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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 31

von Jojoi

Ein sehr langes, recht turbulentes Kapitel. ich bin gespannt, was ihr dazu sagen werdet :D
Danke an alle Kommi-Schreiber!! Rekommis wie immer im Thread :)

bis bald!!
eure jojoi
___________________________________________

»Was geht hier vor sich?« James blickte von einem Ordensmitglied zum anderen, die alle verhaltene Blicke tauschten.
»Wer ist Steve?«, fragte Sirius und sah ahnungslos zu James, der nur die Schulter zuckte.
»Was… Wieso ich? Ich hab doch gar nichts gemacht!« Lily sah entsetzt von einem zum anderen und blieb an Dumbledores sanften Blick hängen. »Ich hab niemanden umgebracht!«
»Lüg doch nicht!« Gideon atmete tief ein, allem Anschein nach fiel es ihm ungemein schwer, nicht die Beherrschung zu verlieren. Sein Bruder Fabian legte ihm mahnend eine Hand auf die Schulter. »Du warst es! Niemand sonst kommt in Frage!«
»Vielleicht sollten wir Mr Potter und eine Freunde erst einmal ankommen lassen.«, schlug Dumbledore vor und zauberte kurzerhand ein weiteres Sofa in das Wohnzimmer. Die Freunde legten ihre Mäntel und Jacken ab, nahmen dann zögerlich in dem kleinen Kreis Platz, der aus Dumbledore, James’ Eltern und den Prewettbrüdern bestand. Miriam wurde beim Laufen von Sirius gestützt und ließ sich mit einem Seufzen auf das Sofa neben ihn fallen. Sie schloss die Augen und lehnte sich an seine Schulter, in ihrem Kopf drehte sich alles.
»Geht es ihr gut?«, fragte Fabian Prewett und zog seinen Bruder mit sich zurück auf die Stühle vor den Kamin.
»Nur eine kleine Übelkeit, glaube ich.«, grummelte Miriam und Sirius strich ihr zärtlich über die Haare. Miranda überlegte kurz, ob sie einen Trank dagegen im Keller vorrätig hatte, aber Miriam meinte, es ginge schon.
»Was ist denn überhaupt vorgefallen?«, fragte James und sah dabei seinen Vater an, der sich nachdenklich über das Kinn fuhr.
»Die Leiche eines Freundes von Gideon wurde in der Nokturngasse aufgefunden.«, erzählte Mr Potter, wobei er vermied, Gideon anzusehen. »Er war in eine Mülltonne verwandelt. Wurde zufällig entdeckt von einem Ladenbesitzer der sich wunderte, wieso er plötzlich eine Mülltonne hatte.«
»Steve wurde regelmäßig von den Auroren für Spionageaufträge eingesetzt.«, erläuterte Fabian. »Er war ein großartiger Gestaltwandler. Jedenfalls hielt es mein Bruder«, er warf Gideon einen scharfen Blick zu, »für eine geniale Idee, ihn auf Miss Evans anzusetzen.«
»Was?!« Lily setzt sich kerzengerade auf und auch James klappte für einen Moment der Mund auf. Gideon verzog genervt den Mund.
»Irgendetwas musste ich ja machen!«, rechtfertigte er sich und warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu. »Ich wusste, dass sie etwas verbirgt! Und jetzt ist Steve tot! Das kann doch kein Zufall sein: Erst diese Wahrsagerin, jetzt er-«
»Hältst du etwa immer noch an deiner Theorie fest, Lily könnte eine Verräterin sein?« James schnaubte verächtlich. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Bei Frank und Alice‘ Hochzeit ist ihre beste Freundin gestorben! Denkst du, Lily könnte diese Schuld einfach auf sich laden und weiterleben, als wäre nichts passiert?! Denkst du wirklich sie als Muggelstämmige könnte ihren Platz unter den Todessern finden?!«
»Möglich ist alles.« Gideon zuckte mit den Schultern. »Und es ist einfach eine Tatsache, dass beide Morde verbrochen wurden, als die Opfer etwas mit Lily Evans zu tun gehabt haben!«
»Vielleicht hatte dein kleiner Schnüffler einige Feinde.«, überlegte Sirius. »Außerdem war Lily gar nicht in der Nokturngasse, oder?«
Lily schluckte und schüttelte hastig den Kopf.
»Steves Tod ist sicherlich ein Schock für uns alle, Gideon.« Dumbledore rückte seine Halbmondbrille zurecht und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dennoch dürfen wir keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Wo warst du heute denn, wenn dein Freund sich so sicher ist, dass du nicht in der Nokturngasse sein konntest?«, fragte Gideon, als hätte er Dumbledore nicht gehört und Lily schluckte. Ihr Herz schlug höher und sie hoffte, dass ihr ihre Nervosität nicht anzumerken war.
»Ich war in der Winkelgasse.«, antwortete sie. »Mit Miriam.«
»Und was habt ihr da gemacht?«
»Wir haben uns umgesehen…« Lily zuckte mit den Schultern. »Nichts besonders… Seit wann hat mich dieser Steve beschattet?«
»Unwichtig.«
»Ich finde schon, dass es wichtig ist!« Wut und Angst mischten sich in ihren Inneren und Lily konnte ein leichtes Zittern nicht mehr unterdrücken. »Mein Privatleben geht dich überhaupt nichts an!«
»Oh doch, wenn du dafür sorgst, dass unsere Freunde getötet werden.«, knurrte Gideon und James sprang auf.
»Hör auf solche Behauptungen aufzustellen! Hast du irgendwelche Beweise gegen Lily in der Hand?!«
»Zwei Menschen sind nach dem Kontakt mit ihr gestorben! Ist das nicht Beweis genug?«
»Das ist Blödsinn! Lily wusste doch nicht mal, dass sie verfolgt wurde!«
»Vielleicht wusste sie es ja doch!«
»Und dann glaubst du, bringt sie Steve sofort um und verwandelt ihn in eine Mülltonne, ohne dass irgendjemand etwas merkt?!« James schüttelte den Kopf. »Das ist doch völlig an den Haaren herbei gezogen!«
»Ich glaube ihr nicht, dass sie einfach so in der Winkelgasse war.« Gideon sprang ebenfalls auf und legte seinen durchdringenden Blick wieder auf Lily. »In solchen Zeiten geht keine Muggelgeborene einfach so in die Winkelgasse, wenn man nicht etwas erledigen muss! Also, Evans? Was hast du wirklich in der Winkelgasses gemacht?«
»Selbst wenn ich dort gewesen wäre, um etwas zu erledigen, was geht es dich an?« Lily stand jetzt ebenfalls auf und umklammerte mit einer Hand den Gurt ihrer Handtasche. »Es tut mir leid, dass dein Freund tot ist, aber ich habe nichts damit zu tun! Und es ist eine Frechheit von dir, mich einfach beschatten zu lassen!«
»Du hast nichts damit zu tun, ja? Wieso hab ich dann in deinen Erinnerungen gesehen, wie dich jemand eine Mörderin nennt, hmm?« Gideon machte angriffslustig einen Schritt auf sie zu, aber James stellte sich vor Lily, wenn er auch etwas irritiert drein blickte. Auch Lily brauchte einen Moment, bis sie sich daran erinnerte, wovon Gideon sprach.
»Das war ein Traum.«, antwortete sie etwas leiser und versuchte den Gedanken an Brendly und die Akademieopfer zu vermeiden. »Du hast eine Szene aus einem Alptraum gesehen.«
»Natürlich.« Gideon verdrehte die Augen und übersah in seiner Wut die Blicke, die James und sein Vater tauschten. »Ein Traum! Ich träume auch ständig von Leuten, die mir sagen, dass ich ein Mörder bin!«
»Ich muss mir das nicht länger anhören!«, zischte Lily und wollte die Runde verlassen, aber Gideon trat ihr in den Weg, noch ehe sie die Treppe nach oben erreicht hatte.
