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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 1

von Jojoi

Lieber James,
Ich hoffe, Agnes kommt gut bei dir an. Du hast recht, sie ist wirklich eine liebe Eule, wenn auch nachts etwas laut. Zwei Mal musste ich sie vor meinem Vermieter verstecken, der nachts zu mir kam und fragte, was hier so einen Krach machte. Ich habe eine kleine Wohnung gefundenüber dem Pub, bei dem ich kellnere. Ich dachte, es sei sicherer als Zauberin in der Muggelwelt zu arbeiten, als als Schlammblut in der Zauberwelt. Außerdem bekomme ich vergleichbar höheren Lohn, dank dem vielen Trinkgeld hier, von dem ich meine Wohnung und Essen zahlen kann. Ich habe mich in der Akademie für ein Stipendium beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch Ende August eingeladen. Bin schon ganz aufgeregt deswegen!
Wie geht es dir? Ich hoffe, du hältst dich gut im Trainingslager. Ich wünschte, wir könnten uns mal treffen, aber das wird dir wohl kaum möglich sein. Sehen wir uns zu Alice und Franks Hochzeit? Die Einladung habe ich gestern erhalten. Sie scheinen es sehr eilig zu haben, die beiden.
Bis bald! Ich vermisse dich sehr.
Alles Liebe,
Lily.


Liebste Lily,
Ich hab dir doch gesagt, Agnes ist super!
Es freut mich zu hören, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, ob das unbedingt sicherer ist, du solltest deinen Zauberstab auf jeden Fall bereit halten. Es wäre eine Schande, bei der Hochzeit nicht mit dir tanzen zu können, weil du verletzt bist.
Das Stipendium bekommst du mit Sicherheit! Du bist doch die Zaubertrankmeisterin unseres Jahrgangs, wenn du es nicht bekommst, wer dann?
Das Quidditchtrainingslager ist ziemlich anstrengend, aber auch sehr lehrreich und lustig. Sie haben schon welche nach Hause geschickt, die sie nicht zu gebrauchen fanden, und dass ich noch da bin ist, glaube ich, ein gutes Zeichen. Ich bin der Jüngste im Lager und muss mir daher den Spott der anderen anhören, aber das ist schon in Ordnung, inzwischen haben ein paar schon richtig Respekt vor mir. Christin ist auch da, ich wusste gar nicht, dass sie sich beworben hat. Aber wir reden eigentlich gar nicht miteinander, also keine Sorge.
Jeden Tag trainieren wir Spielzüge und Flugformationen (du würdest dich zu Tode langweilen), egal bei welchem Wetter, und das Wetter hier im tiefsten Norden Schottlands ist nicht gerade sommerlich.
Ein paar Kilometer weiter ist das Aurorenausbildungslager. Bei einem Ausflug habe ich es entdeckt und bin die Nacht darauf mit dem Tarnumhang hingeflogen. Ich habe Alice, Frank und Miriam sofort entdeckt. Weil dort strikte Geschlechtertrennung herrscht (bei uns übrigens auch) ist Miriam beinahe am Durchdrehen,weil sie sich ein Zelt mit Alice teilen muss.
Überall wird gemunkelt, dass es eine Gruppe gibt, die sich gegen Voldemort zum Kampf rüstet. Ich bin mir noch nicht sicher, wer im Lager auf unserer Seite ist und wer nicht. Wenn ich die Gruppe finde, werde ich mich ihr anschließen.
Am 26. August endet das Lager und ich bekomme Bescheid, ob ich in das Team aufgenommen werde. Dann können wir uns noch mal vor der Hochzeit treffen. Ich vermisse dich auch schrecklich. Kann es kaum erwarten, dich wieder zu sehen.
Halt die Ohren steif!
In Liebe,
James.


Lieber James,
das kann ich mir vorstellen, dass Miriam am durchdrehen ist! Bestimmt ist sie auch zur Hochzeit eingeladen. Und bestimmt überlegt sie, ob sie Frank ›Allesklebendes Klebeband für alle Lebenslagen‹ schenken soll, damit er Alice vielleicht für ein paar Minuten ruhig stellen kann.
Es freut mich, dass dir das Trainingslager gefällt. Pass auf, dass du dich nicht erkältest!
