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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 43

von Jojoi

Hallo allerseits!! Ich hoffe, ihr hattet ein frohes Weihnachtsfest und könnt heute den letzten Feiertag noch in vollen Zügen genießen :) Als kleines Weihnachtspresent hier ein weiteres Kapitel von JPudSdS. Ich hab die Geschichte noch lange nicht aufgegeben ^^ Hoffe es gefällt euch & hab mir für das neue Jahr vorgenommen, wieder ganz fleißig zu schreiben! Auf bald!

Eure Jojoi
___________________________________________________________


Miriam und Lily machten sich einen Kakao, holten sich die Decken, die Lily in einem Schrank entdeckt hatte und kuschelten sich gemeinsam auf das gemütliche Sofa, die Hände um die heißen Tassen gelegt. Lily war von James’ Idee, dass Miriam vorbei kommen könnte, begeistert gewesen. In den letzten Wochen hatten die Freundinnen eindeutig zu wenig Zeit miteinander verbracht. Miriam begann von ihrer Arbeit zu erzählen, von Lucas und Fabian und natürlich auch von den vielen Doppelgänger-Lilys, die die Prewetts engagiert hatten. Lily nahm die Sache gelassen. Irgendwie musste sie den Auroren ja entkommen und wenn ständig irgendwo neue Lilys auftauchten, waren die Auroren hoffentlich schon bald die Suche leid.
»Weswegen hat Potter gestern so zickig reagiert?«, fragte Miriam dann gerade heraus. Lily seufzte. Sie hatte eigentlich gehofft ihre Freundin würde das Thema nicht ansprechen, aber natürlich hakte Miriam nach und natürlich zog sich ihre Stirn immer mehr in Falten, als Lily herum druckste und leise Entschuldigungen vor sich hin murmelte.
»Lily, komm schon«, Miriam verdrehte die Augen, »du kannst es mir ruhig sagen! Mit James rede ich darüber sowieso nicht, außer er hat etwas Abscheuliches getan, dann zerkratze ich ihm das Gesicht; Aber auch dann würde ich nicht mit ihm reden. Und mit Sirius hab ich andere Dinge zu besprechen. Er hat von Remus einen fürchterlich hässlichen Teppich geschenkt bekommen, den er tatsächlich im Wohnzimmer auslegen will. Ich befürchte, wenn ich heute nach Hause komme, hat er ihn schon mit einem Dauerklebefluch auf dem Boden befestigt.« Schon bei dem Gedanken daran verfinsterte sich ihre Miene und Lily konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken.
»James meint, ich verhalte mich in letzter Zeit etwas… Unbedacht.«, murmelte sie schließlich.
»Und das ist sein Grund, dir zu sagen, du könntest ihn mal kreuzweise?«
»Er macht sich Sorgen. Und er meinte, er fühle sich von mir ausgeschlossen, wenn ich so Hals-über-Kopf Entscheidungen fälle…«
»Pffff«, machte Miriam und nahm einen Schluck Kakao. »Das ist mal wieder typisch Potter! Wehe man hat seinen eigenen Kopf und nicht alles tanzt nach seiner Pfeife!«
Lily schwieg für einen Moment, nippte an ihrer heißen Schokolade, die ihr beinahe die Lippen verbrannte. »Ich kann ihn verstehen, ich meine… Wir sollten ein Team sein, aber anscheinend war ich in letzter Zeit kein guter Teamplayer… Und wenn er sich in unserer Beziehung nicht mehr wohl fühlt, dann hat er ein Recht darauf, es mir zu sagen – nein, dann MUSS er es mir sagen. Ich liebe ihn und ich wollte uns nur glücklich machen, aber… Ich hab’s wohl etwas übertrieben.«
Miriam schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie kann der Kerl nur immer so kindisch und dämlich sein und dann gestern plötzlich erwachsen und ernst? Ich hätte nie gedacht, dass James so sein kann.«
»Sirius ist doch auch nicht immer kindisch und dämlich, oder?«
»Beweisstück a): seine Wohnung.«, knurrte Miriam und Lily lachte auf. Ja, das stimmte, seine motorradinfizierte Wohnung war wohl tatsächlich kindisch und dämlich.
»Er muss doch auch gute Seiten haben.«, meinte Lily schmunzelnd und auf Miriams Gesicht erschien ein breites Grinsen.
»Jap. Beweisstück a): seine Bauchmuskeln.«
Lily lachte und Miriam stimmte mit ein. Als sie sich wieder beruhigt hatten lehnte Lily den Kopf an Miriams und fragte: »Bist du glücklich mit Sirius?«
»So glücklich wie man mit einem irren Motorradfreak eben sein kann.«
Lily schmunzelte. »DU hast ihn dir ausgesucht.«
»Er hat mich einfach überzeugt.«
Lily hob den Kopf. »Wie denn? Ich meine… Wie ist das mit euch beiden eigentlich passiert? Plötzlich hieß es: ›Sirius steht auf Miriam!‹ und ihr wart ein Paar.«
»Für mich kam das auch etwas überraschend.«, gestand Miriam und zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, es fing damit an, dass Sirius und ich uns immer wieder zufällig begegnet sind und ich gerade an der Scheidung meiner Eltern zu knabbern hatte. Wir haben ein bisschen geredet… Eigentlich über nichts weltbewegendes aber irgendwann hat Sirius mich einfach geküsst.«
»Das ging also alles von ihm aus?«, fragte Lily zugegeben etwas überrascht.
»Naja… Ich war dem Ganzen nicht so abgeneigt.«
Kritisch beäugte Lily ihre Freundin. »Du hast dich jahrelang immerzu mit Sirius gestritten und ihn alles Mögliche geheißen! Und als er dich dann aus heiterem Himmel küsste, war das völlig okay für dich?«
Miriam wiegte den Kopf hin und her. »Jain. Du darfst das nie irgendjemanden erzählen, versprochen?«
»Was?« Neugierig richtete Lily sich auf und Miriam biss sich auf die Lippen.
»Ich fand Sirius schon in der vierten Klasse scharf.«, gestand sie dann und Lily konnte nicht verhindern, dass ihr der Mund aufklappte.
