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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 30

von Jojoi

Hallö! Vielen lieben dank an alle Reviewer! hab mich sehr gefreut und hoffe, das neue kap gefällt euch ebenso :) die nächsten kaps werden recht turbulent, aber natürlich habe ich eure Wünsche nach mehr Pärchenszenen zur kenntnis genommen und arbeite daran :D
falls euch etwas nicht gefällt, ihr kritik, lob oder so auszusprechen habt, schreibt mir! ich freu mich über jedes Kommentar!

so jetzt genug der worte, los gehts! viel spaß beim lesen!
eure jojoi
________________________________________

Als Miriam am nächsten Tag bei den Potters eintraf, sprang Lily sofort vom Sofa auf und zog ihre Freundin nach oben in ihr Zimmer, noch bevor James’ Eltern ihre Anwesenheit bemerken konnten. Im Zimmer angekommen schloss sie sorgsam die Tür und stopfte zwei dunkle, lange Umhänge in eine offensichtlich magisch vergrößerte Handtasche.
»Miriam, ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte sie dabei und ihre Freundin seufzte tief.
»Das habe ich mir fast gedacht.«
»Und ich muss darauf bestehen, dass du weder Sirius noch James oder irgendjemandem davon erzählst!«
»Erzähl mir doch erst einmal, worum es geht, Lily.«, schlug Miriam vor und setzte sich gelassen auf das Bett, während die rothaarige Hexe regelrecht unter Strom zu stehen schien. Sie sah für einen Moment rüber zur Tür, dann wieder zu ihrer Freundin und ließ sich schließlich etwas steif neben sie auf das Bett fallen.
»Okay, also… Erst der gefährliche Teil und dann der unangenehme oder anders herum?«, fragte sie und Miriam zuckte mit den Schultern.
»Erst der gefährliche.«
»Okay. Also, ich will, dass du mich in die Nokturngasse begleitest. Ich darf keine Einzelheiten nennen, aber ich habe etwas herausgefunden, das erklären könnte, wieso Voldemort Blanchard entführt und getötet hat. Der Orden hat verboten der Sache nachzugehen, es sei zu riskant und James und Sirius sind auch dagegen, dass ich hingehe, schließlich bin ich eine Muggelstämmige… Dabei muss ich mich einfach nur ein paar Minuten ungestört mit jemandem unterhalten, von dem ich dir leider nichts weiter erzählen darf.« Sie griff nach Miriams Hand. »Das ist sehr wichtig für mich. Bitte.«
»Und was ist der unangenehme Teil?«
Lily schwieg, biss sich auf die Lippen und wusste nicht, wohin schauen. Ihr Griff um Miriams Hand verhärtete sich und ihre Freundin zog gespannt die Augenbrauen hoch.
»Ich muss einen Schwangerschaftstest kaufen und trau mich nicht allein in die Apotheke.«, murmelte Lily schließlich und Miriam verdrehte genervt die Augen.
»Ist das dein Ernst?«
Lily ließ ihre Hand los und schaute beschämt zu Boden. Sie wusste, dass es lächerlich war, aber die Vorstellung alleine vor einer griesgrämigen, alten Verkäuferin zu stehen, die sie sofort als Flittchen und verantwortungsloses Luder abstempelte ging ihr einfach nicht aus dem Kopf.
»Du machst mich fertig, Lily.« Miriam seufzte und stand auf. »Aber James sagen, dass du ein Kind von ihm kriegst, werde ich sicher nicht! Es ist doch von ihm, oder?«
»Naja, Peter und ich...«
»Verschon mich mit den Einzelheiten.« Miriam schauderte bei der Vorstellung. »Na los, gehen wir, bevor es dunkel wird.«
Tatsächlich hing gerade an diesem Tag eine besonders dichte Wolkendecke über ganz England. Der Asphalt glitzerte feucht vom Nieselregen und graue Pfützen sammelten sich zwischen dem Kopfsteinpflaster, als die Mädchen zielstrebig durch die Gassen Londons eilten. Lily hatte ihre schwarze Jacke bis oben zugeknöpft und den Kragen aufgestellt, während Miriam in ihrer Lederjacke nicht allzu verfroren aussah. Sie betraten die Apotheke Dr Harrids&Co recht zielstrebig, obwohl Lily noch am Vormittag gedacht hätte, dass Miriam sie hinein zerren müsse. Sie waren nicht allein. Anscheinend ging gerade die erste Grippewelle unter den Muggeln um und die Londoner deckten sich mit allerlei Husten- und Halswehbonbons ein. Nervös trat Lily von einem Bein auf das andere.
»Vielleicht sollte ich zwei kaufen. Nur um sicher zu gehen.«, flüsterte sie Miriam zu.
»Geldverschwendung. Wenn er positiv ist, gehst du sowieso zum Arzt.«
»Und wenn er negativ ist, ich aber eigentlich tatsächlich schwanger bin?«
»Die Teile sind bei richtiger Anwendung bis zu 99% treffsicher, Lily.« Miriam strich sich die klammen Haare aus dem Gesicht. »Du gehörst sicher nicht zu dem einen Prozent, bei dem es nicht funktioniert. Und wenn doch, merkst du es früh genug.«
Schließlich war Lily an der Reihe und statt in ihrer Vorstellung einer griesgrämigen, alten Dame sah sie sich einem jungen, äußerst attraktiven Mann mit leichtem Kinnbart gegenüber, der sie mit perfekten weißen Zähnen und voller Wärme anstrahlte, als würde draußen die Sonne lachen und die Blümchen um die Wette blühen. »Ja, bitte?«, fragte er und selbst seine Stimme klang wie die eines Filmstars, welche Lily noch von ihren Sommerferien bei ihren Eltern kannte, wo sie sich zur Abwechslung auch gerne stundenlang vor den Fernseher gesetzt hatte.
»I-Ich…« Lily versuchte panisch nicht rot anzulaufen oder zu sabbern und blinzelte ein paar Mal verzweifelt. »Ich hätte gerne eine Packung Hustenbonbons.«
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Miriam sie verwundert ansah.
»Und Hustensaft.«, fügte Lily hinzu, während ihre Augen verzweifelt in den Regalreihen umherwanderten, nur um dem Blick des sexy Apothekers auszuweichen. »Eine Nasenspühlung, einen Sch-Schwangerschaftstest, eine Desinfektionssalbe und-«
»Eine Packung Kondome«, unterbrach Miriam sie mit einem schelmischen Grinsen und Lily warf ihr einen wütenden Blick zu. Der junge Apotheker sah kurz von Lily zu Miriam und meinte dann mit demselben strahlenden Lächeln: »Gerne doch.«
Während er die Produkte in eine Tasche packte, klopfte Lilys Herz immer noch aufgeregt in ihrer Brust. Als der Apotheker sie zu allem Überfluss auch noch fragte, welchen Schwangerschaftstest, Desinfektionssalbe und Kondome sie denn haben möchte, fühlte sie die Blicke eines jeden Besuchers der Apotheke in ihrem Nacken.
»Sie hat Großes vor.«, sagte Miriam zu der griesgrämigen, alten Dame hinter Lily und am liebsten wäre die rothaarige Hexe vor Scham im Boden versunken.
Als der Apotheker Lily schließlich zur Kasse bat, fielen ihr vor lauter Nervosität beinahe alle Sickelmünzen aus dem Geldbeutel. Da sich doch mehr in ihrer Einkaufstüte befand als sie eigentlich geplant hatte, reichte ihr Muggelgeld nicht aus und Lily warf Miriam einen fragenden Blick zu. Die verstand zum Glück auch ohne Worte und holte mit einem genervten Augenverdrehen ebenfalls ihr Geld aus der Hosentasche. Gemeinsam beglichen sie die Rechnung und Lily wollte die Apotheke nur noch so schnell wie möglich verlassen.