»Du gehst nirgendwo hin!«, meinte er und griff nach seinem Zauberstab.
»Gideon«, warnend sah sein Bruder ihn an, aber Gideon ignorierte ihn. Auch James griff nach seinem Zauberstab, obwohl sein Vater den Kopf schüttelte und Lily juckte es in den Fingern, Gideon einfach mit einem einfachen Zauber zur Seite zu schleudern, doch sie tat es nicht.
»Miriam war die ganze Zeit bei mir.«, sagte sie in einer möglichst ruhigen Stimme, aber mit deutlich unterdrückter Wut. »Sie kann bezeugen, dass ich diesen Steve weder bemerkt noch getötet habe!«
»Vielleicht ist sie deine Komplizin.«, sagte Gideon sofort.
»Und welches Motiv sollte sie haben den Orden zu betrügen?«
»Woher soll ich das wissen!« Gideon deutete mit dem Zauberstab auf Miriam. »Sie ist noch nicht mal Mitglied des Ordens!«
»Dein Bruder auch nicht!«
»Mein Bruder hat gute Gründe dafür, dass er-«
»Und du glaubst, Miriam hat sie nicht?«
»Genug jetzt!« Mr Potters Stimme war nicht besonders laut gewesen, aber messerscharf und Lily verstummte sofort. »Genug. Wir sind uns alle einig bis auf Gideon, dass Lily kein Motiv hatte, Steve zu töten. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die Mädchen lügen.«
»Sie lügt!« Gideons Stimme zitterte vor Wut und seine blauen Augen richteten wieder durchdringend auf Lily. »Ich weiß es!«
Sie wusste nicht, woher Gideon diese Gewissheit nahm, wieso es ihm so leicht fiel, sie zu durchschauen, aber Lilys Herz zog sich unter seinem Blick ängstlich zusammen. Sie durfte nicht zugeben, dass sie in der Nokturngasse gewesen war, sonst würde der Orden wissen wollen, wieso, und Mr Potter hatte ihr geraten ihre Wahrsagerfähigkeiten so gut es ging geheim zu halten. Im Grunde hatte sie kein Problem damit, Dumbledore oder ihren Freunden die Wahrheit zu sagen, aber Gideon? Er würde sie und ihre Traumseherfähigkeiten womöglich noch ausnutzen so wie es das Ministerium mit den anderen Wahrsagern tat.
»Ja, schön, okay!«, rief Miriam plötzlich und stand etwas schwerfällig von dem Sofa auf. »Du willst die Wahrheit? Ja, wir waren in der Nokturngasse.«
Entsetzt sah Lily ihre Freundin an. Was tat sie denn da?
»Aber davor waren wir in der Apotheke.«
Nein! Nein, Miriam, was sollte das denn werden? Verzweifelt schüttelte Lily ihren Kopf, aber Miriam ignorierte sie völlig, sondern lief etwas wankend, aber hoch erhobenen Hauptes auf Gideon zu.
»Wir waren in der Apotheke, weil ich einen Schwangerschaftstest brauchte. Und danach waren wir in der Noktorungasse, weil ich eine Abtreibung brauchte. Und wenn du Beweise möchtest, der Kassenzettel ist noch in meiner Manteltasche. Jetzt geh mir aus dem Weg, weil ich kotzen muss von dem Gesöff, das mir diese komische Hexe gegeben hat, und ich schrecke nicht davor zurück, dir mitten ins Gesicht zu spucken!«
Totenstille legte sich über das Wohnzimmer der Potters und auch Lily hielt den Atem an. Gideon trat schließlich tatsächlich zur Seite und Miriam eilte an ihm vorbei die Treppe hoch. Keiner der Anwesenden sagte etwas, Lily wagte es nicht einmal, den Kopf zu drehen, um Sirius anzusehen. Was hatte Miriam da nur getan? Was hatte sie sich dabei gedacht? Sirius würde ihr das nie verzeihen!
»Sie… Das war ein Scherz, oder?«, fragte Miranda und sah Lily durchdringend an. Lily hatte keine Ahnung, wie sie guckte, vermutlich spiegelten sich auf ihrem Gesicht eine Mischung aus Panik, Fassungslosigkeit und Entsetzten. Sollte sie nicht einfach die Wahrheit sagen? Aber das würde bedeuten, dass James erfuhr, dass sie vielleicht schwanger war und dass der Orden erfuhr, dass sie eine Traumseherin war und diese Folgen waren nicht absehbar. So sehr es Lily auch schmerzte, wenn sie bei Miriams Lüge blieb, konnte sie sich selbst schützen und Sirius konnte sie die Wahrheit ja später sagen.
Also ging Lily wortlos zu Miriams Mantel und kramte in ihrer Jackentasche, bis sie den Beleg tatsächlich fand. Ohne irgendjemandem ins Gesicht zu sehen, drückte sie Gideon den Beleg in die Hand und eilte die Treppe hinauf zu ihrer Freundin.
Miriam war in Lilys Zimmer geflüchtet und saß dort im Badezimmer über der Kloschüssel. Sorgsam schloss Lily die Tür und beugte sich über ihre Freundin.
»Miri, was hast du nur getan?!«
»Bitte sag mir, dass der Test negativ ist, Lily.« Miriam war bleich und legte den Kopf auf dem Rand der Schüssel ab, weil sie ihn kaum halten konnte. »Ich will da nicht runter gehen und ihnen sagen, dass es eigentlich umgedreht war, aber du dich dann gegen die Abtreibung entschieden hast.«
»Ich hab den Test noch nicht gemacht.«, gestand Lily und Miriam stöhnte auf.
»Dann pinkel endlich auf das verfluchte Teil!«, zischte sie und raffte sich von der Kloschüssel auf.
Unterdessen herrschte unten noch immer eine eisige Stille, während Gideon den Kaufbeleg an Miranda weiterreichte, die immer wieder »Ich fass es nicht!« murmelte.
Sirius saß für James’ Geschmack etwas zu ruhig auf dem Sofa und kaute auf seinen Fingernägeln. Unter der Oberfläche brodelte es, das merkte jeder, drum schwieg Dumbledore beharrlich und Mr Potter vermied es, Sirius allzu lange anzusehen.
Schließlich erhob sich Sirius und schlenderte in Richtung Haustür.
»Wohin willst du?«, fragte James und hielt seinen Freund am Arm fest.
»Zu meiner einzig wahren Liebe: Meinem Motorrad.«, antwortete sein Freund ohne ihn anzusehen und öffnete die Tür.
»Du solltest mit ihr reden, Sirius.«, meinte Mr Potter dann und Sirius blieb tatsächlich im Türrahmen stehen. Er sah erst nach draußen, dann die Treppe hoch, von wo man ein Geräusch hören konnte, das eindeutig auf Erbrechen hinwies, und sah dann wieder nach draußen. »Entweder es war meins und sie hat es ohne mein Wissen abgetrieben, oder es war das eines anderen, und sie hat es gemacht, damit ich es nicht erfahre.« Nachdenklich runzelte er die Stirn und wandte sich dann doch noch mal zu Mr Potter um. »So oder so werde ich sie umbringen. Aber erst nachdem sie sich die Seele aus dem Leib gekotzt hat.«
Damit wollte Sirius eigentlich das Haus verlassen, aber Gideon Prewett meinte: »Wir wissen immer noch nicht, ob sie etwas mit Steves Tod zu tun hatten.« und Sirius fuhr herum.
»Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Lily und Miriam erst in die Nokturngasse gehen, weil sie ein Kind abtreiben wollen, dann noch einen Mord begehen und schließlich zurückkommen, als wäre nichts geschehen?! Die Theorie, dass Lily und Miriam etwas damit zu tun haben könnten, ist völlig hirnrissig! Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Lily und Miriam etwas damit zu tun hatten und es gibt keinen einzigen Grund für die beiden zu lügen und überhaupt gibt es keinen Grund für die beiden, Steve zu töten, statt ihn unschädlich zu machen! Also bitte hör auf uns mit der Theorie des Todes deines Freundes zu langweilen!«
Damit verließ Sirius das Haus und knallte die Tür hinter sich zu, dass es bis in den ersten Stock hallte. Miriam und Lily, die beide auf dem Boden des Badezimmers saßen und darauf warteten, dass die zehn Minuten, die der Test brauchte, vorüber waren, zuckten bei dem Geräusch zusammen.
»Was machst du, wenn er positiv ist?«, fragte Miriam, die inzwischen einen herbei gehexten Putzeimer umklammerte.
»Die Idee mit der Abtreibung ist gar nicht schlecht.«
»Ich mein’s ernst, Lily.« Miriam schloss die Augen und lehnte sich gegen die Duschwand.
»Ich weiß nicht.« Lily seufzte und zog die Beine an. »Aber dann hab ich ja neun Monate Zeit, um mir was zu überlegen.«
In diesem Moment hörten sie die Schritte im Zimmer. Panisch sprang Lily auf und schleuderte den Test in eine Ecke, in der sie eigentlich ihre Schmutzwäsche aufbewahrte und schon klopfte es an der Tür.
»Lily? Miriam? Geht’s euch gut da drinnen?« Es war James und Lilys Herzschlag erhöhte sich nur noch mehr.
»Ja, alles bestens!«, piepste sie und James öffnete langsam die Tür.
»Meine Mutter will wissen, was diese Hexe dir gegeben hat.«, sage er an Miriam gewandt und betrat das Badezimmer.
»Keine Ahnung.«, murmelte sie und atmete tief ein und aus. »Der Trank war… fliderfarben.«
Fragend wandte sich James an Lily. »Hast du eine Ahnung, was drinnen war?«
Sie schüttelte den Kopf, zu hastig, zu schnell, zu nervös. Sah er ihr das schlechte Gewissen an? Sie wollte James nicht belügen! Auf keinen Fall!
»Okay, also… Ich… Ich werde mein Zimmer für dich herrichten für den Fall…« dass Sirius dich nie wieder sehen will »â€¦falls du hier bleiben willst.«
»Nicht nötig.« Miriam erhob sich ächzend und hielt sich am Waschbecken fest, um nicht gleich wieder umzufallen. »Ich geh heim.«
»Okay, dann… Heim zu deiner Mutter oder heim zu Sirius?«
»Du gehst nirgendwo hin.« Sie zuckten zusammen und Lilys Herz rutschte noch eine Etage tiefer. »Du bleibst hier bei Miranda und Lily, zwei Zaubertrankmeisterinnen, die sich um dich kümmern können, weil das, was auch immer du geschluckt hast, offensichtlich Gift war.« Sirius verschränkte die Arme vor der Brust und sah Miriam so streng an, dass Widerworte ganz klar nicht geduldet wurden.
Natürlich tat sie es trotzdem. »Es geht mir wieder gut.«, meinte sie und begann auf wackeligen Knien aus dem Bad zu laufen.
»Du siehst nicht so aus.«, meinte Sirius und packte kurzerhand ihren Arm, als sie an ihm vorbeiwanken wollte. »Komm schon.« Damit legte er ihn sich über die Schulter und stützte Miriam, die aber bereits das Gleichgewicht wieder verlor und beinahe vornüber kippte. »Prongs hilf mir mal!«, forderte Sirius und James war sofort an seiner Seite, griff nach Miriams anderen Arm. Lily beobachtete, wie Miriam zusammen brach und die Jungen sie schließlich gemeinsam in Sirius’ altes Zimmer trugen und begriff, das das keine einfache Übelkeit war. Sie warf noch einen kurzen Blick zurück ins Bad, beschloss dann aber, dass der Schwangerschaftstest noch warten konnte und zog die Badezimmertür hinter sich zu. Dann eilte sie den Freunden nach.

Mirandas Mund war zu einem dünnen Strich zusammengepresst und James sah seiner Mutter an, dass sie Miriam lieber angeschrien hätte, statt ihr einen kühlen Waschlappen auf die Stirn zu legen. »Ich sollte Benjy fragen, was er in einem solchen Fall machen würde. Wenn wir ihr etwas Falsches geben, könnten wir die Sache noch verschlimmern.« Damit verschwand Miranda aus Sirius’ altem Zimmer und die Freunde blieben alleine zurück. Lily setzte sich zu Miriam aufs Bett und strich ihrer Freundin liebevoll über das Haar. Sie vermied es, Sirius in die Augen zu sehen und wusste, dass die Blicke der Jungs auf ihr lagen, doch keiner sagte etwas. Schließlich verließ James das Zimmer und Lilys Herz schlug noch ängstlicher in ihrer Brust. Sie musste Sirius die Wahrheit sagen, aber wie?
Doch plötzlich verließ auch Sirius das Zimmer, kam aber kaum eine Minute später wieder zurück und kniete sich neben das Bett. Er hob die Hand und fuhr Miriam sanft mit dem Zeigefinger über die Wange und Lily traute sich, ihm ins Gesicht zu sehen, doch sein Blick war kalt und abweisend.
Lily schluckte. »Sirius, ich-«
»Spar es dir, Lily.«, unterbrach er sie, Worte und Stimme messerscharf. Lily nickte und verließ eilig das Zimmer. Sie schämte sich in Grund und Boden.
Und Sirius und Miriam waren allein. Sanft strich Sirius noch einmal über ihre Wange und setzte sich zu ihr aufs Bett. Miriams Augen flackerten und sie sah ihn an, die Augenlider schwer und müde.
»Du hasst mich nicht.«, stellte sie fest und der Ansatz eines Lächelns legte sich auf ihre Lippen.
Sirius knurrte: »Ich sollte dich hassen für diese Show, die du gerade abgezogen hast.«
»Was?« Miriam zog leicht die Augenbrauen zusammen und drehte den Kopf ein bisschen, um ihn besser ansehen zu können.
»Wir wohnen zusammen, Miriam«, sagte Sirius und strich einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. »Und auch wenn du es nicht glaubst und es mich eigentlich gar nicht interessiert, so merke ich es doch an gewissen Anzeichen in unserer Wohnung, wann du deine Tage hast. Ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, aber es ist doch schwer in dieser Zeit im Monat schwanger zu sein, oder?«
Miriam schloss die Augen und lächelte gequält. »Verdammt…«
»Ja, du hast schon besser gelogen.« Sirius seufzte. »Das ganze lässt eigentlich nur einen Schluss zu«, er senkte die Stimme, »Es ist Lily, nicht wahr?«
Miriam schwieg und es war Sirius Antwort genug. Er seufzte noch einmal und nahm Miriams Hand. »Das bedeutet, dass du ganz einfach krank bist und nicht von einer irren Hexe vergiftet wurdest. Wir sollten das Miranda sagen, sie hat bestimmt etwas gegen Übelkeit und Erbrechen im Haus.«
»Miranda hasst mich.«, murmelte Miriam.
»Und ich kann es ihr jetzt nicht mal mehr verübeln.«
Unterdessen hatte sich Lily wieder in ihr Zimmer begeben und stand vor der geschlossenen Badezimmertür. Dumbledore und die Prewetts hatten das Potterhaus inzwischen verlassen und der Orden war dabei verblieben, dass Steves Tod ein unglücklicher Zufall war, auch wenn Gideon dem Szenario nicht zustimmte. Nun musste Lily herausfinden, ob sich Miriams Lügenmärchen gelohnt hatte oder nicht. Noch einmal atmete sie tief durch, dann ging sie ins Bad und suchte nach dem Test.
