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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 34

von Jojoi

Töröööö!
Na wie gehts euch? Hoffe, ihr habt die Zeit ohne Updates gut überstanden!
Ich bin gespannt, was ihr zu diesem Kap sagen werdet... wirklich sehr gespannt!
Viele Grüße,
Jojoi

___________________________________



Miriam fühlte sich wie gerädert, als sie am Morgen erwachte, geweckt von einem hupenden Muggelauto vor der Tür. Der Alarm war losgegangen und das ohrenbetäubende Hupen ließ Miriam aufstöhnen. Sie wollte sich auf die Seite drehen, doch ihre Schulter schmerzte noch immer. Auf der anderen Seite lag Sirius, der sich ebenfalls genervt herum wälzte und schließlich einen Arm um Miriam schlang, das Gesicht in ihrem Haar vergrub und viel zu laut und viel zu heiß in ihr Ohr atmete.
Wie sehr sie es doch manchmal hasste mit ihm ein Bett zu teilen. Sie hasste es, wie er ihr oftmals die Decke klaute, wie er mitten in der Nacht auf die Toilette ging und sie dabei weckte, wie er sich manchmal auf sie rollte, wie er laut atmete, wie er sich an sie kuschelte, wenn es kalt war… Früher hätte nichts und niemand Miriam dazu bringen können, mit einem Mann eine ganze Nacht ein Bett zu teilen aus eben jenen Gründen, die Sirius alle erfüllte.
Auf der Pro-Seite stand jedoch, dass sie sich an ihn kuscheln konnte, wenn ihr kalt war. Und wenigstens schnarchte er nicht. Außerdem hatte er sie schon zwei Mal vor der Arbeit mit Küssen und Streicheleinheiten geweckt, was zugegeben nicht die schlechteste Art war, den Tag zu beginnen.
Mit einem Seufzen löste sie sich aus Sirius’ Armen, setzte sich auf und ließ vorsichtig die Schulter kreisen. Sie konnte sie in alle Richtungen bewegen, doch es schmerzte noch immer, wenn auch nicht mehr so schlimm wie gestern Abend. Schon oft hatte sie sich Prellungen, Brüche oder andere Blessuren beim Quidditch geholt und stets war sie am nächsten Morgen dank Madam Pomfreys Behandlung wieder top fit gewesen, doch die Heiler gestern hatten einfach nicht genügend Zeit gehabt, um sich an einer ausgerenkten Schulter aufzuhalten. Miriam seufzte, erneut, stand auf und ging in die Küche. Einige Zaubersprüche später konnte sie ihre Tasse Kaffee schlürfen, an ihrem Toast knabbern und einer Eule den Tagespropheten von den Füßen binden.
Dem Überfall auf das Stadion waren zwei Seiten gewidmet. Miriam überflog sie kurz: Bagnold wollte härter gegen die Todesser vorgehen (»Dann schick Mulciber auf nimmer Widersehen nach Askaban!«), die Zahl der Toten stieg noch immer (»wer hätte es gedacht«), die Angreifer waren über alle Berge und von den Zeugen nicht identifizierbar (»Ich hab jedem Reporter erzählt, dass Bellatrix Black mich angegriffen hat!«) und natürlich wollte Crouch alle möglichen Angestellten des Stadions unter die Lupe nehmen (»Wie sinnlos«). Dann blätterte sie die restliche Zeitung durch und faltete sie schließlich resigniert wieder zusammen.
Der gestrige Vorfall und der Einbruch in die Mysteriumsabteilung hatte die Presse den Toten in der Nokturngasse völlig vergessen lassen. Auch Miriam war dankbar gewesen, als Sirius mit der Quidditchkarte in der Hand aufgetaucht war und sie einen Tag lang noch so hatte tun können, als wäre nichts geschehen. Doch jetzt gab es nichts mehr, das sie von dem Vorfall in der Nokturngasse ablenken könnte…
Miriam stand auf und ging zurück in den engen, dunklen Flur. Auch hier hatte Sirius sichergestellt, dass die eiserne Garderobenstange nicht mit Blümchen, sondern mit Motorradlenkern verziert war. Von einem zog Miriam ihre schwarze Jacke, die sie erst vor einigen Tagen in der Nokturngasse getragen hatte. Sie spürte das kleine Fläschchen noch bevor sie die Hand in die Tasche steckte. Was auch immer in dem kleinen Flacon war, es hatte sie einen unschuldigen Menschen töten lassen.
Obwohl… Miriam erinnerte sich gar nicht mehr so richtig daran, wie sie in die Gasse gekommen sein sollte. Nach allem, was sie wusste, könnte sie sich die Ermordung des Mannes auch nur eingeredet haben. Sie wusste kaum noch, wie sie mit Sirius, James und Lily auf die Wiese gekommen war, sie wusste nicht, wann und wo sie Lily wiedergetroffen hatte… Alles, an das sich Miriam in der Zeitspanne zwischen dem Betreten des Ladens und der plötzlichen Übelkeit auf der Wiese erinnerte, war dieses unbeschreibliche Gefühl von Macht, Stärke und Unfehlbarkeit. Schon allein der Gedanke daran brachte ihr Herz wieder zum rasen; Es hatte sich so gut angefühlt, endlich mal die Kontrolle zu behalten…
»Miriam?«
Schnell hängte sie die Jacke zurück und fuhr herum. Sirius torkelte müde und gähnend in den Flur und musterte sie. »Was machst du da?«
»Ich hab ein paar Münzen gesucht.«, antwortete Miriam kurz und in ihrem Kopf pochte eine leise Stimme, dass Sirius niemals die Wahrheit über diesen Tag in der Winkelgasse erfahren durfte, niemals, nicht er, nicht Lily oder sonst jemand. »Wollen wir uns noch mal hinlegen?« Sie lächelte anzüglich, legte die Arme um Sirius’ Nacken –
Und zuckte vor den Schmerzen der Bewegung zusammen.
»Ist die Schulter noch nicht okay?« Besorgt strich Sirius mit den Fingerspitzen über ihr Schlüsselbein hinunter zu ihrem Arm. Miriam hatte ihn schnell sinken lassen und unterdrückte den Reflex, mit der anderen Hand auf die schmerzende Stelle zu drücken.
»Doch. Tut nur manchmal noch weh.«, meinte sie und unterband im letzten Moment noch ein unschuldiges Schulterzucken. Doch Sirius schien mit den Gedanken schon ganz anders, legte die Arme an ihre Hüfte und beugte sich zu ihr herunter.
»Arme Miss Clarefield«, murmelte er und küsste sanft ihre Schulter genau da, wo es schmerzte. »Ich hoffe sehr, ich kann Sie Ihren Schmerz vergessen lassen.«
Vergessen. Miriam schloss die Augen. Nichts wollte sie im Moment mehr. Die Leiche in der Nokturngasse vergessen. Den Angriff im Stadion vergessen. Die Nachricht von Christins Tod vergessen.
»Ja, bitte«, hauchte sie und genoss die feurigen Küsse, mit denen Sirius von ihrer Schulter hinauf zu ihrem Mund wanderte. Sie schlang den gesunden Arm um seinen Nacken und Sirius hob sie hoch, trug sie zurück ins Schlafzimmer. Vergessen konnte so wundervoll sein…
Als Miriam schließlich die Augen schloss, um noch ein wenig Schlaf zu finden, lag ihr Kopf auf Sirius’ Brust und er hatte die Arme um sie geschlungen darauf bedacht, keinen Druck auf ihre Schulter auszuüben. Sie schloss die Augen, lauschte seinem Herzschlag und das sanfte Auf und Ab seiner Brust wiegte sie langsam in den Schlaf.
