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James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 2

von Jojoi

Theodor Fontane nannte Edinburh das »Athen des Nordens« und schon zuvor wurde die Stadt oft aufgrund der zahlreichen Hügeln, auf denen sie errichtet war, mit der Hauptstadt Griechenlands verglichen. Als Lily in die Stadt apparierte fand sie sich erstmal in dem üblichen Chaos aller Großstädte wieder. Männer in schwarzen Anzügen hetzten an ihr vorbei, Frauen mit Kinderwagen, Jugendliche. Es war eine Stadt wie jede andere, obwohl die altertümlichen Häuser aus robustem Stein der Stadt einem gewissen Charme gaben. In den unteren Teilen der Häuser waren die bunten Läden zu finden, darüber beherrschte das kühle Grau des Steins das Stadtbild. Lily konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Stadt bildschön oder fürchterlich hässlich fand, während sie mit ihrem Koffer staunend durch die engen, verwinkelten Gassen schlenderte. Manche Häuser schienen bereits einsturzgefährdet, andere so robust, dass sie kein Erdbeben der Welt ins Wanken bringen könnte. Sie ging unter der Northbridge nahe der Altstadt von Edinburgh hindurch und hörte dabei über sich die Autos und Laster dröhnen. Schließlich gelangte sie in die vom Tourismus ausgeputzte Altstadt, in der auch das Schloss auf einem hohen Felsen thronte. Hier gab es keine heruntergekommenen Gebäude mehr, nur die verwinkelten Gassen waren geblieben. Lily zweifelte daran, dass sie sich in dieser Stadt jemals auskennen würde können.
In dem Brief, den Lily von der Akademie zugeschickt bekommen hatte, war ein kleiner Kompass aufgemalt. Lily hatte sich beim Lesen einen Moment lang darüber gewundert, denn als sie den Brief verlegt hatte, stand die Kompassnadel plötzlich wo anders.
Aber es gab kein Norden. Die Skala des Kompasses war eingegliedert in richtig, fast richtig, falsch, fast richtig. Sie hatte den Nutzen dessen nicht erschließen können.
Jetzt holte sie den Brief hervor, sah in die Richtung, in die die Nadel zeigte. Falsch. Lily drehte sich mit dem Brief in der Hand so lange, bis die Nadel auf Richtig stand, dort würde die Akademie liegen. Seufzend machte Lily sich auf den Weg, sie hoffte, dass es kein allzu langer Fußmarsch werden würde.
Sie überquerte die Southbridge, ging an der Universität vorbei und wunderte sich ein wenig darüber, wieso die Nadel nicht darauf zeigte, schließlich hatte in der Broschüre gestanden, dass die Akademie nahe der Muggeluniversität lag. Doch der Brief führte sie in den Südwesten der Stadt. Zu Lilys rechten Seite erschien eine Grünfläche, der George Square. Etwas weiter fand sie ein großes, rechteckiges Gebäude mit vielen weißen Pfeilern, auf dessen Fassade ein Schriftzug der University of Edinburgh zu finden war, doch der Kompass zeigte auf Falsch. Lily ging die Straße zurück, musterte das andere, sandfarbene Gebäude, auf das die Kompassnadel zeigte. University of Edinburgh, Neuroscience stand auf dieser Fassade und Lily runzelte die Stirn. Hier war die Akademie?
Aber als sie in das Universitätsgebäude gehen wollte, zeigte die Nadel wieder auf Falsch. Dieses blöde Teil ist kaputt!, dachte sie und merkte erst dann, worauf die Nadel zeigte.
Vor dem Gebäude war eine kleine, rote Imbissbude aufgebaut. Lily hatte gar nicht darauf geachtet, als sie daran vorbei gelaufen war. In London gab es so viele rote Telefonzellen, dass Lily kleine, rote Sachen am Straßenrand schon völlig übersah und diese Imbissbude erinnerte wirklich etwas an die Telefonzellen Londons. Tisch und Stuhl waren davor aufgebaut, es gab Cappuchino, Espresso und anders für den kleinen Hunger oder Durst. Je näher Lily der Imbissbude kam, desto sicherer war sie, dass die Kompassnadel darauf zeigte.
Das Ding muss wirklich kaputt sein, dachte Lily und steckte den Brief in ihre Jackentasche. Dann ging sie festen Schrittes auf die Imbissbude zu.
