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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 32

von Jojoi

Hallöchen!
Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr lieben Abiturienten habt die Prüfungen erfolgreich gemeistert!
Ich hab ein sehr ereignisreiches Kap für euch vorbereitet, ich hoffe es gefällt und bin auf eure Reaktionen gespannt! Meine Probeleser waren ziemlich überrascht und ich frage mich, ob mir das auch bei euch gelingt ;)
Und nun als Antwort auf eine generelle Frage:
nein, ich habe keinen Upload-Rhythmus mehr... Werde mich aber bemühen zumindest ein oder zwei Mal im Monat ein neues Chap hochzuladen.
So, genug der Vorworte, Rekommis wie immer im Thread und viel spaß beim lesen!
_____________________________________

Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Lily auf ihr Bett sinken. Miriam war nach dem Frühstück zu Sirius verschwunden und er hatte Lily versprechen müssen, sich gut um ihre Freundin zu kümmern. Seitdem hatte Lily stundenlang in der Bibliothek der Potters geforscht und doch nichts über Wahrsager oder Traumseher herausfinden können. In einem Buch hatte sie eine vage Andeutung auf eine Art Prophezeiungssammlung gefunden, die vom Ministerium gestiftet wird, unter anderem auch die Prophezeiung von König Arthur, doch sie wusste nicht, wie glaubwürdig diese Quelle war.
Jetzt, spät am Abend, fühlte Lily sich müde und ausgelaugt. Sie wollte keine Buchstaben mehr sehen. Während ihrer Recherche war ihr eins klar geworden: Die Antworten, die sie suchte, würde sie in keinen Büchern finden. Sie musste selbst einen Weg finden, ihren Träumen nachzugehen.
Lily atmete tief durch, schloss die Augen und ließ sich dann mit ausgestreckten Armen nach hinten fallen in das weiche Deckbett. Sie würde Sitos Rat befolgen und den Fäden folgen müssen, um mehr zu erfahren.
Doch der Schlaf wollte nicht kommen, obwohl ihre Augen so müde waren. Sie hörte Mr Potter die Wendeltreppe auf- und abgehen, sie hörte Stimmen im Untergeschoss. Jemand kam die Treppe hoch, verschwand im Bad. Lily schnaubte. Sie versuchte die Geräusche auszublenden, an nichts zu denken, aber natürlich funktionierte es nicht. Die Badezimmertür ging auf, Schritte, das Quietschen einer anderen Tür, Geklapper in der Küche, Gelächter und dann wieder Schritte, die näher kamen. Ihre Zimmertür ging auf, jemand kam auf leisen Sohlen herein. Sie spürte, wie sich die Matratze senkte, als sich der Eindringling über sie beugte. Der Geruch nach Shampoo umhüllte sie, eine weiche Hand legte sich an ihre Wange und dann spürte sie die Lippen auf ihren, so weich und sanft.
Lily verzog den Mund zu einem Lächeln und öffnete langsam die Augen. »Hi.«, hauchte sie und sah in James’ kopfüberstehendes Gesicht.
»Hi«, antwortete er und küsste sie noch einmal, sein Kinn stieß an ihre Nase und Lily schloss die Augen. Nur mit den Fingerspitzen hielt er ihr Gesicht, als wäre sie aus Glas und so schrecklich zerbrechlich. Lily seufzte in den Kuss hinein, hob eine Hand und legte sie in James’ Nacken. Er löste sich von ihren Lippen, küsste ihre Wange und sie drehte den Kopf zur Seite, bis er die Mulde unter ihrem Ohr erreichen konnte.
»Ich dachte, du seist sauer auf mich.«, murmelte sie und ließ die Finger durch sein Haar gleiten.
»Nein.« Sein Atem kitzelte ihr Ohr. »Solle ich?«
»Du warst so verstimmt nach dem Frühstück.« Lily öffnete die Augen und drehte den Kopf wieder so, dass sie James ansehen konnte. »Hab ich was Falsches gesagt?«
»Du hast mir nur nicht zugehört.« James grinste und küsste sie auf die Nase.
»Tut mir leid.« Verwirrt zog Lily die Stirn in Falten, sie konnte sich nicht daran erinnern, dass James ihr etwas erzählt hatte, aber ihr Freund schüttelte bereits den Kopf.
»Schon vergessen.«, meinte er und küsste sie noch einmal lang und fordernd, dass Lilys Herz aus dem Takt geriet. Sie setzte sich auf und drehte sich zu James herum, er rutschte weiter zu ihr aufs Bett, seine Hände umfingen sie, als sich ihre Lippen wieder trafen. James’ Hand wanderte unter ihren Pulli, sein Arm schlang sich um ihre Schultern. Das hier war viel besser als träumen.
»Würde es dir was ausmachen, morgen zu meinem Spiel zu kommen?«, fragte James ein bisschen atemlos, als sie sich kurz von einander lösten, damit Lily ihren Pullover ausziehen konnte.
Grinsend schlang Lily die Arme um seinen Nacken. »Liebend gerne.«, hauchte sie und zauberte James damit ein weiteres Lächeln ins Gesicht. Es war sein erstes Quidditchspiel in seinem Verein und noch dazu das erste der Saison, sie wusste, wie viel es ihm bedeutete und würde es nicht missen wollen, auch wenn Quidditch sie zugegeben nicht besonders interessierte.
»Super. Ich hab deine Karte schon.« James zwinkerte ihr zu und drückte Lily an sich. Küsse wurden getauscht, Atem angehalten, Haut traf auf Haut.
Doch als Lily dabei war, James’ Shirt immer höher zu streifen, unterbrach er den Kuss erneut. »Sag mal, das mit der Verhütung…«
»Wir sollten extra aufpassen.«, antwortete Lily ein wenig atemlos.
»Okay.« Er küsste sie wieder, Lily vergrub die Hände in seinem Haar, aber plötzlich schien James es sich anders zu überlegen, nahm ihre Hände und löste sich erneut von ihr.
»Ich will die Stimmung ja nicht verderben«, meinte er ein wenig verlegen und knetete nervös ihre Hände, »aber bei dir ist alles in Ordnung, oder? Ich meine…«
»Ja.« Lily nickte verwundert und errötete leicht unter seinem forschenden Blick. »Glaube ich… Die letzten Wochen waren sehr stressig…«
»Vielleicht solltest du doch mal einen Heiler aufsuchen.« James ließ ihre Hand los und strich Lily die Haare hinter die Ohren. »Kann kein Fehler sein.«
»Ja…« Lily nickte langsam. »Aber ich bin mir sicher, dass es nur der Stress war. Ich hab auch kein Geld für-«
»Mach dich nicht lächerlich, Lily.« James verdrehte die Augen. »Deine Gesundheit kann man nicht in Geld aufwiegen. Also nimm was du brauchst, verstanden?«
Sie nickte, senkte den Blick. Wie sehr sie es doch hasste, nicht auf eigenen Beinen stehen zu können, um Geld betteln zu müssen… Sie hatte James bereits ohne sein Wissen um einige Münzen erleichtert und sie schämte sich dafür. Vielleicht sollte sie es ihm beichten?
»Hey«, James nahm ihr Gesicht in seine Hände und riss Lily aus ihren Gedanken. Für einen Moment sah Lily so viele Dinge in seinem Blick – Sorge, Liebe, Ungewissheit, Verlegenheit, Verlangen und eintausend Fragen, die er nicht stellte – doch dann erschien ein Grinsen auf seinen Lippen und aus seinen Augen blitze schamloses Vergnügen. »Willst du zum Amazonas?«
Lily lachte, schüttelte den Kopf und schlang die Arme wieder um seinen Nacken. »Zu den Sternen.«, hauchte sie, bevor sie sich küssten und ihr Herz wieder zahlreiche Schläge übersprang.