Eins musste sie dem gemeinsamen Bett wirklich lassen – ihr Freund war das beste Kissen der Welt.

Lily hatte sich an diesem Morgen extra den Wecker gestellt und stand zu James’ Überraschung auch sofort auf, als es klingelte. Er blieb liegen, während sie im Bad verschwand, und hörte die Dusche angehen. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, mit ihr darunter zu springen, doch ehe er sich aus den warmen Laken gewickelt und an der Badezimmertür angekommen war, ging die Dusche schon aus. James runzelte die Stirn, klopfte kurz und Lily öffnete. »Du bist fix heute.«, stellte er fest und ließ den Blick über ihren nassen, von einem weißen Handtuch bedeckten Körper wandern.
»Ich hab viel vor.«, antwortete Lily kurz und ließ ihn eintreten. Zusammen putzten sie sich die Zähne und während James sich anzog, trug Lily Make-up auf und bemalte ihre Lippen in einem auffälligen Rot.
»Was hast du denn vor?«, fragte James verwundert, als sie so aufgehübscht aus dem Badezimmer kam. Lily schminkte sich nur selten und wenn überhaupt dann sehr dezent.
»Einen Verführungsakt.«, antwortete Lily und zog einen kurzen Jeansrock aus ihrem Schrank.
»Ach ja?« Verwirrt fuhr James sich durch das Haar und trat dann hinter sie. »Du hast das mit dem verführen doch inzwischen ganz gut drauf.«
»Ich hab vom Besten gelernt.« Lily grinste und wandte sich zu ihm um. »Und heute muss meine neue Waffe ihre Probe aufs Exempel machen.«
Ein Grinsen umspielte James’ Lippen, als sie das Handtuch fallen ließ und sich ankleidete. Sie kombinierte den Rock mit einer Bluse, die sie recht offenherzig zuknöpfte, dann ließ sie ihre rote Mähne, die sie beim Duschen hochgesteckt hatte, darüber fallen. »Und an wem genau willst du deine Verführungskünste testen?«, fragte er und betrachtete sie noch einmal von oben bis unten.
»An Andrew Howe.«
»Andrew Howe?!« Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. »Wieso denn Howe?«
Lily zog sich ein paar braune, hohe Stiefel an und wandte sich dann James zu. »Es gibt eine Prophezeiungsabteilung in der Mysteriumsabteilung, wo die Weissagungen der Wahrsager aufbewahrt werden, die vom Ministerium überwacht werden. Wenn Sito Brown zu ihnen gehört, dann muss es irgendwo in dieser Abteilung einen Hinweis darauf geben. Ich kann aber schlecht in die Mysteriumsabteilung einbrechen, das ist laut deinem Vater ein Ding der Unmöglichkeit, besonders jetzt da sie die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen. Aber wer ist dafür zuständig, dass die Abteilung künftig einbruchsicher ist?« Lily grinste und James zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Die Fallenleger natürlich. Und wie der Zufall so will, kenne ich einen Fallenleger. Und der ist auch noch äußerst interessiert an mir.«
»Andrew Howe.« James nickte langsam und fuhr sich nachdenklich über das Kinn. »Aber Howe ist erst in der Ausbildung. Denkst du, er hat überhaupt die Gelegenheit in der Abteilung herum zu schnüffeln? Wenn er überhaupt dafür eingesetzt wird.«
»Wenn nicht, soll er sich um eine Versetzung bemühen. Ich erwarte nicht von ihm, dass er sich als Superspion auf die Lauer legt und mir morgen die passenden Ergebnisse präsentiert. Ich will nur, dass er sich vielleicht ein wenig umschaut… Oder mir eine Chance bietet, dass ich mich dort umschauen kann.«
»Das ist ein ziemlich großer Gefallen.« James schüttelte den Kopf. »Darauf lässt er sich nicht ein. Nicht mal, wenn du noch zwei weitere Knöpfe auf machst.«
Lily öffnete kurzerhand ihre Bluse und band die Enden über der Brust zusammen. »Besser?«
»Ja. Aber so bauchfrei holst du dir sicher eine Erkältung.« James verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dir ist klar, dass ich als dein Freund dein Vorhaben in keinster Weise unterstützten kann.«
»Keine Sorge.« Lily schmunzelte und schlang besänftigend die Arme um seinen Nacken. »Ich lass ihn nur schauen, nicht anfassen.« Sie gab ihm einen kurzen Kuss und strich ihm noch einmal über die raue Wange. »Nachdem ich das mit Andrew geklärt habe, muss ich auch noch in die Stadt. Kannst du mir etwas Geld leihen?«
»Was brauchst du aus der Stadt?«
»Du wolltest doch, dass ich zu einem Heiler gehe. Im Mungo kann ich nach dem Massaker gestern sicherlich lange warten. Deine Mutter hat mir von einer ehemaligen Kollegin erzählt, die in York praktiziert.«
Er nickte kurzangebunden und zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, in meinem Schreibtisch ist noch was… Wie viel ist ›etwas‹? Soll ich dich begleiten?«
»Nein.« Lily schüttelte lachend den Kopf und dachte an ihren schrecklichen Shoppingausflug mit James zurück. »Mit dir in der Muggelwelt, das mach ich nicht noch mal mit!«
»Du solltest nicht alleine da draußen herum rennen.«, gab James zu bedenken aber Lily schüttelte erneut den Kopf.
»Mach dir keine Sorgen um mich, Schatz. Wenn mich eine Horde Todesser verfolgen, flüchte ich einfach auf eine Rolltreppe.«
»Ich meine das ernst, Lily.« Wütend sah er sie an und seine Freundin seufzte resigniert.
»Ich weiß, James, aber Tatsache ist, dass du in der Muggelwelt nicht so gut klar kommst wie ich. Wenn ich auf mich UND dich aufpassen muss, ist das viel gefährlicher.«
James knurrte etwas wie »Das ist gar nicht wahr«, bevor er vorschlug, dass sie Miriam mitnehmen sollte.
»Ich glaube, sie hat ein wenig Ruhe verdient nach den Vorkommnissen der letzten Tage. Wir ALLE haben Ruhe verdient.« Sie gab James noch einen kurzen Abschiedskuss, den er etwas niedergeschlagen entgegen nahm. »Ich bin noch vor dem Nachmittagstee zurück. Versprochen.«

Als Lily in dem Kamin der Howes ankam, hörte sie Julias Stimme aus dem zweiten Stock dröhnen. Sie klang aufgebracht und Lily ahnte, dass sie nicht zum besten Zeitpunkt gewählt hatte, um der Familie einen Besuch abzustatten. »Julia?«, rief sie und blieb unschlüssig in dem Wohnzimmer stehen; sie war noch nie bei ihrer Freundin Zuhause gewesen. Das Haus der Howes war größer als das der Potters, zumindest was das Ausmaß des Wohnzimmers betraf. Deckenhohe Fenster gaben Ausblick auf einen hübschen, kleinen Garten und ließen die Herbstsonne das Zimmer in hellem Licht erstrahlen. Lily vernahm Schritte auf einer Treppe und die Familie Howe erschien im Wohnzimmer. Julias Miene hellte sich schlagartig auf, als sie ihre Freundin erblickte und umarmte Lily stürmisch.
»Das ist ja toll, dass du vorbei kommst, um mir auf Wiedersehen zu sagen!«, freute sich Julia und Lily versuchte ihre Überraschung bestmöglich zu kaschieren.
