt tun?
»Lass uns von etwas anderem reden.«, flüsterte Lucinda und löste sich von Regulus. »Nicht von Evans. Sie ist zu schön. Zu unschuldig. Sie macht mich krank, dich auch?«
»Ja.« Regulus nickte gedankenverloren und ließ sich küssen. Wäre es klug, Voldemort zu sagen, was er wusste? Oder würde er damit noch mehr in seine Ungnade fallen als es sowieso schon geschehen war? Vielleicht sollte er zuvor jemanden um Rat fragen… Alec? Blake?
»Nach seinem Untergang könntest du versuchen, eine hohe Stellung ihm Ministerium zu ergattern. Oder wir könnten wegziehen. Ich wollte schon immer nach Afrika.« Lucinda küsste seinen Hals und strich unter seine Jeansjacke. »Wo wolltest du schon immer hin?«
»Paris.«, antwortete er, ohne groß darüber nachzudenken und riss sich endlich von dem lästigen Gedanken an Voldemort los.
»Madam Blanchard hat mir etwas Französisch beigebracht.«, murmelte Lucinda und schlang die Arme um seine Schultern.
»Aha?« Regulus küsste ihre Nasenspitze und schlang die Arme fester um sie. Ein Lächeln ließ die Grübchen auf seinen Wangen erscheinen, als sie ihm »Je t’aime« zuflüsterte, und Regulus entledigte sich seiner Jacke. Sein Herz schlug jetzt noch rasender als vorher, aber diesmal nicht angetrieben von den Dingen, die Lucinda sagte, sondern von denen, die sie tat. Ihre Berührungen, ihre Küsse, ihre Wärme brachten sein Herz aus dem Rhythmus und ließen ihn schneller atmen.
Hogwarts war für Regulus nie ein geeigneter Ort für Verführungen gewesen, obwohl es sein Bruder und seine Freunde angeblich anders gehalten hatten. Aber Regulus war sich in dem großen Schloss nie sicher gewesen, wirklich allein und unbemerkt zu sein. Und als er ein Mal leichtsinnig gewesen war, hatte man ihn der Schule verwiesen.
Umso mehr nutzte er jetzt seine Zweisamkeit mit Lucinda aus. In dem heruntergekommenen Motelzimmer gab es nur sie und ihn, niemand würde sie stören.
Regulus glaubte, jeden Moment vor Aufregung zerspringen zu müssen.

Lily erwachte am Morgen davon, dass etwas Leichtes an ihre Schulter drückte und feine Härchen ihr Kinn streiften. Ein leises Miauen ertönte, der Druck war weg, stattdessen berührte etwas feuchtes Lilys Wange und sie schlug die Augen auf. James beugte sich mit einem Grinsen über sie, die Katze in seinen Händen streckte die Pfoten aus und suchte auf Lilys Körper nach Halt.
Ein Lächeln erstrahlte auf Lilys Gesicht. »Panna Cotta!« Erfreut richtete sie sich etwas auf und nahm die Katze entgegen. Zufrieden sah James zu, wie Lily die Katze an sich drückte, das Gesicht in ihrem weichen Fell vergrub und die Katze Lilys Finger leckte als Zeichen, dass sie sie nicht vergessen hatte.
»Himmel, bist du groß geworden!«, meinte Lily und strich sanft über das graue Katzenfell. Panna Cotta war kaum ein halbes Jahr alt, James hatte sie im Verbotenen Wald von Hogwarts gefunden und Lily gebracht, nachdem ihr Kater Mortimer gestorben war. Lily hatte das kleine Fellknäul sofort in ihr Herz geschlossen.
Inzwischen war das Fellknäul tatsächlich ziemlich groß geworden, aber auch sehr anhänglich. In den ersten Tagen ohne Lily hatte sich die Katze völlig konfus verhalten und war James miauend den ganzen Tag hinterher gelaufen, was er eigentlich überhaupt nicht von ihr kannte. Jetzt ließ sie sich schnurrend auf Lilys Brust nieder und rollte sich darauf zusammen.
»Na, anscheinend hab nicht nur ich dich vermisst.«, meinte James und gab Lily einen kurzen Kuss auf die Wange. »Morgen!«
»Morgen.«, murmelte Lily, in ihren Augen schimmerte Glückseligkeit. James war immer wieder fasziniert davon, wie viel Tiere geben konnten. Es gab keine besseren Trostspender.
»War sie brav?«, fragte Lily, während James aus dem Bett krabbelte und sich streckte. Er war bereits angezogen, vermutlich war er schon auf gewesen und hatte sich dann mit Panna Cotta in ihr Zimmer geschlichen, um sie zu wecken.
»So brav wie Panna eben sein kann.« James grinste. »Sie hat ein paar Pflanzen meiner Mom gefressen und einmal auf den Teppich gekotzt, aber sonst war sie sehr umgänglich. Scheinbar hatte Sirius ziemlich viel Spaß mit ihr, während ich im Trainingslager war. Er ist übrigens da.«
»Sirius?«
James nickte und beobachtete schmunzelnd, wie Lily von der Katze zur Tür sah und wieder zurück. »Ich sag ihm, du schläfst noch.«, schlug er vor und verabschiedete sich mit einem kurzen Winken, wofür Lily ihm unendlich dankbar war. Sie hatte die Katze vermisstwie sie ihre Freunde vermisst hatte. Seufzend vergrub sie das Gesicht in Panna Cottas Fell.