»Ihr Beleg!«, rief der Apotheker ihnen hinterher und Miriam nahm ihn schnell entgegen, bevor sie Lily nacheilte.
»Du hättest einfach nur freudestrahlend deinen Test kaufen sollen und jedem erzählen müssen, wie sehr dein Ehemann sich schon auf euer Baby freut.«, brummte Miriam und steckte die Hände in die Jackentaschen.
»Ich bin nicht besonders gut im lügen, besonders wenn ich mich freuen muss, obwohl ich innerlich sterbe.«, erwiderte Lily und stopfte ihre Einkäufe ungestüm in ihre Handtasche.
»Du willst den Test nicht gleich machen?«
»Nein, ich will nicht in irgendeiner Gasse in London auf ein Stäbchen pinkeln.«
»Du hättest auch einfach in ein Café gehen können.« Miriam verdrehte die Augen, aber Lily drückte ihr schon den dunklen Umhang in die Arme. Im Gehen warfen sich die beiden Mädchen ihre Umhänge über, und kaum dass sie die Apparierstelle zwei Straßen weiter erreicht hatten, waren sie schon auf dem Weg in die Winkelgasse.
Sie apparierten direkt vor ein Kleidergeschäft für Zauberer jeder Größe und wandten sich nach rechts in Richtung Nokturngasse. Als sie die Abzweigung erreichten, schauten sie sich kurz unauffällig um, aber Lily konnte niemanden erkennen, der sie in irgendeiner Weise seltsam ansah. Es waren nur wenige Hexen und Zauberer unterwegs und in der Nokturngasse waren es noch weniger. Die Mädchen zogen sich ihre Kapuzen über den Kopf, ein feiner Nieselregen setzte ein und wurde schon bald darauf durch einem kräftigen Wind, der durch die verwinkelten Gassen rauschte, zu einem unangenehmen Wegbegleiter.
Als sie das Geschäft mit der Hausnummer 37 betraten, runzelte Lily verwundert die Stirn. Dies war nicht der Laden, in dessen Hinterzimmer Sito Brown sie empfangen hatte, sondern ein Laden für ausgestopfte Tiere, zumindest schien es Lily auf den ersten Blick so, bis sie bemerkte, wie ein kleiner, erstarrter Imp ihr mit seinem Blick folgte.
Schnell zog sie Miriam am Arm wieder aus dem Laden hinaus.
»Was ist los?«, fragte ihre Freundin sofort misstrauisch und sah vorsichtig über die Schulter in den Laden zurück.
»Er scheint umgezogen zu sein… Wir müssen Elise finden!« Lily zog Miriam tiefer in die Nokturngasse hinein, die ihrer Freundin verwundert folgte.
»Elise?«
»Vertrau mir.« Lily sah sich aufmerksam um. Ein Zauberer, der offensichtlich nicht erkannt werden wollte, eilte an ihnen vorbei, den Hut tief ins Gesicht gezogen, den Kragen aufgestellt, aber Lily schenkte ihm keine Beachtung. Was, wenn Elise heute nicht ihre Zebrahufe verkaufte?
Doch dann hörte Lily sie doch rufen und zog Miriam in eine kleine Gasse, wo Elise gerade ein Geschäft mit einem kleinen, dicken Kobold abwickelte. In einigen Metern Abstand warteten die Mädchen geduldig, bis Elise ihm weiß-der-Hippogreif-was verkauft hatte und gingen dann langsam auf die alte Hexe zu.
»Ich möchte einen Zebrahuf.«, sagte Lily und Elise, deren Zähne über die Tage noch schlechter geworden zu sein schienen, strahlte sie an.
»Ich hab frische Barschherzen!«
»Ja, bitte die auch noch.«, meinte Lily schnell und Elise nickte eifrig. »Sorte Sito Brown bitte.«
»Das macht zwei Galleonen.«
»Zwei Galleonen?!«, wiederholte Miriam fassungslos. »Nicht mal eine geb ich dir für einen Zebrahuf und Barschherzen!«
»Miriam!« Lily sah sie streng an, angelte dann zwei Goldstücke aus ihrem Geldbeutel und drückte sie Elise in die Hand. Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass sie das Geld James geklaut hatte, hoffentlich von Koby unbemerkt und auch von James unbeachtet.
Als sie den Tausch abgewickelt hatten, verließen Lily und Miriam die dunkle Gasse wieder. Auf dem blutgetränkten Bündel, das Lily trug, stand in schwarzer Tinte die Nummer 53.

Hustenbonbons, Hustensaft, Nasenspülung, Schwangerschaftstest, Desinfektionsmittel und Kondome. Hätte der rechte Außenspiegel der dunkelblauen Harley vor Dr Harrids&Co die Stirn runzeln können, so hätte er es getan. Ein äußerst ungewöhnlicher Einkauf, den die beiden Hexen da begingen.
Tuschelnd verließen die Mädchen das Geschäft und der Spiegel krümmte sich bis zu seiner äußersten Verbiegung, um sie nicht zu verlieren. Aufgrund der Richtung, die sie einschlugen, schlussfolgerte er, dass sie sicherlich zur Apparierstelle wollten.
Mit einem Schwupps löste sich der Spiegel von dem Motorrad und hatte sich keine Sekunde später, in eine Maus verwandelt. Es war so leicht, sich unter Muggeln zu bewegen, dachte die Maus und rannte den beiden Mädchen hinterher. Zum Glück erreichte sie die beiden noch rechtzeitig, bevor sie sich davon machten und konnte sich mit einem Zahn in dem langen Umhang der Rothaarigen festhalten.
Sie apparierten in die Winkelgasse, das erhöhte die Schwierigkeitsstufe. Die Maus zog sich eilig zurück und versuchte dabei nicht von vorbeihetzenden Zauberern zerquetscht zu werden. Beinahe verlor sie die Mädchen dabei aus den Augen, die sich zielsicher in eine Richtung aufmachten. Die Maus beschloss, dass es nicht mehr sinnvoll war, den Mädchen in dieser Umgebung auf diese Weise zu folgen und verwandelte sich in den hochgewachsenen Mann zurück, dessen Gestalt sie eigentlich besaß. In der Winkelgasse war so viel los, dass die Mädchen ihn sowieso nicht bemerken würden, selbst wenn er sich geradezu laienhaft an ihre Versen geheftet hätte.
Allerdings, und damit hatte der Zauberer nicht gerechnet, wechselten die Mädchen erneut ihren Kurs und betraten die Nokturngasse. Als sie sich kurz umsahen, hatte er sich bereits erfolgreich in einen Stein verwandelt. Was hatten die beiden in der Nokturngasse zu suchen?
Er ließ sie einige Meter hinein laufen, verwandelte sich dann zurück und zauberte sich einen Hut herbei, der seinem Gesicht zusätzlich Deckung geben würde. Sich in der Nokturngasse zu oft zu verwandeln war unvorsichtig. Selbst wenn man das Gefühl hatte, nicht beobachtet zu werden, so war es doch in der verwinkelten und engen Nokturngasse äußerst schwierig NICHT von irgendjemanden gesehen zu werden. Sie war ungefähr zu anonym wie der Hofball der Queen und Schnüffler waren gerade deswegen alles andere als willkommen. Er musste vorsichtig sein, wenn er weder von den Mädchen bemerkt, noch von irgendeiner zwielichtigen Gestalt verdroschen werden wollte.
Vorsichtig, um jeden seiner Schritte bedacht folgte er den Mädchen, indem er immer mal wieder an Schaufenstern stehen blieb, sich umsah, weiterschlenderte. Sie schienen zunächst ein Ziel zu haben, doch kaum dass sie ein Geschäft betreten hatten, kamen sie schon wieder heraus. Sonderbar.
Nun liefen sie langsamer weiter. Hatten sie etwas gemerkt? Die eine drehte sich ständig um, vorsichtshalber lief er langsamer, aber schließlich verschwanden sie in einem kleinen Weg, von dem er wusste, dass es eine Sackgasse war. Der Mann runzelte die Stirn. Was sollte er nun tun? Ihnen folgen?