»Miranda! James! Lily!« Die Stimme von Mr Potter dröhnte bis zu ihnen hinauf ins Zimmer und James brummte genervt in ihren Kuss hinein. Sie rangen eine Weile beide damit, den Kuss zu unterbrechen oder weiter zu machen, doch als James’ Vater erneut nach ihnen rief, lösten sie sich schließlich von einander.
»Deswegen brauchen wir unsere eigene Wohnung.«, meinte James und rückte seine Brille wieder zurecht. Mit einem Seufzen griff Lily nach ihrem Pullover und zog ihn sich über den Kopf. Sie musste James zustimmen, so diskret seine Eltern auch waren, sie hatten ein ziemlich schlechtes Timing. Vielleicht hatte Sirius es sich von ihnen abgeguckt?
Als sie die Wendeltreppe hinunter trabten, blieben sie allerdings beide für einen Moment verwundert stehen. Mr Potter beugte sich über ein Mädchen, dass Lily und James nur zu gut kannten, während Miranda aufgeregt mit jemandem durch den Kamin hindurch sprach. »Eve!«, riefen sie fast wie aus einem Mund und beeilten sich die letzten Stufen der Wendeltreppe hinter sich zu bringen. Eve sah auf, als ihr Name genannt wurde, Tränen rannen über ihr Gesicht und sie sah so panisch aus, dass Lily sofort von ihrer Angst angesteckt wurde.
»Was ist passiert?«, fragte sie Mr Potter und kauerte sich zu ihm und dem kleinen Mädchen.
»Ich weiß noch nicht.« Mr Potter überließ das zitternde Mädchen Lilys Aufsicht und richtete sich auf. Mit ernster Miene wandte er sich zu seinem Sohn um. »Hast du deinen Zauberstab?«
James löste den Blick von Eve und sah seinen Vater verwundert an. Dann nickte er und griff nach seinem Zauberstab in seiner hinteren Hosentasche. Miranda hatte ihr Gespräch im Kamin der Weilst unterbrochen und stieß zu der Gruppe hinzu.
»Moody war nicht da. Ich habe nur einen der Anfänger angetroffen.«, berichtete sie und tauschte einen Blick mit ihrem Ehemann.
»Miranda, versuch weiterhin Moody zu erreichen. Lily, du bleibst bei dem Mädchen.«, wies Mr Potter an, dann wandte er sich zu James um. »Wir sehen nach, was mit deiner Tante geschehen ist.«
James nickte ernst, der Griff um seinen Zauberstab verstärkte sich noch mehr. Der Anblick seiner zu Tode verängstigten Cousine war ein Schock gewesen, doch die wirkliche Prüfung stand ihm erst noch bevor.
»Seid vorsichtig.«, bat Miranda und strich ihrem Sohn über den Arm. Er warf einen letzten Blick über die Schulter zu Lily, die die weinende Eve an sich gezogen hatte und mit ebenso großen, ängstlichen Augen zu ihm hinüber sah, dann stieg er zu seinem Vater in den Kamin.
Nur wenige Sekunden später fand er sich in einem dunklen Raum wieder, der nur spärlich von einem kleinen Feuer im Kamin belichtet wurde. Trotzdem sah er den leblosen Körper der Frau sofort. Mit offenen Augen lag sie mitten im Wohnzimmer, den Blick dem Kamin zugewendet. Mr Potter hatte den Zauberstab sofort erhoben, sah sich im Raum um und James tat es ihm gleich.
»Lumos maxima.«, sagte Mr Potter und James’ Augen wurden für einen Moment von dem hellen Licht geblendet. Die beiden Zauberer drehten sich langsam um sich selbst, nichts regte sich.
»Sieh nach ihr.«, befahl Mr Potter und James näherte sich dem am Boden liegenden Körper. Sein Vater begann Zaubersprüche zu sprechen, die alles Verborgene sichtbar machten und drehte sich dabei immer weiter um sich selbst, doch kein Fremder erschien plötzlich mitten im Raum. James ging vor der Frau in die Hocke, legte eine Hand erst an ihren Hals, fühlte dann ihr Handgelenk. Sie war kalt, eiskalt und kein noch so schwacher Puls rann durch ihre Adern.
»Sie ist tot.«, sagte James, er konnte den Blick nicht abwenden von den weit aufgerissenen Augen der Verstorbenen. Sie sah so verwundert aus, so erschrocken. Sie hatte nicht mit ihrem Tod gerechnet.
»Lass uns den Rest des Hauses durchforsten.« Die Stimme seines Vaters war die eines Anführers, der im Moment keinerlei Gefühle zulassen durfte. James atmete tief durch und richtete sich dann auf. Sie tauschten einen kurzen Blick, James nickte. Auch er musste sich konzentrieren und sich von der Leiche seiner Tante nicht verunsichern lassen. Gemeinsam streiften sie durch das dunkle Haus, Enttarnungssprüche murmelnd doch nichts und niemand tauchte aus den Schatten auf. Schließlich ließ Mr Potter den Zauberstab sinken und ging zu den Fenstern. Draußen auf der Straße war niemand zu sehen.
»Wer auch immer sie getötet hat, ist schon lange fort.«, meinte sein Vater schließlich und wandte sich zu der Leiche seiner Schwester um.
»Warum?« James strich sich mit einem Anflug von Verzweiflung durch die Haare. »Tante Anabell war Reinblüterin, ihr Mann auch…«
»Du glaubst, es waren Todesser?«, fragte Mr Potter und beugte sich über seine Schwester, um ihr die Augen zu schließen.
»Wer sonst?« James schluckte, er fühlte sich gleich viel besser, als die leeren Augen seiner Tante geschlossen waren.
»Sie hat etwas geahnt, sonst hätte sie Eve nicht aus Hogwarts zu sich geholt.« Mr Potter strich seiner Schwester ein letztes Mal die Haare aus dem Gesicht und richtete sich wieder auf. »Wir müssen John finden, ihren Mann. Falls er noch am Leben ist, kann er uns vielleicht weiterhelfen.«
»Vielleicht weiß Eve auch etwas.«, überlegte James.
»Ja. Aber nicht heute Abend.« Mr Potter seufzte. »Anabell scheint schon eine ganze Weile tot zu sein, mehrere Stunden würde ich schätzen. Und dem gedeckten Tisch zufolge waren sie gerade beim Essen, als sie Besuch bekamen.« Er ging hinüber zu dem Esstisch, der in einer großen Fensternische stand, sodass man fast den Eindruck eines Wintergartens hatte. »Sie muss Stunden in einem Versteck verbracht haben, vielleicht hat sie sogar alles mit angesehen…«
James schluckte. Unwillentlich musste er sich selbst vorstellen wie es wäre, seine Eltern sterben zu sehen und schüttelte heftig den Kopf, um den Gedanken los zu werden.
Plötzlich rauschte es im Kamin und die beiden Zauberer fuhren herum. Doch statt eines Todessers blickten sie einem –wie könnte es auch anders sein - mies gelaunten Moody entgegen, der gerade noch seinen verschlissenen Mantel überwarf.
»Verfluchter Eulenmist so was am Feierabend!«, meckerte der Zauberer und ging langsamen Schrittes zu der Leiche hinüber. James fiel auf, dass er leicht humpelte und fragte sich, ob an den Gerüchten, Moody habe sein Bein verloren, tatsächlich etwas dran war.
Es rauschte noch einmal im Kamin und heraus stieg einer der Prewettbrüder. Im ersten Augenblick konnte James nicht sagen, ob es Fabian oder Gideon war, die Brüder sahen sich viel zu ähnlich, doch als der junge Auror James den Anflug eines Lächelns und ein Nicken zum Gruß hinwarf, war er sich sicher, dass es Fabian war.
»Wir haben das Haus schon durchsucht. Keine Spur vom Angreifer.«, erklärte Mr Potter und seufzte.
»Ihre Tochter ist entkommen?«, fragte Fabian und sah sich in dem Haus um, als wäre er daran interessiert, es zu mieten: Musterte die Holzdecke, strich über das Treppengeländer, kniete sich vor den Kamin.
