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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 44

von Jojoi

@euch alle:
Tjaja da ging mein guter Vorsatz für dieses Jahr wohl ziemlich in die Hose, von wegen regelmäßig Kapitel posten...
Schande über mich, schande über meine Kuh...!

Ich hab zwar einiges geschrieben, nicht nur in dieser Geschichte, auch andere, aber das meiste davon war ziemlicher Müll... Den ich jetzt in den letzten 2 Woche aufgearbeitet habe. Noch immer bin ich mit vielem nicht zufrieden, aber ich kann euch einfach nicht noch länger warten lassen.

Ich weiß, dass es viele gibt, die sehnsüchtig auf die Weiterführung dieser FF hoffen und ich verspreche euch, dass ich sie zu Ende führen werde! Hoffentlich versumpfe ich nicht wieder im realen Leben, doch jetzt ist erstmal Winter und Schmuddelwetter und daher auch Zeit für einige ruhige Stunden am PC.

Eigentlich wollte ich eine kleine Zusammenfassung voranstellen, aber meine Geschichte zusammen zu fassen ist tatsächlich nicht so einfach o_O

Um rein zu kommen: James und Sirius waren bei Sito Brown, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wieso die Wahrsager von den Todessern wie sie glauben verfolgt werden. Während ihrem Gespräch mit Sito wurden sie von einigen Todessern, darunter auch Mulciber, angegriffen. Nun kehren sie in das Haus von James' Großeltern zurück, wo Miriam und Lily den Abend verbracht haben.

