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James Potter und die Schwestern des Schicksals - Kapitel 14

von Jojoi

Am nächsten Tag ging Lily James und seiner Familie bewusst aus dem Weg. Nicht weil sie sauer auf ihn oder seine Eltern war. Die letzten Vorfälle hatten ihr Misstrauen geweckt. Ein Misstrauen, das Lily eigentlich gar nicht fühlen wollte. James war einer der wenigen Menschen, denen sie auf dieser Welt absolut vertraute und seine Eltern waren immer gut zu ihr gewesen. Sie wollte dieses Gefühl nicht weiter ausbauen. Und vor allem wollte sie nicht, dass die Potters merkten, dass sie ihnen nicht mehr vertraute.
Aber am Mittag gewann ihr Misstrauen doch die Oberhand und Lily ging (wohlwissend, dass James nicht da war und in den nächsten drei Stunden sicher nicht kommen würde) in sein Zimmer. Es war ihr egal, ob Koby sie beobachtete. Es war ihr egal, ob Miranda oder ihr Mann sie möglicherweise hörten. Sie durchsuchte sein Zimmer, wonach wusste sie selbst nicht. Einen Zahlungsbeleg für einen Geheimagenten? Wohl kaum. Ein Zauberbuch für die richtigen Täuschungsmanöver? Ganz sicher nicht.
Lily wusste selbst, wie irrational sie sich verhielt. Und sie fand auch nichts, absolut nichts, außer Fotos von ihm und seiner Ex Christin in einer Schachtel unter seinem Bett. Und obwohl Lily eigentlich nicht nach so was suchte, interessierte sie sich doch ziemlich für die Fotos, ließ sie immer wieder durch die Hände gleiten, eines nach dem anderen. Gewöhnliche Pärchenfotos, nichts besonderes. Solche hatte Emily bestimmt auch schon von Lily und James gemacht, Emily fotografierte schrecklich gern glückliche Menschen. Der fünfzehn oder sechszehnjährige James auf den Fotos sah auch sehr glücklich aus.
Bevor sich zu dem Misstrauen noch Eifersucht mischen konnte, packte Lily die Kiste wieder weg und zog eine andere hervor. Darin waren seine Liebesbriefe an Lily. Sie hatte sie schon einmal entdeckt, in Hogwarts. Liebesbriefe, kleine Kritzeleien ihres Namens, sogar Gedichte. Kurz überflog sie die Adressaten der meisten Schriftstücke, aber es war kein einziger für Christin dabei. Als sie die Schriftstücke wieder zurücklegte fielen ihr die Datumsanzeigen auf, die James unter jedes Gedicht geschrieben hatte.
Das letzte, das ganz oben lag und dessen Zeilen so oft durchgestrichen und neu geschrieben waren, hatte er im August geschrieben. Als er im Trainingslager war?
Lily runzelte die Stirn und versuchte aus den Kritzeleien schlau zu werden. Er schien es nie fertig gestellt zu haben, die letzte Strophe war komplett durchgestrichen.
Träume verbrennen im fernen Wind deines Atems.
Sie verblassen im Dunkel deines Augenblicks.
Kleben am Klang deiner Lügen
wie zersplitternde Kristallscherben.

Sag mir wovon ich träumen kann.

Wir sind keine One-Man-Show
In der du die Reden schwingst
Und ich unsere Zukunft begrabe
Unter fehlendem Einfallsreichtum
Und mit schwindenden Mut.

Wovon darf ich träumen?

Vom Schattenspiel deines Lächelns
Vom Mondschein deiner Augen
Von unseren Spuren im Schnee
Von

Lily runzelte die Stirn. Die letzten Worte waren so dick durchgestrichen, dass sie sie nicht lesen konnte. Was hatte James mit diesem Gedicht gemeint? Redete er von ihr? Warum verblassen Träume in ihrer Nähe? Oder verstand sie alles ganz falsch? Meinte er etwas völlig anderes? Im Trainingslager… Was könnte ihn dort so aufgeregt haben? Christin?
Ein paar Minuten saß sie rätselnd am Boden, das Blatt in den Händen und brütete über die Botschaft des Gedichts. Doch ein halbfertiges Gedicht konnte man nicht völlig entschlüsseln, oder?
Frustriert legte sie das Gedicht wieder in die Schachtel zurück und stopfte diese unter das Bett. Dann legte sie sich auf James’ Bett und blieb dort liegen zugedeckt mit all ihren Gedanken, bis es dämmerte und ihr Freund schließlich nach Hause kam.
»Was machst du da?«, fragte er, als er das Zimmer betrat und sie gerademal den Kopf drehte. »Ein Liegestreik wegen Koby?«
»Nein.« Lily erhob sich schwermütig und blieb einen Moment lang auf der Bettkante sitzen, weil ihr Kreislauf noch nicht richtig in Schwung war.
»Was dann?«
Lily zuckte mit den Schultern und James entdeckte die Schachtel unter seinem Bett, die sie nicht ganz zurück geschoben hatte. Lily bemerkte seinen Blick und versuchte sich möglichst nichts anmerken zu lassen.
»Hast du was gesucht?«, fragte James dann, als er auch das leichte Chaos auf seinem Schreibtisch bemerkte und stellte seinen Besen vorsichtig hinter die Tür.
»Nein.«
»Okay.« Er sah sie nicht an, aber sie merkte, dass er ihr nicht glaubte. Misstraute er jetzt ihr? Wie fühlte sich das an, Mr Potter?