»Aber du hast immer gesagt-«
»Ich weiß, was ich gesagt habe«, winkte Miriam ab. »Ich steh auch heute noch dazu, dass Sirius ein kindischer Idiot ist. Aber diese Bauchmuskeln…« Seufzend ließ Miriam den Kopf auf die Sofalehne sinken. »Als er damals mit seinen Neandertalern im See schwimmen gegangen ist… Ich hab mir nur noch gewünscht das Wasser zu sein, das über seinen Körper rinnt.«
Lily prustete los und Miriam musste in ihr Lachen mit einstimmen. So hatte Lily ihre beste Freundin noch nie von einem Jungen schwärmen hören! Sie hätte schwören können, dass Miriam nicht mal zu solchen Äußerungen fähig war.
»Jaaahh… Er sieht nun mal gut aus und ich bin auch nur eine Frau.« Eine leichte Röte hatte sich auf Miriams Wangen ausgebreitet, ob vom Lachen oder vor Verlegenheit konnte Lily nicht sagen. »Und ich hab es jeden Sommer aufs neue genossen, wenn Sirius baden gegangen ist… Aber mehr Sympathie hatte ich nicht für ihn übrig. Und trotzdem, als er mich geküsst hat…« Miriam ließ den Satz unvollendet und Lily dachte an ihre ersten Küsse mit James zurück. Wie ihr Herz höher schlug, ihr die Knie weich wurden…
»Wir sind nach dem Kuss sofort getrennte Wege gegangen… So innig war es damals eben doch noch nicht. Aber dann sind wir uns immer wieder zufällig begegnet… Kennst du das, wenn dir jemand in den Weg tritt und du willst ausweichen, aber Derjenige macht dann seine Schritte in dieselbe Richtung und steht dir wieder im Weg? Sirius und mir ist das gefühlte tausend Mal am Tag passiert. Dann haben wir uns angeschnauzt, aber einmal in einem sonst leeren Korridor standen wir uns wieder gegenüber und keiner von uns hat den ersten Schritt gemacht. Wir haben uns nur angeschaut und… Und schließlich hab ich ihn mit einem Kopfnicken eingeladen mir zu folgen und er hat genickt und wir sind in ein leeres Klassenzimmer und dann konnte ich seine Bauchmuskeln endlich aus nächster Nähe betrachten.«
Lily zog eine Augenbraue nach oben. Dass Miriam nicht lange fackelte wenn es um Männer ging, wusste sie nur zu gut. Noch bevor Lily im fünften Schuljahr begonnen hatte, sich richtig für Jungs – oder besser gesagt für Remus – zu interessieren, hatte Miriam schon das erste Mal Sex gehabt mit einem Siebtklässler, dessen Namen Lily schon längst vergessen hatte. Sie war damals völlig entsetzt gewesen, als Miriam es ihr erzählt hatte. Zu dieser Zeit hatte Lily einem Jungen noch gar nicht so nah kommen wollen. Küssen ja, Händchen halten, kuscheln… aber mit einem Jungen zu schlafen, dazu hätte Lily sich mit fünfzehn niemals überwinden können.
»Ich hab gedacht, er will ein One-Night-Stand wie mit allen anderen Mädchen auch. Ich hab gedacht, er wäre wie alle anderen Männer, die ich um den Finger wickeln kann. Aber Sirius war nicht wie die anderen… Und ich war für ihn wohl nicht wie all die anderen Mädchen.«
Lily lächelte, kuschelte sich wieder an Miriams Schulter. »Er liebt dich wirklich sehr, weißt du?«
»Woran willst du das beurteilen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Er schaut dich an wie ein riesen Stück Schokokuchen mit Schokoladeneis.«
»Woher weißt du, wie Sirius ein riesen Stück Schokokuchen mit Schokoladeneis anguckt?«
»Ich glaube, es gibt nur eine Art ein riesen Stück Schokokuchen mit Schokoladeneis anzugucken.«
Sie schwiegen einen Moment, ließen das Gesagte sacken. »Hast du Schokoladeneis?«, fragte Miriam dann und Lily seufzte.
»Nein… Dasselbe habe ich auch gerade gedacht.«
Sie lachten. Wie sehr Lily ihre Freundin doch gefehlt hatte! Solche Abende hatte es nicht mehr gegeben, seit sie Hogwarts verlassen hatten…
»Ich kann nicht glauben, dass du Sirius schon so lange angehimmelt hast, ohne es durchblicken zu lassen!«
»Übertreib mal nicht. Er hatte einfach Sexappeal… Sogar schon mit fünfzehn. Deswegen habe ich ihn noch lange nicht angehimmelt.«
»Aber auf James standest du nie, oder?«
»Bei Merlin, nein!« Miriam schüttelte entsetzt den Kopf. »James hat den Sexappeal eines Schimpansen!«
»Eines Schimpansen?«, fragte Lily mit hochgehobenen Augenbrauen und einem Grinsen auf dem Gesicht.
»Lily… Ich will dich ja nicht desillusionieren, aber…« Miriam stand auf, stellte den Kakao auf den Tisch und begann dann wie ein Affe auf und ab zu hüpfen und rief dabei: »James Hunger! Quaffel! Quaffel! Muss Revier verteidigen!« Sie trommelte mit den Fäusten gegen ihre Brust und Lily begann zu lachen. »Muss Frauen imponieren!« Miriam sprang im Wohnzimmer herum, begann Sachen durch die Gegend zu werfen, setzte sich dann auf den Boden und fuhr sich mehrmals durch die Haare, kratzte sich am Hinterkopf. Sie tat, als hätte sie eine Laus gefangen und steckte sie sich in den Mund. Dann sprang sie wieder auf, kletterte zu Lily auf das Sofa und kam schnüffelnd und tatschend so nah an Lily heran, dass diese zurück wich. »Lily hat so weiches Haar«, sagte Miriam dann mit einer tiefen, dümmlichen Stimme, dass Lily schon wieder losprusten musste und Miriam ließ sich mit einem Lachen wieder zurück in die Polster sinken.
»Ich hab einen Affen als Freund!«, lachte Lily, dass der Kakao überschwappte und sie sich den Bauch halten musste.