»Ist doch klar«, log sie und ließ ihren Blick zu den anderen Anwesenden wandern. Julias Mutter hatte dasselbe braune Haar wie ihre Tochter, war aber größer und schlanker im Gesicht, Andrews Vater war ein glatzköpfiger Bär von einem Zauberer. Lily grüßte sie höflich und wandte sich Andrew zu. Er trug die blaue Uniform der Fallenleger, die ihn irgendwie größer erschienen ließ, als er tatsächlich war. Lily schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, doch Andrew erwiderte es nur matt.
»Evans, kannst du bitte meine liebe Schwester davon überzeugen, was für eine hirnrissige Idee es ist auf diese dämliche Akademie zu gehen?« Andrew verschränkte die Arme vor der Brust und sah Julia herausfordernd an.
»Ähm«, machte Lily, aber bevor sie etwas sagen konnte, warf Julia schon ein: »Lily, kannst du meinem dämlichen Bruder sagen, dass ich erwachsen bin und selbst entscheiden kann, was das beste für mich ist?«
Vielleicht sollte ich wieder gehen, dachte Lily und seufzte tief. Julia zog Lily in den Flur, wo drei rappelvolle Koffer standen. Lily hob die Augenbrauen, war Julia etwa auch immer mit so viel Gepäck nach Hogwarts gefahren? Andrew folgte ihnen und redete auf Julia ein, dass es viel zu gefährlich sei, auf die Akademie zu gehen, doch Julia hielt sich die Ohren zu und machte: »Blablablabla«, um Andrew nicht hören zu können.
Total falscher Zeitpunkt.
»Evans geht auch nicht auf die Akademie, weil es zu gefährlich ist! Wieso nimmst du dir kein Beispiel an ihr? Nur weil du glaubst, als Reinblüterin seist du sicher vor diesen Machenschaften? Das ist doch wahnsinnig, Julia!«, schnaubte Andrew und klopfte gegen ihre Zimmertür, als Julia ihre Freundin hinein geschubst hatte und blitzschnell die Tür ins Schloss fallen ließ. Julia warf der Tür finstere Blicke zu und Lily seufzte tief, sah sich dann in dem Zimmer um. Ein Bett, ein Schreibtisch und einige Poster von verschiedenen Hexenbands hingen noch an den zartrosaroten Wänden, sonst war alles leergeräumt.
»Seit Tagen muss ich mir das jetzt schon anhören!« Julia schnaubte und ließ sich mit vor der Brust verschränkten Armen auf das Bett fallen. »Als wäre er mein Babysitter! Jetzt hat er es auch noch geschafft, meine Mutter gegen mich aufzubringen!«
»Er macht sich eben Sorgen um dich.« Nachdenklich runzelte Lily die Stirn. »Soll ich vielleicht mit ihm reden?«
Julias Blick verfinsterte sich noch mehr. »Da wirfst du nur die Galleonen vor die Flubberwürmer.«
Ein Lächeln schlich sich auf Lilys Gesicht und sie schlug einen versöhnlichen Tonfall an. »Lass es mich probieren. Hast du ihm erklärt, was du vor hast und wie wichtig es ist?«
»Natürlich! Aber er meint, man braucht mich nicht und ich wäre für so etwas nicht geeignet. Pah!« Julia schnaubte.
»Es ist gefährlich, Andrew hat schon recht.« Lily setzte sich zu ihrer Freundin aufs Bett und seufzte. »Ich mache mir auch Sorgen um dich. Aber ich weiß auch, dass du mit Andromeda Black und ihren Freunden in guten Händen bist. Du must mir versprechen, dich jeden Tag zu melden!«
»Andromeda Black?«, wiederholte Julia etwas verwundert.
»Sirius’ liebenswürdige Cousine. Sie arbeitet für einen der Professoren und hat versprochen ein Auge auf dich und die anderen zu werfen.«
»Aha.« Julia schien nicht besonders begeistert. »Als bräuchte ich noch einen Aufpasser…«
»Du begibst dich in große Gefahr, das darfst du nie vergessen, Juli.« Lily seufzte. »Ich wünschte, ich könnte mit dir kommen, aber das wäre glatter Selbstmord.«
»Wahrscheinlich.« Julia seufzte ebenfalls. »Und ich hatte mir unsere gemeinsame Zeit auf der Akademie schon so schön ausgemalt!«
»Du musst mir versprechen, nichts zu trinken, das du nicht selbst gebraut hast!«, ermahnte Lily und dachte an den Tee mit dem Schlafmittel zurück, den ihr die Rektorin angeboten hatte. »Und melde dich wirklich regelmäßig! Und halte immer deinen Zauberstab griffbereit! Und-«
»Lily, ich weiß!«, unterbrach Julia ihre Freundin. »Glaubst du, ich habe mir nicht selbst schon Gedanken dazu gemacht? Hältst du mich etwa wie Clarefield für kopflos, gedankenlos und naiv?«
»Natürlich nicht!«, log Lily und spürte, dass sie ein wenig errötete. Tatsächlich hatte sie Julia in einigen Situationen als etwas zu überstürzt und leichtsinnig erlebt. »Setz nur bitte, bitte nicht dein Leben leichtfertig aufs Spiel.«
»Ich hab noch viel vor in meinem Leben.« Julia legte Lily versöhnlich den Arm um die Schulter und legte den Kopf auf ihren. »Mach dir also darüber keine Sorgen, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.«
»Das sind Mörder, Julia.«, murmelte Lily und biss sich auf die Lippen. »Eine achtlose Sekunde könnte deine letzte sein.«
Die Freundinnen schwiegen. Doch dann polterte es schon wieder an die Tür und Andrew schrie, dass Lily recht hatte und Julia eine solche Aufgabe lieber den Auroren überlassen sollte.
»Hör auf unsere Gespräche zu belauschen!«, keifte Julia, aber Lily hielt sie zurück.
»Ich rede mit ihm.«, meinte sie und drückte sich dann ohne auf Julias Einwände einzugehen aus dem Zimmer. Andrew sah sie mit einer Mischung aus Missbilligung und Hoffnung an und Lily zog ihn mit einem Seufzen von der Zimmertür weg.
»Können wir irgendwo alleine reden?«
Andrew nickte kurz und Lily folgte ihm in das Zimmer auf der anderen Seite des Flures. Es sah genauso aus wie Julias, nur ohne rosarote Wände und Poster. Stattdessen war die Wand noch mit einem Kindermotiv des Weltalls dekoriert und Anstelle von Lampen beleuchtete eine Miniatur-Milchstraße den Raum. Lily sah hinauf in die glitzernden Sterne und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Hübsch.«, meinte sie und wandte sich zu Andrew um, der die Tür hinter sich schloss.
»Ja, ich… Ich muss endlich ausmisten und umdekorieren.« Etwas verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und schaute sich in seinem Zimmer um, als würde er es zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. »Hör zu, Julia ist nicht der Typ für-«
»Ich weiß«, unterbrach Lily ihn und versuchte unauffällig ihren Ausschnitt zu Recht zu zupfen. »Deswegen musst du sie gehen lassen.«
»Was?« Andrew runzelte verwirrt die Stirn und Lily seufzte.
»Wenn Juli sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist sie davon nicht mehr abzubringen, richtig? Also lass sie das mit der Akademie durchziehen. Sie wird früh genug merken, dass sie nicht zur Spionin geboren ist, glaub mir. James hat auch schon gesagt: Sobald sie ein neues Projekt hat, in das sie sich stürzen kann, ist die Akademie vergessen.«
Andrew sah wenig überzeugt aus, aber Lily machte noch einen Schritt auf ihn zu. »Vertrau mir, Andrew. Und vertrau Julia. Sie ist erwachsen und nicht auf den Kopf gefallen. Außerdem hat sie dir doch sicher von ihren Freunden erzählt, die ihr in der Akademie zur Seite stehen.«
»Freunde, die sie nur ein paar Mal getroffen hat.« Andrew verdrehte die Augen.