»Entschuldigen Sie.«
Nur widerwillig ließ die Frau in der Imbissbude ihre Zeitung sinken. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, doch sie sah nicht besonders zufrieden mit ihrem Job aus, obwohl Lily sich vorstellen konnte, dass die Bude hier ziemlich gut lief, wenn ständig Studenten daran vorbei liefen. Sie trug ein rotes Polo-Shirt, passend zur Farbe der Imbissbude, und eine schwarze, dreckige Schürze.
»Ich suche eine Akademie.«, sagte Lily gerade heraus, es war ihr zu blöd, noch länger mit dem Kompass zu suchen.
»Akademie?«, wiederholte die Frau und Lily nickte, überlegte zeitgleich, was sie sagen sollte, wenn die Frau fragte, WELCHE Akademie sie suchte.
Aber die Frau fragte nicht danach. »Papiere!«, verlangte sie stattdessen und streckte die Hand über den Tresen.
»Bitte?«
»Deine Papiere. Besucher- oder Studentenausweis. Oder weswegen willste in die Akademie?« Die Frau musterte Lily abschätzig und auch Lily begegnete der Frau mit Misstrauen. Sie hatte einen starken schottischen Akzent. War die Frau ein Muggel? Wenn ja konnte sie ihr den Brief unmöglich zeigen, der Kompass würde sie verraten. Wenn sie aber eine Zauberin war, konnte sie ihr den Weg zur Akademie doch zeigen, oder? Lily beschloss, einfach gerade heraus zu fragen.
»Sind Sie ein Muggel?«
Die Frau lächelte, streckte die Hand fordernd weiter über den Tresen. »Deine Papiere, Schätzchen.«
Lily kramte den Brief aus ihrer Tasche und überreichte ihn der Frau mit etwas zittrigen Händen. Sie hoffte nur, keinen Fehler gemacht zu haben.
Die Frau überflog die Zeilen,. »Kommen Sie rein.«, meinte sie dann, öffnete die Tür zu ihrer Imbissbude an der Seite.
Und als Lily um die Seite sah, erblickte sie durch die Tür nicht das Innere einer banalen Imbissbude. Es war eine richtige Halle, Säulen rahmten den Weg und der Boden war mit Marmorsteinen belegt. Staunend trat Lily ein und die Frau schloss die Tür hinter ihr. Jetzt war es nicht mehr eine kleine, rote Tür, sondern eine richtige, hölzerne Eingangspforte.
»Willkommen an der Akademie für Zaubertränke und Tinkturen.« Die Frau reichte Lily ihren Brief zurück und lächelte ihr endlich entgegen. Über ihre Schulter hinweg konnte Lily durch ein großes Fenster auf die Straße sehen, auf der sie gerade noch gestanden hatte. Sie fragte sich, ob die Muggel sie jetzt im Inneren der Imbissbude sehen konnten, oder ob der Illusionszauber dies verhinderte.
»Professor Mac Haige erwartet Sie bereits.«, fügte die Frau hinzu. Es war grotesk, wie sie in dieser prachtvollen Halle stand in ihrer roten Arbeitskleidung und der schmutzigen Schürze.
»Wo?«
»Durch die Halle, die Treppe rauf, drittes Zimmer links.«, erklärte die Frau, setzte sich wieder auf einen Stuhl und griff nach ihrer Zeitung.
»Vielen Dank.«, murmelte Lily, griff nach ihrem Koffer und durchquerte die Eingangshalle. Überall waren hohe Fenster, durch die das Licht ins Innere der Halle strahlte. Lily wollte näher an ein Fenster treten und hinaus schauen, um zu erfahren, wo sie sich denn jetzt befand, aber die Frau raschelte mit ihrer Zeitung und Lily merkte, dass sie sie mit ihren Blicken verfolgte, deswegen widerstand sie dem Drang und ging direkt auf die breite Marmortreppe zu. Sie gelangte in eine Galerie mit unzähligen Türen, kein Flur ging von der hier weiter. Mit dem dritten Zimmer links konnte also nur die dritte Tür von links gemeint sein. Als Lily näher herantrat, konnte sie auch einen feinen Schriftzug auf der Holztür erkennen. Rektorat.