Viel Vergnügen!
Eure Jojoi

_________________________________

Als James und Sirius schließlich in das Haus von James Großeltern zurückkehrten, war es bereits Abend geworden und die Mädchen hatten schon mehrere Kannen Tee und einige Schokoladentafeln zu sich genommen. James stellte zufrieden fest, dass Lily vom Lachen eine gewisse Röte auf den Wangen hatte und ihre Mundwinkel sich automatisch hoch zogen, als sie die beiden Rumtreiber aus dem Kamin steigen sah.
»Hey, na habt ihr Spaß?«, fragte Sirius und schnüffelte zur Überprüfung an dem Tee, der vor Miriam auf dem Sofatischchen stand, doch er konnte keine Alkohol riechen.
»Wir waren gerade dabei zu vergleichen, wer von euch beiden den besseren Spaß bringt.«, antwortete Miriam mit einem breiten Grinsen und Lily schlug ihr entsetzt auf den Arm.
»Miriam!«
»Aua!«
»Darüber haben wir natürlich nicht geredet.«, sagte Lily an Sirius und James gewandt. »Wie war es bei Remus?«
»Och naja…« Die Jungs tauschten Blicke. »Etwas still… Seine Mom macht sich große Sorgen um ihn.«
Lily nickte bekümmert. Sie hätte vielleicht doch mitgehen sollen…
»Remus? Wieso Remus?«, fragte Miriam verwundert. »Ich dachte du seist die letzte Rettung der Puddlemere, Potter?«
»Bin ich ja auch.«, meinte James mit einem breiten Grinsen. Tatsächlich hatte er völlig vergessen, dass er den beiden Mädchen unterschiedliche Geschichten zu seinem heutigen Aufenthaltsort erzählt hatte… Er hoffte nur, dass sie ihm seine Nervosität nicht anmerkten. »Ich wollte nur nicht riskieren, dass du unser Männergespräch heute unterbrichst, Clarefield.«
»Pfff«, machte Miriam und verdrehte die Augen. »Als ob mich das interessieren würde!«
James zuckte mit den Schultern, ließ sich auf den alten Hocker seines Großvaters sinken, der mit grünem Samt bezogen war. »Hattet ihr einen schönen Tag?«
»Ja.« Lily lächelte. Es war eine gute Idee von James gewesen, Miriam her zu bringen. Sie hatten viel aufzuholen gehabt, Lilys Sommerferien und ihre Zeit als Kellnerin (Miriam hatte mindestens genauso entsetzt reagiert wie James) und die harten Wochen im Ausbildungslager für Miriam. Den Verlust ihrer gemeinsamen Freundin hatten sie geschickt umschifft. »Vielleicht sollte ich doch noch einmal mit Remus reden.«, meinte Lily dann. »Ich hatte nach Emilys Tod zu viel anderes im Kopf… Vielleicht tut es uns beiden gut noch einmal darüber zu reden.«
»Nein, nein.«, meinte Sirius, der sich auf die Sofalehne bei Miriam gehockt hatte und sich müde durch die Haare fuhr. »Remus lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Er war zwar ein bisschen enttäuscht darüber, dass die Mysteriumsmission platzt, aber hat schon wieder neue Pläne und will sich fortan auf diese Akademie-Sache mit Julia konzentrieren. Ich fresse einen Besen, wenn da nicht irgendetwas fauliger ist, als der schlimmste Drachenatem.«
»Die Mysteriumsmission platzt?«, wiederholte Lily langsam und Sirius warf einen Blick zu James. Als dieser ihn wütend anstarrte wurde Sirius plötzlich bewusst, wie sehr er sich verplappert hatte, und schlug erschrocken beide Hände vor den Mund.
Auch Miriam zog eine Augenbraue nach oben, sah ihn an. Sirius sah nervös von ihr zu Lily und wurde sich bewusst, dass er gerade mitten in einer Schlangengrube saß, aus der er nicht ohne blaue Flecken herauskommen würde. Verdammt.
Doch da wandte sich Lily von ihm ab und ihre gesamte Wut richtete sich auf James. »Du!«, zischte sie, sprang auf. »Du dreckiger Lügner!«
»Woah, hey, ich hab mit keiner Silbe gelogen!«, meinte James und hob in einer Unschuldsgeste die Handflächen nach oben.
»Du hast gesagt, du möchtest zu Remus, weil du dich um ihn sorgst!«
»Das war nicht gelogen! Wir sind zu Remus gegangen und kamen dort eben auf das Thema zu sprechen!«, versuchte James sich heraus zu reden, aber Miriam ließ ein lautes »Pffffff als ob!« verlauten und Lily ballte die Hände zu Fäusten. »Das ist die Wahrheit!«, knurrte James in Miriams Richtung.
»Ach so, deswegen hast du mich auch angelogen, als es darum ging, dass du und Sirius zu Remus geht, weil ich nicht so leichtgläubig bin wie Lily und den Braten sofort gerochen hätte.« Miriam verdrehte noch einmal die Augen.
»Welchen Braten?«, fragte Sirius irritiert, erntete von den Mädchen allerdings nur wütende Blicke. Um sich aus der Schussbahn zu bringen, erhob er sich langsam und trat hinter das Sofa, während sich James und Lily schon wieder anstarrten.
»Du. Hast. Mich. Angelogen.«, knurrte Lily und für einen Moment zuckte ihre Hand zu ihrem Zauberstab auf dem Sofatisch.
»Ich versuche nur dein Leben zu retten!«, entgegnete James genervt.
»Du gibst also zu, dass du gelogen hast?«, schrie Lily.
»Nein! Aber wenn ich gelogen hätte, dann nur, um dir das Leben zu retten!«, schrie James zurück.
»Okay! Wir sollten uns vielleicht alle beruhigen und-«
»Halt die Klappe Sirius!«, fauchte Lily.
»Ja!« James funkelte ihn an. »Wieso kannst du nicht einmal dein zu groß geratenes Maul halten?«
»Mein zu groß- Also hör mal!« Beleidigt stemmte Sirius die Hände in die Hüften. »Ich hab dir heute vielleicht das Leben ge-«
»Halt die Klappe, Sirius!«, unterbrach James ihn barsch.
»Hör auf mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe!«
»Bei Merlin, ihr seid wie ein altes Ehepaar.«, brummte Miriam.
»Ja!«, pflichtete Lily ihr bei. »Darf ich dich daran erinnern, dass es hierbei darum geht, dass du mich angelogen hast, James Potter?«
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich dich NICHT angelogen habe, weil ich NICHT zu Remus gegangen bin, um ihm die Sache auszureden! Es ist einfach zur Sprache gekommen! Stimmt’s Pad?«
Sirius nickte beschwichtigend, aber Lily achtete nicht auf ihn. Noch immer funkelte sie James an, das Gesicht rot vor Wut. Dann wandte sie sich abrupt Miriam zu. »Ich denke, es ist besser, wenn ihr jetzt geht.«
»Wieso?«, fragte ihre Freundin ohne sich von der Stelle zu rühren.
»Weil!«, antwortete Lily und der Blick, den sie Miriam und Sirius zuwarf duldete keine Widerworte. Beleidigt erhob sich Miriam aus dem Sofa und ergriff Sirius’ Hand, die er nach ihr ausstreckte. Ohne ein Wort der Verabschiedung disapparierten die beiden, nur Sirius und James tauschten noch einen kurzen, vielsagenden Blick.
Kaum dass sie fort waren, stapfte Lily schon auf James zu und baute sich vor ihm auf. James schluckte, mit einer wütenden Lily war nicht zu spaßen, doch er wusste sich selbst im Recht und sah überhaupt nicht ein, nachzugeben. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust, sah hochmütig auf sie herab, was Lilys Zorn nur noch weiter steigerte.
»Es kam also einfach so zur Sprache?«, wiederholte sie leise.
»Ja.«
»Und dann hatte Remus ganz plötzlich einen Sinneswandel?«
»Wir haben darüber diskutiert, er, Sirius und ich. Und ich hab meinen Standpunkt vertreten, was Sirius und Remus schließlich überzeugt hat.«
»Du bist mir in den Rücken gefallen!«, schrie Lily und schubste ihn an den Schultern fort. »Wie kannst du nur?!«
»Um dir in den Rücken zu fallen, hätte ich vorher auf deiner Seite sein müssen und das war ich nicht!«, entgegnete James barsch.