Und mach dir keine Sorgen um mich. Die meisten Gäste sind sehr nett und nur wenige zwielichtige Gestalten verirren sich in die Bar. Bisher habe ich noch keinen Zauberer hier angetroffen. Aber ich habe meinen Zauberstab natürlich immer griffbereit.
Ich freue mich schon darauf, mit dir zu tanzen (ehrlich!). Vielleicht sollte Sirius uns wirklich tanzen beibringen, das wäre bestimmt lustig, was meinst du? Hast du eine Idee, was wir Alice und Frank schenken könnten?
Sind viele Mädchen bei euch im Trainingslager? Nicht, dass ich eifersüchtig wäre… Es wundert mich nur, dass sich so viele kluge Mädchen alle Knochen beim Quidditch brechen wollen.
Ich weiß nicht, wo ich zum 26. sein werde. Vielleicht werde ich den Job leid und ziehe weiter oder die Akademie nimmt mich auf und ich kann gleich mein Zimmer beziehen (Das wäre natürlich der Idealfall). Ich weiß auch nicht, welche Regeln in den Studentenwohnungen herrschen und ob Besuch über längere Zeit erlaubt ist. Aber das wird sich schon alles finden.
Ich gehe gerade alle meine Zaubertrankbücher noch einmal durch, um bei dem Gespräch nicht zu versagen. Ich weiß was du jetzt denkst, und du hast ja auch recht, aber ich will eben gut vorbereitet sein. Dieses Stipendium ist sehr wichtig für mich und mir wurde gesagt, es gibt noch einige andere Anwärter. Ich hoffe nur, Snape hat sich nicht darum beworben.
Hast du was von Emily, Remus und Peter gehört? Bei Sirius frag ich gar nicht – du hast sicherlich Kontakt mit ihm. Richte ihm Grüße aus!
Und was deine Anti-Voldemorttruppe angeht: Bitte pass auf dich auf, James. Wie du schon gemerkt hast, du weißt nicht, wer Freund und wer Feind ist. Ich will dich nicht im Mungo besuchen kommen. Bitte James.
Ich liebe dich.
Lily.

Liebe Lily,
du klingst wie meine Mutter! Ich werde mich schon nicht erkälten, keine Sorge! Und selbst wenn, der Heiler, der auch schon meine drei Knochenbrüche hier geheilt hat, wird mir sicherlich einen Anti-Erkältungstrank brauen können. Darüber brauchst du dir also WIRKLICH keine Sorgen machen.
Und ja, ich passe auf mich auf! Wir halten uns hier alle mit dem Thema Todesser ziemlich bedeckt, wir sitzen schließlich alle auf demselben Besen. Und zu einem Überfall von Todessern wird es schon nicht kommen, was sollten sie in einem Quidditchlager wollen?
Ich habe übrigens ein Angebot des Vereins! Zwar nur Ersatzmann, aber immerhin! Sie stellen mir sogar einen Besen für die Spiele zur Verfügung, immer das neuste Modell. Ich freu mich so riesig, Lily! Stell‘ dir das vor, vielleicht spiele ich ja mal beim Europacup? Auch wenn du Quidditch nicht magst, ich bin stinksauer wenn du nicht zu meinen Spielen kommst!
Christin hat noch kein Angebot bekommen, aber der 26. ist ja noch nicht da. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich einen Platz bekommt, sie ist zwar gut, aber hier sind einige ebenfalls ziemlich gute Spieler dabei.
Sirius geht es gut. Er hat ein Appartement gefundenin einer Muggelstadt, nicht groß, aber abgelegen. Hat es von einer Hexe gemietet, die für ein paar Jahre ins Ausland geht. Es ist schon voll ausgestattet, allerdings meint er, dass es eher alter Plunder als modische Möbel sind, aber besser als nichts. Miriam hat er eine detaillierte Beschreibung seines Wohnzimmers geschrieben und es gibt kaum einen Gegenstand, auf dem wohl keine Blümchen zu finden sind.