»Sie ist bei mir, steht aber unter Schock.«
»Glückskind.«, meinte Fabian und strich über den Teppich. An seiner Hand fand er Reste von Flohpulver, sein Blick richtete sich auf die Messingschale, die auf dem Boden lag.
»Sieht aus, als wäre Mr McMillan heute nicht zum Essen erschienen.«, bemerkte Moody und deutete auf den dritten, unbenutzten Teller auf dem Esstisch. »Wo arbeitet dein Schwager, James?«
»In der Mysteriumsabteilung, so viel ich weiß«, antwortete Mr Potter und James hob die Augenbrauen.
»Die Mysteriumsabteilung?«, fragte er, aber die drei Männer ignorierten ihn.
»Ich verwette meinen teuersten Whisky, dass er tot ist.«, brummte Moody und ging zurück in Richtung Kamin.
»Wir können nicht einfach in die Mysteriumsabteilung spazieren.«, wandte Fabian ein. »Das ist zu gefährlich.«
»Wir können auch schlecht auf eine Einladungskarte warten.«, erwiderte Moody und sah Fabian auffordernd an. Schließlich erhob sich der junge Prewett und nickte.
»Ich werde das Haus versiegeln und dafür sorgen, dass es vom Flohnetzwerk genommen wird.« Fabian seufzte und wandte sich an James und seinen Vater. »Wenn ich bitten darf.« Er deutete auf den Kamin und die zwei Zauberer kamen seiner Aufforderung sofort nach. Als James wieder in seinem vertrauten Heim ankam, lugte Lily misstrauisch hinter dem Sofa hervor. Sie hatte es herumgedreht, nur ihr Kopf und Zauberstab waren zu sehen, doch sie entspannte sich sogleich, als sie ihren Freund und dessen Vater erkannte. Die Tür zum Keller stand offen und James vermutete, dass seine Mutter unten war. Eves Weinen war noch immer zu hören und James tauschte einen kurzen Blick mit seinem Vater, bevor er sich zu Lily auf das Sofa setzte und einen Arm um seine Cousine legte, die sich zitternd und schluchzend an die junge Hexe klammerte. Ein Blick in James’ Gesicht genügte, damit Lily wusste, wie es um Eves Mutter stand. Sie senkte den Blick und strich Eve tröstend über das Haar. In diesem einen Moment der Ruhe fragte James sich, wie das nur hatte passieren können. Der Tag war soweit gut verlaufen, das Training war perfekt gewesen, noch vor wenigen Minuten hatte er Lily lieben wollen und jetzt hatte er eine tote Tante, eine traumatisierte Cousine und ein vor Angst wild klopfendes Herz.
Wie konnte sich die Welt nur so schnell ändern?
James wandte sich zu seinem Vater um. Mr Potter ging zu einem Wohnzimmerschrank und nahm eine große Flasche Feuerwhiskey heraus. Er ließ drei Gläser aus der Küche herbei schweben, füllte sie randvoll und reichte eins James und eines Lily. James trank sofort auf ein Mal und der Alkohol brannte heiß in seiner Kehle. Mr Potter ließ sich mehr Zeit, während Lily eine ganze Weile zögerte und das Glas in ihrer Hand traurig ansah, bis sie es schließlich hinunterkippte.
»Sollten wir nicht Dumbledore benachrichtigen?«, fragte James und ließ sein Glas auf den Esstisch schweben.
»Er weiß es schon.«, antwortete seine Mutter, die gerade wieder die Kellertreppe herauf kam, ein Fläschchen in der Hand.
»Sie suchen jetzt nach John.« Mr Potter setzte sich an den Esstisch und strich sich mit einem tiefen Seufzer durch die Haare. Seine Frau nickte kurz und beugte sich dann zu Lily und Eve herunter. Kurzerhand beschwor sie einen Löffel herauf und leerte vorsichtig die violette Flüssigkeit aus dem Fläschchen hinein.
»Hier, trink das.«, forderte sie Eve dann auf. »Es beruhigt die Nerven.«
Lily wurde schon von dem Geruch des Schlaftrunks ganz dämmrig. Eve löste sich nur wiederwillig von Lilys Schulter und sah Miranda zweifelnd an. James’ Mutter versuchte ein aufmunterndes Lächeln, doch Eve wandte sich mit einer stummen Frage an Lily.
»Trink es.«, meinte sie und strich Eve noch einmal über das Haar. »Es wird dir gut tun.«
Schließlich nahm die Zweitklässlerin den Löffel voll und lehnte sich dann wieder kraftlos an Lily. Es wurde still im Wohnzimmer bis auf Eves Schluchzen, doch auch das nahm von Minute zu Minute ab. Nach einer Viertelstunde war sie eingeschlafen und Lily löste sich ein bisschen von ihr. »Was jetzt?«, fragte sie und sah einen nach den anderen an.
»Wir warten.«, antwortete Mr Potter kurz und goss sich noch ein Glas Whiskey ein.
Nach ungefähr einer Stunde erschien Moody in ihrem Wohnzimmer, die Laune noch schlechter als zu Beginn er Untersuchung. Er erzählte, dass sie John McMillan Tod im neunten Stock des Ministeriums gefunden hatten. Er erzählte auch, dass die Mörder in die Mysteriumsabteilung eingedrungen waren, ob etwas gestohlen wurde, war bisher nicht bekannt. Sie hatten einiges an Verwüstung hinterlassen, allerdings nichts, was nicht wieder zu reparieren war.
»Was ist die Mysteriumsabteilung?«, fragte Lily und Mr Potter erklärte ihr, dass dort die geheimsten Gerätschaften der Zauberwelt gelagert wurden. Anscheinend wurde Eves Vater der Generalschlüssel für alle Unterabteilungen anvertraut.
»Ich dachte, die Abteilung wäre absolut einbruchssicher.«, meinte Miranda, aber Moody lachte.
»Mit dem richtigen Schlüssel findet man auch das richtige Schlüsselloch. Ein verdammtes Labyrinth ist diese Abteilung, aber wer lange genug sucht, der findet. Bagnold hat aber schon Andeutungen gemacht, dass nach diesem Einbruch die Sicherheitsvorkehrungen noch mal überarbeitet werden.«
»Wenn es Todesser waren, was wollten sie dann in der Abteilung?«, fragte James, aber Moody zuckte nur mit den Schultern.
»Wenn wir das wüssten, Bürschchen, wäre der Fall gelöst! Es wurde nichts entwendet, zumindest nichts von Bedeutung. Einige Teile der Abteilung wurden gar nicht betreten, zumindest meinen das die Mitarbeiter.«
»Welche Abteilungen wurden denn sicher betreten?«, fragte Mr Potter und Moody musterte James und Lily für einen Moment, als wisse er nicht, ob er ihnen trauen könne.
»Die Halle des Todes, die Halle der Prophezeiungen und der Raum der Spiegel. Einer der Spiegel wurde stark beschädigt. Dumbledore hat angeboten, ihn zu reparieren.«
»Die Halle der Prophezeiungen?«, wiederholte Lily und eine ihrer Hände krallte sich in das Sofapolster.
»Dort werden die Erinnerungen an Prophezeiungen gelagert, die in den letzten Jahrzehnten gemacht wurden. Ein jeder Zauberer ist dazu verpflichtet, eine Prophezeiung zu melden, wenn er Zeuge dieser ist, das hat man euch doch sicherlich in Hogwarts beigebracht, oder?«
»Nicht wirklich.« James strich seiner Cousine nachdenklich über das Haar. Sie hatten sie hingelegt, ihr Kopf ruhte in James’ Schoß, ihre Füße auf Lilys. »Die Todesser haben doch Blanchard getötet. Könnte das ein Zusammenhang sein?«
»Könnte. Nur leider wurde meines Wissens nach keine Prophezeiung in die Welt gesetzt, die etwas mit Voldemort oder seinen Anhängern zu tun hat.« Moody zog einen Flachmann aus seiner Manteltasche und nahm einen großen Schluck.
