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James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 5

von Jojoi

Lily lag auf ihrem Bett und starrte hoch an die Decke. James’ Klopfen war schon vor einiger Zeit verstummt und auch Mirandas Fragen drangen nicht mehr durch die Tür in ihr Zimmer. Sie wusste, dass sie sich unhöflich verhielt, aber ihr war nicht nach Gesellschaft. Ihr war nach gar nichts.
Seufzend drehte sie sich auf den Bauch. Sie hatte Hunger, aber sie wollte auch nicht in die Küche und etwas essen gehen. Der Gedanke an den Blick, den James ihr zuwerfen würde hielt sie davon ab.
Oder war es noch schlimmer, nicht essen zu gehen? Hielt er sie für so ein magersüchtiges Mädchen, das sich nur von Luft und Liebe ernährte?
Was dachte James eigentlich über sie? Hielt er sie für verzogen? Für übertrieben launisch? Und hatte er damit vielleicht recht?
Etwas klackte gegen sein Fenster und Lily sah auf. Ein Vogel?
Das Geräusch wiederholte sich, als etwas Kleines gegen ihr Fenster prallte. Ein Stein? Warf James wirklich Steinchen an ihr Fenster? Wie kitschig.
Trotzdem erhob sie sich und lugte vorsichtig hinaus in den Garten. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, doch bald würde sie untergehen. In dem Teil des Gartens, den Lily sehen konnte (hauptsächlich Blumenbeete) konnte sie niemanden erkennen. Sie entdeckte das Wurfgeschoss auf ihrem Fenstersims und runzelte die Stirn. Das war kein Stein.
Neugierig geworden öffnete sie das Fenster und griff nach dem kleinen Ding. Es war tatsächlich eine Erdnuss. Wer warf Erdnüsse an ihr Fenster? Ein Rabe, der die Nuss knacken wollte? Aber wo hatte er eine Erdnuss her?
»Buh!« James’ Gesicht erschien so plötzlich vor ihr, dass Lily aufschrie und zurücktaumelte. Er lachte über ihr Erschrecken und hielt dann schnell seine Brille fest, die ihm von der Nase zu rutschen drohte. Kopfüber hing er an ihrem Fenster, Lily wusste nicht, woran er sich festhielt, biss er langsam niederer schwebte und sie erkannte, dass er die Beine um seinen Besenstiel geschlungen hatte.
»Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken?«, bluffte sie ihn an, aber James zuckte nur grinsend mit den Schultern.
»Willst du mit mir ausfliegen?«, fragte er, immer noch kopfüber an ihrem Fenster baumelnd, während Lilys Herzschlag sich langsam beruhigte.
»Ausfliegen?«
»Ja. Die Landschaft ist wunderschön hier. Besonders der National Park. Soll ich ihn dir zeigen?«
Lily runzelte kritisch die Stirn. Ihr Freund flog meistens nicht besonders langsam und für die an Höhenangst leidende Lily war schon ein Flug in zehn Meter Höhe eine Tortur. Mit ihm über die Landschaft Yorks zu fliegen, kam einem Alptraum gleich.
Obwohl, wenn man ihre Träume bedachte, war denen ein Ausflug mit James doch vorzuziehen.
»Warum wirfst du mit Erdnüssen?«, wechselte sie das Thema und strich sich die Haare über die Schulter. Ob die Spuren der Tränen, die sie in ihrem Zimmer geweint hatte, noch sichtbar waren?
»Weil du außer dem Brötchen in dem Café heute noch nichts gegessen hast.« James spannte die Muskeln an und griff mit einer Hand nach seinem Besenstiel. Zugegeben etwas beeindruckt sah Lily zu, wie er sich an dem Besen hochzog und schließlich wieder sachgemäß darauf saß. »Ich dachte, da können ein paar Erdnüsse nicht schaden.« Er grinste, flog tiefer und stützte die Arme auf ihr Fensterbrett. Vielleicht um zu verhindern, dass sie ihm für diese wieder etwas spitze Bemerkung das Fenster vor der Nase zuknallte?