Erst nach mehrmaligem Klopfen ertönte eine Antwort. Zögernd drückte Lily die Klinke hinunter und lugte in den Raum. Ein scheinbar sehr alter und kostbarer, roter Teppich hauchte dem quadratischem Raum als einziges eine Spur Behaglichkeit ein. Lily direkt gegenüber stand ein großer, aus dunklem Holz gefertigter Schreibtisch, dahinter ein großes Fenster, das den Raum erhellte. Die Wände waren mit ebenso dunklem Holz vertäfelt, schwere, schwarze Vorhänge umgaben das Fenster. An der Wand über der Kommode hing das Bild eines leeren, steinernen Flures. Lily vermutete, dass die darauf eigentlich portraitierte Person gerade in einem anderen Gemälde saß.
Eine robuste Frau mit kastanienbraunen Haaren saß an dem Schreibtisch, die Hände ineinander gefaltet und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Im Vergleich zu Professor Dumbledore und seinem Büro ein Unterschied wie Tag und Nacht.
»Miss Evans, nicht wahr?«, fragte die Frau sogleich, sie hatte eine rauchige, tiefe Stimme, die so gar nicht zu ihrer sonstigen Erscheinung passen wollte.
»Ähm… Ja. Guten Tag.« Lily erinnerte sich an den Tag, an dem Professor Dumbledore vor ihrer Tür gestanden und mit ihren Eltern geredet hatte. Genau so fühlte sie sich sieben Jahre später wieder: aufgeregt, voller Vorfreude und zugleich so nervös, dass sie gar nicht richtig sprechen konnte. Ihr Mund war staubtrocken und sie versuchte Zeit zu schinden und ihre Fassung zurück zu bekommen, während sie die Tür schloss und ihren Koffer in eine Ecke stellte.
»Guten Tag, Miss Evans.« Die Frau erhob sich, sie war viel kleiner, als Lily gedacht hatte, und schwebte gerade zu an ihre Seite. »Setzten Sie sich. Wollen Sie eine Tasse Tee?« Sie lächelte ihr Lächeln und reichte Lily die Hand. Es war ein nur sehr kurzer und schwacher Händedruck.
»Gerne.« Ein Stuhl erschien vor dem Schreibtisch und Lily setzte sich. Die Frau holte eine Tasse aus einer Schreibtischschublade und tippte sie mit dem Zauberstab an. Sofort füllte sich die Tasse mit einer dunklen, dampfenden Flüssigkeit. »Danke.«
»Gern geschehen.« Die Frau lächelte immer noch. »Es ist mir eine Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen. Professor Slughorn hat so viel von Ihnen erzählt. Wie geht es ihm?«
»Ähm… Gut, glaube ich.«, meinte Lily schulterzuckend.
»Das freut mich.« Die Frau nickte, verschränkte die Finger wieder ineinander. Sie saß jetzt wieder genau so da wie vorhin, als Lily geklopft hatte, lächelnd, den Blick fest auf Lily gerichtet. Als wäre sie eine lebende Statue.
Lily fühlte sich immer unwohler. Obwohl so viel Licht durch das Fenster drang, war der Raum dunkel und erdrückend. Die Frau wartete offensichtlich darauf, dass sie etwas sagte, aber Lily wusste gar nicht, was.
Schließlich fasste sie sich ein Herz und fragte: »Sie sind Professor Mac Haige?«
»Oh, ja, natürlich! Habe ich mich nicht vorgestellt?« Professor Mac Haige zog erschrocken die Augenbrauen nach oben. »Wie unhöflich von mir! Es muss Ihnen schrecklich vorgekommen sein… Ich weiß alles über Sie und Sie wussten nicht mal, wer ich bin!« Sie begann glucksend zu lachen, Lily stimmte zögernd mit ein.
»Miss Evans, ich will es kurz machen.« Professor Mac Haige lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ihre Noten sind ein Paradebeispiel. Sie waren Schulsprecherin, haben also auch ein ausgezeichnetes Benehmen und Sozialgefühl. Professor Slughorn konnte nichts Schlechtes über Sie sagen und es scheint wirklich keinen Grund zu geben, weshalb Sie nicht an unserer Schule unterrichtet werden sollten.«
Ein Lächeln huschte über Lilys Gesicht. »Heißt das, ich bin aufgenommen?«
»Aber selbstverständlich!« Professor Mac Haige lachte wieder, Lily stieg diesmal erleichtert mit ein. Sie hatte sich völlig umsonst auf eine Aufnahmeprüfung vorbereitet, aber so war es auch gut.