»Was hat es mit der Halle des Todes auf sich?«, fragte Mr Potter weiter und Moody zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nichts darüber, nur dass schon einige Mitarbeiter in ihr verstorben sind. Wir wurden bei den Ermittlungen davor gewarnt, uns vor dem Vorhang, der sich dort befindet, fern zu halten.«
»Das sind wahrhaftig nicht viele Informationen.«, bemerkte Miranda und Moody nickte. Als er schließlich ging war es kurz nach Mitternacht und James gähnte zum wiederholten Male.
»Du solltest schlafen gehen. Morgen ist dein großer Tag.«, bemerkte Lily und strich James fahrig über das Haar.
»Als ob ich jetzt schlafen könnte.«, erwiderte er und warf noch einen Blick hinunter auf das Mädchen in seinem Schoß.
»Du könntest es zumindest probieren.«, erwiderte Lily. Dann schluckte sie und senkte den Blick. »Mit Eve hier… Ich glaube, ich kann morgen doch nicht zu deinem Spiel, James. Ich… Als ich damals meine Eltern verlor-«
»Schon gut.« James schüttelte den Kopf. »Du hast recht. Versuch sie irgendwie abzulenken.«
Lily nickte und biss sich auf die Lippen. Das war einfacher gesagt, als getan.
»Wie lange hält die Wirkung des Tranks noch an?«, fragte Lily Miranda, doch diese zuckte nur mit den Schultern.
»Vielleicht vier Stunden, vielleicht länger.«
»Sie sollte nicht alleine schlafen.«, meinte Lily.
»Kein Problem, ich kann in meinem Zimmer schlafen.«, bot James an aber ein gequälter Ausdruck erschien auf Lilys Gesicht.
»Ich hatte nicht vor, so bald schlafen zu gehen… Außerdem kennst du meine Art zu schlafen, ich würde sie nur aufwecken und erschrecken. Ich dachte eher daran, dass du…«
James sah Lily zweifelnd an. Seine Eltern überlegten kurz, ob sie Nachtwache an Eves Bett halten sollten, doch ein Blick in ihre müden Gesichter ließ selbst James den Kopf schütteln.
»Schon gut. Ich pass auf sie auf.« James erhob sich vorsichtig, sodass er Eve nicht aufweckte und klaubte sie dann vom Sofa auf. »Bleib nicht zu lange wach, ja?«, sagte er noch zu Lily und gab ihr einen kurzen Kuss auf den Mund.
»Okay. Schlaf gut.«, meinte sie und James zwang sich zu einem gequälten Lächeln. Als er nach oben verschwunden war meinte Lily, sie würde wach bleiben und die Stellung halten, falls Moody oder ein anderer Auror doch noch einmal auftauchen sollte und so gingen James’ Eltern schließlich ebenfalls ins Bett. Die Portraits über dem Kamin schlummerten schon längst selig und der Mond stand hoch am Himmel, als sich Lily auf den Weg in die Bibliothek der Potters machte.

Leichten Schrittes glitt Bellatrix über den Steinboden des Nottanwesens, ein Lied auf den Lippen und die Arme weit schwingend. Ihr Verlobter und sein Bruder folgten ihr schnellen Schrittes, blieben aber dann einige Schritte hinter ihr stehen, als sie leichten Herzens gegen die große Flügeltür klopfte, die zum Speisesaal des Hauses führte. Ein Klicken verriet Bellatrix, dass die Tür offen war und sie eintreten durfte. Sie lächelte ihrem Verlobten noch einmal kurz zu, bevor sie hinter der Tür verschwand.
Voldemort saß in einem dunkelroten Armsessel und blätterte scheinbar desinteressiert in einem Buch. Der Tagesprophet lag neben ihm auf dem Boden, aufgeschlagen auf der Sportseite. Bellatrix blieb einige Schritte vor ihm stehen, knickste und senkte höflich den Blick.
»Mein Herr«, sagte sie, die raue Stimme gesenkt, »ich habe die Prophezeiungsabteilung des Ministeriums durchkämmt, aber ich konnte keine einzige finden, die auf Euch hingewiesen hätte. Wie erwartet hat diese nichtsnutzige Weibsstück nichts als Lügen erzählt.«
»Wie erwartet.«, wiederholte Voldemort, blätterte eine Seite zurück und ließ die Augen kurz über die Buchstaben gleiten, bevor er das Buch senkte. »Vielen Dank, Bellatrix.«
Bellatrix unterdrückte ein glückliches Lachen und knickste stattdessen noch einmal. Dann zog sie den Schlüssel zur Mysteriumsabteilung aus ihrem Umhang und legte ihn auf den großen Esstisch im Saal. Der Schlüssel würde nicht lange passen, sicherlich waren die Auroren und Fallenleger schon dabei, alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen zu erlassen, dennoch hatte sie den Schlüssel für Voldemort gestohlen und würde ihn ihm überlassen, selbst wenn er fortan wertlos war.
»Dann sollten wir der Zauberwelt endlich zeigen, dass meine Macht nicht nur bloßes Gerede ist.« Voldemort erhob sich aus dem Sessel und ließ mit einer Handbewegung die Zeitung direkt in Bellatrix Hände gleiten. »Und ich weiß auch schon genau wie.«

Als James am Morgen in die Küche kam, saß Lily schon über ihrem Frühstück, dass aus einer großen Tasse Kaffee und einer Scheibe Toast bestand. Er sah müde aus, gab ihr einen kurzen Kuss aufs Haar und setzte sich dann neben sie an den Tresen. Seine Eltern frühstückten am Küchentisch, ein Teller für Eve stand schon bereit.
»Ist sie wach?«, fragte Lily und goss James ebenfalls eine Tasse Kaffee ein.
»Ja. Aber sie redet nicht mit mir.« James seufzte und strich sich durch die verstrubbelten Haare. Er hatte sich bereits angezogen und dabei bemerkt, dass das Bett in seinem Zimmer unbenutzt geblieben war. »Hast du gar nicht geschlafen?«
»Bin auf dem Sofa eingepennt.«, antwortete Lily mit einem verlegenen Lächeln. Dann seufzte sie. »Ich rede gleich mal mit Eve.«
»Okay. Ich bin dann bald weg.« James toastete sich eine Scheibe Brot mit einem Zauberspruch und seufzte leise. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, heute Nachmittag in einem Quidditchspiel sein bestes zu geben, wenn die Nacht zuvor so grauenhaft gewesen war. Er hatte den Anblick seiner toten Tante immer noch vor Augen…
»Okay. Wir feiern dann euren Sieg heute Abend, ja?« Lily versuchte ein Lächeln und küsste James auf die Wange, bevor sie aufstand und ihren Teller wegräumte.
»Kommt Sirius nachher gleich mit oder erst später?«, fragte Mr Potter und auf Lilys fragendes Gesicht hin erklärte James: »Ich hab Sirius auch eine Karte besorgt. Er kommt später nach… Vielleicht sollte ich deine Karte Remus oder Peter geben?«
»Remus würde sich sicherlich über etwas Abwechslung freuen.«, meinte Lily und strich James noch einmal kurz über den Arm. »Mach sie fertig!« Dann verschwand sie schnell nach oben. Sie wollte Eve nicht länger als nötig alleine lassen.
Eve lag noch immer in Lily Bett auf der Seite, wo die rothaarige Hexe normalerweise schlief, der Tür den Rücken zugewandt. Lily atmete tief durch, schloss dann die Tür hinter sich und setzte sich zu Eve auf das Bett, dem Mädchen ebenfalls den Rücken zugerichtet. Unverwandt starrte sie die Tür an, dann auf den Boden und dachte daran zurück, wie sie damals in Dumbledores Büro gesessen hatte, als man ihr sagte, dass ihre Eltern tot waren. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal diejenige sein würde, die jemand anderem eine solch schreckliche Nachricht überbringen müsste.
