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Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 28

von Jojoi

Hallo!

Für alle Studierenden, die noch in der Prüfungsphase sind: Mein Beileid.
Für alle, die fertig sind und schon wissen, dass sie nachschreiben dürfen, so wie ich, ein aufmunterndes: Beim zweiten Mal ist man immer schlauer!
Für alle Abiturienten da draußen: Haut rein!

Ich hoffe, dass ich jetzt in der Vorlesungsfreien zeit trotz Nachklausur mehr zum Schreiben komme :) In meinem Kopf sind die nächsten 2 Kaps schon fertig, nur zu Papier muss ich sie noch bringen.

Vielen Dank an alle Kommischreiber :) Meine Antworten gibts wie immer im Thread!

Bis bald und viel Spaß beim Lesen!
________________________________

Irgendetwas stimmte nicht.
Das war der erste Gedanke, der Miriam in den Sinn kam, als sie die Wohnung betrat und sofort an Ort und Stelle gefror. Ihre Augen überblickten den Raum – die Couch, den Tisch, die Motorradlampe – doch nichts schien weg oder verrückt worden zu sein. Und doch breitete sich ein Schauer auf ihrem Rücken aus und ihr Instinkt schrie ihr zu, das Zimmer sofort wieder zu verlassen. Die Anwesenheit einer anderen Person war so intensiv, dass Miriam glaubte, sie riechen zu können. In Zeitlupe ließ Miriam die Türklinke los, griff nach ihrem Zauberstab. Sie wagte kaum zu atmen. Lautlos schob sie sich weiter in den Raum hinein. Es war Abend, nur noch weniges Tageslicht drang durch die weißen Vorhänge, auf denen ebenfalls kleine Motorräder fuhren. Der Raum war in Schatten gehüllt, doch Miriam wagte nicht, Licht zu machen. Was war geschehen? Wo war Sirius?
Plötzlich legten sich von hinten zwei unsichtbare Arme um ihren Körper, eine Hand presste sich auf ihren Mund, die andere hielt ihren Zauberstab fest. Miriam beugte sich vor, versuchte den Angreifer abzuschütteln, doch der lachte und sagte: »Buh!«, bevor er sie losließ und sich den Tarnumhang vom Kopf riss. Entgeistert sah Miriam ihn an, ihr Herz schlug noch immer Purzelbäume. Ein bisschen atemlos keuchte sie: »Du Blödmann!« und Sirius’ Grinsen weitete sich noch ein bisschen mehr.
»Hallo mein Schatz! Wie ich sehe bist du noch in einem Stück.«, freute er sich und schloss die Tür mit einem Fußtritt.
»Mach so weiter und dann kannst du das von dir bald nicht mehr behaupten!«, zischte Miriam und riss sich den Aurorenumhang von den Schultern. »Und nenn mich nicht ›Schatz‹!«
»Wieso bist du so schlecht drauf, mein Herzblatt?«, fragte Sirius und hatte sie so schnell wieder in seine Arme geschlossen, dass Miriam keine Zeit blieb, zu protestieren.
»Weil mein Freund ein Arsch ist!«, zischte sie und wollte Sirius wütend ansehen, aber ihr Herz überschlug sich noch einmal, als sie sah, wie nah sein Gesicht war, und der wütende Ausdruck verschwand fast gänzlich aus ihren Augen.
Warum musste er so gut aussehen? Wie er neckisch auf sie herunter grinste, den Kopf leicht schräg gelegt, die schwarzen Locken leicht in die Augen fallend… Mit einem Mal war da dieses elektrisierende Gefühl, das sie den Blick nicht mehr von ihm abwenden ließ. Vielleicht lag es an dem plötzlichen Adrenalinstoß, der ihre Sinne benebelte und ihr Herz zum flattern brachte, aber in diesem Moment war sich Miriam sicher, dass es auf der ganzen Welt keinen schöneren Mann gab.
»Das wusstest du schon, bevor du dich mit mir eingelassen hast.«, bemerkte Sirius noch immer lächelnd und beugte sich zu ihr herunter. Miriams Blick fiel auf seine Lippen, die so einladend aussahen… Was war nur los mit ihr? Hatte jemand Liebestrank in ihre Trinkflasche gemischt? Sie hatte nicht mehr so auf Sirius reagiert, seit… Nun, noch nie eigentlich.
»Du hast mich verhext.«, warf Miriam ihm vor, bevor sich ihre Lippen trafen.
»Hmm?«, machte Sirius und drückte sie noch ein wenig fester an sich. Ohne nachzudenken ließ Miriam ihren Zauberstab fallen und schlang die Arme um seine Hüften. Doch viel zu früh und viel zu schnell löste sich Sirius von ihr, strich ihr durch das Haar und lächelte.
»Du hättest bei unserer Aktion dabei sein sollen!«, meinte er dann und seine Augen glühten. »Wir wurden beinahe von den Riesen zerquetscht und zertrampelt! Einer hat Remus richtig fest gepackt und beinahe zu Mußverarbeitet, aber ich hab ihm einen Schockzauber direkt ins Auge verpasst und er hat Remus losgelassen. Und dann hat sich der Riesenhäuptling an mich gewandt und ich hab versucht, uns alle irgendwie zu retten, aber er schien überhaupt nicht gut gelaunt zu sein. Es war so ein Spaß, Miriam!« Sirius grinste, trat aufgeregt von einem Bein auf das andere und wiegte damit sich und Miriam hin und her. Ohne es zu wollen, musste auch sie lächeln, seine Freude schien geradezu ansteckend.
Und dann fiel es ihr plötzlich auf, wieso Sirius ihr heute so anziehend vorkam:
Er war gut gelaunt.
Er war nicht mehr so gut gelaunt gewesen seit sie Hogwarts verlassen hatten.
Miriam grinste, schüttelte den Kopf und ließ sich von Sirius überschwänglich auf die Stirn küssen. »Du liebst die Gefahr.«, stellte sie dann fest und drückte ihm neckisch den Zeigefinger in die Brust.
»Was? Nein«, wehrte Sirius ab und fuhr zurück. »Es war nur… So spannend und lustig. Du hättest Frank hören sollen! Es war urkomisch! Die Aktion hat leider seiner Kröte das Leben gekostet, deswegen ist er jetzt stinkwütend auf mich, aber hey, die Riesen sind wir vielleicht los! Das war die Aktion auf jeden Fall wert!«
Miriam lachte leicht und schloss die Augen. Sirius strahlendes Lächeln blendete sie beinahe, sie spürte regelrecht die positive Energie, die von seinem Körper ausging.
»Wie kitschig.«, murmelte sie und öffnete die Augen langsam.
»Kitschig?«, wiederholte Sirius verblüfft. »Was ist daran kitschig?«
»Nichts. Nur meine Gedanken, die ich gerade an dich verschwendet habe, waren kitschig.«, gestand Miriam und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sirius hob die Augenbrauen – und lächelte wieder.
»Was für Gedanken denn?«, fragte er und beugte sich wieder zu ihr herunter mit einem so unverschämten Grinsen, dass Miriam nicht anders konnte, als zu kichern. Kichern! Sie! Was hatte Sirius nur mit ihr angestellt, dass sie sich plötzlich wie ein kleines Mädchen benahm?
»Nichts.«, versuchte Miriam auszuweichen und sich aus seinen Armen zu winden, doch Sirius war geschickt, vielleicht einfach nur, weil seine Arme so viel größer und länger waren als ihre, und hielt sie stets fest umklammert. »Sag schon!«, drängte er dabei und schließlich gab Miriam auf und ließ sich von Sirius in den Nacken küssen. Sie hob die Hand, strich durch seine Haare und seufzte.
»Dass du süß bist, wenn du so lächelst.«, gestand sie dann und vergrub das Gesicht in seinem Hals. Er hatte sich rasiert, noch etwas, das Sirius seit Tagen nicht mehr getan hatte. Dieses Abenteuer hatte scheinbar regelrechte Wunder bewirkt.
»Wie kitschig.«, lachte er. »Ich dachte eher du denkst so etwas wie: Oh Sirius ist so unglaublich toll, niemals könnte ich ohne ihn weiterleben! Er ist das Licht meiner Tage, mein Sonnenstrahl, mein Ein und Alles, mein-«
»Meine Sommerbrise an einem trüben Wintermorgen?« Miriam hob eine Augenbraue hoch und grinste. »Der Mann meiner Träume?«
»Ja, genau.« Sirius grinste zurück und wackelte mit den Augenbrauen.
