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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 39

von Jojoi

Hallo ihr Lieben!
Einen Monat ist es her, dass ich das letzte Kap geladen hab.. und dieses mal lag es nicht daran, dass ichs vercheckt hab XD mein PC ist mir verreckt, die daten konnte ich zwar weitestgehends retten, aber natürlich nix hochladen... drei wochen ohne PC ist echt hart und ich muss jetzt einiges nachholen. Ich hoffe, das Kap entschädigt für die Lange Wartezeit und auch dafür, wenn es jetzt mit dem nächsten auch bissle länger dauert, schließlich muss ich jetzt erstmal was zu papier bringen...

have fun reading,
glg, jojoi

_________________________
Als James in das Haus seiner Großeltern apparierte, war von Lily keine Spur zu finden. Er rief einmal laut nach ihr und ging in die Küche, doch auf dem Herd stand kein Essen, obwohl Lily sich in letzter Zeit häufiger mit kochen beschäftigte. Er machte sich auf zum Schlafzimmer, sah auf dem Weg dorthin in das Badzimmer, doch noch immer kein Hinweis auf Lilys Aufenthaltsort. Vielleicht war sie in die Stadt gegangen?
Da hörte er ein Geräusch aus einem der hinteren Zimmer und James bahnte sich durch Winkel und Türen einen Weg durch das verschachtelte Haus, in dem er aufgewachsen war. Und dann fand er sie. Lily kniete vor einer offenen Truhe in einem Raum, in dem James’ Großmutter früher die Wäsche getrocknet und gebügelt hatte, zumindest glaubte er sich daran zu erinnern. Es roch nach Mottenkugeln und Staub und als Lily aufstand, unterdrückte James ein Lachen.
Sie hatte sich Klamotten aus der Truhe übergeworfen: Ein langes, senfgelbes Kleid mit viel Spitze am Kragen und Puffärmeln. Der Rock war ausladend und mehrfach gerafft. Vor sich hin summend zog Lily ein paar weißer Spitzenhandschuhe aus der Truhe, die schon die einen oder anderen Löcher hatten und zog sie sich über die Finger. Dann griff sie nach einem reichlich geschmückten, beigen Hut, der vor ihr auf dem Boden lag, fasste ihre Haare nach oben und setzte ihn sich leicht schief auf den Kopf. Sie sah an sich herunter, hob den Rock an, lief ein paar Schritte, drehte sich, dass er sich aufblähte und ihre schmale Statur umspielte. Sie war barfuß, ihre Zehen lugten unter dem Kleid hervor, als sie sich immer schneller um sich selbst drehte. Der Hut flog ihr beinahe vom Kopf, lachend hielt Lily ihn fest und dann bemerkte sie plötzlich James, der grinsend im Türrahmen lehnte und sie mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete. Sofort unterbrach Lily ihr kleines Lied und blieb stehen. Sie errötete und nahm verlegen den Hut vom Kopf.
»Ist schon Karneval?«, fragte James und löste sich grinsend aus dem Türrahmen.
Lily lachte nur und zuckte mit den Schultern. Die roten Haare fielen ihr in leichten Locken über die Schultern. »Hier sind noch mehr solche Sachen.«, meinte sie und zeigte auf einen großen, massiven Buchholzschrank, der eine gesamte Wandbreite einnahm. »Sogar ein Hochzeitskleid.«
»Wirklich?« James ging zu dem Schrank und öffnete ihn. Er erinnerte sich an seine Großmutter nur in langen Schürzen mit Dutt oder weiten Blusen… Entweder sie hatte einen Fable gehabt für altmodische Kleider, oder sie lagen schon über ein Jahrhundert in dem Schrank der Familie. James tippte auf letzteres, als er ein mottenzerfressenes, grünes Samtkleid hervorzog, das ihn an Mittelalter und Hofbälle erinnerte. Kichernd trat Lily neben ihn und holte einen hellblauen, weiten Rock aus dem Schrank, der mit aufwendigen Stickereien besetzt war.
»Irgendwie so hässlich, dass es schon wieder schön ist.«, meinte sie, legte ihren Zauberstab auf den Stoff und die Mottenlöcher verschwanden.
»Na ja«, meinte James, aber er unterbrach sich selbst, als er in Lilys glückliches Gesicht sah. Ihr ausgelassener Tanz von gerade eben kam ihm wieder in den Sinn und James schluckte. Lily so unbeschwert zu erleben war zu einer Seltenheit geworden… unwillkürlich musste James lächeln.
Als sie seinen Blick bemerkte, zog sie eine Augenbraue nach oben und fragte: »Was?« in einem lauernden, aber auch belustigten Tonfall.
James zuckte mit den Schultern, musterte sie noch einmal in ihrem schrecklichen, senfgelben Kleid und grinste. »Dir gefällte es wohl zur Zeit, neue Styles auszuprobieren?«
Sie zuckte mit den Schultern, strich noch einmal über den hellblauen Rock und ließ den Hut in die Truhe fallen. Dann nahm sie ihre Haare über eine Schulter und wandte James den Rücken zu. »Aufmachen, bitte«, bat sie und James betrachtete etwas zweifelnd das Wirrwar aus Schlaufen und Bändern auf ihrem Rücken.
»Wie hast du das zu gekriegt?«, fragte er und löste einen Knoten.
»Mit Magie.«
Er schmunzelte. »Na, das müssen wir noch mal üben.« Schlaufe für Schlaufe arbeitete er sich nach unten, bis Lily das Kleid schließlich über ihre Schultern gleiten lassen konnte. Sie schlüpfte etwas unbeholfen heraus und hängte es dann zurück in den Schrank.
»Es gibt auch Männerkleidung«, bemerkte sie und zog einen altmodischen, karierten Anzug hervor, der an mehreren Stellen völlig zerfetzt war.
»Der gehörte bestimmt meinen Ururgroßvater.«, meinte James kopfschüttelnd. »Gerüchten zufolge war er halb Bär.«
Lilys Augen weiteten sich. »Wirklich?«
»Wohl kaum.« James lachte. »Aber wer weiß?« Dann legte er seine Hände an Lilys Hüften und zog sie näher an sich. Sie trug nur ihre Unterwäsche und James strich ihr sanft die Haare wieder über die Schultern. »Es gefällt dir hier wirklich, was?«, fragte er und ließ eine Hand in ihre Nacken liegen.
»Ja.« Lily lächelte und ließ den Blick durch den Raum gleiten. »Ich fühl mich wie ein kleines Kind auf Entdeckungsreise.« Erst als sie sich wieder ihm zuwendete, bemerkte Lily sein nachdenkliches Gesicht. Und zum ersten Mal dachte Lily, dass sich James hier überhaupt nicht so wohl fühlte, wie sie es tat. »Was ist los?«, fragte sie und legte ihre Hände an seine Brust. Aufmerksam musterte sie James und ihr kam der Gedanke, dass seine häufige Abwesenheit in letzter Zeit nicht nur an seiner Arbeit lag…
James zuckte mit den Schultern, sah sich in dem Raum um und meinte, ohne Lily anzusehen: »Ich weiß nicht… In diesem Haus bin ich groß geworden. Es war mehr mein Zuhause als das Haus meiner Eltern…«
»Aber?« Bei ihrem fragenden Blick musste James seufzen. Wie sollte er das, was er fühlte, in Worte fassen?
»Aber ich… Weißt du, ich… Ich hatte immer das Gefühl, meine Eltern wussten nicht so recht, was sie mit mir anfangen sollten… Sie haben viel gearbeitet, als ich klein war. Ich hab immer alles bekommen, was ich haben wollte, aber… Aber ich war den Großteil des Tages hier bei meinen Großeltern, die noch weniger mit mir anzufangen wussten. Sie waren alt, sehr alt… Mein Großvater hat mir das Drachensteigen beigebracht und wie man Guhle vom Garten fernhält und meine Großmutter hat mir das Klavierspielen beigebracht, jeden Tag eine Stunde, sonst bekam ich kein Mittagessen. Den restlichen Tag hab ich mich mit mir selbst beschäftigt… Mit meinen Plüschtieren und Plastikspielzeug. Und eines Tages war ich mit meinem Großvater im Garten und hab geschaukelt und er hat mich angeschuckt, bis er sich plötzlich an die Brust fasste, sich hinsetzte und dann war er auf einmal tot.« James zuckte mit den Schultern. »Er war einfach tot, noch bevor ich überhaupt auf die Idee kam meine Großmutter zu rufen. Und ohne Grandpa hat es meine Großmutter nicht mehr lange ausgehalten. Sie ist im Schlaf gestorben; ist eines Morgens, als meine Mom mich hier abliefern wollte, einfach nicht mehr aufgewacht. Verstehst du, ich… Wenn ich hier bin, muss ich immer, daran denken, dass sie nicht mehr da sind. Nicht an die schönen Erinnerungen…«
Lily ließ den Blick sinken und strich James’ Hemdkragen glatt. Sie erinnerte sich daran zurück, wie sie damals das Haus ihrer Eltern betreten hatte, um ihre Sachen zu holen. Damals hatte sie nicht so viel über ihren Verlust nachgedacht, die Wut auf Petunia hatte alles andere überlagert. Wie es jetzt wohl wäre, in das Haus ihrer Eltern zurückzukehren? Aber es war längst verkauft, eine neue Familie wohnte vermutlich darin und schuf neue, glückliche Erinnerungen in dem Haus, das Lily einmal ihr Zuhause genannt hatte.
»Willst du umziehen?«, fragte sie und sah wieder auf. »Wir können umziehen, aber diesmal musst du Wohnungen suchen, ich-«
»Nein«, unterbrach James sie und schüttelte den Kopf. »Du bist hier sicher. Das ist wichtiger.«
»Aber ich will nicht, dass du dich hier quälen musst oder-«
»Lass das meine Sorge sein.« James grinste schief und schlang die Arme um Lilys Hüften. »Ich hoffe nur, ich hab dir jetzt nicht das Haus schlechtgeredet.« Lily schüttelte den Kopf und James seufzte. »Es ist… Nur nicht der Ort, an dem ich meine Kinder großziehen will, okay?«
Sie nickte, zwang sich zu einem Lächeln. »Wir finden schon irgendwann unser Haus mit weißem Gartenzaun und Schaukel im Vorgarten.«
»Ja.« Er nickte, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie sanft auf die Lippen.