Lily schwieg, biss sich auf die Lippen und wandte ihm den Rücken zu. Ich dachte, da können ein paar Erdnüsse nicht schaden. Charmante Umschreibung für seine eigentliche Intention, die Lily zu kennen glaubte.
»Ich glaube nicht, dass ich Lust auf einen Ausflug mit einem Vollidioten habe.«, knurrte sie und machte sich auf den Weg, in Richtung Badezimmer. Sie hatte ihr eigenes, das direkt an ihr Zimmer grenzte.
»Und wenn der Vollidiot verspricht, ganz langsam zu fliegen?«
»Auch dann nicht.«
»Und wenn er verspricht, kein Wort mehr zu sagen?«
Lily blieb stehen und zog die Augenbrauen hoch. »Kein Wort?«
»Nicht ein einziges.«
Mit vor der Brust verschränkten Armen drehte sie sich zu James um. »Und du glaubst, der Vollidiot hält das durch?«
James zuckte grinsend mit den Schultern. »Um das raus zu finden, musst du dem Vollidioten schon eine Chance geben.«
Abschätzend betrachtete sie James ein paar Sekunden, dann löste sie seufzend ihre Arme und kam auf das Fenster zu. Sie konnte ihm nicht ewig aus dem Weg gehen, sie wohnte in seinem Haus. Und eigentlich wollte sie auch gar nicht mit ihm streiten, sie hatte in den letzten Tagen genug Stress gehabt.
»Also schön, Vollidiot.«, meinte sie und betrachtete noch ein bisschen zweifelnd den dünnen Besenstiel. »Zeig mir die Landschaft. Aber wehe, du machst irgendwelche Kunststückchen oder halsbrecherischen Flugmanöver!« Drohend sah sie ihn an, aber James grinste nur weiter.
»Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf.«, bat er und Lily verdrehte die Augen.
»Du wolltest still sein.«
Von da an sagte James auch nichts mehr, sah sie nur auffordernd an und Lily wurde klar, dass er wollte, dass sie aus dem Fenster stieg.
»Willst du nicht rein kommen?«, fragte sie und trat zur Seite. James musterte das Fenster, schüttelte dann den Kopf und Lily warf ihm einen wütenden Blick zu. »Du passt da schon durch!«, meinte sie und James’ Grinsen wurde noch breiter. Obwohl er nichts sagte, konnte Lily sich seinen Kommentar nur zu gut vorstellen. Nicht jeder kann so dünn sein wie du. Angst, Evans? Na los, trau dich!
Sie konnte ein wütendes Knurren nicht unterdrücken, dann schwang sie ein Bein über das Fensterbrett. Der Blick in die Tiefe ließ sich nicht vermeiden und Lily wurde fast schlecht. Schnell zog sie das Bein zurück, nein, so würde es nicht gehen. Sie setzte sich auf das Fensterbrett, drehte dann langsam ihren Körper herum, bis ihre Beine in der Luft baumelten. Ein bisschen verzweifelt sah sie James an, der ihre Kletterversuche belustigt beobachtete. Er flog einen Meter vom Fenster entfernt in der Luft, Lily tastete vorsichtig mit dem Fuß nach dem Besen.