»So etwas würde ich niemals sagen.«
»Aber denken.« Wieder beugte er sich zu ihr herunter, doch statt sie zu küssen legte er die Stirn an ihre.
»Ich glaube nicht, dass ich so etwas denken könnte.«
»Ich glaube, du unterschätzt dich.«
Miriam lachte und weil es kein hämisches sondern ein offenes Lachen war, stimmte er mit ein. Noch immer lächelnd schloss sie die Augen, ließ sich ganz leicht von Sirius hin und her wiegen und atmete tief ein und aus. Weswegen war sie noch gleich wütend auf ihn gewesen?
»Ich bin wirklich froh, dass du noch in einem Stück bist.«, murmelte Sirius schließlich und löste sich ein wenig von ihr. »Wie war das Training? Ist irgendetwas passiert?«
Miriam schüttelte den Kopf. »Überhaupt nichts. Zumindest ist mir nichts aufgefallen. Nur waren unsere Ausbilder etwas genervt, weil nicht alle aufgetaucht sind. Mulciber selbst war gar nicht anwesend. Unser Ausbilder, ein gewisser Nott, hat uns durch die Gegend gehetzt, keine halsbrecherischen Manöver, keine hinterlistigen Attacken… Es war regelrecht langweilig.«
»Vielleicht wollen sie euch zu Tode langweilen.«, mutmaßte Sirius schulterzuckend.
»Ja, wahrscheinlich.«, stimmte Miriam ihm zu. »Das nächste Mal komme ich bei euch mit.«
»Du hättest es geliebt.«, grinste Sirius und legte seine Lippen auf ihre. Er merkte gar nicht, wie Miriam für einen Moment der Atem stockte. Sirius wusste es vermutlich nicht, aber er war der einzige Junge, der Miriam je gesagt hatte, dass er sie liebte. Nun ja, wenn man es genau betrachtete, hatte Sirius es nicht gesagt, sondern geflüstert, damals in einer schlaflosen Nacht vor dem Kamin im Gryffindorturm. Vermutlich ahnte er nicht einmal, wie viel diese Worte ihr tatsächlich bedeutet hatten und immer noch bedeuteten. Sanft küsste sie sich von seiner Wange zum Kinn und dann runter zu seinem Hals. Zum ersten Mal verspürte Miriam nicht den Drang, sofort mit Sirius ins Schlafzimmer zu verschwinden. Sie könnte ewig so hier stehen, ihn küssen und seine Hände auf ihrem Rücken spüren. Sirius drückte sie an sich, vergrub das Gesicht in ihrem Haar und küsste ihren Nacken. Ein leises Seufzen entwich ihrer Kehle, sie schluckte und murmelte: »Das ist nicht gut.«
»Hm?« Verwundert löste sich Sirius von ihr.
»Gar nicht gut.« Miriam seufzte und legte die Stirn an seine Schulter.
»Oh…« Er räusperte sich, seine Hände unterbrachen die Streichbewegungen auf ihrem Rücken und Miriam sah auf. »Und was genau hab ich falsch gemacht?«
Verdutzt sah sie in sein nervöses Gesicht. Dann fiel der Groschen und Miriam schüttelte lächelnd den Kopf. »Du hast nichts falsch gemacht.«
»Ich verstehe nicht so ganz…«, murmelte Sirius stirnrunzelnd.
»Ich meinte meine Gedanken. Die sind gar nicht gut.«, versuchte Miriam zu erklären und zu ihrem Missfallen löste sich Sirius von ihr.
»Was denkst du denn?«, fragte er und grinste wieder auf sie hinunter, ihre Schultern fest im Griff, damit sie nicht so einfach flüchten konnte. Das wollte sie gar nicht, sein schelmisches Grinsen brachte irgendetwas in ihr schon wieder zum dahin schmelzen und Miriam fragte sich, ob sie plötzlich wieder vierzehn war und mitten in der Pubertät steckte. Vielleicht hatte das Aurorentraining ihr ihren sonst so klaren Verstand geraubt? Vielleicht hatte sie über den Sommer zu viel Zeit mit der liebeskranken Alice verbracht und wurde angesteckt?
»Ich dachte, dass sich das hier unglaublich schön anfühlt.«, seufzte sie, schlang die Arme um Sirius’ Nacken und zog ihn wieder zu sich herunter.
»Und das ist gar nicht gut?«
»Nein.« Miriam vergrub das Gesicht in seinem Hals. »Ich glaube, ich verliebe mich grade in dich.«
»Oh«, machte Sirius, grinste dann und schlang die Arme noch ein wenig fester um ihre Schultern. In ihr Haar murmelte er: »Dann sollten wir jetzt doch nicht aufhören, oder?« und Miriam konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Noch einmal küsste er sie, dieses Mal leidenschaftlich und lang und als sie sich schließlich voneinander lösten, musste Miriam wieder lächeln.
»Und?«, fragte er, die Stirn an ihre gelegt und sein Grinsen auf den Lippen. »Verliebt?«
»Vielleicht.«
»Nur Vielleicht?« Er klang ehrlich enttäuscht, sodass sie grinste, und sofort breitete sich auch auf seinen Lippen wieder ein Lächeln aus. Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst und Miriam wusste plötzlich, dass sie einen Stein ins Rollen gebracht hatte, den sie nie hatte freisetzten wollen.
»Weißt du noch, als James diese Beziehungspause mit Lily hatte, weil sie ihm nicht sagen wollte, dass sie ihn liebt?«, fragte Sirius und vergrub eine Hand in ihrem Haar.
»Ja…«, antwortete Miriam vorsichtig und sah über seine Schulter hinweg ins Leere. Worauf wollte Sirius hinaus? Wieso hatte sie überhaupt damit angefangen? Sie war doch sonst so gut darin, über ihre Gefühle zu schweigen. Wieso hatte sie all diese Dinge gerade eben nur gesagt?!
»Ich hab echt nicht kapiert, was Prongs für ein Problem hatte.« Sirius lachte leicht und ein müdes Lächeln schlich sich auf Miriams Gesicht. »Ich meine… Es war so offensichtlich wie sehr Lily ihn liebte, jedes Mal, wenn sie ihn ansah… Wenn sie ihre Gefühle eben nicht in Worte fassen konnte, dann war das eben so, ich fand es dämlich, dass James so darauf bestand aber… Na ja, er ist eben ein Romantiker, deswegen hab ich die Klappe gehalten.« Sirius zuckte mit den Schultern und löste die Umarmung.
»Es ist jetzt… drei Monate her, dass ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe.« Sanft strich Sirius ihr die Haare aus der Stirn und falls er bemerkte, wie Miriam plötzlich das Blut in die Wangen schoss, so überging er dies netterweise und zog sie doch ein wenig näher an sich. »Inzwischen kann ich ihn sogar verstehen. Ich meine… Wir haben uns nicht oft gesehen diesen Sommer aber… Ich warte eigentlich nach jedem Kuss darauf, dass du es endlich sagst.« In seiner Stimme lag kein Vorwurf, auch kein Drängeln, sondern einfach nur pure Ehrlichkeit. »Ich weiß, wie du über Liebesgeständnisse denkst und um ganz ehrlich zu sein, du bist nicht mal das erste Mädchen, dem ich sage, dass ich sie liebe. Aber du bist das erste, bei dem ich meine, was ich sage und auch das erste, das nicht sofort ›Ich dich auch‹ antwortet. Vermutlich ist das einer der Gründe, wieso ich dich liebe. Was ich eigentlich nur sagen will ist… Ich hab keine Ahnung, wo wir gerade in unserer Beziehung stehen, ich weiß nicht mal, ob man das legitim als Partnerschaft bezeichnen kann, dass wir uns am einen Tag beinahe an die Gurgel gehen, am gleichen Abend Sex haben, aber uns nicht mal auf einer Hochzeit dazu überwinden können, Händchen zu halten. Aber ich glaube, wo auch immer wir stehen, ich bin eine Stufe weiter und ich hoffe wirklich sehr, dass du dazu bereit bist, mitzuziehen. Ich will dich nicht dazu zwingen etwas zu sagen, das du nicht fühlst. Aber du könntest zumindest mal diese Gefühle, die du für mich hast zulassen und nicht verteufeln.«
Unter seinem Blick senkte Miriam den ihren, die Hände kraftlos an seiner Brust liegend. »Ich verteufel die Gefühle nicht. Ich… Ich hab nur Angst, dass du deine irgendwann bereust, wenn du merkst, was für ein abartiges, rachsüchtiges, schreckliches, widerwärtiges Miststück ich im tiefsten Inneren meiner Seele wirklich bin.«
»Ich weiß, was für ein Miststück du bist, Miri.«, meinte Sirius grinsend, aber die Hexe schüttelte den Kopf.