»Ich bin fasziniert, dass dir das erst jetzt auffällt!« Miriam kicherte. »Es ist doch so offensichtlich! Auch die Art wie er in den Ninskenbäumen herum geklettert ist… Ganz zu schweigen von James’ Art ständig zu grinsen.«
»Ich mag sein Grinsen.« Lily atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen. »Und sein Lachen ist so ansteckend.«
»Natürlich, das Lachen eines Schimpansen ist immer ansteckend.« Miriam griff nach ihrer Kakaotasse und lehnte sich wieder zurück in die Polster. »Umso überraschender, dass dieser Schimpanse gestern seinen Mann gestanden hat…«
Lily schwieg, blickte in ihren Kakao hinunter und nahm einen Schluck. »Er ist paradox, nicht wahr?«, fragte sie dann und nahm noch einen.
»James?«
»Ja.« Lily seufzte. »Er ist so kindisch und dann wieder so erwachsen. Er ist so arrogant und doch bodenständig. Er sieht gut aus aber auf seine eigene, einfache Art, ohne sich viel Mühe zu geben. Er ist ein brillanter Zauberer und doch zu faul, um etwas aus seinen Talenten zu machen. Er ist ein Unruhestifter und doch verantwortungsbewusst. Er liebt es, anderen Streiche zu spielen, hat die Schwächeren aber immer vor den Slytherins beschützt. Er ist… so berechenbar auf der einen Seite und unberechenbar auf der anderen. Und er hat schon so viele Mädchen ausgenutzt und ist doch der perfekte Freund.« Seufzend lehnte sich Lily an Miriams Schulter. »Wie kann jemand, der so brutal und gemein ist gleichzeitig so zärtlich und liebevoll sein? Wie kann so ein Arschloch wie James Potter nur so ein guter Mensch sein?«
Mit einem Schulterzucken legte Miriam den Kopf auf Lilys und überlegte. »Ich glaube, so sind Menschen nun mal. Wir sind doch alle Widersprüche in sich.«
»Wie meinst du das?«
»Naja… Nehmen wir Sirius: Er will bloß nicht so sein wie seine Verwandten und ist doch genauso eingebildet, arrogant und selbstbezogen wie alle Blacks. Und ich hasse Sirius’ Motorradwohnung, aber Motorrad fahren finde ich spitze. Und ich bin eigentlich die totale Einzelkämpferin und doch sitze ich hier mit meiner allerbesten Freundin bei einer Tasse Kakao. Und wir haben die Streiche der Rumtreiber immer gehasst und doch haben wir sie ganz schön herein gelegt. Du hasst oberflächliche Leute und doch bist du mit Julia Parker befreundet. Du sorgst dich immer um andere und doch bist du so skrupellos, eine ganze Akademie in die Luft zu sprengen. Du hasst kämpfen und laut Sirius bist du dennoch Feuer und Flamme dafür, dich endlich ins Getümmel zu stürzen. Du hasst Quidditch und dein Freund ist ein Quidditchspieler. Ich meine, du hasst so ziemlich alles an James: Seine Haare, seine Hobbys, seine Freunde, seine Arroganz, seine Faulheit,… Und doch nennst du ihn deine große Liebe.« Miriam sah zu ihr herunter. »Menschen machen keinen Sinn. Du vor allen Dingen nicht.«
Lily seufzte. Da hatte ihre Freundin wohl absolut recht. James hatte schon öfter bemängelt, dass man Lily absolut nicht einschätzen konnte… »Seine Freunde und seine Haare hasse ich nicht mehr.«, murmelte sie dann.
»Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles. Oder ist James einfach nur so gut im Bett, dass du darüber hinaus alles andere vergisst?«
Grinsend nahm Lily einen Schluck Kakao. »Vielleicht beides.« Dann richtete sie sich wieder ein wenig auf. »Und du bist nur mit Sirius zusammen, weil er tolle Bauchmuskeln hat?«
»So toll sind sie nicht mal, weißt du.« Miriam zuckte mit den Schultern. »Sie sind einfach genau richtig… nicht zu groß, nicht zu unscheinbar… Und natürlich hat Sirius noch andere Qualitäten. Beweisstück b): Er hat ein Motorrad.«

London. Alec Mulciber hasste die Stadt. Er hasste die tausend namenlosen Gesichter in den Straßen, den Gestank der Muggelautos und die kränkelnden Bettler.
Die Nokturngasse war ihm lieber: Dunkel, menschenleer, seelenlos. Keine Bettler in den Nischen, keine Muggelautos, nur Ratten und eine Hand voll vermummter Zauberer, die hastig durch die Gasse eilten. Alec hingegen ließ sich Zeit, linste in jedes der Geschäfte, schaute in jede dunkle Ecke und stellte sich die ganze Zeit über dieselbe Frage: Was hatte sie hier zu suchen?
Drei Mal hatte er den Laden aufgesucht, in dem Lily Evans verschwunden war, und doch hatte er nie wieder die Ladengehilfin gefunden, die ihn so unfreundlich aus dem Fenster geschleudert hatte. Der Laden hatte magische Zutaten für Zaubertränke aller Art verkauft, doch was heckte die kleine Hexe aus, dass sie Zutaten aus der Nokturngasse brauchte?
Vielleicht ein Verwandlungstrank? Sein Vater hatte ihm erzählt, dass er jeden Tag mindestens zwei Lily Evans in seinem Büro sitzen hatte, eine schlechter getarnt als die andere. Von der muggelstämmigen Hexe fehlte weiterhin jede Spur.
Alec hatte vorgeschlagen, Potter zu beschatten. Das Lügenmärchen, dass sie sich getrennt hatten wegen Sirius Black glaubte Alec nicht. Lily Evans war nicht der Typ, der fremdging. Sie war so rein wie die Blume, nach der sie benannt war.
Unglücklicherweise war Potter geschickt. Er flohte morgens von seinem Elternhaus aus zur Arbeit und kehrte abends dorthin zurück. Aber Lily Evans konnte sich nicht dort aufhalten, man hätte sie sonst schon längst gefunden.
Wo bist du Täubchen?, dachte Mulciber und lugte in einen weiteren Laden. Wo?
Von seinem Vater hatte er erfahren, dass Miriam Clarefield heute frei hatte. Das letzte Mal, als das Mädchen unangemeldet frei genommen hatte, hatte Mulciber sie in der Nokturngasse angetroffen. Heute war ein guter Tag zum schnüffeln.
Wenn er nur die Ladengehilfin wiederfinden könnte… Mit der hatte er sowieso noch eine Rechnung offen. Aber sie war wieder nicht da… Alec wurde das Gefühl nicht los, dass diese Hexe damals keine Verkäuferin gewesen war. Vielleicht ein Begleitschutz für die kleine Miss Evans? Das würde zumindest den plötzlichen, brutalen Rausschmiss erklären.