»Schweb da nicht so rum, hilf mir!«, zischte sie und James ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Schneller als Lily begreifen konnte, was er tat, hatte er schon den Besenstiel unter ihre Kniekehlen manövriert und einen Arm an ihren Rücken gelegt. Lily schrie auf, als sie plötzlich nach oben gezogen wurde und beinahe gegen den Fensterrahmen knallte, aber James hatte seinen Besen gut genug im Griff, um eine Beule ihrerseits zu vermeiden. Schließlich hing sie mehr oder weniger hilflos in seinem Arm in der Luft und klammerte sich verzweifelt an ihn. Die Beine hatte sie angezogen, um ja nicht vom Besenstiel zu rutschen. James schien ihre Hilflosigkeit und ihr entsetztes Gesicht fürchterlich lustig zu finden und biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Lily warf ihm einen wütenden Blick zu und atmete tief durch. Dann spannte sie ihre Muskeln an, um nicht weiterhin wie ein nasser Sack Kartoffeln da zu hängen und mit der Hilfe von James’ Arm schaffte sie es, sich Stück für Stück nach oben zu ziehen, bis sie schließlich auf dem Besen saß. Das hatte sie allerdings schon so viel Kraft und Nerven gekostet, dass sie sich nicht dazu überwinden konnte, jetzt auch noch ein Bein über den Besenstiel zu schwingen. Obwohl James den Besen absolut gerade und sicher in der Luft hielt, war ihr das doch zu riskant. Was, wenn sie das Gleichgewicht verlor? Wie sollte James allein ihr gesamtes Gewicht halten?
»Es kann los gehen.«, verkündete sie deshalb, als sie beide Arme um James geschlungen hatte, um ja nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er sagte nichts dazu, löste nur für einen Moment die Hände von dem Besenstiel – ein Moment, der Lily in helle Panik versetzte – und griff über sie hinweg. Dann flog er los, erst höher in die Luft, dass Lily fest gegen ihn gepresst wurde, und schließlich in gemächlichem Tempo gen Norden.
Egal wie langsam James flog, eine Tortur blieb es für Lily dennoch, nach unten zu sehen, obwohl die Landschaft, das musste sie wirklich zugeben, außerordentlich schön war. Vereinzelt fanden sich Bauernhöfe, Schafe und Wäldchen. Ein Bauer fuhr auf seinem Traktor direkt unter ihnen einen Feldweg entlang und Lily fragte: »Kann er uns sehen?«
James verdrehte als Antwort nur die Augen, was wohl ›natürlich nicht, du Dummerchen!‹ bedeuten sollte. Er flog eine gemächliche Kurve und ging langsam tiefer. Jedes Mal, wenn er die Richtung oder die Höhe änderte, krallte Lily sich wieder noch stärker an ihm fest, als sie es sowieso schon tat. Er flog so nieder, dass sie mit den Fußspitzen die Bäume streifen konnte. Ein paar Vögel flogen erschrocken auf und Lily kniff die Augen zusammen, als ein Rabe nur knapp über sie hinweg flog. James schien davon wenig beeindruckt, flog höher und ließ den Wald hinter sich. Die tief stehende Sonne malte lange Schatten in die Landschaft und sie entdeckten eine kleine Wildherde grasend auf einer Wiese. Sie hoben die Köpfe, als Lily und James über sie hinweg flogen. Konnten die Tiere sie vielleicht doch sehen?
Auf jeden Fall wurde Lily seltsam warm ums Herz, als sie die Hirschkühe mit ihren Kälbern betrachtete, die sie dieses Jahr geboren hatten. Ein Hirsch stand sogar etwas abseits der Herde am Waldrand, auch er suchte mit den Augen den Himmel ab. Lily hatte vor einigen Monaten entdeckt, dass James’ Patronus ein Hirsch war, ihrer eine Hirschkuh. Gab es einen besseren Beweis dafür, dass sie zusammen gehörten?
Und trotzdem hatte sie sich heute völlig von ihm zurück gezogen. Seufzend legte sie den Kopf auf seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Sie sollte den Streit beenden, seinen Kommentar einfach vergessen, sie hatte ja nicht vor, so dünn zu bleiben. Es war ihr erster gemeinsamer Tag nach fast zwei Monaten gewesen.
»Tut mir leid, dass ich heute so schrecklich war.«, murmelte sie schließlich und kuschelte sich noch mehr in seine Schulter. James löste eine Hand von dem Besenstiel – was Lily einen leichten Schauer über den Rücken fahren ließ â€“ und legte ihr den Arm um die Mitte.