Nichts. Panisch durchsuchte Lily ihre Schmutzwäsche, doch der Test war weg. Das konnte doch nicht sein! Sie hatte ihn doch direkt hinter den Haufen Schmutzwäsche geworfen! Wie konnte der Test denn plötzlich verschwunden sein?!
»Suchst du das hier?«
Lily erstarrte und drehte sich dann ganz, ganz langsam um. James stand in der offenen Badezimmertür und wedelte mit dem Test in der Hand in der Luft herum.
Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt!
»W-Woher-«
»Ich hab Koby vorhin befohlen, das Badezimmer zu putzen, nachdem Miriam hier ihren Magen entleert hat.« James trat endgültig ein und schloss die Tür mit einem Fußtritt. Dieser verfluchte Hauself! Lily könnte ihn umbringen, diesen miesen, kleinen Schnüffler!
»Dann kam Pad auch noch zu mir und meinte ganz mysteriös: ›Ich glaube, Lily schuldet dir eine Erklärung‹.« James setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel, den Test immer noch in der Hand. »Also, Lily, was meint Pad damit?«
Dieses Mal war Lily tatsächlich verwundert. Sie hatte nicht gewusst, dass Miriam es Sirius erzählt hatte, wann denn auch? Oder war der Marauder von selbst drauf gekommen, dass Miriam gelogen hatte?
»Ich bin mir nicht sicher, was Sirius meint.«, gab sie zu und James zuckte mit den Schultern.
»Vermutungen sind völlig ausreichend.«, meinte er und lehnte sich langsam zurück. Lily seufzte, schmiss die Schmutzwäsche wieder in ihre Ecke und setzte sich auf den Duschwannenrand, was ziemlich unbequem aber besser als der kalte Fliesenboden war.
»Ich bin heute bei Sito gewesen.«, gestand sie und sie sah an seinem Gesicht, dass das nicht das war, was James erwartet hatte. »Ich wollte noch mal mit ihm reden und weil du dich beim letzten Mal so schlecht mit ihm verstanden hast, wollte ich nicht, dass du mitkommst. Sirius war auch keine Option, er hätte sich genauso benommen wie du, Remus hätte versucht es mir auszureden, Peter keine wirkliche Hilfe und da blieb nur Miriam. Ich wusste dass, wenn ich ihr erzählte, es handle sich um eine eigentlich verbotene Ordensmission aufgrund von Blanchards Tod, dann würde sie mich nicht im Stich lassen und sich meinen Anweisungen auch nicht widersetzten. Wir gingen also zu Sito in die Nokturngasse, Miriam wartete im Laden auf mich, später trafen wir uns auf der Straße wieder, weil ich erneut in einem anderen Laden landete als ich das Zimmer verließ und Miriam sich auf die Suche nach mir gemacht hatte.«
»Ihr wart also tatsächlich in der Nokturngasse.«
»Ja, aber wir haben sicherlich nicht Gideons Freund getötet.« Lily erschauerte leicht und senkte die Stimme. »Ich habe nicht mal gemerkt, dass uns jemand folgt.«
»Okay, und was hat es dann damit auf sich.« James hob den Schwangerschaftstest in die Luft und Lily senkte beschämt den Blick.
»Das ist meiner, nicht Miriams.«
»Wieso hat sie behauptet, es sei ihrer?«
»Weil sie mich decken wollte! Sie wusste, dass der Orden nicht erfahren durfte, was ich in der Nokturngasse getan hatte, also hat sie sich die Sache mit der Abtreibung ausgedacht. Ich weiß auch nicht, wie sie plötzlich da drauf kam! Ich hab sie sicher nicht darum gebeten für mich zu lügen.«
»Und wieso weiß ich von alldem nichts?« James schüttelte ein wenig fassungslos den Kopf. »Wenn ich von alldem gewusst hätte, wäre es vielleicht nie so weit gekommen, dass Miriam alle, einschließlich Sirius und meine Eltern hätte anlügen müssen! Hast du gemerkt wie sauer meine Mom auf sie ist?«
»Ich weiß.« Lily seufzte. »Aber wie hätte ich dir sagen sollen, dass ich…«
»Dass du?« Abwartend sah James sie an, aber Lily erwiderte seinen Blick nicht.
»Dass ich dich nicht bei Sito dabei haben möchte. Du hättest mich nicht gehen lassen!«
»Ich hätte dir versprochen, mich gänzlich aus dem Gespräch rauszuhalten oder so. Wir hätten schon eine Lösung gefunden! Der wahre Grund ist doch, dass du mir nicht sagen wolltest, dass du schwanger bist!«
»Ich weiß nicht, ob ich… Ich… Wenn ich es wüsste, hätte ich den Test nicht machen müssen!«
James verdrehte die Augen und musterte den Test einen Moment lang. »Gratuliere, der Test scheint kaputt zu sein.«
»Was?« Lily fuhr hoch. »Wieso?«
»Da steht gar nichts drauf.«
»Da muss nichts drauf stehen. Zwei Striche heißt schwanger, einer heißt nicht schwanger.«
»Ahhhh!« James hob die Augenbrauen hoch und musterte den Test aufmerksam. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du einen Test machen musst?«
»Ich wollte es dir erst sagen, wenn ich Gewissheit habe.« Lily strich sich beschämt die Haare hinter die Ohren. »Verstehst du, ich… Ich wollte dich nicht beunruhigen. Und ich wollte nicht, dass du dich ausgegrenzt fühlst, weil ich Miriam als Begleitung vorzog. Deswegen hab ich nichts gesagt.«
»Du solltest dir weniger Gedanken um meine Gefühle machen, Lily.« James verdrehte die Augen. »Ich kann einiges wegstecken. Wegen deiner Lügerei hasst meine Mutter Miriam jetzt abgrundtief, Sirius hätte sich beinahe von Miriam getrennt – ich weiß gar nicht, woher er wusste… Auf jeden Fall hätte dieses ganze Lügengeflecht nicht sein müssen! Wenn wir das unter uns geklärt hätten, wäre alles okay gewesen, aber Miriam und Sirius da mit hineinzuziehen-«
»Ich weiß. Es ist einfach plötzlich aus dem Ruder gelaufen und ich konnte nicht mehr zurück.«
James seufzte tief und vergrub für einen Moment das Gesicht in seiner Hand. »Unseren Kindern müssen wir das mit der Ehrlichkeit aber besser beibringen.«, meinte er dann und Lilys Eingeweide zogen sich unsanft zusammen.
»Er ist positiv?«, fragte sie leise und sah ängstlich zu James hinauf. Ein Kind hatte ihnen in diesem Krieg gerade noch gefehlt!
Aber James grinste und schüttelte den Kopf.
Pure Erleichterung durchströmte Lilys Körper und sie ließ ermattet den Kopf gegen die Duschwand sinken. James ging neben ihr auf die Knie und drückte ihr den Test in die Hand, damit sie sich selbst davon überzeugen konnte.
»Und selbst wenn, wäre das kein Weltuntergang gewesen.« James gab ihr einen Kuss auf die Wange und schlang einen Arm um sie, als sich Tränen in Lilys Augen sammelten.