Ziellos streifte Mulciber weiter, sein Atem stieg in weißen Wölkchen vor ihm auf. Trotz der schwarzen Lederhandschuhe drohten seine Finger zu erfrieren und Mulciber murmelte einen Wärmezauber. Prüfend öffnete und schloss er die Hände, spürte das kalte Leder an seiner plötzlich warmen Haut.
In der Ferne hörte er die Muggelkirchen zwölf Uhr schlagen. Eine verirrte Eule glitt lautlos durch die Gasse und über seinen Kopf hinweg. Alec folgte ihr mit den Augen, lief weiter in einen Teil der Nokturngasse, den er normalerweise nicht betrat. Hier gab es nur langweilige Bücherläden und Bibliotheken. Zuhause hatte sein Vater allerlei schwarzmagische Bücher, teilweise auch sehr, sehr alte Exemplare.
Und während er so durch die Gasse schlich, sah er sie plötzlich: Die Verkäuferin. Sie stellte gerade ein Schildchen in der Gasse auf, die Rastalocken fielen ihr schwer über die Schulter. Alecs Herz machte einen Hüpfer und er verbarg sich schnell wie ein Schatten in einem tiefen Hauseingang. Er hatte sie gefunden! Ein Grinsen schlich sich auf Alecs Gesicht. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, sie auszuquetschen…
»Entschuldigung Sie, Miss«, hörte Alec da plötzlich eine Stimme und sein Herz schlug noch schneller. »Ich glaube, sie erinnern sich an mich?«
Langsam, ganz, ganz langsam schob sich Alec aus dem Hauseingang hinaus und spähte um die Ecke. Er hatte sich nicht getäuscht: Vor der Verkäuferin stand niemand anderes als James Potter. Er trug zwar einen weiten, dunklen Umhang, aber die ungebändigten, schwarzen Haare waren unverkennbar. Schnell zog sich Alec wieder zurück. Wenn Potter hier war…
Schnell presste Alec sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Ich hab dich gefunden, dachte er, ich hab dich gefunden, kleines Blumenkind!
Und als er die Ladentür zuschlagen hörte, disapparierte er.

Sirius war nervös. Immer wieder sah der große, schwarze Hund über die Schulter und scharrte mit den Pfoten, aber hinter dem Vorhang, durch den er mit James in ein Nebenzimmer des Ladens getreten war, tat sich nichts. Der Raum war mit Tüchern verhangen, Sirius hatte das ungute Gefühl, dass die Tücher jeden Moment von der Decke fielen, sich um ihn windeten und die Kehle abschnürten, so fest, dass selbst seine Klauen und Fangzähne ihm nicht helfen konnten. Ein leises Fiepen entkam seiner Kehle und er drückte die Schnauze in James’ Seite. »Ganz ruhig«, murmelte James und legte einen Arm um seinen Gefährten, kraulte Sirius hinter dem Ohr. Doch Sirius war nicht zu beruhigen. Bei jedem Geräusch schoss sein Kopf herum, seine Ohren waren zu ihrer vollen Größe aufgestellt und zuckten in alle möglichen Richtungen. Sein eigenes Hecheln war ihm zu laut. Diese künstliche Stille beunruhigte ihn, denn bei einem war Sirius sich absolut sicher: Sie wurden beobachtet.
Als sich die Tücher von einem undefinierbaren Windstoß bewegten und plötzlich ein großer dunkelhäutiger Mann lautlos wie ein Geist im Raum erschien, sprang Sirius sofort auf alle vier Pfoten und fletschte die Zähne. Das war nicht gut! James und er waren nicht sicher! Das war gar nicht gut!
»Ganz ruhig, Paddy!«, ermahnte James, griff nach dem Hundehalsband und stand ebenfalls auf. Ein tiefes Grollen entwich Sirius’ Kehle und der Mann musterte ihn mit seinen dunklen Augen. Sein Blick war seltsam durchdringend und auf unbestimmte Art und Weise war sich Sirius plötzlich sicher, dass der Mann wusste, dass er kein gewöhnlicher Hund war…
»Mr Brown, Sir, es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal belästigen muss, aber ich brauche Ihre Hilfe.«, begann James. Sito Brown wandte den Blick von dem Hund ab und seine dunklen Augen richteten sich auf James. Am linken Ohr trug er einen goldenen Ohrring mit einer kleinen, getigerten Feder, was James sofort an den Traumfänger erinnerte, den Sito ihnen gegeben hatte. Sito Brown ist kein Amateur, dachte James wieder schluckte.
Als sich der Mann setzte, tat James es ihm gleich. Sirius’ Körper stand noch immer unter Strom und er bequemte sich erst, sich hinzuhocken, nachdem James zum dritten Mal »Platz, Pad!«, knurrte und dem Hund auf den unteren Rücken drückte. Die grauen Hundeaugen fixierten Sito, der sich sein weites Leinenhemd an den Ärmeln aufkrempelte und den Blick genauso offen erwiderte. Helle Narben zeichneten sich auf seiner dunklen Haut ab, als er die Arme ausstreckte und die Handflächen auf das kleine Tischchen ablegte, das James schon von seinem ersten Besuch bei ihm kannte.
»Ein schönes Tier.«, sagte Sito mit dieser tiefen Stimme, die James im Gedächtnis geblieben war. Er sah von James zurück zu Sirius, der sogleich die rosa Lippen hochzog und seine Zähne entblößte. James Finger griffen erneut nach Sirius’ Halsband.
»Mein bester Freund.«, antwortete er.
Da erschien der Ansatz eines Lächelns auf Sitos Lippen. »Welch kluge Wahl.« Damit zog er eine Kette unter seinem Hemd hervor. Das Band war aus braunem Leder und der Anhänger aus hellem Holz. Er nahm die Kette ab, legte sie auf den Tisch und schob sie zu James hinüber. »In meiner Welt wird jedem Menschen ein Tier zugesprochen, das ihn beschützt und er im Gegenzug nie jagen darf. Es heißt, die Wahl des Tieres sagt viel über den Menschen aus…« James nahm die Kette entgegen und strich mit dem Daumen über den hölzernen Anhänger. Es war ein Vogel mit weit gespreizten Flügeln, einem spitzen Schnabel und einem weiten Federschwanz.