»Eve…«
»Sie sind tot, oder?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, ein ängstliches Flüstern, das Lily das Herz zerriss. Gequält schloss Lily die Augen und nickte, obwohl Eve sie nicht sehen konnte. Eve verstand auch so. Die Stille sprach für sich.
Als Lily irgendwann wieder den Mut fand, weiterzusprechen, war ihre Stimme leise und schwer. »Als meine Eltern starben, sagte mir mein Onkel Edward, dass der Tod wie der Horizont ist, nämlich nichts anderes, als die Grenze unserer Wahrnehmung.« Sie schluckte und wandte sich ein wenig zu Eve um. »Deine Eltern sind jetzt nicht mehr da, wo sie waren, aber sie sind überall, wo du bist.« Dann biss sie sich auf die Lippen und schwieg.
Auch Eve schwieg eine ganze Weile. Schließlich zog sie die Decke ein wenig höher und nuschelte: »Deine Eltern sind tot?«
»Ja. Seit einem Jahr.« Lily wischte sich eine Träne aus den Wimpern und stand auf. Sie ging um das Bett herum und kniete sich dann vor James’ Cousine auf den Boden. Eves Augen waren rot vom weinen, aber sie sah Lily unverwandt an. Langsam hob Lily die Hand und strich Eve die Haare aus der Stirn. »Es war das Schlimmste, was mir in meinem Leben je passiert ist. Und ich hab mich gefühlt, als könnte ich nie wieder glücklich sein und als wäre es falsch zu lachen, weil sie nie wieder lachen können.« Sie zog die Hand zurück und wusste dann nicht wohin damit. Betroffen senkte Lily den Blick und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Ich fand es so schrecklich unfair, dass ich lebe und sie nicht mehr. Heute weiß ich, dass dieses Gefühl Unsinn ist, denn… Der Tod gehört nun mal zum Leben, das hat nichts mit Fairness und Unfairness zu tun…«
»Was hast du dann gemacht?«
»Wie meinst du das?« Lily sah wieder auf und legte die Arme auf die Bettkannte.
»Was hast du gemacht, nachdem sie gestorben sind?« Eves Stimme war kaum mehr als ein Piepsen und zeugte von den Tränen, die sie mit aller Macht zu unterdrücken versuchte. Lily schluckte und strich Eve noch einmal über das Haar.
»Geweint, geflucht, mich verkrochen… Und mich in deinen Cousin James verliebt.«
»Sehr hilfreich.«, murmelte Eve und Lily konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Aber angefangen hat alles mit einer Tasse Kakao.« Lily erhob sich und hielt Eve ihre Hand hin. »Und die war tatsächlich sehr hilfreich. Also komm«.
Mit ein wenig Überredungskunst schaffte Lily es schließlich Eve dazu zu bewegen, mit ihr Frühstücken zu gehen. Sie wusste noch, dass sie damals auch keinerlei Hunger verspürt hatte, aber jede Mahlzeit hatte ihr dennoch gut getan. Miranda las dem kleinen Mädchen jeden Wunsch von den Augen ab und Mr Potter bemühte sich, lockere Gesprächsthemen zu finden. Schließlich aber fragte er Eve, ob er Fabian bitten solle, etwas für sie aus ihrem Haus zu holen und Eve schrieb ihm eine kleine Liste. An erster Stelle stand ein Familienfoto, das Fabian aus dem Wohnzimmer holen sollte und Lilys Magen zog sich unsanft zusammen. Sie hatte kaum Fotos von ihren Eltern, nur die wenigen, die nicht Petunias Aufräumwut zum Opfer gefallen waren… Eve bekam Kleidung von Lily, die sie kleiner hexten und die Potters achteten darauf, dass stets jemand da war, der Eve in die Arme nehmen konnte, wenn sie wieder in Tränen ausbrach. Lily wünschte sich jedes Mal so sehr, dass James jetzt da wäre, er wüsste, was er sagen sollte, er war so gut darin, Leute aufzuheitern…
Als Eve gerade wieder einen besonders schlimmen Weinkrampf hatte und Miranda ein wenig verzweifelt zu Lily schaute, die Hände unablässig über den Rücken des armen Mädchens streichend, kam Panna Cotta miauend ins Wohnzimmer getrottet. An die Katze hatte Lily heute noch gar nicht gedacht und sie hexte eilends eine große Portion Katzenfutter in ihren Fressnapf. Und als sie sich wieder zu Eve umwandte, hatte diese aufgehört zu weinen und beobachtete Panna Cotta stumm beim essen.
»Ist das deine Katze?«, fragte sie, mit den Ärmeln über ihre Wangen wischend und Lily nickte.
»James hat sie mir geschenkt.«, sagte sie und hob Panna Cotta, kaum dass diese aufgegessen hatte, zu Eve auf den Schoß. Panna Cotta schnüffelte kurz an Eves Händen wohl in der Hoffnung, doch noch etwas Leckeres zu bekommen, sprang dann aber wieder hinunter und krallte sich in Lilys Socken. Als Lily zurück sprang und Panna Cotta ihr nachhuschte, um mit ihren Füßen zu spielen, musste Eve das erste Mal an diesem Tag lachen.
Und endlich hatten sie etwas für Eves Ablenkung gefunden. Panna Cotta schien die Aufmerksamkeit der jungen Slytherin erst sehr zu gefallen, doch nach einer Stunde – Lily glaubte es kaum – wurde selbst die Katze das Spielen leid. Zu dieser Zeit saßen sie schon alle gemeinsam im Wohnzimmer, Mr Potter hatte ein Radio auf dem Couchtisch platziert und suchte den Sender, auf dem das Quidditchspiel heute Nachmittag übertragen werden sollte. Peter klingelte pünktlich zum Anpfiff an der Tür und Remus erschien keine Minute später durch den Kamin.
»Ich dachte, du gehst mit Sirius zum Spiel.«, wunderte sich Lily und hexte Remus schnell einen weiteren Sessel herbei.
»Sirius hat Miriams Anwesenheit der meinen vorgezogen.«, antwortete Remus schulterzuckend und setzte sich mit einem Lächeln neben Eve. Scheinbar waren Peter und Remus über die Vorkommnisse der letzten Nacht im Bilde, denn sie stellten keine Fragen zu Eve oder warum sie hier war. Lily sah Eve an, wie schwer es ihr viel, sich zusammen zu reißen. Sie selbst hatte an den ersten Tagen nach dem Tod ihrer Eltern keine Menschenseele sehen wollen. Leise beugte sie sich zu Eve hinüber und fragte sie, ob sie lieber mit ihr allein sein wollte, aber das Mädchen schüttelte den Kopf und drückte eins der Sofakissen an sich. Tapferes Mädchen, dachte Lily und schlang einen Arm um Eves Schultern.
»Wir können wieder gemeinsame Flugstunden bei James nehmen. Wie in Hogwarts.«, flüsterte sie dem Mädchen zu, während der Radiosprecher in einer aufgeregten Stimme die ersten Spielzüge schilderte. Eve nickte, kuschelte sich an Lily, die Mirandas zufriedenen und erleichterten Blick auffing.
»Wie lange werde ich hierbleiben?«, fragte Eve leise und schloss die vom Weinen müden Augen.
»Solange du willst.«, antwortete Lily und Miranda nickte bekräftigend. Daraufhin schwieg Eve und die kleine Gruppe konzentrierte sich auf das Quidditchspiel. James’ Mannschaft, die Puddlemere United legten in den ersten fünfzehn Minuten ein ziemlich gutes Spiel hin. James, der auf der Position des rechten Jägers spielte, erzielte zwei Tore und durch das Radio hörten sie das Stadion jubeln. Es war das erste Spiel der Saison zu dem unzählige Zauberer und Hexen aus ganz Großbritannien gekommen waren, um den Quidditch zu feiern. Das Stadion war ausverkauft und Lily fragte sie kurz, wie James wohl noch an die zwei Karten gekommen war.