»Das sagst du jetzt, aber wart’s ab, bis es so weit ist. Dann lässt du mich allein zurück und gehst deiner Quidditchkarriere nach, bei der dich ein Kind nur behindern würde.«
»Ganz sicher nicht.« James grinste und gab ihr noch einen Kuss. »Ich liebe dich und unsere zukünftigen Kinder. Ich wünsche mir nur, dass sie in einer besseren, stabileren Zeit geboren werden.«
Lily nickte langsam und wischte sich über die Augen. »Sollen wir deiner Mom die Wahrheit sagen?«
»Lass uns erstmal nach irgendeinem Mittel gegen Miriams Übelkeit suchen, danach können wir uns mit Sirius besprechen. Hat sie irgendwas Schlechtes gegessen, als ihr in London wart?«
Lily verneinte und schließlich standen sie auf und setzten James’ Plan in die Tat um. Sirius erzählten sie dieselbe Lüge über ihre Nachforschungen zu Blanchards Tod, die Lily schon Miriam aufgetischt hatte. Je weniger Leute von Lilys Träumen wussten, desto besser.
Was Miranda betraf, so bestand James darauf mit seiner Mutter allein zu reden. Lily wusste nicht, was er ihr erzählte, aber als sie Miriams Krankenzimmer wieder betraten, war Miranda milde gestimmt und schenkte Lily ein aufmunterndes Lächeln, wie nur Mütter es können.
Mr Potter hingegen schien sehr interessiert an dem Seher Sito Brown zu sein, als Lily und James ihm später an diesem Abend die Wahrheit erzählten, während Sirius und Miranda bei Miriam waren, die noch immer von Übelkeit und Kopfweh geplagt wurde.
»Ich habe noch nie von ihm gehört. Er ist sicherlich nicht beim Ministerium gemeldet.«, meinte Mr Potter nachdenklich. »Du solltest vorsichtig sein, mit wem du was über deine Träume sprichst, Lily. Auch er könnte ein Spitzel des Ministeriums sein, um junge Talente wie dich ausfindig machen zu können.«
Lily nickte langsam. Auf diesen Gedanken war sie bisher nicht gekommen und es beunruhigte sie, nicht sicher zu wissen, auf welcher Seite Sito stand.
»Den Tod von Steve konnten wir somit aber auch nicht aufklären.« Mr Potter fuhr sich seufzend durch die Haare. »Ein Jammer, ein so talentierter junger Mann!«
»Vielleicht hab ich ihn ja gesehen aber nicht wahrgenommen.« Lily runzelte nachdenklich die Stirn, doch sie konnte sich nur an den einen Mann erinnern, der ihnen entgegengekommen war. »Wenn ich ein Foto von ihm hätte…«
»Da müssten wir Gideon fragen. Und um ehrlich zu sein bin ich nicht sonderlich erpicht darauf, mit ihm noch einmal diese Diskussion zu führen.« Mr Potter seufzte noch einmal. »Lassen wir es für heute gut sein. Es war ein langer Tag mit viel zu vielen unerwarteten Wendungen.«
Und dem konnten Lily und James nur zustimmen.

Als Alec Mulciber den Tagespropheten aufschlug und den Bericht über die geheimnisvolle Mülltonnen-Leiche in der Nokturngasse las, konnte er einen überraschten Pfiff nicht unterdrücken. Er musste den Artikel zwei Mal lesen, um wirklich zu begreifen, was da hinter den Zeilen stand. Dann lehnte er sich grinsend mit einem Glas Orangensaft in seinem Stuhl zurück und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf.
»Miss Miriam Clarefield«, murmelte er und nippte an seinem Saft, »was hast du nur angestellt, du böses, böses Mädchen.«

»Guten Morgen, Sonnenschein!«, flötete Sirius, kaum dass er sein altes Zimmer bei den Potters betreten hatte. In seinen Händen hielt er ein Tablett mit allerlei Frühstücksleckereien, das er zusammen mit Lily zubereitet hatte.
Trotzdem murmelte Miriam: »Ich hasse dich« für dieses unsanftes Wecken und Sirius setzte sich grinsend zu ihr aufs Bett.
»Wie geht’s dir?«, fragte er, stellte das Tablett auf seinen Oberschenkeln ab und strich Miriam über das Haar.
»Gut.« Sie setzte sich ächzend auf und musterte dann begierig das Tablett. »Ich hab einen Drachenhunger.« Gierig griff sie nach dem Teller Rührei und schaufelte sich die ersten drei Löffel in den Mund, ohne Luft zu holen. Sirius wertete ihren Appetit als gutes Zeichen und sicherte sich selbst schnell ein belegtes Brötchen.
»Wenn du in dem Tempo weiterisst, bekommst du noch ein Food-Baby.«, witzelte Sirius dann und Miriam verdrehte die Augen.
»Tut mir leid.«, meinte sie dann und drosselte ihr Tempo ein bisschen. »Mit gestern… Lily wollte nicht, dass-«
»Ich weiß, ist schon gut.« Sirius grinste und griff nach einem Orangensaftglas. »Weißt du, am Anfang hab ich deine Show wirklich geglaubt und ich war verdammt wütend und entsetzt, aber kaum dass ich das Haus verlassen habe wurde mir klar, dass du zu so etwas gar nicht fähig wärst. Eher würdest du mich töten, weil ich dir ein Baby gemacht habe, als einfach in die Nokturngasse zu gehen und Gift zu schlucken.« Er nahm einen Schluck und sah Miriam dabei abwartend an. »Hab ich recht?«
Sie griff nach einer Scheibe Toast und riss ein mundgerechtes Stückchen davon ab. »Du kennst mich zu gut.«, meinte sie dabei ohne ihn anzusehen. Sirius nickte zufrieden, es war die Antwort, die er hatte hören wollen.
Der Toast schmeckte auf ihrer Zunge nach nichts außer vielleicht nach einer bitteren Lüge. Inständig hoffte die junge Hexe, dass ihre Begegnung in der engen, dunklen Gasse mit einem blonden Mann nur ein böser Traum gewesen war, doch tief in ihrem Herzen kannte sie die Antwort bereits.
Unten in der Küche verzehrten unterdessen Lily und James ihr Frühstück. James’ Eltern waren zu Gideon und Fabian in die Aurorenzentrale gefloht; sie wollten den Jungen, ungestümen Cousin nicht einfach unbeaufsichtigt lassen. Lily blätterte gerade den Tagespropheten durch auf der Suche nach einer Meldung über den gestrigen Vorfall in der Nokturngasse.
»Ich hoffe, Gideon hat nichts blödes vor.«, murmelte Lily und biss verdrießlich in ihren Toast. »Wehe er lässt mich noch mal beschatten! Ich fasse es immer noch nicht, dass er das getan hat!«
»Er wird seine Lektion gelernt haben. Für ihn bist du wohl so eine Art Todesengel.«
Wütend sah Lily auf. »Nicht witzig, James.«
»Jaaaa«, sagte James, so als habe er sie nicht richtig gehört und trank einen Schluck von seinem Kaffee, »übrigens, was unsere Kinderplanung angeht-«
»Sie nennen ihn die Mülltonnen-Leiche! Ist das zu fassen?!«
»Der Tagesprophet war noch nie für seine rücksichtsvolle Berichtserstattung berühmt…«, murmelte James und schüttelte den Kopf. »Aber Lily, hör mal, ich muss dir noch was sagen. Ich-«
»Da steht, dass zahlreiche Zeugen irgendetwas beobachtet haben sollen, doch die Aussagen decken sich nicht. Natürlich nicht! Halte diesem Gesindel einen Knut vor die Nase und sie erzählen dir alles Mögliche!«
»Lily, kannst du mir bitte zuhö-«
»Und Mulciber PERSÖNLICH hat sich der Sache angenommen, na wunderbar! Da können wir uns ja gleich sicher sein, dass es ein Todesser war, der Steve auf dem Gewissen hat!« Schnaubend legte Lily den Tagespropheten zur Seite. »Und dieser dämliche Gideon verdächtigt Miriam und mich!«
»Du solltest ein heißes Bad nehmen oder so, damit du dich wieder beruhigst.«, meinte James etwas genervt und stand auf. »Ich geh dann mal zum Training.«
»Wann kommst du wieder?«
»Spät.«
Damit war James verschwunden und Lily sah ihm etwas verwundert nach. »Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte sie sich selbst und biss noch einmal in ihren Toast. Dann beendete sie etwas nachdenklich ihr Frühstück und beschloss, noch ein wenig in der Bibliothek der Potters zu stöbern.