»Der Idiot darf jetzt auch wieder reden.«, sagte sie, als er nichts weiter tat und hob den Kopf. James grinste nur und schüttelte leicht den Kopf.
Unter ihnen begann die Landschaft hügeliger zu werden und James flog tiefer. Schließlich landete er auf einer Kuppel, von der aus man eine gute Aussicht hatte und Lily rutschte mit zugegeben etwas zittrigen Beinen vom Besen. Die Sonne war am Untergehen und bedeckte das satte Grün der Landschaft mit einem zarten orangenen Schimmer. James zauberte eine Decke herbei, die sie auf das feuchte Gras legten und sie setzten sich. Anfangs zog der Sonnenuntergang Lily in seinen Bann, doch dann betrachtete sie noch einmal die Landschaft im Licht der untergehenden Sonne. Sträucher und Büsche bedeckten den Boden so weit das Auge reichte, hin und wieder ragte ein schiefer Baum hervor. Sonst war von großen Wäldern wenig zu sehen.
»Früher war hier alles bewaldet.«, sagte James, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Aber dann wurde das Land zur Beweidung verwendet und die Wälder mussten weichen. Die Muggel begannen auch nach Kohle oder so zu suchen. Mein Dad sagt, dass die Wälder aber schon ewig fort sind. Scheinbar merkte man schon im Mittelalter, wie fruchtbar der Torfboden ist. Das Land wurde lange Zeit von den Kelten beherrscht. Manchmal kann man Schatzsucher sehen, die mit ihren Geräten den Boden nach alten Münzen absuchen.« James kicherte. »Absolute Zeitsverschwendung. Wenn da mal Münzen oder so lagen, haben sie die Schafe sicher schon lange gefressen.«
Lily nickte langsam und strich sich die langen Haare hinter die Ohren, die ihr ein sanfter Wind ins Gesicht blies. »Wohnt deine Familie schon lange hier?«
»Sehr lange.« James nickte. »Mein Dad war der älteste Sohn. Und auch wenn er nicht so war, wie mein Großvater ihn sich wünschte, so hat er doch das Haus und viele andere Dinge geerbt.«
»Nicht so, wie dein Großvater ihn sich wünschte?«, wiederholte Lily stirnrunzelnd. Die Sonne war untergegangen und für einige Momente war die Welt noch klar zu erkennen. Dann verschwand sie langsam im Schleier der Dunkelheit.
James zuckte mit den Schultern und nickte gleichzeitig. »Viele Eltern erwarten mehr von ihren Kindern, oder?«
»Was hat er sich denn von deinem Dad erwünscht?«
»Zum Beispiel, dass er nicht meine Mutter heiratet.« James lachte. »Oder sich in der Dorfverwaltung engagiert.«
Lily überlegte. Hatte James nicht schon einmal früher so etwas anklingen lassen? Dass er und seine Eltern von den anderen Potters ausgegrenzt wurden? »Warum nicht?«
»Weil es bis auf die Potters und Pettigrews ein Muggeldorf ist. Wozu sich also groß engagieren? Aber mein Dad meint immer, man muss so eine Gemeinschaft pflegen und es wäre viel auffälliger, sich weiterhin auszugrenzen, wie die Potters es früher immer gepflegt haben.«
»Moment!« Lily schüttelte den Kopf und versuchte das, was James ihr gesagt hatte zu verstehen. »Erstens: Peter und seine Familie wohnen hier?«
»Ja.« James grinste. »Daher kenne ich ihn ja.«
»Das hast du nie erwähnt!«
»Ich hab erwähnt, dass meine Eltern seine kennen.«
»Aber nicht, dass ihr Nachbarn seid!«
James zuckte mit den Schultern.
