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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 42

von Jojoi

ach ja, was soll ich sagen? hattet ihr alle schöne ostern & einen guten start ins neue semester?

bin auf eure reaktionen zum kap gespannt :)
glg, jojoi
______________________
Am Tag vor ihrem Geburtstag bat Lily Sirius, Remus, Peter und Miriam zu sich und James zu kommen. James freute sich darüber, die letzten Tage war Lily eher in sich gekehrt gewesen, und dass sie jetzt in ihren Geburtstag hinein feiern wollte nahm er als gutes Zeichen. Er kam extra früher vom Training zurück, doch das Wohnzimmer seiner Großeltern sah immer noch gleich aus wie sonst auch. Lily fand er in dem Zimmer, das sie als Schlafzimmer nutzten. Sie blätterte in einem Buch, trug eine Jogginghose und den grünen Pullover, den James so an ihr liebte, weil er ihre Augen zum Strahlen brachte.
»Hey Schatz.« James schmiss seinen Rucksack achtlos in eine Ecke und gab Lily einen Kuss aufs Haar. »Hast du noch nichts vorbereitet? Die anderen kommen in einer Stunde.«
»Ich weiß.« Lily sah von ihrem Buch auf. Es war ein Buch über Zaubertränke, das definitiv nicht zu ihren Schulbüchern gehörte und als James sich über sie beugte, konnte er die Überschrift des Kapitel lesen: Verwandlungstränke. »Was sollte ich denn vorbereiten?«
James lachte kurz auf und ließ sich zu ihr aufs Bett sinken. »Naja, von uns beiden bin dann offensichtlich ich der große Partyplaner, was? Wie wäre es zu Anfang mit was zum Essen und Getränken? Vielleicht auch ein bisschen Dekoration? Einen Kuchen vielleicht? Keine Ahnung.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, wenn du alle einlädst und mich nicht danach fragst, ob ich dir bei den Vorbereitungen helfe, hast du schon alles unter Kontrolle…«
Aber je mehr er redete, desto verständnisloser guckte Lily. »Wieso Party?« Verwirrt sah Lily ihn an. »Ich dachte, wir besprechen unser weiteres Vorgehen. Wegen der Sache mit den Wahrsagern. Dumbledore und die anderen haben ja bisher nichts in Erfahrung bringen können und je länger wir warten, desto mehr Spuren werden verwischt.«
»Oh.« Verblüfft hob James die Augenbrauen. »Und ich dachte… Hast du dann was für morgen geplant?«
»Morgen?«
»Ja morgen.« James legte die Stirn in Falten. »Zu deinem Geburtstag?«
Lily blinzelte verwirrt, ihr Mund formte ein stummes ›Oh‹ und sie legte das Buch zur Seite. Dann setzte sie sich auf, schüttelte noch einmal verwirrt den Kopf. »Morgen?«, vergewisserte sie sich und James nickte. Er beobachtete noch einen Moment, wie Lily sich die Haare aus dem Gesicht strich und auf ihren Wecker schaute, der allerdings nicht das Datum anzeigte.
»Du hast ernsthaft deinen Geburtstag vergessen?«, fragte James halb belustigt, halb verwundert und Lilys Wangen färbten sich rot.
»Nein… Naja, schon irgendwie.« Sie zog die Beine an. »Ich weiß nicht mal welcher Wochentag heute ist… Aber ich hab hier auch nirgendwo einen Kalender!«
Fassungslos schüttelte James den Kopf und stand auf. »Okay, dann… Dann geh ich mal Luftballons zaubern und werfe einen Blick in die Speisekammer… vielleicht kann Koby uns von irgendwo einen Kuchen besorgen… Und du machst dich hübsch.«
»Warte!« Lily sprang auf. »Erwarten die anderen etwa eine Geburtstagsparty?«
»Ähm ja? Ich schätze schon, nachdem mich Peter gestern vollgeheult hat, weil er nicht weiß, was er dir nur schenken soll… Wieso sollen wir auch davon ausgehen, dass du am Abend vor deinem Geburtstag noch mal mit uns über die letzte Ordenssitzung reden willst?«
»Aber ich wusste ja gar nicht, dass es der Abend vor meinem Geburtstag ist.«, murmelte Lily etwas kleinlaut.
»Umso schlimmer.« James grinste schief, schüttelte den Kopf und fuhr sich ein wenig verzweifelt durchs Haar. »Von allen Hexen uns Zauberern dieser Welt hätte ich niemals gedacht, dass ausgerechnet DU deinen Geburtstag vergisst!«
»Ich… hab im Moment einfach was anderes im Kopf, als Geburtstagspartys.«, murmelte Lily noch immer verlegen und strich sich das Haar hinter die Ohren. Sie hatte noch nie einen Geburtstag vergessen, keinen… Ob mit neunzehn Jahren wohl schon das Gedächtnis nachließ?
»Aber nicht heute, klar?« James grinste schief und nahm ihr Gesicht sanft in ihre Hände. »Heute feiern wir in deinen neunzehnten Geburtstag und werden-«
»Nein! Wir müssen über die Wahrsagersache reden! Ich hab einen Plan und ich brauche eure Hilfe!«, unterbrach Lily ihn und James hob überrascht die Augenbrauen.
»Du hast einen Plan?«
»Ja!«
»Welchen Plan?«
»Erklär ich dir später, wenn die anderen da sind.«
»Ähm nein, wir klären das jetzt!«, wiedersprach James in einem etwas patzigen Ton. »Welchen Plan?«
Aber Lily schüttelte nur aufgeregt den Kopf. »James, kannst du bitte den anderen sagen, dass das keine Geburtstagsfeier wird? Und sie sollen bloß keine Geschenke mitbringen!«
»Aber Lily, wir… Wir WOLLEN deinen Geburtstag feiern.« Er packte ihre Schultern und hielt sie sanft aber bestimmt fest.
»James wir müssen darüber reden! Je mehr Zeit wir verlieren-«
»Sag mir doch erst einmal, um was für einen Plan es sich handelt.«
»Nein, das kann ich später tun. Sag den anderen erst mal Bescheid, dass das keine Feier wird!«
»Nein, ich will, dass du mir jetzt sagst, was für ein Plan das ist! Wenn er nämlich total dämlich und halsbrecherisch ist, verwerfen wir ihn gleich und feiern heute lieber deinen Geburtstag!«
Lilys Augen blitzten zornig auf. »Dämlich und halsbrecherisch? Meine Pläne sind nicht dämlich und halsbrecherisch! Und es ist mein Plan und ich entscheide wann ich wen einweihe! Also geh zu den anderen und-«
»Du willst mir also nichts erzählen?«
»Später! Und ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen und alles mit dir absprechen, du bist nicht mein Ehemann!«
Jetzt waren es James’ Augen, die wütend aufblitzten. »Oh, okay, klar, ich bin ja nur der Kerl, mit dem du Kinder haben willst!« Damit fuhr er herum und rauschte aus dem Zimmer. Für einen Moment stand Lily etwas beklommen da, sie war wohl einen Schritt zu weit gegangen… Eilig folgte sie James, doch als sie das Wohnzimmer betrat, war er bereits disappariert. »Verdammt.«, fluchte Lily, schloss die Augen und lehnte sich in den Türrahmen. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie blöd sie sich verhalten hatte… James war vorhin so fröhlich in ihr Zimmer gekommen, er wollte mit ihr in ihren Geburtstag hinein feiern… Und dann sagte sie so was.
Mit einem Seufzen ging sie zu dem Putzschrank und orderte den Putzgeräten an, das Wohnzimmer auf Vordermann zu bringen, nur für den Fall, dass ihre Freunde jetzt tatsächlich so etwas wie eine Party erwarteten… Für eine Planbesprechung hatte Lily eigentlich nicht vorgehabt großartig zu putzen. Dann tauschte sie die Jogginghose gegen eine Jeans und schaute in die Speisekammer. Während sie ein paar Snacks improvisierte und die Putzgeräte ihre Arbeit verrichteten, ging sie im Kopf noch einmal ihren Plan durch. Er war nicht lückenlos, aber Lily war sich sicher, zusammen mit ihren Freunden würde sie einen tadellosen Plan aushecken können.