»Julia hat doch aber eine ganz gute Menschenkenntnis, oder?« Lily nahm Andrews Hände, was den jungen Zauberer ein wenig zu irritieren schien. »Lass sie fürs erste ihren Willen bekommen. Später dann kannst du sie immer noch aus der Akademie zerren.«
»Wollen wir’s hoffen.«
Lily nickte und ließ Andrews Hände wieder los. »Deine Uniform ist ziemlich schick.«, meinte sie und strich über den samtigen Stoff an seinen Ärmeln.
»Ja, ich muss bald los… Sobald ich Julia verabschiedet habe.« Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken und Lily dachte verdrießlich, dass das so mit ihrer Verführungskunst wohl nichts wurde.
»Fallenleger… Ich stelle mir das so aufregend vor.«, sagte sie und sah Andrew direkt in die Augen.
»Das ist es.« Er nickte und seine Gesichtszüge wurden wieder entspannter. »Zauberkunst vom feinsten. Und der Kreativität sind auch keine Grenzen gesetzt.«
»Das heißt, ihr denkt euch immer neue Schlösser, Mechanismen, Tricks aus?«
»Naja«, Andrew wiegte den Kopf hin und her, »das kommt darauf an wie gut der Kunde zahlt. Leicht zu überlisten sind unsere Zauber dennoch nicht.«
»Natürlich nicht.« Lily setzte ihr charmantestes Lächeln auf. »Und… Ich habe gehört, dass das Ministerium wegen dem Einbruch die sogenannte Mysteriumsabteilung umstrukturieren und mit neuen Schutzzaubern versehen will.«
»Ja. Sie haben einige der besten Fallenleger überhaupt angeheuert.«
»Bei einem solchen Event hast du doch sicherlich die Gelegenheit, ebenfalls dabei zu sein und dir einiges von den Profis abzuschauen, oder?«
»Die Anfänger werden bei solchen Aufträgen nicht selbst an den Zauberstab gelassen.« Andrew zuckte bedauernd mit der Schulter.
»Aber ihr dürft zugucken? Bist du dort eingeteilt?«, bohrte Lily weiter und Andrew wiegte den Kopf hin und her.
»Jain. Wir sind hauptsächlich in der Planung mit eingebunden, allerdings nicht bei allen Fallen. Die stärksten und trickreichsten Zauber werden bei diesem Auftrag nur von unseren besten ausgeführt und nur sie wissen, worum es sich handelt. Um diese Mysteriumsabteilung wird ja so ein großes Geheimnis gemacht…«
»Was auch immer sich dahinter verbirgt, es muss sehr wertvoll sein.«, überlegte Lily und Andrew nickte. »Das heißt, du wirst vor Ort gar nicht eingesetzt?«
»Vielleicht. Ich weiß nicht.«
Nachdenklich legte Lily den Kopf schräg. Dann machte sie noch einen Schritt auf ihn zu und war damit definitiv in seinen persönlichem Freiraum eingedrungen. Sie sah zu ihm hoch und setzte ein – wie sie hoffte – anzügliches Lächeln auf. »Aber ein talentierter und vielversprechender Nachwuchs wie du wird es doch sicherlich schaffen, in die geheimen Hallen der Mysteriumsabteilung mitgenommen zu werden.«
Andrew hob die Augenbrauen und sah verdutzt auf Lily hinunter, doch er machte keinen Schritt zurück, ein gutes Zeichen, dachte Lily.
»Was soll das werden, Miss Evans?«, fragte er langsam und Lily bemühte sich, ihre Aufregung zu verbergen. Er hatte den Braten also doch gerochen.
»Ich brauche deine Hilfe, Andrew. Nur du kannst mir helfen und ich bitte dich, es geht um Leben und Tod.«, änderte Lily ihre Strategie und griff nach Andrews Armen. »Bitte!«
»Worum geht es?« Er schien nun wirklich verwirrt und Lily seufzte schwermütig.
»Du hast doch von Blanchards Tod gehört, oder?« Andrew nickte und Lily atmete tief durch. »Wahrsager werden oftmals vom Ministerium überwacht und ihre Prophezeiungen werden in der Mysteriumsabteilung aufbewahrt. Die Todesser sind dort eingebrochen, weil sie etwas brauchten. Nämlich Informationen über die anderen Wahrsager.«
»Warum?«
Lily schüttelte den Kopf. »Das darf ich dir nicht verraten, ich habe es geschworen. Tatsache ist jedoch, wenn wir wüssten, welche Wahrsager sonst noch vom Ministerium eingesetzt werden, könnten wir sie warnen und in Sicherheit bringen.«
»Du willst Wahrsager warnen?« Andrew versuchte ein Lachen, doch es misslang. »Glaubst du nicht, sie können die Gefahr schon vor dir ›sehen‹?«
»Wenn sie es könnten, wäre Blanchard dann nicht noch am Leben?«, erwiderte Lily und sah Andrew ernst in die Augen. Einen Moment lang dachte er über ihre Worte nach, schüttelte dann den Kopf.
»Und was genau willst du von mir? Dass ich in der Mysteriumsabteilung herum schnüffel? In der Abteilung, die von allen am besten bewacht wird? Glaubst du ernsthaft, ich würde damit durchkommen?«
»Ich würde dich nicht fragen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass du der mit Abstand beste für diesen Job bist.« Sie griff nach der Brosche, die seinen Umhang an der Uniform feststeckte und strich sanft über das silberne Metall. Es stellte einen Tintenfisch dar, den Meister der Täuschung unter den Tieren. Lily strich mit den Fingerspitzen über die kleinen Tentakeln und berührte dabei ganz leicht Andrews Haut. »Du bist der einzige, dem ich genug vertraue, um ihn darum zu bitten. Bitte, Andrew. Sieh dich ein wenig um. Versuch ein paar Namen herauszufinden. Mehr verlange ich nicht.«
»Das könnte mich Kopf und Kragen kosten, Evans.« Andrew schüttelte den Kopf.
»Könnte. Wird es aber nicht. Dafür bist du zu gerissen.«, meinte Lily und strich seinen Umhang auf den Schultern glatt. Andrew folgte ihren Bewegungen mit dem Blick und runzelte die Stirn.
»Weiß Potter, dass du hier bist?«
»Natürlich.« Sie schmunzelte. »Er ist genau wie ich der Meinung, es gibt keinen besseren. Du bist nicht so auffällig wie Julia, nicht so laut und unbedacht.«
»Warum fragst du nicht deine Aurorenfreunde?«
»Weil das Ministerium sie nur vor den Toren der Abteilung einsetzt. Du aber musst in der Abteilung arbeiten und darum wäre es dir ein leichteres, dich auf dem Weg zur Toilette in den Raum der Prophezeiungen zu verirren…«
»Den Raum der Prophezeiungen?«, wiederholte Andrew neugierig und Lily nickte. Der Fisch hatte angebissen, endlich.
»Es heißt, selbst die Prophezeiungen Merlins befinden sich in diesen Hallen.«, sagte sie geheimnisvoll und Andrew schien nun tatsächlich ein wenig beeindruckt.
»Und… Was springt für mich dabei raus?«, fragte er schließlich und sein Blick wanderte musternd von Lilys Gesicht nach unten und wieder hinauf. Sie schluckte.