Nach dieser Zeit schien sich das gegnerische Team, Falmouth Falcons, gefangen zu haben und mit groben und brutalen Manövern brachten sie sich in Spiel zurück. Immer öfter musste das Spiel unterbrochen werden, weil ein Spieler der Puddlemere verletzt wurde. Auch James wurde von einem Treiber beinahe mit dem Schläger erschlagen, doch er konnte gerade noch ausweichen, bekam dafür aber einen Klatscher in den Magen.
»Ich hoffe wirklich, er kommt in einem Stück wieder nach Hause.«, murmelte Lily und kaute nervös auf ihren Fingernägeln.
»Die Falcons sind dafür berühmt, dass sie ›Die Gegner schlagen oder ihnen zumindest die Köpfe einschlagen‹«, sagte Remus und Lily riss die Augen auf.
»Was?! Wieso hat James mir das nicht gesagt?!«
»Damit du ihn spielen lässt.«, antwortete Mr Potter knapp und Lily schnaubte. James hatte sogar gewollt, dass sie zu dem Spiel kam, hatte gewollt, dass sie zusah, wie ihm die Knochen gebrochen wurden! Plötzlich war sie heilfroh nicht im Stadion anwesend zu sein, ihr wurde schon vom Zuhören ganz flau im Magen.
»Lockwood und White werden dicht verfolgt von Deagan, Potter hat keine guten Abspieloptionen. McNamarra haut ihm den Klatscher vor den Besen, aber Potter kann ausweichen, Watson kommt Lockwood zu Hilfe, der Quaffel geht an Lockwood. Mc Namarra schießt von der Seite heran, Lockwood spielt ab und – nein, Deagan fängt ihn White direkt vor der Nase ab! Ein Klatscher hat sich unterdessen an Potters Versen geheftet, Watson schießt den anderen direkt in Deagans Flugbahn, aber Deagan spielt an Simpson. Simpson ist noch vierzig Meter von den Ringen entfernt, noch zwanzig, Simpson wirft, Glendale wird von McNamarra vom Besen geschmissen und die Falcons halten mit 80 zu 60 Punkten die Führung!«
Remus und Mr Potter schnaubten, Lily kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Sie hoffte inständig dafür, dass James sein allererstes Quidditchspiel nicht verlieren würde…
»Potter an White, White an Lock- oh nein, das war wohl ein Missverständnis unter den Jägern! Der Quaffel fällt Deagan direkt in die Hände. Potter klebt ihm schon am Reisig, aber- Moment, was ist das?« Der Sprecher verstummte für einen Moment, im Hintergrund waren die Zuschauer zu hören, doch das übliche Gegröhle und Rufen wurde von mehreren Schreien durchbrochen. Lily und Remus tauschten Blicke.
»Es scheint Tumulte in den Reihen der Zuschauer zu geben. Der Schiedsrichter hat das Spiel unterbrochen, um- Oh mein- Was war das?!« Die Jubelrufe verstummten nun vollends, ein Aufruf von Erstaunen und Entsetzten ging durch die Zuschauerreihen, Lily verknotete die Hände in ihrem Schoß und setzte sich kerzengerade auf. Was ging da vor sich?
»Meine lieben Zuhörer«, meldete sich der Radiosprecher wieder, seine Stimme war getränkt von Entsetzten und Nervosität, »soeben wurde der Schiedsrichter von einem Zauber getroffen und- Ich bin nicht sicher, aber… Ich glaube einer der Zuschauer hat den Schiedsrichter getötet und- Ich kann von meiner Position aus leider nicht alles sehen, aber in Block B ist eine regelrechte Panik ausgebrochen! Die Spieler sammeln sich neben dem Feld und- Jetzt rasen eine Reihe schwarzgekleideter Gestalten auf ihren Besen ins Stadion! Sie kommen von überall- Meine Damen und Herren, was auch immer hier gerade vor sich geht- Oh nein, das ist-«
Dann brach das Funksignal ab. Für einen Moment herrschte eisige Stille im Wohnzimmer der Potters, alle starrten gebannt auf das Radio, als könnten sie es so zum sprechen bringen, doch alles, was es von sich gab, war ein einziges, undeutliches Rauschen.
Lily spürte, wie Eve an ihrer Seite zu zittern begann und erst da wurde ihr bewusst, dass sie die Luft angehalten hatte und selbst von einem Schaudern ergriffen wurde.
»Oh nein!« Remus sprang auf. »Oh nein! Wir müssen Dumbledore benachrichtigen! Wir müssen James und Sirius und Miriam-«
»Nein!« Mr Potter sprang ebenfalls auf. »Nein, das würde nicht helfen!«
»Was sollen wir tun?«, fragte Peter ängstlich und Miranda schlug die Hände vor den Mund. Mr Potter tauschte einen Blick mit ihr, sah dann von einem zum anderen und ließ kraftlos die Arme sinken.
»Wir können nichts tun.«, murmelte er und heftete seinen Blick auf das Radio in der Hoffnung, dass doch noch einmal der Funkkontakt aufgebaut werden würde.
»Wir MÜSSEN!« Remus machte zwei Schritte auf Mr Potter zu und packte seine Schulter. »Das sind Todesser! Wir müssen sie aufhalten, wir-«
»Wie denn?«, fuhr Mr Potter dazwischen und sah Remus verzweifelt an. »Da sind tausende Menschen, Remus, tausende, panische Menschen! Wenn wir in das Stadion apparieren – was übrigens nicht möglich ist – kämen wir vermutlich nicht mal in ihre Nähe! Selbst wenn der ganze Orden eingreift, wie sollen wir uns durch diese Menschenmassen kämpfen, ohne andere zu gefährden? Wir wissen nicht, wie viele Todesser es sind, wir wissen nicht, wo sie sind! Voldemort selbst könnte unter ihnen sein! In diesem Moment hören nicht nur wir diesen Radiosender, sondern noch mal tausende weitere Zauberer, die vielleicht auch Angehörige im Stadion haben und sich ebenfalls so wie du auf der Stelle dorthin begeben wollen! Heiler und Auroren werden zu dem Stadion gerufen, deren Arbeit wir vermutlich nur behindern würden! Und wofür genau würden wir unser Leben aufs Spiel setzen? James, Sirius oder Miriam in dieser Massenpanik zu finden wäre ein Ding der Unmöglichkeit! Um die Todesser aufzuhalten ist es bereits zu spät!« Mr Potter schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts das wir tun können, außer vielleicht die Außenbereiche zu sichern und Portschlüssel bereit zu stellen für die Menschen die schnell fliehen müssen, aber auch darum wird sich im Ministerium schon jemand kümmern.« In seinen Augen sah Mr Potter, dass Remus nicht zufrieden war mit seiner Ansprache und er packte die Schultern des jungen Marauders und schüttelte den Kopf. »Ich will genau wie du, dass mein Sohn, Sirius und Miriam heil zurück kommen, ich will sie genau wie du beschützen aber…« Mr Potter schüttelte den Kopf. »Es gibt im Moment einfach nichts, das wir tun können, das ihnen helfen würde!«
Erneut legte sich ein Moment der Stille über das Wohnzimmer, in dem Remus niedergeschlagen nickte und Mr Potter ihn mit einem Seufzen losließ. Lily spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, aber sie durfte jetzt nicht durchdrehen, durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Sie glitt von dem Sofa hinunter zu dem Radio und drehte an den Knöpfen, doch alles, was ihr entgegenschlug, waren Muggelsender und Popmusik. Wie von Sinnen suchte sie weiter, immer wieder die Frequenzen hoch und runter. Eve brach unterdessen wieder in Tränen aus und selbst Mirandas Zuspruch konnte daran nichts ändern.