Als es schließlich im Haus ihren Namen rief, strich Lily sich noch einmal die Haare glatt und eilte dann aus der Küche hinüber in das Wohnzimmer. Miriam sah sich mit gerümpfter Nase in dem altmodisch eingerichteten, verschachtelten Wohnzimmer um, während Sirius etwas verlegen in der Mitte des Raumes stand, ein kleines Päckchen in einer Hand.
»Lily, ich bin etwas verwirrt.«, meinte er und hob das Geschenk in einer hilflosen Geste hoch. »Erst mein Prongs du feierst rein, dann meint er, du feierst doch nicht…«
Erst da bemerkte Lily James, der auf dem Sofa vor dem Kamin saß, die Beine ausgestreckt, Arme vor der Brust verschränkt. Er würdigte Lily keines Blickes, sondern starrte nur in die Flammen.
»Ja, das… war ein kleines Missverständnis.«, meinte Lily und umarmte Sirius und Miriam dennoch als Begrüßung. Sirius sah sie immer noch fragend an, aber sie lächelte entschuldigend und wandte sich dann James zu.
»Hey, James, es tut mir leid.«, sagte sie und ging um den Couchtisch zu ihrem Freund. »Ich hab’s nicht so gemeint und-«
»Spar’s dir.«, knurrte James. »Ich bin ja schließlich nicht dein Ehemann und du bist mir keine Rechtfertigung schuldig.«
Lily schloss gequält die Augen. »Komm schon James. Ich meinte das nicht so, ich-«
Sie wurde jäh unterbrochen, als Koby mit Remus und Peter an je einer Hand im Wohnzimmer auftauchte, beide mit ebenso verwirrten Gesichtern wie Sirius. Lily bat sie alle, sich zu setzten und die Freunde kamen ihrer Aufforderung sogleich nach.
»Okay.« Alle Augen richteten sich auf Lily, alle außer James’, der immer noch beleidigt ins Feuer starrte. »Also, das hier sollte eigentlich keine Geburtstagsfeier werden… Ich wollte mit euch über etwas ganz anderes sprechen.«
»Aha?« Sirius hob eine Augenbraue. »Und das wäre was?«
Lily räusperte sich kurz, setzte sich auf die äußerste Kante des Sofas. Sie musste überzeugend klingen, wusste aber noch gar nicht, wo sie anfangen sollte…
»Okay, also… Ich schätze mal, Miriam ist im Bilde über die jüngsten Ereignisse?«
Ihre Freundin hob nur eine Augenbraue und sah Sirius fragend an. Sie war heute ungewohnt still, so kannte Lily Miriam gar nicht, doch sie fragte nicht danach, im Moment gab es einfach wichtigeres zu besprechen. Als Sirius nur die Schultern zuckte, seufzte Lily und beschloss, von vorne zu beginnen.
»Ich vermute, dass Voldemort irgendetwas weiß, was wir nicht wissen. Und ich vermute, dass es sich dabei um eine Prophezeiung oder Weissagung handelt. Deswegen hat er Blanchard angegriffen, ist in die Mysteriumsabteilung eingebrochen und hat die Zentauren bedroht. Die Zentauren erzählten mir von einem Sternenbild, das das Ende der Welt vorhersagt und sagten, dass diese Konstellation beängstigend bald eintreffen soll. Ich glaube, Voldemort weiß noch etwas mehr darüber und ich habe die Vermutung, dass er noch weitere Wahrsager töten wird. Wir müssen herausfinden, welches Ziel er verfolgt. Sind wir uns da alle einig?«
Die Anwesenden nickten alle außer James, der immer noch schmollend in das Feuer starrte. Lily atmete tief durch: Jetzt kam der schwierige Teil.
»Wenn diese Weissagung so offensichtlich ist oder so wichtig und einmalig, wird sie dem Ministerium nicht entgangen sein. Ich bin mir sicher, wir finden etwas darüber, wenn wir uns in der Mysteriumsabteilung umsehen. Ich glaube, die Todesser haben in der Abteilung etwas gesucht, aber nicht stehlen wollen oder stehlen können… Es war nie von Diebstahl die Rede, nur von Beschädigungen und der Aufschrei war doch vergleichsweise gering, oder? Ich weiß, einige Informationen wurden vermutlich von der Presse geheim gehalten, aber auch Andrew konnte nichts darüber heraus finden und wenn etwas gestohlen worden wäre, das das Ende der Welt bestimmen könnte, würden zumindest die Auroren verständigt werden.« Lily wandte sich Miriam zu, die ihre Erklärung aufmerksam verfolgte. »Was auch immer die Todesser in Erfahrung bringen wollten, befindet sich noch immer in der Mysteriumsabteilung.«
»Und du willst, dass wir dort einbrechen?«, schlussfolgerte Remus und Lily nickte.
»Ich hab von Andrew eine Liste der Personen bekommen, die freien Zutritt zur Mysteriumsabteilung haben.« Lily zog die Liste aus ihrer Hosentasche und legte sie auf den hölzernen Couchtisch. »Wir werden diese Personen ausfindig machen, uns in sie verwandeln und uns in der Abteilung umsehen.«
»Stellst du dir das nicht ein wenig zu einfach vor?«, knurrte James und Lily war froh, dass er überhaupt etwas sagte, das zeugte zumindest davon, dass er ihr zuhörte.
»Ich bin mir sicher, zusammen mit Miriam und den Maraudern wird das kein Problem werden.« Sie grinste kurz in die Runde, aber auch die anderen sahen nicht überzeugt aus. Sie musste wohl noch weiter auspacken… »Also, ich hab mir das so gedacht: Wir machen sie ausfindig, verschaffen uns Zugang zu ihrem Haus, klauen ein paar Haare von ihnen oder so und mithilfe eines Vielsafttranks können wir uns in sie verwandeln. Ich hatte an drei oder vier von uns gedacht. Wir sorgen dafür, dass die Personen, in die wir uns verwandeln an jenem Tag nicht im Ministerium erscheinen können und nehmen ihren Platz ein. Anscheinend gibt es in der Mysteriumsabteilung mehrere Räume. Wir teilen uns auf und durchsuchen die Abteilungen nach irgendetwas… Besonders diese Halle der Prophezeiungen.«
»Und dann spazieren wir einfach wieder hinaus? Glaubst du nicht, es wird niemandem auffallen, dass wir uns nicht auskennen oder uns verlaufen, uns seltsam verhalten…« James hob eine Augenbraue und Lily zuckte mit den Schultern.
»Wenn wir uns gut vorbereiten… Ein wenig Hintergrundinformationen über die Leute in Erfahrung bringen, in die wir uns verwandeln wollen…«
»Wie willst du sie finden? Das ist nur eine Liste mit Namen.«, meldete sich Remus zu Wort, der Andrews Liste inspiziert hatte und Lily zuckte mit den Schultern.
»Der Plan ist noch nicht vollständig ausgereift.«, gestand sie und im Augenwinkel sah sie, wie James die Augen verdrehte. Für einen Moment war es still im Wohnzimmer, dann setzte sich Sirius auf und griff nach der Liste.
»Ich kann sie ausfindig machen.«, sagte er und überflog die Namen. Verwundert wandte sich Lily ihm zu und auch Peter fragte: »Wie denn?«
»Ich arbeite bei der Post.« Sirius grinste. »Leute ausfindig zu machen ist mein Job!«
Begeistert grinste Lily ihn an – die erste Hürde war bereits genommen.
»Die Unsäglichen sind keine Amateurzauberer, im Gegenteil: Ich habe gehört, sie sind mit die weisesten und talentiertesten Zauberer überhaupt.«, wandte Remus ein. »Es wird nicht leicht sein, sie außer Gefecht zu setzen und in ihr Haus einzudringen, um an ihre Haare zu kommen.«
Nachdenklich legten sie die Stirn in Falten. Auch darüber hatte Lily schon nachgedacht. »Vielleicht ein Schlaftrunk?«, schlug sie vor.