»Ich geh dann mal in mein Zimmer.«, meinte Lily, stand auf und blieb einen Moment stehen, weil das Blut nicht so schnell in ihren Kopf gelangen wollte. Dann wankte sie mit vom Liegen steifen Gliedern in ihr Zimmer zurück. James hielt sie nicht auf. Vermutlich untersuchte er erst einmal, was sie gefunden haben könnte. Lily grinste. Dieses Spiel konnte man durchaus auch zu zweit spielen.

»Wie oft muss ich dir noch das Rauchen verbieten?« James’ Dad stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich neben seinen Sohn an den Holzzaun. »Kannst du meinen Rauchen-ist-schädlich-Vortrag inzwischen nicht auswendig?«
»Doch.« James nahm seelenruhig einen weiteren Zug und starrte weiterhin vor sich hin in die Dunkelheit der Herbstnacht. »Ich hör ihn nur so gerne.«
»Sehr witzig.« Noch einmal seufzte sein Vater, stützte beide Arme auf dem Zaun ab und sah mit seinem Sohn zusammen über die Wiese hinweg. Sie lehnten gegen den Zaun auf der anderen Seite der Straße des Potteranwesens. Der Bauer, der das Feld bestellte hatte ihn aufgestellt, nachdem Sirius und James einmal mit einem geklauten Traktor darauf herumgefahren waren und seine Ernte angeblich zerstört hatten, obwohl James das bis heute nicht verstand, der Bauer hatte ja sowieso nur Gras gesät.
»Wenn deine Mutter fragt hab ich dir den üblichen Vortrag gehalten.«, brummte James Senior und warf einen prüfenden Blick in den wolkenverhangenen Nachthimmel.
»Mom weiß, dass ich hier bin?«
»Deine Mutter sieht und hört alles.«
»Super.« James schnippste etwas Asche in den Wind und stützte den Kopf in eine Hand. »Das freut mich.«
»Warum so niedergeschlagen?«, fragte sein Vater schließlich und musterte seinen Sohn in der Dunkelheit so gut es ging.
»Lily nervt.«
»Schon?« Grinsend zog sein Dad eine Augenbraue hoch. »Ging ja schnell. Sie ist doch noch nicht mal zwei Wochen da.«
»Schrecklich, nicht wahr?« James seufzte tief und sein Vater schüttelte grinsend den Kopf.
»Was hat sie angestellt?«
»Sie geht mir mit Koby auf die Nerven. Sie meint, er bespitzle sie.«
Mr Potter schwieg einen Moment lang und runzelte nachdenklich die Stirn. »Lily ist sehr feinfühlig, was?«
»Ja. Kann ich es ihr nicht sagen?«
»Es ist besser, wenn sie auch aufmerksam ist. Und trotzdem nicht das Gefühl hat, unter Dauerbeobachtung zu stehen.«
»Genau das hat sie aber!«
Er zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder James zu. »Ist das alles, was dich nervt?«
James zuckte mit den Schultern und nickte gleichzeitig, dann nahm er noch einen Zug von seiner Zigarette. »Dann ist sie noch mit diesen Idioten ausgegangen.«
»Sie liebt dich.«
»Sie muss trotzdem nicht mit diesen Idioten ausgehen!«
»Natürlich nicht.« Mr Potter lachte leicht. »Aber ganz ehrlich, Jamie, du solltest da nicht viel hinein interpretieren.«
»Das tu ich auch nicht!« James warf seinem Vater einen wütenden Blick zu. »Und nenn mich nicht Jamie, ich hasse das.« Mürrisch nahm er noch einen Zug und atmete tief aus. »Es ist nur… In Hogwarts waren wir uns so nah. Wir haben über alles geredet und hatten unsere Streitereien. Wir haben ständig Streitereien, das ist irgendwie normal, aber dann haben wir darüber geredet und dann war es wieder gut. Wir haben wirklich über alles geredet, über unsere Freunde, Schule, Feinde, Sex, über unsere ehemaligen Beziehungen, über unsere Zukunft, einfach über alles. Und dann ist sie gegangen. Hat mich auf dem Bahnhof stehen gelassen wie den letzten Vollidioten. Und seit dem sie wieder da ist reden wir… Über Oberflächlichkeiten. Es ist einfach nicht mehr dasselbe.«
»Das muss frustrierend sein.«
»Ist es auch!« Als wäre James auf seinen Vater wütend warf er ihm einen zornigen Blick zu, was dieser mit einem leichten Lächeln hinnahm. »Ich dachte, wir sehen uns wieder und fangen da an, wo wir aufgehört haben. Aber sie kommt mir immer so weit weg vor.«
»Hast du versucht mit Lily darüber zu reden?«
»Ich dachte, vielleicht wird das ja wieder. Aber es wird immer schlimmer.«
Für einen Moment schwiegen die beiden. Irgendwo schrie eine Eule und James suchte den Himmel nach seiner gefiederten Freundin Agnes ab.
»Als ich damals in den Zusatzstunden in Lilys Kopf sehen musste hab ich schreckliche Sachen gesehen, James.«, sagte sein Vater dann und senkte den Blick. »Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dir das zu sagen. Ich hab auch nie mit Lily darüber geredet, vielleicht hätte ich das machen sollen. Sie ist immer so fröhlich und als ich damals Legilimentik angewendete habe, war ich völlig geschockt von dem vielen Schmerz und den Bildern, die ich gesehen und gefühlt habe.«
James schwieg einen Moment, dann sagte er ganz gefasst: »Ich weiß, was Lily durchgemacht hat. Sie hat mir alles gesagt. Angefangen von dem Tod ihrer Eltern bis hin zu dem Tag, an dem sie beinahe von Mulciber vergewaltigt worden wäre. Wir haben über alles gesprochen.«
Mr Potter hob die Augenbrauen hoch. »Mulciber?«
»Alec Mulciber. Er war in unserer Stufe.«
»Ich weiß. Er ist der Sohn-«
»-deines ehemaligen Chefs, genau.«
»Wow.« James’ Dad schüttelte etwas geschockt den Kopf. »Jetzt bin ich sogar noch froher, gekündigt zu haben. Kaum zu glauben, aber ich kann meinen ehemaligen Chef jetzt sogar NOCH weniger leiden.«
»Ich hasse Mulciber.«
»Kann ich nachvollziehen.«
James nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, drückte sie dann am Zaun aus und warf sie in die Wiese. Die Grillen zirpten und der Wind blies durch die Äste des Nussbaums. Sonst war alles still.