Aber schließlich stand die Katze wieder auf und wandte sich aus Lilys Armen. Panna war nicht besonders verschmust, eher verspielt, daher konnte sich Lily gut vorstellen, dass Sirius mit ihr Spaß gehabt hatte.
Gähnend stieg Lily aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Bad. Sie beeilte sich damit, einigermaßen vorzeigbar auszusehen und sprang dann die Wendeltreppe hinunter.
Sirius und James saßen in der Küche an der kleinen Bar. Als Lily eintrat sprang Sirius auf und lief ihr mit ausgestreckten Armen entgegen. Sie waren im letzten Jahr sehr gute Freunde geworden, bessere als Lily es sich je zu träumen gewagt hatte.
»Hey, Rotschopf!« Sirius schloss sie in seine Arme und hob sie übermütig hoch. »Federleicht wie eh und je!« Lachend gab Sirius ihr einen Kuss auf die Wange und stellte sie wieder auf dem Boden ab. »Pass auf Prongs, sonst fliegt sie dir noch davon!«
Lily zwang sich zu einem Lachen. Sirius wusste bestimmt nicht, dass die Worte im Moment bei ihr sehr negativ ankamen, deswegen beschloss sie, darüber hinweg zu sehen, und James’ Blick auszuweichen.
»Ich hab gehört, du stehst jetzt auf Blümchen.«, meinte sie stattdessen und boxte Sirius neckend in die Seite.
»Sag nichts gegen Blümchen, ich fühle mich drachenwohl in meinem neuen Zuhause.« Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie zur Bar, von wo aus James die Szenerie verfolgt hatte. »Und was hast du die Sommerferien über gemacht? Hab gehört, du warst fleißig am lernen und Unruhe stiften.«
»So wie du das sagst klingt es, als hätte ich die Akademie aus Spaß an der Freude in die Luft gesprengt.«
»Ein bisschen Spaß hat es doch bestimmt gemacht.« Sirius zwinkerte ihr zu und Lily verdrehte die Augen. Sie kletterte auf James’ Schoß und zauberte sich ein Frühstück herbei, das aus einfachem Müsli mit Milch bestand.
»Schon krass, oder?« Sirius rieb sich nachdenklich am Kinn, er hatte sich wohl eine Weile nicht mehr rasiert, was ihn um einiges erwachsener aussehen ließ. »Diese Todesser schrecken vor nichts zurück.«
»Zwanzig Tote.« James vergrub das Gesicht in Lilys Haar. »Fast einundzwanzig.«
»Bei den anderen Akademien sind keine Muggelstämmigen verschwunden?«, fragte Lily und James zuckte mit den Schultern.
»Es wird gemunkelt, dass auch dort Studenten vermisst werden. Das Ministerium hat sich aber noch nicht dazu geäußert.«
Betrübt begann Lily ihr Müsli zu löffeln. Der Appetit war ihr wieder vergangen, aber sie wollte vor James ihre Schale nicht wieder wegstellen. Wie viele waren den Todessern noch zum Opfer gefallen? Und wie viele würden es noch werden?
»Auf jeden Fall werden die Todesser jetzt vorsichtiger vorgehen.« James’ Dad betrat die Küche und Sirius sprang auf. »Sie werden die Muggelstämmigen nicht noch einmal unterschätzen.« Dann wandte er sich Sirius zu, der schon mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuging. »Na, auch mal wieder da?«
»Hey, Dad.« Sirius umarmte ihn einen Moment lang und Lily fragte sich, ob sich die beiden wirklich immer so herzlich begrüßten.
»Dad kam erst vor zwei Wochen aus dem Mungo.«, raunte James ihr zu, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Sie haben sich noch nicht oft gesehen.«
Lily nickte langsam. Erst vor zwei Wochen? Mr Potter schien es wirklich sehr hart getroffen zu haben und Sirius auch. Im Gegensatz zu James hatte Sirius damals gewusst, wie es um Mr Potter stand und sich wochenlang gequält, bis endlich die erlösende Nachricht kam, dass er über den Berg sei.
Mr Potter setzte sich zu den jungen Zauberern an die Bar, Sirius beschwor schnell einen weiteren Stuhl herauf. »Also.« Mit diesem Grinsen, das auch James so gut drauf hatte, fixierte er Sirius. »Deine Mutter will wissen, wann du uns endlich deine Freundin vorstellst.«
»Sobald sie Zeit hat.«, antwortete Sirius kurz. Lily bemerkte, dass er plötzlich etwas verstimmt war.
»Meldet sie sich wieder nicht?«, fragte sie deswegen. Als Miriam einmal in den Ferien weg gewesen war und sich nicht gemeldet hatte, war Sirius beinahe durchgedreht.