Es war schon der zweite Brief aus Hogwarts, den Eve McMillan in diesen Wochen von einer grau-weißen Eule überreicht bekam. Schon bevor sie ihn öffnete wusste sie, wer ihn ihr geschrieben hatte und bemerkte gar nicht, wie sie lächeln musste. Wie erwartet war der Brief von einem Huffelpuff namens Harris, der sie in Hogwarts ständig geärgert und zur Weißglut getrieben hatte. Er fragte sie in dem Brief, wann sie wiederkommen würde, weil er ihr doch unbedingt noch die Haare grün färben wollte und es vermisste, sie mal wieder zu einem Eisbad in den See zu schubsen.
»Blödmann.«, murmelte Eve vor sich hin, las den Brief aber noch weitere drei Male. Wie sehr sie sich wünschte, jetzt in Hogwarts sein zu können. Sie vermisste den Aufenthaltsraum der Slytherins, vermisste die Geister, die Gemälde, das Essen, ihre Freunde und sogar diesen idiotischen Hufflepuff.
Wieso hatten ihre Eltern sie nur nach Hause geholt? Viel lieber würde sie jetzt noch einmal im Stadion versuchen, auf einem Besen zu fliegen, als hier Zuhause herum zu hocken und ihre Bücher des zweiten Schuljahrs anzustarren. Ihr Vater war wie immer arbeiten, ihre Mutter mit der Haushaltsführung beschäftigt… Und Eve langweilte sich.
Sorgsam faltete sie den Brief zusammen und legte ihn zu dem anderen. Hoffentlich war dieser ganze Spuk schon bald zu Ende und sie konnte zurück nach Hogwarts in ihr weiches Himmelbett. Mit einem Seufzen sah sie aus dem Fenster hinunter auf die Straßen von Newtown und legte den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Hogwarts war so weit weg…

Das Ministerium für Hexerei und Zauberei von England war ein durchaus gut geschützter Ort. Jede Abteilung wurde von den Mitarbeitern sorgfältig nach Dienstende versiegelt und taten sie es nicht, so machten es die Hausmeister und Elfen in ihrer Routine jeden Tag. Die Zugänge zum Ministerium wurden dann bis auf wenige Eingänge gesperrt, die zugleich einer strengen Kontrolle unterlagen. Außerdem war das Ministerium selbst so verwinkelt und der Bau so undurchsichtig, dass man eigentlich einen Führer brauchte, wenn man sich als Neuling darin zurechtfinden wollte.
Tief im Herzen dieses Labyrinths aus Abteilungen und Unterabteilungen befanden sich im neunten Stock so unscheinbar die Abteilung derer, die der absoluten Schweigepflicht unterlagen. Die Angestellten des Ministeriums hatten es schon lange aufgegeben herauszufinden, was die Beschäftigten dieser einen Abteilung eigentlich für ihren Lebensunterhalt machten. Zahlreiche Geschichten kreisten um diesen neunten Stock, in den man sich nicht ›zufällig verirren‹ konnte, um sich ein bisschen umzusehen. Die Abteilung war ein Mysterium für all diejenigen, die nicht für ihre Instandhaltung eingesetzt wurden, und genauso nannte man sie auch:
Die Mysteriumsabteilung.
Und es war John McMillans Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Abteilung ein Mysterium blieb. Dafür wachte er über die Unsäglichen, Augen und Ohren stets offen. Wer die Schweigepflicht brach, landete mit hoher Wahrscheinlichkeit einige Jahre in Azkaban, daher war es noch nie vorgekommen, dass jemand geplaudert hatte.
Aber als John McMillan an diesem Abend die Tür zum neunten Stock mehrmals abschloss mit dem einzigen Schlüssel, der je in das Schloss passen könnte, spürte er einen eisigen Windhauch im Nacken. Hinter ihm befand sich nur der Aufzug, der hoch in die Eingangshalle führte. Er hatte nicht gehört, dass dieser nach unten gefahren war…
Noch bevor John sich umdrehte wusste er, dass sie verraten worden waren. Der Schlüssel kratzte im Schloss, als er ihn herauszog und sich der Dunkelheit stellte. Der Aufzug war tatsächlich herunter gefahren, das Gitter war noch immer verschlossen, als John mit seinem Zauberstab leuchtete.
»Ist da wer?«, fragte John, obwohl er die Antwort, die er eigentlich gar nicht erwartete, schon wusste. Seine Frau hatte recht gehabt: Seine Treue zu Bagnold und eiserne Verschwiegenheit würden sein Ende sein. John wappnete sich innerlich zum Kampf, doch er war noch nie ein begnadeter Kämpfer gewesen, noch nie waghalsig oder mutig, nicht wie Anabells Brüder James und Charlus.
»Hallo, John.« Es war nicht die Stimme, die er erwartet hatte. Bisher war es immer Mulciber oder Rabastan Lestrange gewesen, die versucht hatten, ihn über die Mysteriumsabteilung auszufragen. Doch dies war die Stimme einer Frau.
»Wer ist da?«, fragte er und plötzlich stand sie vor ihm, wuchs aus den Schatten und dunklen Nebelschwaden, eine Frau mit schwarzem, wallenden Haar und dunklen Augen.
»Wir kennen uns noch nicht?« Sie machte ein überraschtes Gesicht und lächelte dann zuckersüß. »Ich bin Rodolphus’ Verlobte Bellatrix Black. Es ist mir eine Freude Sie kennenzulernen.« Ihre Stimme war rau und tief und jagte ihm dennoch eine Gänsehaut über den Rücken. Wenn sie Rodolphus’ Verlobte war, dann gehörte sie mit Sicherheit zu DENEN.
»Was wollen Sie hier?« Er war verblüfft, dass seine Stimme trotz allem noch so fest und sicher klang. Drohend richtet er seinen Zauberstab auf Bellatrix, bereit alles dafür zu tun, dass die Abteilung geschützt war.
»Oh, ich wollte nur Ihre kleine Tochter von der Spielwiese abholen und sie zu ihrem Vater zurück bringen.« Bellatrix lächelte zuckersüß, aber John gefror das Blut in den Adern.
»Eve?«, fragte er atemlos und vor seinem inneren Auge spielten sich grausige Szenen ab. Was hatte dieses Biest seiner Tochter angetan?
Plötzlich ging der Fahrstuhl auf und zu Johns Entsetzten war er nicht mehr leer. Rabastan Lestrange hielt ein kleines Mädchen am Arm, den Zauberstab auf ihre Stirn gerichtet. Das Mädchen wehrte sich mit Händen und Füßen, Tränen spiegelten sich in ihren Augen. Johns Herz machte einen Aussetzer.
»Daddy!«, wimmerte sie und streckte die Hand nach ihrem Vater aus, Johns Zauberstab begann zu zittern.
»Eve!« Er machte einen Schritt nach vorne. »Lass sie los!«
»Ich glaube nicht, dass Sie sich in der Position befinden, Forderungen zu stellen.« Bellatrix hob langsam ihren Zauberstab und zielte auf Johns Brust. »Zauberstab weg!«
John schluckte. Er sah die Verzweiflung in den Augen seiner Tochter, sah die Entschlossenheit in Bellatrix’ und das grausige Grinsen auf Rabastans Gesicht.
Schließlich warf er den Zauberstab einige Meter vor sich auf den Boden. Bellatrix grinste zufrieden und auch Rabastan ließ ein leichtes Lachen verlauten.