»Warum tun sie das?«, schluchzte Eve verständnislos und Miranda schüttelte einfach nur traurig den Kopf. »Warum? Warum?«
Remus murmelte etwas davon, dass er vor der Tür nachschauen wollte, ob jemand zu ihnen apparierte und Peter folgte ihm. Mr Potter gesellte sich zu Miranda und gemeinsam versuchten sie, Eve zu beruhigen. Es wurden quälend lange Minuten der Ungewissheit, in der Lilys Herz raste und ihre Finger so sehr zitterten, dass sie die kleinen Knöpfe kaum mehr richtig drehen konnte. Von draußen drangen Peter und Remus’ Stimmen zu ihnen herein, die Haustür stand weit offen und ein kalter Windhauch ließ das Feuer im Kamin flackern.
»Sirius!«, schrie Remus plötzlich und Lily fuhr herum. Sie sah gerade noch durch die Tür wie Peter losrannte, dann war sie schon aufgesprungen und zeitgleich mit Mr Potter zur Tür geeilt. Einige Meter im Acker vor dem Haus der Potters sah sie Remus und Peter zu Sirius rennen, der auf alle Viere zusammengesunken war. Remus kam schlitternd bei seinem Freund an, fiel ebenfalls auf die Knie und packte Sirius panisch an den Schultern.
»Sirius! Sirius, was ist passiert? Bist du okay?«
Sirius sah etwas verwirrt zu ihm auf, tastete dann nach einer Schrecksekunde seinen eigenen Körper ab. »Ich glaube schon.«, antwortete er und sah zu Peter und Lily, die schwer atmend bei ihm ankamen. Peter und Remus halfen ihrem Freund beim Aufstehen und Lily konnte nicht anders und schlang die Arme um Sirius’ Mitte.
»Gott sei Dank.«, murmelte sie und drückte den Marauder fest an sich. Unbeholfen tätschelte Sirius ihren Kopf, sah sich aber noch einmal auf dem Acker um, bevor sie sich auf den Weg zurück zum Haus machten. So viele Fragen brannten Lily auf der Seele, doch Sirius sah so verwirrt und durch den Wind aus…
»Ist Miriam bei euch?«, fragte er Remus, der allerdings bestürzt den Kopf schüttelte.
»War sie nicht bei dir? Was ist passiert?«
»Lasst ihn erst Mal reinkommen.«, meinte Mr Potter, der mit seiner Frau und Eve in der Haustür stand und so verfrachteten sie Sirius auf einen der Sessel. Das Radio rauschte noch immer, doch keiner schaltete es ab. Sirius atmete noch immer schnell wie nach einem Sprint, Schweiß lag auf seiner Stirn und er hatte einige Schrammen, schien aber ansonsten tatsächlich unverletzt. Gespannt sahen sie ihn alle an, während Mr Potter ein Glas Wasser heraufbeschwor und es Sirius in die Hand drückte.
Sirius trank keinen Schluck, klammerte sich aber dankbar an das Wasserglas in seiner Hand.
»Erzähl.«, bat Miranda, die die kleine Eve noch immer an der Hand hielt und Lily spürte, wie sich ihr Herz bereits jetzt ängstlich zusammen zog.
»Es ging alles verflucht schnell.«, begann Sirius und strich sich die Haare aus der Stirn. »Miriam hat den Aufruhr zuerst bemerkt. Wir saßen in James’ Mannschaftsblock, direkt dort gegenüber wo die Todesser zuerst angegriffen haben. Anfangs dachten alle, dass es sich um eine gewöhnliche Schlägerei oder so handelte, aber Miriam meinte plötzlich, wir sollten gehen, sie habe kein gutes Gefühl dabei, also bin ich ihr gefolgt. Kaum dass wir im Turm waren und uns an den Abstieg machten, hörten wir die Schreie und Panik brach aus. Statt nach unten zu rennen, flüchteten wir vor den Menschenmassen auf die Tribüne von James’ Team. Erst dort sahen wir die Besenreiter mit den schwarzen Umhängen. Auch auf der Tribüne herrschte Aufregung, manche schnappten sich ihre Besen und flogen weg, andere rannten an uns vorbei zum Turm. Miriam fand eine Gruppe Auroren, die für das Spiel engagiert waren und schloss sich ihnen kurzerhand an. Ich konnte sie nicht davon abhalten… Vermutlich wäre ich jetzt tot, wenn sie nicht so geistesgegenwärtig einen Zauber abgewehrt hatte, der mich getroffen hätte… Wir wollten uns hier treffen.« Noch einmal sah er auf, als erwarte er Miriam plötzlich neben ihm stehen zu sehen. »Ich bin in den Turm zurück, hab mich von der Menschenmasse nach unten tragen lassen… Aber unten angekommen… Man kann erst hundert Meter vom Stadion entfernt disapparieren und diese hundert Meter… die Todesser standen wie ein Ring um das Stadion herum, es waren so viele, ich wusste gar nicht, wie viele sich ihm angeschlossen haben! Sie schossen auf alles und jeden, der sich bewegte, oder auch nicht bewegte, einfach… Es gab kein Durchkommen, überall waren Menschen, rannten in alle möglichen Richtungen… Ich glaube, dann sind die Auroren aufgetaucht, auf jeden Fall haben sich die Todesser für einen Moment von den Stadionbesuchern abgewandt und dann bin ich einfach losgerannt, schnurgerade durch und ich hab keine Ahnung wie ich das überhaupt überleben konnte, aber sobald ich hinter der Todesserlinie war, bin ich disappariert…«
Sirius starrte in sein Wasserglas und vermutlich schien ihm erst jetzt bewusst zu werden, wie knapp er dem Tod eigentlich entkommen war. Miranda schüttelte einfach nur fassungslos den Kopf, eine Träne rann ihre Wange hinunter und selbst Mr Potter verschränkte die Arme vor der Brust, damit man sein Zittern nicht so sehen konnte.
»Hast du James gesehen oder-« Hoffnungsvoll sah Lily ihn an.
»Nein.« Sirius schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn, ich hab nicht drauf geachtet, das war so viel auf einmal… Die Spielertribünen waren eine der ersten, die angegriffen wurde, als wir dort ankamen, herrschte bereits totale Verwüstung…«
Remus schüttelte fassungslos den Kopf und Lily ließ sich kraftlos neben Sirius auf den Boden sinken. Sagte man nicht immer, dass man es spüre, wenn ein geliebter Mensch stirbt? Im Moment spürte Lily nur ihr flatterndes Herz und aufkeimende Panik. Aber vielleicht waren diese Gefühle ja die Antwort auf ihre Frage…
»Es geht ihm gut.«, meinte Remus, wohl um die anderen als auch sich selbst zu überzeugen, doch niemand pflichtete ihm bei. Die Minuten zogen sich erneut in die Länge, Lily krampfte ihre Hand in Sirius’ Bein, ihr war ganz flau im Magen. James durfte nicht tot sein! Was sollte sie denn ohne James machen? Er war alles, was ihr geblieben war, alles, was sie hatte…
Sie hörten den Knall alle gleichzeitig, ein Geräusch, als wäre etwas sehr schwer und sehr hart auf dem Asphalt vor dem Haus angekommen, und sahen auf.
»Mom!«, hallte es durch die offene Tür und Lilys Herz setzte einige Schläge aus nur um dann umso leichter weiter zu rasen. Sie alle sprangen auf, eilten zur Haustür und auf die Straße hinaus, Liliy konnte das Lächeln auf ihren Lippen nicht unterdrücken. James ging es gut, James war am Leben, James war-
Nicht allein.
Als sie auf die Straße vor dem Potteranwesen ankamen, kniete James einige Meter entfernt auf dem Boden und beugte sich über eine leblose Gestalt. James sah auf; alles, sein Umhang, sein Gesicht, seine Hände waren blutverschmiert. »Sie stirbt, Mom!«, rief er und Mrs Potter eilte sofort zurück ins Haus, noch im Garten nach ihrem Hauselfen schreiend. Remus, Sirius und Peter eilten zu James, nahmen ihm den leblosen Körper aus dem Arm und halfen James selbst auf die Beine. Als Sirius das Mädchen an Lily vorbei ins Haus trug, erkannte sie Christin sofort an ihrem blonden Lockenschopf. Der blaue Umhang der Puddlemeremannschaft war an ihrem Bauch blutgetränkt, mehrere Holzsplitter ragten aus verschiedenen Teilen ihres Körpers.