Als er vorsichtig näher trat, hörte er Stimmen. Ein kleiner, dicker Kobold kam aus der Gasse gewatschelt und der Mann drehte sich schnell zu dem Schaufenster um, an dem er gerade stand. Eine abgetrennte menschliche Hand winkte ihm zu und er schauderte.
Schließlich verließen die Mädchen die Gasse wieder, dieses Mal hatten sie etwas in der Hand und sie liefen eilig weiter. Was nun?
Er beschloss, ihnen weiter zu folgen und als er in die Gasse hinein sah, um zu erfahren, mit wem die Mädchen geredet hatten, gähnte ihm nur ein leerer Hinterhof entgegen. Was für ein Spielchen wurde hier gespielt? Langsam wurde er ungeduldig, der Regen tropfte von seinem Hut in den Nacken und er hatte das Gefühl, je tiefer er ihnen in die Nokturngasse folgte, desto kälter wurde es.
Plötzlich machten die Mädchen halt und betraten wieder einen Laden.
Aber dieses Mal kamen sie nicht wieder heraus.

Eine leise Glocke klingelte als Zeichen eines Gastes, als Lily den kleinen Laden betrat, in dessen Regalen und Schaufenster sich allerlei kleine Fläschchen in allen Formen und Farben aneinander reihten. Für einen Moment befürchtete Lily schon, dass sie wieder den falschen Laden betreten hätten, als dasselbe Mädchen hinter dem Tresen hervor kam wie beim letzten Mal. Wieder begann sie ein Regal zu füllen, ohne die Mädchen groß zu beachten. Lily atmete noch einmal tief durch, wandte sich dann zu Miriam um. »Warte hier.«, bat sie und ging auf das Mädchen zu.
»Ich habe einen Zebrafuß und Barschherzen.«, sagte sie und reichte dem Mädchen das blutige Bündel. Sie musterte Lily kurz, nahm das Bündel entgegen und nickte schließlich zu einer verstreckten Tür links neben einem Regal, die Lily sonst niemals aufgefallen wäre. Sie lächelte Miriam noch einmal aufmunternd zu, ging dann zu der Tür und öffnete sie.
Dahinter lag derselbe Raum, den Lily schon bei ihrem ersten Besuch bei Sito Brown betreten hatte. Nichts hatte sich verändert, weder die Stoffe an der Decke, noch der kleine Tisch. Zögernd schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich wie beim ersten Mal an den Tisch, auf der Sitos ausgerauchte Pfeife lag.
Dann wartete sie.
Sie wusste nicht, was sie Sito Brown sagen wollte. Sie wusste nicht, ob sie das hören wollte, was er ihr zu sagen hatte. Sie wusste nicht mal, ob dieser Besuch nicht die reinste Zeitverschwendung war. Aber seitdem James dieses Märchen ausgegraben hatte, war es Lily einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Als sich einer der Vorhänge hob, griff Lily automatisch nach ihrem Zauberstab, aber sie senkte ihn schnell wieder, als Sito den Raum betrat. Bevor er sich zu ihr an den Tisch setzte, musterte er sie mit unbewegtem Gesichtsausdruck und Lily spürte, wie ihr Herz langsam tiefer sank. Er trug ein helles, ärmelloses Oberteil, das sich stark von seiner dunklen Haut abhob, doch die Zahnkette war verschwunden, wie Lily zu ihrer Erleichterung feststellte.
Schließlich setzte sich Sito zu ihr, die Beine im Schneidersitz, seine Gefühle unleserlich hinter einer düsteren Maske verborgen.
»Es tut mir leid, dass ich letztes Mal so… Mich so unreif verhalten habe, Mr Brown.«, murmelte Lily und drehte ihren Zauberstab nervös in ihren Fingern. »Ich halte das Schicksal nicht für einen Scherz, ich… Ich weiß nur einfach nicht, was ich tun soll. In meinen Träumen sehe ich meine Freunde sterben und ich kann nichts dagegen tun. Bitte, Sir, ich will eigentlich nur ein normales Leben führen und wenn das nicht möglich ist, dann will ich zumindest in der Lage sein die zu beschützen, die ich liebe.«
Sito Brown musterte sie noch einige Augenblicke schweigend, dann stellte er seine Pfeife zur Seite und legte eine Hand mit der Fläche nach oben auf den Tisch. Auffordernd sah er Lily an und sie brauchte einige Sekunden, bis sie begriff, dass er ihre Hand sehen wollte. Zögernd legte sie ihre Hand in seine und Sito hielt sie sich mit der Handfläche nach oben vor das Gesicht.
»Haben Sie erneut von den Fäden geträumt?«, fragte Sito mit seiner tiefen, dunklen Stimme ohne von Lilys Hand aufzusehen.
»Ja… In meinen Träumen bin ich meistens in einem Wald. Die Fäden… Sie sind überall im Wald.«
»Der Wald befindet sich in einem empfindlichen Gleichgewicht. Stirbt ein Baum, kann er Raum für neues Leben schaffen oder anderes mit sich zu Grunde reißen.« Sitos warmen Hände strichen sanft über Lilys Finger.
Dann schwieg er wieder und Lily biss sich auf die Lippen, auf der Suche nach den richtigen Fragen, die sie diesem sonderbaren Menschen stellen konnte.
»Ich habe das Märchen von den drei Schwestern gelesen.«, sagte sie schließlich und für einen Moment sah Sito tatsächlich von ihrer Handfläche auf. »Es ist die Geschichte der Parzen, nicht wahr?«
»Nein.« Sito schüttelte den Kopf. »Es ist keine Geschichte.«
»Sie glauben also, das Märchen ist wahr?«
»In allen Geschichten, die die Jahrtausende überdauern, steckt ein Funken Wahrheit.« Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Was wäre die Welt, ohne Geschichten?«
»Das heißt, die drei Schwestern gab es wirklich?«
»Ich weiß es nicht.« Sito ließ ihre Hand sinken und sah Lily tief in die Augen. »Ich bin ihnen in meinen Traumreisen noch nie begegnet.«
»Ich auch nicht.« Lily schluckte. »Ist das gut?«
Sito gab keine Antwort auf diese Frage, stattdessen wandte er sich wieder ihrer Hand zu. »Die Falten an ihren Fingerkuppen… Sie sind vergleichsweise tief.«
»Und was bedeutet das?«
»Dass Sie die Fäden schon bald in der Hand halten könnten.« Endlich ließ Sito Lilys Hand los, verlangte dann aber nach der anderen, um diese genauer zu betrachten.
»Ich verstehe noch immer nicht… Diese Fäden… Lebensfäden, sie werden an einem Webstuhl gewebt?«
»Vom Schicksal gewebt, ganz recht.« Sito fuhr vorsichtig über ihren linken Daumen und spreizte ihn ein wenig weiter ab.
»Und kann mir diese Gabe irgendwie helfen die Tode, die ich in meinen Träumen sehe, zu verhindern?«, fragte Lily jetzt etwas drängender und Sito sah langsam auf. Seine dunklen Augen bohrten sich in ihre und ihre Hände begannen zu schwitzen.
»Das haben Sie doch schon einmal getan.«, meinte er dann mit leiser Stimme und Lilys Herz überschlug sich fast. Woher wusste er das? Sie hatte nie erwähnt, dass sie Snape von dem Nordturm gerettet hatte! Sie hatte nie irgendetwas in der Art erwähnt…
»Wenn das Schicksal den Tod eines Menschen bestimmt hat, ist er nicht aufzuhalten.« Sito strich noch einmal sanft über ihre Hand und ließ sie dann sinken. »Sie müssen lernen den Unterschied zu erkennen, ob ein Leben verloren oder noch am seidenen Faden hängt.«
»Wie mache ich das?«, fragte Lily ein wenig atemlos.