Remus ist von einem Ort zum nächsten gezogen und hat doch keinen Job gefunden. Von Akademien hat er auch nur Absagen bekommen, dabei wollte er so gerne Lehrer werden. Bei einem Führungszeugnis, in dem groß und breit WERWOLF steht, wird das vermutlich aber nichts… Meine Mom will ihm helfen, einen Job bei einem befreundeten Bibliothekar zu finden. Dann dürfte er den ganzen Tag magische Schriften archivieren, du musst zugeben, das klingt schon ein bisschen nach Remus.
Von Emily weiß ich nur, dass sie zu Hause ist und auf eine Antwort von der Akademie für Heilkunde wartet.
Peter ist in das Geschäft seines Vaters eingestiegen. Ich glaube allerdings, er ist nicht der beste Besenmacher und ich möchte mich nicht auf einen von ihm gefertigten Rennbesen setzen.
Mach dir keine Sorge über die Übernachtungsvorschriften in dem Wohnheim – mit meinem Tarnumhang wird das kein Problem sein!
Und mach dir auch keine Sorgen um Schniefelus – sobald die Professoren ihm beim Bewerbungsgespräch gegenüber sitzen und er mehrere Fettflecken auf seinen Unterlagen hinterlässt, landet seine Bewerbung schon im Maul des Pergamentfressers.
Ich hatte gehofft, du hättest eine Idee für ein Geschenk für Alice und Frank…
Überarbeite dich nicht!
Ich liebe dich auch.
James.

Liebe Lily,
Ich wusste nicht, wie ich dich erreichen kann, deswegen habe ich diesen Brief an James geschickt. Ich bin mir sicher, dass er ihn dir ungelesen und mit seiner zuverlässigen Eule zustellen kann (das ist dein Stichwort, James, den Brief wieder wegzulegen und zu versiegeln!!).
Es ist so vieles passiert! Andrew und ich haben uns tagelang um das Zimmer gestritten. Meine Mom hat mir zwar ein anderes recht hübsch eingerichtet, trotzdem will ich dieses, dort fühle ich mich einfach wohler. Andrew kann das nicht verstehen, sein Vater auch nicht und ich glaube nicht mal meine Mom, aber es ist doch wichtig, dass man sich in seinem neuen Zuhause wohl fühlt, oder? Andrews Dad hat in seinem Bestreben es allen recht zu machen ein zweites Zimmer gezaubert, das genauso aussieht wie Andrews, aber es ist trotzdem nicht dasselbe.
Na ja, ich schreibe diesen Brief aber nicht, um dir mein Leid zu klagen. Eher wollte ich dir freudig mitteilen, dass ich an der Akademie aufgenommen wurde! Die Zusage kam heute Morgen, ich bin ja so aufgeregt! Willst du auch in eins der Studentenwohnheime? Wollen wir ein Zimmer zusammen nehmen? Oder nein, halt, du wolltest ja mit James zusammenziehen… Sag einfach Bescheid, wenn du eine Mitbewohnerin suchst!
Andrew wurde übrigens bei den Fallenlegern auch angenommen (Mist!) und stolziert mit seiner neuen Uniform durch das Haus, obwohl ich ihm schon zehn Mal sagte, wie lächerlich er darin aussieht.
Meine Schwester war über das Wochenende da. Meine Nichte ist so niedlich, Lily, du musst sie unbedingt mal kennen lernen!
Gestern habe ich Remus in der Winkelgasse getroffen. Er sah ziemlich niedergeschlagen aus, weil er gerade eine Absage bekommen hatte. Ich weiß gar nicht, wieso ihn niemand einstellen will, er ist doch so zuverlässig und seine Noten tadellos. Ich werde mal Andrews Dad fragen, ob er eine Aushilfskraft gebrauchen kann.
Bis spätestens 10. Oktober, da beginnt das Studienjahr. Lily, ich bin mir sicher, das wird wirklich der absolute Hammer!
Bis dann!
Viele Grüße, Julia

Lieber James,
du weißt, dass Frauen es eigentlich nicht mögen, wenn der Freund zu ihnen sagt: Du bist wie meine Mutter.
Christin wird sich schon hochschlafen (nein, du brauchst keine neue Brille, ich habe das wirklich geschrieben!).