»Weißt du nicht.«, beteuerte sie und holte tief Luft. »Ich würde ohne zu zögern einen Pakt mit dem Teufel eingehen, wenn ich dafür Mulciber, Voldemort, all seine Anhänger und die Mörder meines Vaters bis auf alle Ewigkeit in der Hölle schmoren lassen könnte. Und das ist keine Metapher. Ich will die Schweine leiden sehen, Sirius, und wenn es mich meine Seele kostet.« Ohne dass sie es beeinflussen konnte, sammelten sich Tränen in ihren Augen, aber Miriam wischte sie nicht weg, sondern sah Sirius nur weiterhin fest in die Augen. »Und ich werde nie vergessen oder vergeben, was sie getan haben.«
Für einen Moment sahen sie sich nur an. Miriams Hände an seiner Brust hatten sich zu Fäusten geballt und Sirius ließ ihre Schultern los, nahm dafür ihre Hände in seine und lächelte mit einem Mal wieder.
»Noch ein Grund, warum ich dich liebe.«, meinte er und beugte sich zu ihr herunter. Eine Träne fiel aus Miriams Wimpern, als er sie küsste und sie konnte trotz allem ein Lachen nicht unterdrücken. Wenn Sirius das ernst meinte, dann… dann…
»Ich glaube, ich habe mich gerade in dich verliebt, Blacky.«
Sein Lächeln war dieses schrecklich schnulzig-kitschige Geständnis allemal wert und Miriam schloss die Augen, als er sie nochmals küsste.
»Na endlich.«

Voldemort schien seine Anwesenheit nicht einmal zu bemerken, wohingegen sein Vater Alec einen auffordernden Blick zuwarf, doch der junge Mulciber ignorierte ihn und setzte sich stattdessen zu den anderen Todessern an den Tisch. Regulus Black und Blake Avery hatten sich gar nicht erst auf den Weg zum Haus der Notts gemacht, doch für Mulciber kam das überhaupt nicht in Frage. Wenn er dem Teufel schon seine Seele verkaufte, wollte er auch wissen, wofür.
Dass etwas nicht stimmte, merkte Mulciber sofort. Er sah es an der Art und Weise, wie sein Vater einen Blick mit Nott tauschte, wie Voldemort ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte und daran, dass selbst Bellatrix sich schweigend an den Tisch direkt neben ihm setzte und keinen Versuch startete, sich bei ihm einzuschmeicheln. Irgendetwas musste gewaltig schief gegangen sein.
Geistesabwesend ließ Mulciber die Hände über die Ohren der Maus gleiten, die er vorhin in dem Kellergewölbe des Hauses gefangen hatte. Im Anwesen der Notts schien es mehr Mäuse als Spinnen zu geben. Erst als alle saßen, verstummte Voldemorts Klopfen und auch Mulcibers Hände erstarrten.
»Wie konnte das passieren?« Die Worte des Dunklen Lords waren rasiermesserscharf und durchschnitten die angespannte Stille in feine Scheiben. Während er sprach, fixierte er die Lestrangebrüder, die nicht wagten, ihm ins Gesicht zu sehen. Mulciber hielt die Maus fester in seinen Händen und schluckte.
»Wir können es uns auch nicht erklären, Herr.«, antwortete Rodolphus Lestrange schließlich. »Die Riesen hatten keinen Grund, zurück zu gehen, wir hatten sie schon so weit, sich Hogwarts weiter zu nähern und-«
»Und dennoch sind sie weg! Fünfundzwanzig Riesen haben kurz vor dem Ziel einfach umgedreht und sind auf dem Weg zurück in ihre Höhlen. Wie. Konnte. Das. Passieren?« Voldemort erhob sich langsam aus seinem Stuhl und beugte sich über den Tisch zu den Lestranges hinüber, sein Blick war glühend.
»Wir wissen nicht, was sie dazu bewegt hat, umzudrehen.« Dieses Mal war es Rabastan Lestrange, der antwortete. »Sie ließen nicht mit sich diskutieren.«
»Natürlich nicht! Es sind Riesen! Mit Riesen diskutiert man nicht!« Voldemort stieß sich von dem Tisch ab und entfernte sich einige Meter vom Tisch. Er drehte der Gruppe den Rücken zu und die Erwachsenen tauschten schnelle Blicke.
»Sie ließen sich nicht überzeugen.«, verbesserte Rodolphus seinen Bruder. »Vielleicht sind ihnen die Einhörner zuwider geworden.«
Wieder setzte ein Schweigen ein, dieses Mal noch gespannter, als zuvor. Alle Augen waren auf Voldemort gerichtet, der die Hände hinter seinem Rücken verschränkte und aus dem großen, deckenhohen Fenster in die Dunkelheit der Nacht blickte.
»Was ist mit der geheimnisvollen Frau, die unsere Freunde auf dem Gewissen hat? Habt ihr sie gefangen und eliminiert?«
»Nein, Herr.« Es war Nott, der dieses Mal antwortete und einen Blick mit Mulcibers Vater tauschte. »Sie ist nicht wieder aufgetaucht.«
»Ihr solltet auch nicht warten, ob sie auftaucht, sondern sie finden!«, knurrte Voldemort und Nott sah schnell weg. »Bin ich nur von Idioten umgeben?! Auf diese Weise werden wir niemals ans Ziel gelangen!«
Die Todesser schwiegen. Mulciber ließ seinen Blick von einem Gesicht zum anderen wandern. Selbst Bellatrix schien nervös zu sein, von Lucius Malfoy ganz zu schweigen.
»Geht!«, befahl Voldemort unvermittelt und keiner der Todesser ließ sich das zweimal sagen. Sie sprangen auf, alle in demütiger Haltung und verließen schweigend den Saal, doch auf halben Weg rief Voldemort Bellatrix zurück. Ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und Mulciber zog eine Augenbraue hoch. Lestrange schien nur froh zu sein, so glimpflich davon gekommen zu sein und verließ den Saal, ohne noch einmal nach seiner Freundin zu sehen. Mulciber ließ die anderen vorausgehen. Nachdenklich strich er noch einmal über die Mäuseohren, ließ sie dann los und verließ den Saal, aber nicht, ohne sich noch einmal zu Bellatrix und Voldemort umzudrehen. Die Maus kletterte an seinem Bein herunter und verschwand unbemerkt unter dem dunklen Holztisch. Ein Grinsen schlich sich auf Mulcibers Gesicht, er griff nach der Klinke und schloss die Tür hinter sich. Dann lief er seinem Vater hinterher, der sich leise mit Nott unterhielt.
»Wie sollen wir sie finden?«, fragte Nott leise und Mulcibers Vater antwortete: »Vielleicht können wir die Auroren auf sie ansetzten…«
Mehr hörte Mulciber nicht. Er wandte sich nach links in einen kleinen Flur und schloss sich in dem Badezimmer ein, in dem er Regulus damals überrascht hatte. Dort lehnte er sich gegen das Waschbecken, zückte seinen Zauberstab und schloss die Augen. »Laturus spiritus «, murmelte er und spürte, wie die Kälte des Waschbeckens verschwand, das Tropfen des Wasserhahns verklang… Seine Pfoten spürten den kühlen Marmorsteinboden unter ihm, seine Nase roch den Lack des Holztisches. Seine Schnurrhaare spürten einen leichten Windhauch, seine schwarzen Knopfaugen erkannten das Tischbein im Dunkel des Raumes und mit schnellen Schritten bewegte er sich darauf zu, hob die Nase in die Luft und schaute zu den Personen hinauf, die sich vor dem Tisch aufhielten. Das Mäuseherz schlug rasch, irgendwo im Raum raschelte es und Mulciber spitzte die Ohren, um besser hören zu können, was Voldemort und Bellatrix besprachen. Der Mäuserich war um einiges leichter zu kontrollieren, als Lily Evans’ Katze, obwohl diese praktisch erst ein Baby war. Er musste diesen Zauber definitiv noch öfter üben.