»Indem Sie genau hinsehen.« Sito beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Allerdings sollten Sie sich darüber bewusst sein: Das Schicksal mag Sie auserwählt haben, es zu beschützen, aber je mehr Sie es zu benutzen lernen, desto schwerer wird es für Sie zu sehen. Je weiter Sie wandern, desto schwerer wird der Weg.«
»Ich verstehe nicht.« Lily schüttelte leicht den Kopf. »Das macht keinen Sinn!«
»Wieso muss für euch Europäer immer alles einen Sinn machen.« Sito lächelte und entblößte schlechte, gelbe Zähne. »In Träumen ist Rationalität nicht gefragt.«
Für einen Moment musste Lily über das Gesagte nachdenken. »Wovor muss ich das Schicksal beschützen?«, fragte sie schließlich, »Und gibt es noch andere wie mich, die diese Fäden ebenfalls sehen?«
»Wenn es keine anderen gäbe, würde niemand die Geschichten am Leben erhalten.« Noch einmal hielt Sito sich ihre Hand vor die Nase, als betrachtete er ein besonders seltenes Tier. »Das Schicksal muss bewacht werden. Es verwebt sich zu schnell. Viele versuchen, dem Schicksal habhaft zu werden. Stellen Sie es sich vor: Über das Schicksal der Welt bestimmen zu können, über Tod, Leben, Leid, Liebe.«
Lily schluckte. »Wieso gerade ich? Ich habe keine Ahnung von Wahrsagerei! Madam Blanchard hat in mir nie besonderes Talent gesehen, eher im Gegenteil. Wieso hat das Schicksal mich ausgewählt?«
Sito ließ ihre Hand los und lehnte sich wieder zurück, bis er sich mit den Händen auf dem Boden hinter sich abstützen konnte. »Glauben Sie, das Schicksal denkt?«, fragte er und verdutzt fuhr Lily zurück. Was meinte er damit? Basierte etwa alles Leben auf der Welt auf purer Willkür?
»Die Weber denken.«, schlug sie dann vor und ein leises, rauchiges Kichern entwich Sitos Kehle.
»Das Schicksal atmet.«, flüsterte er dann und beugte sich wieder zu Lily vor, diesmal weiter als vorher, viel zu weit. »Es lebt in uns allen. Es ernährt sich von unseren Vorstellungen. Von unseren Ängsten und Freuden. Eine allgegenwärtige Kraft, nicht unfehlbar, nicht unumlenkbar, aber mit einem reißenden Sog in seine Fänge. Und wer sagt, dass nicht auch die Weber – falls es sie denn gibt – in diese Fänge geraten sind und vom Schicksal gelenkt werden? Wer verspricht den Webern die Unantastbarkeit des Schicksals?«
»Ähm…« Lily runzelte die Stirn. Das schien tatsächlich ein logisches Problem zu sein…
»Wir alle haben eine Bestimmung.« Sito holte ein Kartendeck unter dem Tisch hervor und legte ihn umgedreht auf den Tisch. »Der Zufall ist nur der kleine Bruder des Schicksals.« Als er das Deck losließ, wanderten von alleine drei Karten daraus hervor, stellten sich in Reih und Glied auf und drehten sich dann zeitgleich um ihre eigene Achse, sodass Lily sie erkennen konnte. Die Wächterin. Die Weberin. Die Wanderin.
»Ich habe das Gefühl, dass die Träume immer schlimmer werden. Als ich klein war, habe ich immer denselben Traum geträumt, bis er wahr wurde. Seitdem träume ich fast jede Nacht diese wirren Träume, die erschreckend oft wahr werden. Wieso fängt es erst jetzt an und nicht schon viel früher? Wieso hat Blanchard nichts von meiner wahrsagerischen Begabung gemerkt?«
»Dunkle Zeiten ziehen auf.« Sito griff nach dem Kartenstapel und die drei Karten vielen zeitgleich zu Boden. »Und verborgene Talente hat ein jeder von uns. Manchmal werden sie nur nicht gebraucht und verkümmern.«
»Kann ich lernen, die Träume zu beherrschen oder zu unterdrücken oder… Im Moment überfallen sie mich immerzu und das ist schrecklich.« Flehend sah Lily den mysteriösen Mann an, der jedoch nur schweigend auf die Tarotkarten blickte.
»Träume zu beherrschen ist ein schwieriges Unterfangen.«, sagte er schließlich und seufzte. »Wenn wir Träumen, betreten wir eine andere Welt, in der Zeit und Logik keine Rolle spielen. Wir können Jahre in Träumen in Sekunden überspringen, können allen Gesetzten trotzen… Doch die Träume scheinen immer mehr uns zu beherrschen als wir sie, nicht wahr?«
Lily nickte.
»Jeder Traum hat das Potential sich in einen Albtraum zu verwandeln. Ich habe mir sagen lassen, positives Denken würde helfen.« Sito grinste. »Aber wie gesagt, in der Welt der Träume ist kein Platz für Logik. Eine Welt, ständig im Wandel. Darum müssen Sie auch ständig im Wandel sein.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich kann ihnen nicht vorschreiben, wie Sie Ihre Träume zu träumen haben, Miss.« Sito griff nach der Karte der Wanderin und strich mit dem Zeigefinger über den Rand der Karte. »Ich kann Ihnen nicht alle Antworten geben, die Sie suchen. Sie müssen sie selbst finden – in Ihren Träumen. Sie sind eine Reisende.« Er reichte Lily die Karte, die sie mit spitzen Fingern entgegen nahm. »Wieso begeben Sie sich nicht auf eine Reise und versuchen, den Fäden zu folgen?«
»Das ist möglich?« Verwundert hob Lily den Kopf.
Wieder schlich sich ein Lächeln auf Sitos Gesicht. »In Träumen, Miss, ist alles möglich.«
Doch Sitos Lächeln verschwand abrupt und seine Augen flackerten zu der Tür, durch die Lily getreten war. Schnell drehte sie sich um, konnte allerdings niemanden erkennen.
»Sie sollten jetzt gehen.«, meinte Sito knapp und erhob sich von dem Tisch.
»Wie kann ich Sie finden, falls ich noch mehr Fragen habe? Falls ich Hilfe brauche?«, fragte Lily eilig und erhob sich ebenfalls. Sito musterte sie einen Moment lang, dann wieder die Tür und schließlich griff er nach der Karte der Wanderin und tippte sie mit dem Zauberstab an. Dann drückte er sie Lily in die Hand und leitete sie zu der Tür.
»Gehen Sie. Kommen Sie nicht zum Laden zurück.«
»Aber-«
Doch Sito hatte die Tür schon geöffnet und Lily hindurch geschubst. Verwundert drehte sie sich um, doch die Tür war schon ins Schloss gefallen. Es war eine Metalltür und als Lily sich schnell umsah begriff sie, dass sie schon wieder in einem anderen Laden gelandet war.
»Verdammt.«, murmelte sie und verließ den Laden eilig, bevor der Verkäufer auftauchte. Die Tarotkarte verstaute sie sicher in ihrer Handtasche, dann machte sie sich auf den Weg durch die Nokturngasse, zurück zu der Nummer 53. Auch wenn Sito ihr gesagt hatte, dass sie nicht zurückkehren sollte, sie musste Miriam abholen. Lily beschleunigte ihren Schritt, als ihr bewusst wurde, dass Sito versucht hatte, sie zu warnen.
Was war hinter der verschlossenen Tür vorgefallen? Ob es Miriam gut ging? Sie hätte sie nicht zurücklassen dürfen!
Angst umklammerte ihr Herz und Lily rannte los.

Miriam langweilte sich. Lily war jetzt schon einige Minuten hinter der sonderbaren Tür verschwunden und kein Geräusch, nichts drang dahinter hervor. Unruhig tigerte sie an den Regalen des Ladens entlang, musterte die verschiedenen Zaubertränke und Tinkturen und umklammerte die ganze Zeit mit schwitzigen Fingern ihren Zauberstab.