»Doch.« Er seufzte und ließ sich einen Apfel herbei schweben. »Aber nicht oft und nicht viel. Sie hat wohl keine Zeit im Aurorenlager.«
»Die erste Ausbildung ist besonders hart.« Mr Potter klaute Sirius den Apfel und biss schnell hinein. Sirius warf ihm nur einen kurzen, zornigen Blick zu, ließ dann einen anderen herbei fliegen.
»Frank und Alice sind schon krass, dass sie so schnell danach heiraten wollen.«, meinte James und klaute Sirius den nächsten Apfel.
»Könnt ihr euch eure Äpfel nicht selber holen?«
»Du kannst mir eine Banane her schweben lassen, wenn du willst.«, meinte Lily und kassierte jetzt ebenfalls einen zornigen Blick.
»Ich bin doch kein Obstverkäufer!«
»Dann hättest du zumindest endlich einen Beruf gefunden.«, meinte James’ Dad und grinste Sirius frech an. Lily zog die Augenbrauen hoch. Anscheinend hielten James’ Eltern Sirius’ Leichtsinn nicht für besonders gut.
»Ich bin ja schon dabei!«, knurrte Sirius, aber Lily war sich nicht so sicher, ob das wirklich der Wahrheit entsprach. »Ich hab von Emily gehört, Frank und Alice wollen bei den Longbottoms heiraten. Scheinbar sind an die hundert Leute eingeladen.«
»Vermutlich alle Verwandten und ehemaligen Klassenkameraden.«, meinte James und strich Lily über den Rücken. »Da kommen schnell hundert Leute zusammen.«
»Hoffentlich nicht allzu viele Idioten…« Sirius gelang es endlich, sich auch einen Apfel zu beschaffen und biss herzhaft hinein. »Kennt ihr Franks Mutter? Die Frau ist schrecklich!«
»Woher kennst du Franks Mutter?«, fragte Lily Sirius, der die Augen verdrehte.
»Lily, JEDER kennt Franks Mutter.«
»Oh, ja, Mrs Longbottom.« Mr Potter lachte kurz auf und verstellte die Stimme, sodass sie hoch wie die einer Frau klingen sollte. »Mein Frankie hat ja ein Ohnegleichen in Arithmantik bekommen. Was, James hat das Fach nicht gewählt? Na ja, ist vermutlich auch zu schwer für ihn gewesen. Arithmantik können ja nur Schüler wie mein Frankie wählen, langsamere Schüler würden ja nur den Unterricht aufhalten.«
Sirius lachte, während James »reizende Frau« brummte und Lily die Augenbrauen hochzog. War sie Franks Mutter jemals begegnet? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
»Wann hat sie das gesagt?«, fragte Sirius James’ Dad und dieser zuckte mit den Schultern.
»Nach dem fünften Schuljahr irgendwann, glaube ich. Miranda hat sich fürchterlich aufgeregt.« Bei der Erinnerung biss er grinsend in seinen Apfel.
»Franks Mom ist doch die mit den schrecklichen Hüten, oder?«, fragte James nachdenklich und Sirius nickte. »Gut, dann weiß ich, wem ich auf der Hochzeit schon mal aus dem Weg gehe.«
»Stell dir mal vor, was für ein Kleid Alice tragen muss, wenn Franks Mom sich in die Kleiderwahl einmischt!«, prustete Sirius und James und sein Dad stimmten in sein Lachen mit ein. Mrs Longbottom schien einen wirklich schlechten Geschmack zu haben. Sie machten allerlei Witze über Hüte mit Kuhköpfen und Kleider in der Farbe von Riesenrotz, bis James meinte:
»Dann kann ich Frank immer unter die Nase reiben, dass meine Braut schöner war als seine.«
Lily hätte sich beinahe an ihrem Müsli verschluckt, bemühte sich dann aber so zu tun, als hätte sie James’ Kommentar nicht gehört. Er machte ständig Anspielungen auf eine Hochzeit und ihre gemeinsamen Kinder, eigentlich hätte sie sich schon daran gewöhnen müssen. Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte, oder redete es sich zumindest ein.
Eine Eule landete auf dem Fenstersims und klapperte gegen das Glas, dass die vier herumfuhren. Sirius sprang schnell auf und ließ die grauweiße Eule hereinflattern. An ihren Beinen trug sie die neuste Ausgabe des Tagespropheten und als Sirius die Zeitung davon gelöst hatte, schwang die Eule sich auch schon wieder in die Lüfte und flog aus dem Fenster davon. Zurück am Tisch faltete Sirius die Zeitung mit gerunzelter Stirn auseinander, Mr Potter beugte sich neugierig zu ihm herüber.