»Wie ist das mit dem Vielsafttrank, Lily?«, hakte Miriam nach. »Wie lange hält er an und wann musst man die Haare der Person hinzufügen, in die man sich verwandeln will?«
»Der Trank hält eine Stunde an, außer man hat noch mehr davon und kann nach einer Stunde die Rückverwandlung aufhalten. Die DNA ist die letzte Zutat des Trankes – ich hab bei James Zuhause bereits einige Flaschen gebraut, er sollte noch zu gebrauchen sein.«
Miriam nickte nachdenklich und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Es wäre doch ein ziemlicher Schreck, wenn im Haus der Unsäglichen schwarze Magie registriert worden wäre, oder?«
»Wie meinst du das?«, fragte Remus verwundert.
»Ich meine, dass schwarzmagische Aktivität ein guter Vorwand ist ein Mitglied der Unsäglichen für ein paar Stunden in Gewahrsam zu nehmen.«
»Du willst ihnen Auroren auf den Hals hetzen?«, vergewisserte sich Peter und Miriam schüttelte den Kopf.
»Nein, zu gefährlich… Wenn die das abgekartete Spiel durchschauen… Ich dachte eher daran, selbst vorbei zu schauen.«
»Du willst alleine mehrere Unsägliche festnehmen und bewachen? Darfst du das überhaupt, ich meine, hast du die Befugnis Leute fest zu nehmen als Auszubildende?«
»Ja… wenn es mein Auftrag ist.« Miriam schürzte die Lippen und musterte die Liste, die inzwischen wieder auf dem Couchtisch lag mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen. »Mit Fabians Unterstützung wäre das alles kein Problem.«
»Du willst Fabian Prewett mit auf den Besen nehmen?« Sirius rümpfte die Nase. »Nach allem, was er Lily an den Kopf geworfen hat?«
»Das war Gideon.«, verbesserte Miriam und lehnte sich wieder im Sofa zurück. »Fabian ist ebenfalls kein Mitglied des Ordens… Und das hier ist ja keine Ordensaktion, oder?«
Lily schüttelte den Kopf. »Dumbledore weiß von nichts.«
»Wieso sollte Fabian uns helfen?«, fragte Sirius.
»Weil ich seine Lieblingsschülerin bin und er nicht will, dass ich mich in Gefahr begebe.« Miriam grinste frech. »Glaub mir, ich kenne Fabian… Er wird uns helfen.«
»Und die anderen Auroren?« Remus verschränkte die Arme vor der Brust. »Würden die nicht misstrauisch werden, wenn plötzlich die Arresträume so voll sind?«
»Wir müssen sie ja nicht in die Aurorenzentrale bringen.«, warf Lily ein. »Nur an einen Ort, der so aussieht…«
»Moment mal kurz«, ging James dazwischen und wandte sich endlich vom Feuer ab. »Ihr redet, als sei das Ganze schon beschlossene Sache! Lassen wir uns das noch mal durch den Kopf gehen: Wir riskieren unser Leben, unsere Freiheit, alles dafür, etwas in Erfahrung zu bringen, von dem wir nicht wissen, was es ist, wo es ist oder ob es überhaupt existiert.« Er sah Lily vorwurfsvoll an. »Ist das nicht vielleicht ein bisschen zu viel Restrisiko?«
»Nichts tun und darauf warten, dass Voldemort den nächsten Schritt macht ist doch wohl auch keine Option!«, erwiderte Lily trotzig. »Dann können wir auch gleich aufgeben!«
Während Lily und James einander wütend anfunkelten, tauschten ihre Freunde Blicke. Schließlich wandte sich James von ihr ab und sah von einem seiner Freunde zum anderen. »Pad?«, fragte er schließlich und Sirius atmete tief ein und aus.
»Was soll ich sagen, Prongs?« Sirius zuckte mit den Schultern. »Ich wollte schon immer wissen, was sich da im Keller des Ministeriums alles verbirgt.«
»Miriam?«
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und ich warte schon eine Weile auf ein bisschen Spaß.« Sie zwinkerte Lily zu.
In der Hoffnung, dass wenigstens einer seiner Freunde noch bei klarem Verstand war, wandte sich James Remus zu. Dieser ließ sich Zeit mit seiner Antwort und raufte sich ein wenig unentschlossen die Haare.
»Was hab ich schon zu verlieren?«, meinte der Marauder schließlich und sah James beinahe entschuldigend an.
»Peter?«, machte James kommentarlos weiter.
»Ich… Ich halte das Alles für ziemlich riskant dafür, dass wir einem Mythos hinterher jagen… Nichts gegen deine Schlussfolgerungen, Lily! Aber… James hat Recht.«, piepste der kleinste der Marauder schließlich und James lehnte sich zufrieden im Sofa zurück. Wenigstens einer war auf seiner Seite.
»Wovor hast du Angst, James?«, fragte Lily gerade heraus und sah ihren Freund etwas verärgert an. Sie hatte das Gefühl, James wollte die anderen gegen sie aufbringen und vermutlich hatte sie sogar Recht damit. Aber wieso?
»Ich hab vor gar nichts Angst!«, murrte James. »Ich sehe nur keinen Sinn hinter all dem!«
»Gerade DU solltest den Sinn dahinter am besten sehen!«, erwiderte Lily trotzig, schließlich war James in ihre gesamte Situation eingeweiht im Gegensatz zu ihren Freunden. Niemand wusste von ihren Träumen, nur James. Und der schien sie partout nicht unterstützten zu wollen.
»Ich hab einfach das Gefühl, dass du gerade ein bisschen am Durchdrehen bist, Lily.«, sagte James gerade heraus und sofort verengten sich Lilys Augen zu Schlitzen. »Erst dieses ›In drei Jahren könnten wir beide tot sein, lass uns alles sofort erledigen‹ und jetzt diese halsbrecherische Aktion! Wenn ich so was vor einem halben Jahr vorgeschlagen hätte, hättest du mich sofort zu den unzurechnungsfähigen Fällen ins Mungo gesteckt! Ich kann wirklich, wirklich verstehen, dass du der Sache auf den Grund gehen willst, aber doch nicht so! Da ist es ja noch einfacher, einen Todesser zu fangen und ihn auszuquetschen!«
»Und du glaubst, der Todesser wüsste über Voldemorts Absichten Bescheid?«
»Naja, er wüsste zumindest, was er in der Mysteriumabteilung suchen musste!«
»Dann mach einen Vorschlag, wie wir an einen Todesser kommen können, der bei dem Einbruch dabei war, los!«, forderte Lily ihn auf und wieder starrten sich beide abschätzig an.
»Ich hab keinen Gegenplan zu deinem Plan auf Lager.«, brachte James zwischen zugebissenen Zähnen hervor.
»Na, dann müssen wir meinen Plan eben doch durchziehen.«, erwiderte Lily und wollte sich wieder ihren Freunden zuwenden, doch James packte sie an der Schulter.
»Du weißt, ich würde alles für dich tun, Lily, alles. Ich bin für dich durch ganz Edinburgh einem Gespenst nachgerannt, falls du dich daran noch erinnerst. Und ich hab dir damals gesagt, dass ich nie wieder miterleben will, dass du dich so irre aufführst! Aber genau das tust du jetzt erneut! Du steigerst dich in deine abstruse Idee hinein, dass da in der Mysteriumsabteilung etwas sein könnte, ohne den geringsten Beweis dafür zu haben-«
»Die Todesser sind dort eingebrochen! Ist das nicht Beweis ge-«
»Du bringst dich geradezu liebend gerne in Gefahr und langsam glaube ich, du hast recht, in drei Jahren wird tatsächlich einer von uns beiden tot sein! Nämlich du, weil du dich in diese Wahrsagersache derart verrennst, dass du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht!«
Empört schnappte Lily nach Luft und fauchte: »Ich versuche wenigstens etwas zu unternehmen!«
»Aber deine Unternehmungen sind keine Hilfe, sondern bringen uns nur alle in Gefahr!«, erwiderte James patzig.
