Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 22

von Jojoi

Für Eve McMillan hatte das zweite Schuljahr gerade erst begonnen, als ihr Hauslehrer Professor Slughorn sie eines Morgens aus dem Unterricht bat und in sein Büro führte. Ihre Mutter, eine schmale, dunkelhaarige Frau wartete bereits auf sie, Eves gepackte Koffer in beiden Händen.
»Wir gehen«, sagte sie, ihr Ton erlaubte keine Widerworte und Eve senkte den Blick. Sie hatte schon als ihre Mutter sie zum Gleis 9 ¾ gebracht hatte geahnt, dass sie nicht lange in Hogwarts bleiben würde. Es gibt keine sicheren Orte mehr, versuchte ihr Vater ihr einzuprägen. Der sicherste ist an meiner Seite.
Dabei hätte Eve einem Klassenkameraden, der sie wegen ihrer Flugkünste im letzten Schuljahr ständig ausgelacht hatte, gerne gezeigt, wie viel besser sie in den Sommerferien geworden war. Jeden Tag hatte sie sich auf einen Besen gesetzt und geübt, egal ob bei Regen oder Sonnenschein. Sie hatte versucht, sich alle Tipps, die James ihr gegeben hatte, umzusetzen und zu verinnerlichen. Auch hatte sie sich zum Ziel gesetzt, eines Tages in der Quidditchmannschaft von Slytherin zu spielen. Man muss seine Ziele hoch stecken, wenn man etwas erreichen will, pflegte ihr Vater zu sagen.
So verließ Eve ohne Widerworte, aber mit einem mulmigen Gefühl im Bauch an diesem Morgen Schloss Hogwarts an der Seite ihrer verängstigten Mutter.
Warum hat sie solche Angst?, fragte sich Eve noch, als sie in Slughorns Kamin stieg und ihrem Hauslehrer schüchtern zuwinkte.
Aber manche Fragen, das hatte Eve schon gelernt, bleiben besser unbeantwortet.

Große, massive Backsteinhäuser reihten sich in der Crow Road, die sich gerade durch das Stadtviertel Jordan Hill zog. Schulkinder in blauen Uniformen liefen auf dem Gehweg in Richtung Bushaltestelle, Geschäftsleute verließen ihre Häuser in schicken Anzügen, Autos fuhren brummend in Richtung Stadtzentrum. Alles in allem ein gewöhnlicher Morgen in der großen Stadt, aber für Lily schien alles und jeder verdächtig zu sein. Warum sah dieser Mann so schräg zu ihnen rüber, als er sein Auto aufschloss? Wieso drehte sich das blonde Kind ständig um? Wer stand hinter dem Vorhang im Haus Nummer 37?
Lily umkrampfte ihren Zauberstab, den sie in ihrer Jackentasche versteckt hielt. James hingegen schlenderte geradezu gemächlich neben ihr her und gähnte zum wiederholten Male. Heute Morgen war er definitiv zu früh geweckt worden. Sein offensichtliches Desinteresse machte Lily wahnsinnig. Begriff er denn nicht, dass ein Menschenleben auf dem Spiel stand?
Unruhig sah Lily über die Schulter, dann hoch in den Himmel und wieder von einem Haus zum anderen, doch nichts Ungewöhnliches schien zu passieren. Warum auch? Sie hatte wahllos diese Straße gewählt und fast genauso wahllos die Stadt. Madam Blanchard könnte überall in Britannien sein… Aber Lily weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Sie würde nicht noch einen Menschen sterben lassen!
James zog einen Handspiegel aus seiner Jackentasche, warf einen kritischen Blick hinein und verstaute ihn dann wieder. Kritisch ließ er seinen Blick dann Richtung Himmel wandern. Die Sonne hatte sich hinter dichten Wolken versteckt und irgendwie schien dieser Tag schon allein deswegen hoffnungslos im Eimer. Und dann zog ihn Lily zu allem Überfluss auch noch durch ganz Glasgow und hielt nach… Ja, wonach hielt sie eigentlich Ausschau? Sie wusste es ja selbst nicht.
James ließ ein tiefes Seufzen verlauten und Lily warf ihm einen genervten Blick zu, als sei er Schuld für alles Unglück auf der Welt.