Verschiedenen Schlangen- und Spinnengifte, Krokodilstränen, Vampirblut, Nixenlymphe versprachen die Etiketten und Miriam blickte sich kurz nach der Bediensteten um. Diese war jedoch noch immer mit dem Befüllen der Regale beschäftigt und so zog sie kurzerhand ein winziges Fläschchen, das Werwolfsschweiß versprach heraus und öffnete es. Vorsichtig schnüffelte sie daran und verzog das Gesicht. Das roch ja schrecklich! Schnell stellte sie das Fläschchen zurück und griff stattdessen nach dem grünen Krötensekret. Auch hieran schnupperte sie vorsichtig, der Geruch stieg ihr sofort zu Kopf, sie fühlte sie leicht und unbeschwert und schnell drehte sie wieder den Deckel auf das Fläschchen.
Als ihr jemand auf die Schulter tippte, ließ sie es beinahe fallen. Zu allem Überfluss war es nicht Lily, die hinter sie getreten war, sondern die Angestellte des Ladens war.
»Ich wollte nur…« Miriam lächelte nervös, aber die Frau lächelte ebenfalls, sodass sich Miriams Herz sofort wieder beruhigte. Die Wirkung des Krötensekrets schien noch nicht ganz verflogen zu sein, denn sie kicherte los, obwohl gar nichts witzig war und die Frau lächelte mit. Langsam hob sie eine Hand und hielt Miriam ein winziges, rundes Fläschchen entgegen. Es war kaum größer als die Flacons, die Miriam von den Parfümproben ihrer Mutter kannte und enthielt eine dunkelrote, fast schwarze Flüssigkeit. »Was ist das?«, fragte Miriam neugierig, denn es war keine Beschriftung zu erkennen. Die Frau lächelte mysteriös, strich sich die Rastalocken aus dem Gesicht und ließ sich einen einzigen Tropfen auf die Zunge fallen. Genießerisch schloss sie die Augen, dann hielt sie es Miriam wieder unter die Nase.
Wie alle Mütter hatte auch Miriams ihr eingeschärft, nie etwas von fremden Menschen anzunehmen. Aber irgendetwas in dem Blick der Frau war so verzückend, als sie den Tropfen zu sich nahm, so verführerisch und unwiderstehlich, dass Miriam tatsächlich zu dem Flacon griff. Vorsichtig ließ sie einen Tropfen auf ihre Fingerkuppe fallen. Die Flüssigkeit war dünnflüssig und lief Miriams Finger hinunter wie schwarz-rote Tinte. Vorsichtig leckte sie eine Stelle mit der Zungenspitze ab und sofort breitete sich ein süßer-herber Geschmack in ihrem Mund aus.
»Hmm! Das ist lecker!«, meinte sie, alle Bedenken vergessen und leckte schnell ohne zu überlegen den Rest von ihrem Finger. »Was ist das?«
Die Frau grinste und hob einen Finger an die Lippen. »Schh!«, machte sie und zog von dannen.
Aber seltsamerweise war es Miriam egal. Sie nahm noch einen Tropfen von dem süßen Getränk zu sich (was sollten diese geringen Mengen schon ausmachen?) und wollte der Frau den Flacon zurückgeben, doch sie schüttelte den Kopf.
»Oh, danke.«, meinte Miriam und verschloss die kleine Süßigkeit wieder sorgsam. Vermutlich war es nur eine magisch verstärkte Zuckerlösung, eine Art Werbegeschenk, damit man wieder zurückkam in den Laden. Und wenn sie sich doch in einen Troll verwandeln sollte, würde Miriam den Laden verklagen.
Aber in dem Moment, in dem sie der Frau überglücklich dankte, sah sie ihn durch das Schaufenster auf der anderen Seite der Straße stehen und Miriams Lächeln erlosch sofort. Schnell hob sie ihren Zauberstab und begab sich an den Rand des Schaufensters, wo Alec Mulciber sie nicht sehen konnte. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, ihr Herz überschlug sich beinahe.
Was hatte er hier verloren? War er Lily und Miriam gefolgt, ohne dass sie es gemerkt hatten? Vorsichtig lugte sie um die Ecke und bemerkte, dass er gar nicht zu ihr hinüber sah, sondern an einen Punkt rechts neben der Ladentür. Es regnete leicht, seine schwarzen Haare klebten ihm bereits auf der Stirn, aber Mulciber schien sich nicht daran zu stören. Er starrte immer noch an diesen einen Punkt, den Miriam nicht sehen konnte, dann runzelte er die Stirn und ging.
Was mochte so spannendes da draußen sein? Miriam wollte gerade schon den Laden verlassen und nachsehen, als noch ein Mann auftauchte, direkt vor ihr am Ladenfenster und Miriam fuhr schnell zur Seite zurück. Der großgewachsene, junge Mann trug einen schlechtsitzenden Hut. Er hatte seinen Blick fest auf Mulciber gerichtet und folgte ihm mit gezücktem Zauberstab. Noch ein Todesser? War er mit Mulciber etwa Lily und ihr gefolgt? Musste sie gleich mit einer Bande Todessern rechnen? Obwohl, eigentlich war es nicht ungewöhnlich, dass Mulciber sich in der Nokturngasse herumtrieb… wer war dann aber dieser Kerl?
Hätte der Mann sich nur nicht noch einmal umgedreht und Miriam gesehen. Wäre er dann doch nur nicht mit einem Schlag kreidebleich geworden und losgerannt. Dann hätte Miriam keinen Grund gehabt, ihm zu folgen.
So aber verließ sie eilends den Laden und sprintete los, den Kopf benebelt von einem Gedanken: Der Todesser durfte seine Freunde nicht benachrichtigen, sonst war Lily in größter Gefahr! Sie musste ihn fangen, sie musste ihn unschädlich machen, sie musste, musste, musste…
Der kalte Regen schlug ihr entgegen, aber sie bemerkte es nicht mal, ihre Augen waren starr auf der Gestalt gerichtet, die sich vor ihr durch die Nokturngasse wandte. Mulciber war vergessen, alles war vergessen, es gab nur noch das Geräusch ihrer Füße auf dem Kopfsteinpflaster und ihren beschleunigten Atem. Sie kam sich vor, als würde sie gegen die Zeit rennen, sie kam einfach nicht näher an ihn heran. Die Welt um sie herum drehte sich, alles drehte sich, aber Miriam versuchte, fixiert zu bleiben.
Endlich nahm er eine falsche Abbiegung, eine Sackgasse und Miriam war ihm dicht auf den Versen. Sie bildete sich ein, hören zu können, wie seine Füße stoppten, aber das war doch unmöglich, oder?
Als Miriam die Gasse betrat, waren dort mehrere Mülltonnen, sonst nur Schatten und Dunkelheit. Seltsamerweise zögerte Miriam nicht einen Moment lang, sie glaubte spüren zu können, wie nervös er war, sie spürte seine Anwesenheit, wie ein Raubtier, das die Angst seiner Beute mit den Sinnen erfasst. Und mit einem Mal breitete sich ein Gefühl von Macht in ihrem Körper aus, wie sie es noch nie gespürt hatte, ein überwältigendes, erbarmungsloses Gefühl. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, sie konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Was für ein Narr war er, dass er glaubte, er könne ihr entkommen! Kein Todesser würde ihr je entgehen, keiner!
Als sie den Zauberstab auf die Mülltonnen richtete, erzitterte das Metall bereits leicht noch bevor sie den Zauber ausführte. Der Mann wandelte sich augenblicklich zu seiner menschlichen Gestalt zurück und Miriam rief schnell: »Expeliarmus!«. Sein Zauberstab flog einige Meter weit und Miriam fing ihn geschickt ein. Sie glaubte zu hören, wie sein Herz schneller schlug, glaubte den Angstschweiß auf seiner Haut riechen zu können.