»Dann mach nicht mit, wenn du meinst, es ist zu gefährlich!«
»Weißt du was?« James stand auf und Lily widerstand dem kindischen Drang, ebenfalls aufzuspringen, nur um ihm wieder Auge in Auge gegenüber stehen zu können und sich nicht unterlegen fühlen zu müssen. »Weißt du was? Ich bin raus aus der Nummer. Sowohl aus dieser Nummer als auch aus deinen sonstigen Plänen für die Zukunft. Denn was du tust, das ist nicht planen, planen kann man nur, wenn man rational denkt und ich weiß nicht in welchen Sphären du momentan schwebst, aber du siehst nicht, dass du alles ruinierst und schlimmer machst! Melde dich bei mir, wenn du wieder bei klarem Verstand bist… Oder auch nicht, ist mir egal.« Und damit disapparierte er.
Es war so still, dass man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Fassungslos starrte Lily auf die Stelle, wo James gerade eben noch gestanden hatte. Was er gesagt hatte… Meinte er es so, wie sie es verstanden hatte?
»Oooookay…«, sagte Sirius schließlich und lehnte sich wieder im Sofa zurück. »Was war DAS denn gerade?«
Lily wandte sich von der Stelle ab und zuckte mit den Schultern.
»Klang überhaupt nicht nach James.« Miriam zog eine Augenbraue hoch. »Normalerweise wäre er doch Feuer und Flamme für so eine risikoreiche Mission, oder?« Sirius nickte und Remus und Peter tauschten kurze Blicke.
»Er klang geradezu… erwachsen.«, murmelte Miriam weiter und schüttelte sich. »Naja. Kommen wir zum Thema zurück. Wann soll die ganze Sache denn starten?« Fragend sah sie in die Runde, wobei Lily jegliche Blicke vermied.
»Moment… Du willst das durchziehen? Ohne James?«, vergewisserte sich Peter.
»Potter ist doch nicht der Nabel der Welt, auch wenn er sich selbst dafür hält.« Miriam sah von einem zum anderen. »Wenn James nicht dabei ist und Peter sich vor Angst in die Hose macht, bleiben nur Remus, Sirius und du Lily, um in die Abteilung einzubrechen.«
Sie nickte.
»Vielleicht… Wenn ich noch mal mit Prongs rede-«, begann Sirius aber Lily unterbrach ihn schnell.
»Nein! James hat seinen Standpunkt ja überdeutlich klar gemacht.« Fröstelnd schlang sie die Arme um die Brust. Seit James’ Wutausbruch war es plötzlich so kalt im Zimmer trotz des Kaminfeuers. »Miriam hat Recht, wir ziehen das ohne ihn durch.«
Für einen Moment war es wieder still. »Also brauchen wir drei Leute.«, murmelte Sirius schließlich und griff nach der Liste.
»Such welche möglichst ohne Familie raus.«, meinte Remus. »Wir können keine Ehefrau gebrauchen, die bei den Auroren aufläuft, weil ihr Mann angeblich gefangen gehalten wird.«
»Okay, also… Der Vielsafttrank müsste sich noch ungefähr eine Woche halten.« Lily sah Sirius an. »Ist das genügend Zeit?«
Er nickte.
»Okay, dann… Dann sprechen wir spätestens in sechs Tagen wieder.« Lily nickte und damit wurde die Versammlung aufgelöst. Remus fragte Lily noch, ob sie über irgendetwas reden wollte, doch sie schüttelte den Kopf, meinte, James würde sich schon wieder beruhigen, aber in Sirius’ Augen erkannte sie, dass er das nicht so sah. Sirius ließ sein Geschenk auf dem Couchtisch liegen, Miriam fragte noch, ob sie wirklich nicht feiern wollte und Lily schüttelte den Kopf. Ihr war wahrhaftig nicht nach feiern zu Mute.
Als sie alle gegangen waren, fand sich Lily völlig planlos wieder. Sie wusste nicht, was sie als nächstes tun sollte… Kraftlos ließ sie sich wieder auf das Sofa sinken, lehnte den Kopf zurück, starrte an die Decke. In ihren Ohren rangen immer noch James’ Worte. Hatte er es wirklich so gemeint? Hatte er wirklich mit ihr Schluss gemacht vor ihren Freunden? Es hatte doch alles zwischen ihnen wunderbar funktioniert, alles war bestens gewesen und jetzt so was? Wieso hatte er das gesagt?
Als eine kleine Wanduhr zwölf schlug, traten Lily die Tränen in die Augen. »Happy Birthday«, murmelte sie zu sich selbst, richtete sich dann auf und wischte sich über die Augen. Ihr Blick fiel auf Sirius’ Geschenk, aber sie öffnete es nicht. Stattdessen rief sie nach Panna Cotta, doch die Katze war irgendwo auf ihren endlosen Streifzügen durch das verschachtelte Haus und Lily beschloss, dass es an der Zeit war, schlafen zu gehen. In ihren Träumen musste sie mit Toten, Mördern, Sterbenden umgehen… Irgendwie erschien ihr das viel einladender, als noch länger wach zu bleiben und über ihre mögliche Trennung von James nachzudenken.
Als sie in einer Kommode, die sie freigeräumt und ihre Sachen hineingelegt hatte, nach ihrem Pyjama suchte, fand sie ein kleines, in buntes Papier eingepacktes Kästchen. Verblüfft zog sie es zwischen den Kleidungsstücken hervor. Es hatte eine große, blaue Schleife. Ein Geschenk. Sein Geschenk.
Lily schluckte, ließ sich auf dem Bett nieder und öffnete mit zitternden Fingern die Schleife, streifte das Papier ab. Zum Vorschein kam eine schwarze Box. Zögernd öffnete Lily sie und ließ sie erschrocken los, als es einen Knall tat, buntes Konfetti in die Luft schoss und ihr ein Wackelclown mitten ins Gesicht sprang. Die Box mit dem Wackelclown landete auf dem Boden, das Konfetti schwebte langsam nach unten und rieselte aus Lilys Haaren, als sie sich nach der Box bückte. Der Clown wackelte hin und her, aber als sie wieder auf dem Bett saß, die Box vor ihr auf dem Schoß, fiel ihr auf, was der Wackelclown in seinen ausgebreiteten Händen hielt: Zwei Ohrringe mit einem tropfenförmigen Jadestein.
Da begann Lily zu weinen. Es war so typisch James! Sie konnte sich sein Gesicht richtig vorstellen, wie er ihr das Geschenk gab, sie es öffnete und vor Schreck aufschrie. Er hätte gelacht, sich über seinen Streich gefreut und ihr dann mit einem Grinsen die Ohrringe entgegen gehalten, bevor sie hätte sauer werden können. Sie hätte sie angezogen, ihm einen Kuss zum Dank gegeben und er hätte bestimmt irgendeinen blöden oder lustigen Kommentar abgegeben…
Stattdessen war sie allein, ganz allein, an ihrem neunzehnten Geburtstag und heulte auf ihrem Bett. Sie würde nie wieder einen neunzehnten Geburtstag feiern, vielleicht würde sie nie wieder Geburtstag feiern… Und hier saß sie wie ein Häuflein Elend, vor zwei Stunden von ihrem Freund verlassen… Das war der schlimmste Geburtstag aller Zeiten.
Panna Cotta kam in das Zimmer getrottet und sprang zu Lily aufs Bett. Mit ihrem buschigen Schwanz fuhr sie Lily über die Stirn und die junge Hexe ließ ein lautes Schluchzen hören, dass die Katze zurückschrecken ließ. Was sollte sie jetzt nur tun? Ohne James, alleine in diesem Haus gefangen… Wenn sie einen Alptraum hatte, wäre niemand da, um sie zu trösten…
Lily drehte sich auf den Rücken, starrte hoch an den altmodischen Kronleuchter, der von der Decke ragte. War sie in letzter Zeit tatsächlich nicht sie selbst? War sie wirklich voreilig, war sie unbedacht? Ja, es war riskant, aber welche Möglichkeiten blieben ihnen schon übrig?
Aber James hatte auch von ihren anderen Plänen gesprochen. Schon dabei hatten sie sich gezofft… Er wollte Kinder, aber ganz offensichtlich nicht jetzt. Aber sie hatte ihren Kopf durchsetzten müssen, hatte ihn dazu gedrängt… Dabei hatte sie an sie beide gedacht! Er sagte, Kinder mit ihr wären sein größter Traum und wenn sie sterben würde, würde dieser Traum nie in Erfüllung gehen. Sie hatte ihm einen Gefallen tun wollen, hatte gedacht, das wäre auch in seinem Sinne… Aber das war es wohl offensichtlich nicht gewesen.