Gute drei Stunden liefen sie so durch die Straßen, und James hatte schon seit einer Ewigkeit die Hoffnung auf ein spannendes Ereignis aufgegeben, als sie an einem Spielplatz vorbei kamen, auf dem ein kleiner, schwarzhaariger Junge auf der Schaukel saß. Lily blieb so abrupt stehen, dass James es erst gar nicht merkte und schon drei Meter weiter gelaufen war, bis er sich umdrehte und merkte, dass sie nicht mehr bei ihm war. Lily stand da und starrte zu dem Jungen rüber, die Stirn nachdenklich gerunzelt. Anfangs wusste James nicht, was so spannend daran war, doch dann erinnerte er sich daran, dass sie einen Spielplatz in ihrem Traum erwähnt hatte und kam neugierig näher.
»Irgendwelche Geistesblitze?«, fragte er, allerdings ohne große Hoffnung.
»Ich bin mir nicht sicher.« Lily biss sich auf die Lippen und sah schnell weg, als der Junge sich zu ihr rumdrehte. Er sah überhaupt nicht aus wie der Junge aus ihren Träumen und er war auch nicht das einzige Kind auf dem Spielplatz. Sie schüttelte den Kopf. Diesen Jungen aus ihrem Traum irgendwo hier in Glasgow zu treffen war absolut absurd, schließlich war er das absolute Ebenbild zu einem acht Jahre alten James.
Und doch, dieser Spielplatz…
Hoch in einem Baum gleich neben der Rutsche schrie ein Rabe, ein Mal laut und krächzend. Er saß versteckt zwischen Ästen und Blättern, sodass Lily eine Weile brauchte, bis sie ihn entdeckte. Doch dann schien es ihr, als würde der Rabe sie direkt ansehen. Er krächzte noch einmal, breitete dann seine schwarzen Flügel aus und stürzte sich vom Ast hinunter in die Lüfte. Plötzlich schlug Lilys Herz höher und sie erinnerte sich: Da waren Raben gewesen in ihrem Traum, schwarz wie die Nacht… Sie hatte die Crow Road nicht komplett wahllos gewählt!
Lily lief los, den Raben nicht aus den Augen lassend. Er wandte sich in die Richtung, aus der Lily und James gekommen waren, überflog die Crow Road und landete auf der Straßenlaterne einer anderen Straße, in der Lily nicht glaubte, vorher gewesen zu sein, aber ganz sicher war sie sich da nicht.
»Was machst du?«, fragte James und beäugte den Raben kritisch.
»Ich glaube…« Lily kaute wieder nervös auf ihrer Lippe herum und wandte den Blick nicht von dem Raben ab. James hatte recht, warum folgte sie einem Vogel, das war völlig verrückt, und doch… Der Rabe krächzte laut, den Kopf zu Lily und James gewandt, stieß sich dann wieder von der Laterne ab und flog die Straße entlang, diesmal so schnell, dass Lily und James Mühe hatten, ihm zu folgen. Lily achtete gar nicht mehr auf den Weg, geriet nur völlig in Panik, als sie einmal in einer Sackgasse landeten und der Rabe bereits über den Häuserdächern verschwunden war. Sie fand ihn wieder, oder glaubte zumindest, dass es derselbe war, in einer düsteren Allee, die eindeutig in den reicheren Teil der Stadt einzuordnen war. Große, herrschaftliche Häuser reihten sich hier zu beiden Seiten des Bordsteigs und Lilys Rabe thronte in den Ästen eines alten Kastanienbaums.
»Was tun wir hier?«, fragte James zum wiederholten Male und Lily sah sich unschlüssig in der Allee um.
»Waren wir hier schon mal?«, fragte sie und trat zwischen den Bäumen hervor auf die Straße, um sich besser umschauen zu können.
»Nein, ich glaube nicht.«, meinte James und folgte ihr, den Kopf suchend nach etwas Vertrautem erhoben.
»Diese Straße kommt mir aber so vertraut vor…« Lily wandte sich nach links und ging langsam die Straße entlang.
»Glaubst du etwa, dass du in deinem Traum schon mal hier gewesen bist?«, fragte James und runzelte die Stirn. Er konnte nicht glauben, dass Lilys Träume SO real waren.