»Steht was über die Akademien drinnen?«
»Ja. Hier ist ein ziemlich langer Artikel darüber.«, Sirius räusperte sich und begann zu lesen: »Studenten an Zaubertrankakademie ermordet. Gestern Abend lief in der Aurorenzentrale der Hinweis ein, dass an der Akademie für Zaubertränke und Tinkturen in Edinburgh mehrere muggelstämmige Zauberer und Hexen von Todessern getötet worden sind. Die Auroren handelten sofort und stürmten die Akademie eine halbe Stunde nachdem der Hinweis in der Zentrale eingegangen war. Tatsächlich fanden sie die Leichen von zwanzig Studenten in den Räumlichkeiten der Akademie vor, die Täter hatten allerdings keinerlei Spuren hinterlassen. Da jedoch die inzwischen identifizierten Leichen allesamt muggelstämmig waren,geht das Ministerium davon aus, dass dem Hinweisgeber Glauben zu schenken sei. Die Leiterin der Akademie Mrs Lorena Mac Haiges behauptet unter einem Imperiusfluch gestanden zu haben und keinerlei Mitverschulden am Tod der zwanzig Studenten zu haben. Sie selbst sei sehr betroffen über den Tod der jungen Menschen und spricht ihren Familien ihr herzlichstes Beileid aus. Zauberministerin Bagnold spricht in diesem Fall von einem ›geplanten Mordanschlag an hunderten von Menschen‹ und beauftragte mit sofortiger Wirkung eine Kommission, damit sämtliche Akademien des Vereinigten Königreichs zu durchsuchen, bisher aber ohne Erfolg. Bartemius Crouch, Chef der Abteilung für Magische Strafverfolgung, verfasste einen Antrag, Wachen an den Akademien aufzustellen, die für die Sicherheit der Schüler und Professoren zuständig sein sollen. Steven Lewis, Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit, fordert gar eine dauerhafte Überwachung der Bildungseinrichtungen, eingeschlossen die Akademien und Ausbildungsstätten im ganzen Königreich, sowie die Schule für Hexerei und Zauberei, damit ›ähnliches nie wieder und schon gar nicht hinter unserem Rücken geschieht!‹ Professor Albus Dumbledore, Direktor von Hogwarts wies darauf hin, dass Hogwarts bereits mit zahlreichen Zaubern belegt und die Schüler auch im kommenden Schuljahr optimal geschützt seien. Bagnold fordert dieses Sicherheitsniveau nun auch an den Akademien und beauftragt die Rektoren, sich einer Fortbildung in Schutzzaubern zu unterziehen, um auch für das kommende Semester den Studenten eine angstfreie Lernatmosphäre bieten zu können. ›Es ist unsere Pflicht, die jungen Leute so gut es geht zu unterstützten und zu schützen. Die ermordeten Studenten können wir dadurch nicht zurück holen, aber weitere Tote vermeiden.‹ Das Ministerium hofft auf die Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung und bittet um jegliche Hinweise, die zu der Erfassung der mörderischen Bande behilflich sein können.«
Sirius ließ die Zeitung sinken und reichte sie James’ Dad, der den Artikel noch einmal überflog, die Stirn kritisch in Falten gelegt.
»Als ob du keine vertrauensvolle Quelle wärst!«, brummte James und legte den Kopf wieder an Lilys.
Der Zeitungsartikel hatte Lily natürlich an ihre Erlebnisse in der Akademie erinnert und ihr den Appetit verdorben. Ihr wurde übel, als sie wieder an die vielen Leichen in dem Zimmer dachte und schob schnell ihre Müslischale weg.
»Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Sirius und legte ebenfalls seinen Apfel beiseite.
»Wir?« Mr Potter hob die Augenbrauen und sah Sirius eindringlich an.
»Wir können doch nicht tatenlos rumsitzen!«, erwiderte Sirius wütend und tauschte einen Blick mit James. »Wir müssen diesen Todessern endlich das Handwerk legen!«
»Es ist schön, dass du so denkst, Sirius.« Mr Potter blätterte die Zeitung um, widmete sich einem anderen Artikel. »Aber du solltest das wirklich den Auroren überlassen.«
»Den Auroren?« Sirius lachte trocken auf. »Die bekommen doch allem Anschein nach sowieso nichts auf die Reihe!« Mr Potter warf ihm einen zornigen Blick zu und Sirius fügte schnell hinzu: »Ohne dich, meine ich!«
»Die Auroren und Crouch haben Mittel und Wege, sich um die Sache zu kümmern. Und jetzt, da Lily bei uns ist, brauchen wir uns um sie auch keine Gedanken mehr zu machen. Außerdem glaube ich nicht, dass Voldemort nur ein paar Studenten töten will. Sie sind ein Exempel. Er hat sie vor den Augen des Ministeriums abgeschlachtet und uns somit verspottet. Ich glaube, das war sein höheres Ziel.«
»Der Gedanke, hier nur tatenlos rumzusitzen gefällt mir aber auch nicht.«, murmelte James und schlang die Arme fester um Lily.
»Was willst du machen, James?« Sein Vater drehte sich mit kritischem Blick zu ihm um. »Willst du einfach drauf los apparieren und jeden, der nach Todesser aussieht angreifen? So kommst du nicht zum Ziel. Wir dürfen uns nicht so sehr um die Todesser kümmern. Voldemort ist das primäre Ziel. Ohne seine führende Hand sind seine Todesser nur Fische auf dem Trockenen. Aber wenn es so einfach wäre, Voldemort zu finden, hätten die Auroren ihn schon längst überrumpelt.« Mr Potter seufzte, legte die Zeitung weg und stand auf. »Lily, tu mir den Gefallen, pass auf, dass die beiden nichts blödes machen.«, meinte er noch, dann verließ er die Küche mit einem Lachen über James’ und Sirius’ gekränkten Gesichter.