In diesem Moment hörten sie den Ruf. Irgendjemand war im Haus und rief nach ihnen. James zückte seinen Zauberstab und Lily sah sich hektisch nach ihrem um. Er verließ den Raum, folgte der Stimme und stieß in einem kleinen Badezimmer mit Koby und Remus zusammen, der ihn aufgeregt an den Schultern packte.
»Ein Auftrag! Der Orden!«, Remus klang atemlos und aufgeregt. »Im Verbotenen Wald!«
»Im Verbotenen Wald?«, wiederholte James mit gerunzelter Stirn und Remus nickte aufgebracht.
»Die Todesser, sie… Sie jagen die Zentauren. Wir müssen ihnen helfen! Deine Eltern, die Auroren und Dumbledore sind bereits unterwegs. Sirius und Peter warten bei dir Zuhause.«
»Die Zentauren?« James runzelte die Stirn. »Wieso denn die Zentauren?«
»Keine Ahnung!« Remus zuckte mit den Schultern. »Einer der Zentauren hat es zu Hagrids Hütte geschafft und Dumbledore hat sofort Alarm geschlagen. Wir dürfen keine Zeit verlieren!« In diesem Moment tauchte Lily auf, wieder in ihre gewöhnlichen Sachen gekleidet, den Zauberstab fest in der Hand. Sie nickte James zu und er nahm seine Freunde an der Hand und sie desapparierten.

Miriams Herz raste. Und sie verabscheute sich deswegen. Nicht weil sie Angst vor dieser ersten Schlacht hatte. Nicht weil sie sich um ihre Freunde, deren Orden bestimmt mit von der Partie sein würde, Sorgen machte. Nein, Miriam konnte es kaum erwarten den Todessern in den Arsch zu treten, sie weg zu pusten, ihnen den Hals umzudrehen… Sie sollte nicht so denken. Gute Menschen dachten nicht so, fühlten nicht so. War sie ein schlechter Mensch, weil sie die Menschen rächen wollte, die sie geliebt hatte?
Fabian bläute ihnen ein, bei ihm zu bleiben und Lucas nickte nach jedem Satz. »Seid aufmerksam. Verfallt nicht in Panik, nie. Die Zentauren können mindestens genauso gefährlich werden. Und vergesst nicht, dass sich noch ganz andere Wesen im Verbotenen Wald aufhalten. Und eines noch«, er packte Miriam, die sich fahrig die kurzen Haare zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammensteckte und in Gedanken bereits am Kampfort angekommen zu sein schien, fest am Oberarm, »denkt an unsere oberste Regel.« Er sah ihr direkt in die Augen und mit einem Mal war Miriam so nervös wie noch nie in ihrem Leben.
Mit Hilfe eines Portschlüssels landeten sie mitten im verbotenen Wald und Fabian sah sogleich in Richtung Himmel, wo zwischen den Baumwipfeln ein rotes Licht erkennbar war. »Hier lang!«, rief er und lief voraus durch die dunklen Bäume die Richtung, aus der das Licht schien. Die bereits anwesenden Auroren hatten es erscheinen lassen, um die Verstärkung sofort über den Schauplatz des Kampfes informieren zu können. Das Getrappel von Pferdehufen war zu vernehmen und eine Gruppe von vier jungen Zentauren lief den Auroren entgegen, Panik in ihren Augen. Miriam konnte gerade noch zur Seite ausweichen, sonst hätten die Zentauren sie vermutlich unter ihren Hufen begraben. »Und denen eilen wir zu Hilfe«, grummelte sie vor sich hin und beeilte sich dann, Fabian und Lucas weiter zu folgen.
Als sie am Ort des Geschehens ankamen, pfiffen ihnen die Pfeile der Zentauren um die Ohren und überall schossen Zauber durch die Lüfte. Dumbledore stand mitten drinnen und schrie den Zentauren zu, dass sie fliehen sollten, ihre Pfeile hatten sowieso keine Wirkung, im Gegenteil, ein gut gezielter Zauber und die Pfeile trafen diejenigen, die man zu beschützen versuchte. Miriam erkannte Hagrid, der einige junge Zentauren zu sich rief und ein Todesser, der den Halbriesen angreifen wollte, wurde von Moody gegen einen Baum geschleudert. Alice und Frank waren auch da, mitten im Getümmel. Sie standen Bellatrix Black gegenüber, die erstaunlich leichtfüßig über den Waldboden tanzte, den Zaubern der Auroren ausweichend und selbst zum Konter ausholend. Alles war in das rote Licht des Warnsignals der Auroren getaucht und so erkannte Miriam einige andere Todesser und Mitstreiter erst auf den zweiten Blick. Gideon Prewett und sein Team stellten eine Gruppe von vier Todessern. Weitere Verstärkung traf ein, diesmal von Seiten der Todesser. Ein alter Mann mit lila Spitzhut, den Miriam irgendwo schon einmal gesehen hatte, kämpfte sich erstaunlich gewandt und geschickt durch die Todesserreihen zu Dumbledore durch. Und da war Sirius. Sirius, der gleich zwei Todesser alleine in Schach hielt, während Peter versuchte, eine Gruppe verwundeter Zentauren von magischen Fußfesseln zu befreien. Miriam wollte zu ihm, doch Fabians Hand legte sich auf ihren Kopf und drückte sie herunter. Ein orangeroter Zauber schoss über sie hinweg und als Miriam herumfahren konnte, um sich dem Angreifer zu stellen, hatte Fabian den Todesser schon gegen zwei Bäume geschleudert, dass er bewusstlos auf dem Boden liegen blieb.
Miriams Herz machte einen kurzen Aussetzer. Aber Fabian ließ ihr gar keine Zeit zu begreifen, dass er ihr vielleicht gerade das Leben gerettet hatte, sondern zerrte sie weiter. In Lucas’ Augen spiegelte sich Furcht, doch er hatte die Zähne fest aufeinander gepresst und den Zauberstab erhoben. Reiß dich zusammen, sagte Miriam sich selbst und sah noch einmal über die Schulter. Sie durfte jetzt keine Fehler machen, nicht unachtsam werden.
»Fabian!« Moody winkte sie zu sich herüber und das Team huschte von Baum zu Baum in seine Richtung. Ein Zauber krachte nur wenige Zentimeter neben Miriams Kopf in die Baumrinde und ließ diese so hart zersplittern, dass sich blutige Kratzer auf Miriams Wange bildeten. Sie spürte den Schmerz nicht, ihr Körper war bereits vollgepumpt mit Andrenalin.
»Fabian, eine Gruppe Zentauren ist in südliche Richtung geflohen. Voldemort und drei, vier Todesser sind ihnen nach.« Moody ging mit ihnen hinter einer dicht stehenden Reihe von Bäumen in Deckung, während Hagrid zusammen mit einer Gruppe flüchtender Zentauren im Dunklen Wald verschwand. »Ich glaube nicht, dass es noch viel Hoffnung für sie gibt.«
»Wir finden sie.«, meinte Fabian zuversichtlich.
»Ihr müsst Voldemort hierher zurück locken.« Moody spukte auf den Waldboden, im Schein des roten Lichtes sah es aus, wie Blut. »Hierher, wo wir ihn im Auge haben.«
»Verstanden.« Fabian nickte.
»Nimm Alice und Frank mit.« Moody umklammerte seinen Zauberstab. »Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß.«
Die Aurorenmeister nickten einander zu, dann sprang Moody hinter dem Baum hervor. Feuer brach aus seinem Zauberstab hervor, dunkles, blaues Feuer, das im Schein des roten Lichtes an den Spitzen violett glühte. Das Feuer trennte einige Todesser von den Auroren, trennte Bellatrix Black von Alice und Frank. Die beiden jungen Zauberer gingen sofort hinter den nächsten Bäumen in Deckung, Alice hielt sich ihr Handgelenk, aber sie biss die Zähne zusammen und als Fabian den Befehl gab, folgten sie ihm ohne zu zögern.
Abseits des roten Lichtes war der Wald dunkel und trostlos. Das spärliche Licht ihrer Zauberstäbe reichte kaum aus, um weiter als drei Meter sehen zu können. Nebenschwaden umhüllten sie, streckten die klammen, bleichen Finger nach ihnen aus. Immer wieder stolperte Miriam über den unebenen Waldboden, immer wieder war da ein Rascheln, das nicht von ihrer Gruppe verursacht wurde. Und plötzlich musste Miriam daran denken, was Fabian ihr gesagt hatte: Dass es noch viel, viel gefährlichere Dinge im Verbotenen Wald gab als die Todesser.
Ein Licht im Nebel lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war hell und klar, nicht bläulich wie ein Zauberstablicht, aber irgendwie durchdrang es den Nebel auf wundersame Weise. Auch Lucas hatte es gesehen und lief in dessen Richtung. Miriam folgte ihm.
»Nein! Wartet!«, hörte sie Fabian noch rufen, doch sie wollte nicht warten. Wenn das ein Todesser war, und sei es Voldemort, sie würde ihn finden, ihn töten ohne zu zögern, so wie sie ihren Vater getötet hatten…
Doch plötzlich verschwand das Licht. Miriam blieb stehen, Lucas lief weiter und schon eine Sekunde später war er im Nebel verschwunden. Als sich Miriam mit erhobenen Zauberstab um sich selbst drehte, tauchten nur dunkle, schemenhafte Baumstämme auf, sonst war alles in eine graue Masse getunkt.
Dann hörte sie Lucas schreien. Es schien von überall gleichzeitig zu kommen, die Bäume machten es unmöglich die Richtung herauszuhören, aus der der Schrei gekommen war. Miriams Herz beschleunigte wieder.
Eine Falle. Sie war direkt in eine Falle gelaufen.
Ahnungslos lief sie los in die Richtung, aus der der Schrei ihrer Meinung nach am wenigsten gekommen war, stolperte über Baumwurzeln und Büsche, blieb immer wieder stehen, lauschte.
Da war das Licht wieder. Es schien näher zu sein als vorher, doch durch den Nebel ließ sich das schlecht einschätzen. Miriam starrte es an, versuchte die Gestalt hinter dem Licht zu erkennen, doch es blendete.
Und es kam näher.
Noch ehe sie entschieden hatte, ob sie auf das Licht zugehen oder abhauen sollte, wurde sie plötzlich von der Seite zu Boden geworfen, eine Hand legte sich fest auf ihren Mund und sie und ihr Angreifer landeten unsanft in einem Gestrüpp. Sofort versuchte sie sich zu wehren, versuchte dem Angreifer die Hand abzubeißen und ihm einen Zauber auf den Hals zu hetzten, doch ihr Gegner hatte ihre Zauberstabhand fest umklammert.