»Vielleicht.« Lily lief nun mit festerem Schritt. Der Rabe entschwand, aber sie war nicht mehr an ihm interessiert, eher an dem seltsamen Gefühl des Wiedererkennens, das sich in ihr breit machte. Sie kannte diese Straße, die Häuser, die Fenster… Und plötzlich tauchte das Bild eines schwarzen Gartentors vor ihrem inneren Auge auf. Ein schwarzes, gewundenes Gartentor… Suchend sah sie sich um.
»Lily, rede mit mir!« Genervt sah wedelte James vor ihrem Gesicht hin und her. »Was tun wir hier?«
»Ich glaube, ich erinnere mich!« Ihr Blick blieb nur kurz an James hängen, wanderte dann suchend weiter. »Ich glaube, in meinem Traum… Da war diese Allee und der Rabe und ein schwarzes Gartentor!«
»Ein schwarzes Gartentor?«
»Ja! Und wenn wir das Gartentor finden, dann haben wir Madam Blanchard gefunden!« Ihr Herz schlug höher. Sie würden sie finden! Sie würde tatsächlich endlich ein Leben retten können!
James sah nicht besonders überzeugt aus, aber das interessierte Lily im Moment überhaupt nicht. Sie mussten dieses Gartentor finden, jede Minute, die Blanchard in der Gewalt der Todesser war, war eine Minute Folter, da war sich Lily sicher. Sie durfte keine Zeit für überflüssige Erklärungen verlieren, also lief sie los, die Straße hinauf, sah sich suchen von links nach rechts um, während James ihr folgte und dasselbe tat.
Die Straße aufwärts gab es kein schwarzes Gartentor, wenn überhaupt, dann nur eiserne. Also liefen sie die Straße hinunter, selbst als die Allee schon geendet hatte, rannten weiter und weiter und fanden doch nur ein schwarzes Gartentor und das kam Lily überhaupt nicht bekannt vor. Zu allem Überfluss begann es noch zu regnen und obwohl James schnell einen Regenschirm herbei zauberte, kroch die Nässe doch mit kalten Fingern in ihre Kleidung.
»Und jetzt?«, fragte James und Lily warf ihm einen genervten Blick zu. Als ob sie das wüsste! Sie war mindestens genauso ratlos und begann langsam aber sicher an ihrem Verstand zu zweifeln. Vielleicht waren ihre Träume auch einfach nur wirre Fantasien, vielleicht existierte das schwarze Gartentor gar nicht und diese Allee war eine gewöhnliche Allee wie jede andere und James setzte viel zu viele Hoffnungen in sie… Verzweifelt ließ sie sich auf dem nassen Bordstein nieder und schlang die Arme um die Knie. Was sollte sie nur tun?
In diesem Moment sah sie die Katze. Schwarz mit weißem Bauch. Sie lief leichtfüßig die Straße entlang, den Kopf zu Lily und James gewandt. Lily konnte ihre Augenfarbe nicht erkennen, aber sie war hell, vielleicht grün… Grün wie die Augen ihrer verstorbenen Katze. Doch das konnte nicht sein…
Und da erinnerte Lily sich: Sie war der Katze gefolgt! Die Katze, sie war ihr am Spielplatz abgehauen! Lilys Herz schlug höher und mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen. Die Katze beschleunigte ihren Schritt, als Lily näher kam und begann schließlich zu rennen, Lily hinter ihr her. Sie lief nicht weit, sprang elegant auf eine Steinmauer und verschwand im dahinter liegenden Garten. Keuchend von dem kurzen Sprint stand Lily vor der Sandsteinmauer, lief an ihr entlang und blieb schließlich vor Haus Nummer siebzehn stehen. Das Haus, zu dem die Sandsteinmauer gehörte, war aus demselben Material gebaut, groß und vor den Fenstern waren schwarze, verwundene Gitter angebracht.
Lilys Herz schlug schneller, eilig verbarg sie sich wieder hinter der Mauer und zückte ihren Zauberstab. James, der ihr nicht gefolgt war, sondern sie nur verblüfft beobachtet hatte, kam jetzt langsam näher, nachdem er ihre verängstigte Haltung bemerkte. Dank dem Regen waren sie allein unterwegs, nur ein Auto kreuzte James‘ Weg, als er die Straße überquerte. Dennoch griff er nach ihrem Zauberstab und drückte ihn zurück in Lilys Jackentasche.