Und Blümchen passen doch perfekt zu Sirius, findest du nicht? Ich kann mir Miriams Gesicht richtig vorstellen, als sie den Brief gelesen hat. Wenn Sirius darauf hoffte, dass sie zu ihm zieht, kann er das jetzt vergessen.
Ich hoffe, deine Mom kann Remus helfen. Er hat es verdient.
Und wenn ich wegen dir aus dem Wohnheim fliege, verzeihe ich dir das nie! Aber noch habe ich den Platz nicht. Ich habe meine Bücher inzwischen durchgearbeitet. Ich glaube, ich bin ganz gut vorbereitet.
Das mit Schniefelus war gemein, James. Trotzdem hoffe ich, dass du recht hast. Mit ihm zusammen zu arbeiten wäre mir unangenehm. Er hat sich bestimmt IHM angeschlossen (wir sollten aufhören SEINEN Namen in Briefen zu schreiben, findest du nicht?).
Und jetzt:
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!! Ich bin so stolz auf dich! Das ist großartig, wirklich GROßARTIG, James! Mein Freund wird noch ein berühmter Quidditchspieler, ich weiß es jetzt schon, und dein Verein weiß es auch, sonst hätten sie dich nicht genommen. (Aber wem sag ich das, du bist James Potter und hast dir bestimmt schon KING auf die Stirn tätowieren lassen).
(Mach das Tattoo sofort wieder weg!)
Streng dich trotzdem weiterhin an! Sonst klaut dir am Ende doch noch jemand deinen Platz!
Ich wünschte, du wärst jetzt hier bei mir. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht zehnmal an dich denke.
Ich liebe dich, mein Schatz. Ich kann es kaum erwarten,dich wieder zu sehen!
Mach’s gut!
Deine Lily.
P.S: Wir fragen einfach deine Mutter, was wir ihnen schenken sollen.

Fein säuberlich faltete Lily Evans den Brief zusammen und band ihn Agnes ans Bein. Die Eule guckte Lily missmutig an. Sie würde gerne über Nacht bleiben und sich ausruhen, sie war erst vor einer Stunde angekommen, aber Lily wollte sie nicht hier haben. Ihr Vermieter würde wieder kommen und Agnes in ihrem Käfig randalieren. Lily hatte Angst gehabt, der Stillezauber würde nicht anhalten.
Ihre Briefe an James waren nur Bruchstücke der Wahrheit. Sie erzählte nicht, dass ihre sogenannte Wohnung ein Kämmerchen war mit Bett und Nachttisch, so staubig und dreckig, dass sie erstmal geschätzte hundert Putzzauber aufgesagt hatte, bevor sie überhaupt ihre Schuhe hatte ausziehen wollen. Sie erzählte nicht, dass ihr Vermieter auch ihr Arbeitsgeber war, ein älterer, aufdringlicher Mann, der nachts in ihr Zimmer stolperte, weil er sich ›in der Tür getäuscht‹ habe. Sie erzählte nicht, dass er sie regelmäßig betatschte und Lily ihm und dem dämlichen Küchenjungen, der sie ständig um ein Date bat, regelmäßig eine Ohrfeige verpassen wollte. Sie erzählte auch nicht, dass sie fünf Tage und Nächte durch halb London geirrt war, bevor sie diesen Job gefunden hatte und nur deshalb (und wegen dem Trinkgeld) nicht kündigte.
Sie redete sich ein, dass sie es ihm nicht erzählte, damit er sich keine Sorgen machte, aber in Wahrheit schämte sie sich auch. Sie schämte sich dafür, dass sie so schlecht allein zu recht kam. Und sie war zugegeben auch neidisch auf James, dem scheinbar alles in den Schoß flog. Wann bekam sie endlich mal ein Stückchen vom Glück ab?
Seufzend sah sie zu, wie Agnes sich vom Fensterbrett in die Lüfte schwang und in der Dunkelheit verschwand. Es war mild, hier und da funkelte ein Stern vom Himmel auf sie herab und Lily lehnte sich seufzend auf das Fensterbrett. In ein paar Tagen war das Vorstellungsgespräch. Ihr Sprungbrett in ein neues Leben. Lily konnte es kaum erwarten.