»Ein Phönix?«, fragte er, da er diese Darstellungsformen aus Büchern in der Bibliothek seiner Eltern kannte.
»Nein, ein Adler.« Sito grinste noch immer sein geheimnisvolles Grinsen und James gab dem Mann seine Kette zurück. »Der Vogel, der aus der Luft eine Münze erspähen könnte.«
»Verstehe. Der Wahrsager mit den Adleraugen.« James bemühte sich, nicht abfällig zu klingen und unterdrückte ein Augenrollen.
»Und ihre Freundin, Mister?« Sitos Grinsen veränderte sich nicht, doch er zog eine Augenbraue hoch, was seinen Ausdruck lauernd und zugleich spöttisch machte. »Was für Augen hat sie?«
James schluckte und wusste nicht, was er antworten sollte. Katzenaugen? Rehaugen? Nein.
»Todbringende Augen.«, flüsterte er schließlich, den Blick auf Sitos Hände gerichtet und er spürte, wie Sirius neben ihm noch mehr versteifte. James hatte ihm gesagt, dass Lily in ihren Träumen Dinge sah, die passieren können. Er hatte von dem Flugzeugabsturz erzählt und von Blanchard, von Regulus und Snape… James war sich nicht sicher, ob die beiden ehemaligen Slytherins tatsächlich sicher waren. Er hatte das Gefühl, jeder, den Lily in ihren Träumen erspähte, würde bald sein Ende finden.
»Alle Menschen sterben.« Sito legte sich die Kette erneut um den Hals. »Was hat sie gesehen?«
»Ich bin nicht wegen dem hier, was Lily sieht.« James atmete tief durch. »Ich bin hier wegen dem, was sie vorhat. Sie glaubt, die Wahrsager seien in Gefahr. Sie glaubt, es gäbe eine Vorhersage zu Voldemorts Tod und deswegen wird er die Wahrsager jagen. Sie will diese Vorhersage finden und sich dafür in große Gefahr begeben, dabei hat sie keinen Beweis für die Existenz einer solchen Vorhersage!« Er schluckte, atmete noch einmal durch. »Hören Sie, ich weiß nicht, auf wessen Seite Sie stehen. Aber Lily vertraut Ihnen. Und sie möchte Sie retten. Bitte helfen Sie mir, Lily zu retten!«
Sito schwieg einen Moment lang und Sirius legte die Ohren an. Was ging in diesem seltsamen Mann vor? Seine Miene war mit einem mal ausdruckslos, das hämische Grinsen wie fortgewischt. Als Hund gelang es ihm für meist recht gut, die Emotionen von Menschen zu spüren und richtig einzuordnen. Bei James war es auch als Mensch nicht schwer, James war ein emotional offenes Buch. Peter hingegen strahlte für Menschen eine permanente Unsicherheit und Furcht davor aus, etwas falsch zu machen. Als Hund hingegen erschien es Sirius manchmal, als könnte er Peters Gefühle förmlich riechen: Wie er ein bekümmertes Gesicht machte, als James ihn einmal von einem Streich ausschloss, und ihn doch innerlich pure Erleichterung durchströmte. Wie er versicherte, nicht mehr sauer zu sein und ihn innerlich der Zorn ein Loch in den Bauch fraß. Aber so verstellten sich viele Menschen, Sirius eingeschlossen, und seine eigenen Gefühle konnte er manchmal auch als Hund nicht klar benennen.
»Alle Menschen sterben. Auch die Seher.«, sagte er schließlich und James ballte die Hände zu Fäusten.
»Bitte! Sie können Lily nicht einfach ihrem Schicksal überlassen! Sie versucht SIE zu retten!«
»Nicht ihrem Schicksal überlassen…« Das Grinsen kehrte auf Sitos Lippen zurück. »Welch interessante Wortwahl.« Dann richtete er sich auf und griff über den Tisch hinweg nach James’ Händen. Sirius hätte beinahe nach seinem Arm geschnappt, so plötzlich war die Annäherung gekommen, doch James stieß ihn geistesgegenwärtig mit dem Ellenbogen zurück. Sito schien das Tier nicht zu beachten, setzte sich wieder, den Kopf über James’ Hände gebeugt. »Was erwarten Sie von mir, Mister?«, fragte er dann, ohne die Augen zu heben.
»Dass Sie mir Antworten liefern.« James atmete tief durch. »Gibt es eine Prophezeiung, die Voldemorts Tod voraussagt? Wer hat sie getroffen? Wo können wir sie finden? Sind die Wahrsager wirklich in Gefahr? Ist Lily in Gefahr? Was bedeuteten diese Tarotkarten damals wirklich? Was hat es mit diesen Fäden auf sich?«
Sito antwortete lange nicht, strich nur mit den Fingerkuppen die Falten auf James’ Handflächen glatt. Er hatte raue Hände wie die eines Handwerkers und James unterdrückte den Drang, die Hände zurück zu ziehen.
Schließlich sah Sito Brown wieder auf. »Woraus bestehen Fäden?«, fragte er und verblüffte James erneut. Er hatte damit gerechnet, dass Sito wie Madam Blanchard damals James vorjammern würde, wie jung er doch sterben würde, wenn er nicht seine Lebenseinstellung ändern würde… Dasselbe hatte sie zu so vielen anderen Schülern auch gesagt. Zu Lily ebenfalls und James erinnerte sich daran, wie beunruhigt es ihn hatte… Für einen Moment hatte er tatsächlich gefürchtet, Lily könnte jeden Moment tot umfallen, doch die rothaarige Hexe hatte die Augen verdreht und die Hände wieder in ihren Umhang gesteckt, während Blanchard sich der nächsten Gryffindor zuwandte. An ihrer Reaktion hatte James abgelesen, dass sie der Wahrsagerin genauso wenig glaubte wie er und das hatte genügt, um ihn zu beruhigen.
Doch er saß nicht Madam Blanchard gegenüber, sondern Sito Brown… Er ist kein Amateur, erinnerte James sich erneut und schluckte.