»Jetzt, da Crouch seinen Gefangenen mit dem Tod drohen kann, wird es doch nicht so schwer sein einen Todesser zu fangen, der weiß wo Voldemort sich aufhält und lieber redet, statt den Kopf zu verlieren!«, knurrte Sirius und warf der Zeitung einen so zornigen Blick zu, als wäre sie an allem Unheil schuld.
»Das scheint wohl doch nicht so leicht zu sein.«, erwiderte Lily und rutschte von James’ Schoß. »Sonst hätten sie das schon längst gemacht.«
»Die Todesser, die inzwischen in Askaban sitzen, kennen Voldemorts aktuellen Aufenthaltsort bestimmt nicht mehr. Er ist ja nicht irgendwo festgewachsen.« James seufzte.
In diesem Moment begann es an der Haustür wie wild zu klopfen und zu rufen und James sprang auf. Lily folgte ihm bis zur Küchentür, sie wollte unbedingt sehen, ob dem Besucher gerade auch beinahe vom Löwentürklopfer die Hand abgebissen worden war, oder ob nur sie sich so blöd angestellt hatte.
James öffnete die Tür und Remus stürzte hinein, packte James’ Schultern und schüttelte ihn so heftig, dass er gar nichts mehr sagen konnte, ohne sich auf die Zunge zu beißen. »James!«, rief er dabei, seine Stimme überschlug sich. »Hast du Zeitung gelesen?! Wo ist Lily?! Geht es ihr gut?! Hast du was von ihr gehört?! Die Akademie wurde angegriffen! Muggelstämmige getötet! Wir müssen uns sofort auf die Suche nach ihr machen! Wo können wir anfangen?! Weißt du, wo sie sich zuletzt aufhielt?!«
Ein Grinsen stahl sich auf Lilys Gesicht und sie trat näher, ebenso wie Sirius, der laut: »Ähm, Moony…«, sagte, aber Remus unterbrach ihn barsch: »Jetzt nicht, Sirius!« und wandte sich wieder James zu, der inzwischen ziemlich durchgeschüttelt aussah. »Wir müssen Lily finden! Wer sagt, dass die zwanzig Toten in der Akademie schon alle sind? Oder weißt du schon…? James, bitte sag mir nicht, dass Lily tot ist!«
James versuchte wohl den Kopf zu schütteln, was allerdings durch das Rütteln an seinen Schultern in ein Nicken überging und Remus schrie auf.
»Sie ist tot?!«
»Remus«, versuchte jetzt Lily sich einzumischen, »ich bin…«
»Oh Merlin, sie ist tot!«
»Nein, Remus-«
»Wir müssen Schniefelus finden! Wenn er daran beteiligt war, ich schwöre, dann werde ich-«
»Remus!«
Der Rumtreiber schien jedoch in seiner Verzweiflung überhaupt nicht mehr auf seine Umgebung zu achten, ließ aber endlich James los, der taumelnd zurück wich und auf den Boden fiel. Lily eilte zu ihm, um ihm auf zu helfen, während Remus völlig verzweifelt im Raum auf und ab ging. Schließlich packte Sirius seine Schultern, schüttelte ihn einmal durch und meinte: »Reiß dich zusammen!«
»Sirius, Lily ist womöglich tot!«
»Nein, du Idiot, sie steht hinter dir!«
Es brauchte einen Moment, bis Remus begriffen hatte, Sirius im mitzuteilen versuchte, dann fuhr er herum und sah Lily verdattert an.
»Hallo, Remus.«, meinte sie mit einem leichten Lächeln und richtete sich auf, wobei James, dem sie gerade aufgeholfen hatte, wieder auf den Boden zurückknallte. Aber sie hatte keine Zeit, sich um ihn zu kümmern, denn Remus stürzte auf sie zu, umarmte sie so heftig, dass sie keine Luft mehr bekam und rief: »Lily, du lebst ja!«
»Ich weiß!« Lily konnte ein Lachen nicht unterdrücken und erwiderte die Umarmung mindestens genauso fest. Remus Lupin zählte sie schon lange zu ihren besten Freunden, wenn nicht gar zu ihrem besten Freund.
»Oh, Merlin, ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!« Remus atmete tief durch, vergrub das Gesicht in ihrem Haar und Lily lehnte sich grinsend an seine Brust. Sirius half James währenddessen wieder auf die Beine, der sich stöhnend gegen das Sofa lehnte.
