Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 36

von Jojoi

Miriam fuhr hoch, ihr ganzer Körper zitterte, ihr Atem ging stoßweise. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich in der Dunkelheit um. Ihr gegenüber schwebte ein gehörntes Etwas in der Luft und Miriams Herz überschlug sich beinahe. Panisch griff sie nach ihrem Zauberstab, der stets unter ihrem Kopfkissen lag, rief »Lumos!« - -
Und ließ den Zauberstab ermattet wieder sinken. Sirius’ dämliche Motorradstehlampe, auf die er immer seine Lederjacke schmiss. Miriam schloss die Augen.
Sie war in der Aurorenausbildung davor gewarnt worden, dass einige von Alpträumen geplagt wurden. Sie hatte die Sache belächelt und tatsächlich waren es nicht ihre Aufträge, die ihr Nachts den Schauer über den Rücken jagten.
Es begann immer gleich. Mit dem Gefühl von Macht, das sie durchströmte und ihr Herz freudig höher schlagen ließ. Miriam die Unbezwingbare, Miriam die Furchtlose. Aber dann war da diese Gasse. Diese dunkle Gasse in die sie lief. Und immer war da ein Mann, er hatte kein Gesicht, es verschwamm immer zu. Und sie hob die Hand und tötete ihn, jedes Mal.
Steve.
Sie wusste immer noch nicht, ob sie an seinem Tod schuld hatte. Oder waren ihre Träume die Antwort darauf?
Mit einem Seufzen sah sie auf den Wecker. Die kleinen Motorräder zeigten fünf Uhr morgens. Miriam seufzte noch einmal und ließ sich ins Kissen sinken. Ob es sich überhaupt lohnte, noch mal schlafen zu gehen?
Sirius drehte sich auf den Bauch, das Gesicht ihr zugewandt schwelgte er in den seligsten Träumen. Miriam betrachtete ihn stumm und versuchte, den Traum hinter sich zu lassen. Doch es gelang ihr nicht. Es gelang ihr nie.
Als die Morgensonne durch die Fensterläden drang und sie erkennen konnte, dass Sirius im Schlaf sabberte, wusste Miriam, dass es Zeit war, aufzustehen. Sie ging in die Küche, hexte sich einen Kaffee, griff nach dem Tagespropheten, der im gekippten Fenster steckte, durchsuchte ihn nach Hinweisen auf den Mülltonnenmord, doch nichts, alles drehte sich um das Quidditchspiel-Massaker. Miriam legte die Zeitung zur Seite, schlürfte an ihrem Kaffee und stützte das Kinn in die Hände. Ihr Blick wanderte Richtung Garderobe. Ihre Jacke, in der noch immer das kleine Fläschchen mit der dunklen Flüssigkeit steckte…
Es war nicht der Anblick des Toten, der sie nachts aus ihrem Träumen riss. Es war das Gefühl tiefster Zufriedenheit und Stärke, das sie dabei empfand und das ihr Angst machte.
Und der tiefe, dunkle Wunsch danach, sich noch einmal so zu fühlen.

Weihnachten kam schnell und Lily musste zugeben, dass sie sehr ehrleichtert war, als sie die Meldung von Andrew Howe kam, dass Julia gesund und munter über die Feiertage zuhause angekommen war. Selbst, so schrieb er, habe er noch nichts in der Ministeriumsangelegenheit erreichen können. Lily würde sich wohl oder übel in Geduld üben müssen.
Aber sie war auch froh sich über die Feiertage endlich keine Gedanken mehr über Anschläge, Morde und Attentate machen zu müssen. Auch Eve kam gesund und munter im Potterhaus an und James war glücklich, seine kleine Spielgefährtin wieder zu haben. Sie quartierten sie wieder in Sirius’ altem Zimmer ein, Lily entfernte dafür eigens die Motorrad- und Frauenposter von den Wänden.
Am Weihnachtsmorgen hatte Lily eigentlich vorgehabt, früh aufzustehen, doch als der Wecker klingelte, ignorierte sie ihn natürlich gekonnt. Miranda hatte Freunde und Bekannte zu einem ungezwungenen abendlichen Zusammensein eingeladen. James meinte, seitdem seine Eltern arbeitslos waren hatten sie plötzlich erstaunlich viel Zeit, um Partys zu schmeißen. Lily war das aber eigentlich ganz recht. Die kleinen Feiern vertrieben die düsteren Gedanken an den herrschenden Krieg für ein paar Stunden.
James gebot dem nervigen Wecker schließlich Einhalt und schmiss ihn dabei beinahe vom Nachttisch. Da er den Arm dafür sowieso schon über Lily gestreckt hatte, ließ er ihn gleich quer über ihrem Gesicht liegen und Lily schob ihn ärgerlich nach unten.
Dann schlief sie weiter.
Schließlich war es aber wieder James, der sie weckte, dieses Mal aber viel sanfter mit einem Kuss aufs Haar und einem leisen Flüstern in ihr Ohr.
»Frohe Weihnachten, Tigerlily.« Sie brummte, seufzte, wollte weiter schlafen und er lachte leise in ihr Ohr. »Willst du nicht dein Geschenk aufmachen?« Sie schwieg, dachte mit trägen Gedanken darüber nach, kam zu dem Schluss, dass ihr ihr Geschenk hoffentlich nicht weglaufen würde. »Komm schon, Lily. Wach auf.« Er küsste ihre Wange, strich über ihren Arm. »Es ist schon viertel nach elf.«
»Viertel nach Elf!?« Lily riss die Augen auf und fuhr so schnell herum, dass sie James regelrecht von sich herunter schleuderte. Entsetzt starrte sie auf ihren Wecker.
Acht Uhr fünfzehn.
James lachte. Er lag neben ihr auf dem Rücken, ihr entsetztes und wütendes Gesicht bereitete ihm anscheinend das größte Vergnügen.
»Blödmann.«, knurrte Lily und zog sich die Decke wieder über den Kopf.
»Immerhin bist du wach.« James umschlang ihren Körper und legte seinen Kopf auf ihren. »Dann können wir ja jetzt Geschenke auspacken gehen.«
Lily brummte ihn durch die Decke nur an, sie bekam nur sehr schlecht Luft und schließlich musste sie ihren Kopf doch wieder aus darunter hervorstrecken. James grinste schief auf sie hinab und plötzlich konnte auch Lily ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken.
»Du hast Schlaf in den Augen.«, bemerkte sie und hob einen Finger um ihn James vorsichtig wegzustreichen.
»Dabei bin ich eigentlich topfit dank deines nervigen Weckers.«, bemerkte James, schloss die Augen und ließ sich von Lily herrichten.
»Ist besser als von deinem dämlichen Hauselfen geweckt zu werden.«, meinte sie, ließ die Hand sinken und James öffnete seine Augen wieder.
»Frohe Weihnachten.«
»Frohe Weihnachten.«
Sanft küssten sie sich. Lily schloss die Augen, genoss das Gefühl von seinen Lippen auf ihren und grinste, als sie daran dachte, wie nervös küssen sie früher gemacht hatte. James hatte wohl recht mit dem, was er zu Eve gesagt hatte: Je öfter man jemanden küsst, desto mehr gewöhnte man sich daran… Was der Sache jedoch keinesfalls die Spannung nahm.
James löste sich von ihren Lippen, küsste sich zu ihrem Hals herab und Lily vergrub lächelnd die Hand in seinem Haar. Noch vor einem Jahr hatten sie Weihnachten im Krankenflügel von Hogwarts gefeiert. Wenn James sie damals schon so geküsst hätte…
»Wolltest du nicht Geschenke auspacken gehen?«, fragte Lily an seine Wange und erwiderte seine Berührungen, als er sanft über ihren Hals hinunter strich und dabei geschickt den obersten Knopf ihres Pyjamas öffnete.
»Ich bin doch dabei.«, erwiderte James leise und ließ seine Hand von Knopf zu Knopf weiter nach unten gleiten. Lily schob eine Hand unter sein T-Shirt und schmunzelte in ihren Kuss hinein.
Als sie sich aber irgendwann doch aus dem Bett quälten, wollte James so schnell wie möglich Geschenke auspacken gehen, aber Lily hielt ihn noch kurz auf, stellte sich auf die Zehenspitzen und fuhr mit den Fingerspitzen durch sein Haar.
»Was soll das werden?«, fragte er verwundert und strich selbst einmal hindurch, aber Lily hielt seine Hand schnell fest.
»Weil deine Haare heute morgen schlimmer aussehen als je zuvor.«, erklärte Lily seufzend und versuchte verzweifelt die Haarsträhnen dazu zu bringen, glatt auf seinem Kopf aufzuliegen.
»Tja, ich kann nichts dafür, wenn du mir ständig hindurch fahren musst.« James zwinkerte ihr zu und beugte sich noch einmal zu ihr nach vorne, um sie zu küssen.
»Du bist auch nicht besser.«, brummte sie an seine Lippen und versuchte selbst mit den Fingern durch ihre verknoteten Haare gleiten zu lassen. »Und dein Haar ist so schön weich…«
James lachte, gab das Kompliment zurück, und schlug schelmisch grinsend eine gemeinsame Dusche vor. Lily ließ sich die Sache für einen Moment durch den Kopf gehen, zog James dann grinsend zum Badezimmer. Ihr Freund musste also noch einmal auf das Geschenke auspacken verzichten…
Auch als sie einen dritten Versuch starten wollten, geduscht, angezogen und akzeptabel hergerichtet, musste James leider auf das Auspacken verzichten, denn seine Mutter drückte ihm, kaum dass er die Treppe herunter gekommen war, einen Eimer und eine große Gartenschaufel in die Hand.
»Den Limibien ist kalt. Bedeck sie mit etwas mehr Erde. Nimm die Erde, die der Nussbaum aufgehäuft hat.«, befahl sie und James verzog genervt das Gesicht.
»Mom, es ist Weihnachten, draußen ist es matschig und kalt und ich hab noch nicht mal gefrühstückt.«
»Das ist eine Sache von fünfzehn Minuten James, also los, hophop!« Seine Mutter drängte ihn zur Eingangstür und James seufzte tief. Mit einem »Womit hab ich das verdient?«, machte er sich an die Arbeit und stand zwanzig Minuten später ermattet und hungrig in der Küche. Zum Glück hatte seine liebreizende Freundin die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, ihm ein großes Frühstück mit allem, was das Herz begehrte, herzurichten und James machte sich gierig über Rührei, Croissant, Müsli und Kakao auf einmal her.
Beinahe befürchtete er, jetzt noch länger auf die Geschenke warten zu müssen, als Sirius und Miriam in der Küche erschienen und Sirius sich natürlich sofort ebenfalls an James’ Frühstück beteiligte. Eve kam schließlich auch die Treppe herunter und Miranda verkündete zufrieden, dass nun endlich die Geschenke verteilt werden durften. Wie viel einfacher das doch gewesen war, als James noch das einzige ›Kind‹ im Hause Potter gewesen war…
Begeistert riss Sirius sein in blaues Packpapier eingewickeltes Geschenk auf und lachte. Auch Lily und James kicherten los, als er einen blauen Pyjama mit vielen kleinen, fahrenden Motorrädern hervor zog.
»Passend zu deiner Bettwäsche«, erklärte Miriam und nahm Sirius’ Kuss entgegen, den er ihr zum Dankeschön auf die Lippen drückte.
Er lachte aber noch viel mehr, als Miriam aus ihrem Geschenk den grellpinken Motorradhelm zog, den er ihr eingepackt hatte. »Bei deinem Fahrstil ist Helm Pflicht«, erklärte er und zog ihr den Helm über den Kopf. Als Miriam protestieren wollte, stimmten James und Lily Sirius zu und die Aurorin schloss beleidigt das Visier.
Lilys Geschenk an James war das kleinste von allen unter dem Weihnachtsbaum und James öffnete die so Verpackung vorsichtig, als wäre sie schon das wertvollste am Geschenk. Hervor kam eine schwarze Schachtel, die James ebenfalls neugierig öffnete. Beinahe befürchtete er, Lily hätte ihm eine Vokabelbox für alte Runen geschenkt, doch als er eine der kleinen Karteikarten aus der Schachtel zog, war es ein Gutschein für eine Rückenmassage. Begeistert zog James weitere Karten hervor. Gutschein für ein Essen seiner Wahl. Gutschein für ein Mal nicht-mehr-sauer-sein. Gutschein für einen Aufenthalt in einer Besenkammer.
»Ich glaube, den hier löse ich gleich ein.«, meinte James und hielt Lily den ›Gutschein für einen Kuss‹ entgegen. Obwohl Sirius und Miriam (unter dem Helm hervor) synchron ein würgendes Geräusch von sich gaben, erfüllte Lily seinen Wunsch sofort.
Eve bekam von Lily und James ein Quidditch-Handbuch mit einigen handschriftlichen Bemerkungen von James am Seitenrand. Eve hatte ihr verbliebenes Taschengeld dafür genutzt, ihrem Cousin und seiner Freundin eine kleine Box mit allerlei Schabernack aus Zonko’s zusammen zu stellen. So war es nicht verwunderlich, dass man den ganzen Tag über aus dem Hause Potter Knallkörper und kleine Schreckensschreie zu hören waren.
Für James’ Eltern hatten Lily, James und Sirius einen Gutschein in einem schicken Restaurant in York gekauft. Im Gegensatz zu ihrem Sohn wussten sich Mr und Mrs Potter recht gut unter Muggeln zu bewegen und daher hatte Lily keinerlei Bedenken bei der Auswahl des Restaurants gehabt.
Und schließlich war auch sie an der Reihe. Zu ihrer Verwunderung war Lilys Geschenk das mit Abstand größte unter dem Weihnachtsbaum. Und es war auch noch von James.
»Was ist das?«, fragte sie und musterte den langen, rechteckigen Karton argwöhnisch. Er war nicht besonders schwer, aber auch nicht sonderlich leicht… Wenn sie ihn schüttelte, wackelte etwas darin hin und her.
»Mach es auf«, sagte James schlicht, aber seine Augen blitzen und Lily wusste, dass er sein Geschenk höchst unterhaltsam fand. Misstrauisch öffnete sie die Schleife und zog vorsichtig die Verpackung ab. Auf dem Karton stand nichts und Lily warf noch einen prüfenden Blick zu ihrem Freund. Auch Sirius grinste von einem Ohr zum anderen, er war offensichtlich auch eingeweiht. Das konnte ja nichts Gutes heißen, oder?
Schließlich öffnete sie den Karton, in der Hoffnung, dass ihr Geschenk sie nicht gleich anspringen würde, und zog einen Besen hervor. Einen rosaroten Besen mit weißen Blümchen passend zu dem Motorradhelm, den sie schon vor einiger Zeit von Sirius bekommen hatte.
»Es hat trotz Magie Stunden gedauert, das Teil anzumalen, also freu dich.«, meinte Sirius auf Lilys kritischen Blick hin und James lachte.
»Ein Besen? Ernsthaft?«, fragte sie ihn und ließ das bemalte Holz durch ihre Finger gleiten. Es fühlte sich mit der vielen Farbe eher an wie Plastik, aber Lily erkannte gleich, dass es ein viel hochwertigerer Besen war als die wurmzerfressenen Teile, die sie in Hogwarts für ihre Flugstunden verwendet hatte.
»Keine Sorge, ist ein Anfänger-Modell.«, meinte James und nahm ihr den Besen aus der Hand. »Breit gefächert für gute Stabilität, kurzer Stil und fliegt nur halb so schnell wie meiner.«
»Das ist nur ein Kinderbesen.«, bemerkte Miriam.
»Pssst!«, machte Sirius und Lily verdrehte die Augen.
»Aber der war sicher trotzdem teuer.«, meinte sie und hob abwehrend die Hände, als James ihn ihr zurückgeben wollte.
»Na und? Du bist es mir wert.«, erwiderte James und drückte ihr den Besen in die Arme. »Dann können wir bald schon gemeinsam unsere Runden drehen.«
Lily betrachtete den Besen in ihren Armen und stellte sich vor, wie sie von James durch die Luft gehetzt wurde… Ihr Freund würde wohl nie aufhören, sie mit dem Fliegen zu nerven.
»Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf.«, meinte James auf ihr wenig glückliches Gesicht hin und Lily errötete ertappt.
»Sorry«, meinte sie und setzte ein Lächel auf. »Vielen Dank.« Sie gab James einen Kuss und er schien nicht mehr beleidigt zu sein, vermutlich hatte er schon damit gerechnet, dass Lily keine Freudensprünge machen würde. Dennoch registrierte er zufrieden, dass Lily immer öfter im Laufe des Vormittags über den Besenstiel strich und genauere Blicke auf die aufgepinselten Blümchen warf. Eve hingegen schien ganz hingerissen von dem Besen zu sein und schließlich überließ Lily ihr auch den ersten Ritt auf dem neuen Gefährt.
So verging der Tag und bis abends langsam die ersten Gäste einkehrten. Benjy Fenwick war mit der erste und Lily freute sich, den kleinen Zauberer wieder zu sehen. Zu James’ Verwunderung tauchten auch die Prewett-Brüder Fabian und Gideon auf, er hätte ja eigentlich gedacht, dass sie mit ihrer Schwester und deren Familie feiern würden.
»Mollys Kinder haben das Koboldfieber.«, erklärte Fabian und nippte an seinem Butterbier. »Hab ihr gesagt, sie soll es genießen, das wird das ruhigste Weihnachtsfest, das sie je wieder erleben wird!«
»Wohl wahr.« Mr Potter nickte und schenkte sich selbst ein Glas Rotwein ein. »Es war noch nie so ruhig in diesem Haus wie damals, als James die Drachenpocken hatte.«
»Was vielleicht daran liegt, dass ich damals zwei Wochen im Mungo war und ihr mich gar nicht gesehen habt.«, bemerkte James. Sein Vater wollte wohl etwas erwidern, aber ein neuer Knallkörperstreich von Sirius lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Langsam füllte sich das Haus der Potters. Remus kam mit seinen Eltern, ebenso die Pettigrews und Moody. Lily merkte, wie James und Sirius bei seiner Ankunft vielsagende Blicke tauschten und verzog das Gesicht. »Wenn du heute Moodys Hintern küsst«, raunte sie James ins Ohr, »glaub ja nicht, dass du deine Lippen danach noch auf meine legen darfst!«
»Als wäre es nicht schon schlimm genug, Moodys Hintern küssen zu müssen«, brummte James und schürzte die Lippen. »Hey Pad!«, meinte er dann plötzlich und winkte seinen besten Freund zu sich herüber. »Wie wäre es mit doppelt oder nichts?«
Sirius grinste schief. »Willst du Moodys Hintern unbedingt zwei Mal küssen, Prongs?«
»Komm schon… Ich wette…« James überlegte kurz. »Ich wette, mit meinem Flugtraining schafft Lily es im Sommer dich und dein Motorrad in einem Rennen zu schlagen! Und wenn sie es nicht schafft, küsse ich Moodys Hintern und…« James sah sich im Raum um. Sein Blick fiel auf Miriams rosaroten Motorradhelm, der unter dem festlich geschmückten Christbaum stand. »Und ich werde für ein Jahr bei meinen Quidditchspielen Lilys rosaroten Blümchenhelm aufziehen.«
Sirius hob eine Augenbraue und betrachtete James so, als würdeer sich seinen besten Freund in dem rosaroten Helm vorstellen. »DAS wäre mal ein Anblick.«, meinte er dann grinsend. »Die Mädchen würden auf dich fliegen, Prongs!«
»Und die Jungs erst!« James nickte lachend. »Und wenn du verlierst, musst du ein Jahr lang Miriams rosaroten Motorradhelm tragen! Abgemacht?«
Abschätzend sah Sirius zu Lily hinüber und schürzte die Lippen. »Und wenn Evans absichtlich verliert, weil sie dich unbedingt in einem rosaroten Blümchenhelm auf dem Quidditchfeld sehen will?«
»Lily hat Sportsgeist und weiß, dass man in einem Wettbewerb immer sein bestes gibt.« James legte ihr den Arm um die Schulter und drückte die rothaarige Hexe an sich.
»Hör auf mich da rein zu ziehen, James!«, grummelte Lily und versuchte sich von ihm zu lösen.
»Willst du etwa, dass ich Moodys Hintern küsse?« James machte ein bekümmertes Gesicht. »Ich hab nur verloren, weil du auf meinen Gefühlen herum getrampelt bist wie ein Bergtroll und ich das von meiner tollen, liebenswürdigen, klugen Freundin nicht erwartet habe!«
Autsch. Mit einem Mal wog Lilys schlechtes Gewissen wieder Tonnen und sie senkte beschämt den Blick. Sie wusste, dass sie sich richtig entschieden hatte, sie war noch nicht bereit dafür, zu heiraten. Aber das änderte nichts daran, dass sie James verletzt hatte…
»Und du willst doch auch fliegen lernen.« James strich sich nachdenklich über das Kinn. »Ich glaube, wenn du Sirius in einem Wettrennen schlägst, ist unser Training offiziell beendet. Wie klingt das?«
Lily seufzte und verdrehte die Augen. Sie wollte schon verneinen, doch plötzlich zupfte es an ihrem Arm und sie drehte sich verwundert herum.
»Komm schon Lily!« Eve strahlte sie an und klammerte sich an Lilys Arm. »Das wird bestimmt lustig!«
»Ja, Lily, bestimmt!«, pflichtete James seiner Cousine bei und Sirius lachte. Von allen Seiten bedrängt meinte Lily schließlich: »Von mir aus! Solange ich bei dem Wettrennen keine waghalsigen Flugmanöver zeigen muss oder ihr eine völlig unzumutbare Strecke aussucht«
James grinste zufrieden und schließlich schlug Sirius in die Wette ein. Lily war sich nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, sich überreden zu lassen – eigentlich war sie sich sogar ziemlich sicher, dass es ihre schlechteste Idee seit langem gewesen war. Sie seufzte tief.
Und während Sirius sich wieder was zum trinken holte und James mit einer Cousine Späßchen trieb, tippte ihr jemand auf die Schulter und reichte ihr ein volles Glas Eierlikör.
»Frohe Weihnachten, Lily. Ich darf doch Lily sagen, oder?« Fabian Prewett lächelte charmant und nahm sofort wieder einen angemessenen Abstand zu ihr ein, kaum dass Lily das Glas entgegen genommen hatte.
»Ja. Danke, gleichfalls.«, meinte sie, wenn auch etwas verwundert. Fabian war zwar der weitaus sympathischere und offenere der Prewett-Brüder, dennoch hatte er noch nie einfach so freundschaftlich das Wort an sie gerichtet…
»Könnten wir uns kurz unterhalten?«, fragte er und nickte zur Eingangstür hin, die schon längere Zeit offen stand. Das Feuer im Kamin verbreitete eine glühende Hitze im Wohnzimmer und so war ein kurzer Gang ins Kühle vielleicht keine schlechte Idee. Ihre und James Blicke trafen sich kurz, als sie Fabian nach draußen folgte. Der Schnee knirschte leise unter ihren Füßen, als sie durch den Vorgarten liefen, nicht weit weg, nur so weit, dass man sich in Ruhe unterhalten konnte, ohne vom Tumult im Hausinneren allzu viel mitzubekommen. Fabian musterte den Nussbaum für einen Moment und runzelte die Stirn.
»Immer wenn ich hier bin habe ich das Gefühl, dieser Baum sieht irgendwie anders aus…« murmelte er, schüttelte dann über sich selbst den Kopf und wandte sich der wartenden Lily zu.
»Haben Sie Geschwister, Lily?«, fragte er unvermittelt und Lily nickte etwas perplex.
»Eine Schwester.«, spezifizierte sie schließlich und Fabian nickte.
»Sie sind muggelstämmig, nicht? Ist Ihre Schwester auch-?«
»Nein.« Lily schüttelte den Kopf. »Sie ist keine Hexe.«
»Verstehe.« Fabian nickte und ließ seinen Blick zurück zum Haus wandern. »Älter oder jünger?«
»Wieso wollen Sie das wissen?«
Fabian verstummte für einen Moment und musterte die junge Hexe eindringlich. »Weil ich meinen kleinen Bruder sehr, sehr lieb habe, Lily.«, antwortete er schließlich. »Und ich weiß, dass Gideon im Moment schwierig ist. Und ich würde mir wünschen, dass Sie verstehen, wieso er so auf Ihnen herum hackt.«
»Ja, das würde ich wirklich gerne wissen.«, murrte Lily und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Kälte kroch bereits in ihre Glieder und ließ sie frösteln.
Fabian setzte gerade zu einer Antwort an, als James aus dem Haus trat und mit ein paar Schritten bei ihnen war. »Hey, alles klar?«, fragte er möglichst unbefangen, warf Lily aber einen etwas längeren, fragenden Blick zu. Sie nickte.
Fabian steckte die Hände in seine Hosentaschen und auf seinen Lippen erschien ein etwas trauriges Lächeln. »James kann Ihnen sicherlich bestätigen, dass Gideon nicht schon immer ein solches Ekelpaket war.«
James hob eine Augenbraue, nickte dann nur kurzangebunden und trat hinter Lily, um seine Arme um sie zu schlingen. Dankend lehnte sich Lily an seinen warmen Körper. Fabian schien nichts dagegen zu haben, wenn James blieb und sprach schließlich weiter.
»Erinnert ihr euch an den Vorfall vor einigen Wochen, als die Aurorenmeister von Todessern in eine Falle gelockt wurden und getötet wurden?«
Lily und James nickten. Natürlich erinnerten sie sich daran.
»Mein Bruder und ich waren auch bei dem Attentat dabei. Wir kamen mit dem Leben davon… Ich erinnere mich nicht mehr an vieles…« Fabian brach ab und sah wieder zu dem Nussbaum hinüber. Sein Atem stieg in weißen Wölkchen gen Himmel, als er tief seufzte. »An diesem Tag sind viele meiner besten Freunde gestorben… Mein Bruder hat seine Freundin verloren. Sie waren zwei Jahre zusammen…« Fabian wandte sich kurz zum Haus um, als wäre das, was er erzählte, ein Geheimnis und dürfe von niemandem sonst gehört werden. Lily unterdrückte den Impuls, James fragend anzuschauen. Sollte sie Fabian ihr Beileid aussprechen?
Doch dann erzählte der junge Auror schon weiter. »Wir waren von einem Verräter aus unseren eigenen Reihen in eine Falle gelockt worden. Und nach einigen Nachforschungen fanden wir heraus, dass SIE die Verräterin gewesen sein musste. Die Todesser hatten ihren kleinen Bruder gefangen gehalten… Sie wollte ihn freikaufen. Und dafür besiegelte sie den Tod von über sechzig guten Leuten. Sie hätte selbst den Mann, den sie liebte, dafür geopfert. Falls sie Gideon überhaupt so liebte… Ich weiß nicht, ob man so handeln kann, wenn… Es fällt mir einfach schwer zu glauben, dass sie so dumm war. Die Todesser haben sich natürlich nicht an den Deal gehalten, sie haben sie getötet wie die anderen Auroren auch...«
Lily schluckte und senkte den Blick. Verraten, verkauft und zum Tode verurteilt von dem Menschen, den man am meisten liebte…
»Und ich muss zugeben, Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit zu ihr.« Fabian musterte Lily noch einmal, die verblüfft aufsah. »Etwas dunklere Haare und weniger Sommersprossen… Aber als ich Sie auf der Hochzeit das erste Mal gesehen habe, dachte ich für einen Moment auch, ein Geist stehe vor mir.« Fabian lächelte traurig und nahm dann einen großen Schluck von seinem Eierlikör. Noch einmal sah er zum Haus zurück, biss sich auf die Lippen und Lily begann langsam zu verstehen, wieso Gideon von Anfang an so seltsam fixiert auf sie gewesen war.
»Die Verantwortliche für den Tod unserer Freunde ist mit ihnen gestorben. Sie ist gestorben und… Und mein Bruder hat niemanden, den er deswegen anschreien könnte. Sie hat ihm das Herz gebrochen, sie hat ihm den Tod gewünscht im Austausch gegen das Leben ihres Bruders und sie hat nicht den Mut gehabt, sich irgendjemanden anzuvertrauen. Ich glaube, er weiß einfach nicht, wie der damit umgehen soll… Aber ich glaube, Sie verstehen ihn jetzt besser und können über seine Taten und seine Angriffe hinwegsehen oder sie zumindest nicht persönlich nehmen. Gideon hat nichts gegen Sie, Lily.« Fabian seufzte. »Er hat eine Mordswut auf seine Exfreundin. Aber einen Grabstein anzuschreien ist nicht sonderlich befriedigend.«
Lily schluckte, nickte dann und senkte den Blick. Gideon war in den letzten Wochen schrecklich ungerecht ihr gegenüber gewesen, doch jetzt schämte sie sich fast für ihre wutentbrannten Gedanken.
»Danke, dass Sie so ehrlich zu uns sind, Fabian.«, meinte sie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln. »Was passiert ist, tut mir schrecklich leid für Sie beide. Ich weiß genau wie es ist, wenn man geliebte Menschen verliert. Mein Beileid.«
»Schon in Ordnung, Lily.«, winkte Fabian ab. »Wir sind Auroren. Man sollte meinen, wir sollten an den Tod gewöhnt sein…«
»Ich glaube, an so etwas gewöhnt man sich nie.«
»Da haben Sie vermutlich recht.« Fabian seufzte leise und strich sich durch die Haare.
»Das Gesetz von Crouch«, mischte sich James wieder in das Gespräch ein, »ist das jetzt beschlossene Sache?«
»Dass Auroren den Todesfluch anwenden dürfen?« Fabian nickte. »Ja, so gut wie. Bagnold ist nicht begeistert, aber sie hat im Grunde keine Wahl mehr, als das Gesetzt zu verabschieden. Wisst ihr, selbst wenn es damals erlaubt gewesen wäre, den Todesfluch anzuwenden, hätte ich es nicht getan… Weil ich nicht so ausgebildet worden bin. Der erste Fluch, der mir in Panik einfällt, ist immer noch Stupor.« Fabian schüttelte lächelnd den Kopf. »Wir sind nicht zum töten erzogen worden… Und jetzt sollen wir das in die Ausbildung der neuen Auroren einbinden.«
»Du bist auch zum Ausbilder ernannt worden?«, hakte James nach und Fabian nickte.
»Wir müssen neue Leute ausbilden. Wir sind viel zu wenige, um diesen Krieg zu gewinnen. Wir sind eigentlich zu wenige für nur eine einzige Schlacht.« Fabian blickte zum Haus zurück. »Der Orden ist eine Bereicherung für unsere Sache… Er wird in Zukunft eine große Stütze sein. Wo die Auroren nicht helfen können oder dürfen, kann der Orden eingreifen. Und mit Dumbledore an unserer Seite… Es heißt, nur ihn fürchtet der Dunkle Lord.«
Sie schwiegen. Schließlich begann Lily jedoch vor Kälte zu zittern und sie verabschiedete sich von Fabian. James folgte ihr in die Wärme des Hauses, nur der junge Auror blieb zurück, trank seinen Eierlikör und lief ein wenig in dem Garten der Potters auf und ab. Er fand den Schuppen, in dem Sirius an seinem Motorrad geschraubt hatte, doch inzwischen hatte der junge Zauberer seine ›große Liebe‹ mit nach Hause genommen. Fabian lief um den Schuppen herum und lugte in die Fenster, als er sie plötzlich entdeckte. Sie saß auf dem Holzzaun, der das Grundstück der Potters vom Wald abgrenzte, ein Glas zwischen die Knie geklemmt und die Arme um die Brust geschlungen. Das Licht aus dem Wohnzimmer drang durch die Fenster und fiel auf ihre Schulter. Sie sah auf, als er näher trat, schien aber keineswegs überrascht zu sein. Wie lange war sie wohl schon hier draußen? Ob sie mitbekommen hatte, dass er mit Lily und James geredet hatte? Und vielleicht sogar worüber?
»Hallo.« Fabian setzte ein Lächeln auf, stellte sich neben sie an den Zaun und sah zu ihr hinauf.
»Hi.« Miriam nickte ihm zu, nahm ihr Glas zwischen den Knien hervor und trank einen großen Schluck. Sie sah irgendwie müde aus, das schwarze Haar, das sie sonst immer zur Seite trug, hing ihr in die Stirn. Sie trug keine Jacke und obwohl sie fror, hatte sie keinen Wärmezauber angewandt. Zögernd hob Fabian den Zauberstab und mit einem kleinen Schlenker wurde es warm um ihn herum. Sie bemerkte den Unterschied, lächelte matt und sah dann hinüber zu den Fenstern.
»Ich hasse Weihnachten.«, meinte sie unvermittelt und Fabian hob die Augenbrauen.
»Wieso?«
»Weil es ein Fest der Lügen ist. Überall heißt es ›Frohe Weihnachten‹, aber es ist doch eine Lüge mitten ins Gesicht. Man wünscht sich stets nur selbst das Beste vom Besten. Selbst dem verhassten Chef wünscht man ein frohes Fest, so wie kleine Kinder dem Weihnachtsmann in den Hintern kriechen, weil sie Geschenke bekommen wollen. Eltern gaukeln ihren Kindern vor, es gäbe Santa Claus, dabei wurden sie doch als Kinder auch belogen. Und überall hängen hässliche Porzellanengel und dämlichen Rentiere…«
Fabian schmunzelte. »Du klingst wie der Grinch.«
Miriam hob die Augenbrauen und sah ihn an. »Vielleicht bin ich der Grinch?«
»Nun… ich dachte immer, der Grinch wäre grün.« Fabian hob eine Hand und strich mit einem Finger über Miriams Hand, die immer noch ihr Trinkglas hielt. »Ich kann nichts Grünes sehen.«, murmelte er. Miriam folgte seiner Bewegung. Die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, als seine Fingerkuppe über ihren Handrücken strich. Ihre Blicke trafen sich und schließlich nahm er die Hand wieder weg.
»Und haarig bist du auch nicht.«
»Tägliches Einschmieren von ›Richard Ramier Enthaarungscreme für Mensch und Tier‹ hilft.«, sagte Miriam trocken und Fabian lachte.
»Okay.« Er lehnte sich neben sie an den Zaun und stützte sich mit dem Ellenbogen ab. »Und was hat man diesem Grinch angetan, dass er Weihnachten so hasst?«
Miriam schwieg für einen Moment, während er ihr Profil studierte. Sie hatte eine hübsche, gerade Nase und unglaublich lange Wimpern. Ihre Ohrringe klimperten, als sie sich zu ihm umdrehte. Filigrane, lange, goldene Ohrringe die so gar nicht zu ihrem harschen Auftreten passten.
»Ich hab einen pinken Motorradhelm zu Weihnachten bekommen. Reicht das als Begründung?«
Fabian lachte wieder und schüttelte den Kopf. »Okay, für heute reicht es.«, meint er schließlich lächelnd. »Aber das nächste Mal hast du eine bessere Ausrede.« Da erschien auch auf ihren Lippen der Hauch eines Lächelns. Sie senkte die Augen wieder auf ihre Hand, die Fabian berührt hatte und er folgte ihrem Blick.
»Ich glaube nicht, dass es auf dieser Welt wirklich jemanden gibt, der Weihnachten HASST.«, murmelte er schließlich. »Niemand hasst Kinderlachen und Geschenke und Wärme und Liebe.« Ohne es zu wollen hob er eine Hand und strich mit einem Finger über ihren Arm. Durch ihren Pullover konnte er ihre Wärme spüren, ganz sacht, nur ein Hauch.
»Was ist mit Verrückten?«, fragte sie und folgt seiner Hand mit den Augen, wie er ihren Arm hinunter strich. »Mit denen, die Weihnachten als Teufelswerk sehen.«
»Verrückte und Fanatiker leben in ihrer eigenen Welt.« Fabians Finger rutschte von ihrem Arm hinunter auf ihren Oberschenkel. Er sah auf. Ihr Blick war warnend. War abwartend. War gespannt. War kritisch. War fragend.
Doch plötzlich näherten sich Schritte und Fabian zog erschrocken die Hand weg, so wie Miriam in einem Impuls ihr Bein von ihm abrückte. Um die Ecke kam Sirius, zwei Weingläser in der Hand und einem Grinsen im Gesicht.
»Ich hab den Weinkeller geplündert«, verkündete er und die Irritation darüber, dass Fabian Miriam Gesellschaft leistete, verharrte nur einen Augenblick in seinen Augen. »Das ist viel besser als der Schund, den du da trinkst.«
»Weil du der große Weinkenner bist?«, erwiderte Miriam und verdrehte die Augen. Sirius drückte ihr das Weinglas in die Hand und stieß es mit seinem zusammen.
»Probier erstmal und dank mir später.«, meinte er und nahm selbst einen großen Schluck von dem Wein. Miriam probierte tatsächlich, reichte das Glas dann an Fabian weiter, der es überrascht entgegen nahm. Sirius schien für einen Moment verärgert zu sein, entschied sich dann aber dafür, einen besänftigenden Ton aufzugreifen, trat näher und schlang einen Arm um seine Freundin.
»Bist du noch sauer weil Peter dir Sekt über deinen Pullover geleert hat?« Er grinste beugte sich nach vorne. »Keine Sorge, sobald wir zuhause sind, zieh ich ihn dir ganz schnell aus.«
Als er sie küsste, sah Fabian zur Seite und musterte schließlich den Wein in seiner Hand. Er roch gut, viel besser als der Eierlikör.
»Ich geh dann mal.«, meinte Fabian, als sie sich von einander lösten und drückte Miriam wieder den Wein in die Hände. »Frohe Weihnachten, Grinch.«
Miriam antwortete nicht. Im Weglaufen hörte er Sirius »Grinch?«, fragen, aber er konnte Miriams Antwort nicht verstehen. Immer wieder ertappte er sich im Laufe des Abends dabei, wie er aus dem kleinen Fenster sah und die zwei eng beieinander sitzenden Personen auf dem Holzzaun beobachtete.
Und er war nicht der einzige.
Mit einem Seufzend wandte sich Miranda vom Fenster ab und schüttelte den Kopf.

Zwischen Weihnachten und Silvester packte Miriam ihre Sachen in Sirius’ Wohnung, um ihren verbliebenen Urlaub bei ihrer Mutter zu verbringen. Es waren zwar nur fünf Tage, aber besser als nichts, obwohl Sirius ein Drama daraus machte, als würde sie zehn Jahre fortziehen. Wann sie sich dazu entschieden hatte, auf Dauer bei ihm einzuziehen, wusste Miriam auch nicht mehr… Irgendwie hatte sich die ganze Sache so ergeben.
So ging sie am siebenundzwanzigsten Dezember in die Aurorenzentrale direkt zum Büro ihres Chefs, um sich bei ihm abzumelden. Sie hatte das notwenige Formular schon ausgefüllt und unterschrieben, dennoch musste sie es Mulciber persönlich überreichen. Miriam wusste nicht, wozu diese Regelung notwendig war… Ihrer Meinung nach gab es eine Vielzahl von unnötigen Regelungen im Zauberreiministerium. Beispielsweise war das Tragen von orangenen Krawatten verboten und niemand konnte bisher herausfinden wieso, obwohl Alice behauptete, sie habe gehört, dass bestimmte Kreaturen in der Abteilung für beschlagnahmte magische Geschöpfe wohl auf manche Farben aggressiv reagierten.
Miriam dachte noch darüber nach, wieso der Dresscode dann für das gesamte Ministerium und auch nur für Krawatten galt, als sie die Tür zu dem Büro öffnete und für einen Moment erstarrte. Sie spürte, wie schon allein bei seinem Anblick ihr Herz zu rasen begann und sich tiefer, dunkler Zorn in ihrer Brust ausbreitete. Automatisch wanderte ihre Hand zu ihrem Zauberstab, ihre Augen fixierten jede seiner Bewegungen, aber ihr ehemaliger Schulkamerad Alec Mulciber grinste nur auf seine übliche, herablassende Art und Weise.
»Miss Clarefield«, grüßte er und lehnte sich gegen den monströsen, dunklen Schreibtisch.
»Was. Hast. Du. Hier. Verloren.«, knurrte Miriam, das Papier in ihrer Hand begann zu zittern. Am liebsten würde sie diesem Widerling hier und jetzt die Augen ausstechen, mit denen er Lily stets auszuziehen versuchte, ihm die Hände abhacken, mit denen er sie betatscht hatte und ihm den Schwanz abschneiden, einfach nur, weil er es verdient hatte.
»Ich wollte mit meinem Daddy etwas essen gehen.« Das Grinsen verschwand für einen Moment von seinen Lippen aber nicht aus seinen Augen. »Oh, tut mir leid, war das taktlos? Es muss schwer für dich sein… Der eigene Vater gestorben wie ein Feigling in einer Gasse in seinem eigenen Dreck…«
Miriam hob den Zauberstab. Sie hatten den Spruch sogar schon auf den Lippen, als sich eine Hand fest um ihren Arm legte und ihn nach hinten riss. Miriam schrie auf vor Schmerz, ihre gerade erst geheilte Schulter protestierte unter der plötzlichen Bewegung. Schnell biss sie die Zähne zusammen und versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch der Neuankömmling hatte ihr den Arm verdreht und bei jeder Bewegung drohte ihre Schulter sich erneut auszukugeln.
»Zügeln Sie Ihr Temperament, Miss Clarefield!«, knurrte ihr eine Stimme ins Ohr und endlich wurde ihr Arm losgelassen. Miriam fuhr sofort herum, die Hand auf die schmerzende Schulter gepresst. Ihr Chef sah sie mit demselben herabwürdigenden Ausdruck an, wie sein Sohn zuvor. Tränen traten Miriam in die Augen, doch sie blinzelte sie weg. Niemals würde sie vor Alec Mulciber heulen, nie!
»Bringen Sie Ihrem Sohn Manieren bei!«, erwiderte Miriam barsch.
»Ein guter Hinweis von jemandem, der überhaupt kein Benehmen hat.« Ihr Chef riss ihr kurzerhand das Formular aus der Hand und trat hinter den Schreibtisch, sein Sohn grinste Miriam breit ins Gesicht.
»Ich gebe Ihnen drei Tage Urlaub.«, meinte der Abteilungsleiter und streckte seine Feder in das Tintenfass.
»Ich habe noch fünf Tage Resturlaub!«, protestierte Miriam. »Der Dienstplan steht fest! Ich hab schon vor Wochen angekündigt, dass ich mir frei nehmen werde! Sie haben eingewilligt! Sie können nicht-«
»Doch ich kann!« Wütende, braune Augen sahen zu ihr auf, dann fuhr er mit der Feder barsch über das Dokument und unterschrieb schließlich. »Meine Einwilligung erfolgte schließlich BEVOR Sie versucht haben, meinen Sohn, einen Zivilisten, anzugreifen.« Kraftvoll schmetterte er einen Stempel auf das Dokument, der Donner fuhr Miriam durch Mark und Bein und schließlich hielt er es ihr wieder entgegen. »Seien Sie froh, dass ich Sie nicht rausschmeiße.«
Für einen Moment zögerte Miriam. Dann tat sie auf ihren Chef zu, um das Dokument entgegen zu nehmen. »Sie können mich nicht rauswerfen. Wen könnten Sie denn dann in Zukunft umbringen?«, zischte sie und wollte ihm das Formular aus der Hand reißen, doch ihr Chef hielt es fest. Bedrohlich beugte er sich über den Schreibtisch ihr entgegen.
»Treiben Sie es nicht zu weit, Miss Clarefield.«, sagte er und ließ schließlich, nachdem sie noch mal daran zog, das Papier los. Miriam sah ihm noch einmal fest in die Augen, ein Zeichen dafür, dass sie keine Angst vor ihm hatte, dann warf sie noch einen hasserfüllten Blick auf Alec, drehte sich um und ging. Ihr Herz pochte noch immer, als sie das Büro verlassen hatte. Der plötzliche Überfall von hinten hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Wer hätte gedacht, dass sich ein so großer Mann wie Ayden Mulciber so lautlos anschleichen konnte? Oder war sie nur so fixiert auf Alec gewesen?
»Hey, Clarefield!«
Miriam beschloss, nicht stehen zu bleiben, aber sie wurde schon an der Schulter gepackt und herum gerissen. Zwar hielt sie Alec Mulciber ihren Zauberstab direkt an die Kehle, doch der ehemalige Slytherin schien sich nicht dafür zu interessieren.
Sie waren allein im Korridor. Niemand könnte ihr etwas beweisen, wenn sie ihm einen kleinen Zauber-
»Du solltest dich in Zukunft lieber nicht mehr in der Nokturngasse herumtreiben.«, sagte er dann mit einem Grinsen und Miriam gefror das Blut in den Adern. »Dort werden schon gute Zauberer getötet und in Mülltonnen verwandelt. Seltsame Geschichte, nicht wahr?«
Miriam wusste, dass sie gerade kein besonders gutes Pokerface an den Tag legte, aber sie konnte nicht anders, als Mulciber einfach nur mit großen Augen anzustarren, während langsam aber sicher Panik von ihr Besitz ergriff. Er war da gewesen. Er hatte sie gesehen. Er wusste Bescheid.
Ihr Chef kam aus dem Büro und Alec machte einen Schritt zurück. »Schönen Tag noch, Miss Clarefield.«, meinte er, deutete eine Verbeugung an und folgte seinem Vater. Miriam sah ihm nach, diesem Teufel, und als sie um die Ecke bogen, ließ sie sich kraftlos gegen die Wand sinken. Vor ihren Augen drehte sich alles und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie hatte ihn getötet. Sie hatte es getan und Mulciber wusste Bescheid. ER wusste Bescheid, ausgerechnet er! Wie viele Stunden hatte sie noch, bevor er es ausplaudern würde, wohin sollte sie fliehen? Plötzlich schien da nicht mehr genügend Luft zu atmen zu sein, egal wie oft Miriam danach schnappte. Ihr eigener Atem schrillte in ihren Ohren und sie merkte, wie unnatürlich es sich anfühlte, doch sie konnte nichts dagegen tun. Ihre zittrigen Beine gaben nach, Miriam ließ sich an der Wand nach unten gleiten und schlang die Hände um die Brust. Was sollte sie tun? Was hatte sie nur getan?
Und plötzlich stießen ihre Hände darauf. Es befand sich noch immer in ihrer Jackentasche. Es war so unscheinbar, aber ihre Finger fanden es sofort und zogen es hervor. Das kleine Fläschchen mit der dunklen Flüssigkeit. Regungslos starrte Miriam es an.
Nur ein Tropfen. Nur einer, und sie würde sich beruhigen, sie würde die Kontrolle zurück erlangen, nur einer, und ihr Kopf war wieder klar. Was konnte ein Tropfen schon ausmachen? Nicht zwei, wie letztes Mal, nur einer, einer konnte nicht schaden…
Mit zittrigen Händen öffnete sie das Fläschchen und ließ einen Tropfen auf ihre Fingerkuppe fallen. Nur dieser eine Tropfen, damit das Gefühl zurück kam, dass alles wieder gut werden konnte. Alles würde wieder gut werden.
Und Miriam schloss die Augen und öffnete den Mund.

Eine Hochzeit. Zwischen Weihnachten, dunklen Machenschaften und Morden fand seine Cousine tatsächlich noch Zeit, eine Hochzeit zu planen. Angeekelt ließ Regulus die Einladung auf dein Eichenholztisch fallen und trat an den Kamin. Gemälde seiner Vorväter blickten ihm verbittert entgegen.
»Meine Bellatrix schafft es wenigstens zu etwas!«, sagte seine Ururgroßtante mit ihrer schrillen Stimme. »Sie wird die Familienehre retten!«
»Wieso denn ›deine Bellatrix‹?«, empörte sich ein anderer Black, dessen Verwandtschaftsgrad Regulus schon längst vergessen hatte.
»Schöne Erben haben wir da. Eine Lestrange soll sie werden. Der Name Black geht noch verloren!«, meckerte sein Urgroßvater. »Willst du dir nicht langsam eine Frau suchen, Regulus?«
»Seid still«, knurrte Regulus und nahm den Schürhaken, um das Kaminfeuer anzufachen.
»Du musst den Namen Black weitergeben! Du kannst dich deiner Verantwortung nicht entziehen! Sei kein Feigling wie Sirius!«
»Seid still!« Wütend sah Regulus auf und das Feuer im Kamin schoss nach oben. Einige Portraits, die nah am Kamin hingen, schrien auf und flüchteten in höher gelegene.
»Regulus.«
Er erstarrte. Mit einem Mal kam ihm das Wohnzimmer zehn Grad kälter vor. Wortlos ließ er den Schürhaken zurück in die Halterung gleiten und steckte die eiskalten Hände in die Hosentaschen. Sein Herz begann aufgeregt zu pochen und beinahe hätte Regulus aufgelacht. Nicht einmal Voldemort reichte an die unterkühlte Ausstrahlung seines Vaters heran.
»Regulus, sprich nicht mit den Portraits.« Sein Vater trat näher, Regulus spürte es, doch er drehte sich nicht zu ihm um. »Es sind nur dumme, tote Witzfiguren, die sich nicht für die Welt der Lebenden interessieren brauchen.«
Einige Portraits schnappten empört nach Luft, doch nicht einmal sie wagten es, dem Oberhaupt der Familie Black zu widersprechen.
»Ja, Vater.«, sagte Regulus gefügig. Und gleichzeitig dachte er daran, wie er an jenem Eichenholztisch gesessen hatte und Sirius zu ihm gesagt hatte: »Du solltest auf deinen großen Bruder hören«, während er ihm das Haar verwuschelt hatte. »Du erzählst nur Unsinn«, hatte Regulus gesagt und ihn beleidigt angeschaut. »Mom und Dad sagen, ich soll nicht mit dir sprechen!«
Nur Unsinn. Den Unsinn von einer Welt, in der Muggelgeborene nicht schlechter waren als Reinblüter. Den Unsinn einer Welt, in der Muggel den Zauberern gleichberechtigt waren.
Er war damals nur eifersüchtig gewesen, weil sein großer Bruder nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbrachte, wie früher… Plötzlich hatte Sirius Freunde gehabt, die nicht den Nachnamen Black trugen. Freunde, die er in den wenigen Wochen Sommerferien wohl mehr vermisste, als seinen kleinen Bruder das restliche Schuljahr…
»Aber sie haben in einem Punkt Recht.« Die Stimme seines Vaters holte Regulus aus seinen Gedanken zurück. »Du musst das Erbe der Familie Black weitergeben. Wie alt bist du jetzt?«
»Sechzehn.«, antwortete Regulus mit tonloser Stimme. Ein Vater, der nicht wusste, wie alt sein verbliebenes Kind ist… Ein Vater, der in ihm nie mehr gesehen hatte, als einen Erben. Wieso war das Regulus nicht schon früher aufgefallen?
»Deine Mutter wird dir schon eine hübsche Braut finden.« Die Stimme seines Vaters drang nun aus einer anderen Ecke des Wohnzimmers, von dort, wo der große Lehnstuhl stand. »Du darfst keine Schande über das Haus Black bringen, Regulus.«
Schande. Regulus schluckte und starrte in die Flammen. »Nicht so wie Sirius«, murmelte er mit tonloser Stimme. Manchmal hatten Sirius und er das Flohpulver geklaut und lauter unsinnige Adressen in das Feuer gerufen…
»Nein, nicht so wie er.« Nicht mal mehr seinen Namen gebrauchte sein Vater. Nein, IHR Vater.
Abrupt wandte sich Regulus von dem Kaminfeuer ab und ging an seinem Vater vorbei nach draußen. Im Flur strich er über eine kleine Einkerbung im Treppengeländer, die Sirius und er hinein geritzt hatten, als er fünf gewesen war… es sollte ein Drache sein, erinnerte aber entfernt an ein Huhn.
In seinem Zimmer angekommen packte Regulus seinen Rucksack mit Klamotten, Geld und andere Habseligkeiten. Er würde Silvester nicht zuhause verbringen. Stattdessen schrieb er einen Brief mit einer Adresse und einem lieben Gruß auf Pergament. »Kreacher!«, murmelte er und der Hauself erschien augenblicklich neben ihm. »Bring das bitte Lucinda.« Er steckte dem Hauself den Brief entgegen und der Elf verbeugte sich willig und entschwand. Damit packte Regulus einen Rucksack, lief die Treppe wieder hinunter und begegnete seinem Vater in dem engen Flur. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke.
Er fragte nicht, wo er hinwolle. Sein Vater wollte persönlich nichts mit Voldemort zu tun haben und so ließ er Regulus freie Hand. Ließ ihm freie Hand darüber, WIE er Ehre über das Haus Black brachte…
Wortlos drückte sich Regulus an ihm vorbei und verließ das Haus. Draußen schlug ihm ein kalter Dezemberwind entgegen, fast so kalt wie die Aura seines Vaters. Aber nur fast.
Und so stellte Regulus seinen Hemdkragen auf, schlang die Arme um die Brust und stapfte im Schneegestöber davon.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dan bat uns, seinen Schlafsack neben ein bestimmtes Mädchen zu legen. Und dann haben wir ein ferngesteuertes Furzkissen-Gerät in seinem Schlafsack versteckt. Da schlafen also hunderte von Kindern und plötzlich hört man das Geräusch, aber Dan fiel nicht aus seiner Rolle. Die Mädchen sagten alle als erstes 'Ich war's nicht.'
Alfonso CuarĂłn und Michael Seresin ĂĽber Streiche am HP3-Set