»James, hör zu.«, durchbrach Mr Potter die nächtliche Stille und wandte sich seinem Sohn zu. »Ich glaube… Ich glaube Lily ist ein sehr unsicherer Mensch. Ich glaube auch, dass ihre Ferien so nervenaufreibend waren, dass sie viel Zeit braucht, um sich hier einzuleben. Hier auf dem Land ist es einfach etwas ruhiger, gemütlicher…«
»Sag ruhig langweiliger.«
»Ja vielleicht auch das.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und James wandte sich endlich seinem Vater zu. »Ich glaube, sie braucht Zeit James. Ich glaube, ihr braucht Zeit. Dein Leben hat sich gerade auch erst verändert und es braucht Zeit bis man eine Art Alltag entwickelt hat. Ich kann mir vorstellen, dass Lily genauso frustriert ist wie du, wenn nicht sogar noch mehr. Man wollte sie umbringen, mal wieder wohl gemerkt. Ich an ihrer Stelle hätte auch Angst. Vielleicht ist sie deswegen etwas überempfindlich.«
»Du meinst, deswegen hackt sie so auf Koby rum?«
»Ich meine, deswegen hackt sie auf dir herum.« Mr Potter grinste leicht. »Denk doch mal nach James, was machen die meisten Menschen, wenn sie wütend sind? Sie lassen es irgendwie heraus und meistens sind es nicht die Freunde, die diese Wut zu spüren bekommen, sondern die Familie. Weil die Familie einen im Normalfall nicht verlässt, egal wie schrecklich man sich benimmt. Familien halten zusammen. Du weißt doch, wie wir immer in Deckung gehen, wenn deine Mutter schlecht drauf ist. Und du lässt auch immer alles an deiner Mom raus, wenn sie gerade in der Nähe ist. So ist das, das ist normal. Es ist nur so, dass Lily keine Familie hat. Also, an wem oder was soll sie ihre Frustration denn raus lassen? An mir und deiner Mutter? Nein, dafür ist sie zu gut erzogen. Und Sirius hat, feinfühlig wie er ist, schon lange gemerkt, dass da etwas unter der Oberfläche brodelt und hält sich möglichst aus der Schussbahn draußen.« Mr Potter zuckte mit den Schultern. »Du hast nun einmal das Pech - oder Glück, dass du Lilys Familie bist, James. Und deswegen musst du das jetzt aushalten. Das geht vorbei. Glaub mir.«
»Ich bin also Lilys Dampfablasser? Super.« Mürrisch stützte James den Kopf in beide Hände, während sein Vater ihm den Arm um die Schultern legte.
»Ja. Daran merkt man, dass ihr eine richtige Beziehung führt und nicht nur Händchen haltet. Richtige Beziehungen müssen so was aushalten. An seinen Kindern seinen Frust heraus zu lassen ist nämlich ganz schlecht.«
»Stimmt.« James richtete sich seufzend auf und sein Vater klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Das geht vorbei. Glaub mir. Und was würde Sirius jetzt sagen?«
»Wer eine unglückliche Liebe in Alkohol ertränken möchte, handelt töricht. Denn Alkohol konserviert.«, riet James und sein Vater lachte.
»Jaahh… Nein. Ich meinte, dass er sagen würde: Versöhnungssex ist sowieso der beste.«
»Ja, klingt, nach Sirius.«
»Dein Spruch ist besser.«
»Hab ich von Mom.«
»Nett. Ich frag mal besser nicht weiter.« Damit zauberte er seinem Sohn zum ersten Mal an diesem Abend ein Lächeln ins Gesicht. »Und jetzt putz dir die Zähne, bade dich in Parfüm und geh zu deiner Freundin. Es ist doch dämlich, dass du ihr aus dem Weg gehst, wenn du ihr eigentlich nah stehen willst.«
Und da hatte Mr Potter wirklich gar nicht so unrecht.

Panna Cotta hatte sich schnurrend in Lilys Armen zusammen gerollt und sich streicheln lassen. Zusammen lagen sie auf dem Bett, Lily hatte den Kopf in die Kissen gelegt und streichelte die Katze mit einer Hand. Das weiche Fell berührte ihre Wange und Lily schloss langsam die Augen. Panna Cottas Schnurren verstummte und das Kätzchen schlief ein.
Als die Zimmertür aufging, riss Lily die Augen auf, drehte sich aber nur langsam um und sah zur Tür.
»Hey!«, sagte James, lächelte ihr zu, sein Haar stand mal wieder in alle Richtungen ab, als wäre der Wind einmal ordentlich hindurch gefahren. War er draußen gewesen?
»Psst!«, machte Lily und deutete auf das graue Fellknäul neben ihr. James ließ es sich trotzdem nicht nehmen, auf das Bett zu ihr zu klettern. Über ihre Schulter hinweg betrachtete er die Katze, die immer noch selig schlief, dann gab er seiner Freundin einen Kuss auf die Schulter.
»Hab ich dich geweckt?«
»Nein.« Lily legte den Kopf wieder auf dem Kissen ab und James schob ihr Haar weg, um ihren Hals zu küssen. Vorhin hatte er sie kaum beachtet. Und jetzt so was? Was hatte er vor?