»Alles in Ordnung?«
»Mein Kopf fühlt sich an, als hätte man ihn zum Quidditchspielen benutzt – als Klatscher.«, murmelte James und drückte sich gequält gegen die Schläfe. Als er dann einen Blick auf Remus und Lily warf, schickte er den beiden einen leicht verärgerten Blick zu. »Schön, dass du meine Freundin so vermisst hast, Remus, aber das ist kein Grund, mich durchzuschütteln wie einen Martini!«
»Du hättest ja gleich sagen können, dass Lily lebt!«, maulte Remus und löste sich schließlich von Lily. Sie glaubte für einen Moment wirklich Tränen in seinen Augen gesehen zu haben, doch er blinzelte sie schnell weg.
»Ich hätte es dir gesagt, wenn du mich gelassen hättest!«, fauchte James, dem es langsam wieder besser zu gehen schien.
»Warum hast du auch nicht daran gedacht, deinen Freunden Bescheid zu sagen, dass Lily in Ordnung ist?«, knurrte Remus und atmete noch einmal tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Er schenkte Lily noch ein Lächeln, flüsterte ihr etwas ins Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich geh am besten gleich Emily Bescheid sagen, sonst dreht sie auch noch durch!«, meinte er dann prompt, ging zum Kamin, griff mit einem »Ich darf ja, oder?« in die Flohpulverschale und flohte davon. Einen Moment lang sahen sich die drei Zurückgebliebenen verdattert an, dann meinte Sirius, dass das vielleicht gar keine so doofe Idee war und erklärte sich bereit, Peter einen Besuch abzustatten, während Lily und James Miriam und Frank einen Brief schreiben sollten. Sie hatten gerade mal beide die ersten drei Zeilen ihrer Briefe geschrieben, als es wieder im Kamin rauschte und Remus mit Emily daraus hervor trat. Emily stürzte sofort schluchzend in die Arme ihrer Freundin und drückte Lily fest an sich. Sie ging Lily mit ihren 152 Zentimetern gerade bis zur Brust und bildete mit dem fast 1,90 Meter großen Remus eines der optisch skurrilsten Paare, die Lily kannte. Dafür hatte Emily Lewis ein großes Herz und war Lily stets die beste Freundin gewesen, die sie sich nur hatte wünschen können. Die Mädchen umarmten sich lange, während James Remus noch einen wütenden Blick schenkte.
»Tut mir leid.«, murmelte Remus jetzt etwas betroffen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Ich konnte ja nicht wissen, dass sie hinter mir steht!«
»Idiot!«, knurrte James und verstellte die Stimme. »Oh, Lily, ich hab mir ja solche Sorgen um dich gemacht!«, äffte er Remus nach und dieser hob kritisch eine Augenbraue.
»Eifersüchtig, James?«
»Auf dich? Merlin, nein!« James verdrehte die Augen, obwohl es stimmte. Remus und Lily waren einmal ein Paar gewesen, zwar vor knapp drei Jahren, aber wie heißt es so schön: Alte Liebe rostet nicht. Und ihr Gesicht hatte so gestrahlt, als er sie umarmt hatte…
»Als mein Vater es mir erzählt hat, hatte ich solche Angst um dich und Julia!« Emily wischte sich die Tränen aus den Augen und löste sich langsam von Lily. »Was ist denn passiert? Warum bist du nicht zu dem Vorstellungsgespräch gegangen?«
»Oh, ich bin hingegangen.«, erwiderte Lily und half Emily, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, ohne die Wimperntusche überall zu verschmieren.
Überrascht trat Remus näher. »Warum haben sie dir nichts getan?«
Lily lächelte bitter und wollte schon anfangen zu erzählen, als James meinte, sie sollte noch auf Sirius und Peter warten, sonst müsste sie alles zehn Mal erzählen. Es schien, als würden Stunden vergehen, bis Sirius endlich mit Peter zurückkam und Lily Remus und Emily endlich von ihrer Anspannung erlösten. Sie erzählte alles genauso, wie sie es zwei Tage zuvor James und seinen Eltern erzählt hatte, mit weniger Tränen und Gejammer zwar, aber sie ließ auch diesmal kein Detail aus. Emily wurde bei ihren Erzählungen bleich wie die Wand und legte Lily den Arm um die Schulter. Auch Remus und sogar Sirius hörten aufmerksam zu und schwiegen betroffen, als Lily von den vielen Toten erzählte, die sie gesehen hatte. James stand irgendwann auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen.
Als Lily geendet hatte setzte sich die Schweigsamkeit der Freunde weiterhin fort, das einzige Geräusch im Wohnzimmer der Potters war das leise Tuscheln der Portraits über dem Kamin. Lily richtete ihren Blick auf die Bilder und fragte sich zum wiederholten Mal, wer die Damen und Herren auf den Portraits wohl waren. Im Moment sammelten sie sich in einem Bild, in dem eine reichlich gedeckte Tafel dargestellt war.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zaubertrankakademie die einzige war, in der so etwas passiert ist.«, murmelte Sirius schließlich.