›Langsam glaube ich, du hast recht, in drei Jahren wird tatsächlich einer von uns beiden tot sein! Nämlich du, weil du dich in diese Wahrsagersache derart verrennst‹. Hatte er recht? Natürlich brachte sie sich in Gefahr, aber das war der Weg, den sie gehen musste, oder? Sie musste herausfinden, was es mit dieser Geschichte auf sich hatte, die Zentaurin, Sito, selbst die Einhörner hatten zu IHR gesprochen… Das war der Weg, den sie gehen musste, aber James wollte sie offensichtlich nicht unterstützen.
›Ich würde alles für dich tun, Lily, alles‹. Wenn sie ihn darum bat, wenn sie ihn anflehen würde… Der Gedanke, James nicht dabei zu haben bei ihrem Einbruch in die Mysteriumsabteilung machte Lily Angst. Aber der Gedanke, dass ihm etwas passieren könnte, dass er verletzt oder getötet werden könnte, weil ihr Plan schief ging… Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Sirius und Remus kannten das Risiko… Und hatten sich für den Plan ausgesprochen.
»Was soll ich nur tun, Panna?«, fragte sie und die graue Katze sah sie aus großen, gelben Augen an.
»Na ja, zunächst einmal solltest du in die Küche und die Kerzen auf deinem Geburtstagskuchen ausblasen.«
Lily fuhr hoch. Sie riss die Augen so weit auf und starrte ihn so fassungslos an, dass er unweigerlich lachen musste.
»Du… Du bist zurückgekommen? Ich dachte… Ich dachte, ich soll… Und es ist dir egal…«, stammelte Lily zusammen und James lehnte sich mit einem tiefen Seufzen gegen den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust.
»Versteh das nicht falsch. Ich bin immer noch sauer auf dich. Und ich… Ich nehme nichts von dem zurück, was ich gesagt habe. Aber ich kann nicht zulassen, dass du deinen Geburtstag alleine heulend im Bett verbringst.« James schob seine Brille zurecht und weitere Tränen flossen Lilys Wangen herunter.
»Machst du Schluss mit mir?«, fragte sie, ihre Stimme klang gepresst von dem riesigen Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.
James sah sie an, lehnte die Stirn gegen den Rahmen, zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich, Lily. Daran wird sich nie etwas ändern. Aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du all das aufgibst, für das du so hart gekämpft hast.« James stieß sich von dem Türrahmen ab und kam langsam zu ihr, kniete sich vor ihr auf den Boden und hob die Clownbox auf, die wieder runtergefallen war. »Du willst noch keine Kinder. Du hast immer davon geredet, dass du eine Ausbildung willst, dass du arbeiten willst, lernen willst. Und nur wegen ein paar Komplikationen wirfst du alles über Bord?«
»Ein PAAR Komplikationen?«, wiederholte Lily ungläubig.
»Die Lily, die ich liebe, kämpft für ihre Träume.« James legte die Hände auf ihre Arme und sah zu ihr hoch. »Viel zu verbissen sogar. Die Lily, die ich liebe, überdenkt alles zehn Mal, bevor sie handelt und sich entscheidet. Die Lily, die ich liebe, will nicht heiraten um des Heiratens Willen und will keine Kinder um der Kinder Willen, sondern weil das ihr Glück nur noch perfekter machen würde, stimmt’s?«
Lily biss sich auf die Lippen, schwieg und James richtete sich wieder auf, setzte sich neben sie auf das Bett. »Die Lily, die ich liebe, ist gerade nicht so ganz sie selbst.«, sagte er dann und schlang langsam, tröstend einen Arm um sie. »Sie handelt schon eine ganze Weile übereilt… Treibt sich in der Nokturngasse herum, versucht auf eigene Faust zu ermitteln… Sie ist eben ein sehr impulsiver Mensch und auch wenn sie normalerweise alles zerdenkt, handelt sie im Moment eher aus dem Gefühl heraus. Sie möchte alles richtig machen und steigert sich in diese Idee herein… Und wenn es nicht hinhaut, ihr Plan nicht aufgeht, sie nichts in der Mysteriumsabteilung findet, dann fällt sie wieder in dieses Loch wie damals bei Blanchards Tod und das will ich nicht. Ich will, dass meine wundervolle, geliebte Lily sich drei, vier Tage Zeit nimmt und sich darüber klar wird, dass Pläne nicht immer aufgehen, dass Vermutungen keine Fakten sind. Ich will, dass meine wunderschöne Lily wieder so lachen kann wie an jenem Tag, an dem ich mich in sie verliebt habe. Und dafür muss meine Lily sich vielleicht einfach mal zurücklehnen, entspannen, in sich gehen… Keine Ahnung. Aber auf keinen Fall einen riskanten Einbruch planen.«
Lily schniefte. Ihre Nase lief und ihre Augen brannten vom heulen. Sie musste ein so erbärmliches Bild abgeben… »Bin ich wirklich so schlimm zur Zeit?«, fragte sie leise und strich sich mit dem Ärmel über die Augen.
»Es war schon schlimmer.«, meinte James und seufzte. »Aber an diesem Punkt will ich dich nicht noch einmal sehen. Lily ich… Ich will mit dir zusammen sein. Ich will dich heiraten und Kinder mit dir haben. Ich will auch in diesem Krieg mit dir Seite an Seite kämpfen und ich will dich beschützen. Aber das, was du gerade tust, wie du mich aus deinen Gedanken ausgrenzt, auf eigene Faust ermittelst… Wir sollten ein Team sein, aber ich hab eher das Gefühl, du veranstaltest eine One-Man-Show.«
Bei diesen Worten zuckte Lily zusammen und ihr fiel das Gedicht wieder ein, das sie einmal in James’ Zimmer gefunden hatte. ›Wir sind keine One-man-Show, in der du die Reden schwingst und ich unsere Zukunft begrabe…‹
»Es tut mir leid.«, flüsterte sie und James lächelte, beugte sich zu ihr herüber und küsste sie sanft auf die Schläfe. »Ich will nicht, dass du Schluss machst. Ich liebe dich.«
»Ich will auch nicht Schluss machen müssen.« James schlang den anderen Arm auch noch um sie und Lily lehnte sich an ihn, vergrub das Gesicht in seiner Brust.
»Komm, lass uns deinen Kuchen anschneiden.«, meinte James schließlich, stand auf und zog Lily auf ihre Füße. Sie folgte ihm in die Küche, wo tatsächlich eine kleine, aber hübsche, bunte Geburtstagstorte stand, auf der neunzehn Kerzen brannten. Auffordernd sah James sie an und Lily pustete sie aus und wünschte sich, dass sie für immer und ewig zusammen bleiben würden. Sie setzten sich im Wohnzimmer vor den Kamin, beide ein riesiges Stück Kuchen auf dem Teller und schlemmten. Lily kuschelte sich irgendwann an James’ Schulter, schloss die müden Augen, ließ sich von ihm füttern und lachte, als er ihr die Gabel vor der Nase wegzog und sie in die Luft beißen ließ.
»Bist du immer noch sauer auf mich?«, fragte sie irgendwann leise und James legte ihr schnell den Finger auf den Mund.
»Darüber machst du dir morgen Gedanken, okay?« Er grinste charmant, beugte sich zu ihr herunter und Lily ließ sich küssen. Es war ein süßer, sehr sanfter Kuss.
»Seit wann bist du der Erwachsene in unserer Beziehung?«, fragte Lily leise an seine Lippen und sie spürte, wie er lächelte.
»Seitdem sich meine Freundin kopfüber in Abenteuer stürzen will, glaube ich.«, antwortete er und zog sie in wenig fester an sich.
»James, ich will nicht, dass du dich wie bei einer One-Man-Show fühlst.«, flüsterte sie und öffnete die Augen. James‘ haselnussbraunen Augen blickten sie aufmerksam an.
»Na dann…« Sein Blick fiel wieder auf ihre Lippen. »Lass uns doch etwas machen, bei dem wir beide gleichermaßen gebraucht werden, oder?«
Sie lachte kurz, wischte sich noch einmal über die Augen, die schon wieder voller Tränen waren und erwiderte seinen Kuss, der zugleich zärtlich als auch fordernd war.