»Was ist los?«, fragte er und sah sich nervös um.
»Ich glaube, das ist das Haus!« Lily wusste selbst nicht, warum sie plötzlich flüsterte. Wenn da drinnen wirklich eine Bande von Todessern war, dann hatten sie Lily sowieso schon gesehen und dann war ihr Verhalten mehr als ungewöhnlich gewesen… Was wiederum bedeutete, dass die Todesser vermutlich schon von ihrer Anwesenheit wussten.
»Und was ist mit dem schwarzen Gartentor?«
»Sieh dir die Gitter vor den Fenstern an!«
Mit gerunzelter Stirn sah James an der Hauswand empor, sah dann wieder wenig überzeugt zu Lily und strich sich nervös durchs Haar. »Bist du dir sicher?«
Lily nickte überzeugt und James seufzte resigniert. Für einige Sekunden war das leichte Prasseln des Regens auf James‘ Schirm das einzige Geräusch zwischen ihnen, dann nickte James. »Schön.«, meinte er, zog seinen Zauberstab aus seiner Jacke. »Lass uns die Sache untersuchen.«
»Willst du nicht den Orden informieren? Deine Eltern?« Nervös zog auch Lily wieder ihren Zauberstab aus der Tasche, aber James schüttelte den Kopf.
»Sie sind sicherlich gerade selbst auf der Suche. Wir untersuchen die Sache erst selbst und rufen sie, wenn wir ganz sicher sind.«
»Aber das ist gefährlich!«, wandte Lily ein, doch James meinte nur: »Warte hier. Ich bin gleich wieder da.«
»Was?!« Entsetzt sah Lily ihn an, doch James lief schon los an der Mauer entlang in Richtung Haustür. Was hatte er nur vor?
Und dann hörte sie es. Ein Klopfen, drei Mal, laut und vernehmlich. Was tat dieser Idiot denn nur? War er gerade tatsächlich seelenruhig zu einem vermeidlichen Todesserhaus gelaufen und hatte angeklopft?! Wenn dies wirklich das Haus von Todessern war, dann war er innerhalb von Sekunden sterben! Lilys Herz schlug so heftig, dass sie Angst hatte, es könnte ihr jeden Moment aus der Brust springen. Warum tat James das? War er verrückt geworden?
Und sie war noch überraschter, als sie plötzlich Stimmen vernahm. James unterhielt sich mit jemandem. War ihm tatsächlich aufgemacht worden?! Und worüber unterhielten sie sich? Langsam, Schritt für Schritt ging Lily näher zum Hauseingang und presste sich schließlich lauschend an das Ende der Mauer.
»Sie sind es doch sicherlich auch leid, alle Möbelstücke hin und her zu rücken, um auch ja in jeder Ecke ordentlich saugen zu können. Aber ich verspreche Ihnen, mit diesem neuem Model kommen Sie ohne großen Aufwand in jede Ecke. Da macht das Staubsaugen wirklich richtig Spaß! Ich hab den auch zu Hause und ich konnte selbst gar nicht glauben, wie einfach es plötzlich ist, seine Wohnung auf Vordermann zu bringen!«
Fassungslos stand Lily da und traute ihren Ohren nicht. Was redete James denn da?! Was war nur in ihn gefahren? War er wahnsinnig geworden?
Eine männliche Stimme sagte, dass er keinen neuen Staubsauger brauche, weil sein alter wunderbar funktionierte, aber James ließ sich nicht beirren. »Wussten Sie, dass die Hälfte aller Einwohner Englands im Alter allergisch auf Hausstaub und Milben werden? Das kommt von dem Staub, der sich in unseren Ecken sammelt. Die Saugleistung unseres Staubi2000 ist sogar doppelt so gut wie die herkömmlicher Staubsauger. Ich verspreche Ihnen, mit dem richtigen Staubsauger bleiben sie allergiefrei und verbessern dadurch ihre Lebensqualität in einem beachtlichen Ausmaß.«
Lily schüttelte langsam den Kopf. Ja, James WAR wahnsinnig geworden! Anders konnte sie sich das nicht erklären. Er konnte doch unmöglich so lebensmüde sein!