»Was willst du denn?«, fragte sie vorsichtig und zwang sich, die Hände nicht wie ein scheues Reh zurück zu ziehen und so viel Abstand wie nur möglich zwischen sie zu bringen. Andrew hob abschätzend eine Augenbraue und Lily versuchte, seinen Blick zu erwidern, ohne die aufkeimende Unruhe in ihrem Inneren Preis zu geben.
»Ich riskiere meinen Job, meine Freiheit, vielleicht sogar mein Leben«, murmelte Andrew, sein Blick durchbohrte Lily forschend.
»Ich weiß.« Sie schluckte. »Sag mir, was du willst.«
Andrew grinste. Grinste wie ein Wolf, der die Beute wittert. Lilys Herz überschlug sich beinahe. Sie hatte es darauf angelegt, aber sie war sich ihres Planes plötzlich überhaupt nicht mehr sicher. Andrew hob eine Hand und legte sie unter ihr Kinn, Lily zwang sich, nicht zurück zu weichen.
»Ein verlockendes Angebot.«, murmelte er und meinte dann mit fester Stimme: »Ich werde mein Möglichstes tun. Im Gegenzug sorgst du dafür, dass Julia lebend wieder nach Hause kommt. Einverstanden?«
Lily nickte verblüfft und Andrew ließ sie wieder los. Dann machte er einen Schritt zurück und ging an ihr vorbei in Richtung Zimmertür. »Und sag Potter, wenn er seine Freundin noch mal so vor den Karren spannt, vergesse ich den Gentleman in mir.« Damit öffnete er Lily die Tür und sie war mehr als froh, das Zimmer wieder verlassen zu können. Als sie sich im Flur noch einmal nach Andrew umdrehte, lehnte er noch im Türrahmen und sah ihr kopfschüttelnd nach.
Julia war unterdessen wieder nach unten ins Wohnzimmer gegangen, wo eine fleißige Hauselfin dabei war, ihren Umhang noch einmal zu putzen, bevor sie ihn anlegte.
»Du brichst auf.«, stellte Lily fest und Julia nickte.
»Der Unterricht beginnt morgen. Und ich hab noch ein Zimmer einzurichten. Ich würde dich ja fragen, ob du mitkommen willst, aber…« Julia lächelte entschuldigend, doch Lily winkte ab.
»Keine zehn Drachen bringen mich noch mal in diese Akademie.«, meinte sie und Julia nickte ernst. Die Freundinnen umarmten sich.
»Versprich mir, dass du auf dich aufpasst«, wiederholte Lily nochmal und Julia gelobte, sie alle drei Tage bei ihr zu melden. Dann verabschiedete sich die junge Hexe von ihrer Mutter und Stiefvater, die beide so aussahen, als wollten sie das Mädchen ebenfalls gar nicht gehen lassen.
»Sobald dir etwas komisch erscheint, kommst du nach Hause!«, ermahnte ihre Mutter sie nochmals und Julia bejahte brav. Auch Andrew kam die Treppe herunter, um sich von seiner Stiefschwester zu verabschieden. Und schließlich packte Julia ihre drei Koffer und zwängte sich mit ihnen in den Kamin.

James hatte eigentlich gedacht, dass der Tag ohne Lily der reinste Alptraum werden würde. Doch jedes Mal, wenn er an Christins Tod dachte und den Tränen nah war, warf er einen Blick auf Eve, die mindestens genauso niedergeschlagen war wie er und James schwor sich, sie nicht mit seiner Trauer mit runter zu ziehen. Das Mädchen stand am Fenster und starrte schon seit Stunden auf den leeren Acker, auf Fragen von James’ Eltern reagierte sie nicht.
Schließlich erhob sich der Marauder aus dem Sofa, auf dem er den Vormittag verbracht hatte, ging zu dem Mädchen und packte es an der Schulter.
»Lust auf einen kleinen Ausritt?«, fragte er und ließ seinen Besen herbei schweben. Eve wollte wohl verneinen, aber James beachtete ihre Proteste nicht, packte ihren Arm und zog sie nach draußen. Dort setzte er sie auf den Besen und stellte sich hinter sie.
»Erinnerst du dich noch an deine Lektionen?«, fragte er und Eve nickte stumm.
»Aber ich kann das bestimmt nicht mehr.«, murmelte sie, doch James schüttelte den Kopf.
»Na los, probier’s! Auf drei! Eins, zwei, drei!« Eve sprang, rief dabei etwas wenig enthusiastisch: »Flieg!« und sie wäre im Leben nicht in der Luft stehen geblieben, wäre James nicht mit gezücktem Zauberstab dabei gewesen. Als sie tatsächlich ein paar Zentimeter über dem Boden schwebte, hellte sich Eves Miene ein wenig auf und James kletterte kurzerhand hinter sie auf den Besen.
»Okay, dann flieg mal los.«, meinte er, griff selbst nach der Besenstange und langsam schwebten sie höher und höher. Eve rutschte unruhig auf dem Besen hin und her und würde James ihn nicht mit einer Hand festhalten, hätten sie vermutlich schon lange drei Saltos geschlagen. »Sehr gut.«, log er.
»Ich mach gar nichts. Du hältst den Besen fest!«, beschwerte sich Eve und James seufzte tief.
»Okay… Soll ich erstmal fliegen?«, fragte er, Eve zuckte mit den Schultern. Also griff er über sie hinweg und keine Sekunde später zischten sie gemeinsam über die Ländereien. Endlich schien Eve wieder Gefallen am Fliegen zu finden, sie wollte selbst lenken, übte das Auf- und Abfliegen und James bemerkte zufrieden, dass ein Lächeln in ihr Gesicht zurückkehrte.
So vergingen die Stunden in Handumdrehen und als sie irgendwann wieder im Garten der Potters an der Feinmotorik arbeiteten, ging bereits die Sonne unter. James merkte, wie dankbar das Mädchen für die Ablenkung war und er selbst war froh, eine Beschäftigung gefunden zu haben. Dennoch warf er immer wieder einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Die Sonne war unter gegangen und Lily war noch immer nicht zurück. Langsam begann James sich Sorgen zu machen.
Gerade als das letzte Licht des Tages verschwand und James mit Eve beschloss, wieder zurück ins Haus zu gehen, entdeckte er Lily am Fenster. Sofort beschleunigte er seinen Schritt, froh sie zu sehen und sie erwiderte sein Lächeln.
»Du hast den Nachmittagstee verpasst.«, warf er ihr vor und drückte ihr trotzdem einen Kuss auf die Lippen.
»Tut mir leid. Hat länger gedauert als erwartet.«, murmelte Lily und warf einen Blick auf Eve, die durch die Tür kam und den Besen wieder verstaute. »Hattet ihr einen schönen Tag?«
»Ja. Eve kennt jetzt jeden Meter von Yorkshire.« James grinste zufrieden, aber Lily schenkte ihm nur ein mattes Lächeln. Misstrauisch zog er die Augenbrauen zusammen. »Alles klar?«
Sie nickte, warf noch einen nervösen Blick zu Eve und James wusste, dass sie log. »Eve, willst du nachsehen, ob meine Mutter Hilfe beim Abendessen braucht?«, fragte er in den Raum und das Mädchen nickte sofort und verschwand wie ein Wirbelwind in der Küche.