»Nicht bewegen!«, zischte er ihr ins Ohr und Miriam erstarrte. Das Licht ihres Zauberstabs war erloschen, doch sie glaubte in der Dunkelheit Fabians Gesicht ausfindig zu machen. Es schwebte nur wenige Zentimeter über ihrem, sein Atem kitzelte ihr Gesicht. Er nahm die Hand von ihrem Mund, ganz langsam, stützte sich auf die Ellenbogen ab, penibel darauf bedacht, ja kein Geräusch zu machen. Miriams Herz klopfte jedoch so laut, dass sie das Rascheln erst gar nicht hörte, sondern nur das Pochen, ihr viel zu lautes Atmen, Fabians Atmen, Fabians Stimme in ihrem Ohr. Sein Körper lag schwer auf ihrem, er wagte nicht, sich weiter aufzurichten. Jeder einzelne seiner Muskeln war angespannt und seine Hitze breitete sich augenblicklich auch in ihrem Körper aus. Miriam hatte gar nicht gemerkt, wie kalt es im Verbotenen Wald war. Es lag kein Schnee auf dem Waldboden, die dichten Bäume hatten die Flocken davon abgehalten die Erde erreichen zu können, doch Fabians heißer Atem, der immer noch ihr Gesicht streifte, kühlte immer viel, viel zu schnell ab.
Er ist so nah, er könnte mich küssen, dachte sie und der Gedanke erschreckte und berauschte sie zugleich. Doch dann hörte sie die Schritte und ihre Augen weiteten sich trotz der Dunkelheit. Es waren schlürfende, träge Schritte. Viele kleine Blätter und Ästchen zerbrachen, zu viele für die Schritte eines Menschen. Ein leises Grollen drang an Miriams Ohr und sie wandte vorsichtig den Kopf, obwohl sie in der Dunkelheit kaum etwas sehen konnte. Sie erkannte die Wurzeln des Gestrüpps, in dem sie lagen, erkannte Fabians Arm, sonst nichts. Miriam konnte nur hoffen, dass die Augen des Wesens, das so langsam auf sie zukam genauso schlecht waren, wie ihre eigenen.
»Ganz ruhig«, hauchte Fabian ihr ins Ohr, so leise, dass sie sich beinahe fragte, ob sie es sich nur eingebildet hatte, wären da nicht seine Lippen gewesen, die ihre Ohrmuschel streiften. Miriam hielt den Atem an. Was auch immer da draußen auf sie lauerte, lief gerade unmittelbar an dem Gestrüpp vorbei, in dem sie beide lagen. Miriam schloss die Augen, sehen konnte sie sowieso nichts, doch sie hörte jeden schlürfenden Schritt, hörte das Atem des Geschöpfes und das leise, animalische Grollen. Sie biss sich auf die Lippen, um ja kein Geräusch zu machen und in ihrem Kopf ging sie all die Tierwesen durch, von denen ihr in Hogwarts erzählt worden war. Vielleicht ein Katzenwesen, ein Werwolf, ein Grimm, eine Riesenspinne, eine Rotkappe, ein Moorwanderer, ein Lethifold…
Sie öffnete die Augen erst wieder, als die Schritte verklungen waren und Fabian sein Gewicht verlagerte, sodass sich sein Körper nicht mehr ganz so sehr an ihren presste.
»Was war das?«, wisperte sie in die Dunkelheit.
»Ein Nordisches Irrlicht.«, kam es zurück und sie spürte, wie sich Fabian langsam weiter aufrichtete. »Sie galten als ausgestorben…«
Miriam schluckte. Ohne den Druck von Fabians Körper auf ihrem fühlte sie sich plötzlich schutzlos und anfällig für Kälte und Schmerzen. Fast zeitgleich wurde sie sich der Schürfwunden bewusst, die ihr Sprung in das Gestrüpp mit sich gebracht hatte. Miriam schüttelte heftig den Kopf, um das Gefühl los zu werden. Sie brauchte keinen Fabian Prewett, der auf sie aufpasste, sie war kein kleines Kind mehr!
Aber als er ihr seine Hand reichte, um ihr aufzuhelfen, hätte sie sie am liebsten nie wieder losgelassen.
Zu ihrer Überraschung tat er es nicht. Er hielt sie fest, ließ den Zauberstab aufleuchten. Der Nebel leuchtete wie eine weiße Wand vor ihnen auf, aber Fabian schien einen Plan zu haben, wohin er wollte. Miriam folgte ihm widerstandslos, aber je länger er ihre Hand hielt, desto mehr wollte sie, dass er sie los ließ. Es gefiel ihr nicht, wie wohl sich ihre Hand in seiner fühlte, es gefiel ihr überhaupt nicht.
Fabian blieb stehen. Er sah sich kurz um, wandte sich dann nach links. Jeden Baum, den er passierte, streifte er mit seinem Zauberstab und erst bei dem vierten Mal sah Miriam das unscheinbare Glimmern, dass die Berührung in der Rinde hinterließ. Es kam ihr so vor, als würden sie im Kreis laufen, doch bald schon stießen sie auf Lucas. Was auch immer sich an ihm zu schaffen gemacht hatte verschwand, als Fabian mit seinem leuchtenden Zauberstab näher kam.
Lucas atmete schwer, er war bei Bewusstsein und das machte die ganze Sache noch viel schlimmer. Seine gesamte Brust war aufgerissen und er blutete stark. Miriam konnte die Rippen sehen, hell stachen sich aus dem Dunkel seines Fleisches heraus. Was auch immer sie gerade vertrieben hatten, hatte Lucas bei lebendigem Leib verspeisen wollen.
Fabian schien von der Verletzung und dem Gestank unbeeindruckt. Er zog einen kleinen Gegenstand aus dem Umhang drückte ihn Lucas in die Hand und redete ihm gut zu. »Du wirst wieder gesund werden«, versprach er ihm und drückte Lucas Hand, »die im Mungo haben schon Schlimmeres zusammengeflickt, glaub mir.«
Lucas nickte kraftlos, ein Schwall Blut lief aus seinem Mund. Dann leuchtete der Gegenstand kurz auf und Lucas war verschwunden.
Fabian seufzte. Dann richtete er sich wieder auf, Miriam starrte noch immer auf die Stelle, wo Lucas gerade noch gelegen hatte. Nordische Irrlichter verspeisten ihre Beute meist in einem Stück, zumindest sagte man das, tatsächlich hatte noch nie jemand ein Nordisches Irrlicht gesehen und seine Essgewohnheiten beobachten können, ohne selbst gefressen zu werden. Was Lucas angegriffen hatte, musste etwas ganz anderes gewesen sein.
»Aus diesem Grund ist das Betreten des Verbotenen Waldes für Schüler verboten.« Fabian legte eine Hand in Miriams Nacken und zog an ihren Haaren, bis sie ihn ansah. »Wag es ja nicht noch einmal kopflos zu handeln.« Mit glühenden Augen sah er sie an, verärgert, wütend, flehend. »Wag es ja nicht hier zu sterben.«
Miriam nickte.
Alice und Frank warteten noch an derselben Stelle, an der Fabian sie zurückgelassen hatte, Rücken an Rücken, die Zauberstäbe erhoben. »Wir haben viel Zeit verloren.«, meinte Fabian und Miriam zuckte unter diesem verbalen Seitenhieb etwas zusammen. »Wenn die Todesser die Zentauren bereits gefangen haben und eine Rettung unmöglich scheint, drehen wir um. Es sind einige Wesen hier unterwegs, die sich die Verletzten als Mitternachtssnack einverleiben wollen, also behaltet jeden einzelnen Baum und Busch im Auge.«
Miriam beschloss, Fabians Warnung nicht wieder in den Wind zu schlagen. Immer wieder sah sie über die Schulter, immer öfter hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden.
Auch Fabian bemerkte es. »Das Viech folgt uns.«, zischte er und Frank und Alice drehten sich nervös um.
»Wer?«
»Das Viech, das Lucas erwischt hat.« Fabian blickte noch einmal über die Schulter. »Ist wohl sauer, weil wir ihm das Abendessen vermiest haben. Kein falscher Schritt!«
Die Rekruten nickten.
Plötzlich durchbrachen Stimmen die Stille des Verbotenen Waldes. Auch ihr Verfolger schien die Stimmen gehört zu haben, denn es raschelte in den Büschen hinter ihnen und Miriam glaubte im Nebel eine Schattengestalt umher huschen zu sehen.
»Eine Rotkappe«, vermutete Fabian.
»Tauchen die nicht eher in Rudeln auf?«, fragte Frank besorgt.
»Ja.« Fabian nickte. »Aber die Rotkappe ist jetzt unser geringstes Problem.« Sie gingen weiter, den Stimmen nach. Seitdem sie wieder zu Frank und Alice gestoßen waren, hielt Fabian Miriams Hand nicht mehr fest und ein Teil von ihr war froh darüber, doch der andere…
Sie gelangten an einen Abhang. Ein Bach musste den Waldboden hier im Frühling durchschnitten haben, doch jetzt schien er trocken zu sein. Der Nebel blieb eigenartigerweise wie eine Wolke darüber schweben. Weil hier an diesem Abhang und im Bachbett die Bäume nicht so dicht standen, konnte der Mond endlich etwas Licht spenden und Miriam glaubte im Nebel Augen, Gesichter, Pfoten zu erkennen. Die Haare auf ihren Armen stellten sich auf, doch dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit doch auf die Gruppe Todesser, die sich im Flussbett unterhielten. Tote oder verwundete Zentauren lagen um sie verstreut, einer versuchte noch immer verzweifelt den Abhang auf der gegenüberliegenden Seite zu erklimmen. Die Todesser sahen ihm zu, grinsend, scheinbar unbeteiligt am Massaker. Und in ihrer Mitte stand er, Voldemort. Sie könnte jetzt einfach einen Todesfluch auf ihn hetzten, er hatte sie noch nicht bemerkt, er würde einfach umfallen und sterben, wenn sie gut genug zielte…
Wag es ja nicht noch einmal kopflos zu handeln.
Miriam schluckte und verwarf den Gedanken.