»Ich- Ich hab nur-«, begann er, vielleicht sah er die Wut in Miriams Augen, vielleicht sogar den Wahnsinn dahinter. Für einen winzigen Moment fragte sich etwas in Miriam, ob sie sich das alles nicht nur einbildete, aber sie verdrängte den Gedanken recht schnell. Es gab nur noch den einen Gedanken daran, dass sie Lily beschützen musste. Ihre beste Freundin durfte nicht sterben wie Emily, wie ihr Vater und all die anderen… Sie musste Lily beschützen, sie musste den Todesser aufhalten, sie musste ihn vernichten, musste, musste, musste!
Miriam wusste nicht, wo sie sich befand, sie wusste gar nichts mehr nur, dass seine Zeit abgelaufen war. Und ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken sagte sie die Worte, wie schon zuvor, nur diesmal ohne dass ihre Stimme zitterte.
»Avada Kedavra.« Er versuchte noch auszuweichen, aber ihr Zauber war doch gut gezielt gewesen für den berauschten Zustand, in dem sie sich momentan befand. Der Hut des Mannes rutschte von seinem Kopf, als sein lebloser Körper nach hinten gegen die nasse Hauswand rutschte. Miriam nahm seinen Zauberstab und verwandelte ihn mit einem hämischen Grinsen in die Mülltonne zurück, mit deren Gestalt er versucht hatte, sich zu retten. Sie hatte ihn getötet, er würde nicht die Information an seine Todesser-Freunde weiterleiten können, dass Lily hier in der Nokturngass gewesen war. Sie hatte es geschafft, sie hatte ihre Freundin beschützt! Endlich, endlich würde sie ein Leben retten können, statt immer nur zu nehmen und zu stehlen. Aber so viele warteten noch da draußen auf ihre Strafe…
Plötzlich fiel ihr wieder Mulciber ein und Miriam fuhr herum. Wo war er hin? War er nicht eben noch hier gewesen? Wo hatte sie ihn zu letzt gesehen? Miriam konnte sich nicht erinnern. Aber sie musste ihn finden! Sie durfte ihn nicht verlieren!
Mit schnellen Schritten irrte sie durch die Nokturngasse und vermochte schon nach einigen Metern nicht mehr zu wissen, wo sie sich befand. Alles sah in ihren Augen gleich aus, alles war viel zu dunkel, sie brauchte Licht!
»Lumos!«, murmelte sie und ihr Zauberstab leuchtete auf, aber auch das machte ihre Umgebung nicht heller. Die Dunkelheit schien überall, sie schien Miriam zu verschlingen, dabei fühlte sie sich zugleich so machtvoll, als könne sie allein die Welt retten – nein, als hätte sie es schon getan! Sie grinste den Schatten ins Gesicht und trotzte der Kälte mit der Hitze, die sich in ihrem Körper ausbreitete und drohte, sie zu verbrennen.
»Miriam!«
Woher kam diese Stimme? Verwundert sah sie auf und ließ den Zauberstab sinken. Miriam… Das war ihr Name, nicht?
»Miriam, da bist du ja! Alles in Ordnung?« Lily packte ihre Freundin an den Armen und Miriam wandte sich verwundert zu ihr um.
»Lily! Wo warst du?«, fragte sie und versuchte die Augen auf Lily gerichtet zu lassen, doch es gab so vieles zu sehen…
»Ich hab dich gesucht! Der Ausgang von dem Laden war plötzlich wo anders…« Lily brach ab und sah sich unsicher in der Nokturngasse um. »Wir sollten gehen.« Sie zog sich die Kapuze über das Gesicht und Miriam machte es ihr nach. Der Boden unter ihren Füßen schien sich immer wieder in unterschiedliche Richtungen zu neigen und Miriam blieb einige Schritte hinter Lily zurück. Dieses Mal disapparierten sie nicht, sondern nahmen den Weg über den Kamin eines Wirtshauses in der Winkelgasse. Miriam war dankbar darüber, sie hätte gar nicht gewusst, ob sie in ihrer jetzigen Verfassung überhaupt im Stande gewesen wäre, zu disapparieren. Überall waren fremde Farben und Formen, die Miriam nicht benennen konnte, für die es vielleicht nicht einmal Worte gab. ›Dann werde ich ihnen welche geben und ihre Entdeckerin sein‹, dachte Miriam grinsend und beschleunigte ihren Schritt wieder.

Eigentlich hatte Alec Mulciber nur in der Gestalt eines halbblütigen Zauberers mehr Informationen aus einer nicht sehr schlauen Reporterin herauspressen sollen, doch als er in der Nokturngasse Lily Evans und Miriam Clarefield über den Weg lief beschloss er, seinen Ausflug noch ein wenig auszudehnen. Der Vielsafttrank verlor schon an Wirkung, als er an den Mädchen vorbeihetzte, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Was wollten die Mädchen hier? Neugierig geworden blickte er ihnen nach, doch dann bemerkte er den anderen Mann, der sich auch noch in der Gasse befand und bog schnell in eine winzige Seitenstraße ab. Dort schrumpfte er wieder auf seine ursprüngliche Größe zurück und Mulciber hoffte, dass der Mann nicht nach ihm sehen kam, denn sonst würde er ihn mitten in seiner Verwandlung beobachten.
Zum Glück verlief diese ohne weitere Probleme und nach nicht mal einer Minute hatte Mulciber seinen ursprünglichen Körper wieder. Er zauberte sich seine eigenen Klamotten wieder an den Leib und zog sich die Kapuze über den Kopf. Dann machte er sich auf die Suche nach den Mädchen, die Nokturngasse war nicht riesig groß, wenn auch verwinkelt, aber Mulciber war sich siegesgewiss.
Er fand sie tatsächlich, doch sie wären ihm gar nicht aufgefallen, wäre da nicht wieder der Mann gewesen, der so auffällig unbeteiligt in der Gasse stand und ein Schaufenster betrachtete. Mulciber runzelte die Stirn und sah sich genauer um. Da entdeckte er Clarefield durch das Schaufenster eines Ladens. Sie lief an einigen Regalreihen entlang, von Evans war jedoch nichts zu sehen. Es war ein Laden für besondere Zaubertrankzutaten und Mulciber fragte sich still, was die kleine, rothaarige Hexe wohl in ihrem Kessel brodeln hatte, dass sie die Nokturngasse aufsuchen musste.
Dann beobachtete er, dass auch der fremde Mann einen Blick in den Laden auf Clarefield warf und die Stirn runzelte. Zu hastig wandte er sich wieder ab und ging zu einem anderen Schaufenster.
Mulciber grinste. Soso, die Mädchen wurden bereits beschattet. Kurz musterte er den schlaksigen, großen Mann und stellte fest, dass es kein Todesser war, den er kannte. Ein Auror vielleicht? Was hatte Klein-Evans denn nur angestellt?
Schließlich schien der Beobachter zu bemerken, dass er beobachtet wurde und wandte sich zu Mulciber um. Ihre Blicke trafen sich, Mulciber grinste, dann wandte er sich ab, wohlwissend, dass ihm der Fremde folgen würde.
Und zu seinem Glück biss Clarefield auch noch an. Kaum dass der Mann zu rennen begann, verschanzte sich Mulciber ungesehen in einem Hauseingang und ließen sowohl ihn als auch Clarefield an ihm vorbei rennen.
»Das war fast zu einfach.«, murmelte er und sah den beiden nach, dann ging er mit schnellen Schritten zurück zum Tinkturenladen und betrat ihn, ohne noch einmal zuvor durch das Schaufenster gesehen zu haben.
Doch Lily Evans war immer noch nicht zu entdecken. War sie vielleicht in einem anderen Laden? Nein, die Mädchen hätten sich bestimmt nicht freiwillig in der Nokturngasse aufgeteilt…
Plötzlich erschien die Ladenhilfe hinter dem Tresen und sah Mulciber abwartend an. Sie hatte schrecklich ungestüme Rastalocken und tiefe Augenringe, außerdem wankte sie ein wenig, so als würde sie schlafwandeln.