Doch zu Johns Erschaudern begann nun auch Eve zu lachen. Und dann verwandelte sich das kleine Mädchen, seine Tochter, vor seinen Augen in die Gestalt von Rodolphus Lestrange.
Johns Eingeweide zogen sich unsanft zusammen und er schloss wütend auf sich selbst die Augen. »Ihr Schweine.«, murmelte er und atmete tief durch, Wut und Angst tränkten sein Herz.
»Wenn du so freundlich wärst, uns den Schlüssel zu geben, John.« Bellatrix streckte die Hand danach aus und John machte einen Schritt zurück.
»Niemals.«, keuchte er und eine Gedanken überschlugen sich. Er musste den Schlüssel vernichten, irgendwo hinbringen, wo er sicher war, aber wie ohne Zauberstab? Er fand sich drei Todessern gegenüber, unbewaffnet und die Tür hinter ihm fest verschlossen. Es gab keinen Ausweg, oder doch?
»Mach dich nicht lächerlich John.« Bellatrix grinste und kam einige Schritte auf ihn zu. »Das Spiel ist aus.«
Und er wusste, dass sie recht hatte. Seine Finger umkrampften den kleinen, kupfernen Schlüssel so fest, dass sein Arm zitterte. Wenn er nur wüsste, was die Todesser in der Mysteriumsabteilung suchen wollten, wenn er nur wüsste, wer ihn verraten hatte… Aber nein, das würde jetzt sowieso nichts mehr ändern.
Sein letzter Gedanke galt seiner Frau und seiner Tochter, von denen er nicht wusste, ob sie noch lebten oder längst ebenfalls diesen Mördern zum Opfer gefallen waren. Du hattest Recht, Anabell, dachte er und der grüne Lichtblitz traf ihn mitten auf die Stirn, so Recht.
Dann sackte sein Körper in sich zusammen und John McMillan blieb leblos am Boden liegen vor der Tür, die er all die Jahre so sorgfältig bewacht hatte. Bellatrix Black jedoch nahm ihm mühelos den Schlüssel aus der Hand und beförderte seinen Körper dann mit einem Schlenker ihres Zauberstabs ans andere Ende der Eingangshalle. Johns Kopf schlug hart gegen die Steinmauer, noch warmes Blut floss aus einer Wunde, aber der Mann spürte den Schmerz längst nicht mehr.
»So ein kleiner Schlüssel für so ein großes Mysterium.«, murmelte Bellatrix und musterte den kupfernen, unscheinbaren Schlüssel mit gerunzelter Stirn. Dann steckte sie ihn in das vergleichsweise große Schloss und es klackte, Mechanismen in der Tür ratterten und Bellatrix grinste zufrieden.
»Dann lasst uns mal nachschauen, ob es so einen ›Raum der Prophezeiungen‹ tatsächlich gibt.« Sie wandte sich zu ihrem Verlobten und dessen Bruder um. »Rabastan, vielleicht solltest du die Familie des armen Kerls über ihren Verlust in Kenntnis setzten?«
Die drei Todesser grinsten einander an, dann folgte Rodophus seiner Zukünftigen in die Mysteriumsabteilung, während Rabastan sich voller Vorfreude wieder dem Aufzug zuwandte.
Erst Stunden später sollte Ministerin Bagnold von dem Einbruch in Kenntnis gesetzt werden und niemand würde ihr sagen können, was in den Tiefen des Labyrinths aus Büros und Abteilungen tatsächlich geschehen war. So würde John McMillans Tod selbst als kleines Mysterium in die Geschichte der Zauberei eingehen und die Zauberwelt endgültig von der Illusion des geschützten und einbruchsicheren Orts befreien, von dem sie alle nur mit angehaltenem Atem gesprochen hatten.

Eve zitterte so sehr, dass sie fürchtet, dass selbst der Küchenschrank erbeben und den Mann, der auf leisen Sohlen durch ihr Haus schlich, sie somit entdecken könnte. Sie hatte sich in ihr altbewährtes Versteck geflüchtet und kauerte im Halbdunkel zwischen Staubfäden und dem alten Besen und hoffte inständig, dass ihre Mutter endlich den Schrank öffnen würde und sie einander in die Arme fallen konnten. Sie hatten gerade zu Abend gegessen und Eve hatte den Nachtisch aus der Speisekammer geholt, als ihre Mutter ihr aus dem Wohnzimmer zugeschrieen hatte, wegzulaufen. Eve hatte nicht lange überlegt, war sofort in ihr Versteck gehuscht. Sie hatte die Stimme eines Mannes gehört, die nicht zu ihrem Vater gehörte, ihre Mutter und dann nichts mehr. Sie wusste nicht, wie lange sie schon in dem Versteck ausharrte, Stunden oder doch nur einige Minuten. Sie hatte Schritte im ganzen Haus gehört, auch in der Küche und hatte sich die Hand vor den Mund gepresst, damit man sie nicht atmen hörte.
Doch alles war still. Vielleicht zu still? Wartete wer auch immer bei ihnen eingedrungen war noch immer im Wohnzimmer auf Eve? Oder war er schon lange verschwunden?
Eve wagte nicht, nachzusehen. Sie würde hier warten, bis ihr Vater zurück nach Hause kam, das konnte nicht mehr lange dauern und dann würde sie ihm von dem Einbrecher erzählen.
Aber ihr Vater kam nicht. Eve wartete so lange, dass ihre gesamten Gliedmaßen steif wurden, ihre beiden Beine waren schon längst eingeschlafen, ihr Nacken schmerzte und doch konnte sie sich nicht dazu überwinden, aus ihrem Versteck zu kriechen. Sie hatte Angst. Die Art und Weise, wie ihre Mutter geschrien hatte… Eve hatte ihre Mutter noch nie schreien hören.
»Wenn uns irgendetwas zustoßen sollte«, hatte ihre Mutter ihr vor dem neuen Schuljahr in Hogwarts gesagt, »dann floh zum Potteranwesen. Dein Onkel wird sich um alles weitere kümmern.«
»Wie kannst du das wissen?«, hatte Eve erwidert. »Ich kenne meinen Onkel gar nicht.«
»Aber ich kenne ihn.«, meinte ihre Mutter und für sie schien das Thema damit beendet gewesen zu sein. Als Eve die Worte jetzt noch einmal überdachte fragte sie sich, ob es nicht klüger wäre, zu ihrem Onkel zu flohen, als hier auf ihren Vater zu warten.
Denn eine Stimme in ihrem Kopf, die sie gar nicht hören wollte, sagte ihr immer wieder, dass ihr Vater nicht zurückkommen würde, egal wie lange sie auf ihn wartete.
Schließlich, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit gewartet hatte und die Kerzen in der Küche schon lange ausgebrannt waren, traute sie sich und öffnete die Schranktür einen Spalt breit. Vor ihr lag der leere Küchenraum, nichts war zu sehen, doch das musste nichts heißen. Eve wünschte sich plötzlich mehr denn je besser in Zauberkunst aufgepasst zu haben, dann wüsste sie jetzt vielleicht, wie man Unsichtbares sichtbar machte oder sich selbst verbergen konnte…
So aber konnte sie nur so leise wie nur möglich mit ihren steifen Gliedern aus dem Schrank kriechen, rüber in die Speisekammer und sich dort in den Schatten verbergen.
Noch immer war es still im Haus, nichts gab einen Hinweis darauf, dass noch eine weitere Person anwesend war und dennoch schlug Eve das Herz bis zum Hals. Ihre Beine schmerzten, als sie endlich wieder mit Blut durchflutet wurden, es brauchte einige Minuten, bis sich Eve traute, sie zu belasten. Langsam zog sie sich an einem Regal nach oben uns stand einige Sekunden lang mit wackeligen Beinen in der Speisekammer.