Ein alter Zentaur mit grauem Bart und einigen Narben begann zu reden, die Stimme fest und wütend. Er war verwundet worden und lag wie seine Gefährten an dem Abhang, scharrte mit den Hufen, einen zerbrochenen Bogen in der Hand. »Einfältiger Mensch«, knurrte er, die Augen fest auf Voldemort gerichtet. »Glaubst du wirklich, dein Schicksal ändert sich, nur weil du die tötest, die es verkünden?«
Voldemort tat vor, noch immer mit einem Grinsen im Gesicht, hämisch und niederträchtig. »Lügen, nichts als Lügen und ihr seid Narren, dass ihr sie glaubt. Eure Sterne werden euch nicht beschützen. Und jeder, der meine Macht anzweifelt, muss sterben.«
»Die größte Lüge ist die, die du dir selbst erzählst.« Der Zentaur spuckte Voldemort vor die Füße. »Auch du bist nur ein Sterblicher. Die Sterne werden dich zu bestrafen wissen. Du kannst ihren wachen Augen nicht entgehen.«
»Es sind nur Sterne!« Voldemort hob den Zauberstab, einen Funken später schrie der Zentaur vor Schmerzen auf. »Und wenn ich wollte, könnte ich sie aus dem Himmelszelt radieren und den Mond und die Sonne! Dann würde niemand mehr über euer Volk wachen. Wie würde dir das gefallen?«
»Das Schicksal steht in den Sternen geschrieben.« Der Zentaur atmete schwer. »Das heißt nicht, dass die Sterne es alleine schreiben. Du kannst das Schicksal nicht töten!«
»Du hast keine Vorstellung davon, wozu ich in der Lage bin!« Der Dunkle Lord hob seinen Zauberstab und einen grünen Blitz später sackte der Zentaur leblos in sich zusammen. Seine Kameraden stöhnten auf, brüllten, grölten und Voldemort lachte. »Ich bin der mächtigste Zauberer aller Zeiten! Mein Schicksal liegt in meiner Hand!«
»Es ist bereits beschlossen!«, bellte ein Zentaur, in dessen Brust ein Pfeil steckte und der all seine Kraft zusammen nehmen musste, um sich noch einmal zu erheben. »Die Sterne zeigen ihren Willen.« Er deutete hinauf in den Nachthimmel, doch Voldemort folgte seinem Blick nicht, sondern richtete den Zauberstab auch auf diesen Zentaur. Aber da begannen die Nebelschwaden dichter zu werden. Sie krochen hinunter in das Bachbett und plötzlich erkannte Miriam sie ganz deutlich, die Schnauzen, Fangzähne und Klauen, die sich daraus bildeten. Wölfe, hechelnd und jaulend sprangen aus dem Nebel hervor, durchsichtig und doch nicht nur schemenhaft sprinteten den Abhang hinunter. Einer sprang auf, er hätte Voldemort in den Kopf gebissen, doch ein Hieb des Dunklen Lords mit seiner Zauberstabhand durch den geisterhaften Körper des Wolfes und er löste sich auf in die Nebelschwaden, aus denen er entstanden war.
»Gytrash.«, murmelte Fabian und Miriam schluckte. Sie hatte nicht gewusst, dass sich die Geisterwölfe in dem Verbotenen Wald fanden.
»Da sind noch mehr Rotkappen!«, flüsterte Alice und Miriam lenkte den Blick von dem Geschehen unten im Bachbett ab. Tatsächlich begann es in den Bäumen und in den Büschen zu rascheln, zu kratzen und zu knacken. Miriam schluckte. Es hatte nur eine Rotkappe gebraucht, um Lucas zu überwältigen…
Plötzlich legte Frank die Hände wie einen Trichter vor den Mund und heulte wie ein Wolf. Miriam starrte ihn erschrocken an, Fabian zog den Kopf ein. Sie wollte den Idioten schon anfahren, als sie die plötzliche Aufregung unter den Todessern hörte, allen voran Voldemorts Stimme.
»Beruhigt euch, ihr Idioten! Ihr feigen Nichtsnutze!«
»Töten wir die Zentauren und dann weg hier!«, sagte ein anderer und Frank ließ noch ein schauriges Wolfsgeheul ertönen. Fabian grinste und auch Miriam staunte nicht schlecht. Sie wusste, dass Sirius unglaublich gut darin war, einen Wolf zu imitieren, aber Frank?!
Die Gytrash knurrten, die eine oder andere Rotkappe begann nun auch ein kicherndes, krächzendes Geräusch von sich zu geben, das Miriam einen Schauder über den Rücken jagte. Während Voldemort die Gestalten der Nacht zu amüsieren schienen, rückten seine Todesser näher zusammen und drängten zum Aufbruch. Voldemort lud die Geschöpfe des Waldes dazu ein, sich an den Zentauren zu laben und der eine oder andere Gytrash trat tatsächlich gefährlich nahe an die Zentauren heran.
Wenn man Potter ein Mal braucht, ist er nicht da, dachte Miriam verdrießlich und wandte sich an Alice. »Wie gut bist du in Verwandlung?«
»Ähm… Ganz in Ordnung?«
Miriam wandte sich zu Fabian um. »Glaubst du, wir schaffen es, einen von uns in einen Werwolf zu verwandeln?«
»Die Werwölfe sind auf Voldemorts Seite.« Fabian überlegte kurz. »Aber ein Lethifold wäre doch auch ganz nett? Oder…«
Miriam grinste. »Oder das Monster von Loch Ness.«

Peter hechtete zu Boden, ein Zauber schoss über seinen Kopf hinweg, doch noch ehe er sich von selbst aufrichten konnte, wurde er nach oben in die Lüfte gerissen. Ein Schrei entkam seiner Kehle, als die Schwerkraft ihn wieder nach unten zog und er dachte schon, das wäre das Ende, als ihn zwei starke Arme auffingen.
Verblüfft sah Peter in das Gesicht eines Zentauren. Dieser schien mindestens genauso verblüfft darüber zu sein, was so alles vom Himmel fiel und musterte den jungen Zauberer voll Ungewissheit.
»Gut gefangen, Loran!«, lobte Sirius, der seinerseits rücklings auf einen Zentaur geklettert war und seine Gegner mit allerlei Zauber abschoss, während der Zentaur mit seinen Pfeilen versuchte, die Todesser in einem unachtsamen Moment zu erwischen.
Loran warf sich den jungen Zauberer kurzerhand auf den Pferderücken und galoppierte los, der arme Peter versuchte verzweifelt sich irgendwie fest zu halten. Wäre es kein Kampf um Leben und Tod gewesen, hätte Sirius über den Anblick stundenlang lachen können.
Remus hatte sich ihren alten Schulkameraden Travers vorgenommen und lieferte sich einen Kampf mit ihm, der sich sehen lassen konnte. James und Lily kämpften mit zwei älteren Todessern, die bestimmt irgendwie mit Sirius verwandt waren, aber deren Namen er schon lange nicht mehr wusste. Dumbledore nahm es gleich mit drei Todessern auf, Fenwick eilte von einem verletzten Ordensmitglied zum nächsten. James’ Mutter war auch darunter und Sirius biss sich beunruhigt auf die Lippen. Dann richtete Wilkes seinen Zauberstab auf ihn und Sirius hatte anderes im Kopf. Der Zentaur, auf dem er saß, und er waren ein gutes Team. Sirius hatte sich mit einem Schnellklebezauber auf dem Rücken befestigt, da der Zentaur sich immer öfter auf die Hinterbeine stellte und schon dem einen oder anderem Todesser die Hufe ins Gesicht geschlagen hatte. Dann wieder liefen sie im Galopp durch die Bäume, Sirius feuerte Schockzauber auf die Todesser, der Zentaur wich den Gegenangriffen geschickt aus. So aufregend diese Art zu kämpfen auch war, nach einer Weile tat Sirius doch der Hintern weh.
Obwohl der Orden zahlenmäßig unterlegen war, so gelang es ihnen doch ganz gut, die Todesser in Schach zu halten. Eigentlich war Sirius ganz froh, dass Voldemort nicht dabei war, mit ihm wäre es noch um einiges schwieriger die Schar seiner Anhänger in die Knie zu zwingen.
Plötzlich gab es ein lautes Geschrei und für einen Moment unterbrachen alle den Kampf und wandten sich in die Richtung der neuen Unruhen um. Ein Beben erschütterte die Erde immer wieder, so wie Sirius es von den festen Schritten der Riesen kannte. Aufgeregte Todesser stürmten zwischen den Bäumen hervor und Sirius gelang es, den einen oder anderen mit einem Petrificus totalus zu treffen.
Doch dann kam das Monster. Unter seinen Beinen knickten die Bäume wie Streichhölzer, es schrie, laut und krächzend wie ein Drache. War es vielleicht einer? Sirius löste den Klebezauber, kletterte auf den Pferderücken und hielt sich an den Schultern des Zentaurs fest, der sich langsam rückwärts bewegte. »Was ist das?«, fragte Sirius.
»Ich weiß nicht.«, antwortete der Zentaur und ließ den Bogen sinken. Das Monster hatte Armlange, dolchartige Zähne in einem Maul, das einen Zentaur mit Leichtigkeit am Stück verschlingen konnte. Seine Haut glänzte im Mondlicht seine Beine hatten lange, spitze Klauen. Keine Flügel waren an seinem langen, echsenartigen Rücken zu finden, dafür hatte es einen Hautkragen wie ein Leguan, aus dem Knochen wie spitze Zähne hervorragten. Im roten Schein des Aurorenlichtes wirkte das Monster noch viel blutrünstiger und gefährlicher, als es sowieso schon war.
Zugegeben, für einen Moment spielte Sirius mit dem Gedanken, ebenfalls schreiend wegzulaufen. Besonders als er Dumbledores bestürztes Gesicht sah. Wie schnell konnte sein Zentaur wohl laufen?