»War hier eine rothaarige Hexe?«, fragte Mulciber und hielt ihr eine Goldmünze unter die Nase. »Wenn ja, was hat sie sich angesehen?«
Misstrauen erschien in den Augen der Frau, aber sie nahm das Geld und trat hinter der Ladenteke hervor. Sie führte ihn zu dem Regal hinüber, an dem Clarefield gerade noch gestanden hatte. Dort reichte sie ihm ein grünes Fläschchen mit dem Etikett Krötensekret und Mulciber runzelte nachdenklich die Stirn.
»Hat sie gesagt, was sie damit machen will?«, fragte er, als er plötzlich von einem Zauber getroffen und von den Füßen gerissen wurde. Mit einem lauten Knall krachte er in das Schaufenster und das Glas zersplitterte in tausend kleine, schimmernde Teile. Rücklinks schlug er hart auf dem nassen Kopfsteinpflaster der Gasse auf und stöhnte. Als er aufsah, stand die Ladenhilfe im Schaufenster, den Zauberstab hoch erhoben. Sie grinste.
»Miststück!«, fauchte Mulciber, doch die Frau versetzte nur mit einem Schwenker ihres Zauberstabs das Schaufenster wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück, dann hörte Mulciber noch, wie das Schloss an der Ladentür zuschnappte.
Fluchend rappelte er sich wieder auf, seine Hose war nass und sein Rücken schmerzte. Neugierige Menschen waren sowieso nicht beliebt in der Nokturngasse, doch er hatte gedacht, dass der verfluchte Goldtaler dieses Weibsbild gnädig gestimmt hätte.
Aber Frauen konnte man es offensichtlich nie recht machen.

»Es schnurrt wie ein Kätzchen!«, rief James Sirius zu, als er die Garage betrat und sich zu seinem Freund gesellte. Sirius nickte zufrieden und strich andächtig über den Motorradsitz.
»Ich hab einige Zauber hinzugefügt.«
»Zum Beispiel?«
Mit einem Grinsen löste Sirius den Ständer und ließ das Motorrad los. Es kippte auf eine Seite, aber kurz bevor es auf dem Boden ankam, richtete es sich von allein wieder auf und kippte dann auf die andere Richtung. Wie ein Pendel wanderte das Motorrad von einer Seite zur anderen und die Jungen grinsten einander an.
»Safety first?«, fragte James und Sirius erwiderte: »Für unbegrenzten Fahrspaß!« Dann stellte er das Motorrad ab und die beiden Jungen gingen zurück zum Haus, um etwas zu trinken und die Speisekammer zu plündern. James war gerade erst vom Quidditch gekommen – vor dem ersten Spiel der Saison arrangierte der Trainer kurze, intensive Trainingseinheiten. Als sie das Wohnzimmer betraten, kam gerade Lily aus dem Kamin gestiegen. Sie hatte nasse Haare und schien ziemlich überrascht zu sein, die Jungs anzutreffen.
»Na, warst du schön shoppen?«, fragte James mit einem gehässigen Grinsen und sah aus dem Fenster heraus. »Wo bist du hingefloht, dass du in so schlechtes Wetter gekommen bist?«
»Wir waren nur kurz in der Winkelgasse.«, antwortete Lily und warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne hatte ihren Weg durch die Wolken über Yorkshire gefunden und tauchte die Welt in ein gelbes Zwielicht. »Was macht ihr hier?«
In dem Moment rauschte es ein weiteres Mal im Kamin und Miriam kam heraus getorkelt. »Ich hasse Flohpulver.«, brummte sie und versuchte sich den Ruß von der nassen Kleidung zu wischen, was ihr natürlich nicht gelang.
»Wir wollten gerade einen Ausflug mit dem Motorrad machen.« Sirius grinste. »Wollt ihr mit?«
Lily schüttelte den Kopf. »Wir wollten eigentlich-«
»Oh ja, gerne!« Begeisterung strahlte aus Miriams Augen und ehe sich Sirius versah, hatte sie schon die Arme um seine Hüften geschlungen und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. »Darf ich lenken? Bitteee!«
Sirius lächelte ein wenig verdutzt über Miriams plötzliche Anhänglichkeit. »Wir können uns abwechseln.«, schlug er vor und nahm den zweiten Kuss entgegen, den Miriam ihm gab.
»Okay, dann mal los.« James packte seine wetterfeste Trainingsjacke und holte seinen und einen weiteren Besen aus dem Schrank.
»Moment halt!« Lily schüttelte panisch den Kopf. »Ich werde sicher nicht mit dem Besen hinter Sirius’ Motorrad herfahren!«
»Okay, dann fährt eben Lily auf dem Motorrad mit, bis wir irgendwo sind, dass wir abwechselnd kleine Runden fahren können.«, schlug James vor und warf Sirius einen vielsagenden Blick zu.
»Ja!« Sirius grinste. »Keine Sorge, Lily, ich fahre auch ganz vorsichtig.«
Lily biss sich auf die Lippen und suchte Miriams Blick, aber sie hing immer noch an Sirius und kicherte vor Vorfreude wie ein kleines Kind. »Aber eigentlich wollten Miriam und ich gerade-«, versuchte Lily es noch einmal, aber wieder wurde sie von Miriam unterbrochen.
»Komm schon, Lily, das wird witzig!«, meinte sie und packte ihre Freundin fest an der Hand. Von Miriam und James nach draußen gezerrt ergab sich Lily ihrem Schicksal und überlegte, ob Miriam wirklich nicht verstand, dass sie gerade anderes im Sinn hatte, als mit den Jungs Unsinn zu treiben.
Sirius setzte Lily den Blümchenhelm auf und versicherte ihr noch einmal, dass das Motorrad absolut sicher war. Sie setzte sich hinter ihn darauf und schlang die Arme fest um Sirius’ Bauch, während James und Miriam auf den Besen Platz nahmen. James murmelte noch einen Muggelunsichtbarkeitszauber, dann fuhren oder flogen sie los.
Am Anfang fuhr Sirius tatsächlich recht gemächlich und Lily war nicht mehr ganz so panisch, als sie über die holprigen Waldwege düsten, doch mit der Zeit gewann er immer mehr an Geschwindigkeit. James und Miriam neben oder über ihnen flogen mal Slalom, dann mal wieder kopfüber und Lily bemerkte, wie James erst ihr und dann Sirius zu grinste.
»Alles klar dahinten?«, rief Sirius ihr zu und Lily nickte. »Dann halt dich jetzt gut fest!«
»Wieso?«, fragte Lily, aber da hob das Motorrad plötzlich ab. Lily riss die Augen auf und schrie auf, während der Griff um Sirius’ Bauch so fest wurde, dass es weh tat. »Nein!«, schrie Lily, »Lass mich runter! Runter!«
Aber Sirius flog unbarmherzig immer höher. Lily schloss die Augen und schrie, trotzdem hörte sie die Jungs lachen und hasste sie in diesem Moment so sehr. Ihr Hass steigerte sich allerdings noch einmal als Sirius begann, Slalom zu fahren und Lily fürchtete, ohnmächtig zu werden vor Angst.
Als sie schließlich mit dem Sinkflug begannen, hoffte Lily inständig, dass Sirius’ Maschine nicht nur gerade abstürzte und war unendlich dankbar, als die Räder wieder Boden unter den Füßen hatten. Kaum dass Sirius auf einem gut geteerten Feldweg landete, sprang Lily auch schon von dem Motorrad und lief einige Meter in eine Wiese rein, bevor sie sich erschöpft auf den Boden sinken ließ. Die Jungen lachten und Lily hätte ihnen den Hals umgedreht, wenn ihre Beine nur nicht so gezittert hätten, dass sie sofort das Gleichgewicht verlieren würde.