»Du bist mein FREUND!« Zornestränen traten Lily in die Augen. »Ich würde dir nie, niemals so in den Rücken fallen!«
»Doch, würdest du, wenn es darum ginge, mein Leben zu retten!«, entgegnete James.
»Warum bist du dir so sicher, dass ich mich in Gefahr begeben werde?«
»Wieso siehst du nicht ein, dass diese Aktion mehr Risiken birgt, als du dir ausmalen kannst!« Verzweifelt packte James ihre Schultern. »Nicht nur, dass die Mysteriumsabteilung unglaublich gut geschützt ist, dort befinden sich auch höchst gefährliche Sachen! Dort einzudringen ist purer Wahnsinn! Keiner der Ordensmitglieder war für die Mission und sie alle sind erfahrenere Zauberer als wir!«
»Was schlägst du stattdessen vor, was wir unternehmen sollen? Herumsitzen und Däumchen drehen? Menschen sterben, James!«
Tief atmete James durch. Dann lockerte er den Griff an ihren Schultern. »Hör zu«, begann er, strich ihr die Arme auf und ab, doch Lily wischte seiner Hände wütend fort, »Ich war heute bei Sito. Es gibt keine Prophezeiung zum Ende der Welt oder ähnlichem. Ja, irgendetwas Großes wird passieren, aber niemand weiß, was es ist, weil sich das Schicksal noch nicht entschieden hat.«
Verständnislos sah Lily ihn an und James redete schnell weiter: »Wenn es keine Prophezeiung gibt, gibt es auch keinen Grund, in die Mysteriumsabteilung einzudringen, verstehst du? Aber du hattest Recht, Voldemort ist hinter den Wahrsagern her. Herauszufinden wieso sollte definitiv eines unserer primären Ziele sein, aber des Rätsels Lösung liegt nicht in der Mysteriumsabteilung verborgen.«
»Du warst bei Sito?«, wiederholte sie, machte rückwärts einen Schritt von ihm weg.
»Ja. Ich hab ihn gewarnt. Er schien nicht mal besonders überrascht zu sein.«
»Du warst bei Sito.« Lily machte noch einen Schritt zurück. »Und letztens noch hältst du mir einen Vortrag wie unglaublich gefährlich das ist und ich auf keinen Fall gehen soll und-«
»Es war gefährlich! Sirius und ich sind beinahe getötet worden! Wenn du alleine dort gewesen wärst-«
»Du warst mit Sirius dort?«, unterbrach Lily ihn.
»Ja. Zum Glück.« James zwang sich zu einem Grinsen. »Er hat Mulciber in den Arm gebissen.« Aber die Nachricht schien nicht bei Lily anzukommen.
»Du hast ihm alles erzählt, nicht wahr?«, fragte sie und machte noch einen Schritt zurück. James schluckte, zuckte hilflos mit den Armen.
»Ja, hab ich. Weil ich nicht mehr weiter wusste und verzweifelt war und-«
»Wie kannst du nur?« Fassungslos schüttelte Lily den Kopf. »Wie kannst du… Wie kannst du mich so hintergehen, James?«
»Weil ich Angst um dich habe, Lily! Weil ich dich liebe!«
»Oh erzähl mir nichts von Liebe!«, fauchte sie, wandte sich von ihm ab. »Ich hab dir vertraut! Ich hab dir von allen Menschen auf diesem Planeten am allermeisten vertraut! Und du, du nutzt mein Vertrauen aus, stielst dich unter einem Vorwand davon, hältst mich zum Narren, manipulierst mich, hetzt meine Freunde gegen mich auf und verrätst meine Geheimisse!«
James verdrehte die Augen. »Du übertreibst!«
»Ich übertreibe?!« Lilys Stimme überschlug sich. »Wie würdest du das nennen, was du heute getan hast, James? Seit wann hast du das alles schon geplant gehabt?«
»Ich musste reagieren, weil du dir diese dämliche Einbruchsmission in den Kopf gesetzt hattest! Nur deswegen war ich heute bei Sito! Um dich von einem Fehler abzuhalten!«
»Du hättest mit mir reden können! Wir hätten beide zu Sito gehen können!«
»Dann hättest du dich in Gefahr gebracht! Ich will dich retten, nicht den Todessern auf einem Silbertablett präsentieren!«
»Ich. Will. Nicht. Von. Dir. Gerettet. Werden.« Wütend stapfte Lily auf ihn zu. »Ich brauche keinen Babysitter, James Potter!«
»Das ist mir egal, ob du gerettet werden willst! Ich will dich trotzdem beschützen!« Er packte ihre Schultern. »Ich habe Angst um dich Lily!«
Doch sie schlug seine Hände fort, wandte sich wieder von ihm ab, hin und her gerissen, ob sie ihm weiter Vorwürfe machen, oder einfach wütend abrauschen sollte… Koffer packen… Panna Cotta fangen… Weg. Weg. Weg.
»Expecto patronum.« Der Zauber kam unerwartet und Lily fuhr wieder herum. James’ silberner Hirsch glitt lautlos durch das Wohnzimmer und blieb hinter dem Sofa stehen, doch die Wärme, die er ausstrahlte, erreichte Lily in ihrem Zorn nicht.
»Was soll das, James?«
»Ich hab dir gesagt, wie viel mir meine Familie bedeutet. Ich hab dir hundert Mal gesagt, wie viel du mir bedeutest.« James atmete tief durch. »Ich will nicht einfach nur leben Lily.« Mit dem Zauberstab deutete er auf seinen Patronus. »Ich will mit dir leben! Mit meinen Eltern und unseren Freunden. Das ist es, woran ich mich erinnere, wenn ich einen Patronus rufe. An all die Dinge, die ich noch erleben will und dass ich niemals aufhören darf, sie mir zu wünschen. Deswegen MUSSTE ich heute zu Sito gehen. Wenn du stirbst, Lily, und ich hätte nichts getan, um es zu verhindern, würde ich mir das nie verzeihen. So stark bin ich nicht.«
Lily schwieg für einen Moment. Dann griff auch sie nach ihrem Zauberstab. Sie war ein bisschen erstaunt darüber, dass es ihr tatsächlich gelang, ihren Patronus zu rufen, obwohl sie so wütend war, wütend und verletzt. Für einen Moment sah sie ihrer Hirschkuh in die silbernen Augen. Dann wandte sie sich James zu.
»Weißt du, was meine Patronuserinnerung ist, James? Du.« Sie schluckte. »Zu wissen, dass du mich liebst, hat mir zu meinem Patronus verholfen. Zu wissen, dass du hinter mir stehst und ich dir blind vertrauen kann und du immer für mich da sein wirst. Aber kann ich mir da wirklich sicher sein, wenn du mich belügst, hinter meinem Rücken Pläne schmiedest, mich auszustechen? Wenn du mich fallen lässt wie gestern Nacht bei unserem Streit und mir in dieser schweren Zeit Steine in den Weg schmeißt, statt mich zu unterstützen? Was erwartest du von mir? Dass ich dir einfach verzeihe, weil du behauptest, aus Liebe gehandelt zu haben? Ich habe alle deine Geheimnisse für mich behalten, alle, auch wenn du nach Askaban kommst, wenn das Ministerium erfährt, dass du heimlich ein Animagus bist! Und so dankst du es mir?«
»Sirius ist mein bester Freund. Er sorgt sich genauso sehr um dich, wie ich es tue. Er würde nie-«
»Du verstehst es nicht! Du verstehst es einfach nicht!« Tränen tropften Lily aus den Wimpern. »Du tust nur das, was dir gerade in den Kram passt! Hauptsache dir geht es gut, Hauptsache du kriegst deinen Kopf durch! Du kämpfst für dich, während ich ständig versuche für uns zu kämpfen! Du bist noch immer dasselbe egoistische Schwein, das du schon immer warst!«
Sie wollte wegstürmen, sie wollte ihre Tasche packen und gehen und sie war schon auf halben Weg zur Tür gestürmt, als sie es spürte. Es war wie ein Ziehen in der Brust, ein Schlag in den Magen und das Gefühl von Übelkeit. Aber jeweils nur ein Hauch. Sie blieb stehen, die Tränen rannen über ihr Gesicht, ihr Atem ging unregelmäßig, aber sie versuchte das seltsame Gefühl zu ergründen, das so plötzlich in ihr aufgeflammt war… Und dann waren da immer mehr Gefühle. Angst, die ihr das Herz schwer machte. Wut, die in ihrem Bauch brodelte. Verzweiflung, die ihr ganzes Denken zu überschwemmen drohte.