Sie hörte, wie jemand die alte Holztreppe hochlief und ließ eilig den Eulenkäfig hinter dem Bett verschwinden. Schon klopfte es an ihre Tür und Lily steckte sich den Zauberstab in die hintere Hosentasche. Weder irgendwelche Angreifer, noch ihr Vermieter würden jemals anklopfen, wer konnte also da vor ihrer Tür stehen?
»Ja?«, rief sie vorsichtshalber und stellte sich mit dem Fuß fest vor die geschlossene Tür.
»Lily? Ich bin’s, Laurie. Kannst du meine Schicht übernehmen, mir ist schlecht!«
Schnell öffnete Lily die Tür und Laurie machte einen Schritt zurück. »Was ist denn?«
»Mir ist einfach nicht gut.« Laurie zuckte mit den Schultern. Sie war tatsächlich ein wenig blass um die Nase, aber eigentlich war sie das immer. Lily zögerte einen Moment, sie hatte heute schon den ganzen Tag in der Bar verbracht und eigentlich erst seit einer Stunde Schichtende. Aber Laurie war schwanger und vielleicht war ihr deshalb ständig schlecht, vielleicht nutzte sie ihren Zustand und Lilys Gutmütigkeit aber einfach nur aus. Trotzdem konnte Lily sie nicht wieder in die Bar schicken, das gehörte sich einfach nicht. Oder?
»Leg dich ein bisschen hin und komm runter, wenn es dir besser geht.«, seufzte Lily und machte einen Schritt zur Seite. Laurie trat dankbar ein während Lily nach ihrer Schürze griff, die auf dem Bett lag und sie sich umband. Sie hatte sich in dieser Stunde noch nicht umgezogen, sondern gleich auf James’ Brief geantwortet, als sie Agnes auf dem Fensterbrett hatte sitzen sehen.
»Danke, du hast was gut bei mir.« Laurie ließ sich auf dem Bett nieder und atmete tief durch.
»Zum fünften Mal?«, sagte Lily nicht ohne etwas Sarkasmus und band sich die Haare wieder zu einem Pferdeschwanz. »Komm einfach nachher runter.«
Laurie nickte, aber Lily wusste schon als sie die Treppe hinunter ging, dass es eine lange Nacht für sie werden würde und sie Laurie vermutlich erst am Morgen aus ihrem Bett werfen konnte.
Im Pub war viel los wie immer, wenn die Nacht hereinbrach. Mittags war so gut wie gar nichts los, weswegen Lily heute auch in aller Ruhe die Tische hatte putzen und die Bar aufräumen können. Heute wäre ihre erste freie Nacht seit Wochen gewesen.
Nur ein schneller Blick in die Menge genügte, um festzustellen, dass mal wieder fast ausschließlich dieselben Gestalten anwesend waren, wie jede Woche. Ohne zu fragen zapfte sie ein Bier für Mr Higgins, der sich immer mit einem Stapel Papier und Stiften an einen der hintersten Tische setzte. Er war wohl Autor, doch statt die Stille zu suchen, suchte er die Menge. »Um über Menschen zu schreiben, muss man viel unter Menschen sein.«, hatte er Lily einmal erklärt. Aber als sie nachfragte, worüber genau er schrieb,hatte er nur noch ein Bier bestellt.
»Danke.«, sagte er, als Lily ihm das Bier hinstellte und sah von seinen Papieren auf. »Sie sehen müde aus.«
»Weil ich müde bin.«, erklärte Lily, schenkte dem Mann ein Lächeln und wandte sich dem anderen Kerl zu, der an ihrer Schürze zog, damit sie seine Bestellung aufnahm. Es war einer dieser hektischen Abende, in denen die Leute ihre Getränke und Snacks gar nicht schnell genug kriegen konnten.
Sie vermied es in die Küche zu gehen, dort arbeitete ihr Chef als Koch. Aus irgendeinem Grund wollte sie immer noch nicht, dass ihr Chef mitbekam, dass Laurie öfters blau machte. Sie war einfach zu gutmütig.
Doch als ein Pubbesucher Pommes wollte musste sie wohl oder übel in die Küche gehen und die Bestellung weiter geben.
Hinter der Tür stieß sie mal wieder mit dem Küchenjungen zusammen und sie bemerkte das Aufblitzen in seinen Augen.