»Wollen wir am Wochenende ausgehen?«
»Ausgehen?«
James zuckte mit den Schultern. »Da hab ich frei. Wir könnten nach York. Was essen gehen oder so.«
»Ein Date?«
»Ein Rendezvous.«
»Da gibt es einen Unterschied?«
»Rendezvous klingt romantischer.«
»Weil du auch der große Romantiker bist.«
»Schon.« James grinste, küsste sie ins Haar. »Ich finde mich sehr romantisch.«
Lily ging nicht weiter darauf ein, strich noch einmal über Pannas weiches Fell.
»Zwing mich nicht, dich anzubetteln, dass du bitte, bitte mit mir ausgehen willst.«, brummte James und stütze den Kopf in einen Arm, den anderen hielt er um Lily geschlungen. »Ob du’s glaubst oder nicht, ich hasse das auch.«
»Ich hab keine Lust auszugehen.«
»Vorgestern sah das nicht so aus.«
»Vorgestern war was anderes.«
»Warum? Weil ich nicht dabei war?«
»Nein.«
»Doch. Doch, das ist es, nicht wahr? Du hast Lust mit vielen Jungen auszugehen, aber auf ein Einzeldate mit mir hast du keine Lust.«
»Ich dachte, es wäre ein Rendez-vous.«
»Lily, hör auf mich anzukotzen!« Seine Stimme klang schärfer als beabsichtigt. »Wenn du keine Lust auf mich hast, dann sag es doch einfach!«
Lily biss sich auf die Lippen. Sie wusste ja selbst nicht, was mit ihr los war. »Ich fühl mich so antriebslos.«, gab sie zu und James runzelte die Stirn.
»Dann ist ausgehen doch die beste Medizin, oder?«
»Ich will aber nicht.«
»Was willst du dann?«
James hatte ihr diese Frage schon einmal gestellt. Und schon damals war sie schwer zu beantworten gewesen. »Komm schon, Lily, sag mir EIN MAL was du willst!«, hatte er ihr zugerufen mitten in ihrem schrecklichen Streit, nach welchem sich James für kurze Zeit von ihr getrennt hatte. Es kam Lily so vor, als wäre es schon vor Ewigkeiten geschehen. Und trotzdem wusste sie immer noch nicht, was sie wollte.
»Ich weiß nicht… Ein Haus mit einem weißen Gartenzaun.«, meinte sie schließlich, strich noch einmal über Panna Cottas Fell, das sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte. »Mit einer Schaukel im Garten und bunten Vorhängen. Die Nachbarn sollen nett und verständnisvoll sein. Jeder soll jeden kennen, so wie hier. Und ich will endlich wieder einen guten Grund haben, morgens aufzustehen.«
Überrascht musterte James ihr Gesicht, gab ihr dann einen Kuss in den Nacken und meinte: »Das klingt nicht nach einem Ding der Unmöglichkeit.«
»Für mich schon.«
James lächelte leicht. »Wir sind Zauberer, Lily. Nichts ist unmöglich.«, meinte er dann, gab ihr noch einen Kuss auf die Schulter und Lily seufzte leise. Dann drehte sie sich auf den Rücken, damit sie James ansehen konnte. Dieser streichelte jetzt mit seiner freien Hand über ihren Bauch und sah sie an. »Was ist los mit dir?«
»Ich weiß nicht.« Lily seufzte, hob eine Hand und strich über James’ Arm. Er trug ein rotes T-Shirt, auf seiner Brust prangte der Aufdruck eines schwarzen, großen Motorrads. Vermutlich trug er es aus Loyalität Sirius gegenüber. »Ich bin nur… Ich weiß einfach nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.«
»Entspannen vielleicht?« James lächelte leicht, strich mit dem Zeigefinger über ihre Wange runter zu ihrem Kinn und sanft über ihren Hals. »Dann wäre ausgehen doch ideal, oder?«
»Ich bin aber nicht wirklich in der Stimmung auszugehen. Ich… Ich würde einfach gerne wissen, warum immer alles mir passiert.« Jetzt sammelten sich Tränen in ihren Augenwinkeln und sie blinzelte sie hastig weg. James beugte sich über sie, küsste ihre Nase und Wange.
»Schlimme Dinge passieren einfach.«, meinte er leise und nahm ihre Hand. »Aber jetzt bist du in Sicherheit.«
»Und du? Und Remus? Und Miriam, und Emily, und Sirius, und…«
»Hör auf dir Sorgen zu machen.« James seufzte leise und entfernte sein Gesicht wieder etwas von ihrem. »Und hör auf traurig zu sein. Hör auf mit den Idioten aus dem Dorf trinken zu gehen. Hör auf zu meinen, du müsstest alles im Alleingang schaffen. Das macht dich nur kaputt.«
»Aber-«
»Kein Aber!« Streng sah James sie an, legte den Finger auf ihre Lippen und Lily schwieg betroffen. »Du bist achtzehn, Lily. Und es ist fast ein Wunder, dass du achtzehn Jahre alt geworden bist! Genieß es, okay? Das hier ist unser Leben, also amüsier dich, aber bitte nicht mit anderen Kerlen! Kapiert?«
Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, aber Lily nickte leicht und James nahm den Finger von ihren Lippen.
»Okay.« Leise seufzte er, setzte seine rutschende Brille wieder auf seine Nase und rückte noch ein bisschen näher an Lily heran. »Du bist Gast in diesem Haus und es hindert dich niemand daran zurück nach London zu gehen. Vielleicht bekommst du deinen alten Job wieder? Wenn er dir solche Freude bereitet hat, ist das vielleicht besser als gar nichts, oder? Du kannst hier wohnen, hinter dem Haus kann man super apparieren und-«
»Das war ein Scheißjob, mies bezahlt, mein Chef war ein perverser Arsch, meine Kollegen erfolglose Taugenichts, meine Wohnung ein Rattennests und die Pubbesucher versoffene Ekelpakete.«, brummte Lily und schloss die Augen. Sie wollte James’ Blick nicht sehen. In diesem Moment wollte sie gar nichts sehen oder hören. Nur ihre Schande verbergen.
»Oh…kay«, machte James, nahm die Hand von ihrem Bauch und Lily fühlte, wie ihr Herz immer tiefer und tiefer rutschte. »Warum… Ich versteh nicht… Wieso bist du nicht früher zu mir gekommen? Ich hab dir doch gesagt, du kannst jeder Zeit zu mir kommen! Ich hab dir doch auf King’s Cross gesagt-«
»Ich wollte nicht wie ein kompletter Versager dastehen.«, erklärte Lily und versuchte irgendwie weitere Tränen zu unterdrücken. »Ich wollte das durchziehen, stark sein und mir selbst beweisen, dass ich das kann, dass ich selbstständig sein kann, dass ich alles erreiche, was ich mir vornehme…«
»Du wolltest alles im Alleingang lösen.«, stellte James fest und Lily sah ihn an. Seine haselnussbraunen Augen waren klar und ernst. Er musste sie für so dämlich halten.
»Du bist so blöd Lily.«, meinte James tatsächlich, schüttelte tadelnd den Kopf und Lily wandte den Blick ab zur Zimmerdecke. Ja, sie war blöd, sie hatte alles riskiert und alles verloren.
»Hör zu, Schatz.« Sanft legte er eine Hand an ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Wenn das mit uns funktionieren soll, dann hör auf damit. Hör auf dir und mir etwas vorzumachen. Hör auf mich anzulügen! Und hör auf… Hör auf dich aufzugeben.« James atmete tief durch und biss sich einen Moment lang auf die Lippen. »Ich will ein Haus nah beim Meer, damit wir am Wochenende hinfliegen können. Was hältst du davon?«
Lily unterdrückte ein Schluchzen und zuckte mit den Schultern. Was sollte sie schon davon halten? Es klang zu schön, um wahr zu werden.
»Lass uns einfach nach vorne schauen. Und sei nie wieder so blöd, meine Hilfe auszuschlagen, wenn ich sie dir anbiete. Ich weiß, wie stolz du bist. Du hast mir nichts zu beweisen.« Noch immer sah er sie so ernst an, wie er es nur selten tat. Es war beinahe furchteinflößend.
»Ich enttäusch dich nicht noch mal.«, versprach Lily und biss sich auf die Lippen.
»Du hast mich nicht enttäuscht.« Da endlich grinste er kopfschüttelnd und küsste sie auf die Lippen. »Ich hätte vielleicht genau dasselbe getan. Aber das ist jetzt Geschichte, einverstanden?«
»Einverstanden.« Sie atmete tief durch, nickte und gab James noch einen Kuss, um den Pakt zu besiegeln.
»Gut. Dann erzähl mir jetzt mal von deinen richtigen Sommerferien.«, bat James, legte den Kopf auf das Kissen neben ihrem und streichelte mit einem Fuß über ihren Knöchel. Lily hatte eigentlich gehofft, noch einmal so davon zu kommen, aber sie gab nach, erzählte James jede schreckliche Einzelheit, angefangen von ihrer erfolglosen Jobsuche bis hin zu ihrem Schwur, nie wieder so tief zu sinken. Und während sie erzählte wurde ihr tatsächlich leichter ums Herz. Endlich musste sie nicht mehr lügen.
»Du bist so blöd, Lily.«, wiederholte James, als sie geendet hatte und sie boxte ihn in die Schulter, was ihn aber nur zum Lachen brachte. »So blöd«, wiederholte er, küsste sie auf den Hals, »so blöd!«
»Hör auf das immer wieder zu sagen!«, murrte Lily, aber richtig böse konnte sie ihm nicht sein, er hatte ja recht. Sie hätte seine Hilfe einfach annehmen sollen. Ihren Sommer hatte sie sich ganz allein versaut.
»Ich muss es einfach oft genug sagen!«, erwiderte James und ließ seinen Kopf über ihrem Gesicht schweben. »Sonst kommt es vermutlich nie in deinem Dickschädeln an!«
»Haha!«, murrte Lily, aber als er sie küsste, küsste sie ihn zurück. Er hatte recht. Er hatte recht mit allem.
Lily hätte nie gedacht, das einmal zugeben zu müssen.
Schon nach kurzer Zeit löste James sich von ihr und meinte: »Wir können entweder Panna Cotta aus dem Bett schmeißen oder wir gehen in mein Zimmer und machen da weiter.«
»Wir werden Panna ganz bestimmt nicht aus dem Bett schmeißen!«
»Na, dann komm!« James sprang grinsend auf, die Katzenohren zuckten und Lily blieb einen Moment still liegen, bis sie sicher war, dass Panna weiter schlief. Erst danach kletterte sie vorsichtig aus dem Bett und folgte James aus ihrem Zimmer. Als sie aber im Flur angekommen waren, huschte Lily schnell zu seiner Zimmertür und schlug sie zu, bevor James ihr folgen konnte.
»Hey!«, rief er bekümmert und klopfte gegen seine Tür. »Lily, mach auf!«
Die Tür des Elternschlafzimmers ging auf und Mr Potter kam heraus. Er warf James einen neugierigen Blick zu, aber bevor er fragen konnte, ging James’ Tür plötzlich auf und er wurde am Kragen ins Zimmer gezogen. Dann schloss sich die Tür mit einem leichten Schlag wieder und Mr Potter ging schulterzuckend zur Treppe. Er hielt es zu Recht für das beste, wenn er nicht klopfte und fragte, ob alles in Ordnung sei.
Denn vermutlich war alles mehr als in Ordnung.

James atmete tief durch und spürte, wie sich seine Muskeln entspannten, wie sein Kopf langsam wieder rational zu denken begann und wie sein Herz langsamer schlug. Auch Lily atmete tief durch, dann legte sie den Kopf auf James’ Brust und es war still im Zimmer.
Er hatte sich immer noch nicht an Lilys Spontanaktionen gewöhnt, die manchmal wirklich aus dem nichts kamen, aber er war immer wieder positiv überrascht.
Doch er hatte eine Weile gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass seine Freundin auf der einen Seite die absolute Perfektionistin war, die sich ihre Zeit genauestens einteilte, sich auf alles bestens vorbereitete und in Gedanken immer alle Möglichkeiten durchging. Und dann traf er manchmal völlig unverhofft auf diese Lily, die sich ohne nachzudenken einfach auf ihn stürzte.
»Ich hoffe, das machst du nur bei mir.«, murmelte er und Lily hob den Kopf.
»Was?«
»Das alles.« Er grinste, richtete sich auf und küsste sie noch einmal. Sie ließ sich darauf ein und James dachte plötzlich, dass er doch der größte Glückspilz der Welt war.
Auf einmal ging die Tür auf und die beiden fuhren auseinander. Lily erwartete schon beinahe, dass es mal wieder Koby war, stattdessen spähte eine neugierige und miauende Panna Cotta in den Raum.
»Seit wann kann Panna Türen aufmachen?«, wunderte sich Lily und setzte sich auf.
»Seit dem die Türen nicht mehr Passwortgeschützt sind.«, antwortete James knapp, griff nach seinem Zauberstab und schloss die Tür hinter Panna Cotta wieder. Die Katze tänzelte zum Bett, blieb einen Moment davor sitzen, sah sich um. Schließlich sprang sie mit einem leisen, schnurrenden Geräusch auf das Bett.
»Ich hoffe wirklich, das ist eine Katze und kein Animagus.«, meinte Lily und kuschelte sich wieder an James, ohne die Decke höher zu ziehen. Ihr war noch so schrecklich warm.
»Das ist eine Katze. Sonst hätte Sirius das schon gemerkt.«, behauptete James und strich Panna über das weiche Fell, als sie vorsichtig auf seine Brust tapste. Schnurrend ließ sie sich darauf nieder und Lily lachte.
»Super, ich bin ein Katzenkissen.«, grinste James und atmete tief durch, worauf hin Panna verwundert den Kopf hob. Der Untergrund, auf dem sie lag schien ihr doch nicht ganz geheuer zu sein.
»Miau!«, machte Lily und legte den Kopf vorsichtig zu Panna auf James’ Brust. Das Kätzchen sah sie verwundert an, ihr Schwanz zuckte über James’ Bauch und brachte ihn zum kichern. Schließlich wurde Panna seine Brust doch zu wackelig und sie sprang vom Bett, wobei sie auf James’ Haut ein paar leichte Schrammen hinterließ.
»Aua!«
»Du musst sie besser erziehen.«
»Es ist deine Katze!«
Lily grinste, gab ihm einen Kuss auf den Mund und ließ ihn den Schmerz augenblicklich wieder vergessen. »Deine Eule hat mich auch zwei Mal ins Ohr gebissen, als sie bei mir gewohnt hat.«
»Das macht sie, weil sie dich mag.«, behauptete James und schlang die Arme um Lily. »Da fällt mir ein…«
»Hmm?«
»Wir wollten ja zusammen ziehen...«
»Das sind wir doch.«
»In eine eigene Wohnung. Nicht zu meinen Eltern.« James schüttelte sich. »Wenn ich nur an die Szene im Wohnzimmer zurück denke… Du und ich auf dem Sofa und sie…«
»Nja, das war… schlechtes Timing.«, gab Lily zu und stützte den Kopf in einer Hand ab. »Aber sonst finde ich es hier schön. Und irgendwann finden wir schon unser Haus am Meer.«
»Irgendwann....« James löste sich von ihr und setzte sich auf. »Aber ich will hier nicht bleiben.«
»Warum nicht?«, fragte Lily verwundert und setzte sich ebenfalls auf, aber James stieg schon aus dem Bett und begann sich anzuziehen.
»Weil ich schon viel zu lange hier bin und keinen Tag länger bleiben will.«
»Warum nicht?«, wiederholte Lily ihre Frage und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie waren vermutlich völlig verstrubbelt.
»Weil…« James zuckte mit den Schultern. »Weil ich mich hier nicht zu Hause fühle. Und ich will irgendwo hin – mit dir – wo ich mich zu Hause fühlen kann.«
Stirnrunzelnd stieg Lily aus dem Bett. »Du fühlst dich hier nicht zu Hause?«
»Nein. Na ja, in diesem Haus schon.«, James machte eine umfassende Geste in den Raum, »Aber da draußen, im Dorf, auf den Feldern, bei den Schafen nicht.«
»Aber… Du bist doch hier groß geworden?«, fragte Lily nach und James trat an das Fenster in seinem Zimmer. Man konnte über den Garten hinaus in Richtung Dorf sehen, aber der Tag war neblig und grau.
»Ja. Und trotzdem hab ich mich hier nie zu Hause gefühlt. Bei meinen Großeltern in Wales schon eher. Oder in Hogwarts. Yorkshire war nie mein zu Hause.«
Lily griff nach seinem T-Shirt, das er noch nicht übergezogen hatte und streifte es sich selbst über. »Aber es ist doch so schön hier.«, meinte sie und trat zu ihm ans Fenster. »Jeder kennt jeden, es ist still und friedlich, die Landschaft ist schön, ihr habt ein tolles Haus… Das hier ist doch ideal für ein Kind zum Aufwachsen.«
»Nein, es ist grausig.«, widersprach James und lehnte sich gegen den Fensterrahmen. »Nur Schafe, Bauern, Traktoren und Dorftrottel.«
Lily runzelte die Stirn. Dann trat sie noch einen Schritt näher an James heran und schlang die Arme um seine Mitte. »Warum kannst du sie nicht leiden, James?«, fragte sie und versuchte in seinen Augen zu lesen.
»Wen meinst du?«
»Die ›Dorftrottel‹, wen sonst? Die Schafe?« Lily schmunzelte und einen Moment lang schlich auch über James’ Gesicht die Spur eines Lächelns. »Warum hasst ihr euch so? Dafür muss es doch einen Grund geben. Einen besseren als blöde Jungenstreiche.«
James zuckte mit den Schultern. Eine Weile überlegte er und sah dabei zum Dorf hinüber. Aus den Kaminen stieg dunkler Rauch und vermischte sich mit den grauen Wolken.
»Ich… Ich bin wie du unter Muggeln aufgewachsen, Lily. Aber ich wusste immer, IMMER, dass ich anders war. Meine Eltern haben mir nie verschwiegen, dass ich ein Zauberer war und die anderen nicht. Das war auch nötig, damit ich mich nicht verplapperte, aber… Aber dieses Wissen machte es eben unglaublich schwer, mich in dieser Gruppe zu integrieren. Meine Mutter ging schon ein oder zwei Jahre nach meiner Geburt wieder arbeiten und meine Großeltern kümmerten sich um mich. Ich war ständig bei ihnen in Wales und sie spielten mit mir und… Dort brauchte ich keine Freunde. Es gab auch niemanden sonst, sie lebten so abgeschieden… Aber hier… Wenn ich hier war, dann musste ich irgendwie mit den Muggeln klar kommen.« James zuckte mit den Schultern. »Aber es ging nicht. Das fing schon in der Vorschule an. Ich hatte noch keine Brille, verwechselte jeden mit jedem, lief dauernd gegen Sachen. Sie brüsteten sich damit, dass sie schon lesen konnten und als mein Großvater mir versuchte, das Lesen beizubringen, sahen für mich alle Buchstaben gleich aus. Sie haben sich über mich lustig gemacht. Und es hörte auch nicht auf, als ich endlich eine Brille hatte und merkte, dass Gras nicht nur eine große grüne Fläche ist sondern man wirklich einzelne Halme sehen konnte.« James grinste und Lily erwiderte sein Lächeln leicht.
»Wie haben sie sich denn über dich lustig gemacht?«
»Na ja… Sie schlossen mich aus.« James zuckte mit den Schultern. »Hatten geheime Verstecke und so… Und manchmal hatten sie neue Spielsachen. Sammelkarten oder so einen Mist. Sie haben ständig davon geredet und… Immer dann, wenn ich dieselben Sachen bekommen hatte, waren sie plötzlich von vorgestern. Und sie gingen in den Wald, sagten ich solle mitkommen. Muggel sind so einfältig, Lily. Ich meine, ich WEIß, was sich in den Wäldern verbirgt. Was für Wesen dort lauern können, was sich in den Schatten der Bäume verbirgt. Ich weiß das, vermutlich wusste ich damals schon mehr, als ich sollte. Deswegen konnten sie sorglos im Wald spielen und ich traute mich nicht weiter als bis zur ersten Baumgrenze. Sie nannten mich Feigling und Spinner, weil ich versuchte, sie zu warnen. Vor Wesen, die angeblich nur in ihrer Fantasie existierten oder in meiner.
Meine Eltern haben sich keine Sorgen gemacht. Sie sagten immer, so seien Kinder nun mal. Aber meine Großeltern…« James legte den Kopf an das kühle Glas und Lily strich ihm ermutigend über den Rücken. Er hatte ihr nie viel von seinen toten Großeltern erzählt. Sie mussten ganz besondere Menschen für ihn gewesen sein.
»Mein Großvater hatte Angst, meine Wut auf meine sogenannten ›Freunde‹ könnte sich auf alle Muggel übertragen. Deswegen sagte er mir immer und immer wieder: James, es liegt nicht an ihnen, dass du anders bist. Du bist es, der sich anders macht. Ich hab nie kapiert wie er das meinte, hab alles Mögliche versucht. Peter hatte es auch nicht leicht, aber ihn mochten sie trotzdem lieber als mich.« James zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wann es begann, aber irgendwann spielten sie mir kleinere Streiche, angefangen von Klingelstreichen über Furzkissen in der Kirche an Weihnachten und so weiter. Und ich hab mir immer gesagt, dass ich es ihnen heimzahlen werde.« James sah Lily an und sie schluckte. »Und das hab ich, doppelt und dreifach. Und es ist mir egal, ob sie mich deswegen nicht leiden können. Es tut mir nicht leid, dass ich ihnen Angst gemacht habe. Es tut mir nicht leid, dass ich ihnen weh getan habe. Oder lächerlich gemacht habe. Ich musste da auch durch und deswegen werde ich mich nicht bei ihnen entschuldigen, Lily.«
Schweigend betrachtete Lily die feinen Risse, die Panna auf seiner Brust hinterlassen hatte. James hatte viele Narben auf der Brust, dünne Striche wie Spinnenbeine und nur sichtbar, wenn man genau hinsah. Narben von Quidditch, Raufereien und Kämpfen mit Slytherins. Pannas Kratzer würden heilen und keine Spuren geben. Aber Scott und die anderen Jungs hatten wohl recht tiefe Narben hinterlassen.
»So kamst du gar nicht rüber.«, murmelte sie.
»Was?«
»Im Zug nach Hogwarts.« Lily sah auf. »So kamst du damals gar nicht rüber. Als ich dich das erste Mal sah. Da warst du fröhlich und redselig und… arrogant.«
James grinste. »Ja. Es ging ja auch nach Hogwarts. Ich hab mich als Kind so auf Hogwarts gefreut. In Hogwarts wird alles besser, hab ich mir immer gesagt. Weil dort alle anders sind. Und so war es auch.« Er zuckte mit den Schultern und lachte leicht. »Natürlich war es absolut perfekt, dass ich gleich in meinem Zugabteil jemanden gefunden habe, der denselben Humor hatte, dieselben Sachen mochte, dieselben Hoffnungen hatte… Und dabei hab ich mich eigentlich nur zu Sirius gesetzt, weil… Weil Peter plötzlich verschwunden war und dann bin ich in dieses Abteil gestolpert und hab Sirius gefragt, ob er Peter gesehen hat. Ich hab Peter beschreiben als ›dick mit rotem Kopf‹. Und Sirius sagte: ›Pausbacken? Große Augen? Ungefähr so groß? Nein, nie gesehen.‹ Und in diesem Moment war das einfach… Einfach genau das, was ich an seiner Stelle gesagt hätte. Deswegen bin ich geblieben.«
Lily lächelte. »Du und dein Sirius. Wir ziehen aber nicht zu ihm, klar?«
»Nein, natürlich nicht!« James schüttelte schnell den Kopf. »Dort ist die Gefahr viel zu groß, Miriam über den Weg zu laufen! Nein, unsere eigene kleine Wohnung, irgendwo… Kent vielleicht? Ich mag Kent. Ich war noch nicht oft dort, aber… Ich glaube, ich würde gerne am Meer wohnen.«
»Eine Wohnung am Meer ist sicher teuer.«, widersprach Lily. »Ich hab kein Geld. Und ich wüsste auch nicht, wie ich welches verdienen könnte.«
»Wir schaffen das schon!«, meinte James überzeugt und schlang die Arme um sie. »Und wenn du keine Arbeit hast, dann hast du doch Zeit, dich um eine Wohnung zu kümmern?«

Weil Lily den gestrigen Tag eigentlich nur in James’ Bett verbracht hatte, wollte sie heute umso aktiver sein. Schon am Vormittag schnürte sie sich die Schuhe und ging joggen. Sie lief den Weg entlang, den der Traktor genommen hatte, traf auf ein größeres Dorf in dem es eine Schule gab. War das James’ Grundschule gewesen? Weil sie keinen Rundweg zurück wusste, drehte sie um und war schon bald wieder auf dem Feldweg, der nach Stonegrave führte.
Und plötzlich wurde ihr das Atmen schwer. Ihre Beine stolperten immer öfter, der Weg vor ihr verschwamm immer mehr. Es wurde dunkel, eine Wolke musste die Sonne verdeckt haben. Eine dichte, große Wolke, die kaum mehr Licht durchließ. Lily hörte ihren eigenen Atem viel zu laut in ihren Ohren. Die Augen fielen ihr zu, sie war plötzlich so schrecklich müde. Der Wald um sie herum war dicht und dunkel.
»Du hast versagt!«, ertönte eine kalte Stimme und Lily fuhr herum. Voldemort hob den Zauberstab und ein Mann, der vor ihm kniete und um sein Leben bettelte starb, als ihn ein grüner Blitz direkt in die Stirn traf. Kinder lachten irgendwo zwischen den Ästen und Lily wandte sich ab und rannte. Rannte weiter und weiter. Rannte um ihr Leben.
Doch plötzlich sah sie sich wieder Voldemort gegenüber und merkte, dass sie im Kreis gelaufen war. Die kalten, roten Augen fingen ihren Blick ein und Lilys Knie begannen zu zittern. So kalte Augen.
»Weißt du, wo sie ist?«, fragte er und sah Lily durchdringend an. Ihr Herz raste, sie suchte verzweifelt nach ihrem Zauberstab, doch sie konnte ihn nicht finden. Dabei hatte sie ihn doch ganz bestimmt in ihre Jacke gesteckt! Oder?
»Nein, Herr.«, antwortete eine Stimme hinter ihr und Lily fuhr herum. Ein Junge mit schwarzen Haaren, gekleidet in schwarzen Umhängen stand direkt hinter ihr. Er schwitzte vor Nervosität und seine grauen Augen schienen glasig.
Regulus Black.
»In ihrem Zuhause haben wir nur diesen Möchtegernprofessor gefunden. Ihre Familie ist tot. Wo kann sie sein?«
»I-Ich weiß es nicht, Herr.«
»Du hast doch deine Quellen.« Voldemort kam näher und Lily wich zur Seite zurück. Erst als er ihrem Blick nicht folgte, sondern weiter geradeaus starrte merkte sie, dass er die ganze Zeit mit Regulus geredet hatte. »Finde sie!«
Lily riss die Augen auf. Ein Fremder beugte sich über sie, legte ihr seine kalte Hand auf die Stirn. Lily Atem ging stoßweise und der Fremde strich ihr beruhigend über die Wange. »Schh!«, machte er dabei, aber die Panik in Lily breitete sich immer mehr aus.
»Er sucht mich!«, keuchte sie und sah sich in ihrer Umgebung um, doch immer wieder verschwamm alles vor ihren Augen.
»Wer?«, fragte er aber bevor Lily antworten konnte, fielen ihr die Augen wieder zu und sie hatte nicht mehr die Kraft, zu sprechen.


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