Und während Lily dastand, die Hände an ihre Brust gepresst, und zu ergründen versuchte, woher diese Gefühle kamen, die so gar nicht mit ihrem Denken, ihrer bitteren Wut zusammen passten, wurde es ihr plötzlich bewusst: Das waren nicht ihre Gefühle.
Lily fuhr herum.
Auch James stand da wie angewurzelt. Verwirrt. Nachdenklich. Verblüfft. Sie sah es nicht nur an seinem Gesicht, sie fühlte es. Sie fühlte, dass er es auch fühlte. Ihre Blicke trafen sich. Dann wandte James den Blick zur Seite und Lily folgte ihm. Sie hatte die Patroni völlig vergessen, hatte ihren doch nur gerufen, um ihm in nichts nachzustehen und ihr Argument genauso zu unterstreichen wie er das seine.
Aber da waren ihre Patroni ganz nah beieinander. Der Hirsch hatte den Kopf auf der Hirschkuh abgelegt, die sich sanft an ihn schmiegte. Ihr Leuchten kam Lily plötzlich intensiver vor, klarer, reiner. Fasziniert betrachtete sie die Tiere, in ihrer Erinnerung hörte sie Sirius sagen: »Da brauchst du die Hochzeit doch nicht abzusagen, Prongs!«. Sie lächelte. Doch dann spürte sie James’ Blick auf ihr und wandte sich wieder ihm zu. Schlagartig wurde sie sich wieder den Gefühlen bewusst. Seinen Gefühlen.
Sie spürte den Kummer und die Betroffenheit über ihre Worte, die ihn tief verletzt hatten. Sie spürte die Angst, die kalt in seinem Herzen saß. Er hatte nicht aus Egoismus gehandelt. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst auf der Eisfläche, wie sie versuchte zu Regulus zu laufen. Der Tod hatte viele Gesichter. Für James Potter war es das Eis, das unter ihr einbrach. Und Sito Brown, dessen Worte mehr Verwirrung stifteten, als dass sie halfen. Die Verzweiflung, die James spürte, war der ihren so ähnlich: sie bissen sich an demselben Rätsel die Zähne aus. Sie wussten beide nicht weiter. Hilflosigkeit spiegelte sich in ihren Gesichtern. Sie hatten sich beide an die Hoffnung geklammert, dass Sito Brown mehr wusste, ihnen helfen konnte… Lilys Träume machten ihnen beiden Angst und Lily spürte James’ Wut darüber, dass er nichts für sie tun konnte, außer sie Nacht für Nacht in den Arm zu nehmen. Doch er wusste gar nicht, wie viel das schon war, wie sehr er ihr damit half. Sie vertraute ihm so sehr, umso bitterer war sein Handeln für sie. Da war nicht nur Zorn und Rage über sein Verhalten, sondern auch das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein von dem einen Menschen, von dem sie es nie erwartet hätte. Das Gefühl letztlich doch auf sich allein gestellt zu sein.
Das bist du nicht, wollte James sagen, doch er brachte keinen Ton heraus. Lilys Traurigkeit schnürte ihm die Kehle zu und etwas hilflos streckte er eine Hand nach ihr aus. Komm zu mir. Es tut mir leid. Ich wollte dich nie verletzen. Ich will dich bloß nicht verlieren.
Als sie einen Schritt auf ihn zu machte, schlug sein Herz noch höher und er wusste, sie spürte es. Er hatte den Impuls auf sie zuzulaufen, sie in seine Arme zu schließen und nie, nie wieder loszulassen, doch er bremste sich selbst, als er spürte, dass sie mehr Zeit brauchte. Aber James hatte das Gefühl, dass Zeit alles war, was sie NICHT hatten. So viele Jahre hatte er sich gewünscht ein Teil ihres Lebens zu sein und jetzt wurde alles von dem Schatten des Krieges beschmutzt. Nur weil sie einander halfen, diese schweren Zeiten zu überstehen, hieß das noch lange nicht, dass sie miteinander glücklich waren. James war nicht glücklich. Die Angst, dass sie ihn wieder verlassen könnte, so kaltherzig wie auf dem Bahnhof hielt ihn noch immer gefangen. Die Angst, Lily nicht halten zu können, nicht gut genug für sie zu sein. Die Angst, dass sie sich für den Krieg statt für ihn entscheiden würde. So wie sie es jetzt tat.
Lily schüttelte den Kopf, streckte die Hand nach ihm aus, kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. So war es nicht. Sie entschied sich nicht. Man ließ ihr keine Wahl. Sie fühlte sich so schwach und unbedeutend, herumgeschubst von der Welt. Ihre Zukunft erschien ihr Grau in Grau. Doch das hatte nichts mit James zu tun.
Als sich ihre Hände berührten, zuckte Lily kurz zusammen. Im ersten Moment schmerzte es, als hätte sie keine Haut und James würde ihr nacktes Fleisch berühren. Doch der Schmerz ging so schnell wie er gekommen war und machte dem Gefühl von Verlangen Platz. Das reichte nicht. Nur seine Hand zu halten reichte nicht. Nicht bei ihm. Nicht bei diesem Menschen, der ihren Körper vermutlich besser kannte, als sie selbst.
Sie schnappte zischend nach Luft, als James eine Hand an ihre Wange legte, die andere um ihre Mitte schlang. Es war der erste Laut zwischen ihnen seit Minuten und er ließ James für einen kurzen Moment inne halten. Sie schloss die Augen, öffnete den Mund. Alles war zu intensiv. Seine Gefühle, ein wirres Durcheinander, und ihre, noch viel, viel schlimmer verworren. Seine Berührungen, zu vertraut und neu zugleich, sein Atem auf ihrer Haut zu heiß und zärtlich, sein Geruch zu präsent und angenehm. Das Bedürfnis ihn zu berühren wurde genauso stark, wie berührt zu werden und sie hob die Hände zu seinem Gesicht. Er lehnte sich nach unten und zog sie zugleich hoch an sich, den Kopf an ihren gelehnt, seine Brust berührte ihre und Lily glaubte jeden einzelnen seiner schnellen Herzschläge spüren zu können. Und je länger sie so nah beieinander standen, desto stärker wurden all diese Empfindungen.
Zu intensiv. Und doch so wunderbar, wunderbar nah.
Sie hatte noch nie von diesem Phänomen gelesen. In James’ Gefühlen spürte sie, dass auch er davon überrascht war, aber auf angenehme Art. Er fühlte sich nicht so überrumpelt wie sie, sondern dankbar. Er verstand. Vermutlich das erste Mal, dass James Potter Lily Evans völlig in ihrer Ganzheit verstand. Sie wollte seine Gefühle genauso verstehen, versuchte sich darauf zu konzentrieren, doch da waren so viele Facetten, so viele Nuancen, dass Lily irgendwann nicht mehr unterscheiden konnte, was sie war und was James. Unter ihren Händen spürte sie, wie sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. Wir, dachte Lily und das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie ihren Patronus das erste Mal gerufen hatte, mischte sich unter all die anderen Emotionen und vertrieb sowohl ihre Ängste, als auch seine. Sie fand ein Echo ihres eigenen Empfindens in James’. Vor ihrem Auge erschien sie, ihr lachendes Ich damals im ersten Schuljahr, als sie eine Feder in Zauberkunst hatte zum Schweben gebracht. Der Moment, in dem sich James in sie verliebt hatte. Sie erinnerte sich an seinen Blick. Warum starrt der so?, hatte sie sich gefragt und sich abgewendet.
Hätte ich dir doch nur zugelächelt, dachte sie jetzt und James’ Lippen legten sich auf ihre.
Das war der Moment, in dem ihre Patroni verschwanden. Sie spürten es beide sofort und Lilys erster Impuls war, sie wieder zu rufen, doch James’ hielt ihren Kopf fest, die Lippen auf ihren, sanft und vorsichtig wie bei einem ersten Kuss.
Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte, bis James sich von ihr löste. Zitternd atmete sie ein und aus, während James ihr Gesicht schon mit vielen kleinen Küssen bedeckte. Sie hielt die Augen geschlossen, presste sich an ihn, als er die Hand von ihrem Rücken nahm, um ihr Gesicht in beiden Händen zu halten. Schließlich legte er wieder den Kopf auf ihren, strich mit den Daumen über ihre Wangen und Lily ließ die Hände durch sein Haar gleiten. So harrten sie aus, bis ihre Herzen sich wieder beruhigten. Bis ihre Atem nicht keuchten. Bis sich völlige Stille um sie legte wie Watte.
Dann öffneten sie die Augen.
Es war, als würde Lily aus einem schönen Traum aufwachen. Plötzlich war alles viel zu duster, zu still, zu kalt. Aber James war da.
Sie lächelte.
»Hey.«, grüßte James lächelnd, als wären sie beide wieder in ihre Welt zurückgekehrt. Als freue er sich, sie wieder zu sehen nach dieser außergewöhnlichen Reise.
»Hey.«, antwortete sie, stellte sich auf Zehenspitzen, küsste ihn. Noch einmal festhalten, noch einmal Augen schließen, atmen, fühlen, lächeln und schließlich wieder einander ansehen. Wieder und wieder.
»Ich will dich nicht loslassen.«, sprach James schließlich aus, was sie beide dachten, kurz bevor sie sich noch einmal küssten und aneinander schmiegten.
»Ich dich auch nicht.« Lily lächelte, küsste ihn auf die Wange, hielt ihn fest.
»Lass uns für immer so stehen bleiben.«, murmelte James, schlang die Arme fest um sie.
»Immer und ewig.«, meinte sie und strich ihm sanft über das Haar.
Doch dann spürten sie doch die Schmerzen in den Gliedern vom langen Stehen, vom Halten auf den Zehenspitzen, vom Herunterbeugen und rangen doch noch einige Sekunden mit sich, bis sie sich schließlich mit einem Seufzen und dann einem Lachen voneinander lösten. Lily zog ihn auf die Couch, sie setzten sich, umarmten sich, doch das war zu wenig, viel zu wenig, also lehnte sie sich zurück und er folgte ihr. Sie fanden bald eine bequeme Liegeposition auf der Couch, in der sie einander festhalten und sich doch ansehen konnten. Noch eine Weile kosteten sie die unverfängliche Stille aus, die ungefährliche Ruhe. Dann machte James den ersten Schritt.
»Tut mir leid.«, murmelte er.
»Ich weiß. Mir auch.«, antwortete sie. »Es war einfach zu viel auf einmal.«
James nickte langsam. »Ich hab wirklich nicht gewollt, dass du dich verraten fühlst. Ich versuche nur das Richtige zu tun und uns beide zu beschützen. Nach allem was passiert ist…«
Sie nickte langsam. Emilys und Christins Tod hatten auch sie verängstigt und ihre Spuren hinterlassen und Lily wusste noch immer nicht, wie sie damit umgehen sollte.
»Verzeihst du mir?«, fragte er leise und sie nickte, schenkte ihm ein kurzes Lächeln.
»Wir hätten doch eine Party schmeißen sollen, statt Einbruchspläne zu schmieden.«, seufzte sie schließlich und James grinste.
»Es ist nie zu spät für Partys.«
»Es ist noch Kuchen da, glaube ich.«
James lachte. Dann wurde er wieder ernst. »Du hast nicht vor den Plan alleine mit Miriam durchzuziehen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf und erleichtert atmete James aus. Dann fragte sie, was genau bei Sito passiert war und James erzählte ihr alles möglichst haargenau. Als er geendet hatte schwiegen sie beide einen Moment und James versuchte in ihren Augen zu lesen, was sie dachte.
Doch dann seufzte Lily, drehte sich auf den Rücken und sah zur Zimmerdecke. »Daraus werde ich nicht schlau.«
»Diese ganze Schicksalssache scheint kompliziert zu sein.«, stimmte James zu. Sie nickte und verschränkte ihre Hand mit seiner, als er über ihren Arm strich und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.
»James?«
»Hm?«
»Danke, dass du dich in mich verliebt hast.«
Er lachte. »Danke, dass du dich nie in jemand anderen verliebt hast!«
Auch sie musste lächeln, führte seine Hand zu ihren Lippen und küsste sanft seine Fingerkuppen. »Naja, wenn man die Wahl hat zwischen Andrew, Severus, Remus und dir… Vielleicht hätte ich doch Remus wählen sollen.«
»Du hast es nie gemerkt, oder?«
»Was?« Lily wandte den Kopf und sah ihn aufmerksam an. Sie merkte, wie James zögerte, doch dann seufzte er und sagte: »Du hattest doch hunderte Verehrer, Lily.«
»Was? Unsinn.«
»Doch. Nur… Weißt du, als Lucas Dawn dich im vierten Schuljahr nach einem Date fragen wollte, hab ich ihn drei Stunden kopfüber in die Kerker gehängt. Und den Jäger von Hufflepuff hab ich in einem Quidditchspiel vom Besen geschubst, sodass er nicht zum Hogsmeade-Wochenende mit dir konnte. Dem Ravenclaw, der dich unter dem Vorwand er brauche Nachhilfe in Zaubertränke näher kennen lernen wollte, hab ich einen Monat lang starken Mundgeruchtrank in seinen Kürbissaft geschmuggelt.«
»Ernsthaft?« Lily riss die Augen auf. Sie erinnerte sich noch ganz genau an diese Nachhilfestunden… Sie hatte überlegt, ob sie ihrem Schüler eine Zahnbürste schenken sollte. »Du irrer Stalker!«
James errötete. »In der Liebe ist alles erlaubt, oder?«
Fassungslos schüttelte Lily den Kopf, dann richtete sie sich auf und ließ ihren Kopf über James’ schweben. »Wie viele hast du denn auf diese Weise von mir fern gehalten?«
»Ich möchte auf diese Frage lieber nicht antworten.«
Lily zog prüfend eine Augenbraue nach oben. Tatsächlich hatte sie nie gemerkt, dass sie besonders anziehend auf Männer gewirkt hatte… Nur bei dem Franzosenball am Ende des sechsten Jahres, sie hatte sich vor Anfragen kaum retten können. Sonst hatten die Jungen immer an Miriam geklebt wie die Fliegen…
»Ich glaube, die einzigen Jungs, die nicht auf dich standen, waren Sirius, Frank und Peter. Wobei ich mir bei Peter auch nicht so sicher bin… Er hat mehrfach betont, dass du wirklich hübsch bist.«, überlegte James. Lily zog prüfend eine Augenbraue hoch. Sie glaubte nicht, dass die gesamte Schule auf sie gestanden hatte, selbst wenn James ein paar Jungen von ihr versucht hatte fern zu halten. Zumal sie sich selbst ihre Schulzeit über nicht sonderlich für Beziehungen interessiert hatte… Miriams Männergeschichten hatten für sie beide gereicht.
»Vielleicht hast du mich um meine große Liebe betrogen«, meinte sie dann und sah ihn gespielt tadelnd an.
»Ich wollte unserem Glück nur ein wenig auf die Sprünge helfen.«, entgegnete James grinsend. Sie kletterte auf seinen Schoß, drückte ihn an den Schultern in die Polster und sagte: »Da hast du dich aber nicht besonders geschickt angestellt.«
»Wie sollen sich dreizehnjährige, pubertierende Jungs schon geschickt anstellen?«, murmelte er und legte die Hände an ihre Hüften. Er hatte heute begriffen, dass Lily viel intensiver auf Berührungen reagierte als er und wusste noch nicht so richtig, wie er mit dieser Erfahrung umgehen sollte. »Hast du ernsthaft geglaubt, ich wäre immer der einzige Junge gewesen, der begriffen hat, wie perfekt du bist?«
»Nein.« Lily nahm ihre Haare über eine Schulter, weil sie James ins Gesicht fielen, doch es half nur mäßig. »Ich hab ja nicht mal geglaubt, dass du es ernst meinst.«
»Na, ich hoffe inzwischen hast du wenigstens das begriffen.«, lachte er.
»Ja.« Lily nickte langsam und so ernst, dass das Lächeln von seinen Lippen verschwand. »Ja, hab ich. Danke.«