»Für gewöhnlich aus Wolle, oder?«
»Nicht das Material.« Sito schüttelte den Kopf, ließ James Hände los und griff nach dem Saum seines Leinenhemdes. Ein kleiner, weißer Faden stand ab und Sito riss ihn kurzerhand heraus, dass das Hemd ächzte. Dann reichte er ihn James mit einem ernsten Gesicht und der junge Zauberer nahm den Faden verwirrt entgegen. Da der Seher nichts weiter sagte, hob James sich den Faden näher vor die Augen sah die einzelnen Stränge, die sich umeinander wandten, sah die vielen, vielen Fasern…
»Ein Faden besteht aus anderen Fäden.«, antwortete er schließlich und tatsächlich erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Sehers.
»Nun, Mister, stellen sie sich vor: Ihr Schicksal besteht aus einem solchen Faden. Ihr Leben hängt an einem solchen Faden. Alles, was war und alles, was vorherbestimmt ist, können Sie anhand des Fadens ablesen.«
»Wieso ein Faden?« James runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, was Fäden-«
»Wenn ich Ihnen sage, dass jeder Strang, jede Faser einen möglichen Entscheidungsweg darstellt? Ich könnte mir jetzt eine Pfeife anzünden. Ich könnte aber auch damit warten, bis Sie gegangen sind. Ich bin frei in dieser Entscheidung, aber sie wird nicht ändern können, dass ich schon bald meine Geliebte verliere. Weil beide Entscheidungsstränge und viele mehr auf dieses Ereignis hinauslaufen. Um dieses Schicksal zu ändern müsste ich nun die eine, bedeutende Entscheidung zum richtigen Moment treffen, sodass der Faden neu gewebt werden muss. Aber wenn wir das bemerken, sind diese Momente meist schon lange vorbei. Das ist das faszinierende am Schicksal: Wir glauben, wir seien frei in unserem Handeln, in unserem Sein, und merken gar nicht, wie es uns doch stets in seinen Klauen hält und lenkt.«
Nachdenklich betrachtete James den Faden in seinen Händen. Der Faden, der nur in eine Richtung verläuft, der dennoch aufgeknotet werden könnte… »Und wenn ich einen Zeitumkehrer-«
»Und wenn es Ihr Schicksal ist, den Zeitumkehrer zu benutzen?« Sito Brown strich sich eine lange Haarsträhne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr. »Für gewöhnlich kann man nicht sehen, was das Schicksal für uns bereithält. Was ich Ihnen gerade beschrieben habe waren zwei Arten des Schicksals: Das Unausweichliche und das Fremdbestimmte. Die Fähigkeiten vieler Wahrsager beschränken sich nur drauf, das in diesem Moment unausweichliche Schicksal sehen zu können und selbst dann kommt es erstaunlich oft zu… Fehlinterpretationen.« Sito griff wieder nach James’ Händen und dieses Mal riss sich Sirius zusammen und blieb ruhig sitzen. »Ich könnte Ihnen sagen, dass Sie vier Kinder haben werden.« Sito deutete auf vier kleine Linien unterhalb von James´ kleinen Finger. »Ich könnte Ihnen auch sagen, dass Ihre Lebenslinie unterbrochen ist und sie vermutlich früh sterben werden.« Sito deutete auf einen anderen Punkt auf James’ Handfläche. Dann sah er auf. »Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Sie nun früh sterben und trotzdem vier Kinder zeugen werden, oder ob Sie nur früh sterben und nie Kinder haben werden, oder ob Sie Ihren Tod schon von sich abgewendet haben und Sie glücklich mit Ihren vier Kindern alt werden können. Die Handlinien werden geschrieben wenn unser Lebensfaden taufrisch ist. Manche Menschen schreiben ihr Schicksal nie um. Anderen gelingt es, es mehrmals zu ändern, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Oftmals hängt das Schicksal des einen auch von dem Schicksal eines anderen ab. Weben, zertrennen, spinnen und wieder weben: Das Schicksal ist in ständiger Veränderung.«
James zog seine Hände zurück, musterte sie einen Moment lang. Sie waren schweißnass und er wischte sie möglichst unauffällig an seinem Umhang ab. »Und Lily?«
»Ihre Freundin muss lernen die Schicksale voneinander zu unterscheiden.« Sito griff hinter sich und zog auf wundersame Weise seine Pfeife hervor, die scheinbar bereits gefüllt war. »Den Versuch, jemanden zu retten, der bereits vom unausweichlichen Schicksal verdammt ist, halte ich für Kraftverschwendung.«
»Lily hat aber schon Menschenleben gerettet!«
Sito lächelte wieder. »Nun, vielleicht war es ihr Schicksal, diese Menschen zu retten, weil noch ein viel größeres, wichtigeres Schicksal auf diese Menschen wartet, aber ihre Entscheidungen sie nun mal zu einem Ende geführt haben.«
Verwundet blinzelte James und runzelte die Stirn. Snape hatte sich töten wollen… Auch wenn es im Endeffekt nicht Lily, sondern er, James, es gewesen war, der Snape gerettet hatte, ohne Lily wäre er nie auf den Slytherin aufmerksam geworden… Snapes Schicksal hatte ihn zu der Entscheidung geführt, sich das Leben zu nehmen… Und Lily hatte ihn gerettet und ihm ein neues Schicksal geschenkt.
»Verstehe.«, murmelte James.
»Nein, tun Sie nicht.« Sito grinste wieder und entzündete die Pfeife mit seinem Zauberstab, den er plötzlich aus seinem Hemd zog. »Zu Sehen ist eine Gabe. Zu Verändern ist eine Aufgabe.«
James schluckte. »Lily kann sich dem nicht entziehen.«
Sito schüttelte den Kopf.