Langsam schob sich Bellatrix nach vorne zu ihrem Meister, knickste und senkte demütig den Kopf. »Mein Herr?«, fragte sie dabei und Mulciber nahm den herben Geruch ihres Schweißes wahr. Angst, Miss Black?
»Glaubst du an Zeichen, Bellatrix Black?« Voldemort strich mit seinen bleichen Finger über den Ring, den er stets an der rechten Hand trug.
»Zeichen?«
»Vorahnungen.« Voldemort wandte sich dem Fenster zu und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Es wurden Lügen verbreitet über meinen baldigen Tod. Und nun wenden sich die Riesen grundlos von uns ab. Hogwarts wurde nicht wie geplant zerstört, das Ministerium sträubt sich gegen meine Macht… Glaubst du an Vorahnungen, Bellatrix Black?«
»Niemand könnte Euch töten, mein Herr.« Bellatrix’ Stimme klang ehrlich erschrocken und für einen Moment hob sie die Arme, als wolle sie Voldemorts Arm packen, ließ sie aber schnell wieder sinken. »Diese Wahrsagerin war eine Lügnerin! Eine Schauspielerin und eine Schande für die Zaubererwelt!«
»Hat sie es je zugegeben?« Voldemort starrte noch immer unbewegt hinaus in die Dunkelheit, nur seine Hand auf seinem Rücken spielte noch immer mit dem Ring. »Dass sie die Lügen verbreitet hat?«
»Natürlich nicht!« Bellatrix lachte kurz. »Hat stets ihre Unschuld beteuert, das Miststück! Hat ihr aber auch nicht geholfen.«
Für einen Moment war es still im Saal und die Maus scharrte nervös mit dem Schwanz über den Boden. Was ging hier vor? Von welchen Lügen sprach Voldemort?
»Das Wahrsagerpack kennt sich untereinander.« Voldemort ballte die Hände zu Fäusten. »Was, wenn diese Blanchard nur die Lügen eines anderen verbreitet hat?« Langsam drehte er sich zu Bellatrix um. »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass nicht sie es war, die meinen Untergang prophezeit hat?«
Die Maus stoppte in ihren Bewegungen und hielt für einen Moment den Atem an. Seinen Untergang prophezeit?
Auch Bellatrix schien für einen Moment sprachlos. Dann begann sie nervös zu lachen: »Mein Herr, niemand könnte Euch besiegen! Das ist absurd, eine solche Prophezeiung existiert nicht, die Wahrsagerin hat nur ihre Lügengeschichte verbreitet, um Euren Widersachern Mut zu machen, und sie hat versagt! Sie war leichtsinnig und einfältig und musste dafür büßen!«
»Und wenn es sie doch gibt«, unterbrach Voldemort Bellatrix’ Hasstirade auf Madam Blanchard, »wenn es eine solche Prophezeiung gibt, will ich, dass du sie und den Urheber findest und zu mir bringst, Bellatrix Black.«
Wieder kehrte Ruhe ein in den Saal, draußen pfiff der Wind um das Haus der Familie Nott und schüttelte das letzte Laub von den Bäumen.
»Ja, Herr«, hauchte Bellatrix schließlich, knickste und ging, als Voldemort nichts Weiteres sagte. Die Maus zog sich weiter in den Schatten des Tischbeins zurück und strich sich ungläubig über Nase und Ohren. Verstand Mulciber das richtig? War eine Prophezeiung von Voldemorts Untergang im Umlauf?
Mulciber spürte, wie ihm der Geist der Ratte entglitt. Der Geruch nach Seife, Wasser und Metall stieg ihm in die Nase. Langsam öffnete der junge Zauberer die Augen und griff schnell nach dem Rand des Waschbeckens, um nicht umzufallen. Als er einen Blick in den Spiegel warf, blickte ihm sein eigenes Gesicht entgegen und Alec Mulciber schloss für einen Moment die Augen, um den Geist der Maus endgültig ab zu schüttel.
Dann richtete er sich auf, zupfte seinen Umhang und Haare zurecht und atmete noch einmal tief durch. Dann verließ er das Badezimmer und durch den Kamin so schnell und unauffällig wie möglich das Anwesen der Familie Nott.
Darum wurde Blanchard also gefangen genommen, deshalb war sie gefoltert worden… Hatte Regulus Black Voldemort von der Prophezeiung erzählt? Aber woher wusste er davon? Oder spielte Black eine ganz andere Rolle in dieser Geschichte?
Ein grimmiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des jungen Schulabsolventen. Wenn es diese Prophezeiung wirklich gab, war er eine Ratte auf einem sinkenden Schiff. Und Alec Mulciber würde alles daran setzten, dies zu ändern.

Halloween kam schneller, als gedacht und Miranda Potter hatte beschlossen, in ihrem Haus eine kleine Party zu geben. »Wer weiß, wie oft wir noch Grund zum Feiern haben werden.«, meinte sie, als sie die Namen der Gäste auf die Einladungskarten schrieb. Da James mit dem Quidditchtraining ausgelastet war und Mr Potter sich viel im Ministerium bei Moody herum trieb, blieb es an Lily und Koby hängen, bei den Vorbereitungen zu helfen. Lily versuchte dem Hauselfen so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und kümmerte sich somit um die Dekoration des Wohnzimmers. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit James damals das Schloss Hogwarts an Halloween dekoriert hatte und baute schmunzelnd einige kleine Schreckeffekte an geeigneten Stellen ein. Damals war sie noch nicht mit James zusammen gewesen und hatte sich mit ihm kleine Wettstreite um die beste Dekoration geliefert… Es kam ihr schon fast wie eine Ewigkeit vor.
So verging die Zeit wie im Flug und als Lily das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es bereits drei Uhr mittags. Mit der Dekoration des Wohnzimmers war sie inzwischen mehr als zufrieden und aus der Küche, wo Koby fleißig kochte, drangen schon die leckersten Gerüche.
Wo war eigentlich Miranda?
Lily überlegte, wo sie sie das letzte Mal gesehen hatte, ging die Treppe hinauf und rief ihren Namen, doch niemand antwortete. Ob sie wohl kurz ins Dorf gegangen war, um irgendwelche Besorgungen zu machen?
Schließlich beschloss sie doch noch mal im Garten nachzuschauen und als sie bei dem Beet angekommen war, das sie zusammen mit Miranda bepflanzt hatte, entdeckte sie James’ Mutter tatsächlich. Sie kauerte vor dem Fenster zu dem Schuppen, den die Potters als kleines Gartenhaus und Garage nutzten und den Sirius nun zu seiner Hobbywerkstatt für sein Motorrad umgebaut hatte.
Was machte sie denn da? Neugierig trat Lily näher und hob die Augenbrauen, als Miranda sich ihr zuwandte und den Finger an die Lippen legte. Verwirrt schlich Lily näher. Hatte Miranda ihre Drohung war gemacht und Sirius’ Motorrad in die Luft gejagt? Sie konnte seine Stimme hören als sie näher kam, aber er klang nicht sonderlich aufgebracht. Verwirrt kauerte sie sich neben Miranda und lugte durch das Fenster. Die große Doppeltür des Schuppens war offen, obwohl es trotz des Sonnenscheins nicht sonderlich warm draußen war. Sirius’ Motorrad stand in der Mitte des Raumes und der Marauder kniete davor, Schraubenzieher und andere Werkzeuge lagen um ihn verteilt. An diesen Anblick hatte sich Lily in den letzten Wochen bereits gewöhnt: Wenn Sirius nicht zuhause war, dann beim Motorradschrauben. Deshalb wunderte sie sich einen Moment lang noch mehr, was Miranda hier vor dem Fenster machte, bis sie die zweite Person im Schuppen bemerkte. Miriam saß auf der Werkbank und beobachtete Sirius bei der Arbeit. Jetzt war auch Lily verwundert: Sollte Miriam nicht eigentlich arbeiten sein? Außerdem hatte sie ihre Freundin noch nie mit Sirius beim Motorradschrauben angetroffen, Miriam betonte doch stets, wie dämlich sie Sirius’ neues Hobby fand.