Sein Arm war noch immer taub. Sie hatten die Wunde versorgt, neue, helle Hautpartien zeugten jetzt von dem Biss, und ihm war schlecht von den Tränken gegen Krankheiten wie Tollwut. Der Schmerz war weg, der Schock hatte sich gelegt. Aber diese Taubheit… Seine Mutter meinte, das sei normal. Sie hatten Zauber gegen die Schmerzen angewandt. Ihre Wirkung hielt wohl noch immer an.
Ich hasse Hunde, dachte er und ließ sich langsam auf sein Bett sinken. Vorsichtig legte er seinen Arm neben sich auf der Matratze ab und sah hinauf an die Decke.
Sie war nicht da gewesen. Ihr dämlicher Blutsverräterfreund war dagewesen, aber sie nicht. Die Enttäuschung darüber war groß, der Hundebiss wäre nicht halb so schlimm gewesen, wenn sie da gewesen wäre.
Er richtete sich auf und suchte in dem Stapel auf seinem Nachttisch nach seinem Schulbuch für Zaubertränke. Er schlug es auf und da war es, das Foto, das er ihrer Freundin in der sechsten Klasse geklaut hatte. Lupin wäre eigentlich noch auf diesem Foto gewesen, aber er hatte ihn abgerissen. Jetzt lächelte nur noch sie aus dem Bild heraus, winkte, strich sich die langen, roten Haare hinter die Ohren.
Sie hatte damals begonnen, sie wieder offen zu tragen nachdem sie fast das gesamte fünfte Schuljahr die Haare in Zöpfen getragen hatte. Im sechsten Schuljahr hatte sie auch begonnen, sich zu schminken nachdem Black sie im Kräuterkundeunterricht mit einem Pickel auf ihrem Kinn aufgezogen hatte. Potter, der verliebte Schwachkopf, hatte seinem Freund dafür eine fleischfressende Kakerlake in den Nacken gesteckt. Black hatte geschrien wie ein kleines Mädchen. Potter hatte sie triumphierend angelächelt. Aber sie hatte es nicht gemerkt zwischen Lachen und Entsetzen darüber, wie Blacks Rücken aussah, als man ihm das Hemd von den Schultern riss.
Miss Lily Evans. Mulciber ließ sanft den Daumen über ihr flaches Abbild in seinen Händen gleiten. So sanft. So zierlich. So strahlend. Wie die Blume…
Ich will sie versauen, dachte er, ließ das Foto sinken und schloss die Augen. Ihr den Hurenschleier überwerfen. Ihre Tränen sammeln und sie Potter zu Weihnachten schicken. Will sie brechen, zermalmen, niederschmettern…
Aber wie tief kann sie fallen? Es gab Menschen, die fielen ins Bodenlose, wenn man sie von den Füßen warf. Doch Lily Evans hatte sich immer wieder aufgerichtet. Wie eine Blume, der man nach einer Zeit der Trockenheit Wasser gab.
Doch auch Blumen verendeten, wenn man sie brach. Ihnen jedes einzelne Blatt abriss. Und sie dann im Dunkeln zurücklässt, ohne Wasser und auf sich allein gestellt. Er sah sie schon vor sich: So mickrig in ihrem weiten Kleid, das sie auf dem Franzosenball getragen hatte. Er würde sie am Arm tragen wie eine Ansteckblume im Jackett. Und sie würde ihm besser stehen als Potter.