Der Gryffindor atmete tief durch, tauschte einen Blick mit einem pelzigen Begleiter. »Was ist mit Voldemort?«, fragte James schließlich. »Mit der möglichen Prophezeiung?«
Sito zog an seiner Pfeife und ließ sich Zeit mit der Antwort, musterte den großen, schwarzen Hund und dann noch einmal James. »Ich kann Ihnen nur sagen, was ich gesehen habe. Und das ist nur Nebel.« Ein kurzes Grinsen huschte über Sitos Gesicht, so schnell, dass James es übersehen hätte, wenn er den Seher nicht genau beobachtet hätte. »Was vermutlich an Ihrer kleinen Freundin liegt.«
James zog die Augenbrauen zusammen. »Ich verstehe nicht.«
»Aber das habe ich Ihnen doch gerade eben erklärt.« Sito blies den grauen Rauch aus und Sirius unterdrückte ein Niesen. »Die meisten Seher können nur das unabwendbare Schicksal sehen. Aber wie soll man dann ein Schicksal sehen, das noch nicht entschieden ist?« Sito beugte sich zu James hinüber, er roch nach süßem Tabak und Schweiß, trotzdem zwang James sich dazu, nicht zurück zu weichen. »Etwas Großes steht bevor.«, flüsterte der Seher. »Aber was es ist, liegt noch im Verborgenen. Entscheidungen müssen noch getroffen werden. Änderungen müssen noch vorgenommen werden. Aber ich kann Ihnen versichern: Das Schicksal nimmt bereits seinen Lauf.«
Sirius begann zu knurren, ein bedrohliches, tiefes Grollen. James riss sich von Sitos durchdringenden, schwarzen Augen los, um dem Hund zu sagen, er solle still sein, als er bemerkte, dass Sirius nicht den Seher anknurrte. Der Hund hatte sich zu dem Vorhang umgekehrt, seine Nackenhaare waren aufgestellt. James schluckte, wandte sich wieder zu Sito um, der dem Blick des Hundes ebenfalls gefolgt war. Wie auf Kommando zogen sie ihre Zauberstäbe und richteten sich auf.
»Was ist los Pad?«, fragte James leise, der Hund erhob sich ebenfalls auf alle vier Pfoten, langsam, bedacht, die Muskeln zitternd vor Anspannung. Wie gebannt starrten sie alle auf den Vorhang, der sich keinen Millimeter weit bewegte, dennoch glaubte James dumpfe Geräusche zu hören…
Dann ging alles ganz schnell: Ein Knall ertönte, der Vorhang hob sich, wurde weggeblasen von der Feuersbrunst, die plötzlich heiß und glühend in den Raum strömte. Er fing Feuer und tränkte den Raum mit dunklem, giftigem Rauch. Wie eine Schlange wand sich das Feuer durch den Raum, türmte sich vor James auf und in den Flammen erschien das Gesicht eines Feuerdämons mit weit aufgerissenem Maul, die feuerroten Fangzähne gebleckt.
In diesem Moment war James den Zusatzstunden in Hogwarts, die er zusammen mit Lily damals organisiert hatte mehr als dankbar. Ein Mal außer Kontrolle ließ sich das Dämonsfeuer nicht mehr beherrschen, doch der junge Zauberer wusste was zu tun war und hob den Zauberstab. Sirius ging in Deckung, unsicher darüber, ob er sich zurück verwandeln oder ein Hund bleiben sollte, doch da sah er durch den Rauch die Gestalt in den Raum stürzen und verlor keine Zeit. Während James mit dem Feuer kämpfte, stürzte sich Sirius auf den Neuankömmling, senkte die Reißzähne in einen Arm. Der Angreifer schrie auf, seine Hand ließ den Zauberstab los und Sirius biss so stark zu, wie er nur konnte und lehnte sich mit seinem gesamten Körpergewicht in die Wunde, dass das Fleisch riss und der widerliche Blutgeschmack seinen Mund füllte. Der Fremde versuchte sich zu wehren, schlug mit der gesunden Hand auf den Hund ein, doch Sirius, der in diesem Moment eher ein Bär als ein Hund zu sein schien, ließ sich davon nicht beirren, selbst als der Fremde seine empfindliche Schnauze packte. Erst ein Zauber, den Sirius nicht hatte kommen sehen, riss ihn von dem Fremden los und schleuderte ihn an die entgegengesetzte Wand. Er hörte James schreien und für einen Moment wusste Sirius nicht wo oben und unten war, doch dann rappelte er sich wieder auf, schüttelte kurz den Kopf und sah sich um. Das Dämonsfeuer war gelöscht und James und Sito standen drei Fremden gegenüber. Einer von ihnen war von Sirius verletzt worden und hielt sich den blutenden Arm. Das Blut klebte noch immer in Sirius’ Fell und er schmeckt es auf seiner Zunge. Wäre er ein Mensch gewesen, würde er auf den Boden spuken, so konnte er den Geschmack jedoch nur ertragen und versuchte das Tier in sich zu unterdrücken, das sich insgeheim an dem Geschmack erfreute.
Mit einem Wutschrei hob die verletzte Person ihren gesunden Arm, in dem sie nun ihren Zauberstab hielt und zielte auf Sirius, doch genau in diesem Moment fielen die Stoffe von den Wänden. Aber sie fielen nicht wie schwere Vorhänge, sondern rafften sich zusammen, flatterten plötzlich schwerelos durch die Lüfte und Sirius glaubte, in den Silhouetten Vögel erkennen zu können. Sirius hatte also gar nicht so unrecht gehabt, als er zu Anfang den stoffbehangenen Raum kritisch observiert hatte: Dies war keine bloße Deko, sondern ein Schutzmechanismus.
»Schnell!«, rief jemand und Sirius hörte James »Pad!«, rufen. Sofort raste der Hund los, während ihre Angreifer von den Stoffvögeln eingehüllt wurden. Schlitternd kam er neben James zum stehen, der gerade mit Sito durch eine andere Tür verschwand, die Sirius noch nicht bemerkt hatte. Sito schloss die Tür hinter ihnen und zu Sirius’ erstaunen, fand er sich in einem Dachboden wieder. Misstrauisch schnüffelte er, doch alles was er roch, war Staub.
»Wo sind wir?«, fragte James.
»Nokturngasse 43.«, antwortete Sito. Das Feuer hatte einen seiner Ärmel versengt, doch seine Haut schien unverletzt. »Kommt!« Sie folgten Sito eine quietschende, hölzerne Treppe hinunter und zu Sirius’ Erstaunen fanden sie sich in einem dunklen Wirtshaus wieder. Überall waren Menschen, es war laut und stank nach Alkohol und Erbrochenem, dass Sirius schlecht wurde. Er hielt sich dicht an James, der ein Mal kurz die Hand über seinen Kopf gleiten ließ, dann hetzten sie schon wieder Sito hinterher, der auf schnellen Schritten das Wirtshaus verließ.