Aber jetzt saß sie kauend auf der Werkbank, ließ eine Kaugummiblase platzen und meinte neckisch: »Das sitzt noch nicht fest genug.«
»Du darfst gerne auch mal dran ziehen.«, meinte Sirius, die Zähne vor Anstrengung fest zusammengebissen, während er eine Mutter festzog. Fragend sah Lily zu Miranda hinunter, doch die legte noch einmal stumm den Finger an die Lippen. Lily wusste, dass Miranda Miriam nicht sonderlich sympathisch fand, aber wieso beobachtete sie die beiden?
»Dieses Motorrad wird nie und nimmer fliegen können.«
»Du wirst schon sehen.« Sirius stand auf und schmierte sich die Hände an seiner Jeans ab. »Willst du’s ausprobieren?«
»Ich bin nicht lebensmüde.«, meinte Miriam und betrachtete das Motorrad argwöhnisch, während Sirius das Werkzeug zusammen klaubte und neben ihr auf die Werkbank legte. »Die Schrauben sind bestimmt alle nicht fest.«
Wortlos reichte Sirius ihr einen Imbusschlüssel und sah sie auffordernd an. Miriam überlegte kurz, nahm dann das Werkzeug und sprang von der Werkbank.
»Ich verstehe sowieso nicht, wieso du nicht einfach deinen Zauberstab benutzt.«, meinte sie und lief einmal um das Motorrad herum, ging dann in die Hocke und setzte den Imbusschlüssel an.
»Wo wäre da der Spaß?« Sirius lehnte gegen die Werkbank und beobachtete seine Freundin aufmerksam, die mit aller Kraft versuchte, die Schraube noch ein wenig fester zu drehen.
»Mit Muskelkraft alleine hält das Motorrad aber sicher nicht zusammen.« Miriam ließ wieder los, ihr Gesicht war ein wenig gerötet von der Anstrengung, und stand wieder auf. »Weißt du, was für Kräfte auf das Motorrad wirken, wenn du damit fährst?«
»Ich bin schon hundert Mal damit gefahren und lebe immer noch.« Sirius nahm grinsend den Imbusschlüssel wieder entgegen und legte ihn zu dem anderen Werkzeug. »Aber wenn du so besorgt um mich bist, darfst du gerne ein paar Zauber anwenden.«
»Ich bin nicht besorgt um dich, nur stell dir mal vor, das Teil fliegt in der Luft auseinander! Das wäre ein lustiger Blechregen auf die Köpfe der Menschen« Miriam schmierte sich ebenfalls die Hände an ihrer eng anliegenden Jeans ab und Lily zog die Augenbrauen zusammen. War das nicht ihre Jeans?!
»Du glaubst also doch, dass es fliegen kann.« Sirius grinste zufrieden und beugte sich zu seiner Freundin nach vorne. »Ich verspreche dir, das ist besser als jeder Besenritt.«
»Na ja« Miriam wandte sich wieder dem Motorrad zu, strich mit der Hand über den Lenker und schwank kurzerhand das Bein über das Bike. »Zumindest ist es bequemer als ein Besen.«, meinte sie und drückte probehalber die Bremshebel. Sirius grinste zufrieden, stieß sich von der Werkbank ab und trat hinter sie.
»Willst du fahren?«, fragte er und ließ eine Hand auf Miriams Oberarm liegen.
»Ich kann nicht Motorrad fahren.«, antwortete sie und wollte aufstehen, aber Sirius’ Hand hielt sie fest.
»Ich zeig es dir.«, meinte er und stieg kurzerhand hinter ihr auf das Motorrad. Mit einem Ruck war das Motorrad vom Ständer gehoben und Miriam griff schnell nach dem Lenker. »Rechts ist das Gas, links die Kupplung. Die Gangschaltung ist am linken Pedal. Also Motorrad anmachen«, Sirius drehte den Schlüssel um, der bereits vor Miriam im Motorrad steckte und mit einem röhrenden Geräusch sprang es an. Was Sirius dann zu Miriam sagte, konnte Lily nicht mehr verstehen, aber er legte die Hände auf ihre und bewegte sie in irgendeiner Art und Weise, dass das Motorrad mit einem Mal einen Satz nach vorne machte und ausging.
»Fast. Nochmal.«, befahl Sirius kurzangebunden und die Prozedur wiederholte sich. Dieses Mal bewegten sie sich noch stockender und ein Grinsen schlich sich auf Lilys Gesicht. Ungefähr so musste man sich auch bei einem Bullenritt fühlen, dachte sie. Zu ihrer Überraschung wurde Miriam keineswegs ungeduldig oder meckerte an Sirius’ Lehrkünsten, sondern lachte immer wieder und schließlich schafften sie es tatsächlich aus dem Schuppen zu fahren, zwar etwas ungelenk und wackelig, aber immerhin fuhren sie.
»Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll.«
Überrascht fuhr Lily herum. Sie hatte bei der lustigen Szenerie Miranda neben sich völlig vergessen.
»Wieso beobachtest du Sirius?«, fragte sie und ließ sich auf die Knie sinken.
»Ich beobachte nicht Sirius, sondern dieses Mädchen.« Ächzend richtete sich Miranda wieder auf und lehnte sich so gegen die Hauswand, dass man sie nicht durch das Fenster sehen konnte, dabei befanden sich Sirius und Miriam inzwischen vermutlich auf dem schmalen Weg vor dem Potteranwesen, zumindest dem Lachen und stotternden Motorradgeräuschen zu urteilen. »Ich weiß, sie ist deine Freundin, aber… Sie spielt nicht mit offenen Karten.«
Verwundert hob Lily die Augenbrauen und richtete sich ebenfalls auf. Miriam war der ehrlichste Mensch, den sie kannte… Andererseits hatte sie im letzten Jahr tatsächlich recht viel für sich behalten, statt mit ihren Freundinnen darüber zu reden. »Nein, vermutlich nicht.«, murmelte Lily und strich gedankenverloren über ihre Haare. »Aber vielleicht ist sie Sirius gegenüber ganz anders.«
»Genau das versuche ich heraus zu bekommen.« Verlegen kratzte sich Miranda am Hinterkopf und grinste. »Ich werde einfach das dumme Gefühl nicht los, dass sie ihm irgendwann das Herz bricht.«
Lily zuckte mit den Schultern. Sie hatte schon mehrere Male mit James, Remus und Emily über das ungewöhnliche Paar geredet, sie hatten sogar Wetten darauf abgeschlossen, wann und wie sie sich gegenseitig umbringen würden… Sirius hatte sogar selbst mit gewettet.
»Sie sind nicht unkompliziert«, gab Lily zu, »aber James und ich haben auch mehrere Anläufe gebraucht, bis es mit uns richtig lief.«
»Ich frage mich nur, wie James und Sirius sich einerseits so ähnlich sein können und doch so verschiedene Geschmäcker zu haben scheinen, was die Wahl ihrer Freundinnen angeht.« Miranda warf einen Blick um den Schuppen herum, doch von Miriam und Sirius war nichts zu sehen. »Ich weiß, es ist Sirius’ Angelegenheit und ich habe mich nicht einzumischen. Nur habe ich manchmal das Gefühl, dass dieses Mädchen ihn in seiner Entwicklung eher hemmt. Er ist viel erwachsener geworden im letzten Jahr… Miriam hingegen scheint mir eher eine rebellische Jugendliche zu sein.«
»Sie kann erwachsen sein, wenn sie will.«, meinte Lily und folgte Miranda zurück ins Haus.
»Sirius hat die Angewohnheit die Welt in schwarz und weiß einzuteilen, nur habe ich das Gefühl, dass seine Einstellung Miriam gegenüber ständig wechselt. Das kann auf Dauer nicht gut für ihn sein…« Miranda seufzte und warf einen Blick in die Richtung, aus der Motorradgeräusche drangen. »Ich will mich aber auch nicht einmischen und stattdessen bespitzle ich ihn… Ganz schön dämlich, oder?«
»Na ja…« Lily lächelte leicht. »Er ist sozusagen dein Sohn. Und solange du nicht James und mich bespitzelst…«
»Das würde ich nie wagen.« Miranda lachte. »Wenn du sogar die Auroren bemerkt hast, wie soll ich alte Dame mich dann erfolgreich vor dir verstecken können?«
Damit öffnete sie die Haustür und sofort flog ihr einer von Lilys aufgehängten Geistern entgegen, sodass Miranda erschrocken einen Schritt zurück machte und Lily kichern musste.