Fabian Prewett seufzte tief. Das, was sie alle erwartet und zugleich gehofft hatten, dass es nie passieren würde, das Entsetzliche und doch irgendwie Unausweichliche war nun tatsächlich eingetroffen:
Seine Schwester war erneut schwanger.
Zumindest glaubte sie das. Aber bezüglich Mollys Erfolgsquote der Kinderempfängnis war diese Vermutung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mehr als nur eine Vermutung. Dabei hatten Gideon und er so darauf gehofft, dass sich seine Schwester und ihr Mann mit fünf Kindern zufrieden geben würden. Schon jetzt war die gesamte Familie an ihrer Belastungsgrenze angekommen:
Molly verbrachte den gesamten Tag damit, ihre Kinder zu verpflegen, von denen mindestens eins immer krank zu sein schien. Ihre drei ältesten Charlie, Percy und Bill wurden regelmäßig bei Gideon und ihm abgeliefert, weil die einjährigen Zwillinge Fred und George scheinbar nie zur Ruhe gebracht werden konnten und nur so die kleinen Jungs die eine oder andere Mütze Schlaf bekommen konnten. Allerdings waren Fabian und Gideon nicht die allerbesten Babysitter, zumal sie schon mit ihrer Arbeit alle Hände voll zu tun hatten.
»Wie soll das nur mit noch einem Kind werden?«, fragte Gideon und leerte seinen Feuerwhiskey auf ex.
»Bei Mollys Glück sind es Drillinge.«, brummte Fabian, kniff die Augen zusammen und machte es seinem Bruder gleich.
»Hex den Teufel nicht in die Bar, Fab!« Gideon seufzte. »Ich sehe es schon vor mir: Wie ich in Zukunft nicht nur die zwei Rotznasen, sondern auch noch die zwei Quälgeister abends bei Molly abhole… Ich sehe es schon vor mir! Windeln wechseln und Nase putzen im Akkord. All die schlaflosen Nächte… Sie können mich gleich vom Dienst suspendieren.«
»Wer hext hier den Teufeln in die Bar?« Fabian schauderte. »So wie ich das sehe haben wir nur eine – nein zwei Möglichkeiten der Sache zu entgehen.«
»Wir können Molly nicht umbringen, Fab!«
»Das hab ich nicht gemeint.« Fabian grinste. »Aber das wäre auch eine Möglichkeit.«
»Wir könnten es wie einen Unfall aussehen lassen…«, überlegte Gideon und schenkte ihnen beiden noch ein Glas Feuerwhiskey nach.
»Und wie wollen wir unseren Neffen erklären, wieso sie keine Mommy mehr haben?«
»Wenn sie von einer Rotkappe gefressen wird, müssen wir nichts erklären. Wir sagen einfach: Eine böse Rotkappe hat eure Mommy gefressen. End of story.«
Fabian grinste. »Die perfekte Gute-Nacht-Geschichte.«
Darauf tranken sie. Im tropfenden Kessel war nicht viel los zu dieser Zeit, was vermutlich auch an den zunehmenden Unruhen in den Zaubergassen lag. Vor wenigen Tagen erst war ein Laden in der Nokturngasse verwüstet und eine Hexe getötet worden… Und wie immer hatte niemand etwas gesehen oder gehört. Der Fall der Mülltonnenleiche war auch noch nicht geklärt worden… So langsam geriet die Aurorenzentrale unter Druck und Fabian fragte sich schon einige Zeit, wie lange das noch so gut gehen würde. Wann würde Mulciber ihn und die anderen Auroren wohl durch seine Todesser ersetzen?
»Eigentlich meinte ich, dass wir die ganze Arbeit auf unsere Rekruten abladen, sodass wir keinen Verdopplungstrank brauchen, um unseren Alltag bewältigen zu können. Oder wir suchen uns eine Freundin, die Mollys Kinder hütet, während wir Todessern in den Allerwertesten treten.«
»Mit Freundinnen bin ich durch.«, knurrte Gideon und trank sein Glas. Fabian hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Auf seiner Zunge schmeckte der Alkohol nach Verrat. Wem konnte man in dieser Welt noch trauen, wenn nicht der Liebe seines Lebens?
Allerdings stellte sich erst kurz vor dem Tod heraus, wer die Liebe des Lebens gewesen war… Gideons Freundin war vermutlich die Verräterin seines Lebens gewesen. Und mit dem Tod hatte sie ihren Verrat bezahlt.
»Unsere armen Rekruten.«, brummte Fabian und schwenkte den Rest des Whiskeys in seinem Glas, bevor er ihn auch noch herunter stürzte. Sogleich nahm Gideon ihm das Glas wieder aus der Hand und füllte nach. Sie hatten beim Barkeeper eine ganze Flasche des Whiskeys geholt. Er war nicht schlecht, für Fabians Geschmack etwas zu bitter, aber der Alkohol tat seinen Dienst und er sollte gut genug sein, um morgen keinen ordentlichen Kater zu bekommen.
»Wollt ihr nicht mal ein Glas Wasser zwischen durch?«, fragte der alte Barkeeper. Gideon verneinte, aber Fabian nahm das Glas dankend entgegen. Der Whiskey hatte zwar schon die meisten seiner Geschmacksknospen verbrannt, aber Wasser konnte dennoch nicht schaden. Er merkte jetzt schon, wie ihm die Sinne schwanden. Eigentlich hatten sie in der Bar nach Informationen angeln wollen: Betrunkene Zungen waren die Lieblinge der beiden Auroren. Gideon und Fabian hatten noch jeden verheißungsvollen Informanten mit einem ordentlichen Schnaps zum Reden gebracht. Doch dann war Molly mit ihrer Vermutung bei Gideon aufgetaucht, der sich natürlich sogleich Fabian anvertraut hatte und jetzt hingen sie schon seit einer Stunde am Tresen, starrten in ihre Whiskeygläser und schmiedeten Auswanderungspläne.
Es war nicht so, als könnte Fabian seine Neffen nicht leiden. Bill und Charlie waren quirlige kleine Kinder, Percy eher ruhiger und hatte einen unbändigen Wissensdurst. Fabian verbrachte die meiste Zeit damit Percys Fragen zu beantworten, während seine älteren Brüder miteinander rauften bis einer weinte.
Das nervige an Percys Fragen war, dass er sie schon immer selbst beantwortete (Onkel Fabian, ich werde mal Zauberreiminister, oder? Mommy sagt, ich werde Zauberreiminister. Dann kann ich tun, was ich will, oder? Und dann kann ich in Bills Zimmer wann ich will, oder? Aber davor muss ich nach Hogwarts, oder? Onkel Fabian, du warst auch in Hogwarts, oder? Mommy und Daddy waren in Hogwarts.) und Fabian die ganze Zeit nur »Ja« sagte. Und wenn er einmal kein »Ja« von sich gab, weil er Percys Fragen schon gar nicht mehr richtig hörte, begann der kleine Junge sofort zu quengeln.