Und dann antwortete der Fremde auch noch, dass er tatsächlich eine Hausstauballergie habe. Lily klappte der Mund auf. Was tat James da nur? War das einer seiner blöden Scherze? Wieso versuchte er diesem Mann einen Staubsauger zu verkaufen? Lily konnte es einfach nicht verstehen. Schlussendlich entschied sich der Mann aber gegen einen Kauf und James verabschiedete sich höflich. Als er um die Ecke trat, packte Lily seinen Arm und schmiss ihn regelrecht gegen die Sandsteinwand.
»Was sollte DAS denn?«
»Das Haus ist clean, da sind keine Todesser.«, meinte James.
»Was? Aber… Wieso…Warum hast du das…«
»Ich hab dir doch erzählt, dass meiner Mutter ständig Sachen angedreht werden.« James setzte sich wieder in Bewegung, die Straße hinauf. »Das liegt daran, dass sie den ganzen Muggelvertretern einfach nichts entgegen zu setzten hat, wenn die mit ihrem ganzen ›Fachwissen‹ auf sie einreden. Dieser Mann war ganz eindeutig ein Muggel, denn er wusste einigermaßen wovon ich redete und ließ sich nicht beirren.«
»Kam dir der Muggel irgendwie aufgewühlt vor?«
»Er hat Smalltalk mit mir gehalten, also eher nein.«
»In meinem Traum wurde Blanchard aber in einem Keller festgehalten! Was, wenn die Todesser im Keller sind!«
»Du meinst in seinem Keller?« James runzelte die Stirn. »Du meinst, sie haben sich in einem Muggelhaus einquartiert und halten die Muggel als Geisel? Warum sollten sie das tun?«
»Um nicht gefunden zu werden!«
»Lily, sie haben keine Angst vor uns.« James blieb stehen und fuhr sich verstört durch das Haar. »Sie brauchen kein Versteck! Und wenn, dann würden sie sich sicherlich nicht in einem Muggelhaus verstecken und den Muggel auch noch am Leben lassen! Überleg doch mal: Sie haben die Aurorenzentrale unter Kontrolle, das Ministerium wird von ihnen untergraben, sie wissen vermutlich nicht mal vom Orden! Warum also sollten sie sich in dem Keller eines Muggelhauses verstecken? Das ergibt keinen Sinn!«
»Aber das Haus…«
»Es gibt Millionen Häuser mit schwarzen Gartenzäunen oder Geländern.«
»Aber die Katze… Der Rabe! Sie haben uns wie in meinem Traum zu diesem Haus geführt!«
»Was genau ist denn in deinem Traum passiert? Woran erinnerst du dich?« James legte die Hände auf ihre Schultern und beugte sich zu ihr herunter, als sie den Blick senkte. Der Regen tropfte ihm in den Nacken und klebte ihm das Haar ins Gesicht. Wie sehr er Regen doch hasste!
»Ich… Ich weiß nicht alles, aber…«, Lily drehte nachdenklich ihren Zauberstab in ihren Händen, »Da waren die Raben und diese Katze und ich bin ihnen gefolgt und dann war ich vor dem Haus mit dem schwarzen Gartentor… Ich bin vor irgendetwas davon gelaufen…«
»Wovon?«
»Ich weiß nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich durch das Gartentor getreten bin und… Und dann war ich in dem Keller. Und Blanchard war tot.«
Langsam richtete James sich wieder auf, warf über Lilys Kopf einen Blick zurück zu dem Haus und legte die Stirn in Falten. »Klingt nach einem Portschlüssel…«
»Ein Portschlüssel?« Lily sah überrascht auf.