»Was hast du mit ihr angestellt?« Lily lächelte. »Sie ist wie ausgewechselt.«
»Ist doch gut so, oder?« Er zuckte mit den Schultern und beugte sich zu ihr herunter. »Was ist los?«
Sie seufzte und biss sich auf die Lippen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie nervös war. »Wir müssen reden.«, murmelte sie ohne ihn anzusehen und James nickte bloß, obwohl in seinem Kopf mit einem Mal eine Millionen Fragen auftauchten. Gemeinsam gingen sie nach oben in Lilys Zimmer und die Hexe setzte sich seufzend auf ihr Bett, während James im Raum stehen blieb. Ihre Körperhaltung war angespannt, sie knetete ihre Hände in ihrem Schoß und kaute schon wieder auf ihrer Unterlippe, während sie ihre Füße anstarrte. Irgendetwas, da war James sich sicher, war gewaltig schief gelaufen.
»Ist was passiert, als du bei Howe warst?«, fragte er und musterte Lilys Bluse, die sie wieder komplett zugeknöpft hatte. Sie schüttelte den Kopf, strich sich die Haare hinter die Ohren.
»Nein. Er hat versprochen sich umzusehen, wenn ich ein Auge auf Julia habe.«
»Okay.« James fuhr sich durchs Haar und beschloss, nicht weiter darauf einzugehen, wie sie ein Auge auf Julia halten wollte. »Und warst du bei der Heilerin?«
Lily nickte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie eilig wegblinzelte. Daher wehte also der Wind. James schluckte und spürte, wie sein Herzschlag beschleunigte und sich ein mieses Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete. War sie doch schwanger? Wenn ja, wie sollte er reagieren? Er musste sich freuen, natürlich, oder wollte sie gar nicht, dass er sich freute? Lily sah alles andere als glücklich aus…
»Hey«, sagte James, setzte sich zu ihr aufs Bett und schlang einen Arm um ihre Schultern. »Sag schon was los ist. Ich laufe nicht weg, versprochen.« Er versuchte ein Lächeln doch Lily schenkte seinem müden Witz keinerlei Beachtung.
»Die Heilerin war sehr nett. Sie hat unzählige Untersuchungen an mir durchgeführt… Ich bin fast eine halbe Stunde nur auf ihrer Liege gelegen, während sie mit dem Zauberstab über meinem Bauch rumgewedelt hat. Dann hat sie Blut abgenommen und es in ganz viele Tinkturen gemischt. Ich musste noch eine Stunde warten, dann hat sie mich wieder zu sich gerufen und mich gefragt… Mich gefragt, ob ich dich liebe und wie lange wir zusammen sind. Ob wir in letzter Zeit Probleme hatten und ich hab ihr erzählt, dass viele meiner Freunde gestorben sind… Dass mein Leben drunter und drüber geht… Und sie frage, ob ich Kinder will und ich sagte: Ja, so in zehn Jahren vielleicht…« Lily schluckte. »Und sie sagte, dann könnte es schon zu spät sein.«
Verwirrt zog James die Augenbrauen zusammen, sein Daumen, der gerade noch beruhigend Lilys Schulter gestreichelt hatte, erstarrte für einen Moment. »Wieso?«
»Sie meint zum einen, dass ich eine viel zu hohe Dosis an Stresshormonen im Blut habe, was ja nicht weiterhin verwunderlich ist, nach allem, was passiert ist.« Lily wischte sich eine Träne von der Wange. »Aber zum anderen hab ich wohl generell einen äußerst ungünstigen Hormoncocktail, was man zwar zu behandeln versuchen kann, aber wenn es sich nicht irgendwie besser einpendelt…« Ihre Stimme versagte und eine weitere Träne kullerte ihre Wangen herab. Tröstend schloss James sie in seine Arme und streichelte beruhigend über ihren Hinterkopf, obwohl die Nachricht ihm selbst wie ein Schlag ins Gesicht vorkam. »Sie sagte, ich solle mit dir darüber reden. Sie hat mir einen Trank gegeben, der die Situation bessern kann… Sie sagte, an meiner Stelle würde sie nicht weiterhin Verhütungstränke anwenden. Und sie würde schon sehr, sehr bald mit der Kinderplanung anfangen…« Lily sah auf, ihre Augen waren tränennass. »Dabei bin ich noch nicht mal neunzehn! James, ich… Ich sollte in dem besten Alter sein, um ein Baby zu bekommen, aber sie meint… Und der viele Stress der letzten Monate…« Schluchzend schloss Lily die Augen und James zog sie wieder an sich. Für einen Moment schossen ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf, was er tun sollte, was er sagen sollte…
Und dann merkte er, dass er noch vor wenigen Sekunden gedacht hatte, dass eine Schwangerschaft das Schlimmste sei, was ihm im Moment hätte passieren können. Wütend auf sich selbst schloss James die Augen und vergrub das Gesicht in Lilys Haar.
»Tut mir leid.«, murmelte Lily an seinen Hals aber James schüttelte den Kopf.
»Du musst dich für nichts entschuldigen«, meinte er und ließ Lily los, als sie ihn von sich wegdrückte.
»Ich hab dich heute durch das Fenster mit Eve spielen sehen.«, meinte sie ohne James anzusehen, und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen. »Du wärst so ein toller Vater…«
»Naja… Sie war dankbar für jegliche Ablenkung«, erwiderte James. »Und ich auch.« Lily ging darauf jedoch nicht weiter ein, rollte sich zur Seite und wandte James den Rücken zu. Ein leichtes Zittern verriet, dass sie immer noch mit den Tränen kämpfte und James beugte sich über sie, küsste ihre bebende Schulter und legte für einen Moment den Kopf darauf ab. Dann richtete er sich mit einem Seufzen wieder auf.
»Da wir schon beim Thema sind, sollte ich dir vielleicht auch was sagen, Lily.«, meinte er und fuhr sich nervös durch die Haare. Sie wartete darauf, dass er weiter sprach, doch als er es nicht tat, fragte sie nach, was er damit meinte.
James räusperte sich und schloss die Augen, dann sprach er langsam und um jedes Wort bedacht. »Meine Eltern… Sie haben sehr lange gebraucht, bis sie mich bekommen konnten. Und sie… konnten auch nur mich bekommen. Sie haben nie herausgefunden, wieso also… Also, was ich sagen will ist… Ich weiß nicht, ob wir überhaupt Kinder bekommen können, Lily.«
Für einen Moment hörte sie auf zu weinen. Sie hörte sogar auf zu atmen und James schluckte schwer. Er konnte sich nur schwer vorstellen, was gerade in Lily vorging, aber vermutlich war diese Nachricht ebenfalls ein Schlag ins Gesicht für sie.
Schließlich drehte sich Lily wieder auf den Rücken und sah ihn an. »Du veralberst mich«, sagte sie staubtrocken und James schüttelte den Kopf. Gequält schloss Lily die Augen und rollte sich wieder auf die Seite. Miranda hatte ihr von ihren Schwierigkeiten was das Kinderkriegen betrifft erzählt. Aber als sie es damals erzählt hatte, hatte es nicht so geklungen, als wäre ihr Mann das Problem gewesen.
»Haben sie dir das gesagt?«, fragte sie schließlich und konnte nicht verhindern, dass sie leicht verärgert klang. »Wieso redest du dann immer von Kindern, wenn… Wenn…«
»Weil ›hey, ich bin vielleicht zeugungsunfähig‹ weder in deinen noch in meinen Ohren besonderes sexy klingt, oder?« James schnaubte und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen. »Und nein, sie haben es mir nichts gesagt… Ich hab’s selber rausgefunden.«
»Wie meinst du das?«, fragte Lily und drehte den Kopf, um aus dem Augenwinkel einen Blick auf James erhaschen zu können. Er starrte hoch an die Decke ihres Zimmers und seufzte tief.