»Sag das nicht.«, bat Remus. »Es ist schon so schlimm genug.«
Emily kaute auf ihrer Unterlippe herum und kuschelte sich an Lilys Schulter. »Es wäre vielleicht gar nicht so dumm, die Akademien und Hogwarts überwachen zu lassen. Es würde die Sicherheit wieder herstellen.«
»Die Sicherheit wieder herstellen?!« James blieb stehen und drehte sich zu Emily um. »Stell dir mal vor, einer der Wächter ist ein Todesser! Es wäre die perfekte Gelegenheit für Voldemort, um unbemerkt in die Schulen einzubrechen! Das würde nicht die Sicherheit herstellen, sondern gefährden!«
»Aber nichts zu tun ist auch keine Lösung!« Emily setzte sich auf. »Erinnert ihr euch daran, wie vor einem halben Jahr jemand unbemerkt in Hogwarts eingebrochen ist und wir erst merkten, dass etwas nicht stimmen kann, als der Eindringling in Lilys Gestallt durch McGonagalls Kamin verschwunden ist? Das wäre sicherlich niemals passiert, wenn Hogwarts besser überwacht worden wäre!«
»Es wurde nie geklärt, ob es wirklich ein Eindringling war!«, widersprach James barsch. »Vielleicht war es auch ein Slytherin, der sich davon gestohlen hat!«
»Die Schüler wurden doch kurz darauf gezählt und es hat keiner gefehlt!«
»Vielleicht hat man einen Doppelgänger erschaffen, oder…«
»James, du kannst nicht leugnen, dass da etwas faul war.«, mischte sich Remus in die Auseinandersetzung ein. »Aber die Schulen unter die wachsamen Augen des Ministeriums zu stellen ist auch keine optimale Lösung.«, meinte er dann an Emily gewandt. »Wenn das Ministerium alles überwachen würde, was Dumbledore tut, kämen Leute wie ich niemals zu einer Schulausbildung.«
»Du hast gerade selbst gesagt, dass etwas an der Sicherheit Hogwarts nicht stimmt! Wie sollte man dem sonst entgegen wirken?«
»Hast du deinem Vater etwa von der Sache mit dem Eindringling erzählt?«, mischte sich Sirius jetzt ein und sah Emily durchdringend an.
»Ja, warum auch nicht?«
James und Sirius stöhnten gleichzeitig auf. »Na wunderbar, dann hat Lewis ja sogar was in der Hand, um seine Forderung durch zu setzten!«
»Es ist ja auch richtig, dass diese Angelegenheit endlich beleuchtet wird!«, verteidigte Emily sich und warf den Jungen einen für Emily sehr untypischen Blick zu. »Wenn Dumbledore nichts unternimmt, dann muss eben jemand anderes etwas tun!«
»Und du meinst, dein Vater ist der richtige für den Job?«, fragte Remus und Lily hob die Augenbrauen hoch. Für gewöhnlich hielt Remus sich bei derartigen Auseinandersetzungen dezent im Hintergrund, er war kein Freund von Streit, und Streit mit seiner Freundin vermied er sowieso, so wie es Emily normalerweise auch tat. Deswegen waren sie auch eigentlich immer so ein harmonisches und glückliches Pärchen gewesen, aber jetzt schienen sie das allem Anschein nach vergessen zu haben.
»Das sagst du nur, weil du Daddy nicht leiden kannst!«, behauptete Emily spitz und löste sich von Lily.
»Weil ICH IHN nicht leiden kann?«, wiederholte Remus unglaubwürdig und lachte auf. »Natürlich, ich war es ja, der ihm sein Führungszeugnis aberkennen wollte! Wie konnte ich das nur vergessen?«
»Ich sag’s ja, du kannst ihn nicht leiden!« Emily sprang auf. »Es war nicht richtig von Dumbledore, in deinem Führungszeugnis nicht zu erwähnen, dass du ein Werwolf bist!«
»Oh, ja, dann muss ich mich unbedingt bei deinem Vater dafür bedanken, dass er meine Zukunft versaut hat! Richte ihm schöne Grüße aus!«, fauchte Remus zurück. Emily gab einen genervten und gleichermaßen verzweifelten Ton von sich und stürzte dann aus dem Haus. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, ließ Remus sich wieder zurück in die Polster sinken und die anderen vier tauschten verwirrte Blicke.
»Was war das denn gerade?«, fragte James schließlich und Sirius fügte hinzu: »Beziehungsprobleme, Moony?«
Remus knurrte kurz als Antwort und Lily sprang auf. »Ich lauf ihr nach.«, meinte sie und war schon so gut wie aus der Tür verschwunden. James setzte sich wieder auf das Sofa, tauschte einen Blick mit Peter und Sirius und wartete darauf, dass Remus etwas sagte. Die Stimmung war schrecklich erdrückend und Peter war schon drauf und dran zu sagen, er würde dann mal nach den Mädchen schauen gehen, als Remus schließlich sagte:
»Emilys Vater hat eben seine Hausaufgaben besonders gründlich gemacht.«
»Seine Hausaufgaben?«, wiederholte Peter verwirrt.