James selbst schien allerdings weitestgehend unverletzt. Remus stützte ihn zwar, aber anscheinend nur weil er Angst hatte, James könnte jeden Moment zusammen klappen. Das viele Blut an seiner Kleidung und Händen schien nicht von ihm zu stammen, auch wenn er so blass war, als wäre nicht ein einziger Tropfen mehr in seinen Adern vorhanden. Ihre Blicke trafen sich nur kurz, Lily wollte ihn umarmen, ihn an sich drücken wie Sirius und nie wieder loslassen, doch bevor sie einen Schritt machen konnte, hatte er den Blick schon wieder auf das Haus gerichtet und ging ein wenig schneller. Lily sah ihm nach, wie er mit Remus im Haus verschwand und tauschte dann einen kurzen Blick mit Peter, der wie sie davor stand und nicht wusste, was machen. Dann folgte sie ihnen.
Sirius hatte Christin auf das Sofa gelegt, James beugte sich über sie, während Miranda ihre Kleidung mit dem Zauberstab öffnete und die blutende Bauchwunde freilegte. Lily hatte schon viele Wunden in ihrem Leben gesehen, schon viel Blut gesehen, doch in dem kleinen Wohnzimmer der Potters wurde ihr plötzlich zum ersten Mal bewusst, dass man Blut wirklich riechen konnte. Der metallische Geruch war so dezent und penetrant zugleich in ihrer Nase, dass ihr nur noch übler wurde. Remus hatte sich Eve angenommen und schob das Mädchen möglichst weit weg vom Geschehen, während Koby mit einer Ladung verschiedener Fläschchen aus dem Keller kam und sie eilends neben Miranda auf den Boden stellte. Christins Blick ging starr nach oben an die Decke, ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig und ihr Körper zitterte. James legte eine Hand an ihre Wange und drehte ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen konnte.
»Alles wird gut«, versprach er, während seine Mutter eine Flüssigkeit auf Christins Wunde träufelte, die ein zischendes Geräusch von sich gab und in grauen Rauchschwaden verdampfte. Dann befahl sie James Christin eine andere Tinktur zu verabreichen und er flößte sie ihr vorsichtig in den Mund. Christin hustete, James strich ihr mit seinen blutverschmierten Fingern die Haare aus der Stirn. Das Zittern von Christins Körper legte sich und Miranda setzte den Zauberstab an ihrer Wunde an. Während seine Mutter sie zu heilen begann, suchte James noch einmal ihren Blick und dieses Mal schien Christin ihn wirklich anzusehen.
»Alles wird gut«, versprach er noch einmal und der Anflug eines Lächelns erschien auf Christins Lippen. Koby machte sich unterdessen ebenfalls nützlich und begann die restlichen Wunden an Christins Körper zu versorgen. Ein Holzsplitter, der ihren Arm fast ganz durchlöchert hatte, war schon blutgetränkt und einige Tropfen fielen auf den Boden, als Koby den Splitter herauszog. Sofort brachte er einen Druckverband an, damit sich Miranda der Wunde später besser zuwenden konnte, andere Wunden heilte der Hauself sogleich mit ein wenig Magie und Heilmitteln.
»Wie ist das passiert?«, fragte Miranda irgendwann, ihre Handgriffe waren schnell und geübt, aber dennoch sah Lily die aufkeimende Ratlosigkeit in ihren Augen.
»Ich weiß nicht…« James schüttelte den Kopf und wandte sich gleich wieder Christin zu, die von einem Schmerz geschüttelt wurde. Blut quoll aus ihrem Mund und James sah seine Mutter verzweifelt an.
»Das ist schwarze Magie.« Miranda ließ die Arme sinken und ihre Augen schweiften über die verschiedenen Tinkturen und Zaubertränke, die bereit standen. »Und sie hat viel Blut verloren.«
»Soll ich Benjy holen?«, fragte Mr Potter und Miranda schüttelte den Kopf.
»Das Mungo wird überfüllt sein, die Heiler im Stadion und dort unterwegs… Benjy wird keine Zeit finden, hierher zu kommen, wenn du ihn überhaupt finden wirst.«
»Dann bringen wir Christin ins Mungo!« James wollte seine Hand schon unter Christins Rücken schieben, doch seine Mutter hielt ihn fest.
»Das ist zu spät, James.«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Noch einen Transport übersteht sie nicht.«
»Aber irgendetwas müssen wir tun, Mom!« Verzweifelt sah James sie an, dann zu seinem Vater, der ebenfalls ratlos schien.
»Ich weiß nicht, was für ein Zauber das war, James, ich weiß nicht, wie ich sie heilen soll. Der Zauber ist schon weit fortgeschritten, ich kann nur erahnen, dass er immer neue innere Blutungen heraufbeschwört, aber ich weiß, nicht wie. Ich kann weiter probieren sie zu heilen, aber«, Miranda schüttelte den Kopf, »das werden Höllenqualen für sie. Und ich glaube nicht, dass ich es schaffe, James.«
James’ verzweifelter Blick brach Lily das Herz. Er sah seine Mutter an, krächzte: »Aber wir müssen doch etwas tun, Mom!« und eine Träne lief ihm über das Gesicht. Auch Sirius’ Augen wurden glasig, er wandte den Kopf ab. Christin war einmal eine gute Freundin der beiden gewesen, sie war James’ erste Freundin gewesen… Sie hatten beide mit ihr gebrochen, aber ihr Tod war das Letzte, was sie sich wünschten.
»Es ist okay, James.«, sagte Christin plötzlich und James fuhr herum. Das Mädchen lächelte leicht, ein Rinnsal aus Blut lief aus ihrem Mundwinkel und James nahm vorsichtig ihren Kopf hoch, wischte ihr das Blut von dem Gesicht.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Chrissy, nein. Du wirst leben, hörst du?«
»Is’ okay, James.«, wiederholte Christin und hob den Arm, den Koby noch nicht verbunden hatte. Sie legte ihre Hand auf James’ und führte sie an ihre Wange. »D-Danke, dass du mich gerettet hast.«
James schluckte die Tränen herunter, strich sanft über ihr Haar. »Ich hab’s versucht.«, flüsterte er und verschränkte seine Hand mit ihrer. »Es tut mir leid.«
Aber Christin lächelte. »Muss es nicht.«, meinte sie und schloss für einen Moment die Augen. »Du bist da.«
»Ich geh nicht weg.«, versprach James und eine weitere Träne verfing sich in seinen Wimpern. »Und du auch nicht, okay? Du wirst wieder gesund werden!«
»Okay.« Sie öffnete die Augen und suchte James’ Blick. »Es tut gar nicht weh.«
»Das ist gut.« James versuchte ein Lächeln. »Du wirst schon wieder, Chrissy.«
»Ich weiß.« Christins Daumen strich über seine Hand und James drückte sie ein wenig fester an sich. »Ich liebe dich.«
James spürte, wie sein Herz für einen Moment aussetzte und etwas seine Kehle zuschnürte. Christins blaue Augen wurden glasig, eine ihrer so schönen Locken fiel in ihre Stirn und James strich sie sanft zur Seite.
»Ich dich auch.«, sagte er, beugte sich über sie und küsste sie sanft auf den Mund. Ihre Lippen waren kalt und schmeckten nach Blut, aber sie lächelten. Christin schloss die Augen, ihr Kopf fiel an James’ Schulter und er küsste sie noch einmal auf die Stirn, eine seiner Tränen fiel in ihr Haar.
Dann wurde der Griff ihrer Hand in seiner schwächer und James wartete darauf, dass sie wieder Luft holte.
Doch sie tat es nicht.
Sie tat es nie mehr.


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