Zwischen Tadel und Amusement schwankend atmete Miranda tief ein und aus und beäugte Lily kritisch. »Du verbringst doch zu viel Zeit mit James.«, meinte sie dann und verschwand im Haus. Lily hexte die Geisterattrappe wieder an Ort und Stelle, stand dann unschlüssig im Wohnzimmer und überlegte. Das mit Sirius und Miriam war damals für sie auch sehr überraschend gekommen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sich die beiden getroffen hatten… Niemand hatte es gemerkt, sie hatten ihre Stelldichein geheim gehalten, aber irgendwie hatte es Lily nicht mal überrascht. Sirius hatte noch nie ein hübsches Mädchen abgewiesen und Miriam war hübsch. Miriam war noch nie wählerisch gewesen, außer es handelte sich um einen Slytherin. Die eigentliche Überraschung war für alle nur gewesen, dass sie eine Beziehung führen wollten und es nicht bei einem One-Night-Stand beließen.
Aber hatte Miranda recht? Hatte sich Sirius im letzten Jahr so stark verändert? Wenn sie ganz ehrlich war, so hatte Lily Sirius bis Ende des sechsten Schuljahrs nicht wirklich gekannt, genauso wenig wie James. Sie hatte die beiden davor auch nie alleine angetroffen, anders als Remus, mit dem sie sich dann auch immer gut verstanden hatte. In der fünften Klasse hätte sie nicht sagen können, wen von den beiden sie aus welchen Gründen auch immer weniger mochte, James und Sirius waren für sie eine homogene Masse von Blödheit gewesen.
Aber Miriam… Miriam hatte immer James weniger leiden können. Sie hatte seine Versuche, Lily herum zu bekommen, erbärmlich genannt und Lily eingetrichtert, was für ein Heuchler James war. Ob sie schon damals heimlich Gefühle für Sirius gehegt hatte?
Nachdenklich trat Lily an das Wohnzimmerfenster und sah hinaus. Durch die Hecke konnte sie Sirius und Miriam erahnen, Miriam saß wohl auf dem Motorrad und versuchte es wieder zurück in den Schuppen zu fahren, während Sirius neben ihr herlief.
Und plötzlich fragte sich Lily etwas, das sie sich noch nie zuvor gefragt hatte, denn Miriam war immer diejenige gewesen, die alle Fäden in der Hand hielt, die die Kontrolle hatte, die auf alle Fragen eine Antwort wusste und ihr Leben stets fest im Griff hatte – aber war sie glücklich? Die Scheidung ihrer Eltern, der Tod ihres Vaters und jetzt Emily… Hatte sie in Sirius jemanden gefunden, mit dem sie darüber reden konnte?
Kurzentschlossen ging Lily wieder nach draußen in die Kälte. Sie wollte mit Miriam reden und ihr vor allem sagen, dass, egal was es auch war, sie immer zu ihr kommen konnte. Sie wollte wirklich nicht lauschen, aber als sie an dem Tor angekommen war und sie die beiden lachen hörte, stoppten ihre Füße wie von selbst.
»Meine Finger sind eiskalt!«, beschwerte sich Miriam so eben. Sirius bockte mit einem leichten Stöhnen das Motorrad wieder auf dem Ständer auf und lehnte sich dann dagegen.
»Sind wir heute zimperlich?«, neckte Sirius. »Ich hab dich noch nie von einem Besen steigen sehen und dann jammern hören.«
»Sei still und wärm meine Hände!«, knurrte Miriam und hielt ihm ihre Hände hin, die Sirius sogar mit einem Grinsen entgegennahm.
»Ich könnte auch deine Lippen wärmen«, bot er mit einem Zwinkern an und beugte sich zu Miriam nach vorne. Sie nahm den Kuss tatsächlich entgegen, murmelte aber schon kurz darauf:
»Warum sind deine Hände nicht auch die reinsten Eiszapfen?«
»Weil ich heißer bin als du.«, grinste Sirius und küsste sie noch einmal.
»Es scheint zu stimmen, dass Neandertaler besser an die Kälte angepasst sind.«
»Sei still und lass mich deine Hände und Lippen wärmen!«
Dieses Mal schwieg Miriam tatsächlich und Lily überlegte kurz, ob sie wieder zurück zum Haus gehen sollte. Die beiden jetzt zu unterbrechen kam ihr unangebracht vor, aber sie könnten sie entdecken, wenn sie sich auf den Weg zurück machte. So schlang Lily die Arme um ihre Brust und wünschte sich, James wäre hier um IHRE Hände und Lippen zu wärmen.
Schließlich löste sich Sirius mit einem: »Besser?« von Miriam und das Mädchen vergrub nickend die Hände in seinen Hosentaschen.
»Viel besser.«, meinte sie und legte den Kopf auf seiner Schulter ab. Sirius’ Hände wanderten sanft ihren Rücken auf und ab und Miriam schloss für einen Moment genießerisch die Augen.
»Wen liebst du mehr: Das Motorrad oder mich?«, fragte sie dann und drehte den Kopf so, dass ihre Nase gegen seinen Hals stieß.
Sirius lachte. »Unglücklicherweise kann ich keinen Sex mit meinem Motorrad haben.«
»Na ja… In deiner Wohnung hat man zwangsweise immer Sex MIT Motorrädern, egal wo man hinschaut.«
»Stimmt, schon ziemlich cool.«, meinte Sirius, obwohl aus Miriams Stimme eindeutig herauszuhören gewesen war, dass sie das alles andere als cool fand.
»Wenn du mich jemals für ein schöneres Motorrad eintauschst, töte ich dich.«
»Keine Sorge, für einen Mann gibt es kein schöneres Motorrad als das, das er selbst zusammengebaut hat.«
»Ich hasse dich.«
»Tust du nicht.« Zärtlich strich Sirius ihr das Haar hinter die Ohren und küsste ihre Schläfe. »Du sagtest, du liebst mich mehr als dein Lieblingstop.«
»Ja. Ich wollte eigentlich auf meinen Rennbesen erhöhen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, wen von euch ich lieber habe.«
»Ist dein Rennbesen gut im Bett?«
»Ich könnt ihn dir mal ausleihen.«
Für einen Moment sahen sie sich nur neckisch in die Augen, bis Sirius mit einem Grinsen die Augen schloss und den Kopf schüttelte. »Danke, ich hab meinen eigenen Besen.«
»Liebst du deinen Besen mehr als dein Motorrad?«
»Meine Rangliste ist: Jogginghose, Besen, Lederjacke, Motorrad, Miriam, wenn du es ganz genau wissen willst.«
»Hmmm«, machte sie, schloss die Augen und ließ sich noch einmal von ihm auf die Schläfe küssen. »Was kommt über mir?«
»Meine Mutter natürlich, wie bei allen braven Jungs.«
»Ich liebe dich mehr als meine Mutter, aber nicht so sehr wie Schokoladeneis.«
»Damit kann ich leben.«, lachte Sirius. »Schokoladeneis ist schließlich nur von Schokoladeneis mit Schokostreuseln zu toppen.«
»Und Schokosauce.«, ergänzte Miriam und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.
»Hoffentlich gibt es heute Abend Schokoladeneis.«
»Nur aus dieser Hoffnung heraus gehe ich überhaupt auf die Party.«
Noch einmal grinsten sie einander an und Lily schüttelte fassungslos den Kopf. Machten die beiden selbst aus Liebeserklärungen einen Wettbewerb?! Unfassbar.
Mit einem unterdrückten Seufzen löste sie sich von der Wand des Schuppens und trat dann möglichst unauffällig hinter der Tür hervor.
»Hey, habt ihr Miranda gesehen?«, fragte sie und das Pärchen zuckte überrascht auseinander.
»Nein.« Sirius zuckte mit den Schultern und Miriam nahm ihre Hände wieder aus seinen Taschen.