»Lily! Hat Laurie wieder ein Wehwehchen?«
»Sie ist schwanger, Cole!«, nahm Lily die Frau in Schutz, obwohl sie ständig genau dasselbe dachte und drückte sich an dem Küchenjungen vorbei. »Pommes für Tisch Zwei.«
Ihr Chef drehte sich verblüfft um, Lily sah seinem Gesicht an, dass er sich für einen Moment fragte, warum nicht Laurie vor ihm stand, aber dann schien es ihm schon wieder egal zu sein.
»Ein Mal Pommes kommt sofort!«, meinte Cole und machte sich auf den Weg zur Friteuse. Lily ging wieder raus in den Barbereich. Sie merkte, dass die Müdigkeit immer mehr in ihr Bewusstsein drängte und als sie an einem Tisch abrechnen musste, verzählte sie sich drei Mal mit dem Geld. Sie brauchte eine Pause, und zwar dringend, trotzdem versuchte sie durchzuhalten.
Aber als sie schließlich einen großen Salatteller rausbringen sollte, fiel sie Cole regelrecht in die Arme.
»Alles in Ordnung?«
»Tut mir leid.«, sagte sie schnell und versuchte sich wieder aufzurichten. Die Müdigkeit hatte sie einfach übermannt. »Alles in Ordnung! Ich bin wach!«
Cole runzelte die Stirn. »Du solltest schlafen gehen.«
»Nein! Es geht mir gut.« Lily atmete tief durch. »Ich brauche nur ein wenig frische Luft.« Cole sah zwar nicht gerade überzeugt aus, aber er übernahm bereitwillig den Geldbeutel, als sie ihn ihm in die Hand drückte und ihn bat, kurz für die Gäste da zu sein, während sie für fünf Minuten frische Luft schnappte. Sie verließ den Pub über den Hinterausgang, wo die Angestellten ihre Zigaretten rauchten. Überall lagen Kippen auf dem Boden und Lily schüttelte missmutig den Kopf. Selbst Laurie rauchte. Lily könnte das ihrem ungeborenen Kind niemals antun.
Die frische Luft tat tatsächlich etwas gut, aber sie befreite Lilys benebelten Kopf nicht ganz. Sie beschloss ein paar Meter die Straße hinunter zu laufen, aber jeder Schritt schien in ihren Ohren zu dröhnen. Der Druck auf ihren Kopf nahm immer weiter zu und schließlich musste sie sich gegen eine Hauswand lehnen.
Was ist nur los mit mir?, fragte sich Lily und griff sich an die Schläfe. Sie hatte sonst nie besonders anfällig für Kopfschmerzen gewesen, aber jetzt fühlte sich ihr Kopf an wie kurz vor dem Zerplatzen. Ihre müden Augen wollten und konnten nicht mehr offen bleiben, Lily ließ sie zufallen, lauschte ihrem Atem und dem Rauschen in ihren Ohren.
Als sie die Augen wieder aufriss war sie in einer Halle, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie glaubte zumindest, dass es eine Halle war, ihre Augen schienen sich nicht scharf stellen zu wollen, war sie wirklich so übernächtigt? Aber wie war sie hierher gekommen? Lily konnte sich nicht daran erinnern, appariert zu sein.
Plötzlich rauschte ein Lichtblitz nur knapp an ihrem Ohr vorbei und endlich stellten sich ihre Augen scharf, fixierten einen Mann, der mit erhobenem Zauberstab auf sie zu rannte. Die Zauber, die er ausrief drangen dumpf durch das Rauschen in ihren Ohren, bunte Blitze rasten auf sie zu, aber Lily war unfähig sich zu bewegen. Ein grüner Blitz traf sie mitten auf die Stirn und plötzlich hatte Lily das Gefühl, nach hinten zu fallen.
Erschrocken riss sie die Augen auf und schreckte hoch.
Und sah sich verwundert um. Sie war immer noch auf der Straße vor dem Pub, lehnte sich gegen die Hauswand und atmete stoßweise. Sie war nie appariert, sie war nur eingeschlafen.
So plötzlich eingeschlafen?
Lily versuchte tief durch zu atmen, sich zu beruhigen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst. Unsanft schlug sie mit dem Hintern auf dem Boden auf und schürfte sich beim Versuch sich aufzufangen die linke Hand auf.