»Ich bin dran!«, bestimmte Miriam und rammte James den Besen in den Bauch. Sirius kam kaum hinterher, da hatte Miriam das Motorrad schon gestartet und er konnte sich gerade noch hinter sie setzten, als sie schon mit durchdrehenden Reifen losfuhr. »Nicht so schnell!«, hörte Lily ihn rufen und sie hoffte inständig, dass Miriam diesen Blödmann von seinem dämlichen Motorrad warf.
»Alles klar?«, fragte James und setzte sich zu Lily ins Gras.
»Ich hasse euch.«, knurrte sie. »Und wieso kann Sirius’ dämliches Motorrad fliegen?«
»Ist doch super praktisch.«, erwiderte James mit einem unverschämten Grinsen.
»Das ist Missbrauch von Muggelartefakten.«, erwiderte Lily, aber James verdrehte nur die Augen.
»Willst du uns etwa anzeigen?«
»Ich überlege es mir tatsächlich.«
»Ach komm schon.« James versuchte ihr versöhnlich den Arm um die Schulter zu legen, aber Lily wehrte ihn ab. »So schlimm war es doch gar nicht!«
Aber Lily schwieg, zog die Beine an und starrte mit einer grimmigen Miene vor sich hin. Schließlich stand James auf, flog ein wenig Slalom mit seinem Besen, während er auf Sirius’ und Miriams Rückkehr wartete. Irgendwann hörten sie das Motorrad wieder näher kommen und James begann zu lachen. Das Motorrad flog etwa einen Meter über dem Boden in einem Affenzahn über die Wiese an Lily vorbei. Miriams Lachen und Sirius Schreie, dass sie langsamer fahren solle, waren schon meilenweit zu hören. Grimmig lächelte Lily.
Als Sirius seine Freundin irgendwann dazu bewegen konnte, stehen zu bleiben, ergötzte sich Lily noch mehr an seinem mitgenommenem Gesichtsausdruck. »Das macht solchen Spaß!«, rief Miriam und schlang lachend die Arme um Sirius’ Nacken. »Lass uns noch mal fahren!«
»Später vielleicht.«, meinte er schnell und James griff sich das Motorrad, bevor Miriam auf die Idee kam, alleine los zu düsen. Miriam schien aber gar nicht zu merken, dass das Motorrad weg war, sie drückte Sirius noch einmal fest an sich, gab ihm überschwänglich noch einen Kuss und begann dann über die Wiese zu tanzen als wäre sie ganz allein auf der Welt.
Lily hatte Miriam noch nie bei so guter Laune erlebt.
»Ist sie betrunken?«, fragte auch Sirius nach geraumer Zeit und setzte sich zu Lily ins Gras.
»Speedjunkie.«, meinte diese schulterzuckend, obwohl sie sich schon wunderte, als Miriam begann Räder zu schlagen und auch noch lachte, als sie dabei mitten auf den Kopf fiel.
Schließlich blieb Miriam irgendwann liegen und gab keinen Ton mehr von sich. Das Motorrad war irgendwo in der Ferne zu hören und die Sonne näherte sich dem Horizont. Die grünen Hügel und Wälder wurden langsam in ein sanftes Rot getaucht, auf einem Bauernhof in der Nähe schrie ein Hahn. Lily legte den Kopf auf die Knie und seufzte. Ihr Atem stieg in weißen Wölkchen vor ihr auf, es wurde kalt und sie hoffte, dass James bald zurückkam und sie nach Hause gehen konnten. Sie glaubte den Schwangerschaftstest in ihrer Handtasche spüren zu können, aber vielleicht war es auch die Verpackung der Nasenspülung. Wenn sie sich doch bloß nicht auf diesen dämlichen Ausflug eingelassen hätte, dann hätte sie jetzt schon Gewissheit…
»Miri, lebst du noch?«, rief Sirius irgendwann, doch seine Freundin blieb stumm und so erhob er sich seufzend. Sie lag einige Meter von ihnen entfernt und als Sirius sich über sie beugte und mit ihr redete, konnte Lily nicht hören, was sie sagten. Miriam streckte die Arme nach ihm aus und Sirius kam ihrer Aufforderung mit einem Grinsen nach und legte sich zu ihr.
»Deine Augen sind so grau wie die Wolke da oben.«, sagte Miriam und Sirius zog fragend eine Augenbraue nach oben.
»Ich werte das als Kompliment.«, meinte er dann und küsste sie sanft auf den Mund.
»Unsere Kinder sollen meine Augen haben.«, redete Miriam weiter und Sirius wusste nicht, ob er lachen oder dumm gucken sollte, also tat er beides.
»Unsere… Kann man das beeinflussen?«
»Wir tun es einfach.« Miriam schloss die Augen, den verwirrten Sirius wieder an sich ziehend. Miriam hatte noch NIE mit ihm über Kinder geredet, nicht mal zu Spaß. War ihre Beziehung schon so ernst geworden?
»Ich hoffe für Lilys Kind, dass es nicht Potters Haare erbt.«, meinte Miriam dann, aber bevor Sirius nachfragen konnte, wieso sie von nur einem Kind sprach, kam James schon wieder angebraust und Sirius erhob sich aus dem Gras. Etwas schwerfällig kam auch Miriam auf die Beine und fasste sich, kaum dass sie stand, an den Kopf.
»Alles okay?«, fragte Sirius und hielt sie an einem Arm fest, bevor sie das Gleichgewicht verlor.
»Ja klar.«, murmelte sie, obwohl sie alles andere als okay aussah.
»Lasst uns heim fahren, bevor es dunkel wird.«, meinte James.
»Ich steige sicherlich nicht nochmal auf dieses Monster!«, rief Lily und deutete auf das Motorrad.
»Dann flieg mit Prongs.«, meinte Sirius und packte seine Freundin fest um die Taille. »Ich glaube, Miri ist nicht in der besten Verfassung zu fliegen.«
»Wieso? Was ist mit ihr?«, fragte Lily sofort und beäugte ihre Freundin kritisch. Miriam fasste sich noch immer mit einer Hand an den Kopf. Sie war bleich wie Pergament.
»Vermutlich eine Nachwirkung ihres Fahrstils.«, meinte James und stieg von den Motorrad herunter. »Okay, dann nehm ich Lily mit und du Miriam. Glaubst du, du schaffst es mit einer Hand den Besen zu halten, Lily?«
»Was?! Nein!« Lily schüttelte panisch den Kopf.
»Willst du etwa selber fliegen?« James grinste sie an und Lily überlegte einen Moment lang. Selbst fliegen auf einem Profibesen, der auf die kleinesten Signale reagierte…
»Es wird nicht gerast!« Wütend packte Lily den Besen und stieg hinter James auf. In gemächlichem Tempo machten sich die Freunde auf den Weg zurück zum Potteranwesen. Miriam hatte den Kopf an Sirius’ Schulter gelehnt und James flog einige Meter neben ihnen her, weil er fast befürchtete, dass sie jeden Moment vom Motorrad kippen könnte.
Als sie schließlich das Potteranwesen erreichten, war die Sonne schon untergegangen und wieder setzte ein leichter Nieselregen ein. Sie beeilten sich damit, das Motorrad zu verstauen und liefen schnell zurück zum Haus, wo Lily sich schon auf einen heißen Kakao vor dem Kaminfeuer freute.
Aber als sie die Tür öffneten, war das Wohnzimmer voller Menschen und die Freunde blieben verdutzt stehen. Albus Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl, auch andere Mitglieder des Ordens waren anwesend. James’ Eltern standen neben dem Kamin und tauschten kurze Blicke, als sich Gideon Prewett erhob und mit dem Finger auf Lily zeigte.
»Ich bin mir sicher, sie war es!«, sagte er und aus seinem Augen sprach so deutliche Abscheu, dass Lily mit einem Schlag eiskalt wurde. »Sie hat Steve getötet!«


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