»Er hat sich über den Freund seiner Tochter genauestens informiert.«, erklärte Remus und seufzte tief. »Und ist dabei eben auf mein pelziges Problem gestoßen. Und darauf, dass Dumbledore es in meinem Zeugnis nicht hinzugefügt hat. Als sie mich im Juli ihren Eltern vorstellen wollte, hat er mich auflaufen lassen und angefordert, mein Zeugnis ändern zu lassen. Jetzt prangt überall fett ›Werwolf‹ auf meinen Unterlagen. Und ihr wisst ja, wie erfolgreich ich deswegen bei der Jobsuche war.«
»Klingt reizend, dieser Mr Lewis.«, murmelte James.
»Was willst du auch ihren Vater kennen lernen!« Sirius verdrehte die Augen. »Bei Merlin, Moony, jeder weiß, wie negativ Lewis zu Werwölfen steht!«
»Sag das nicht mir, sondern seiner Tochter!«, gab Remus bissig zurück.
»Du hast dir wirklich die passende ausgesucht.«, meinte James und seufzte tief.
»Warum hat Emily sich nicht für dich eingesetzt?«
»Du hast doch gehört, was für eine hohe Meinung sie von ihrem Dad hat!«
»Sie kann doch nicht hinter ihrem Dad stehen, wenn der versucht, ihren Freund fertig zu machen!« Ungläubig sah Sirius ihn an.
»Offensichtlich schon.«, murmelte James und Remus seufzte wieder tief.
»Er ist Politiker!«, murmelte er und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. »Die haben doch ein Talent sich und ihre Taten im richtigen Licht erscheinen zu lassen! Er hat mich als Betrüger hingestellt, nicht als Monster und da kann Emily ihm nicht widersprechen. Dumbledore hat mein pelziges Problem damals unter den Tisch gekehrt, es ist in einen von tausend Akten verschwunden, niemand hat sich daran erinnert, bis Mr Lewis danach gebohrt hat.«
»Wie ist er überhaupt auf die Idee gekommen, du könntest ein Werwolf sein?«, fragte Peter und Remus zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht hat sich unser Zwerg verplappert.«, mutmaßte Sirius und Remus warf ihm einen wütenden Blick zu. Selbst James zischte: »Sirius!«, aber der Marauder sah überhaupt nicht ein, warum er das zurück nehmen sollte. »Was denn?«, entrüstete er sich. »Sie ist klein und wir wissen alle, dass sie weder besonders gut lügen, noch Geheimnisse für sich behalten kann! Ich hoffe nur, du hast ihr nichts von unserem Geheimnis gesagt.« Er zeigte auf sich, James und Peter. »Sonst bekommen wir demnächst auch Post vom Ministerium!«
»Nein, ich hab ihr nichts erzählt.« Remus atmete tief durch. »Können wir bitte von etwas anderem reden?«
»Meine Mom hat jetzt ein Faible für Gartenzwerge.«, sagte James und alle Augen richteten sich auf ihn. »Nachdem sie mit dem Umdekorieren des Hauses vom totalen Chaos zurück zum ursprünglichen Zustand und mit der Malerei abgeschlossen hatte, widmet sie sich jetzt dem Basteln von Gartenzwergen. Sie sind in unserem Keller. Hunderte.«
»Ernsthaft?« Sirius hatte sichtlich Mühe sich ein Lachen zu verkneifen.
»Als ich vom Trainingslager zurück kam und was aus dem Keller holen wollte, hab ich einen riesen Schreck bekommen.« James schüttelte sich. »Nennt mich seltsam, aber Gartenzwerge sind unheimlich.«
»Vielleicht nur die, die deine Mom macht.«, erwiderte Peter. »Meine Mom macht ganz hübsche.«
»Ach, da hat sie das also her!«
»Ich kann sie verstehen, es ist wirklich fürchterlich jeden Tag so viel Zeit und nichts zu tun zu haben.«, meinte Remus und Sirius tauschte einen Blick mit James, der eindeutig verriet, dass sie kein Problem damit hätten. Miranda Potter aber anscheinend schon. Wegen einer Verletzung der Beine musste sie ihren Beruf als Auror vor einem halben Jahr an den Nagel hängen und versucht sich seither, ihren Alltag in irgendeiner Weise interessant zu gestallten.
»Mein Dad meint, es ist besser geworden, seitdem er auch nicht arbeiten kann.«
»Wo sind deine Eltern überhaupt?«
James zuckte mit den Schultern. »Vielleicht in der Bibliothek?«
»Sie sind im Haus?« Remus setzte sich kerzengerade auf und sackte eine Sekunde später wieder in sich zusammen. »Oh nein! Unseren Streit können sie unmöglich überhört haben!«, stöhnte er und schloss die Augen. »Noch mehr Leute, die von meinem Problem wissen!«
»Dein Problemchen.«, verbesserte James und stand wieder auf, um erneut im Raum auf und ab zu gehen. »Ganz ruhig, Remus, selbst wenn sie was gehört haben, sie sind nicht gerade Fans von Lewis oder Crouch.«
Plötzlich rauschte es im Kamin und mit einer kleinen Rußwolke trat ein Mädchen hustend daraus hervor, das die Marauder nur zu gut kannten. Sie verschaffte sich nur kurz einen Überblick über die Anwesenden und keuchte dann: »James! Etwas furchtbares ist passiert!«


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