»Ich will nicht, dass du darüber nachdenkst, Schluss zu machen«, sagte sie, löste sich erneut von seinen Lippen und lehnte die Stirn an seine.
»Ich will nicht, dass du darüber nachdenkst, wer von uns beiden zuerst sterben könnte.« James hob eine Hand, strich ihr das Haar hinter die Ohren und ließ sie an ihrem Hals liegen. »Lass uns positiv denken. Oder lass uns gar nicht denken.« Sein Daumen strich über ihre Unterlippe und Lily schluckte, öffnete den Mund und nahm seinen in Empfang. James küsste ihr die Tränen aus den Augen, das Salz von den Wangen. Es war schwer nach diesem Streit nicht zu denken und Lily begann immer wieder dann zu weinen, wenn er meinte, sie habe sich endlich entspannt…
»Weißt du, was ›immer‹ heißt, Lily?«, fragte James schließlich und ließ seinen Kopf über ihrem schweben. Lily blinzelte die Tränen weg, damit sie ihn klar sehen konnte. »Immer ist eine verdammt lange Zeit, oder?«
Sie nickte, wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Seine Hand auf ihrem Bauch strich kreisend umher, sanft und beruhigend.
»Immer ist von heute bis in alle Ewigkeit. Bis es keine Zeit mehr gibt. Das ist immer.« Er küsste sie auf die Nasenspitze und ließ seine Hand ihre Taille hinauf wandern bis zu dem Ansatz ihrer Brüste und wieder zurück. »Ich werde dich immer lieben, Lily Evans. Ich werde mir immer ein gemeinsames Leben mit dir wünschen.« James ließ seine Lippen über ihre gleiten, nur ganz kurz, während seine Hand ihr Bein hinunter wanderte. »Und auch wenn ich stinksauer auf dich bin und nicht mehr weiter weiß… Ich werde immer nur dich wollen.« Damit ließ er seine Hand wieder nach oben wandern und Lily schnappte nach Luft, legte den Kopf in den Nacken. Er küsste ihren Hals und als ihr Atem diesmal zittrig und unregelmäßig wurde, war es nicht wegen eines erneuten Weinkrampfes.

James hatte nicht geplant, zu Lily zurück zu kehren. Tatsächlich war er auch zwei Stunden nach ihrem Streit noch stink sauer auf sie gewesen, hatte niemanden sehen wollen und war in seinem Zimmer zuhause gehockt, im Dunkeln, und hatte sich über die rothaarige Hexe geärgert.
Das war bis Sirius in sein Zimmer platzte, sich auf sein Bett schmiss und meinte: »Mensch Jamie, du bist ja doch nicht das Mädchen in eurer Beziehung!«
»Halt die Klappe Pad!«, zischte James und zog die Beine an, auf die sich Sirius unweigerlich geschmissen hatte. Sirius ließ seinen Zauberstab aufleuchten, krallte sich James’ Bettdecke und stopfte sie sich unter die Brust, sodass er bequem auf dem Bett gammeln konnte und James trotz allem anschauen konnte.
»Was war das zwischen dir und Lily?«
»Das geht dich nichts an!«
»Ich hab sechseinhalb Jahre deinen Liebeskummer ertragen müssen und jetzt geht mich das nichts an?!« Sirius schnaubte. »Besten Dank auch!«
Sie schwiegen einen Moment und Sirius schwor, wenn James eine der Comicfiguren wäre, die Remus’ in Professor Binns Unterricht stets gemalt hatte, würde Rauch aus seinen Ohren kommen.
Schließlich ließ Sirius ein lautes Stöhnen verlauten und fuhr sich genervt durch das Haar. »Okay, Prongs, ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird, klar! Wofür setzte ich mein Leben aufs Spiel? Worüber haben Lily und du WIRKLICH gestritten?«
Eine Weile saß James noch immer bockig da, die Arme um die Beine geschlungen, wehrte Sirius’ Versuche, sich ihm zuzuwenden genervt ab. Aber Sirius konnte hartnäckig sein, wenn er wollte…
Also erzählte er es ihm. Alles. Angefangen von Lilys Träumen über Blanchard und schließlich noch das Baby-Thema. Sirius unterbrach seinen Redeschwall nicht, versuchte nur aus der etwas unchronologischen Erzählung alles richtig zu deuten und machte sich in seinem Kopf eine Notiz, Lily noch mal für das Retten seines Bruders zu danken.
»Puh… Okay…«, sagte Sirius als James geendet hatte, und setzte sich auf. »Das ist heftig.«
James nickte nur und war froh, dass es dunkel war und Sirius nicht sehen konnte, dass ihm ein, zwei Tränen der Verzweiflung über seine Wange gelaufen waren. Für ein paar Minuten schwiegen sie und Sirius ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen.
»Also, Prongs, du hast dir da ja echt was ganz besonderes rausgesucht.« Er grinste kurz, aber James erwiderte sein Lächeln nicht mal ansatzweise. »Hör zu: An deiner Stelle wäre ich auch am austicken. Ich hätte Miriam vermutlich schon drei Mal gekreuzigt, wenn sie solche Entscheidungen und alles über meinen Kopf hinweg treffen würde.«
»Sie macht es ja nicht über meinen Kopf hinweg. Wir streiten darüber und ich gebe nach.« James schüttelte den Kopf. »Aber diesmal nicht.«
»Lily war verdammt geschockt, als du ihr das vorhin an den Kopf geworfen hast.« Sirius strich sich die Haare aus der Stirn, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und zog ebenfalls die Knie an. »Sie sah aus, als würde sie jeden Moment einen Weinkrampf bekommen. Vermutlich hat sie das auch, nachdem wir gegangen sind.« Er seufzte tief. »Du kannst sie nicht hängen lassen.«
»Ich hab keine Lust mehr auf dieses: Wir könnten morgen sterben, lass uns heute eine Familie gründen, heiraten, Enkel bekommen und nebenbei die Welt retten!«
»Wie ich schon sagte: Ich kann dich verstehen.« Sirius streckte einen Arm aus und legte ihn James auf die Schulter. »Aber es ist LILY.«
»Ja, es ist Lily! Aber ich kann doch nicht für Lily alles riskieren und alles aufs Spiel setzten und alles aufgeben und…« Noch eine Träne tropfte aus seinen Wimpern und James drückte mit Daumen und Zeigefinger die Augen zu.
Wieder schwiegen sie einen Moment. Und dann meinte Sirius: »Wir wissen beide, dass du es doch tun wirst.«
James fuhr hoch. »Nein! Es reicht! Das geht mir alles zu schnell und-«
»Du liebst sie.«
»Ja! Aber was sie tut, wie sie sich in Gefahr bringt-«
»Sie würde alles tun, um andere zu retten. Auch deswegen liebst du sie.«
»Was bringt es mir sie zu lieben, wenn sie tot ist?!« James schrie jetzt. »Was bringt es mir mit ihr meine Zukunft zu planen, wenn sie sich Hals über Kopf in Gefahr begibt? Wenn sie sich weiterhin so leichtsinnig verhält, wird sie in diesem Krieg sterben und ich will nicht-«
»Niemand will, dass Lily etwas zustößt«, unterbrach Sirius ihn ruhig. »Aber sie zu verlassen, sie in diesem Haus alleine zu lassen… Du hast selbst gesagt, sie hasst es eingesperrt zu sein! Du weißt nicht, was sie als nächstes tut!«
»Das ist ja das Schlimme!«
»Wenn ihr etwas zustößt, James, wirst du dir das nie verzeihen.«
Zum ersten Mal sah James Sirius direkt in die Augen. Und schluckte. Sirius hatte Recht.