Zum ersten Mal hatte Lily Evans ihren eigenen Tod erträumt. Sonst sah sie in ihren Träumen immer, wie andere Menschen, die ihr wichtig waren starben.
Solche Träume sind nicht ungewöhnlich. Viele Menschen träumten von Tod, träumten von ihrer eigenen Beerdigung oder vom Tod ihrer Mitmenschen. Lily Evans schien da keine Ausnahme zu sein.
Und dennoch waren ihre Träume etwas ganz besonderes. Denn bisher waren die meisten von ihnen ganz oder zumindest teilweise wahr geworden.
Sie hatte geträumt, wie ihre Eltern in einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Sie hatte geträumt, wie die Hochzeit ihrer Schwester Petunia in einem Gemetzel der Todesser ausartete.
Diese Träume waren absolut wahr geworden. Außer ihrer Schwester Petunia lebte keiner ihrer Verwandten mehr in dieser Welt. Sie war allein.
Sie war auch in diesem Traum allein gewesen. Dann würden wenigstens nicht noch mehr Menschen mit ihr sterben müssen…
»Lily!?«
Der Schrei schreckte Lily aus ihren Gedanken und ließ sie urplötzlich hellwach sein. Schnelle Schritte näherten sich ihr und Lily fuhr herum. Es war Cole, der Küchenjunge, der auf sie zu rannte und neben ihr auf die Knie fiel.
»Alles in Ordnung, Lily?«
»Ja.« Sie nickte langsam, versuchte sich aufzurichten, doch ihre Beine zitterten so sehr, dass sie nur mit Coles Hilfe aufstehen konnte.
»Du bist ja völlig am Ende.«, stellte er fest, fühlte ihre Stirn. Kalter Schweiß hatte sich darauf gebildet und rann ihre Schläfe hinab. »Du gehst sofort ins Bett!«
»Aber Laurie…«
»Scheiß auf Laurie!« Cole legte sich ihren Arm um seine Schulter und stützte sie so. »Du gehörst ins Bett!«
Lily ließ sich von ihm mitschleifen, sie hatte sowieso keine Kraft mehr, sich zu wehren. Wenn Cole hier war… Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Zumindest so lange, dass er sich Sorgen gemacht hatte, oder der Chef ihn rausgeschickt hatte, um sie zu holen.
Die Treppe war so schmal, dass sie unmöglich nebeneinander hinaufgehen konnten, deswegen ging Cole hinter ihr, eine Hand an ihrem Rücken, falls sie wieder das Gleichgewicht verlor. Lily hatte das Gefühl, dass er sich selbst sehr wohl in der Rolle ihres Beschützers fühlte. Lauries Schnarchen war hier schon zu hören und es hörte auch nicht auf, als Cole die Tür zu Lilys Zimmer nicht gerade sanft aufschlug. Erst, als er Laurie unsanft an der Schulter schüttelte,wachte sie auf.
»Verschwinde, Laurie!«, meinte Cole barsch und Laurie setzte sich müde und verwirrt auf.
»Was?«
»Lily geht es nicht gut! Los, jetzt beweg dich schon!« Unsanft zog Cole sie aus dem Bett, während Lily den Türknauf umfasste, um sich wenigstens irgendwo festhalten zu können.
»Mir geht es auch nicht gut!«, behauptete Laurie, aber Cole lachte auf und zerrte sie endgültig aus dem Bett.
»Na los, geh wieder an die Arbeit! Lily hat Schlaf nötiger als du!«, fauchte er sie an und schubste sie aus der Tür.
»So kannst du nicht mit mir umgehen!«
»Und du kannst Lily nicht als deine persönliche Sklavin misshandeln!«
Und dann ging es wieder los, die Streiterei. Lily hatte es langsam satt. Cole und Laurie stritten ständig und ihre lauten Stimmen linderten das wieder auflodernde Kopfweh nicht besonders. Als sie leise stöhnte und sich an die Schläfe fasste, unterbrach Cole sich mitten im Satz und fuhr zu ihr herum. »Alles in Ordnung? Komm, Lily, leg dich hin!« Er nahm ihren Arm und sie ließ sich langsam auf ihr Bett sinken.