Und jetzt?
Sie musste zum Kamin gelangen. Das Schälchen mit dem Flohpulver stand direkt darauf. Wenn sie einfach schnell genug lief…
Eve schluckte, ihre Finger schlossen sich fest um ihren Zauberstab. Probehalber beugte sie noch einmal die Knie, dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Küchentür. Noch immer war nichts zu hören, aber Eve erschauderte bei dem Gedanken daran, dass der Fremde vielleicht vor der Küchentür stand und auf sie wartete im Dunkel des Wohnzimmers…
Doch welche Wahl hatte sie schon? Sie konnte nicht ewig im Küchenschrank ausharren!
Eve schloss die Augen. Bei drei renne ich los, dachte sie und kratzte all ihren Mut zusammen. Eins. Zwei. Drei.
Tatsächlich bewegten sich ihre Beine nach vorne, wenn auch etwas zittrig und ungelenk, mit der Hand riss sie die Tür auf und stürzte hindurch. Das Wohnzimmer lag ebenso dunkel vor ihr, wie die Küche, der Kamin war nur als ein großes, gähnendes Loch zu erahnen und Eve heftete ihren Blick darauf, ohne ihre restliche Umgebung wahr zu nehmen. Hinrennen, Flohpulver, Feuerzauber, rein springen. Hinrennen. Flohpulver. Feuerzauber. Rein springen. Es gab keinen anderen Gedanken mehr in ihrem Kopf.
Doch auf halben Weg stolperte Eve über etwas, das mitten im Wohnzimmer auf dem Boden lag. Sie fiel nach vorne, konnte sich mit den Händen noch auffangen, aber unter ihren Knien fühlte sie das seltsam weiche Etwas, über das sie gefallen war. Schnell krabbelte Eve darüber hinweg und erst als sie einen Meter davon entfernt war, wagte sie sich umzudrehen und nachzuschauen, was ihr da im Weg gelegen hatte.
In der Dunkelheit konnte sie schwach die Umrisse einer Gestalt erkennen. Eves Herz schlug so laut, dass sie es in ihren Ohren pochen hörte, ihr Körper begann unkontrollierbar zu zittern. Langsam hob sie den Zauberstab, murmelte: »Lumos!« und sah in die starren Augen ihrer Mutter.
Eve schrie auf, ihr Zauberstab erlosch. Geblendet von dem Licht konnte sie erst nicht gut sehen, doch sie fuhr trotz allem herum, rappelte sich auf, stolperte wieder, kam schlitternd vor dem Kamin an, griff nach dem Schälchen und verstreute das Flohpulver überall, als sie es herunter schmiss. Der Feuerzauber gelang ihr zum Glück auf Anhieb und Eve hechtete in die grünen Flammen, wagte es nicht, zurück zu blicken. »Potteranwesen!«, rief sie und spürte, wie sie den Halt verlor und von dem Flohnetzwerk davongezogen wurde.
Als sie in dem neuen Kamin ankam, verlor sie endgültig den Halt, purzelte rücklings hinaus und blieb hustend und keuchend auf einem roten Teppich liegen. Der Ruß und das Flohpulver reizten ihre Lungen, das gedämpfte Licht war doch noch zu hell für ihre Augen und während sie so auf dem Teppich kauerte, brannte hinter ihren verschlossenen Augen noch immer den Anblick ihrer toten Mutter im Schein ihres Zauberstabes.
»Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
Eve riss den Kopf hoch und sah in ein paar große, braune Augen. Sie schrie auf, das Etwas zuckte erschrocken zurück und legte die Ohren an. Für einen Moment hatte Eve es für ein Monster gehalten oder schlimmer, doch als sie begriff, dass sie es nur mit einem Hauselfen zu tun hatte, beruhigte sie sich schnell wieder und sah sich um. Sie befand sich in einem kleinen aber hübsch eingerichteten Wohnzimmer, kauerte vor dem Couchtisch und einige Portraits an der Wand über dem Kamin, sahen sie verwundert und erschrocken an. Es gab ein Klavier in einer Ecke und einen langen, hölzernen Esstisch. Auf der einen Seite des Wohnzimmers war eine Wendeltreppe und Eve hörte Schritte im Stockwerk über ihr. Noch ehe sie sich überlegen konnte, ob sie sich verstecken sollte und wenn ja wo, erschienen ein paar Beine auf der Wendeltreppe und ein großgewachsener Mann lehnte sich kurz darauf über das Geländer.
»Nanu?« Verwundert sah er Eve an und sprang die letzten paar Stufen von der Treppe herunter. Hastig hob Eve ihren Zauberstab und richtete ihn mit bebenden Händen auf den Mann, doch der schien davon nicht beeindruckt zu sein. Er hatte weiße Haare und trug einen altmodischen Zaubererumhang, aber auf seinem Gesicht lag der Anflug eines Lächelns.
»Koby, wer erweist uns denn die Ehre?«
»Die Dame hat ihren Namen noch nicht genannt, Master Potter.«, antwortete der Hauself sofort und knetete nervös die langen, dünnen Hände ineinander.
»Sind Sie Mr Potter?«, fragte Eve mit zitternder Stimme. Sie wusste nicht, wie lange ihre Beine ihr Gewicht noch halten würden, sie fühlten sich an, wie aus Wackelpudding, ihr ganzer Körper fühlte sich an, wie aus Wackelpudding.
»Kommt darauf an, wer fragt.« Der Mann versuchte noch ein Lächeln und bückte sich zu ihr herunter. »Bist du Anabells Tochter?«
Eve fühlte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, als er den Namen ihrer Mutter erwähnte. »Bitte«, Eves Zauberstabhand zitterte nur noch mehr, »Sie müssen meiner Mutter helfen! Ich glaube sie… Sie ist…«
Der Zauberstab rutschte aus ihren Händen und rollte über den roten Teppich, Eves Beine knickten ein und der Mann schoss nach vorne und hielt sie fest, bevor sie auf dem Boden aufschlug.
»Sch«, machte er, ließ Eve langsam zu Boden sinken und streichelte beruhigend über ihr Haar. »Du bist hier sicher. Wo ist deine Mutter?«
»Zuhause.« Eves Stimme war mindestens drei Oktaven zu hoch und so zittrig, dass sie ihre eigenen Worte kaum verstand. »Im Wohnzimmer.«
»Okay.« Der Mann nickte, strich ihr noch einmal über das Haar, dann richtete er sich auf. »Miranda! James! Lily!«, schrie er dann die Treppe hinauf und Eve zuckte nicht nur von der plötzlichen Lautstärke zurück. James und Lily? Natürlich hatte sie damals an James denken müssen, als ihre Mutter ihr das Versprechen abnahm, zum Potteranwesen zu gehen, falls irgendetwas passieren sollte, aber tausende Menschen in England hießen Potter. Konnte es wirklich sein, dass sie im Haus ihres Flugtrainers gelandet war?
Im Stockwerk über ihr waren Schritte vernehmbar, aber in Eves Kopf drehte sich alles viel zu sehr, als dass sie darauf achten konnte. Ihre Mutter konnte nicht tot sein, sie war sicherlich nur mit einem bösen Fluch belegt, warum hätte sie jemand auch töten sollen?
Und ihr Vater? Was war mit ihrem Vater? Wieso war er nicht nach Hause gekommen?
Tränen rannen über ihr Gesicht, aber sie merkte gar nicht, wann sie anfing zu weinen und sie wusste gar nicht, wessen Arme sie in Empfang nahmen und auf das Sofa hoben. Vielleicht wäre es besser gewesen, im Küchenschrank auszuharren. Vielleicht wäre ihr dann dieser Schmerz, der sich durch ihren Körper fraß und als Ausgangspunkt ihr Herz belagterte, erspart geblieben.


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