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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Wollen

von Buntstiftchen

Soo... Hallo erst mal
Vielen vielen Dank für die Reviews
Toll, dass euch das letzte Kapitel so gut gefallen hat
Tut mir wirklich leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber ich war einige Tage nicht daheim von daher...
Ich bin schon fleißig am schreiben, also wirds nicht mehr so lange bis zum nächsten Kapitel dauern ;)
Liebe Grüße an alle



Als ich am nächsten Morgen erwachte, wusste ich nichts mehr vom vergangenen Abend. Ich wusste nicht, dass ich und warum ich mit Lynn durch die Korridore geschlichen war, ich wusste nichts mehr von dem getöteten Einhorn, ich wusste nicht mehr, dass ich spät nachts mit Tom Riddle durch den Verbotenen Wald gewandert war und vor allem, vor allem wusste ich nichts mehr von jenem Kuss.
Ich war der festen Überzeugung, dass ich die Nacht in meinem Bett verbracht hatte.
Lediglich ein schwacher, nicht zu lokalisierender Schmerz irgendwo in meinem Kopf ließ mich einige Sekunden inne halten, bevor ich meine Beine aus dem Bett schwang. Ich fühlte mich einen Augenblick lang leer und unwohl, aber das Gefühl verschwand und der Tag begann wie jeder andere auch.

„Du bist blass“, nuschelte Emma aus den Mundwinkeln, während sie sich eilig die Zähne putzte.

Ich begegnete ihrem Blick im angeschlagenen Spiegel und musste beim Anblick ihres müden, mürrischen Gesichts lächeln.

„Das bin ich immer.“ Ich spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, dann stützte ich mich mit den Unterarmen auf den Waschbeckenrand und sah zu Boden. „Kommst du heute mit?“, fragte ich nach einer Weile des Schweigens.

Emma stöhnte auf.
„Du musst da nicht hin, Gwen, und ich schon gar nicht.“
„Ach ja?“ Ich lachte bitter auf. „Wenn ich nicht gehe, dann kann ich mir die nächsten drei Wochen von ihm jeden einzelnen Spielzug erklären lassen. Da setzt ich mich lieber hin und tu so, als sähe ich zu.“
Emma fuhr sich durch die krausen Haare.
„Dann mach du das“, sagte sie schulterzuckend und drehte sich schwungvoll um. „Ich tu mir das jedenfalls nicht an.“
Ich blickte ihr mit missmutigem Blick hinterher und machte mich einige Minuten später ebenfalls auf den Weg zum Frühstück.

Obwohl ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht bemerkte, mein so klar strukturiertes, sorgfältiges, kontrolliertes Leben hatte Risse bekommen.
Ich verlor meine von mir selbst so geschätzte Fähigkeit, alle Situationen und Probleme, die mir in den Weg gestellt wurden, mit stoischer Gleichgültig zu bewältigen. Durch die feinen Linien, die sich durch das feste Fundament der Mauer, die ich im Laufe der Jahre um mich selbst errichtet hatte zogen wie Adern, drangen Dinge in mich ein, die ich bisher immer draußen gehalten hatte, weit von mir entfernt. Dinge, mit denen ich einfach nicht umgehen konnte.
Ich war verwirrt, ein Gefühl, das ich bis dahin nicht gekannt hatte. Es brachte mich zutiefst aus der Fassung, dass Tom Riddle mir seine Aufmerksamkeit schenkte. Ausgerechnet Tom Riddle und das ausgerechnet mir.

Da ich spät dran war und Flynn keinesfalls einen Anlass zur Klage geben wollte, blieb ich lediglich einige Minuten in der Großen Halle und eilte dann mit einem klebrigen Marmeladentoast in der Hand nach draußen zu den Rängen des Quidditchfeldes.
Ich hasste die Spiele und wenn nicht gerade Flynn spielte, dann sah ich mir kein einziges an.
Ich hasste das klaustrophobische Gefühl, wenn alle im Winter dicht beieinander gedrängt dastanden, wenn die Luft flimmerte und sie alle brüllten und schrien, als wäre es in irgendeiner Weiße wichtig, wer gewann.

Ich setzte mich abseits von den anderen hin, ganz hinten auf meinem gewohnten Platz, der von Eisenstangen und Plakaten der jeweiligen Häuser abgeschirmt wurde und an dem ich vor Blicken weitgehend sicher war. Ich hasste es, wenn mich die Blicke der anderen abtasteten. Ich hasste es so sehr.

Es war ein sehr schöner Tag, dieser Samstag. Die Sonne schien und wurde vom gleißend weißen Schnee, der das Spielfeld bedeckte, so stark reflektiert, dass es mir schwerfiel, den Blick länger als nur ein paar wenige Sekunden auf den Platz zu richten. Trotz der Sonne war es eiskalt. Nach wenigen Minuten waren meine Wangen knallrot und starr und ich musste in meine Handschuhe schlüpfen, so klamm wurden meine Finger. Gedankenverloren zupfte ich kleine Stückchen von meinem Toast und ließ sie vor mich auf den Bode rieseln. Ab und zu tropfte etwas Marmelade auf den Schnee zu meinen Füßen, was aussah, als würde mir Blut vom Finger tropfen. Ich lächelte leicht.

Die Bank auf der ich saß knarrte, als sich Tom Riddle neben mir nieder ließ.

Überrascht blickte ich auf. Mit einem Mal hörte ich den Lärm, die ganzen Anfeuerungsrufe und Jauchzer und das dümmlich Kichern der Schüler um mich herum nicht mehr, fast so als hätte er einen Zauber benutzt.
Seine Augen glitzerten, seine Wangen waren ebenso rot, wie die meinen und was mich am meisten verwunderte war, dass er unwillkürlich lächelte, als ich den Kopf hob und ihn ansah.

Ich würde sehr gerne wissen, ob er damals noch spielte. Ob er es bewusst tat, ob es einem anderen Zweck diente, oder ob es einfach geschah, weil er sich tatsächlich freute, mich zu sehen. Ich glaube jedenfalls, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt begann, die Kontrolle langsam zu verlieren. Ich für meinen Teil verlor sie jedenfalls.

Beinahe hätte ich mich verschluckt, so absurd erschien mir sein Lächeln und der Blick, mit dem er mich so eindringlich musterte.
„Seit wann siehst du dir die Spiele an?“, fragte ich, weil mir nichts Besseres einfiel und weil ich ihn davon abbringen wollte, mich anzustarren.
Er sah mich weiterhin ganz seltsam an, als würde er etwas in meinen Augen suchen, als würde er etwas prüfen. Er sah mich an, überlegen und irgendwie befriedigt. Nach einigen Sekunden wandte er den Kopf nach vorne und lehnte sich entspannt zurück.
Er lächelte.

„Wir wäre es, wenn wir unserer Gespräche einmal normal beginnen lassen könnten?“, fragte er amüsiert während er den Blick auf das gleißende Weiß des Feldes unter uns gerichtet hielt.
Ich drehte meinen Toast in den Händen und folgte seinem Blick. Die Stimmung der Schüler war unglaublich. Es brodelte.
Geblendet von den vielen roten und gelben Farben auf den Tribünen kniff ich die Augen zusammen.
„Das passt zwar nicht, aber wenn du darauf bestehst…“ Ich zuckte mit den Schultern und wischte mir meine klebrigen Finger am Umhang ab, dann holte ich tief Luft.
„Guten Morgen Tom“, sagte ich und streckte ihm meine Hand hin, die er anstarrte, als wäre sie giftig.
Er zögerte, aber dann reichte er mir seine kühle Hand und berührte die meine, die noch immer im Handschuh steckte. Während er mich berührte sah er mich nicht an. Er ließ mich schnell wieder los, aber ich sah, wie sehr er sich zwang, es unauffällig zu tun.

Darauf achtete er stets sorgsam. Er wollte nicht, dass ich sah, was ich mit ihm machen konnte. Er wollte nicht, dass ich sah, dass er trotz allem immer noch ein einfacher Mensch war. Er wollte mir niemals zeigen, welch gewaltigen Einfluss, welche gefährliche Macht ich über ihn hatte.

„Nun, eine normale Frage als nächstes. Was schlägst du vor?“, fragte ich ihn zögernd.

Toms Augen blitzen übermütig.
„Hast du gut geschlafen gestern Nacht?“, fragte er mich interessiert und ich musste lächeln.