»Und… Ich habe mich um ein Stipendium beworben…«, murmelte Lily dann und Professor Mag Haige nickte sofort.
»Ich weiß.« Jetzt setzte sie sich wieder in ihrem Stuhl auf und blickte Lily fest in die Augen. »In der Schule aufgenommen zu werden ist eine Sache, ein volles Stipendium eine andere. Ich muss Ihnen diesbezüglich ein paar Fragen stellen.«
Lily nickte langsam.
»Ihre Eltern sind Muggel?«
»Waren Muggel.« Lily schluckte. »Sie sind letzes Jahr gestorben.«
»Das tut mir leid.« Professor Mac Hiage legte kurz ihre Hand auf Lilys, fragte dann weiter. »Sie sind nicht verheiratet? Keine Kinder? Keine Einnahmequelle? Kein fester Wohnsitz?«
Lily schüttelte bei jeder Frage den Kopf.
»Nun, Miss Evans, bei solchen Umständen bleibt mir keine andere Wahl, als Ihnen ein Stipendium zu genehmigen.«
Lilys Herz schlug höher. »Ich bekomme es?«
»Aber ja!« Professor Haige lachte wieder und Lily atmete erleichtert tief durch. James hatte recht gehabt, mit ihren Noten und ihrer Vorgeschichte konnte sie tatsächlich keine Abfuhr bekommen. Aber sie hätte nicht gedacht, dass es wirklich so leicht werden würde, dass die Akademie sich überhaupt nicht von ihrem Können überzeugen wollte.
»Ich werde sofort die Papiere vorbereiten. Wollen Sie noch etwas Tee?« Professor Haige ließ ein paar Blätter aus ihrem Schreibtisch schweben und Lily schüttelte schnell den Kopf.
»Nein, danke, ich hab noch gar nicht getrunken.«, fiel es ihr ein, und um nicht unhöflich zu sein griff sie sogleich zur Tasse. Sie hatte die Tasse schon an die Lippen gesetzt, als ihr der Geruch in die Nase stieg. Sie kannte diesen Geruch irgendwo her. »Was ist das für Tee?«, fragte sie.
»Oh, ein ganz hervorragender! Er beruhigt die Nerven etwas. Viele Schüler sind so aufgeregt, wenn sie vor mir sitzen, völlig zu Unrecht.« Professor Mac Haiges ewiges Dauergrinsen verstärkte sich noch ein wenig. Lily nickte hob die Tasse wieder zu den Lippen, aber die Direktorin beobachtete sie weiter.
Vielleicht lag es an der erdrückenden Atmosphäre oder an Mac Haiges Blick, aber irgendetwas sagte Lily plötzlich, dass hier etwas nicht stimmte. Noch einmal schnupperte sie an der Tasse. Sie kannte diesen Geruch, sie kannte ihn nur zu gut. Statt zu trinken legte Lily nur die Lippen an die Tasse und tat, als würde sie einen großen Schluck nehmen.
»Mhmm!«, machte sie und senkte die Tasse schnell in ihren Schoß, wo Mac Haige hoffentlich nicht hinsehen konnte, damit sie nicht merkte, dass Lily nichts getrunken hatte.
»Lecker, nicht wahr?« Endlich wandte die Direktorin sich mit einem Lächeln ab.
»Ja, wirklich!«, meinte Lily sofort. Während Mac Haige sich endlich den Papieren zuwendete, holte Lily unauffällig ihren Zauberstab aus ihren Gürtelschlaufen, hexte die Tasse halbleer. Um den Schein aufrecht zu erhalten, tat sie noch drei weitere Male so, als habe sie getrunken. Je öfter sie an dem Tee roch, desto sicherer war sie sich.
»Nun, bitte schön, Miss Evans.« Professor Mac Haige reichte Lily zwei Papiere, die sie beide unterzeichnen musste. »Und willkommen an der Akademie für Zaubertränke und Tinkturen.« Sie erhob sich und Lily machte es ihr schnell nach. Der zufriedene Blick, den die Rektorin auf die leere Tasse warf entging Lily nicht.