»Danke.«, murmelte sie und sank in ihre Kissen.
»Schon gut.« Cole strich ihr die Haare aus der Stirn. »Schlaf schön.«
Lily bekam noch mit, wie sich die Tür zu ihrem Zimmer schloss und Laurie und Cole streitend die Treppe hinuntergingen. Er scheint doch ganz nett zu sein, dieser aufdringliche Küchenjunge, war der letzte Gedanke, bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel.

Seit jener Nacht hatte Lily nicht mehr geträumt. Sie schlief nur unruhig, wachte immer wieder auf, aber da waren keine Bilder in ihrem Kopf, nur wirre Gedanken, Erinnerungen, alles auf einmal, alles und nichts.
Und das beunruhigte sie schon fast noch mehr.
Ihr Zustand wurde auch immer schlimmer. Die tiefen Augenringe ließen sich kaum noch überschminken, sie war unkonzentriert, machte Fehler. Selbst ihr Chef schien schließlich froh zu sein, als der 27. August gekommen war, ihr letzter Arbeitstag. Cole und Laurie hingegen versuchten Lily die ganze Zeit dazu zu bewegen, zu bleiben. Laurie, weil sie nach ihrer Abreise wieder Vollzeit arbeiten musste. Cole, weil seine Annäherungsversuche bis her noch keine Früchte getragen hatten.
An diesem letzten Arbeitsabend, stellte sie Mr Higgins nicht seine Flasche Bier, sondern einen guten Schnaps und zwei Gläser auf den Tisch. Überrascht sah er von seinem Papier auf. »Wir feiern?«
»Ja.« Lily öffnete den Schnaps und füllte die Gläser. »Meinen letzten Arbeitstag.«
»Oh, das ist gut.« Mr Higgins lächelte und nahm das Glas entgegen. »Ich hoffe, ich sehe Sie hier nie wieder.«
Lily richtete sich erschrocken auf. »Bitte?!«
»Seitdem Sie hier angefangen haben beobachte ich, wie Sie mehr und mehr in sich zusammen fallen.« Mr Higgins nahm das andere Glas, hielt es Lily hin. »Ich hoffe, das hört jetzt auf.«
Lily konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Das wird es.«, versprach sie stieß mit dem Schriftsteller an.
»Wie heißen Sie?«, fragte er dann und stellte sein Glas vorsichtig zwischen seinen Papieren ab.
»Lily. Lily Evans.«
»Lily Evans.«, wiederholte er und notierte sich den Namen auf einem Papier. »Vielleicht schreibe ich einmal über Sie, Lily Evans.«
»Über mich?« Lily lachte. »Sie kennen mich doch gar nicht!«
Mr Higgins schüttelte den Kopf, aber ein funkelndes Lächeln erschien in seinen Augen. »Manche Menschen muss man nicht kennen, um zu wissen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind.«
Lily war sich nicht sicher, ob es ein Kompliment war oder nicht. Sie nicke einfach, nahm die Gläser und die Flasche, ging aber nicht, ohne Mr Higgins noch einmal zuzulächeln.
Am nächsten Morgen stand sie früh auf (sie hatte ohnehin nicht viel schlafen können), machte sich fertig und schnappte sich Agnes’ Käfig. Ohne sich von ihrem Chef zu verabschieden,ging sie runter zur Bar, wo sie noch ein paar Sachen von sich rumliegen hatte. Von ihren Kollegen hatte sie sich schon gestern Abend verabschiedet, umso überraschter war sie, ein Briefchen mit ihrem Namen als Adressat auf dem Tresen zu finden. Es war nur eine Zeile, gekritzelt auf das Papier des Bestellblocks.
Wenn du dasselbe für mich empfindest, dann bitte geh nicht. Cole.
Lily musste einfach lachen. Sie hatte Cole so oft gesagt, dass sie nichts für ihn empfand, dass sie einen Freund hatte, den sie liebte und jetzt so was. Aber dann kam sie sich schrecklich gemein vor und das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Sie ließ den Zettel liegen, wo er war, nahm ihre Sachen und ging.
Und als sie gingwusste sie, dass sie nie wieder hierher zurückkehren wollte.


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