»Na ja, wenn du plötzlich an einem anderen Ort warst… Du bist ja nicht im Traum appariert, oder?«
»Aber warum sollte…«, begann Lily, doch James sprach weiter, eher zu sich selbst als zu ihr. »Ein Portschlüssel um andere Todesser zu ihrem geheimen Versteck zu bringen. Vielleicht ist irgendwo auf dem Gelände ein Portschlüssel, vielleicht ist das ihre Sicherheitsmaßnahme oder ihr übliches Fortbewegungsmittel. Aus Angst vor Verrätern hält Voldemort seinen Aufenthaltsort geheim und der einzige Weg, zu ihm zu gelangen ist über den Portschlüssel! Hast du in deinem Traum irgendetwas berührt? Nachdem du durch das Gartentor gegangen bist. Einen Stein, eine Pflanze, irgendetwas?«
»Ich…« Lily schwirrte der Kopf von seinen wirren Spekulationen. »Ich weiß nicht…«
»Wie findet man Portschlüssel?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Für gewöhnlich sind es unauffällige Gegenstände… Es könnte alles sein! Ein Gartenzwerg, ein Gartenschlauch… Wenn der Portschlüssel überhaupt im Garten ist, er könnte auch im Haus sein…«
»Wir müssen den Garten durchsuchen.«
»Nein, wenn einer von uns den Portschlüssel versehentlich berührt, wird er in ein Todesserhaus gebracht, allein. Das ist viel zu riskant. Es muss einen anderen Weg geben, einen Portschlüssel aufzuspüren… Wenn mich nicht alles täuscht, werden sie im Ministerum registriert.«
»Du glaubst doch nicht, dass die Todesser ihren Portschlüssel tatsächlich im Ministerium registrieren lassen!«
»Es ist nichts dabei, JEDER kann einen Portschlüssel erstellen und verwenden. Es ist nichts auffälliges daran, dass in Glasgow in einem Wohnviertel irgendwo ein Portschlüssel ist. Als ich noch jünger war, haben meine Eltern ständig einen Portschlüssel zum Schuljahresbeginn zu Kings Cross erstellt.«
»Also gut. Nehmen wir mal an, der Portschlüssel wurde tatsächlich registriert. Wie kommen wir an die Information ran? Willst du ins Ministerium spazieren und den Beauftragten einen Staubsauger im Tausch zu Informationen anbieten?«
James verdrehte die Augen. »Mach dich nicht lächerlich, Lily.« Dann zog er einen kleinen Handspiegel aus seiner Jackentasche, einen, den Lily noch nie zuvor gesehen hatte. »Wir fragen meinen Dad.«

Geduld war noch nie Lilys Stärke gewesen. Sie war vermutlich geduldiger als James oder Sirius, doch wenn ihr etwas wirklich, wirklich nahe ging, machte sie das Warten wahnsinnig. Dann kaute sie auf ihrer Unterlippe, bis sie blutig war, rupfte an ihren Fingernägeln, bis selbst die beste Maniküre sie nicht mehr retten konnte, trat von einem Bein auf das andere und schon der kleinste, blöde Kommentar brachte sie zur Weißglut.
Auch James machte das Warten keinen Spaß. Der Regen tat sein übriges und die Stimmung der beiden gelangte zu dem absoluten Tiefpunkt. Sie hatten einen Beobachtungsposten eingenommen, versteckt hinter den Bäumen der Allee einige Meter vom Haus entfernt und warteten, die Kapuzen ihrer Regenmäntel tief ins Gesicht gezogen. Lily wurde kalt, obwohl sie immer wieder einen Trockenzauber anwandte und James ging es nicht besser.
»Es gibt vermutlich nichts auffälligeres, als wenn zwei Menschen im Regen unter einem Baum stehen und ein Haus anstarren.«, bemerkte Lily irgendwann bissig und drehte sich zu James um. Er stand direkt hinter ihr, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
»Deswegen starre ich ja auch nicht das Haus an.«, erwiderte er und setzte sein spöttisches Grinsen auf.
»Sondern?«
James zuckte mit den Schultern, nahm die Hände aus den Hosentaschen und lehnte sich mit einem Arm gegen den Baum. Er brauchte kaum einen halben Schritt näher zu kommen, um Lily mit dem Rücken gegen den Baum zu drücken.
»Was soll das?«, knurrte sie und versuchte sich von James zu lösen.
»Ein Liebespaar im Regen unter einem Baum ist gleich viel unauffälliger.«, bemerkte James leichthin.