Schlimmer waren die Zwillinge Fred und George, die gerade mal ein Jahr alt waren. Sie begannen gerade zu krabbeln und wenn man ihnen verbot, eine Schublade zu öffnen oder irgendwo hin zu krabbeln, wo sie nicht hin sollten, fingen sie sofort an zu weinen. Beide. Synchron.
Und wenn sie einmal nicht synchron weinten, stimmten sie stets in das Weinen des anderen ein. Hatte man das eine Kind ruhig gestellt, fing das andere an. Es war ein Teufelskreis. Doch die Kinder voneinander zu trennen kam für Molly nicht in Frage, schließlich wusste doch jeder, dass Zwillinge eine besondere Bindung zueinander hatten, die nicht ignoriert werden sollte. Natürlich konnte Fabian das verstehen, es war ja schwer genug gewesen, sich von Gideon zu trennen und eine eigene Wohnung zu suchen. Aber er war davon überzeugt als Kind nie so schlimm gewesen zu sein, wie Fred und George.
»Tu mir einen Gefallen, Fab«, lallte Gideon und riss seinen Bruder damit aus seinen Gedanken, »wenn du Kinder hast, bring sie nicht zu mir.«
»Willst du deine Neffen und Nichten nicht kennen lernen?«
»Doch. Aber ihre Windeln kannst du selber wickeln.« Gideon nahm noch einen Schluck Whiskey und vergrub dann das Gesicht in seinen Händen. Fabian musterte ihn kurz, starrte dann wieder hinunter in sein halbvolles Whiskeyglas. Eigene Kinder… Fabian hatte schon lange nicht mehr über die Möglichkeit nachgedacht. Nicht mehr seit sie ihn verlassen hatte. Für IHN. Ihm wäre jeder recht gewesen, aber doch nicht ER. Doch das lag nun schon so viele Jahre zurück…
Trotzdem hatte ihn noch keine Frau so angeschaut, wie sie damals.
»Gibt es keinen Zauberspruch zum Windeln wechseln?«, fragte Fabian schließlich sein Whiskeyglas.
»Molly sagt, das würde die Bindung der Kinder zu ihren Bezugspersonen schädigen.«
»Bullshit.«
Die Worte waren nicht aus Fabians Mund gekommen. Verwundert hob er die Augen von seinem Whiskeyglas und drehte sich um.
In diesem Moment kam sie ihm vor wie eine Erscheinung. Ihr Gesicht wurde von dem Barlicht beleuchtet und stach aus der diffusen Düsternis des Pubs heraus. Er konnte nun selbst die sanften Konturen erkennen, die ihr Gesicht so lieblich machten, dass es stark im Gegensatz zu den vom Leben gekennzeichneten Gesichtern der anderen Pubbesucher stand. Sie trug wieder diese fragilen Ohrringe, die er schon einmal an ihr bewundert hatte und die sein Gefühl, dass sie viel zu verletzlich, viel zu zart für diese grobe Umgebung war, nur noch verstärkten. Ihr süßer, schwerer Duft vertrieb den Alkoholgeruch um ihn herum, vertrieb alles andere um ihn herum. Als ihr Blick seinem begegnete, vergaß er sogar Gideon neben sich. Plötzlich war er wieder im Wald mit ihr, hielt ihr Gesicht in seinen Händen. Ihre Augen, so groß vor Entsetzten darüber, was Lucas zugestoßen war…
Doch als sie den Mund aufmachte, zerplatzte die Illusion und Fabian erinnerte sich wieder daran, dass er kein hilfloses, schutzbedürftiges Mädchen vor sich hatte.
»Mein Kindermädchen hat mir auch die Windeln gewechselt. Und ich hab sie gehasst. Hab sie im Schrank eingeschlossen, weil sie mir meine Puppe weggenommen hat.« Miriams Blick wanderte von Fabian zu Gideon und wieder zurück. »Das nennt ihr also ›Informationen sammeln‹.«
»Uns ist was dazwischen gekommen.«, meinte Gideon.
»Ja, ich sehe schon.« Sie griff über Fabian hinweg nach dem Whiskeyglas und nahm es ihm aus der Hand. Ihre Finger berührten seine und er hoffte, dass sie nicht merkte, wie er vor der Bewegung zurück zuckte. Sie nahm das Glas, roch daran und nahm schließlich ein kleines Schlückchen. »Scheint mir aber kein sehr teurer Tropfen zu sein, der euch da ›dazwischen gekommen‹ ist.« Sie gab Fabian den Whiskey zurück und er riss sich von ihren Lippen los, die gerade noch das Glas umschlossen hatten. Der Abdruck ihres Lippenstifts blieb am Glasrand zurück und Fabian schluckte schwer.
»Was machst du hier?«, fragte er ohne sie anzusehen.
»Ich hab eine Nachricht für dich von Sirius.«
Fabian hob den Blick. Ihr Freund? Was wollte ihr Freund von ihm? Dass er Abstand zu Miriam hielt? Aber wieso, er hatte Miriam noch nie mit Fabian zusammen gesehen. Es hatte auch nie etwas zu sehen gegeben. Sie arbeiteten nur zusammen, nichts weiter.
»Hier.« Sie reichte ihm einen braunen Umschlag und Fabians Herzschlag normalisierte sich sofort wieder. Der Umschlag war ihm nicht unbekannt, er bekam fast alle zwei Tage einen zugespielt. Sirius holte die Informationen als Briefträger bei seinen Kontaktleuten in den Akademien ab und brachte sie dann auf irgendeinen Weg zu Fabian oder Gideon, die sie an Moody weiterreichten. Dass er dieses Mal seine Freundin zu ihm schickte, ließ Fabian allerdings stutzen.
»Hat er was dazu gesagt?«, fragte er.
»Ja. Dass es wichtig ist.« Miriam strich sich die Haare aus der Stirn, dass ihre Ohrringe klimperten und Fabian zwang sich, nicht länger als nötig darauf zu achten. Es ist nur der Alkohol, sagte er sich und riss den Umschlag auf. Während er den Inhalt studierte, hörte er Miriam sagen: »Kein Wunder dass ihr keinen Fortschritt im Mülltonnenmord macht, wenn ihr euch beim Informationen sammeln betrinkt.«
»Komm erstmal in unsere Position und beschwer dich dann über unsere Methoden, Missy«, erwiderte Gideon patzig. Den Rest der Unterhaltung bekam Fabian nicht mehr mit, weil das Blut so schnell und laut in seinen Ohren rauschte. Und dieses Mal lag es nicht am Alkohol oder Miriam Clarefield.
Das, was sie alle erwartet und zugleich gehofft hatten, dass es nie passieren würde, das Entsetzliche und doch irgendwie Unausweichliche war nun tatsächlich eingetroffen:
In den Akademien waren die ersten Studenten verschwunden.

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So, das wars. Besser oder schlechter als ihr erwartet habt? Was meint ihr? Ich brauche dringend Inspiration!

Danke, dass ihr so treue Anhänger seid!

GLG,
Jojoi


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Die Halle der Prophezeiung ist das erste Set in einem „Harry Potter“-Film, das komplett im Computer generiert wurde.
Stuart Craig, Produktionsdesign