Doch dann sah er Voldemort. Rückwärts lief er vor dem Monster her, den Zauberstab erhoben, doch alle seine Sprüche schienen wie von Zauberhand an dem abzuprallen, oder sie machten ihm schlicht nichts aus. Sirius gab dem Zentaur ein Zeichen und sie trabten vorsichtig zu einem Baum, der direkt in Voldemorts Laufrichtung lag. Der Zentaur spannte den Bogen, Sirius hob den Zauberstab, doch Voldemort hatte die Bedrohung bemerkt, fuhr herum und wollte seinen Zauber schon abschießen, als plötzlich unter dem Monster zwei Gestalten hervorsprangen und wie aus einem Mund: »Stupor!«, schrien. Voldemort wurde getroffen, herumgeschleudert und landete einige Meter weiter hinten im Dreck, direkt vor Sirius’ Füßen. Sein Zentaur trampelte schon los, doch Voldemort hatte sich wieder gefangen und mit einem Wink seines Zauberstabs wurde der Zentaur von den Hufen geschleudert und Sirius mit ihm. In diesem Moment war Sirius froh, dass er den Klebezauber gelöst hatte. Während er nur unsanft gegen einen Baum knallte, wurde der Zentaur durch die Lüfte geschleudert und Sirius hätte sich mit Sicherheit alle Knochen gebrochen, wenn ein Pferd auf ihm gelandet wäre.
Die beiden Gestalten, die unter dem Monster hervorgetreten waren, hoben jedoch wieder den Zauberstab, diesmal mit unterschiedlichen Flüchen, doch Voldemort konnte sie abwehren. Sirius erkannte sie: Es waren Alice und Frank. Was hatten Alice und Frank unter einem solchen Monster zu suchen?
Für einen Moment waren alle so geschockt, dass sie nicht eingriffen, dann zielten auch Dumbledore und Moody auf den Dunklen Lord. Er hielt sich nicht schlecht, fegte Moody von den Füßen, schleuderte Alice durch die Luft und verwundete Remus am Oberschenkel. Doch als sich das Monster auf die Hinterbeine stellte und laut grölte, schien Voldemort einzusehen, dass es keinen Sinn mehr hatte, zu bleiben. Er wandte sich zu Dumbledore um, grinste und desapparierte. Moody versuchte ihm zu folgen und die restlichen Ordensmitglieder sahen ihnen für einen Moment nach.
Dann standen sie dem Monster gegenüber. Voldemort wettete wohl darauf, dass das Biest den Rest für ihn erledigen würde, doch die Riesenechse grölte nur noch einmal, dass allen ein Schauder über den Rücken fuhr.
Bis auf Alice und Frank. »Wir müssen die entflohenen Todesser finden!«, meinte Frank und half Alice wieder auf die Beine.
»Die sind sicherlich längst desappariert.«, meinte Fabian, der plötzlich ebenfalls hinter dem Monster auftauchte. »Unsere Anti-Apparierzauber reichen nicht so weit. Und Voldemort konnte er auch nicht aufhalten.«
Sirius’ Zentaur hatte sich wieder aufgerichtet und auch Loran hatte den Bogen auf das Monster zielend erhoben. »Was ist das für eine Kreatur?«, fragte er.
»Das?« Fabian grinste. »Oh, das ist Nessi.«
Und Sirius glaubte seinen Augen kaum, als Fabian dem Monster seine Hand zu einem High-Five hinstreckte und das Biest mit seinen Tatzen, die so groß waren wie Fabian selbst, einschlug. Nicht nur Remus und Peter klappte der Mund auf, auch Moody, der wieder bei ihnen landete, schien völlig entsetzt. Sirius kannte eigentlich jeden Winkel des Verbotenen Waldes… Na gut, fast jeden. Aber wie konnte ein solches Riesenmonster so lange unbemerkt von aller Welt im Verbotenen Wald leben?
Fabian lachte und Alice und Frank stimmten mit ein. Selbst das Monster ließ ein Grummeln verlauten, das wohl so was wie ein Lachen sein sollte. Und dann schwang Fabian seinen Zauberstab und das Monster schrumpfte in sich zusammen, stellte sich auf die Hinterbeine und das Grummeln verwandelte sich ebenfalls in ein Lachen.
»Beim geschorenen Barte des Merlin!« Dumbledore gluckste und auch über die restlichen Gesichter huschte ein erleichtertes Lachen. »Miss Clarefield, Sie sind wirklich ein grauenhaftes Monster!«
Miriam lachte und fuhr sich etwas geschmeichelt durch die Haare. »Vielen Dank, Professor!«
Fassungslos schüttelte Sirius den Kopf, dann lief er auf seine Freundin zu und schloss sie in seine Arme. »Du Irre!«, meinte er und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Was, wenn Voldemort dich getroffen hätte?«
»Fabian, Alice und Frank waren wunderbare Schutzschilder.« Miriam kicherte. »Außerdem war es das Risiko wert, das hat solchen Spaß gemacht!« Sie lachte, ließ sich noch einmal von Sirius umarmen und ihr Blick fiel auf Fabian, der ebenfalls zufrieden schien mit seiner Rekrutin, doch sein Grinsen hatte sich plötzlich verändert.
»Siehst du, Prongs, ich hab dir doch gesagt, meine Freundin ist so verrückt, dass selbst Voldemort Angst vor ihr hat!«, flötete Sirius und wandte sich zu der Menge um.
Allerdings bekam er keine dumme Antwort zurück. Sirius runzelte die Stirn, tauschte einen Blick mit Remus und Peter. »James?«
»Lily?«, fragte Remus in die Runde, doch die beiden antworteten nicht. Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. Suchtrupps schwärmten aus, sie fanden einige Verletzte. Die Auroren brachten die gefangenen Todesser in die Zentrale, einige blieben dort, um die Todesser zu bewachen und die Prozesse in Gang zu bringen. Lily und James blieben jedoch verschollen, genauso wie Gideon Prewett. Fabian ging mit den Auroren in die Zentrale zurück, obwohl sein Bruder Gideon unter den Verschwundenen war. »Finde ihn.«, bat er Dumbledore noch, bevor er mit Moody desapparierte. Und Dumbledore versprach, sein möglichstes zu tun. Währenddessen hatten sich die Marauder bereits zurückgezogen und folgten dem schwarzen, struppigen Hund tiefer in den Wald.

Als die Todesser schreiend aus dem Wald liefen, waren Lily und James bereits von der Gruppe getrennt worden. Sie hatten sich durch Bäume und Büsche geschlagen, waren Avery und einem älteren Mann gefolgt. Avery war ihnen entkommen, doch den Mann konnten sie kampfunfähig machen und mit einem Klebezauber an einem Baum festmachen. Gideon und einer seiner Rekruten hatten ebenfalls einen Todesser gefangen und unschädlich gemacht. Der anfängliche Nebel hatte sich verzogen und sie waren gerade auf dem Weg zurück zum Kampfgetümmel, als sie die Schreie hörten. Die Todesser liefen genau an ihnen vorbei und James starrte in die Richtung aus der sie kamen, um herauszufinden, was sie so in Schrecken versetzte. Aber Lily starrte wo anders hin.
Als sie mit Remus und den anderen am Kampfplatz angekommen waren, hatte Lily James gefragt, ob es einen See in der Nähe gab. Er hatte bejaht und ihr die Richtung gezeigt, aber nicht weiter gefragt. Er wusste sowieso, was sie meinte.
Und als sich ein Todesser aus der schreienden Menge löste und in ebendiese Richtung lief, rannte auch Lily los, ohne darüber nachzudenken. James folgte ihr in einigen Metern Abstand, doch der Todesser war so schnell, dass Lily ihn zwischen den Bäumen und dem Nebel aus den Augen verlor. Keuchend blieb sie stehen, wandte den Kopf hin und her, doch dann kam James bei ihr an, packte sie an der Schulter und zog sie weiter. Er kannte den Weg.
Der See war zugefroren wie in ihrem Traum, aber nur eine dünne Schneeschicht bedeckte das Eis. Regulus Black schlitterte eher über die glatte Fläche, als dass er lief doch er kam abrupt zum Stehen, als plötzlich eine weitere Gestalt auf die Eisfläche lief. Erschrocken sog Lily die Luft ein.
»Zauberstab weg, Todesserschwein!« Gideon kam schlitternd zum Stehen, den Zauberstab auf Regulus gerichtet. Nein! Das war falsch! Gideon durfte nicht da sein, er durfte sich nicht einmischen! Panik breitete sich in Lily aus und sie wollte die Böschung herunter klettern auf den See, um die beiden zu warnen, doch James hielt sie fest.
Regulus Black schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Einerseits war es ein leichtes auf diesem Boden seinen Angreifer mit einem Schockzauber umzuhauen, andererseits galt das für ihn ganz genauso. Der Zauberer, der ihm gegenüber stand, war eindeutig älter als er, älter als Sirius… Er hatte mehr Erfahrung, war vermutlich ein Auror. Verzweifelt ließ Regulus seinen Blick umherschweifen. Es musste doch einen Ausweg geben!
»Ich sagte, Zauberstab runter!« Der Zauberer ließ einen Schockzauber auf Regulus zurasen, doch er wich aus und konnte sogar sein Gleichgewicht halten. Der nächste Schockzauber traf allerdings und Regulus fiel hart zu Boden. Sein Handgelenk knickte um, es knackte, vielleicht brach es sogar und er schrie auf.
»Gideon, nicht!«, schrie plötzlich eine Stimme und Regulus riss die Augen auf. Im Schnee, der das spärliche Mondlicht reflektierte, konnte er ein Mädchen erkennen, das auf den See lief. Sie war nicht für diese Jahreszeit gekleidet in einem Pullover und Jeans, die langen Haare fielen wallend über ihren Rücken. Regulus erkannte sie erst, als sie ihren Begleiter am Ufer entdeckte.
Lily Evans. Wieso rief Lily Evans, deren Katze er auf dem Gewissen hatte, dass der Angreifer ihn in Ruhe lassen sollte.
Auch Gideon schien sich darüber zu wundern oder zu ärgern und richtete seinen Zauberstab auf Lily.
»Gideon!« Lily blieb erschrocken stehen. »Nicht! Das Eis! Das Eis bricht!«
Die Worte brachten Regulus’ Herz für einen Moment zum Stillstand. Vielleicht war gar nicht sein Handgelenk gebrochen, sondern das Eis… Regulus stützte sich auf seine gesunde Hand, wischte den Schnee fort und sah im Licht seines Zauberstabs die feinen, feinen Risse wie Spinnenweben, die sich immer weiter und weiter fraßen.
Auch Gideon schien nun zu begreifen. »Wie tief ist der See?«, fragte er und sah wieder von seinen Füßen auf, um die sich ebenfalls feine Risse bildeten.
»Es geht nicht darum, wie tief er ist, sondern was sich darin befindet.«, sagte James vom Seeufer aus. Lily fuhr zu ihm herum. Daran hatte sie noch überhaupt nicht gedacht. Vielleicht waren es nicht die Kälte und das Wasser, die Regulus töteten…
Regulus blickte noch einmal über die Eisfläche unter ihm. Das Wasser war schwarz, doch bildete er es sich nur ein, oder hatte da etwas geschimmert? Hatte sich da nicht etwas bewegt?