»Vielen Dank, Professor.« Lily reichte ihr eilig die Hand. »Und… Was ich noch fragen wollte: Sie bieten Unterkünfte für die Studenten an?«
»Ja. Wenn Sie wollen, könnte Mr Brown Sie hinführen. Sie können sich gerne die Zimmer ansehen und entscheiden, ob Sie hier wohnen möchten. Die Zimmer sind hier im Gebäude, es ist fast schon so, als wären wir alle eine große Familie.« Professor Mac Haige gluckste. »Es wäre sicher wunderbar, Sie in dieser Familie willkommen zu heißen, Miss Evans.«
»Das wäre… toll.« Das Zögern in ihrer Stimme entging der Rektorin zum Glück. Lily wusste nicht, was hier vor sich ging, aber sie musste sich die Zimmer ansehen. Wenn der Tee wirklich nur der Beruhigung hatte dienen sollen… Vielleicht hatte sie voreilige Schlüsse gezogen?
»Dann werde ich sogleich Mr Brown rufen, damit er sie herumführt.«
»Wer ist Mr Brown?«
»Unser Hausmeister.« Professor Mac Haige wedelte mit dem Zauberstab und ein paar Sekunden später klopfte es an der Tür. Ein schlaksiger, junger Mann erschien in der Tür. Er trug einen weiten, schwarzen Umhang und musterte Lily kühl.
»Mr Brown, Miss Evans würde gerne die Unterkünfte sehen. Wenn Sie sie hinführen könnten? Ich muss noch…« Sie unterbrach sich, als jemand die Marmortreppe herauf stolperte. Lily erkannte ihn sofort, obwohl sie seinen Namen nicht mehr wusste. Es war ein ehemaliger Hufflepuff, er hatte seinen Abschluss ein Jahr vor ihr gemacht. War er nicht auch von den Slytherins geärgert worden?
»Mr Brendly!«, rief Mac Haige und klatschte vor Freude in die Hände. »Ich habe Sie schon erwartet! Kommen Sie, nicht so schüchtern!« Sie winkte den Jungen in ihr Büro und er folgte ihr zögerlich. Für einen Moment begegnete Lily seinem Blick und sie wusste, dass er genauso aufgeregt war, wie sie vorhin.
»Kommen Sie, Miss?« Brown drehte sich um und stapfte auf eine der Türen zu, Lily folgte ihm eilig. Lag es in der Natur von Hausmeistern, seltsam zu sein? Mr Brown schien zumindest besser gepflegt zu sein als Filch, eine angenehmere Ausstrahlung hatte er deswegen trotzdem nicht. Lily lief absichtlich immer einige Schritte hinter ihm, während er sie durch eine Tür nach der anderen führte. Die Akademie schien überhaupt nur aus Fluren und Türen zu bestehen.
Und eines viel Lily sofort auf: Je weiter Mr Brown sie führte, desto dunkler wurden die Räumlichkeiten.
Nach einer Weile des Schweigens fasste Lily den Mut und begann Fragen zu stellen.
»Was befindet sich hinter dieser Tür?«
»Die Bibliothek.«, antwortete Brown ohne überhaupt zu gucken, auf welche Tür Lily gezeigt hatte.
»Darf ich sie sehen?«
»Erst die Wohnungen.«
»Was ist das für eine Tür?«
»Der Speisesaal.«
»Kann ich kurz nachschauen, wie…«
»Erst die Wohnungen.«
Lily biss sich auf die Lippen. So ging es weiter und immer weiter und der Hausmeister wurde ihr immer suspekter. Das Gefühl aus dem Büro war wieder da, diesmal stärker.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Schließlich gelangten sie in einen Flur, in dem alle Türen in violett gestrichen waren. »Die Wohnungen.«, kommentierte Brown die Türen.
»Wohnt dort jemand?«
»Sie sind für die Studienanfänger reserviert.«
»Sind sie verschlossen?«
»Nein. Sie dürfen hineinschauen.«
Als Lily sich nicht rührte ging Brown selbst zu einer Tür und öffnete sie. Vorsichtig kam Lily näher. Der Raum war groß, rechteckig und hatte zwei breite, hohe Fenster, fast bis zur Decke. Neben jedem Fenster stand ein Bett.
»Die Waschräume sind im grünen Flur.«, meinte Brown.