»Als ich acht war hatten sie einen Streit.«, erzählte er und schloss die Augen. »Einen ziemlich heftigen Streit. Ich hab schon geschlafen, als ich von ihren Stimmen wach wurde. Ich war neugierig, also bin ich an die Treppe geschlichen und hab hinunter geschaut. Sie waren im Wohnzimmer, ich konnte sie sehen… Ich erinnere mich nicht mehr an alles, was sie gesagt haben. Ich weiß nur noch, was mein Dad sagte.«
James schwieg und Lily wartete einige Sekunden darauf, dass er weitersprach. »Was sagte er?«, flüsterte sie schließlich und etwas sagte ihr, dass James diese Geschichte noch nie irgendjemandem erzählt hatte.
»Er sagte: ›Glaubst du ich bin blöd, Miranda? Wir versuchen seit acht Jahren ein zweites Kind zu bekommen. Wir haben es vor James fünf Jahre lang versucht. Und du willst mir weiß machen, es hätte bei ihm einfach wie durch ein Wunder funktioniert?‹« James atmete tief ein und spürte, wie sich sein Magen bei der Erinnerung daran erneut zusammen zog. »Er sagte: ›Ich weiß, dass du mich betrogen hast. Gib es doch einfach zu.‹«
Lily hielt den Atem an. Vor ihrem inneren Auge erschien Mr Potter, der immer so ruhig schien, so bedacht und klug. Diese Worte passten nicht zu dem Mann, den Lily kennen gelernt hatte. Diesem Mann, der seinen Sohn – James – so sehr liebte. Der in den Maislabyrinth alles dafür getan hatte, um James zu beschützen. Und Miranda… Miranda, die ihren Verlobten für Mr Potter aufgegeben hatte, die mit ihm durchgebrannt war, die noch heute einen verliebten Ausdruck in den Augen hatte, wenn sie von ihrem Mann sprach. Was James sagte, das konnte einfach nicht sein.
»Deine Mutter… Was hat sie gesagt?«, fragte Lily leise, sie wollte James’ Antwort eigentlich gar nicht hören.
»Sie ist wütend geworden, hat Dad beleidigt und ist im Keller verschwunden.« James seufzte, drehte sich herum und vergrub das Gesicht in Lilys Haar. »Ich war so geschockt, dass ich erst kapierte, dass Dad nach oben gehen wollte, als er schon alle Lichter gelöscht und am Fuß der Treppe angekommen war. Natürlich hat er mich bemerkt, wie ich schnell in mein Zimmer gerannt bin. Aber ich hab das Beste gehofft, bin in mein Bett geklettert und hab so getan, als würde ich schlafen, sogar nachdem er an meine Zimmertür klopfte und reinkam. Ich hab einfach gehofft, dass er wieder gehen würde und alles wäre nur ein böser Traum gewesen.«
»Er ist nicht gegangen.«
»Nein.« James schloss die Augen. Er fühlte sich plötzlich wieder wie acht Jahre alt, in seinem Bett, die kalten Zehen aneinander gepresst und die Bettdecke bis zu den Ohren hochgezogen. Er erinnerte sich genau daran, wie sein Vater sich auf das Bett setzte, so schwerfällig, als läge die gesamte Last der Welt auf seinen Schultern. Er seufzte beugte sich dann über James und zupfte an der Bettdecke.
»Ich weiß, dass du nicht schläfst, James. Tut mir leid, dass wir dich geweckt haben.« Sein Vater stockte für einen Moment, strich über die Bettdecke und über James’ darunter liegendem Arm und fügte hinzu: »Tut mir leid, dass du das mit anhören musstest.«
James schwieg, sein Körper wurde von einem Zittern geschüttelt, aber er versuchte, nicht zu weinen.
»Du weißt, dass Erwachsene manchmal Sachen sagen, die sie eigentlich gar nicht meinen, oder?«, sagte sein Vater dann und James steckte den Kopf noch ein wenig weiter unter die Bettdecke. »Was ich gesagt habe, tut mir leid. Ich wollte… Ich wollte nur, dass deine Mommy… Ich wollte sie provozieren und das ist dämlich, weil ich sie liebe, aber so sind Erwachsene. Erwachsene sind so doof, James.« Sein Vater seufzte, die Hand auf der Bettdecke verschwand und James rechnete fast damit, dass sein Vater jetzt aufstand und ging. Aber das tat er nicht. Er blieb, schwieg, dachte vielleicht über den Streit nach, vielleicht auch über etwas anderes…
Und schließlich sagte er: »Weißt du, dass ich der Erste war, der dich im Arm hielt, als du auf die Welt kamst? Noch vor deiner Mutter und vor einer Heilerin? Sie haben mir ein Handtuch in den Arm gegeben und dann dich gleich hinterher, als du auf die Welt kamst. Ich kenne dich von der Sekunde an, in der du geboren wurdest. Und deine Mommy… Deine Mommy hat dich sofort James genannt, ohne Diskussion, dass dieser Familienbrauch völlig blöd und veraltet ist. Sie hat dich James genannt, weil du mein Sohn bist. Und egal was kommt, egal was auch immer geschehen mag, du wirst immer mein Sohn bleiben.« Da war wieder die Hand auf seiner Bettdecke, sie strich James’ Arm auf und ab und blieb schließlich auf seiner Schulter liegen.
»Deine Mommy hat mir nie einen Grund gegeben, an unserer Familie zu zweifeln, James. Ich will, dass du das verstehst, denn das ist wichtig, okay? Also ich… Weißt du ich kann einfach nicht glauben, dass ich daran beteiligt war so etwas Perfektes wie dich zu schaffen. Von dem Moment deiner Geburt an hattest du zwei Hände mit zehn perfekten Fingern und zehn perfekten Fingernägeln, du hattest zwei perfekte Füße mit zehn Zehen und zehn Zehennägeln, zwei Ohren, zwei Augen, eine Nase, einen Mund… Verstehst du, was ich sagen will? Vermutlich nicht, denn… Was ich sagen will ist, dass ich einfach nicht verstehe, womit ich so was Großartiges wie dich verdient habe. Verstehst du?«
Nein, James hatte es nicht verstanden. Er verstand die Worte, verstand den Sinn, aber er verstand nicht, wie sein Vater nur so denken konnte.
»Ich bin nicht perfekt, Daddy.«, sagte er und schniefte, weil seine Nase plötzlich lief und seine Augen einfach überquollen. »Ich brauche eine Brille.«
Sein Vater lachte. Nicht sein übliches, lautes Lachen, sondern ein leises, erleichtertes Lachen. »Das macht dich nur noch perfekter.«, hatte er dann gemeint und James einen Kuss aufs Haar gegeben.

Als James mit seiner Erzählung geendet hatte, schwiegen sie beide für einige Zeit und hingen ihren Gedanken nach. Und es gab so viele Gedanken, die Lily auf einmal in ihrem Kopf herum spukten. Ob sein Vater recht hatte. Was sie jetzt tun sollten. Wie schrecklich er sich damals gefühlt haben musste. Ob sie für immer zu zweit bleiben würden. Doch stattdessen fragte sie: »Glaubst du, deine Mutter weiß von diesem Gespräch mit deinem Dad?«
»Nein.« James schüttelte leicht den Kopf. »Sie haben sich am nächsten Tag versöhnt und am Tag darauf war es, als hätte es den Streit nie gegeben. Zumindest haben sie es vor mir so aussehen lassen.«
Lily schluckte und schloss die Augen. Ihre Eltern hatten sich auch gestritten und meistens hatte Lily die Partei ihrer Mutter ergriffen, während Petunia ihren Vater bevorzugte. Letztendlich hatten Petunia und sie sich manchmal länger gestritten, als ihre Eltern.