»Wir hätten einen Unsichtbarkeitszauber benutzen sollen!«
»Im Regen?« James hob eine Augenbraue. »Schon mal einen Unsichtbarkeitszauber im Regen benutzt?« Lily schüttelte den Kopf. »Im Regen bringen einem Unsichtbarkeitszauber nicht viel… Geübte Augen können den Unterschied erkennen. Tropfen, die von deiner Jacke abprallen, die verräterischen Wellen in Pfützen und das Geräusch der Regentropfen, wenn sie auf deinen Körper treffen… Im Regen muss man sich sehr, sehr geschickt bewegen, um nicht aufzufallen. Kennst du das, wenn du spürst, dass jemand in der Nähe ist, obwohl du ihn noch nicht siehst? Wenn du spürst, dass du beobachtet wirst?«
Lily nickte. Dieses Gefühl kannte sie nur zu gut.
»Im Regen, wenn all diese kleinen Dinge geschehen wie die abprallenden Tropfen oder das seltsame Geräusch der Regentropfen auf deiner Jacke… Meistens bemerkt man es gar nicht bewusst. Man steht nicht da und konzentriert sich auf die Flugbahn von Regentropfen. Aber unser Unterbewusstsein nimmt viel mehr auf, als wir denken. Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, dass wir diese winzig kleinen Regentropfen gesehen haben, wir HABEN sie gesehen und wir HABEN unterbewusst festgestellt, irgendetwas stimmt nicht. Dass da jemand ist.«
»Auf diese Entfernung würde niemals jemand solche Sachen bemerken«, erwiderte Lily.
»Nein.« James grinste, senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber was, wenn ein Todesser unsichtbar an uns vorbei läuft? Dann ist es doch klüger, wenn du und ich uns sehen können. Uns Signale geben können, die er nicht versteht.«
»Warum sollte ein Todesser-«
»Warum nicht?«
»Er hat doch nichts zu befürchten!«
»Tatsächlich? Ich finde, wir sind eine Gefahr für ihn.«
Lily runzelte die Stirn. »Manchmal redest du echt wirres Zeug!«, beschwerte sie sich und James lachte leise.
»Ich sag nur die Wahrheit.«
»Du versuchst nur, mir Angst zu machen!«
»Ich versuche nur, dir das beizubringen, was mein Vater mir von klein auf eingebläut hat.« James warf einen kurzen Blick zu dem Haus, dann wieder zu Lily. »Erwarte stets auch das Unwahrscheinlichste.«
Und wie auf Stichwort erschien jemand in der Straße. James hörte die lauten, schmatzenden Schritte, bevor er den Mann über seine Schulter hinweg entdeckte. Er war in einen langen, schwarzen Regenmantel gekleidet, sein Gang war schnell und forsch, sein dunkler Regenschirm bog sich im Wind. Es könnte ein gewöhnlicher Muggel sein, der von der Bushaltestelle nach Hause lief, trotzdem legte James eilig die Lippen auf Lilys und drückte sie an sich. Sie wollte protestieren, doch sie ließ ihn gewähren, als sie seinen Blick bemerkte. Um die verdächtige Person ebenfalls besser in Augenschein nehmen zu können, legte Lily den Kopf ein bisschen mehr schräg und spähte an James vorbei. Als der Mann den Kopf hob, schloss sie schnell die Augen. Sie glaubte nicht, dass sie ihn kannte und sie hoffte, dass er sie nicht von der Akademie wiedererkannte oder James von irgendwoher. Doch der Mann lief weiter, ohne den beiden irgendeine Beachtung zu schenken.
James löste sich stumm von Lily, heftete seinen Blick auf den Rücken des Mannes. »In der letzten Stunde ist niemand diese Straße lang gegangen, oder?«, fragte er leise und Lily schüttelte den Kopf.
»Nicht mal ein Auto.«, wisperte sie zurück.
»Hmm.«, machte James. Der Mann lief noch immer weiter, er hatte einen braunen Aktenkoffer in einer Hand, den James zuvor nicht bemerkt hatte. Er hatte jetzt den Kopf gehoben, schaute sich suchend um und ließ den Blick über die Häuser am Straßenrand schweifen.
Dann verlangsamte er seinen Schritt und blieb vor Haus Nummer siebzehn stehen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ein so bewegendes Gefühl hatte ich nie zuvor erlebt, wenn es um das Schreiben ging.
Joanne K. Rowling