»Kann ich sie mir ansehen?«
»Erst die Wohnungen.« Er nickte in das Zimmer, eine eindeutige Aufforderung für Lily, einzutreten. Zögernd kam sie ihr nach. Ein Bild der Eingangshalle hing zwischen den Betten an der Wand. Ein goldener Kronleuchter mit schwarzen Kerzen hing an der Decke. Als Lily ihn sich genauer ansah, schloss Brown die Tür.
Und plötzlich war der Kronleuchter weg.
Statt seiner waren da plötzlich karge Steinwände und Lily wusste, ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht. Sie war dumm gewesen, mit Brown zu gehen, so dumm. Sie hätte gehen sollen, als Professor Mac Haige ihr den Schlaftrunk angeboten hatte.
Dieses Mal hörte Lily sofort auf ihr Gefühl, dass ihr zuschrie: Runter! Und ließ sich auf die Knie fallen. Ein Blitz fuhr über ihren Kopf hinweg, Lily zog ihren Zauberstab aus ihrer Gürtelschlaufe, rief einen Schutzzauber.
In diesem Moment war sie höllisch froh, mit Alice, Julia und Miriam trainiert zu haben. Blitzschnell entwaffnete sie den Mann, ließ ihn gegen die Steinwände prallen und belegte ihn schließlich mit einem Lähmzauber.
Erst dann sah sie sich im Raum um. Zuvor hatte sie alles ausgeblendet, aber jetzt erschlug es sie regelrecht.
Brown war nicht der einzige regungslose Körper im Raum. Überall lagen sie in verkrüppelten Haltungen. Lilys Herz begann noch schneller zu schlagen. Mit einem Fuß stand sie auf der Hand eines Fremden und sie setzte ihn schnell wo anders hin, ließ sich zu Boden sinken.
Der Körper, den sie berührte, war eiskalt.
Leichen, sie war umgeben von Leichen. Als Lily jedes Gesicht näher betrachtete, fiel ihr noch etwas auf: Es waren junge Gesichter. Studienanfänger wie sie? Aber warum sollte die Akademie sie alle töten?
Lily wurde schlecht, aber sie zwang sich, jetzt nicht die Fassung zu verlieren. Die Fenster des Raums waren verschwunden und das einzige Licht im Raum ging von dem Bild der Eingangshalle aus. Das war kein gewöhnliches Bild, da war Lily sich plötzlich sicher.
Sie unterdrückte allen Ekel und stieg vorsichtig über die Leichen hinweg auf das Bild zu. Warum hatte Brown alle diese jungen Menschen getötet?
Als sie über ein Gesicht hinweg stieg, erkannte sie einen ehemaligen Vertrauensschüler von Ravenclaw. Sie kannte ihn nur, weil er Remus und sie damals in die besonderen Räume der Vertrauensschüler eingeführt hatte. Er war muggelstämmig gewesen, wie sie. Und wie Brendly, der gerade in dem Büro von Mag Haige saß.
Ein fürchterlicher Verdacht zwängte sich Lily auf und sie ging zu Brown hinüber – falls er überhaupt so hieß. Sie vermied den Blick in seine Augen und zog den Ärmel seines Umhangs nach oben. Und obwohl sie damit gerechnet hatte, zog sie doch scharf die Luft ein, als sie das Dunkle Mal auf seinem Arm sah.
Die Akademie war von Todessern infiltriert worden.
Jetzt wurde Lily wirklich schlecht. Fassungslos sah sie sich in dem Raum um, Tränen stiegen ihr in die Augen. Alle diese jungen Menschen wurden umgebracht, weil sie muggelstämmig waren? Was war das überhaupt für ein Grund!? Was konnten sie denn dafür?
Schritte näherten sich. Schnell versiegelte Lily die Tür, als es auch schon am Knauf rüttelte. Was sollte sie jetzt tun? Sie saß in der Falle und wer weiß, wie viele Todesser noch im Gebäude herumliefen?
»Hey, Clark, was ist da los?«, drang eine tiefe Stimme durch die Tür. Lily musste schnell handeln, für viel Überlegen blieb keine Zeit. Sie richtete erst den Zauberstab auf sich, dann auf Brown und murmelte »Decipere!«
Als die Tür aufsprang beugte sich Lily gerade über Brown. Erschrocken sprang sie auf. Vor ihr stand ein großer Mann mit dunklen Haaren und schwarzen Umhang. Er hatte eine Narbe an der rechten Augenbraue und rümpfte die Nase.