Panik breitete sich in ihm aus und er rappelte sich erschrocken auf, rannte los so schnell er konnte. »Hey!«, rief Gideon, der Schockzauber verfehlte Regulus, traf das Eis und es knackte, es knirschte und krachte. Regulus erreichte gerade noch die Wurzel eines Baumes, der den Hang herabgestürzt und im See eingefroren war, als das Eis brach. Erschrocken klammerte er sich daran fest, der Baumstamm rutschte nach unten und mit ihm Regulus. Das Wasser war eiskalt, so fürchterlich, fürchterlich kalt und alles war schwarz.
Doch er spürte es, ganz deutlich, irgendetwas zog an seinem Fuß. Panisch ließ Regulus seinen Zauberstab aufleuchten und starrte in das Gesicht einer grotesken Gestalt, deren Augenlöcher schwarze Höhlen waren, statt Ohren stellten sich Flossen auf und spitze, nadeldünne Zähne blitzten in ihrem weit aufgerissenen Mund.
Das Licht schien sie zu verängstigen, denn sie schwamm mit ein paar Zügen eines langen, schlangenartigen Körpers wieder in die Dunkelheit und Regulus packte panisch die Baumrinde, zog sich unter Schmerzen daran hinauf. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Eisschollen, als sich nichts regte, dachte er so fest er konnte ›Expluso!‹ und tatsächlich spränge sein Zauber ihm den Weg frei. Allerdings landeten einige Eisbrocken direkt neben seinem Kopf im Wasser und Regulus hob schützend die Arme, bevor er sich an dem Baumstamm hinauf an die Luft zog.
Als das Eis brach rasten James bereits hunderte Gedanken auf einmal durch den Kopf. Lily war nicht weit auf den See hinaus gelaufen, vielleicht konnte sie dort sogar noch stehen, doch den Wesen, die darin lebten, würde es ein leichtes sein, sie unter die Eisschollen zu ziehen. Er musste sie vorher erreichen. Aber dazu müsste er auf das Eis.
Als sie in der vierten Klasse Irrwichte durchgenommen hatten und sich der Boden unter James’ Füßen plötzlich in Eis verwandelt hatte, fragte Sirius ihn, ob er auch Angst vorm Schlittschuh laufen hatte.
James hatte bejaht.
Lily hingegen hatte einmal erzählt, dass ihr Vater sie und ihre Schwester öfter auf einen See mitgenommen hatte zum Schlittschuhfahren an Weihnachten. James hatte ihr gesagt, sie sei wohl das mutigste Mädchen, das er kannte. Sie hatte es als Ironie verstanden und ihm die Zunge herausgestreckt, er aber hatte es völlig ernst gemeint.
Jetzt schien sie allerdings nicht mehr ganz so sicher auf dem Eis zu sein. Als sich die Risse in Sekundenschnelle bis zu ihr durch die Eisschicht fraßen, fuhr Lily zurück, rutschte aus und landete hart auf dem Hintern. Das Eis verschob sich, ihre Beine sanken ein und sie rollte sich herum, suchte nach Halt-
Und fand James’ Hand. Er war zu ihr geschlittert, lag auf dem Bauch und packte ihre Hand, dann ihren Arm und zog. Das Eis ächzte, brach weiter ein, aber schließlich konnte James Lily unter die Achseln greifen und sie aus dem Eisloch ziehen.
Vor ihm lag ein schwarzes Loch, genauso wie damals vor acht Jahren und James drehte sich vorsichtig herum und schob sich Zentimeter für Zentimeter davon weg. Lily tat es ihm gleich, weiße Eisbrocken tauchten wieder der Tiefe auf, verdeckten Teile des Lochs, bildeten eine tückische Falle. Als sie wieder sicher am Ufer angekommen waren, sahen sie sich um. Gideon stand noch immer auf dem See. Er hatte einfach einen Gefrierzauber angewandt, um den Rissen entgegen zu wirken und somit war eine Seite des Sees von den Erschütterungen und Einbrüchen völlig verschont geblieben. Für einen Moment ärgerte James sich darüber, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war… Dann lenkte sich seine Aufmerksamkeit auf Regulus, der sich hustend an dem Baumstamm aus dem kalten Wasser zog. »Merlin sei Dank«, hörte er Lily wispern und schluckte. Heute war wohl doch nicht der Tag, an dem Regulus Black sterben musste.
Gideon aber hatte den Zauberstab schon wieder auf Regulus gerichtet. »Bleib stehen!«, rief er, doch ein plötzlicher Zauber traf Gideon in den Rücken und der Auror fiel starr wie eine Statue kopfüber auf das Eis. Sein Gesicht landete im Wasser und Lily sprang auf.
»Gideon!«, rief sie und war bereits in Begriff erneut auf den See zu rennen, aber James hielt sie am Arm fest, zog sie zurück und rief: »Levicopus!« Gideons Körper wurde an den Füßen hochgezogen, sein Kopf hing nicht weiter im Wasser und die Wasserbewohner würden auch nicht so einfach an ihn herankommen. Ein Mann tauchte am anderen Ende des Sees auf und erst als er sprach, erkannte James seine Stimme.
»Wohin des Weges, Regulus?«, rief Snape. Er hatte den Zauberstab zwar nicht erhoben, doch James glaubte, eine gewisse Drohung aus der Frage zu hören.
»Mondscheinspaziergang.«, antwortete Regulus und James grinste. Manchmal, ja manchmal war Regulus wirklich Sirius’ kleiner Bruder. »Und du, Severus?«
»Alec meinte, du könntest schon bald etwas sehr, sehr dummes tun.«
»Nun, Mitternachtsschwimmen und Mondscheinspaziergang klingen in meinen Ohren nur mäßig dumm.« Regulus hustete. Er hatte sich über den Baumstamm nach oben gezogen, die Krone ragte noch auf das Ufer und Regulus ließ sich vorsichtig über die Äste nach unten gleiten. Als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, setzte sich der junge Zauberer ermattet nieder. Lily konnte es ihm nicht verübeln, sie war nur mit den Füßen in dem Eiswasser gewesen, doch ihr ganzer Körper schlotterte. Sie wandte schnell einen Trockenzauber an, doch auch dieser half nur wenig.
»Sich von einem Auroren fangen zu lassen in meinen Ohren aber schon.« Snape richtete seinen Zauberstab auf Lily und James. Automatisch hoben sie beide ihre Zauberstäbe. James’ Blick flackerte kurz hinüber zu Regulus, doch der Junge saß noch immer nur am Ufer, den Zauberstab zwar in der Hand aber nicht erhoben.
So plötzlich, wie Snape Gideon von hinten attackiert hatte, so plötzlich bohrte sich mit einem Mal eine Pfeilspitze durch Snapes Schulter. Der ehemalige Slytherin schrie auf, der Zauberstab rutschte aus seiner Hand, schlitterte über die Eisfläche. Wütend fuhr er herum, doch gleich drei Zentauren hatten die Bogen erhoben und auf ihn gerichtet. Snape konnte nicht verhindern, dass sich Angst in seine Augen mischte und erschrocken kroch er rückwärts auf die Eisschollen.
»Nein!« Lilys ruf hallte in dem Wald wieder und sie riss sich von James los, der sie wieder festhalten wollte. »Bitte! Tötet ihn nicht!«
Die Zentauren sahen kurz auf. Zwei von ihnen hatten ein dunkles, braunes Fell, muskulöse Beine und mehrere Narben auf dem Oberkörper von früheren Kämpfen, der dritte war komplett weiß mit hellen, glänzenden Haar, das ihm bis zur Taille ging und in breiten Strähnen über die Schultern hinunter fiel. Als Lily genauer hinsah bemerkte sie, dass der weiße Zentaur eine Frau war. Lily hatte noch nicht viele Zentauren gesehen, heute genug für ihr ganzes Leben, aber noch nie einen weiblichen.
Auch James schien verblüfft. Besonders als der weibliche Zentaur zu sprechen begann und eine helle, klare Stimme erklang.
»Du bist also tatsächlich hierher gekommen.«
James war klar, dass die Zentaurin weder mit ihm, noch mit Snape oder Regulus sprach. Lily hingegen sah sich fragend zu ihm um.
Snape nutzte die allgemeine Verwirrung, hechtete zu seinem Zauberstab und keine Sekunde später, als sich der Pfeil eines Zentaur in die Eisscholle bohrte, auf der er eben noch gelegen hatte, war er desappariert. Regulus Black hatte sich ebenfalls erhoben. James richtete seinen Zauberstab auf ihn, aber er machte gar keine Anstalten, sich zu wehren, sah nur zu den Zentauren und als diese die Bögen spannten und auf ihn richteten, setzte er sich wieder. James überlegte wieso er es Snape nicht gleichtat, wieso er nicht schon längst versucht hatte, zu verschwinden und langsam wurde ihm etwas klar: Regulus Black hatte im fünften Schuljahr Hogwarts abgebrochen. Regulus Black war sicherlich noch kein Meister im Apparieren, besonders nicht in solch stressigen Situationen mit einem unterkühlten Körper, wenn er seine Finger und Zehen nicht mehr spüren konnte… Man konnte sie dann nur allzu leicht beim Apparieren vergessen.
»Ich verstehe nicht«, sagte Lily und lenkte James’ Aufmerksamkeit wieder auf sich. Die Zentauren scharrten mit den Hufen, die weiße Zentaurin lachte.
»Ich glaube, du weißt sehr viel.«, erwiderte sie und Lily schluckte. Dann senkten die Zentauren die Bögen. »Komm mit mir.« Die Zentaurin streckte Lily ihre Hand entgegen, obwohl sie so weit weg stand. »Ich möchte dir etwas wichtiges zeigen.«
»Was?«, fragte Lily verunsichert. Zentauren hatten noch nie zu ihren Lieblingsgeschöpfen gehört, besonders nicht, nachdem sich schon mal ein Pfeil von ihnen direkt neben ihrem Kopf in einen Baum gebohrt hatte…
»Den Grund, weswegen wir heute Nacht angegriffen wurden.« Die Zentaurin hatte die Hand noch immer ausgestreckt. Unsicher drehte sich Lily zu James um. Dieser ließ nachdenklich den Blick zwischen Gideon, Regulus und den Zentauren hin und her schweifen.