»Und es ist ihr Geburtstag.«, fügte Sirius mit einem Blick auf James’ Wecker hinzu, der im Licht seines Zauberstabs nur ansatzweise lesbar war. »Soll sie den wirklich heulend alleine verbringen?«
»Was soll ich tun, Pad? Soll ich zu ihr gehen, mich entschuldigen und WIEDER nachgeben und WIEDER-«
»Nein.« Sirius schüttelte den Kopf. »Aber wenn Miriam und ich uns streiten – was, wie du weißt, recht häufig vorkommt – und wenn wir uns dann gegenseitig helfen müssen oder des Streitens müde sind – ja auch das kommt vor – vereinbaren wir einen Waffenstillstand.«
»Waffenstillstand?«
»Ja, Waffenstillstand. Das heißt, es wird nicht weiter gestritten, aber die Sache ist noch nicht aus der Welt oder gar entschieden.« Sirius grinste breit. »Ich schlage vor, ihr feiert Geburtstag, du zeigst ihr, dass sie nicht alleine ist, dass du dir nur Sorgen um sie machst und glaub mir, Lily ist ein schlaues Mädchen und wird die Zeichen selbst richtig deuten. Du hast noch sechs Tage, um ihr die Sache auszureden.«
James sah auf. »Sechs Tage?«
»Jap, sechs Tage.« Sirius nickte. »Und jetzt reiß dich zusammen, vergegenwärtige dir, dass es sich hierbei um deine Traumfrau handelt und geh zu ihr. Wisch ihr die Tränen aus den Augen, sag ihr, wie lieb du sie hast, aber dass du langsam am Ende deines Lateins bist. Und dann gibst du ihr noch den Kuchen, den Miranda für sie gebacken hat.«
»Mom hat einen Kuchen gebacken?«
»Natürlich.« Sirius grinste. »Los jetzt! Aber lass mir ein Stück Kuchen übrig!«
Es war noch einiges von dem Kuchen da und auch sonst hatte sich James an Sirius’ Anweisungen gehalten. Jetzt lag er mit ihr im Bett, sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt und James hatte einen Arm um ihre Schulter geschlungen. Er lag schon eine Weile wach, dachte über alles nach. Er musste einen Weg finden, Lily zu beschützen… Aber welchen?
Sein Blick wanderte zu dem Schrank… Als Lily nach dem Gespräch mit der Zentaurin zu Sito hatte aufbrechen wollen, war sie zum Schrank gelaufen… Hatte er ihr etwas mitgegeben? Etwas, mit dem sie ihn finden konnte? Wenn Sito etwas wusste…
»Woran denkst du?«
James schreckte aus seinen Gedanken und hob den Kopf an. Lily hatte die Augen noch immer geschlossen, doch ihre Hand, die bisher nur auf seiner Brust geruht hatte, strich jetzt auf und ab. Er schluckte.
»Daran wie schön du bist.«, antwortete er kurzerhand und sah wieder hoch zur Zimmerdecke.
»Lügner.« Er hörte das Lächeln aus ihrer Stimme.
»Woher willst du das wissen?«
»Weil dein Herzschlag plötzlich nach oben geschnellt ist, als hättest du dich erschrocken.« Träge hob Lily den Kopf. »Du erschrickst dich doch nicht bei dem Gedanken an mich.« Sie ließ den Kopf über seinem schweben und war so nah, dass er sie auch ohne Brille scharf sehen konnte.
»Naja… du bist erschreckend schön.«, versuchte er sich zu retten und setzte ein Lächeln auf. Lily erwiderte sein Lächeln, legte die Lippen auf seine.
»Kuchen zum Frühstück?«, fragte sie und küsste seine Nasenspitze.
»Hmmm«, machte James genießerisch und Lily setzte sich auf, hob den Zauberstab. Während sie den Kuchen herbei schweben ließ und zwei Gabeln herauf beschwor, setzte James seine Brille auf und fixierte noch einmal den Kleiderschrank. Sito Brown wusste mehr, als er preisgab, da war James sich sicher…
»Wir könnten doch heute irgendwo hin gehen.«, sagte Lily, kuschelte sich an seine Schulter und hielt ihm den Kuchen hin. »In die nächste Stadt vielleicht… Kaffee trinken? Unser letzter Shoppingtrip verlief nicht gut, aber… Was hältst du davon?« Sie sah hoch in sein Gesicht, doch James hatte den Blick immer noch auf den Schrank gerichtet. »Ich weiß ein Tag ersetzt nicht die letzten Wochen, aber… Lass uns wenigstens versuchen, die Zeit wieder wett zu machen, die wir nicht zusammen verbringen konnten.« Sie streckte sich, küsste James auf die Wange und riss ihn so aus den Gedanken. »Ich will nicht, dass du dich ausgeschlossen fühlst, ich…«
James nickte stumm, lächelte kurz. »Klingt super, aber…« Er setzte sich auf und Lily musste unweigerlich ein wenig abrücken. »Aber ich dachte, ich seh mal nach Remus…« James sah ihr nicht in die Augen sondern griff nach der Gabel in ihrer Hand und stach sie in den Kuchen. »Was er gestern gesagt hat gefällt mir nicht.«
»Was hat er denn gesagt?«, fragte Lily verwundert, die grünen Augen plötzlich voller Sorge.
»Dass er nichts mehr zu verlieren hat.« James schob sich ein Stückchen von dem Kuchen in den Mund und schmeckte die bittere Lüge auf der Zunge. »Ich glaube, ich sollte mal nach ihm schauen… Besser früher als später. So wie Remus nach Emilys Tod drauf war, traue ich ihm sogar zu, dass ich ihn irgendwann mal an der Duschstange finde…«
Lily schluckte, legte die Kuchengabel zur Seite. »Ich könnte mitkommen. Er ist auch mein Freund und du hast recht, wir hätten öfter nach ihm schauen sollen… Peter hat die meiste Zeit mit ihm verbracht, glaube ich…«
»Ich hatte eher nur an mich und Sirius gedacht.«, sagte James in einem - wie er hoffte – entschuldigenden Ton. »Du weißt schon, Männer unter sich und so…«
»Glaubst du, das hilft?«
»Naja«, James zuckte mit den Schultern, »wie ich schon mal gesagt habe, Remus und Sirius verbindet schon etwas besonderes… Und ich bin der Puffer dafür, dass sie sich nicht verprügeln, also…« Er versuchte ein Lächeln und Lily verdrehte die Augen.
»Verstehe.«, meinte sie, schüttelte aber trotzdem verständnislos den Kopf. »Männer.« James lachte trocken auf, küsste sie dann auf den Scheitel und Lily kuschelte sich wieder an seine Schulter. »Aber wir frühstücken noch zusammen, oder?«
»Wir sind doch dabei.« Zum Beweis stach James noch einmal in den Kuchen und nahm einen Bissen.
»Okay und«, Lily rutschte noch ein wenig höher, drückte ihm einen Kuss auf den Mund, »was ist mit dem Nachtisch?«
»Nachtisch bei einem Frühstück, das aus Kuchen besteht?« Schmunzelnd legte James den Kopf schief und Lily zuckte unschuldig mit den Schultern. Ein bisschen zu unschuldig.
»Ich bin eine Naschkatze«, meinte sie, setzte sich auf und die Bettdecke fiel vollends von ihrem Oberkörper und beinahe in den Kuchen. Während James noch überlegte, ob Sito Brown wohl Frühaufsteher war und ob Sirius ihn für einen Besuch um neun Uhr morgens schon töten würde, küsste Lily ihn und fragte leise an seine Lippen: »James, kannst du… Kannst du das, was du gestern Abend gemacht hast, noch mal machen?«
James schluckte. Und so eine Aufforderung auf nüchternen Magen!, dachte er, nickte und erwiderte ihren innigen, fordernden Kuss. Der Kuchen landete achtlos neben dem Bett, als er sich über sie beugte und mit Lily wieder in die Kissen rutschte. Aber eine Sache gab es noch zu klären…
»Lily, ich bin mit deinem Einbruchplan immer noch nicht einverstanden.« James’ Stimme klang ein wenig atemlos. Seine Hand hatte schon ihren Weg unter ihr Oberteil gefunden und strich sanft über ihren Bauch.
»Ich weiß.«, antwortete Lily und zog ihn wieder an sich.
»Dann… Waffenstillstand?«, fragte er und es fiel ihm schwer, dem Druck ihrer Hände in seinem Nacken nicht einfach nachzugeben und sie um den Verstand zu küssen.
»Ich will doch nicht hoffen, dass du schon dein ganzes Pulver verschossen hast, Potter.« Neckisch hob sie die Augenbrauen und James konnte ein kehliges Lachen nicht vermeiden.