»Du sollst dich nicht amüsieren!«, fuhr er Lily an. »Erstrecht nicht mit einem solchem Abschaum!«
Lily nickte nur und sah zu Boden. Browns Stimme konnte sie vermutlich nicht besonders gut imitieren.
»Na los! Haige wartet schon mit dem nächsten auf dich!«
Mit dem nächsten. Brendly. Sie musste verhindern, dass die Todesser auch ihn töteten!
Schnell drückte sie sich an dem Mann vorbei nach draußen. Sie nahm sich fest vor, James bei ihrem nächsten Treffen tausendmal für den Illusionszauber zu danken, den er ihr beigebracht hatte.
»Hey, wo willst du hin?«, rief der Mann ihr nach und Lily blieb verdutzt stehen. Sie sollte doch zurück, oder? Der Flur sah immer noch genau so aus wie vorher und sie war sich ziemlich sicher, aus der Tür ganz hinten gekommen zu sein. Der Mann, der inzwischen im Türrahmen lehnte sah sie mit gerunzelter Stirn an. Zögernd kam Lily wieder auf ihn zu. Alles in ihr wehrte sich dagegen, diesen fürchterlichen Raum noch einmal zu betreten, doch es war offensichtlich das, was der Todesser von ihr erwartete, oder?
Gerade als sie an ihm vorbei gehen wollte bemerkte sie das Aufblitzen in seinen Augen, schnell genug, um vor ihm den Zauberstab zu ziehen. Ihr Illusionszauber hatte versagt, sie hatte ihn auch noch nicht besonders oft geübt, aber ihre Ganzkörperfessel rettete sie zuverlässig. Wutentbrannt sah der Mann sie an, versuchte sich zu befreien. Schnell entwaffnete Lily ihn und ließ ihn in den Raum schweben. Dann schloss sie die Tür hinter sich und murmelte einen Stillezauber, damit niemand die wütenden Schreie des Todessers hörte.
Wie viele Todesser gab es noch in der Akademie? Wie lange würden sie brauchen, um zu merken, dass etwas nicht stimmte? Wie konnte sie sich und Brendly retten?
Sie saß in der Höhle des Löwen, so viel war klar.
Nach kurzem Überlegen richtete sie den Zauberstab wieder auf den Todesser, der sich gefesselt vor ihr auf dem Boden wand, wie eine Raupe, und fragte mit möglichst fester und entschlossener Stimme: »Wie viele von euch sind noch hier?«
Der Mann antwortete nicht, knurrte sie nur hasserfüllt an und schrie frustriert auf.
»Niemand kann dich hören.«, sagte Lily und spannte alle ihre Muskeln an, damit sie endlich aufhörten, zu zittern. »Und jetzt antworte! Wie viele von euch sind noch hier?«
Das wütende Schreien des Mannes verwandelte sich plötzlich in Lachen und Lily machte einen Schritt zurück, wobei sie auf die Hand eines Toten trat und erschrocken nach vorne sprang.
»Nenn mir einen Grund, warum ich dir das sagen sollte!« Der Todesser grinste sie böse an und ihr mulmiges Gefühl wuchs und wuchs.
»Antworte nicht und du wirst den Morgen nicht mehr erleben.«, meinte sie. Es war eine leere Drohung, sie wusste es und der Mann wusste es ebenfalls. Sie war nicht bereit zu töten. Wieder begann er zu lachen und Lily belegte ihn frustriert mit einem weiteren Stillezauber. Sie brauchte Ruhe, sie musste nachdenken. Die Direktorin war mit im Bunde, sie wusste, was hier vor sich ging, ihr konnte sie nicht trauen. Wenn sie den Raum verließ, könnte sie den Todessern direkt in die Arme laufen, zumal sie sowieso bezweifelte, dass sie den Weg zurück durch die vielen Türen und Flure überhaupt finden würde. Aber hier in dem Raum zu bleiben war auch keine Option. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie irgendwo gelesen hatte, dass das Apparieren in der Akademie nicht möglich war. Einen Apparierversuch später wusste sie, dass es nicht ging. Ein kalter Schauer lief Lily den Rücken hinunter.
Sie saß in der Falle.


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