»Okay.« Lily sah sich kurz im Garten um. »Weitermachen.«, meinte sie dann, winkte kurz und verschwand wieder in Richtung Haus. Ihr Gespräch mit Miriam konnte auch noch bis zum Abend warten, wenn die beiden ihre Liebesverhandlung abgeschlossen hatten.
Und Lust auf Schokoladeneis hatte Lily trotz der Kälte jetzt auch.

Als die ersten Gäste eintrafen und Miranda, ihr Mann und Lily sie begrüßen und die Umhänge abnahmen, war James noch immer nicht vom Training zurück. Lily wurde langsam unruhig, versuchte sich aber vor den Gästen nichts anmerken zu lassen und servierte Kürbiscremeschnitten und Birnenpasteten. Es gab eine kurze Unterbrechung, als Sirius und Miriam mit einem lauten Knallen und Brummen auf dem Motorrad vor dem Haus landeten. »Ich hasse dieses Teil.«, knurrte Miranda und lief an Lily vorbei in die Küche, um die Käse-Kürbis-Klößchen zu holen. Mr Potter hingegen grinste von einem Ohr zum anderen und fragte Sirius sogleich, wie sich das Motorrad so in der Luft mache. Miriam, die einen hübschen, dunkelgrünen Festumhang trug, aß die drei letzten Kürbiscremeschnitten auf Lilys Tablett und hakte sich dann bei ihrer Freundin unter.
»Sirius überlegt, ob er einen Beiwagen zu seinem Motorrad kaufen soll und sich dann als „Fliegender Bote“ mit einem Packetservice selbstständig zu machen.« Miriam verdrehte die Augen. »Nur damit er eine Ausrede hat den ganzen Tag durch die Gegend zu fliegen.«
»Wenigstens hat er eine Art Plan für die Zukunft.« Lily seufze und warf einen Blick auf die Potters, die einen jungen, blonden Zauberer in Empfang nahmen. »Ich sollte endlich etwas unternehmen. Es gefällt mir nicht James’ Familie so auf der Tasche zu liegen.«
Hinter dem jungen Zauberer betrat eine Hexe das Haus der Potters, die Lily im ersten Moment für Bellatrix Black hielt. Dunkles, wallendes Haar fiel über ihren Rücken, ihre Haut war hell, die Lippen rot geschminkt. Doch dann lief Sirius mit einem breiten Grinsen auf sie zu und umarmte die Hexe überschwänglich.
»Andromeda Black«, murmelte Miriam und Lily nickte.
»Ich hab sie nicht mehr gesehen, seitdem sie Hogwarts verlassen hat.«
»Wo hättest du sie auch treffen sollen?«
»Ich hab in der Schule nie mit ihr geredet… Sie war Vertrauensschülerin der Slytherins.«
»Sirius hat mich im zweiten Schuljahr durchgehext, als ich sie mal mit Bellatrix verwechselt und ihr ein Pferdegebiss gezaubert hatte.«
»Sirius hat dich durchgehext?«
»Das erste und einzige Mal.«
Die Mädchen beobachteten wie sich Andromeda von ihrem Begleiter löste und sich mit Sirius auf die Couch setzte. Lily warf einen kurzen Blick in Miriams Gesicht. »Sie ist Sirius’ Cousine, oder?«
Miriam nickte kurz, beugte sich dann zu Lily hinüber und flüsterte: »Auch wenn Sirius das nicht hören möchte: Sie sind sich doch alle ähnlich, die Blackerben.«
Verwundert hob Lily die Augenbrauen. »Wie meinst du das?«
Aber bevor Miriam ihre Bemerkung erläutern konnte, räusperte sich jemand neben Lily und die Hexen unterbrachen ihre Unterhaltung. Ein kleiner, graubärtiger Zauberer in einem dunkelvioletten Umhang mit Spitzhut stand vor ihnen und Lilys Augen leuchteten auf.
»Mr Fenwick!« Lily balancierte das Tablett auf einer Hand und beugte sich zu dem Zauberer nach vorne, um ihn zu umarmen. »Wie schön Sie wiederzusehen!«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Miss Evans.« Der Zauberer strahlte sie an und gab ihr einen leichten Kuss auf die Hand. »Sie sehen auch schon viel besser aus, als die letzten zwei Male, als wir uns trafen, wenn ich das so unverblümt sagen darf.«
»Sie haben mich bisher auch immer an schrecklichen Tagen getroffen, Mr Fenwick.«
»Umso mehr freut es mich, dass Ihre Wangen wieder Farbe bekommen haben.« Mr Fenwick drückte Lilys Hand ein letztes Mal und wandte sich dann Miriam zu. »Benjy Fenwick«, stellte er sich vor und hob seinen Zaubererhut, »sehr erfreut, Miss.«
»Miriam Clarefield.« Miriam knickste wie ein wohlerzogenes Mädchen und Lily musste fast laut loslachen.
»Sie waren doch auch auf Alice’ und Franks Hochzeit, nicht wahr?«, fragte Mr Fenwick und Miriam bestätigte seine Vermutung. In diesem Moment kam James durch die Wohnungstür gestolpert, voll beladen mit Trainingstasche, Besen und einem Quaffel. Er schien für einen Augenblick irritiert von den vielen Menschen zu sein, setzte dann aber sein übliches Grinsen auf und stellte die Sachen in eine Ecke. Seine Haare waren noch nass vom duschen, standen aber jetzt schon wieder in alle Richtungen ab und seine Klamotten waren alles andere als festlich. Mrs Potter warf ihm einen verdrießlichen Blick zu, aber James hatte schon Lily entdeckt und rauschte aufgeregt zu ihr rüber.
»Stell dir vor!«, rief er und nahm Lily das Tablett mit den Birnenpasteten aus der Hand. »Heute beim Training hat sich Matthew Stiel voraus in den Boden gegraben und dabei praktisch seine Finger zur Unkenntlichkeit demoliert. Die Heiler werden einige Wochen brauchen, um ihn wieder spielfertig zu kriegen!«
Lily hob betroffen die Hände vor den Mund. »Das ist ja schrecklich!«
»Nein, das ist fantastisch!« James legte das Tablett auf dem Klavier ab und griff Lilys Hände. »Das bedeutet, dass ich beim Spiel nächsten Montag dabei bin! Mein erstes offizielles Quidditchspiel, Lily! Nach gerade mal zwei Monaten! Ist das nicht der Wahnsinn!« Überschwänglich umarmte er Lily, die schnell ihre Glückwünsche murmelte, obwohl sie sich nicht ganz wohl dabei fühlte, dass James aus dem Unglück seiner Teamkameraden Kapital schlug.
James bemerkte Lilys Zwiespalt nicht, sondern rauschte schon weiter zu Sirius und seinem Vater, um ihnen die ›frohe‹ Botschaft zu verkünden.
Lily seufzte. »Hoffentlich hat er noch alle Knochen an der richtigen Stelle, wenn das Spiel zu Ende ist.«
»Die Heiler der Vereine sind mit die besten im Lande, Miss Evans, machen Sie sich da mal keine Sorgen.«, versuchte Mr Fenwick sie zu beruhigen. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln, auch wenn sie noch nicht so ganz überzeugt war, nahm dann das Tablett und verschwand damit in der Küche. Pünktlich zum Essen erschienen die Pettigrews, die Lily bisher nur auf den Beerdigungen ihrer Freunde gesehen hatte, und sie wusste nicht zu sagen, ob Peter seiner Mutter oder seinem Vater ähnlicher sah. Beide waren klein, hatten dünnes, braunes Haar und eine überraschend spitze Nase in dem sonst rundlichen Gesicht.
Bald schon waren alle Gäste der Potters eingetroffen, unter anderem auch Alice und Frank. Sie schienen beide den Schock ihrer letzten Mission verdaut zu haben, Alice war nach ein paar Schlucken Butterbier wieder ganz die Alte, nur Frank warf Sirius noch hin und wieder einen wütenden Blick zu.
Schließlich traf auch Remus ein, mit tiefen Augenringen und niemand anderem in seiner Begleitung als Julia Parker. Nicht nur Lily und Miriam tauschten einen Moment lang verwirrte Blicke. Julia hatte sie schnell entdeckt und löste sich von Remus’ Arm, der sich zu seinen Freunden auf das Sofa gesellte.