»Zweitens: Warum haben sich die Potters immer ausgegrenzt?«
Bei dieser Frage verdrehte James die Augen. »Weil wir Zauberer sind, Lily! Früher war Stonegrave ein beliebter Wohnort für Zauberer und das schon seit Jahrhunderten. Aber irgendwann hat sich das verloren und die Muggel siedelten sich an. Vielleicht zogen viele Zauberer auch weg, WEIL sich Muggel zu ihnen gesellten. Auf jeden Fall war meine Familie früher immer der Meinung, Zauberer und Hexen sollten unter sich bleiben. Sie hielten nichts von den gemischten Dörfern, wie viele andere Zauberer auch. Trotzdem ist Hogsmeade das letzte verbliebene reine Zaubererdorf.«
»Und dein Dad ist für die gemischten Dörfer?«
James zuckte mit den Schultern. »Wieso auch nicht? Die Muggelschule ist zwar ätzend – ich wollte nie hin und schließlich hat Mrs Pettigrew mich unterrichtet – aber abgesehen davon ist es nicht schlimm, Muggel als Nachbarn zu haben, oder? Es ist auch so wunderbar leicht, ihnen Streiche zu spielen!« Grinsend ließ James sich auf den Rücken nieder und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Peters Mom hat dich unterrichtet?«
James nickte. »War super, es gab immer Plätzchen! Obwohl das mit dem Lesen einige Zeit nicht besonders gut funktioniert hat. Bis sie auf die Idee kamen, mir eine Brille zu kaufen.« Er lachte und Lily konnte ebenfalls ein Grinsen nicht unterdrücken. Sie fand es interessant mehr über James’ Kindheit und seine Familie zu erfahren. So richtig hatte sie noch nie mit ihm darüber geredet.
»Und warum war es für deinen Großvater so ein Problem, dass dein Dad deine Mom geheiratet hat?«, fragte Lily schließlich und pflückte einen Grashalm aus der Erde. Die Heidelandschaft lag nun in tiefer Dunkelheit, doch es war so friedlich, dass Lily überhaupt kein Unbehagen fühlte. Langsam wurde es auch kühler und eine gewisse Nässe erhob sich aus dem Boden, sickerte durch die Decke.
»Weil die Familie meiner Mom… Nun ja… Nennen wir es… offenherzig ist.«
»Warum?«
»Weil sich in den Stammbaum meiner Mutter bestimmt schon jedes magische Wesen geschlichen hat. Trolle, Zwerge, Riesen, Ghule, Sabberhexen, Kobolde, Squibs, was weiß ich.« James zuckte mit den Schultern. »Das spricht sich in der magischen Welt natürlich rum. Falls die Familie meiner Mutter mal so was wie einen guten Ruf gehabt hatte, ist es schon sehr lange her.«
»Ach so.« Lily kräuselte die Stirn und dachte einen Moment darüber nach. Sie war als Muggelstämmige immerzu von anderen Zauberern und Hexen gehänselt worden. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass auch Zauberer, die zwar magischer Abstammung sind, jedoch nicht zwingend menschlicher, in der Zauberwelt genauso geächtet wurden. »Mag deine Mom mich deswegen so?«, fragte Lily und sah wie James hoch in den Himmel. »Weil ich nicht aus einer reinblütigen Familie stamme?«
»Nein, weil du nett bist.« James lachte.
»Kanntest du deine Großeltern?«, fragte Lily weiter und ließ den Blick wieder über die weiten Flächen gleiten. Sie hörte das Gras rascheln, als der Wind auffrischte. Es musste schön sein, in dieser Natur aufzuwachsen, wo sich noch Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Sie war in einer Vorstadt aufgewachsen, mit gepflegten Gärten, Spielplätzen für Kinder und einem keinen Bach. Hierher verirrten sich sicherlich nur selten große Lastwägen, Hubschrauber und andere neuerliche Muggelerfindungen. Kein Wunder also, dass James in vielen Muggelsachen einfach keine Ahnung hatte.