»Wenn einer von euch hier bleibt und Gideon hilft, den Todesser zu bewachen, dann kommen wir mit.«, bot James an. Die beiden männlichen Zentauren tauschten Blicke, während der des weiblichen noch immer auf Lily gerichtet war. Schließlich stimmten sie zu.
Als die Zentaurin vor Lily in die Hocke ging und sich das Mädchen vorsichtig auf ihren Rücken schwang, fühlte sie sich alles andere als wohl und nur die Tatsache, dass James neben ihr auf den Rücken des anderen Zentauren kletterte, ließ sie nicht sofort wieder von dem Rücken herunter springen. James befreite Gideon noch von den Zaubern und der Auror drehte sich aufgebracht um sich selbst.
Erst dann fiel ihnen auf, dass Regulus verschwunden war.
»Wo ist er hin?«, fragte Gideon den Zentaur, der eigentlich auf ihn hätte aufpassen sollen.
»Plötzlich verschwunden.«, antwortete dieser mit unbewegter Miene.
»Was?« Wütend fuhr Gideon herum, raufte sich die Haare.
»Ich glaube nicht, dass er desappariert ist.«, sagte James leise und Gideon sah ihn verwundert an. »Er ist unterkühlt, kann seinen Körper kaum beherrschen… Er versteckt sich mit Sicherheit.«
Gideon nickte langsam. »Ich werde ihn finden. Ihr kommt hierher zurück?«
Sie nickten. Dann machten sich die Zentauren auf den Weg und Lily hielt sich erschrocken an dem Oberkörper ihrer Reitgefährtin fest, als diese begann im wilden Galopp über den unebenen Waldboden zu fliegen. Sie war noch nie auf einem Pferd gesessen, James allen Anschein nach auch nicht und keiner von ihnen beiden machte eine besonders gute Figur.
Der Ritt ging zum Glück nicht lange. Sie erreichten das Ende des Verbotenen Waldes, wo der schwarze See von Hogwarts lag, doch konnten sie das Schloss nicht sehen, da es von einigen Bäumen vor ihnen komplett verdeckt wurde. James glitt von dem Rücken des Zentauren und half Lily beim Abstieg. Der dunkelhaarige Zentaur zog sich zurück, während der weiße näher an das Ufer trat und Lily zu sich winkte. James folgte ihr. Der schwarze See lag ruhig vor ihnen und machte seinem Namen alle Ehre. Doch die Zentaurin deutete nicht hinaus auf den See, sie lenkte den Blick der jungen Zauberer nach oben, zu den Sternen.
»Was weißt du über Sternenbilder?«, fragte die Zentaurin und Lily runzelte die Stirn. Eigentlich wusste sie nur das, was sie in Hogwarts gelernt hatte… Sie sagte, dass sie nicht vieles wissen und die Zentaurin fragte, was sie sehe.
Lily starrte nach oben. Sie sah keine Sternschnuppen, keinen riesigen Mond…
Es war James, der das Niveau rettete, indem er sagte: »Den großen Wagen?«
Die Zentaurin nickte und forderte ihn auf, weiter zu sprechen.
»Äh… Den kleinen Wagen?«
»Ursa Minor. So nanntet ihr ihn früher.« Die Zentaurin sah auf Lily und James herab, die beide noch immer nicht so recht wussten, worauf die Zenaturin eigentlich hinaus wollte. »Ich habe dich in meinem Traum gesehen, kleine Hexe.«
Lilys Herz beschleunigte und sie sah aufgeregt zu der Zentaurin hinauf. »I-In deinem Traum?«
»Ja. Ich sah dich den Jungen retten. Sah ihn verschwinden. Sah, dass du sie sehen konntest.«
Verwirrt zog Lily die Augenbrauen zusammen.
»Sieh nach oben.«, forderte die Zentaurin wieder und Lily richtete ihren Blick wieder auf den Abendhimmel. »Da ist der Morgenstern Utrennjaja, der Abendstern Wetschernjaja und der Mitternachtsstern Polunotschnaja. Sie sind die Wächterinnen.«
»Die Wächterinnen?«, fragte Lily und musste unwillkürlich an Sitos Tarotkarten denken.
»Sie bewachen den Hund, der versucht den kleinen Bären zu fressen. Es heißt, wenn dies dem Hund gelingt, ist das Ende der Welt nah.«
»Ein Hund soll einen Bären fressen?«, wiederholte James.
»Einen kleinen Bären«, verbesserte die Zentaurin.
James zog die Stirn kraus.
»Und weiter?«, fragte Lily und warf James einen Blick zu, der ihm gebot, die Klappe zu halten. Beleidigt schürzte ihr Freund den Mund und sah zur Seite.
»Der Hund ist schon verdächtig nah an das Sternenbild herangetreten.« Besorgt sah die Zentaurin hinauf zu den Sternen. »Etwas wird geschehen. Aber wir wissen noch nicht, was.« Sie senkte den Blick wieder auf den See, dann hinunter zu Lily. »Zentauren können sie in ihren Träumen nicht sehen. Uns erklären sie sich in den Sternen. Euch Menschen in euren Träumen.«
Lily schluckte. »Wer erklärt sich?«
»Die Zorya, oder wie meine Verwandten sagen würden, die Nornen.« Sie lächelte dem Zentaur hinter sich kurz zu und Lily wandte sich verwundert um. Gehörte die Zentaurin etwa nicht zu derselben Herde?
»Wer sind die Nornen?«, fragte Lily. Sie hatte noch nie von ihnen gehört und die Zentaurin lächelte bekümmert.
»Wie wenig ihr Menschen über eure Welt wisst. Es sind die drei Himmelsgöttinnen, die das Schicksal in die Sterne schreiben.« Sie deutete wieder nach oben. »Die drei Wächterinnen und Beschützerinnen.«
»Und die zeigen sich uns Menschen in unseren Träumen?«
»Nein, nicht in jedem Traum.« Die Zentaurin schnaubte. Dann sah sie wie wieder auf den See, auf dessen glasklaren Oberfläche sich die Sterne spiegelten und ihn wie einen zweiten Himmel erscheinen ließen. »Träume sind magische Welten so wie diese. Vielleicht die magischste Welt von allen.« Sie beugte sich zu Lily herunter, die langen, weißen Haare fielen ihr von den Schultern. »Weißt du, wer die gefährlichsten aller Menschen sind?«, fragte sie leise und Lily fiel erst jetzt auf, dass die Zentaurin schwarze Augen hatte. Schwarz wie die Augen eines Einhorns.
»Die Zauberer?«, piepste Lily nervös, doch die Zentaurin lächelte.
»Nein.«, hauchte sie. »Die, die das Schicksal ändern können.«
Lily schluckte. Die Zentaurin richtete sich wieder auf, drehte sich zu ihrem Begleiter um und ging wieder auf die Knie, damit Lily ihr auf den Rücken klettern konnte. »Etwas wird passieren. Was wissen wir noch nicht. Aber euer Feind scheint es zu ahnen.«
Als sie zurückkehrten zu dem zugefrorenen See, waren Sirius, Remus und Peter ebenfalls da. Gideon und Remus lieferten sich gerade eine hitzige Diskussion, als sie die Hufgeräusche hörten und keine zehn Sekunden später brachen die Zentauren durch die Baumgrenze, ihre Freunde auf dem Rücken. James glitt von dem Pferderücken, half Lily herunter und eilte dann ohne die Zentauren eines weiteren Blickes zu würdigen zu seinen Freunden. Remus hatte einen bösen Schnitt am Oberschenkel, doch er schien bereits wieder zu heilen, Peter war scheinbar weitestgehend unverletzt und Sirius…
Sirius kauerte am Boden, seinen kleinen Bruder im Arm. James schluckte, ging neben ihm in die Hocke, betrachtete das bleiche Gesicht von Regulus Black an Sirius’ Schulter.
»Ist er…« James ließ die Frage unausgesprochen, als könnte das das Unheil abwenden und tatsächlich schüttelte Sirius den Kopf.
»Hab ihn in einer Erdspalte gefunden.«, sagte Gideon. »Hattest recht, er hat zwar einen Unsichtbarkeitszauber angewandt, aber das eher schlecht als recht.«
»Er ist unterkühlt. Seine Klamotten und Haare sind trocken, aber… Ich hab schon Hitzezauber angewandt…« Sirius hielt James den Jungen hin und er nahm ihm ihn schnell ab. Sirius legte seinen Umhang ab wickelte ihn um Regulus und zückte seinen Zauberstab. Er nahm James seinen Bruder wieder ab richtete die Spitze des Zauberstabs auf den Umhang, murmelte Wärmezauber.
»Was soll das?« Genervt stöhnte Gideon auf. »Lass ihn uns endlich in die Aurorenzentrale bringen!«
»Er braucht ärztliche Hilfe!«, erwiderte Remus. »Der Junge ist fast schockgefrostet!« Da konnte James ihm nicht mal wiedersprechen. Regulus war so bleich und seine Lippen so blau, wie James es noch nie bei einem Lebenden gesehen hatte. Und bei einem Toten auch nicht.
»Er wird seine ärztliche Untersuchung kriegen, sobald wir ihn in die Aurorenzentrale gebracht haben!«
»Crouch wird ihn doch sofort vor Gericht zerren!«, erwiderte Remus.
»Er ist ein Todesser!«
»Er ist Sechzehn!«, mischte sich Lily ein. »Wir können einen sechzehnjährigen, halb tiefgefrorenen Jungen nicht einfach in die Aurorenzentrale bringen und ihn der Willkür der Behörden aussetzen, ohne ihn vorher von einem Heiler behandeln zu lassen! Er könnte sterben! Und dabei ist es egal, ob er ein Todesser ist oder nicht!«
»Es war ihm auch egal, als er unsere Freunde getötet hat!«, erwiderte Gideon und machte einen Schritt auf Sirius zu, doch Lily und Remus traten ihm in den Weg. »Ich verstehe nicht, wieso es euch so kümmert!« Gideon verdrehte die Augen. »Die anderen Todesser wolltet ihr auch nicht untersuchen lassen, oder?«
»Wir reden hier von Sirius’ Bruder.«, knurrte James, der sich nun ebenfalls erhob. »Ob Todesser oder nicht, es ist immer noch Sirius’ Bruder! Und keiner von uns wird zulassen, dass er in Sirius’ Armen stirbt!«
Da gab Regulus ein leises Stöhnen von sich und sie alle drehten sich zu ihm herum. Er war immer noch bleich, die Lippen blau, aber Sirius glaubte einen Temperaturunterschied zu spüren, als er ihm das Haar aus dem Gesicht strich. Langsam öffnete er die Augen, aber sie waren viel zu schwer und fielen ihm wieder zu, ohne dass er überhaupt etwas hatte sehen können. Jemand hielt seinen Oberkörper fest und zog ihn höher, sein Kopf landete auf einer Schulter. Er hörte einen Herzschlag. Das bedeutete, dass seine Ohren noch da sein mussten, auch wenn er sie nicht spüren konnte. Er konnte weder Finger noch Füße spüren, aber irgendetwas verströmte Wärme. Regulus wollte sich stärker an die Quelle dieser Wärme pressen, aber seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Stimmen drangen an sein Ohr und eine Stimme antwortete dröhnend in seinem Ohr:
»Holt Benjy Fenwick. Er kann ihn heilen.«
Sirius. Mit aller Macht öffnete Regulus die Augen, um sich davon zu überzeugen, dass er nicht halluzinierte.
Nein. Da war er. Sah auf ihn herunter. Legte die Hand an Regulus’ eiskalte Wange. Wunderbar warme Hand.
»Siri…«
»Hey.«, antwortete Sirius, aber die Augen seines Bruders fielen schon wieder zu. Er klopfte ihm gegen die Wange, bis er sie wieder öffnete. »Nicht einschlafen«, mahnte er und Regulus kniff die Augen zusammen, schloss sie wieder und kassierte wieder leichte Schläge auf die Wange. Langsam begannen seine Glieder zu schmerzen, als die Wärme in sie zurückkehrte und seine Muskeln begannen zu zittern. Bald schon schlugen seine Zähne hart aufeinander und Regulus versuchte sie zusammen zu beißen oder das Zittern zu unterdrücken, doch es klappte nicht.
Weitere Hände legten sich auf seinen Körper. Regulus öffnete die Augen. Ein alter Mann beugte sich über ihn. Er legte den Zauberstab auf Regulus’ Stirn und anfangs war die Hitze, die davon ausging noch angenehm, doch dann breitete sie sich plötzlich in seinem Körper aus wie Feuer, so als würde er innerlich verbrennen. Regulus schrie auf wandte das Gesicht ab, vergrub es in einer Fluchtreaktion in Sirius’ Brust und die nächsten zwei Atemzüge fühlten sich an, als würde er heiße Asche einatmen, die ihm die Atemwege versengte.
»Was passiert mit ihm?«, hörte Regulus seinen Bruder fragen, doch der Alte beruhigte ihn, sagte, es würde gleich aufhören und das tat es. Regulus war immer noch bleich und seine Haut war alles andere als warm, aber er zitterte nicht mehr. Und er war müde, so unendlich müde.
»Wie konnte er so schnell so stark auskühlen?«, fragte Sirius und Fenwick ließ ein leises Seufzen hören.
»Nun, zum einen darum.«, meinte der Heiler und hob Regulus’ Arm an. Den, auf dem das Dunkle Mal eingebrannt war. Die Schlange wandte sich um Regulus’ Handgelenk, als wollte sie ihm das Blut abschnüren. »Ich schätze, dieses Mal zieht sehr, sehr viel Kraft, besonders jetzt, wenn der Dunkle Lord so verärgert ist. Und wir haben ihn bestimmt verärgert.« Benjy legte den Arm wieder sanft auf Regulus’ Bauch ab. »Zum anderen bestimmt auch deswegen.« Er griff unter Sirius’ Umhang an Regulus’ Hals. Der Junge zuckte unter der Berührung zusammen, wehrte sich aber nicht und Benjy zog ein kleines Kettchen hervor, an dem eine fünfeckige Scheibe befestigt war.
»Was ist das?«, fragte Sirius verwundert.
»Ein Vergiss-mein-Nicht.« Benjy gluckste. »Sehr schlaues Bürschchen. Ein Vergiss-mein-Nicht ist ein Portschlüssel, der jemanden Jederzeit an einen Ort bringt, wenn das dazugehörende Gegenstück an diesen Ort gelangt. Ein solcher dauerhafter Portschlüssel verbraucht ebenfalls einiges an Energie, kann aber ein durchaus hilfreiches Fluchtmittel sein.«
»Gib mir das Vergiss-mein-Nicht.« Forderte Gideon, aber Sirius zögerte. Schließich nickte er und Benjy entfernte die Kette von Regulus’ Hals. Da schien wieder Leben in den Jugendlichen zu kommen. Er öffnete die Augen, musterte Sirius, dann dessen Freunde, die alle um ihn herum standen und auf ihn herunter starrten. Erst wollte er sich aufrichten, doch er merkte schnell, dass es sinnlos war, er hatte noch nicht genügend Kraft dafür. Sein Handgelenk begann zu schmerzen und es half nicht, dass Sirius es in seinem Schoß leicht zerquetschte. Er schaffte es seinem Bruder irgendwie begrifflich zu machen, dass er den Arm heben wollte und Sirius schob ihn von sich weg. Als Regulus den Arm hob und seine Hand auf seinem Bauch ablegte, wünschte er sich fast, die kalte Taubheit würde zurückkehren. Fenwick nahm den Arm in seine Hände und dann war der Schmerz auch schon verschwunden. Regulus schloss erleichtert die Augen.
»Vater ist verdammt schlecht gelaunt wegen dir.«, murmelte Regulus und sein Kopf sank von allein wieder an Sirius’ Schulter. Sein Bruder schmunzelte.
»Noch schlechter als sonst?«
»Um Meilen.«
»Können wir ihn jetzt endlich in die Aurorenzentrale bringen?«, fragte Gideon genervt. »Dort kann er sicherlich besser auftauen, als in diesem kalten Wald! Außerdem bekommen wir langsam Besuch.«
Auch Remus fühlte sich in dem Verbotenen Wald alles andere als wohl. Er sah sich um und bemerkte das Rascheln in den Gebüschen um sie herum. Einige Geschöpfe planten sie hier wohl doch noch zu verspeisen…
»Jaaa in Askaban ist es bestimmt viel kuschliger.«, murmelte Regulus.
»Du kommst nicht nach Askaban.«, erwiderte Sirius. »Sie stecken doch keine Minderjährigen nach Askaban!«
»Darauf würde ich nicht wetten.«, meinte Benjy.
»Sie stecken ihn nicht nach Askaban!« Drohend sah Sirius Benjy an, als wäre er der Zaubereiminister. »Er ist minderjährig und wenn er alles erzählt, was er weiß, dann bekommt er einen fairen Prozess.«
Regulus entfloh ein kehliges Lachen. »Ich würde nicht mal lebend im Gerichtssaal ankommen.«
»Natürlich würdest du-«
»Nein.« Regulus schüttelte den Kopf und sah Sirius an. Dieselben grauen Augen, nur waren Regulus’ etwas offener geformt, vielleicht auch nur, weil sein Gesicht jünger war. »Sie würden mich nicht reden lassen.«
Lily schluckte. Sie dachte daran, was Snape gesagt hatte. »Er hat recht.«, murmelte sie und Sirius sah zu ihr auf. »Snape war hinter ihm her. Er sagte, Mulciber fürchte, Regulus könne etwas Dummes tun. Ich glaube, er meinte, sich gefangen nehmen zu lassen und das Plaudern anzufangen.«
Auch Regulus’ Blick richtete sich auf die rothaarige Hexe. Er blinzelte, grinste leicht. »Du wusstest es.«, murmelte er und Lily wünschte sich plötzlich, sie hätte nicht die Aufmerksamkeit des jungen Black auf sich gezogen. »Du wusstest, dass das Eis brechen würde. Du wusstest es, noch bevor irgendein Zauber-«
»Es war ein zugefrorener See, da liegt der Schluss schon sehr nahe.«, mischte sich James ein aber Regulus würdigte ihn keines Blickes. Er grinste wissend.
»Okay, können wir jetzt bitte aufhören, hier Zeit zu verschwenden?« Gideon stellte sich zwischen Lily und Regulus und zum ersten Mal war sie ihm für irgendetwas dankbar. »Wir werden schon dafür sorgen, dass unser Zeuge ausreichend beschützt wird, wenn er vor Gericht geladen wird.«
»Ihr könnte euch doch noch nicht mal selbst beschützen.«, erwiderte Regulus und sein Blick fiel auf Benjy Fenwicks Uhr, als sich der alte Mann aufrichtete und den Schmutz des Waldbodens von seinem Umhang klopfte.
»Jetzt reicht’s! Na los, hoch mit dir!« Gideon bückte sich und griff Regulus unter die Arme. Sirius protestierte nicht. Was für eine Wahl hatten sie schon? Sie konnten Regulus nicht hier lassen und wenn Lily Recht hatte, dann würden die Todesser Regulus überall finden…
Er stand wackelig auf den Beinen, Sirius’ Umhang fiel ihm von den Schultern und Regulus griff sich an die Stirn, als würde ihm gleich schlecht werden. Dabei sah er auf seine eigene Armbanduhr.
»Oh«, machte er, während Gideon schon magische Handfesseln heraufbeschwor und Regulus rechte Hand in seine nahm. »Meine Uhr ist stehen geblieben. Wie spät ist es?«
»Mitternacht.«, antwortete Peter sofort.
»Danke.«
Damit griff Regulus mit der rechten Hand nach Gideons Manteltasche, aus der noch ein Stückchen der goldenen Kette lugte, die er nur fahrig hineingesteckt hatte und stieß den Auroren mit einer Kraft von sich, die keiner von dem eben noch halb ohnmächtigen Jungen erwartet hätte. Sirius streckte den Arm aus, um seinen Bruder festzuhalten-
Doch dieser war bereits verschwunden.
Fassungslos starrten die Ordensmitglieder auf den Fleck, an dem gerade eben noch Regulus Black gestanden hatte, bis Gideon einen frustrierten Schrei ausstieß.
»Wie gewonnen, so zerronnen.«, murmelte James und klopfte Sirius ein bisschen aufmunternd auf den Rücken.
»Ja, ja, Vergiss-mein-nicht.« Benjy Fenwick holte seinen Zauberhut aus seinem Umhang und setzte ihn sich wieder akkurat auf die grauen Locken. »Unsagbar praktische, kleine Dinger.«


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