»Lily! Ist schon lange her, oder?« Julia strahlte sie an und umarmte die rothaarige Hexe überschwänglich. Für Miriam hingegen hatte sie nur ein müdes »Hi« übrig, das die ehemalige Gryffindor genauso lahm erwiderte.
»Ja, zu lange! Schön dass du da bist. Ich wusste gar nicht, dass du eingeladen wurdest.«
»Wurde ich gar nicht.« Julia grinste und deutete über die Schulter hinweg auf die Jungs. »Remus hat mich mitgenommen.
»Was hast du mit Remus zu tun?«, fragte Miriam und Julia wandte sich etwas widerwillig ihr zu.
»Ich wüsste ja nicht, was es dich angeht, Clarefield, aber Remus und ich haben uns letztens zufällig in der Winkelgasse getroffen. Wir waren einen Kaffee trinken und seitdem er weiß, dass ich ab Montag in der Akademie mein Studium beginne, trainieren wir fast täglich zusammen Abwehrflüche. Remus ist ein erstaunlich guter Lehrer, das wusste ich gar nicht.«
»Du gehst zur Akademie?« Lily riss die Augen auf. »Doch nicht etwa die Zaubertrankakademie?!«
»Doch, so ist es.« Die ehemalige Ravenclaw entledigte sich ihres Reiseumhangs und enthüllte ein schwarzes Kleid mit vielen kleinen, orangenen Kürbissen darauf.
»Aber Julia, du weißt doch, was mir passiert ist?« Entsetzt sah Lily ihre Freundin an, doch diese ließ in aller Ruhe ihren Umhang zur Garderobe schweben und seufzte dann.
»Lily, hör zu: Ich weiß genauso gut wie du, dass etwas in der Akademie nicht mit rechten Dingen zugeht. Das weiß jeder. Aber genau aus diesem Grund will ich hin: vielleicht lässt sich ja irgendwas über diese Todesser herausfinden!«
»DU willst sie bespitzeln?!« Miriam lachte auf. »Das schaffst du doch niemals Parker! Du bringst dich nur selbst ins Grab.«
Julia verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist doch Aurorin, oder Clarefield? Waren es nicht die Auroren, die erst vor ein paar Wochen von den Todessern in eine Falle geleitet wurden und nun tot sind? Wer von uns beiden hat die höheren Überlebenschancen, was meinst du?«
Das Lachen auf Miriams Lippen verschwand und sie stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist kein Spiel, Parker!«, zischte sie und beugte sich zu dem Mädchen nach vorne. »Das scheint mir im Gegensatz zu dir bewusst zu sein!«
»Es ist mir durchaus bewusst.«, erwiderte Julia. »Aber was auch immer sie mit den Reinblütern an der Akademie vor haben, ich werde es herausfinden!«
»Vermutlich unterziehen sie euch einer Gehirnwäsche.«, brummte Miriam und schüttelte den Kopf. »Aber tu, was du nicht lassen kannst!«
Julia ersparte sich jeglichen Kommentar auf diese Aussage und pflückte sich stattdessen eine heran schwebende Flasche Butterbier aus der Luft. Miriam warf Lily noch einen kurzen Blick zu, wandte sich dann ab und gesellte sich zurück zu Mr Fenwick. Kurz sah Lily ihr nach. Ihre Freundinnen brachten sich in Gefahr, nur um die Pläne der Todesser zu vereiteln, und sie? Sie hatte nur verrückte Träume, die die Leute in ihrer Umgebung eher in Gefahr brachten, als sie zu retten…
»Bist du dir wirklich sicher, dass du weißt, worauf du dich einlässt?«, fragte Lily leise und Julia schenkte ihr ein selbstsicheres Lächeln.
»Du klingst schon wie Andrew! Vertrau mir! Es kann nicht angehen, dass diese seltsame Rektorin nicht ausgetauscht wird… Irgendetwas ist da faul und wir werden es beweisen! Ich weiß zwar noch nicht wie, aber irgendwie schaffen wir das schon!«
Lily hob die Augenbrauen. »Wir?«, wiederholte sie verwundert und Julia nickte.
»Ja! Ich und einige andere, die angenommen wurden, aber nicht von den Todessern abgeschlachtet. Kennst du Dorcas Meadowes? Sie war in Ravenclaw drei Jahre über uns. Ich hab sie durch Zufall bei der Aufnahmeveranstaltung getroffen. Wir sind beide hingegangen, eigentlich um der Rektorin Vorwürfe zu machen. Guck nicht so erschrocken, Andrew hat mich begleitet! Jedenfalls kennt sie noch andere, die der Sache nicht trauen. Und irgendjemand muss in den sauren Apfel beißen und die Akademie besuchen, damit der Rest der Welt erfährt, was dort vor sich geht.«
»Das klingt trotzdem sehr gefährlich, findest du nicht?«
Julia zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Butterbier. »Ganz ehrlich, Lily: Die Welt ist so oder so gefährlich geworden für alle, die sich ihnen nicht anschließen. Da macht es keinen Unterschied, ob ich die Akademie besuche, oder mich in der Winkelgasse herumtreibe. Wenn man den Todessern nicht zu nahe kommt, gelangt man auch nicht an Informationen.«
Lily nickte langsam, auch wenn ihr Julias Vorhaben nicht gefiel und sie das alles für viel zu waghalsig hielt, die Ravenclaw hatte zu einem Teil recht. Ob sie vom Orden des Phönix wusste?
»Was macht ihr mit den Informationen, wenn ihr etwas in Erfahrung gebracht habt?«, fragte Lily schließlich und schnappte sich ebenfalls eine Flasche Butterbier.
»Da den Auroren nicht zu trauen ist…«, Julia wiegte den Kopf hin und her, »Dorcas möchte die Informationen an Professor Dumbledore weitertragen. Er scheint auch mir vertrauensvoller als so mancher Politiker. Was meinst du?«
Lily nickte schnell und hoffte, dass Julia ihre Aufregung verborgen blieb. »Dumbledore ist auf jeden Fall mächtig genug, um mit den Informationen etwas anfangen zu können und vertrauensvoll genug, um sie nicht für seine persönlichen Zwecke auszunützen. Als Schulleiter von Hogwarts, Großbritanniens größter Bildungsanstalt, muss er eigentlich von jeglichen Vorkommnissen in den Akademien unterrichtet werden.«
Julia nickte zustimmend. Unterdessen hatten auch Sirius, Peter und James Remus über seine Begleitung ausgefragt und staunten ebenfalls nicht schlecht über Julias Entschluss, die Akademie zu besuchen.
»Hätte nicht gedacht, dass sie den Mumm dafür hat.«, murmelte Sirius.
»Die Frage ist eher, ob sie die Nerven behält und nicht auffällt.«, erwiderte James nervös. »Ich wage stark zu bezweifeln, dass Julia zur Spionin geboren wurde.«
»Macht euch keine Sorgen.« Die Jungs zuckten zusammen und wandten sich verwundert zu der Frau um, die sich über das Sofa beugte und mit einem amüsierten Grinsen auf sie hinunter sah. »Ich passe schon auf sie auf.«
»Stimmt! Du arbeitest ja schon seit drei Jahren für diesen Zaubertrankmeister!«, fiel es Sirius ein und seine Cousine verdrehte leicht genervt die Augen.
»Zwei Jahre, Sirius. Mach mich nicht älter, als ich bin.« Andromeda pustete sich eine Locke ihres braun-schwarzen Haares aus der Stirn, grinste dann aber wieder. »Ich hab gehört, dieses Jahr kommt eine überraschend hohe Zahl ehemaliger Slytherins an die Akademie.«
»Schniefelus ist bestimmt auch dabei.«, brummte James.
»Wer?« Ein amüsiertes Lächeln glitt über Andromedas Lippen. »Schniefelus?«
Grinsend legte Sirius einen Arm über die Sofalehne und rückte näher zu Andromeda heran. »Schrecklicher Schleimer. Hat mit uns den Abschluss gemacht. Du erkennst ihn gleich, wenn du ihn siehst. Riesiger Gesichtserker, fettige Haare, vor Bosheit triefende Augen…«
»Sexy.« Sie grinste und stürzte den Kopf in die Hände. »Kann’s kaum erwarten, ihn zu treffen.«


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