»Meinen Großvater väterlicherseits habe ich nicht kennen gelernt. Er starb vor meiner Geburt und meine Großmutter als ich ungefähr zwei war. Die Eltern meiner Mom kannte ich länger. Sie haben mich praktisch mit großgezogen. Sie lebten in Wales.«
Lily nickte langsam. Von seinen Großeltern hatte James einmal erzählt. Damals, als ihre Eltern gestorben waren und er sie hatte trösten wollen. Das war jetzt beinahe schon ein Jahr her.
Ein ganzes Jahr.
»Aber ich erinnere mich noch daran, dass meine Großmutter sehr seltsam war. Damals kam sie mir zumindest so vor. Sie lebte bei uns im Haus… Hat mich nie beachtet. Später erfuhr ich, dass sie einfach eine Gedächtnisschwäche hatte. Sie vergas sozusagen immerzu, dass ich ihr Enkel war.«
»Alzheimer?«
James löste den Blick vom Himmel und zog die Augenbrauen hoch. »Was?«
»Nichts.« Lily seufzte leise. Schon wieder etwas, was reinblütige Zauberer nicht verstanden. »Red weiter.«
»Ich wüsste nicht, was ich dir noch erzählen sollte.« James richtete sich auf und legte Lily einen Arm um die Schulter.
»Hast du noch alte Freunde im Dorf?«
»Du meinst außer Peter?«
Lily nickte und fast zeitgleich schüttelte James den Kopf. »Ich kann nicht gut mit Muggeln, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«
»Ach was!« Lily lachte. »Solange keine Rolltreppe in der Nähe ist…«
»Nein, ernsthaft, Lily.«, meinte James, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. »Ich kann WIRKLICH nicht mit Muggeln umgehen. Ich hab immer Angst, was Blödes zu sagen oder zu machen und dann mache ich meistens erstrecht irgendwas Blödes… So wie bei dir in etwa.«
Lachend lehnte sie sich an ihn und legte einen Arm um seinen Rücken. »Das ist ziemlich dämlich, Potter.«, meinte sie und dachte an ihre Grundschulfreundinnen zurück. Sie hatte sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Aber sie hatte so viel Spaß mit ihnen gehabt… Ihr Lachen erstarb, als ihr klar wurde, dass James’ Kindheit vielleicht nicht halb so fröhlich gewesen war, wie ihre.
»Du hattest echt außer Peter keine Freunde?«, fragte sie noch mal nach und James schüttelte den Kopf. Schweigend saß Lily neben ihm und dachte über das nach, was sie über ihren Freund inzwischen wusste. Sie hatte ihn immer für einen sehr geselligen Typen gehalten, jemanden, der sich gerne unter Menschen bewegte und am liebsten im Mittelpunkt stand.
Der junge James musste ganz anders gewesen sein.
»Es lag wohl auch daran, dass ich die anderen ständig geärgert habe.«, fügte James irgendwann hinzu, was schon eher nach ihm klang. »Ich hab ihre Schulranzen auf Bäume schweben lassen. Ratten in die Schulräume geschleust. Alle ihre Fußbälle kaputt gemacht…«
Stirnrunzelnd sah Lily auf. »Warum hast du das gemacht?«
»Weil ich… Keine Ahnung. Ich war ein Kind, Lily.« James zuckte mit den Schultern. »Einfach, weil ich es konnte. Ich konnte mit einem Fingerschnipsen ihren Fußball zerstören, ich konnte ihre Haare grün färben, wenn ich wollte. Es war einfach… lustig.«
»Du hast sie gequält.«, stellte Lily fest und löste sich von James.
»Vielleicht.« Gemächlich erhob er sich und streckte Lily die Hand entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Wir sollten gehen. Mom wartet bestimmt mit dem Essen.«
Schweigend machten sie sich auf den Rückflug. Dieses Mal saß Lily hinter James und schlang die Arme fest um seine Mitte. Der Wind, der an ihrer Kleidung zerrte, brachte sie leicht zum Frösteln. Der Sommer verabschiedete sich mit sachten Zeichen und Lily legte die Wange an James’ Rücken.
Und es war fast wieder wie früher.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung