Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ăśber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 35

von Jojoi

Hallo ihr Lieben!
Kap 35 *yaaaay* ich hoffe, ihr habt viel spaß damit und genießt, was vom sommer im deutschland noch übrig ist...
Was ich auch noch sagen wollte:
Alles, was FF-Autoren für ihre Arbeit bekommen, sind eure Kommentare und Zusprüche. Ich fänds schön, wenn sich mal wieder ein paar mehr melden würden :)
an die fleißigen Kommischreiber natürlich ein dickes DANKE!

ganz viele grüße,
Jojoi

_____________________________________________

Die Beerdigung von Eves Eltern wurde von Annabells Brüdern geplant und durchgeführt. Es war eine schöne Zeremonie, auch wenn Eve die ganze Zeit über in Lilys Armen weinte. Professor Dumbledore war ebenfalls anwesend und bot Eve an, dass sie jederzeit nach Hogwarts zurückkommen konnte.
Keine vier Tage später half James ihr beim Koffer packen. Auch wenn Eve sich bei den Potters wohl fühlte, so wollte sie doch zurück und ihre Freunde wiedersehen. Hogwarts war jetzt ihr Zuhause… Zu Weihnachten wollte sie aber auf jeden Fall wiederkommen.
Gemeinsam mit James schrieb sie eine Liste an Sachen, die Mr Potter aus dem Haus der McMillers holen sollte, allen voran Eves Schulsachen und Kleidung. Während sie warteten, dass Mr Potter mit ihren Habseligkeiten zurück kam, lümmelten sie in Sirius’ altem Zimmer herum, erzählten sich Witze oder sprachen über James’ zweites Schuljahr. Er erzählte ihr von all den Streichen, die er mit seinen Freunden ausgeheckt hatte und beide amüsierten sich königlich.
Schließlich seufzte Eve und fragte: »Duuuu, Cousin James… Wie kann ich mich gegen jemanden wehren, der mich die ganze Zeit hänselt, ohne dafür selbst Ärger zu bekommen?«
»Wer ärgert dich denn?«, fragte James und rutschte auf dem Bett hoch zu Eve an die Wand.
»So ein Hufflepuff… Er heißt Harris.« Eve verzog das Gesicht. »Er hat mir die Haare violett gefärbt und schreibt mir Briefe, dass ich zurückkommen soll, damit er mich weiterärgern kann! Er ist so nervig! Er ist auch in meinem Jahrgang, aber mit Abstand der nervigste Junge, den ich kenne!«
James grinste frech. »Er schreibt dir Briefe?«, fragte er und beugte sich zu seiner Cousine herunter.
»Ja…« Noch einmal verzog Eve das Gesicht. »Also, was kann ich dagegen machen?«
James überlegte einen Moment und lehnte den Kopf an die Wand. Dann beugte er sich wieder mit diesem frechen Grinsen zu dem Mädchen herunter und meinte: »Ich glaube, er mag dich.«
Eve riss die Augen auf. »Wie bitte?«
»Na ja… So war das bei mir und Lily auch. Ich hab sie gemocht und ihr deswegen ständig dumme Streiche gespielt, damit sie mir Aufmerksamkeit schenkte. Und sie meinte, ich wolle sie nur ärgern und konnte mich darum nicht leiden.«, erzählte James schulterzuckend und seine Cousine runzelte die Stirn.
»Das glaube ich nicht. Harris steht wie alle anderen auf eine Ravenclaw namens Merris.«, meinte sie dann und James grinste wissend.
»Was ist denn so toll an dieser Merris?«
»Keine Ahnung!« Eve verdrehte die Augen. »Das wissen wir Mädchen irgendwie alle nicht…«
»Als ich dreizehn war waren alle Jungs völlig verrückt nach einem Mädchen namens Cecelia Cabort. Weißt du wieso?« Eve schüttelte den Kopf und James kicherte. »Weil sie als einziges Mädchen in unserem Alter Brüste hatte. Sie war immer etwas frühreif, weißt du? Und tja, irgendwie war sie für uns Jungs wie von einem anderen Planeten.« James lachte leise und Eve sah ihn ungläubig an. »Als dann die anderen Mädchen auch nachzogen, ließ Cecelilas Beliebtheit schnell nach.«, fügte er dann hinzu und legte seiner Cousine einen Arm um die Schulter. »Ich wette, diese Merris hat auch irgendetwas…«
Eve seufzte. »Ja, sie hat ansatzweise Brüste.«, murmelte sie dann niedergeschlagen und verschränkte selbst die Arme vor der Brust.
»Du wirst sehen, das wird sich ganz schnell legen.«, meinte James überzeugt. »Pubertierende Jungs sind ganz schön dämlich.«
»Aber du mochtest Lily statt Cecelia?«
»Oh nein! Ich meine, ja ich mochte Lily, aber mir war das damals viel zu peinlich, um das zuzugeben. Und weil auch ich mit dreizehn ein Idiot war schaute ich Cecelia und ihren Brüsten hinterher. Wem Jungs in der Gruppe hinterher schauen und wen sie heimlich anschmachten sind zwei Paar Stiefel, Eve.« James zuckte mit den Schultern. »Und eines kann ich dir sagen: Ein Junge schreibt keinen Brief an ein Mädchen, wenn es ihm nicht viel bedeutet. Dafür sind Briefe in der Machowelt viel zu verpönt.«
Eve dachte einen Moment über seine Worte nach, fragte dann etwas nervös, was sie denn seiner Meinung nach tun sollte, wenn sie Harris in Hogwarts wieder begegnete.
»Schenk ihm ein Lächeln.«, schlug James vor. »Ein Lächeln kann manchmal die ganze Welt verändern, weißt du?«
»Hat Lily dich angelächelt?«
»Nein, sie hat mich durchgehext.« James lachte und Eve konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Nein, Lily und ich kamen erst in unserem siebten Schuljahr zusammen. Aber wenn sie mir damals mit dreizehn ein Lächeln geschenkt hätte…« James ließ den Satz unvollständig und dachte an all die Male zurück, in denen er Lily angestrahlt und nur ein verächtliches Augenverdrehen geerntet hatte.
»Meine Mom meinte immer, ich sei noch viel zu jung für Jungs. Sie meinte, ich solle mich auf meine Noten konzentrieren.«
»Da hat sie recht.« James zuckte mit den Schultern. »Ich hab auch erst angefangen mit Mädchen auszugehen als ich fünfzehn war…«
»Und hast du Lily gefragt?«
»Lily hat es gehasst, wenn ich sie gefragt habe.«
»Wieso?«
»Keine Ahnung.« James zuckte mit den Schultern und lachte. »Bei allen anderen Mädchen war ich sehr beliebt.«
»Ich glaube, ich will gar nicht, dass Harris mich mag.« Eve zog die Beine an. »Ich will gar keinen Freund… Ich stelle mir küssen so eklig vor. Und wenn Jungs sowieso nur Brüste mögen…«
»Es gibt auch viele andere Sachen, die wir mögen.«, meinte James grinsend. »Und glaub mir: Küssen gehört so ziemlich zu den besten Sachen, die man machen kann. Wobei auch küssen gelernt sein muss…«
»Und wo lernt man das?«
»Durch Übung.« James zuckte mit den Schultern. »Jeder küsst anders… Ein Patent für den richtigen Kuss gibt es nicht. Lily hat zum Beispiel am Anfang fürchterlich viel nachgedacht, das hab ich echt gemerkt, aber je öfter wir uns küssten, desto entspannter wurde sie.«
Eve grinste. »Und jetzt küsst sie gut?«
»Oh ja!« James nickte und seine Cousine kicherte wieder. »Aber ich will nicht wissen, wie meine ersten Küsse waren…« Während James für einen Moment in Erinnerungen schwelgte, kuschelte Eve sich weiter an seine Seite und legte den Kopf an seine Schulter. In den letzten Tagen war ihr Cousin ihr bester Freund geworden, wie er sich um sie kümmerte und pausenlos versuchte, ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Sie würde James in Hogwarts wirklich vermissen…
»Dann fang ich erst mit fünfzehn an, mit Harris auszugehen.«, beschloss Eve und brachte James damit wieder zum Lachen.
»Weißt du, ein Freund von mir hat sich in Hogwarts in ein Mädchen verguckt und zu dieser Zeit waren Mädchen noch ziemlich Neuland für uns und bis auf Cecelia waren alle doof und zickig und küssen stand wie bei dir auch nicht auf der Liste der Sachen, die wir unbedingt tun wollten. Viel lieber wollten wir den Lehrern Streiche spielen… Drum sagten wir, als mein Freund Frank uns fragte, was er tun sollte, ob er total durchgeknallt sei. Am nächsten Tag fragte er seine Angebetete um ein Date und sie ging Tags darauf tatsächlich mit ihm nach Hogsmeade. Seit diesem Tag war Dating plötzlich ziemlich cool für uns… Gruppendynamik nennt man das glaube ich.« James zuckte mit den Schultern. »Erst hat Sirius damit angefangen, dann wollte ich natürlich mitziehen und die Mädchen wollten genauso cool sein wie Alice – Franks Angebetete - und haben ja gesagt… Naja, bis auf Lily.« Er unterdrückte ein Seufzen und räusperte sich stattdessen. »Der Punkt ist: Frank und Alice sind seit der vierten Klasse ein Paar und haben vor zwei Monaten geheiratet und das wäre vielleicht nie passiert, wenn Frank nicht seinen Mut zusammen genommen und mit dem Daten angefangen hätte, obwohl wir anderen sein Vorhaben ziemlich dämlich fanden.«
Als er mit seiner Erzählung endete, kam Mr Potter mit Eves Sachen zurück und James und Eve machten sich daran, zu kontrollieren, ob etwas fehlte und die vorhandenen Sachen in ihrem Koffer zu verstauen. Auch Lily hatte mitbekommen, dass Mr Potter zurück war und sie wollte den beiden gerade bei der Arbeit helfen, als sie ihren Namen hörte, bevor sie die angelehnte Tür öffnen konnte. Lily erstarrte und blieb neugierig stehen. Worüber redeten die beiden?
»Wieso ich mich in Lily verliebt habe?«, wiederholte James und Lily hob eine Augenbraue. Sie hätte nicht gedacht, dass James mit seiner Cousine solche Gespräche führte! »Na, weil sie hübsch ist und klug und lustig. Sie hat dieses wunderschöne Lächeln, diese wunderschönen Haare… Sie riecht nach Frühling, sie ist stark und nicht gleich eingeschnappt wegen irgendwas...«
»Und gibt es auch etwas, was du an ihr hasst?«, fragte Eve und Lily spitzte die Ohren. Das wollte sie auch zu gerne hören! Aber es brauchte eine ganze Weile, bis James antwortete.
»Vielleicht wenn sie versucht, Probleme im Alleingang zu lösen. Und manchmal ist sie etwas zickig, aber das ist nichts, was ich hasse, es ist eher ein ›nicht mögen‹. Trotzdem gehört es zu ihr und das ist okay… Sie wäre nicht Lily, wenn sie nicht so aufopferungsvoll und kratzbürstig wäre.«
»Du liebst sie?«
»Ja.«
»Aber letztens hast du zu dieser Frau gesagt, dass du sie liebst. Die, die gestorben ist.«
Lily hielt den Atem an, um kein Wort zu verpassen. Gleichzeitig sagte ihr eine Stimme in ihrem Kopf, wenn James sie jetzt erwischte…
»Nja, das hab ich gesagt.«, seufzte James schließlich. »Aber das ist kompliziert.«
»Wieso?«
»Weil… Weil Christin und ich vor langer Zeit ein Paar waren und wir waren sogar ineinander verliebt, aber das reicht nicht, um eine funktionierende Beziehung zu führen.«
»Warum nicht?«
»Weil… Wie kann ich das erklären? Hmm… Weißt du, als ich merkte, dass Christin mich auch mag, hab ich sie einfach geküsst, ohne groß Rücksicht auf sie zu nehmen und das war okay, weil sie mich ja auch küssen wollte. Aber so war das immer mit ihr, sie hat sich das genommen, was sie wollte, ich das, was ich wollte. Das funktionierte auch bis zu einem gewissen Punkt ganz gut, solange der jeweils andere immer mitzog… Wir kamen auf einander zu, wenn uns danach war und erwarteten vom jeweils anderen, dass dieser uns zuhörte und für uns da war. Allerdings ist das ziemlich egoistisch… Und als ich mehr wollte, als nur hin und wieder Pärchen spielen und am nächsten Tag gute Freunde zu sein, war Christin nicht mehr zufrieden.
Bei Lily ist das anders. Lily habe ich damals um unseren ersten Kuss gebeten und sie hat ihn mir GEGEBEN statt ihn einfach hinzunehmen und mitzumachen wie Christin. Und so ist das immer: Wenn ich Lily nah sein will, warte ich immer auf ein Zeichen von ihr, dass es okay ist und gehe nie automatisch davon aus. Wenn Lily etwas braucht, dann gebe ich es ihr, egal was es ist. Ich mache mir am Tag vermutlich zehn Mal Gedanken darüber, was Lily wohl gerade tut und manchmal auch, wie ich ihr einfach eine Freude bereiten kann. Unsere Beziehung ist ein Geben und Nehmen, verstehst du? So waren Christin und ich nie. Eine Beziehung, in der die Partner nur nehmen und nehmen ohne Bitte und Danke funktioniert nicht. Christin war nie beziehungsfähig und einen solchen Menschen kann man lieben so viel man will, man wird nicht glücklich dabei.« James seufzte. »Ich hab meine Liebe zu ihr aufgegeben. Aber ich habe sie einmal geliebt und es ihr nie gesagt und als sie im Sterben lag… Ich hab einfach gehofft, ich könne es nachholen.«
Stille folgte auf James’ Geständnis und Lily kaute auf ihrer Unterlippe herum. War das wirklich wahr, was James da sagte? Sie wünschte, sie könnte James in die Augen sehen, um darin zu lesen, ob doch mehr hinter dem Liebesgeständnis steckte…
Dann schüttelte sie den Kopf. Quatsch! Wieso sollte er seine Cousine anlügen? Und warum glaubte sie überhaupt, dass mehr dahinter stecken könnte? James hatte sich bei ihr entschuldigt, die Sache sollte eigentlich aus der Welt geschafft sein… Schon morgen war Christins Beerdigung und Lily wusste immer noch nicht, wie sie mit James über seine Ex reden sollte… Sie hatte eigentlich beschlossen, Christin nicht als James’ Ex, sondern als die Gryffindor zu sehen, mit der sie einst den Schlafsaal geteilt hatte, mit der sie Spiele gespielt und manchmal nachts über Jungs und Lehrer gelästert hatte.
Aber dass sie James so viel bedeutet hatte…
»Ich dachte, du wärst schon immer in Lily verliebt gewesen.«, holte Eves’ Stimme Lily wieder aus ihren Gedanken zurück.
»Wenn das Mädchen deiner Träume dich immer wieder abweist, wendest du dich zwangsweise nun mal anderen zu.«, antwortete James und ein Grinsen lag wieder in seiner Stimme. »Deswegen darfst du diesen Harris auch nicht zu sehr abblocken.«
»Als ich Lily das erste Mal getroffen habe, hat sie auf der Mädchentoilette geweint… Sie sagte, es sei wegen dir gewesen und dass sie Angst habe, dich zu verlieren. Wenn ich dich so reden höre, verstehe ich gar nicht, wie sie auf die Idee kommen kann, wenn du sie doch so liebst!«
James antwortete nicht gleich und Lily unterdrückte ein Seufzen. Wenn sie sich richtig erinnerte, war es in diesem Streit zwischen den beiden damals ebenfalls um Christin gegangen…
»Weißt du, Eve, ich kann ein ziemlicher Blödmann sein.«, sagte James zu Lilys Überraschung, anstatt an Lilys Eifersucht gegenüber Christin herum zu meckern. »Ein richtiger Arsch manchmal. Und das ist vermutlich wirklich etwas, das ich hasse: Wenn Lily wegen mir weint.«
Lily schluckte. Dann nahm sie ihren Mut zusammen, klopfte an die Tür und steckte den Kopf in das Zimmer. »Na, alles klar bei euch?«, fragte sie und versuchte ihr strahlenstes Lächeln auf zu setzten. Sie gesellte sich zu ihnen, half beim Koffer packen und blödelte wie James mit Eve herum. Als der Koffer schließlich fertig gepackt und es Schlafenszeit war, schickten sie Eve ins Bad zum Zähneputzen und ließen sich ein wenig erledigt auf Eves Bett sinken.
»Sie ist so süß aber auch anstrengend.«, bemerkte James und fuhr sich durch die schwarzen Haare. »Hoffentlich schläft sie gleich ein…«
»Bestimmt. Wenn sie an Hogwarts denkt…« Lily lächelte und betrachtete Eves Koffer nachdenklich. Wie gerne sie doch wieder an diesen magischen Ort, in diese sorgenfreie Zeit von Hogwarts zurückkehren würde…
»Meine Eltern bringen sie morgen nach Hogwarts, während wir auf der Beerdigung sind.«, sagte James und als Lily sich zu ihm umdrehte, schaute er den Koffer genauso gedankenverloren an wie sie. Ob er sich wohl auch gerade an die Zeit in Hogwarts zurückerinnerte?
»James?« Lily griff nach seiner Hand und James sah auf.
»Hm?«
»Soll ich nach einer Wohnung in Kent suchen? Oder doch wo anders?«
James hob die Augenbrauen - und grinste. »Egal wo, Hauptsache wir beide.«, meinte er, schlang die Arme um Lily und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

Die Beerdigungen von Christin und anderer Mannschaftsmitglieder der Puddlemere United waren für James sehr hart. Eine ganze Woche lang fand täglich weitere Beerdigungen statt und auf Christins traf Lily alle möglichen ehemaligen Schulkameraden wieder, jedoch keinen einzigen Slytherin. Auch an dieser Beerdigung war Dumbledore anwesend und er seufzte tief. »Wenigstens einmal möchte ich einem Greisen die letzte Ehre erweisen.«, sagte er und klopfte James tröstend auf die Schulter. »Es ist ein Jammer.«
Das war es wirklich. Die vielen Opfer des Quidditchangriffs waren noch lange Zeit in aller Munde, Spiele wurden abgesagt und kaum noch Karten verkauft. Die Puddlemere und Falcons waren beide freiwillig aus dem Turnier ausgeschieden.
Es dauerte jedoch nicht lange, und James hatte ein Angebot von einem anderen Club. Er lehnte ab.
Remus ergatterte endlich einen Job bei einem Freund von Miranda, der in dem Archiv eines Buchverlags arbeitete und die Manuskripte verwaltete.
Peter schien im Besenbindergewerbe nicht wirklich aufzugehen, doch er beschwerte sich kaum, wenn er nach Feierabend zu einem Butterbierchen bei James vorbeischaute. James glaubte, dass der kleine Marauder eigentlich ganz zufrieden mit seinem Leben war, auch wenn ihm noch immer die Tränen in die Augen traten, wenn Emilys Name fiel.
Sirius und seine Cousine Andromeda arbeiteten unterdessen daran, die Akademien zu überwachen und schickten Dumbledore fast täglich einen Bericht. Bisher war noch nichts Ungewöhnliches geschehen, doch Sirius glaubte fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Todesser ihre wahren Absichten zeigten. Von Andrew Howe hörte Lily über Wochen nichts.
Miriam war in ihre Ausbildung eingespannt. Immer öfter kam es in der Winkelgasse zu Unruhen und immer öfter mussten die Auroren eingreifen. Langsam aber stetig geriet die Zaubererwelt aus den Fugen.
Eve schrieb einen Brief an James in dem stand, dass Harris sie umarmt hatte, als sie zum ersten Mal nach ihrer Rückkehr nach Hogwarts das Klassenzimmer betreten hatte, zwar hatten alle ihre Freundinnen Eve auch umarmt, aber dass sich Harris darunter gemogelt hatte…
So verging der November und Anfang Dezember fiel der erste Schnee. Lily verbrachte die grauen Wintertage damit, in Mirandas Zaubertrankkeller in weiser Voraussicht verschiedene Tränke für den Orden herzustellen oder die Immobilienanzeigen des Tagespropheten durch zu gehen. In ihrer Traumdeutung kam sie nicht weiter; ihre Träume waren viel schwammiger und unpräziser als früher und wenn sie am Morgen aufwachte, fühlte sie sich unausgeruht, konnte sich aber an nichts erinnern. Erst nach einer ganzen Weile fiel ihr der Traumfänger auf, den sie sich über das Bett gehängt hatte und entfernte ihn wieder. Langsam kamen die alten Träume zurück.
Da sie viel Zeit im Zaubertrankkeller verbrachte, fiel ihr erst nach einiger Zeit auf, dass James abends immer für ein oder zwei Stunden verschwand. Als sie Miranda darauf ansprach, zuckte diese nur mit den Schultern und meinte ein wenig niedergeschlagen: »Vielleicht braucht er einfach etwas Zeit für sich allein.«
So oft nahm Lily sich vor, ihn zu fragen, wohin er verschwand, wenn es dunkel war. Doch jedes Mal, wenn er abends wieder in ihr Bett kroch und einen Arm um sie schlang dachte sie, dass es doch eigentlich nicht wichtig war, solange er immer wieder kam…
Und dennoch nahm sie sich irgendwann seinen Tarnumhang aus seinem Zimmer, als Koby gerade beschäftigt war, und wartete im Motorradschuppen darauf, dass James das Haus verließ.
Sie dachte schon, dass er an diesem Tag nicht gehen würde, als die Haustür aufging und James dick eingepackt in Mantel und seinem alten Gryffindorschal aus dem Haus stieg. Er stapfte durch den Schnee im Vorgarten, die Hände in den Hosentaschen und den Blick auf den Boden gerichtet. Lily zögerte noch einige Sekunden, dann warf sie sich den Tarnumhang über und folgte ihm.
Zu ihrer Verwunderung schlug er den Weg zum Dorf ein. Es war dunkel, sie konnte kaum etwas sehen und mehrmals fürchtete sie, dass James ihre Schritte im Schnee hören konnte, doch er lief gut zwanzig Meter vor ihr und bemerkte sie nicht.
Stonegrave war ein kleiner, nicht besonders verwinkelter Ort, so war es Lily ein leichtes, James nicht in den Straßen zu verlieren. Schon bald war er an der alten Kirche angekommen, auf deren Friedhof Lily umher gewandelt war auf der Suche nach den Grabsteinen der Potterfamilie. Er hielt direkt darauf zu und Lily blieb verblüfft an einer Hauswand stehen. Ihr Freund hielt nichts von Kirchen, das hatte seine Reaktion damals auf ihre Begeisterung über die alte Kirche deutlich gezeigt. Eine alte Steinmauer grenzte das Grundstück des Minsters von der restlichen Umgebung ab und James, den Zauberstab leuchtend vor sich erhoben hielt direkt darauf zu. Lily beobachtete, wie er sich auf die Mauer schwang und dort sitzen blieb. Dann löschte er das Licht seines Zauberstabs und verschmolz mit der Dunkelheit.
Was tat er hier? Lily runzelte die Stirn. Sie sah sich ein paar Mal um – niemand war mehr auf den Straßen unterwegs, dabei war es kaum halb neun – und entschloss sich schließlich dazu, näher heran zu gehen.
Dank des Schnees, der den spärlichen Mondschein reflektierte, konnte Lily auch ohne Zauberstab recht gut sehen, welche Richtung sie einschlagen musste. In der Kirche brannten keine Lichter mehr, alles war still und Lily hätte es nicht gewundert, wenn jeden Moment der eine oder andere Geist vor ihr auftauchen würde…
An der Stelle, an der James saß, erschien ein heller Punkt in der Dunkelheit und Lily verdrehte die Augen. Hatte ihr Freund etwa heimlich das Rauchen angefangen? Super.
Sie seufzte, nahm den Tarnumhang von den Schultern und ging zielstrebig auf James zu. Er drehte sich nicht um und als sie nur noch zwei Meter entfernt war, blieb sie stehen, die Arme fröstelnd um die Brust geschlungen.
Stille legte sich über sie, tonnenschwer. Angespannt kaute Lily auf ihrer Lippe, schluckte und sagte schließlich: »Ich hoffe wirklich, das ist nur eine Zigarette.«
James nahm einen Zug, sah hoch in den wolkenverhangenen Nachthimmel, an dem so gar kein Stern zu sehen war und antwortete: »Ich wünschte, es wäre keine Zigarette.«
Lily schwieg beklommen, senkte den Blick. Schließlich fasste sie sich ein Herz, machte die letzten Schritte zu ihm rüber und fragte: »Darf ich mich zu dir setzen?«
Statt zu antworten reichte James ihr den Arm und zog sie hoch auf die Mauer. Die alten Steine waren porös und kalt, eine Gänsehaut breitete sich auf Lilys Körper aus, doch sie widerstand dem Drang, sich an James zu schmiegen. Sie sah nach oben zu dem hohen, mächtigen Turm des Minsters, dann hinüber zum Friedhof. An jenem sonnigen Sommertag war ihr die alte Kirche majestätisch und erhaben vorgekommen, jetzt fühlte sie sich nur noch wie am trostlosesten Ort auf der ganzen Welt.
»Was machst du hier?«, fragte sie leise, obwohl sie selbst nicht wusste, weswegen sie die Stimme senkte.
»Da sind so viele Gedanken in meinem Kopf. Ich hab das Gefühl, er platzt bald.« James nahm noch einen Zug von seiner Zigarette und ließ die Beine baumeln. Das leise ›Tok‹ seiner Füße auf dem Mauerstein zerschnitt die Zeit in unendlich viele kleine Teile. Lily schluckte, wickelte den Tarnumhang um ihre Hände, damit diese nicht so sehr auskühlten und murmelte: »Reden hilft, weißt du?«
»Ich bin es so leid.« James nahm noch einen Zug, schnipste die Asche von der Zigarette. »Ich bin es so leid auf all diesen Beerdigungen immer dasselbe zu hören und dasselbe zu sagen. Ich bin es so leid nach den ›richtigen Worten‹ suchen zu müssen. Worte können so viel kaputt machen.«
Lily schluckte, senkte den Blick. Ein sanfter Wind fuhr über ihr Gesicht und ließ sie erneut frösteln. Es war bitterkalt in dieser Nacht, trostlos und einsam und Lily wollte nichts mehr, als wieder zurück zum Haus gehen, Hand in Hand mit dem Mann, den sie liebte, und in seinen Armen am Abend einschlafen…
»Ich hab gehört, was du zu Eve gesagt hast.«, flüsterte sie schließlich und wusste gar nicht, wieso. Vielleicht, weil es in ihrem Kopf herum gespukt hatte, ohne dass sie es überhaupt gemerkt hatte. Oder es bemerken wollte. »Warum du Christin gesagt hast, dass du sie liebst. Ich bin gerade am Zimmer vorbei gelaufen und… naja.«
Doch statt auf ihre Beichte etwas zu erwidern, rauchte James nur weiter seine Zigarette. Als er sie schließlich auf den Stein ausdrückte und in den Schnee warf, fragte er endlich: »Und?«
»Nichts.« Nervös strich Lily sich das Haar hinter die Ohren. »Ich wollte nur… Nur dass du das weißt.«
Feige beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. Er nickte leicht, schwang die Füße wieder leicht hin und her und sah hoch in den Himmel. Vereinzelt rieselten die Schneeflocken herunter und eine landete in James Haar.
»Ich hab dich mit einer Sterbenden betrogen.«, stellte er schließlich fest. »Und auch noch vor deinen Augen.« Ein leichtes, trauriges Lachen kam über seine Lippen und er schüttelte schnell den Kopf. »â€™Tschuldigung. Ich dachte nur gerade… Weißt du noch, als in Hogwarts dieser Ball für die Franzosen stattfand? Damals hab ich dir gesagt, dass ich nie wie Howe vor deinen Augen mit einer anderen rummachen würde und jetzt… Ich bin genauso ein Idiot wie er.«
Nervös knetete Lily die Hände in ihrem Schoß, strich sich wieder die Haare hinter die Ohren. »So hast du es ja nicht gemeint.«, murmelte sie. »Du hast nicht… Keine Hintergedanken… Du sagtest, du wolltest es nur nachholen…«
»Ja…« Mit einer Hand fuhr er sich durch das Haar und zog seinen Schal höher. »Trotzdem muss es dich verletzt haben. Und du hast mir einfach so verziehen…«
»Weil… Weil ich weiß, dass du es nur gut meintest. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch in deinen Armen sterben wollen…« Lily schloss die Augen und atmete tief durch. »Darüber musst du dir wirklich keine Gedanken mehr machen.«
James nickte langsam ebenfalls die Augen schließend, dann schüttelte er plötzlich den Kopf und wandte sich zu Lily um. Er schlang die Arme um sie, vergrub das Gesicht in ihrer Schulter und murmelte gepresst: »Ich will nicht, dass du stirbst!«
Ein kurzes Lächeln flog über Lilys Lippen, dann schlang sie die Arme um seinen Nacken und drückte James fest an sich. »Ich will nicht, dass du stirbst.«
Eine ganze Weile saßen sie so da, Lily ließ die Hände ruhelos über James’ Nacken streichen und vergrub das Gesicht in seinem Haar. Schließlich löste James sich von ihr, aber nur, um den Kopf in ihren Schoß zu legen und sich auf der Mauer auszustrecken. Er lag auf dem Rücken, mit einer Hand strich er sanft über Lilys Taille, die andere hielt ihre fest. So schloss James die Augen und Lily ließ die freie Hand durch sein Haar gleiten. James war für gewöhnlich derjenige, der sie tröstete, der sie aus ihrem Tief holte… Wie stellte er das nur immer an? Und wie sollte sie ihm helfen? Sie wusste nicht, wie sie ihn dazu bewegen könnte, mit ihm zu reden, wenn er es nicht wollte… James fand irgendwie immer einen Weg, sie aus der Reserve zu locken…
»Was glaubst du passiert mit uns, wenn wir sterben?«, fragte James da plötzlich und Lily hob verblüfft die Augenbrauen. So etwas hatte James sie noch nie zuvor gefragt…
»Ich weiß nicht…«, murmelte sie und sah unwillkürlich zu der Kirche hinüber. »Ich hab mich schon immer gefragt, warum manche zu Geistern werden und andere…«
»Mom meint die Zauberer, die zu Geistern werden, hingen zu sehr am Leben.« James drehte den Kopf ebenfalls zu der Kirche hinüber und seufzte. »Ich weiß nicht, ob ich ein Geist werden will… Dann weiß ich zwar, was mit mir passieren wird, wenn ich tot bin, aber… aber als Geist ist man ruhelos. Außerdem… Selbst Selbstmörder können zu Geistern werden… Wie kann man als Selbstmörder am Leben hängen?«
Lily zuckte kaum merklich mit den Schultern und strich gedankenverloren über James’ Gesicht. »Sterben ist bestimmt ein großes Abenteuer.«
»Das ist aus Peter Pan.«, erkannte James und wandte den Kopf wieder zu ihr.
»Stimmt.« Lily lächelte, beugte sich über ihn und fiel dabei beinahe von der Mauer. »Lass uns einfach nie sterben, okay?«
»Okay.« James grinste ebenfalls und schloss die Augen, als Lily ihn sanft küsste. Sie ließ den Kopf auf seiner Stirn liegen, ihr warmer Atem strich über sein Gesicht und war so ein großer Unterschied zu der kalten Nachtluft. Langsam spürte James, wie er entspannte und ließ seine Gedanken ziehen. Wenn Lily bei ihm blieb… Wenn sie für immer bei ihm blieb…
»Ich weiß einfach nicht, wie ich meinen Dad fragen soll.«, murmelte er und Lily hob den Kopf.
»Was fragen?«
»Ob er mein Dad ist.«
Für eine Sekunde stockte Lily der Atem, dann schluckte sie und biss sich wieder auf die Lippen. Das konnte sie nur zu gut nachvollziehen…
James’ Finger strichen über ihren Handrücken, während er wieder die Augen schloss und das Gesicht in Lilys Bauch vergrub, sodass sie ihn kaum noch verstehen konnte.
»Wenn er es nicht ist, dann… Dann könnten wir in drei Jahren ein Baby bekommen. Aber wenn er es ist… Ich weiß einfach nicht, was mir lieber wäre, verstehst du? Egal welche Antwort ich bekomme, sie wird immer bitter sein.«
Lily schwieg für einen Moment, verschränkte ihre Hand mit seiner. »Brauchst du eine Antwort?«
»Ich weiß nicht.« James seufzte noch einmal. »Ich hab zehn Jahre gut so damit leben können… Aber jetzt… Kannst du dir sein Gesicht vorstellen, wenn ich ihn frage?«
Lily schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, wie James’ Vater darauf reagieren würde…
»Es würde ihm das Herz brechen, glaube ich.« James schluckte, legte die andere Hand zusätzlich auf Lilys und drückte sie fest.
»Und wenn du deine Mom fragst?«
James hob eine Augenbraue und sah Lily kritisch an. »Zu Mom gehen und sie fragen: »Hey, kann es sein, dass du Dad vor achtzehn Jahren betrogen hast?««
»Sie ist vermutlich die Einzige, die dir eine eindeutige Antwort geben kann.«, meinte Lily und seufzte tief. »Aber ich weiß auch nicht, was ich an deiner Stelle tun würde…«
»Ich wünschte, ich wäre damals nie aufgewacht.«, murmelte James und vergrub das Gesicht wieder in Lilys Bauch. Eine ganze Weile strich sie ihm beruhigend durchs Haar und starrte in die Dunkelheit. Ungewissheit… Dieses schrecklich nagende Gefühl…
»Würde es einen Unterschied machen?«, fragte sie schließlich und James schüttelte langsam den Kopf.
»Nur bezüglich unseres Kinderwunsches.«
»Wir haben noch Zeit dafür, James.«, meinte sie und lächelte leicht. »Und wenn er dein biologischer Vater ist… Ich meine, dich gibt es doch auch, oder?«
»Ich will keine zehn Jahre auf ein Kind warten, wenn wir bereit dafür sind. Zumal wir vielleicht keine zehn Jahre haben.«
»Ja aber… Sieh mal, vor zwanzig Jahren war die Heilkunde und Medizin noch gar nicht so fortgeschritten und-«
»Ich weiß, Lily.« James seufzte. »Ich denke seit Tagen darüber nach… Ich sage mir die ganze Zeit, dass es egal ist… Aber irgendwie ist es das trotzdem nicht. Ich hab die Frage die letzten zehn Jahre einfach erfolgreich verdrängt, aber jetzt hängt sie über mir, wie ein Damoklesschwert.«
Lily schwieg, strich James die Haare aus der Stirn und küsste ihn sanft darauf. »Wenn du nicht heimlich einen DNA Test machen willst, führt kein Weg daran vorbei, dass du ihn darauf ansprichst… Er wird es verstehen.«
»Ich weiß.« James seufzte. »Trotzdem würde ich hundert Mal lieber gegen einen Todesser kämpfen…«
»James…« Lily seufzte. »Hör auf dich zu quälen und frag ihn. Wenn du weiterhin jeden Abend hierher flüchtest, hilft das nicht.«
»Ich weiß…« James schluckte und atmete tief durch. »Vielleicht wird es wirklich endlich Zeit zu handeln.« Dann richtete er sich langsam wieder auf. Für einen Moment blieb er mit dem Rücken zu Lily sitzen, schlang die Arme um die Beine und sah hoch in den Himmel. Ein Stern hatte sich zwischen den Wolken hervor gemogelt und schien kraftvoll vom Himmelszelt.
Schließlich nickte er, sprang von der Mauer und reichte Lily die Hand zur Sicherheit, obwohl das Mäuerchen nicht hoch war. Doch statt sie loszulassen, als sie vor ihm stand, griff er nach ihrer anderen Hand und sah ihr entschlossen ins Gesicht. Er holte Luft-
Und doch kam kein Wort über seine Lippen.
Frustriert blies James die Luft wieder heraus und schloss die Augen. »Ich glaube, ich bin sogar noch feiger als ich dachte.«, sagte er dann grinsend und schüttelte über sich selbst den Kopf.
»Wieso?«, fragte Lily verblüfft.
Doch statt zu antworten nahm James nur ihr Gesicht in seine warmen Hände und küsste sie lange und sanft. Lily schloss die Augen, legte die Hände an seine Brust und glaubte selbst durch den dicken Mantel James’ aufgeregten Herzschlag spüren zu können, oder war das nur Einbildung?
»Lass uns heim gehen.«, meinte James schlicht, als er sich von ihr löste und griff nach ihrer Hand. Lily nickte und versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu schenken.
Und dann lief sie doch Hand in Hand mit dem Mann, den sie liebte, zurück zum Haus.

Am achtzehnten Dezember, einem Dienstag, arbeitete Lily im Keller an einem Trank, der Verätzungen und Verbrennungen in Sekundenschnelle heilen konnte. James war bei einer seiner seltenen Trainingseinheiten und würde erst spät zurückkommen. Eve fehlte ihm, das merkte jeder im Haus. Jeden Tag hatten die beiden zusammen trainiert und Unsinn im Garten veranstaltet. Manchmal hatte James sie sogar ins Bett gebracht, als wäre sie noch ein kleines Kind. Bei dem Gedanken daran musste Lily schmunzeln. Wie schnell einem Kinder doch ans Herz wachsen konnten.
Nachdem sie das Gebräu an sich selbst getestet hatte und ihre selbst zugefügte Schnittwunde schnell und narbenlos heilte, war sie zufrieden und füllte es in kleine Glasflaschen ab. Ihr Tagewerk war vollbracht und Lily stieg gähnend die Treppen hinauf in ihr Zimmer.
Wo ein Zettel auf ihrem Bett auf sie wartete. Eine weiße Rose lag daneben und Lily hob das Schriftstück überrascht auf. Es war ein Gedicht oder zumindest der Anfang und Lily erkannte James’ Handschrift sofort.
Wenn du lachst geht die Sonne unter
Und der Mond taucht die Welt
In dein Silberfunkellicht

Lächelnd griff Lily nach der Rose, schnupperte daran und bemerkte, dass auf dem kleinen Stück Pergament eine weitere Zeile erschien. Wenn du den Rest hören willst, steig auf den Besen.
Den Besen? Lily runzelte die Stirn. Für gewöhnlich bewahrte James seinen Besen unten im Wohnzimmer auf, wo auch seine Eltern ihre abstellten. Neugierig stieg Lily die Treppe wieder herunter und tatsächlich schwebte da James’ Besen mitten im Raum. Eine weitere weiße Rose steckte im Geäst, ein kleines Zettelchen war um den Besenstiel gebunden.
Und wenn du seufzt singen Seerosen
Lily steckte die Zettel in ihre Hosentasche und beäugte den Besen kritisch. James würde es nicht wagen ihr einen bösen Streich zu spielen, oder? Prüfend ließ sie die Hand über den Besenstiel steigen, stieg dann vorsichtig auf. Sie war nur in Jeans und Pullover gekleidet und als die Wohnungstür plötzlich aufging, schlug ihr kalte Winterluft entgegen. Der Besen setzte sich von allein in Bewegung und Lily klammerte sich ängstlich fest. Tatsächlich glitt der Besen aber in Schritttempo über den Boden und sie entspannte sich sehr schnell wieder. Sie flog aus dem Garten der Potters heraus und dann in Richtung Waldrand. Als Lily zurückblickte, sah sie gerade noch Mr Potter, der ihr zuwinkte und die Tür hinter ihr schloss. Was hatte James sich da nur wieder ausgedacht?
Gerade in dem Moment, als sie zu zittern begann vor Kälte, flog der Besen plötzlich höher und Lily entdeckte einen Mantel in den Ästen der Bäume hängen. Der Besen hielt an, eine weiße Rose steckte im Knopfloch und an ihr war ein weiterer Zettel gebunden. Lily zückte ihren Zauberstab, las:
weil dein Freudenstrahlenlächeln
ihren Glanz verblühen lässt.

Lily lächelte, hob den Mantel von den Ästen und warf ihn sich über. Eine geführte Schnitzeljagt, soso. Der Besen flog in den Wald hinein, sehr geschickt zwischen den Bäumen hindurch, sodass Lily nicht das Gefühl hatte, gleich abgeworfen zu werden. Ihr Zauberstab erhellte die dunklen Schatten und im Schnee entdeckte sie neben Spuren von einigen Tieren auch James’ Fußabdrücke. Sollte er nicht eigentlich beim Training sein? Noch einmal schnupperte sie an den weißen Rosen und plötzlich ging ihr ein Licht auf.
Heute war ihr Jahrestag, oder etwa nicht? Sie hatte sich das genaue Datum damals nicht gemerkt, nur dass es Anfang Dezember gewesen war… James und sie hatten gar nicht darüber geredet, ob sie sich etwas zum Jahrestag schenken wollten.
Sie entdeckte Licht zwischen den Baumwipfeln, warm und strahlend wie von hunderten Kerzen. Das Herz schlug ihr höher vor Erwartung und Freude. Je näher sie kam, desto mehr Details konnte sie erkennen: eine kleine Lichtung, einen Tisch, in der Luft schwebende Kerzen… Der Besen hielt an und Lily stieg vorsichtig ab. Sie trug nur ihre Pantoffeln, der nasse Schnee drückte sich durch ihre Sohlen, aber Lily lief trotzdem weiter. Auf einem kleinen Tisch standen zwei Teller und Besteck, Rosenblätter waren drum herum verstreut und auf einem Teller lag ein weiterer Gedichtsteil.
»Das ist so kitschig.«, lachte Lily und griff nach dem Zettel. »Hat Julia sich das ausgedacht?«
Niemand antwortete ihr und Lily las schweigend im Schein der Kerzen die letzten Zeilen.
Doch wenn du weinst schlagen Herzen höher
Und ich male dir einen Lichterbogen
Damit du wieder lachst.

»So kitschig.«, wiederholte Lily und las noch einmal das ganze Gedicht, ein Lächeln auf den Lippen.
»Um ehrlich zu sein war es Alice’ Idee.« James trat aus den Bäumen hervor, sehr förmlich gekleidet in einer schwarzen Jeans und hellblauem Hemd. Erst als sie ihn sah bemerkte Lily, wie warm es auf der Lichtung war, bestimmt ein Wärmezauber und sie ließ den Mantel wieder von ihren Schultern gleiten.
»Alice?« Lily grinste und zauberte sich selbst geschlossene, warme Schuhe.
»Sie ist die Spezialistin für Romantik.« James lächelte und ging um Lily herum, rückte ihr den Stuhl zurecht. »Bitte schön, die Dame.«
»Vielen Dank.« Lily setzte sich sehr adrett, legte ihren Zauberstab auf dem Tisch ab und konnte ein Dauergrinsen nicht unterdrücken. Kaum dass James saß, füllte sich das Glas vor ihr von selbst mit Champagner und ein bisschen fassungslos schüttelte die junge Hexe den Kopf. »Hast du an alles gedacht?«
»Nein. Aber Alice, Sirius und meine Eltern haben an alles gedacht. Und nur damit du’s weißt: Koby ist in der Nähe, um uns unser Essen zu servieren.«
»Es sei ihm gestattet.« Schmunzelnd griff Lily nach ihrem Sektglas. »Es braucht also fünf Köpfe, damit James Potter ein gelungenes Abendessen vorbereiten kann.«
»Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass es so schrecklich wird, wie unser erstes Date vor einem Jahr in Hogsmeade.«
»Es kommt mir viel länger vor als ein Jahr.«
»Mir auch.« James grinste, hob das Glas und stieß es mit ihrem zusammen. »Auf uns.«
»Auf viele weitere schöne Jahre.«
Sie tranken, ein Salatteller erschien vor ihnen und Lily war froh, noch nicht zu Abend gegessen zu haben. Das Essen war köstlich, sie genoss jeden Bissen und schloss genießerisch die Augen.
»Mom wollte erst Wild servieren, aber ich habe protestiert.« James grinste und rückte seine Brille zurecht.
»Ich glaube, es ist jetzt schon fast ein Jahr her, dass ich das letzte Mal mit dir in einem großen, dunklen Wald alleine war.«, bemerkte Lily und sah hoch in das dunkle Blätterdach. »Ich hoffe, hier gibt es keine Werwölfe.«
»Nur einen verrückten Hirsch.«, witzelte James und Lily lächelte tatsächlich. Er war schon wieder so nervös, so schrecklich nervös, dass ihm die Hände schwitzten und sein Mund staubtrocken war. Im Gegensatz zu Lily aß er nicht viel, griff zwischen den Gängen immer wieder nach ihrer Hand und küsste sie. Lily war ungekämmt und ungeschminkt, aber ihre Augen leuchteten im Kerzenlicht und James wurde sich zum vermutlich tausendsten Mal darüber bewusst, wie wunder, wunderschön seine Freundin war. Er kam sich vor wie ein Kieselstein neben einem Diamanten…
»Dein Gedicht ist schön.«, meinte sie und strich noch einmal über die Zettel, die sie neben sich auf dem Tisch liegen hatte. »Wann hast du es geschrieben?«
»Als Alice mich dazu gezwungen hat, etwas Romantisches zu verfassen und dabei drohend mit dem Zauberstab vor meiner Nase herumfuchtelte.« James grinste, drückte ihre freie Hand und drehte an dem Ring ihrer Mutter, den sie seit dem Sommer immer trug. »Sie sagte die ganze Zeit: ›Denk an Lily, an ihr wallendes Haar und ihr Lächeln und ihren Duft und schreib einfach, was aus deinem Herzen auf das Papier fließt‹.«
Lily lachte, griff nach den weißen Rosen und schnupperte noch einmal an ihnen. »Ich sehe schon, du hast einiges auf dich genommen für diesen Abend.«
»Du ahnst gar nicht, wie viel«, meinte er und strich noch einmal über den Ring. Mit einem leisen Plopp erschien der Hauptgang vor ihnen auf den Tellern und Lily machte sich begeistert darüber her. James war darauf bedacht, kein Gesprächsthema anzufangen, das in irgendeiner Weise mit dem Krieg oder ihren Träumen zu tun hatte. Stattdessen schwelgten sie eine Weile in Erinnerungen, lachten noch einmal über ihre Streiche in Hogwarts und für die Zukunft nahm Lily sich vor, bei Miranda Kochstunden zu nehmen.
Es war wirklich perfekt, das musste Lily ihrem Freund und seinen Helfern wirklich lassen. Hätten sie Musik gewollt, so wäre die Musikkugel griffbereit in einer Baumhöhle gelegen, doch die Stille der Nacht und die Geräusche des Waldes waren Lily gerade recht. Hätte es zu regnen begonnen, so wäre die kleine Lichtung dank einiger Zauber nicht nur kälte- sondern auch regenresistent gewesen. Die Kerzen brannten nicht herunter, sodass sie noch Stunden auf der Lichtung verbringen konnten. James hielt sogar Decken, Schlafsäcke und Kissen bereit, falls sie die Nacht über hierbleiben wollten.
»James, das ist wirklich das perfekte Date.«, meinte Lily, nachdem sie das Dessert, einen Traum aus Eis, Sorbet und frischen Früchten, ausgelöffelt hatte und hob ihr Weinglas.
»Es ist noch nicht vorbei.«, erwiderte James und stieß dennoch mit ihr an.
»Bekomme ich das jetzt jedes Jahr zu unserem Jahrestag geschenkt?«, fragte sie und nippte an ihrem Glas.
»Ich dachte eigentlich, dass dieser erste Jahrestag etwas ganz besonderes bleiben sollte, aber wenn du willst.« James zuckte mit den Schultern, er würde Lily heute keinen Wunsch abschlagen.
»Dates auf dem Sofa mit einer leckeren Pizza und Kuschelsocken können auch verdammt perfekt sein.«, grinste sie und James nickte zustimmend. Der Nachtisch verschwand vom Tisch und Lily ließ sich seufzend in ihrem Stuhl nach hinten fallen. »Ich bin so voll! Dein Besen würde unter mir zusammenbrechen.«, meinte sie und trommelte mit den Fingern auf ihrem Bauch herum.
»Der letzte Gang kommt noch.«, grinste James und Lily setzte sich wieder auf.
»Noch was? Willst du mich mästen?«
»Ist was ganz besonderes.« Er zwinkerte ihr zu und mit einem weiteren Plopp erschien eine kleine Schachtel vor ihnen auf dem Tisch. Lily erkannte die Verpackung sofort und lachte. Es war wohl etwas ganz besonderes, etwas, das sie seit Hogwarts nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
»Schokofrösche! Das ist wirklich perfekt!«, meinte sie und öffnete vorsichtig die Schachtel. »Ich bin gespannt, welches Sammelbild ich habe.«
James nickte nur, nestelte ebenfalls an seiner Schachtel herum, aber seine Augen waren nur auf Lily gerichtet. Geschickt fing sie den Schokofrosch auf und ließ die Sammelkarte auf den Tisch fallen. Während sie sie musterte, biss sie einmal in den Frosch hinein, der daraufhin zu einer gewöhnlichen Süßigkeit erstarrte.
»Bagnold. Na toll, die hab ich schon mindestens zehn Mal.«, meinte Lily und schob die Karte wieder zur Seite. Sie wollte gerade noch mal in den Frosch beißen, als ihr das Funkelnde etwas in dem kleinen Hohlraum im Frosch auffiel. Verwundert drehte Lily den Frosch herum und das kleine, goldene Teilchen fiel in ihre offene Hand.
Ein Ring.
»So was.«, wunderte sie sich und musterte erst den Frosch, dann die Verpackung verblüfft. Schmuck hatte sie noch nie in der Kindersüßigkeit gefunden. Erst als James zu lachen anfing begriff sie, dass das kein neuer Marketingtrick der Süßigkeitenindustrie war und ihr Herz überschlug sich beinahe.
Er stand auf, nahm ihr vorsichtig den Ring aus den Händen und ging um den Tisch herum, bis er neben ihr stand.
»Lily Evans«, begann er und griff nach ihrer Hand. Lily sprang so eilig auf, dass ihr Stuhl umfiel und der Tisch wackelte. James ignorierte ihr Missgeschick, nahm ihr den Schokofrosch aus den Händen, den Lily immer noch umklammerte und legte ihn auf den Tisch zurück. Ihre Finger waren jetzt leicht schokoladig, aber auch das ignorierte James, als er sie fest in seine Hände schloss. »Lily Evans«, wiederholte er und atmete tief durch. »Die letzten Monate waren für uns beide nicht einfach. Viele unserer Freunde haben ihr Leben verloren und beinahe hätte ich sogar dich verloren. In den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass du das Licht bist, das meine Tage erstrahlen lässt. Jeden Morgen, wenn ich in dein Gesicht sehe, wenn ich dein Lächeln sehe, erscheint die Welt wieder ein Stückchen heller und schöner und ich will dich bis an mein Lebensende nicht mehr missen. Aber mir ist auch klar geworden, dass unsere Tage begrenzt sind und darum möchte ich jeden einzelnen mit dir in vollen Zügen genießen. Ich hab viel über die Zukunft nachgedacht, Lily, über unsere Zukunft. Ich will nie wieder ohne dich sein, Lily, weil du das Beste bist, das mir je passiert ist. Du bist mein Licht, mein Leben. Also«, James ging auf die Knie und seine Finger zitterten ein wenig, als er Lily den Ring entgegen streckte, »willst du mich heiraten?«
Lilys Knie zitterten. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich ihren Heiratsantrag schon oft ausgemalt hatte, hauptsächlich als junges Mädchen, das noch von dem Prinzen auf dem weißen Ross träumte, und jetzt kniete James vor ihr und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Hunderte Gedanken schossen ihr durch den Kopf und je länger sie brauchte, desto verzweifelter wurde der Ausdruck in James’ Gesicht, dabei wollte sie gar nicht, dass er am verzweifeln war.
»Ich…« Lily spürte Panik in sich aufsteigen und atmete tief durch. Dann legte sie ihre Hände auf James’ und schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich.«, hauchte sie und James senkte nieder geschlagen den Kopf.
»Aber?« Langsam erhob er sich, ohne sie anzusehen und Lily wusste, dass sie gerade auf seinem Herzen herum trampelte, doch sie wusste nicht, wie sie das verhindern konnte.
»Aber ich will dich nicht aus der Angst heraus heiraten, dass wir sterben könnten.« Lily legte die Hand an seine Wange und bat ihn, sie anzusehen. Er sah verletzt aus, niedergeschlagen, natürlich, und es brach Lily das Herz.
»Es tut mir leid«, sagte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Aber ich will, dass du um meine Hand anhältst, weil… Weil du glaubst, nur das könnte unser Glück noch perfekt machen.«
»Natürlich glaube ich das.«, meinte James schnell aber Lily schüttelte den Kopf.
»Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen, James.« Sie schluckte, machte noch einen Schritt auf ihn zu und hielt seine Hände fest mit ihren umklammert. Der Ring drückte gegen ihren Zeigefinger und sie schloss gequält die Augen. »Aber ich will dich nicht heiraten, um des Heiratens Willen. Ich will dich nicht heiraten, weil ich Angst habe, dich zu verlieren, sondern weil ich mich auf all die Tage freue, die noch vor uns liegen. Ich will, dass unsere Heirat den Punkt markiert, an dem wir beginnen nach vorne zu schauen, statt zurück.«
»Das können wir doch alles machen«, meinte James verwirrt, aber Lily schüttelte den Kopf.
»Nein. Nein, das können wir nicht, wenn… Wenn du aus dem Gefühl heraus, dass du mich verlieren könntest, um meine Hand anhältst. Dann schauen wir der Zukunft nicht mit Hoffnung, sondern mit der in der Vergangenheit geborenen Angst entgegen und das will ich nicht.« Sanft nahm Lily sein Gesicht in die Hände und strich James die verwuschelten Haare aus dem Gesicht. Sie versuchte ein Lächeln, obwohl ihr eine Träne über die Wange lief und James schüttelte verständnislos den Kopf.
»Frag mich noch mal«, bat Lily und holte tief Luft. »Frag mich, wenn du fühlst, dass… Dass das Leben nicht grausam und dunkel ist, sondern wunderschön und unsere Liebe dieses Glück möglich macht. Dann werde ich ja sagen, James. Aber bis dahin«, sie drückte ihm die Hand mit dem Ring an die Brust und senkte den Blick, »bis dahin musst du den Ring behalten.«
Damit ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. James betrachtete den Ring in seiner Hand, dann Lily, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte, als wäre ihr plötzlich kalt. »Ist das dein letztes Wort?«, fragte er und sie nickte stumm. James seufzte tief, fuhr sich in einer verzweifelten Bewegung durchs Haar und schüttelte den Kopf. »Ich werde sicherlich nicht damit anfangen, dich pausenlos zu fragen, ob du mich heiraten willst, bis du dich in sechseinhalb Jahren endlich einmal erbarmst.«, meinte er dann gekränkt und Lily schüttelte schnell den Kopf.
»Bloß nicht!«, meinte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. »James, ich… Das war ein wunderschöner Abend und es tut mir leid, dass er so endet.«
»Er ist noch nicht vorbei«, erwiderte James und sah auf seine Armbanduhr.
»Bist du sehr böse auf mich?«, fragte Lily ängstlich und James seufzte noch einmal.
»Nein. Nur enttäuscht.«
»Es tut mir leid.«
»Ich weiß.«
»Ich liebe dich.«
»Ich weiß.«
Lily schluckte, machte dann einen Schritt auf James zu und zog ihn in ihre Arme. Es tat ihr in der Seele weh, der Grund für seine Niedergeschlagenheit zu sein, aber sie konnte und wollte nicht ja sagen. Aus Angst zu heiraten war nie der richtige Weg.
»Der Ring ist wunderschön.«, meinte sie dann und löste sich so weit von ihm, dass er ihr in die Augen sehen konnte.
»Er gehörte meiner Großmutter.«, sagte James und hob sich den Ring noch einmal vor die Augen. »Ich hab Mom gefragt, ob ich ihn haben kann…« Er schluckte, nahm dann Lilys Hand und mit leicht zitternden Händen schob er ihr den Ring auf den Finger, an dem schon der ihrer Mutter hing. Schweigend betrachteten sie Lilys Hand und wie der Ring sich der Größe ihres Fingers anpasste. Er war breit und golden, hatte eine auffällige Gravur aus alten Runen und passte überraschend gut zu dem Ring von Lilys Mutter.
»Was steht da?«
»Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod.«
Verwundert sah Lily auf. »Das ist aber eine ungewöhnliche Inschrift auf einem Verlobungsring.«
James zuckte mit den Schultern. »Ist ein uralter Spruch, hat Mom gesagt. Er soll wohl bedeuten, dass Liebe den Tod überlebt.«
»Ahh.« Lily drehte den Ring an ihrem Finger, dann wollte sie ihn abnehmen, aber James hielt sie auf.
»Trag ihn heute Nacht. Ich hab sowieso keine Schatulle dabei.«
»Okay.« Sie lächelte und endlich versuchte auch James wieder ein Lächeln, doch es misslang ihm ziemlich. »Soll ich deinen Eltern sagen, dass ich abgelehnt habe?«, fragte sie leise, aber James schüttelte den Kopf.
»Sie wissen es vermutlich schon. Oder ahnen es.«
»Wieso?«
»Weil ich Koby gebeten habe, das Feuerwerk zu starten, wenn du ja sagst.« James sah hoch in den Himmel und seine Worte trafen Lily noch einmal fest in die Magengrube. Er hatte sich wirklich solche Mühe gegeben!
»Du bist so süß«, sagte sie bekümmert und küsste ihn auf den Mund. »Ich komm mir so schrecklich vor!«
»Bist du auch.«, bemerkte James und schlang die Arme um ihren schmalen Körper. »Aber das ist okay. Ich hab sechs Jahre auf einen Kuss gewartet. Ich hätte wissen sollen, dass es nicht beim ersten Versuch klappt.« Er versuchte ein weiteres Lächeln und gab seiner Beinahe-Verlobten noch einen Kuss. »Nur zu blöd, dass ich jetzt die Wette gegen Sirius verloren hab.«
»Wette?« Lily verdrehte die Augen. »Romantisch. Um was habt ihr denn gewettet?«
Ihr Freund verzog das Gesicht. »Es war eine Hinternkusswette.«
»Eine was?!« Lily wusste nicht, ob sie lachen oder sich vor Ekel schütteln sollte, also tat sie beides. »Bist du bescheuert? Du musst jetzt wirklich Sirius’ Hintern küssen? Wieso lässt du dich auf so was ein?«
»Wenn es doch nur Sirius’ Hintern wäre…«, brummte James und fuhr sich in einer Geste der Verzweiflung durchs Haar. »Ich war mir eben ziemlich sicher…«
»Moment, wenn nicht Sirius’… Von wessen Hintern reden wir hier?«
»â€¦Moodys.«


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wir hatten es sehr, sehr gut als Kinder - wir bekamen massenhaft BĂĽcher.
Joanne K. Rowling