Draußen auf den Gassen herrschte ein dichtes Schneegestöber. Nach ein paar Blicken nach links und rechts hatte James seine Orientierung wiedererlangt und stellte verblüfft fest, dass sie nun viel tiefer in die Nokturngasse eigedrungen waren, als vorher. James warf einen fragenden Blick zu Sito. Doch der lief wortlos mit langsamen, leisen Schritten los zurück zu dem Laden, in dem James und Sirius ihn angetroffen hatten. Niemand kam ihnen entgegen.
Als sie am Laden ankamen, fanden sie eine breite Blutspur vor der Tür, die auf dem Weg aus der Nokturngasse heraus weiter führte. Misstrauisch sah James sich um und Sirius reckte die Nase in die Luft. Glaubten ihre Angreifer tatsächlich, sie wären in die Winkelgasse geflohen?
Sito betrat den Laden ohne zu zögern und nach einem Moment, in dem nichts geschah, folgte James ihm schließlich. Wo der Vorhang gewesen war, prangte nun ein breites, ausgebranntes Loch und dahinter scheinbar eine Art Lagerhaus mit vollen Regalen, die nun alle umgekippt und die Inhalte zerstört hatten. Keine bunten Stofftücher, nichts, das auf den Raum hinwies, in dem James sich mit Sito Brown getroffen hatte.
Der Laden war verwüstet worden, überall lagen Glas- und Keramikscherben. Unter einem umgeworfenen Regal lugte ein halber Körper hervor und James erkannte an dem Umhang, dass es sich um die Frau handelte, die er zuvor auf Sito angesprochen hatte, die Frau mit den Rastalocken. Weil sich Sito nicht rührte, sprang James auf das Regal zu und hob es mit einem Zauber an. Um ihren Kopf herum hatte sich eine Blutlache gebildet, die das Regal zuvor verdeckt hatte. Gierig sog das unbehandelte Holz des Fußbodens das Blut auf. Als James sich über sie beugen wollte, schnappte Sirius nach seinem Hosenbein. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät und sie mussten schnell von hier weg!
James ließ sich fortzerren, Sito stand bereits im Türrahmen, wartend. Sie verließen den Laden in dieselbe Richtung aus der sie gekommen waren und bogen dann in eine dunkle Gasse ein. Steve ist in einer solchen Gasse gestorben, dachte James plötzlich und er sah sich unbehaglich um.
»Hier trennen sich unsere Wege, Mister.«, sagte Sito und hob den Zauberstab.
James nickte. »Lily hatte recht. Die Wahrsager werden verfolgt. Sie sollten sich im Verborgenen halten.«
Ein stummes Nicken, dann war Sito Brown verschwunden und alles was blieb, waren seine Fußspuren im Schnee. Für einen Moment rührte James sich nicht, fühlte sich wie betäubt, lauschte auf Schreie, auf Rufe. Hatte tatsächlich noch niemand den Tumult bemerkt? Hatte noch niemand die tote Frau entdeckt?
Ein kurzes Bellen ließ ihn aus seiner Starre erwachen und er fuhr herum, drauf gefasst, gleich wieder einem Todesser gegenüber zu stehen, doch Sirius sah ihn auffordernd und nicht warnend an. Schließlich packte James den Hund am Halsband und desapparierte erst nach London, dann nach Kent, nach York, wieder London und schließlich zu Sirius nach Birmingham. Von der vielen Appariererei war dem Hund ganz schwindelig geworden und mit einem jämmerlichen Japsen ließ er sich zu Boden sinken.
»Ich glaube nicht, dass uns jemand gefolgt ist.« James seufzte erleichtert und fuhr sich durch die Haare. Alles war so schnell gegangen… Vermutlich waren zwischen dem Angriff und jetzt nicht mal fünfzehn Minuten vergangen. Sein Körper wurde noch immer mit Adrenalin vollgepumpt und er begann zu zittern.
Schließlich hatte sich Sirius wieder so gut gefangen, dass er sich zurückverwandeln konnte. »Ich muss mir die Zähne putzen.«, murmelte er und begab sich ebenfalls auf etwas wackeligen Beinen zum Badezimmer.
»Oh ja, du hast Mulciber ziemlich hart erwischt. Ich wünschte, ich könnte es Lily erzählen.« Ein Grinsen schlich sich auf James’ Gesicht.
»Mulciber?« Verwundert hob Sirius die Augenbrauen und griff nach seiner Zahnpasta.
»Ja, der Arm, den du zu Mittag verspeisen wolltest, gehörte Alec Mulciber. Hast du das nicht gemerkt?«
»Um ehrlich zu sein habe ich in diesem Moment absolut nichts gemerkt.«, brummte Sirius und stopfte sich die über und über mit Zahnpasta beladene Zahnbürste in den Mund. Er hatte als Hund völlig aus dem Affekt gehandelt, um seinen Freund zu schützen. Angriff war immer noch die beste Verteidigung.
James legte seine Brille ab und beugte sich über das Waschbecken. Als könnte das Wasser auch den Schrecken der letzten Minuten wegspülen, hielt er einige Sekunden den Kopf darunter. Das kalte Wasser tat tatsächlich erstaunlich gut – James glaubte immer noch die Hitze des Dämonsfeuer auf der Haut spüren zu können.
Schließlich richtete er sich wieder auf, setzte die Brille auf die Nase und tauschte über den Spiegel hinweg einen Blick mit Sirius. Dann seufzte er. »Nach dieser Begegnung hab ich eigentlich überhaupt keine Lust Remus zu besuchen.«
»Hmm?«, kam der fragende Laut von Sirius.
»Ich hab Lily erzählt, wir würden zu ihm gehen. Und wir sollten auch wirklich zu ihm gehen, erstens wegen unseres Alibis und zweitens hat es mir nicht gefallen, was er bei unserer letzten Besprechung in Punkto Einbruch in die Mysteriumsabteilung gesagt hat.« James strich sich durch die nassen Haare, sodass sie wieder in alle Richtungen abstanden. »Glaubst du, du packst das, dir nichts anmerken zu lassen?«
Sirius warf ihm diesen Was-glaubst-du-mit-wem-du-hier-redest-Blick zu und spuckte die Zahnpasta in das Waschbecken. »Weißt du, Mulcibers Arm zu beißen ist immer noch nicht so schlimm wie Moodys Arsch zu küssen.«, meinte er dann mit einem breiten Grinsen und streckte sich die Zahnbürste noch einmal in den Mund.
James grinste spöttisch. »Kann es kaum erwarten, dich dabei zu sehen!«


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