»Ich glaube nicht, dass deine Mutter deinen Vater betrogen hat.«, sagte Lily schließlich und drehte sich vorsichtig zu James herum.
»Ich auch nicht.«, murmelte James und legte den Kopf an ihre Stirn. Er schloss die Augen, atmete ihren Geruch ein, doch sein Körper wollte sich einfach nicht entspannen. »Nur manchmal frage ich mich, woher ich diese braunen Augen habe.«
Lily schluckte, betrachtete seine geschlossenen Augenlider und strich mit der Hand sanft über seine Wange. Sie erinnerte sich daran, was Mr Potter zu ihr auf der Treppe gesagt hatte an dem Tag von Christins Tod. ›James hat mir gesagt, dass ihr euch Kinder wünscht.‹ Irgendwann, hatte sie geantwortet. Irgendwann…
»Du hast mit deinem Vater über unsere Zukunft geredet.«, sagte Lily und James seufze.
»Ich hab’s versucht… Er war ziemlich beschäftigt, hat nur mit einem Ohr zugehört…« James öffnete die Augen und nahm die Brille ab, die völlig krumm auf seiner Nase hing. Er warf sie hinter sich auf das Kissen und drehte sich wieder zu Lily um, schlang einen Arm um sie und strich ihr die roten Locken aus der Stirn.
Unfreiwillig erschien ein Lächeln auf Lilys Gesicht, als sie sich vor Augen führte, wie unwirklich die Situation war. »Wir sind ein schreckliches Paar, James«, stellte sie fest und schüttelte fassungslos den Kopf. »Es reicht wohl nicht, dass ich Probleme hab mit dem Kinderkriegen… Wir sind wirklich für einander gemacht.«
»Fürchterlich.« James musste ebenfalls unfreiwillig grinsen. »Schlimmer als Sirius und Miriam.«
»Viel schlimmer.« Lily seufzte. Dann strich sie James noch einmal über die Wange und suchte in seinen Augen, nach was, wusste sie auch nicht. »Wir müssen eine Entscheidung treffen.«, meinte sie schließlich und James nickte.
»Okay.«, meine er und legte seine Hand auf Lilys. »Willst du ein Baby?«
»Willst du ein Baby?«
»Ich hab zuerst gefragt.«
»Das ist kein Wettbewerb.«
Abwartend sahen sie einander an. Die Minuten zogen sich in die Länge und Lily versuchte irgendwie ihre Gedanken zu ordnen, ohne dass James sie ihr an der Nasenspitze ansehen konnte.
Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich meine nicht jetzt. Aber ich will auch nicht enden wie deine Eltern.«
»Du meinst mit einem Lausebengel und einem Pseudoadoptivsohn?«
»Ich meine… Ich will die Chance nicht verpassen. Ich will nicht in fünf Jahren vergebens probieren ein Baby zu bekommen und mich dann darüber ärgern, wieso ich es nicht schon früher probiert habe, wieso ich die Warnung der Heilerin nicht ernster genommen hab, verstehst du? Ich will diese Entscheidung nicht in der Zukunft bereuen müssen. Aber andererseits sind wir im Dezember gerademal ein Jahr zusammen und haben uns… Wie oft getrennt? Vier Mal? Ich meine, ich liebe dich und alles, aber unsere Beziehung ist wirklich alles andere als einfach. Hinzu kommt der Krieg und ich will kein Kind in diese unbeständige Welt setzten, in mein unbeständiges Leben. Wer weiß, wohin diese ganze Traumsache noch führt? Ich weiß nicht mal, was ich mit meinem Leben anfangen will… Ich hab keine Ausbildung, nichts, und wenn das mit uns in die Brüche gehen sollte, dann stehe ich da mit einem Kind, mittellos… Andererseits denke ich, dass dieser Krieg und das alles sich noch Jahre hinziehen kann und ich mich deswegen gar nicht so sehr davon beeinflussen lassen darf…« Verunsichert sah sie in James’ Augen. »Was denkst du?«
James senkte nachdenklich den Blick und Lily drückte nervös seine Hand. Hatte sie zu viel gesagt? Hatten ihre Worte ihn verletzt?
»Ich denke, das Leben ist zu kurz, um sich so viele Gedanken zu machen, wie du es tust. Ich gebe dir in allem, was du sagst recht, aber… Wenn du wirklich ein Baby haben willst, können wir das alles packen. Selbst wenn es unsere Beziehung belasten würde, und das tun die meisten Kinder, wir können das schaffen. Aber ich gebe zu, dass ich gedacht habe, wir hätten noch ein wenig Zeit zu zweit, bevor wir es probieren. Und was das bereuen angeht«, James schlang einen Arm um sie und grinste frech, »wir sind schon jetzt so schlecht im aufpassen, wenn es in nächster Zeit passieren soll, dann passiert es.«
Verärgert verengten sich Lilys Augen zu Schlitzen. »Ich bin nicht schlecht im aufpassen! Ich war krank! Und betrunken!«
»Und was war das gestern im Badezimmer?« James grinste.
»Ein Ausrutscher.«, grummelte sie in das Laken und James kicherte noch einmal kurz. Wieder verfielen sie in ein Schweigen und Lily dachte über James’ Worte nach. Das Leben war kurz, natürlich, Emily und Christin waren auch nur achtzehn geworden… Doch nur ein Kind zu bekommen, damit sie nichts verpasste in ihrem Leben? Und wer sollte sich um das Kind kümmern, wenn sie in diesem Krieg tatsächlich sterben sollte?
»Wie wäre es mit einem Kompromiss?«, fragte James plötzlich und Lily schreckte aus ihren Gedanken.
»Ein Kompromiss?«
»Wir warten noch drei Jahre. Dann sind wir beide einundzwanzig, du wirst eine Ausbildung abgeschlossen haben, weil du mit deinem Fleiß und Talent sowieso nur zwei Jahre brauchst. Ich habe mit meinem Quidditch genügend Geld gescheffelt, damit wir uns ein Kind leisten können und in drei Jahren, wenn wir beide damit einverstanden sind, fangen wir an, es zu probieren. Dann sind wir immer noch zwanzig Jahre früher dran als meine Eltern und du musst dir keine Vorwürfe machen, es nicht früh genug probiert zu haben. Und wenn doch Gewissensbisse aufkommen, schiebst du alle Schuld auf mich.«
»Und der Krieg? Und was ist, wenn wir in drei Jahren nicht mehr zusammen sind?«
»Ich weiß nicht. Ich kann die Zukunft leider nicht sehen, so wie du.« James küsste sie sanft auf die Nasenspitze und strich ihr noch einmal über das Haar. »Aber wir trennen uns nicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich dich mehr liebe als alles andere auf der Welt. Weil ich siebenanhalb Jahre darauf gewartet habe, dass du mich auch liebst. Und ich werde alles daran setzten, dass diese Liebe ein Leben lang hält und nicht nur ein paar Jährchen.« James küsste sie sanft und Lily konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten. »Und falls du dich doch von mir trennst«, fügte James noch hinzu, »werde ich dich wieder so lange mit Liebesbriefen und Dates nerven, bis du mir noch eine Chance gibst.«
»Bitte nicht.«, stöhnte Lily, schon allein bei dem Gedanken daran genervt und James lachte leise.
»Drei Jahre?«, fragte er noch einmal und sah Lily forschend in die Augen.
»Drei Jahre.«, willigte sie ein und schlang die Arme um seinen Nacken. »Und bis dahin darfst du gerne mit aufpassen.«


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