»Ich meinte-«
»Ich weiß, was du meintest.« Lily küsste ihn lange und fordernd, sodass James schon beinahe vergessen hatte, worüber sie eigentlich gesprochen hatten, als sie hinzufügte: »Solange aus diesem Waffenstillstand keine Beziehungspause wird…«
»Kommt dir das, was wir hier machen, wie eine Beziehungspause vor?«, erwiderte James, Schalk blitzte in seinen Augen und Lily schmunzelte.
»Eher wie Blitzkrieg.«
James lachte, hauchte: »Dann kapitulier!« in ihr Ohr, während seine Hände tiefer wanderten. Ihre Antwort war ein überraschtes Aufkeuchen und leises Stöhnen, das James als positives Feedback nahm. Lily war eine Kämpfernatur, vielleicht war sie sogar eine gerissene Planschmiederin, aber langsam kam James dahinter, wie er ihren Widerstand brechen konnte.

Sirius puhlte gerade die Rosinen aus einem gekauften Stück Apfelkuchen (wieso waren nur überall Rosinen drinnen?), als James ins einem Reiseumhang in seinem Wohnzimmer erschien. Er brauchte nur einen Blick in das Gesicht seines besten Freundes zu werfen, um zu verstehen, dass dies kein Anstandsbesuch war. Gerade wollte er genervt aufstöhnen und fragen, was jetzt schon wieder zwischen ihm und Lily vorgefallen war, als Miriam aus dem Schlafzimmer kam und Sirius schluckte seine bissigen Kommentare mit einem großen Bissen Apfelkuchen herunter.
Miriam hatte ihre Haare zu einem winzig kleinen Pferdeschanz im Nacken zurückgebunden, der James sofort an einen Rasierpinsel erinnerte, doch er verkniff sich den Vergleich und meinte stattdessen: »Hey Miri, hast du heute frei?«
»Nachdem ich gestern dachte, es steigt eine riesen Party und ich brauche bis heute Mittag, dass ich wieder ausgenüchtert bin: Ja.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, als wäre nur James daran schuld, dass Lily ihren Geburtstag nicht hatte feiern wollen. »Oder was glaubst du, was ich hier mache?«
»Ein Kaffeekränzchen?«, erwiderte James und deutete auf den Apfelkuchen vor Sirius.
»Schie hat Angscht, dasch schie fett wird«, sagte Sirius mit vollem Mund.
»MEIN Arsch läuft nicht Gefahr, nicht mehr durch den Kamin zu passen.«, meinte Miriam schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Der hat da doch noch nie durch gepasst.«, grinste Sirius, wofür er einen Tritt ans Schienbein von Miriam kassierte, aber er lachte nur noch lauter, weil sie barfuß war und richtig weh taten Miriams Tritte nur, wenn sie Stöckelschuhe trug.
»Also, solange dein Arsch noch in unser Wohnzimmer passt, kann ich dich gerne zu Lily bringen. Dann musst du dir auch nicht mehr die Sprüche von dem Arsch da anhören.« James nickte zu Sirius rüber und sah Miriam fragend an. Sie zog eine Augenbraue hoch, schien zu überlegen, wieso James ihr dieses Angebot machte. Darum fügte er hinzu: »Ich muss kurzfristig arbeiten. Sie brauchen unbedingt noch einen Spieler auf der Dreierposition.« James seufzte theatralisch. »Ich bin wohl ihre letzte Rettung.«
»Eigentlich hatten Sirius und ich vor, heute unsere Diskussion in Punkto Motorradteppich weiter zu führen.« Sie warf Sirius einen giftigen Blick zu, den er nur mit einem Schulterzucken kommentierte.
»Da gibt’s nichts zu diskutieren. Ich hab ihn von Remus zu Weihnachten bekommen, er wäre bestimmt beleidigt, wenn ich ihn nicht auslege!«
»Nur über meine Leiche.«, knurrte Miriam. Besagter Teppich lag schon hinter dem Sofa halb ausgerollt und James konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Es war ein Kinderspielteppich mit kleinen, aufgestickten Straßen, Gebäuden und natürlich fahrenden Motorrädern.
»Hat er dir die passenden Spielzeugautos dazu geschenkt?«, fragte James.
»Ne, bekomm ich zum Geburtstag.«
»Zum zwanzigsten? Wie passend.«
»Man ist nie zu alt für Spielzeugautos.«
Miriam verdrehte nur die Augen. »Das Ganze ist inzwischen echt abgedroschen, Blacky.«
»Solange es dich ärgert, wird es nie abgedroschen sein.« Sirius zeigte ihr sein breitestes Lächeln, und Miriam war für einen Moment verleitet, ihm mit einem Zauber alle Zähne einzeln auszureißen. James entschärfte die Situation, indem er Miriam ihren Umhang zuwarf und meinte, er müsse jetzt wirklich los. Ein wenig wiederstrebend hakte sie sich bei James unter, streckte ihrem Freund noch die Zunge raus und dann desapparierten sie schon. Sirius’ Grinsen verschwand, sobald sie gegangen waren. Er legte das Stück Apfelkuchen zur Seite, setzte sich im Sofa auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war nicht überrascht, als James zwei Minuten später wieder bei ihm im Wohnzimmer erschien, diesmal wieder mit einem ernsten Gesichtsausdruck und auch ein wenig nervös.
»Okay, Prongs.« Sirius lehnte sich zurück, den Körper aber noch immer angespannt. »Was ist so wichtig, dass ich auf Sex mit meiner Freundin auf meinem Motorradteppich verzichten muss?«
»Auf DEM Teppich?« James zog eine Augenbraue hoch. »Höchstens wenn er schon auf der Müllhalde ist.«
»Du unterschätzt meine Überredenskunst.« Sirius grinste kurz. »Ich hätte sie dann schon davon überzeugt, dass der Teppich durchaus nützlich sein kann.«
»Ich schätze, wenn du sie schon davon überzeugt hast, in dieser Motorradhölle zu wohnen…« James warf einen Blick auf die Motorradtapete und die Motorradlampe. »Ich verneige mich vor deiner Überzeugungskunst.«
»Vielen Dank.«
»Jetzt beuge dich meiner Überzeugungskraft und komm mit mir auf Ermittlungen.«
»Ermittlungen?«, wiederholte Sirius mit einer hochgezogenen Augenbraue.
»Ja, Ermittlungen.« James reichte seinem Freund die Hand und zog ihn aus den Polstern. »Wir besuchen jetzt mal den Seher, auf den Lily so viel hält und quetschen ihn über diese ganze Wahrsagereisache aus… Ich vermute, Sito Brown weiß mehr, als er uns glauben machen will.«
»Und wie willst du ihn finden?«
Mit einem Grinsen zog James die Tarotkarte aus seinem Mantel. »Magische Visitenkarte.«
Sirius nickte anerkennend. »Okay… Und wie willst du ihm die Informationen entlocken? Willst du ihn foltern und ich soll ihn festhalten?«
»Nein.« James schüttelte den Kopf. »Quatsch. Ich rede erstmal mit ihm… Sito Brown ist bestimmt auch ein sehr guter Zauberer und wenn er tatsächlich was auf dem Kasten hat, erwartet er mich vielleicht sogar. Ich werde mit ihm eine Friedenspfeife oder so rauchen und ihn so lange bedrängen, bis er mir die Wahrheit sagt.«
»Oder wir verwenden Legili-«
»Das ist verboten, Sirius!« James sah seinen besten Freund erschrocken an, doch der zuckte nur mit den Schultern.
»Okay, gut, dann lass uns gehen. Ich meine ja nur, so wären wir um einiges schneller… Und könnten uns sicher sein, auf welcher Seite er steht.«
»Oder wir würden uns einen neuen Feind machen.« James schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, ich regle das auf meine Weise und du hältst dich im Hintergrund. Er wird sowieso nicht offen reden, wenn wir beide bei ihm auftauchen.«
Sirius runzelte die Stirn. »Hä?«
Aber James grinste nur und zog wortlos einen weiteren Gegenstand aus seinem Umhang:
Ein Hundehalsband.


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