„Ich weiß nicht. Muss ich wohl, sonst würde ich mich daran erinnern. Und du?“

Tom schob die Hände in die Hosentaschen und beugte sich ein weniger näher zu mir. Ich glaube zwar nicht, dass er das bemerkte, er tat es vielmehr willkürlich, aber ich bemerkte es sehr wohl.
„Ausgesprochen gut habe ich geschlafen. Besser als sonst vielleicht. Kennst du das, wenn man aufwacht und plötzlich etwas vor Augen hat? Etwas anderes als den Wunsch nach Macht, etwas anderes als Schule und Zukunft und etwas anderes als Tod und die eigene Schwäche und …“, Tom hielt einen Moment inne und schloss die Augen ehe er weitersprach. „Kennst du das? Wenn man plötzlich andere Prioritäten hat. Etwas ganz anderes als sonst?“

„Nein. Ich kenne es nur wenn man aufwacht und sich nur eine einzige Frage stellt: Warum?!“
Ich lächelte bitter und knüllte meine Papierserviette mitsamt dem fast unangerührten Toast zusammen.
„Ich meine, sieh an mit was wir hier unsere Zeit verschwenden. Man redet uns ein, dass das hier wichtig und ich weiß nicht… spannend ist, dabei ist es doch total egal, nicht wahr?“

Der Anpfiff für das erste Quidditchspiel der Saison unterbrach mich. Ich richtete meinen Blick auf die scharlachroten und gelben Gestalten, die sich einige hundert Meter entfernt in die Lüfte stießen, dann schüttelte ich den Kopf und ließ das Papierknäuel in meiner Hand mit einem Wink meines Zauberstabes in Flammen aufgehen. Tom folgte aufmerksam der Bewegung meines Stabes.

„Warum sitzt du dann hier und ‚vergeudest‘ deine Zeit?“, fragte er.

Ich beobachtete, wie sich mein kleines rot gelbes Feuer in seinen Augen spiegelte.
„Das frage ich mich eigentlich auch gerade“, antwortete ich leise, dann straffte ich die Schultern. „Und du? Was machst du nun hier?“

„Nun, ich bin hier wegen dir“, sagte Tom.

Irgendwie klang er sanft, behutsam, ganz vorsichtig. Seine Worte, oder vielmehr die Art, wie er sprach, fühlten sich seltsam auf meiner Haut an. Irgendwie warm und streichelnd. So wie bei Flynn, nur doch vollkommen anders.

Ich spürte, wie sich meine Augen weiteten, aber ich hielt sie ebenso wie er auf das brennende Etwas zwischen unseren Füßen gerichtet.
Tom zückte seinen eigenen Stab und mit einer winzigen Bewegung hatte er das Feuer gelöscht. Die Asche kräuselte sich und ich brauchte mehrere Minuten, bis ich bemerkte, dass es nicht der Wind war der sie bewegte. Der schwarze Staub bewegte sich, als wäre er eine einheitliche Masse, als wäre er lebendig. Fasziniert beobachtete ich, wie sich ein kleiner Vogelkopf aus dem wogenden, schwarzen Häufchen formte.

„Wie eine Phönixgeburt“, sagte ich und traute kaum meinen Ohren, als der Vogel leise Geräusche ausstieß und sich langsam von der Asche am Boden loslöste.

Tom wisperte etwas und strich sich mit der Zunge über die Lippen, während der Vogel sich schüttelte und die Asche von ihm abzufallen begann, als hätte er sich lediglich in ihr gewälzt, als wäre er nicht gerade aus ihr entstanden. Darunter war sein Gefieder glänzend grau und an den spitzen der rauen Federn schimmerte es silbrig grün. Der Vogel sprang auf seinen zarten Beinchen einige Male auf und ab, dann betrachtete er uns mit schief gelegtem Kopf.

„Ich hasse Vögel“, sagte Tom plötzlich und er legte den Kopf ebenfalls leicht schräg.

Er zielte mit dem Zauberstab auf den Vogel und plötzlich drangen smaragdgrün schimmernden Flammen zwischen den Federn des kleinen Vogels hervor und leckten unerbittlich an seinem Gefieder.
Es sah wunderschön aus.

Der Vogel kreischte und wand sich und nach wenigen Sekunden war alles, was noch von ihm übrig war ein einziger Feuerball. Fast so, als hätte es nie einen Vogel geben, fast so, als würde noch immer meine Papierserviette zwischen uns liegen und brennen.

„Du sagst nichts“, stellte Tom trocken fest, während er sich vorbeugte und seine Ellenbogen auf die Knie stützte, die Augen glitzernd auf das Feuer gerichtet. „Ich sagte gerade, dass ich wegen dir hier bin und so wie du bist, hätte ich gedacht, das würde dich eventuell stören.“
Er wandte sich kurz um und sah mich prüfend an, doch als ich seinen Blick nicht erwiderte drehte er seinen Kopf wieder Richtung Spielfeld. Ich zog meinen Schal über mein gefrorenes Gesicht und atmete gegen ihn, um mich aufzuwärmen und um meinen Atem zu beruhigen.

„Es stört mich nicht, es ist mir egal“, sagte ich ruhig, dann stand ich auf und ging nach vorne, mitten zwischen den anderen Ravenklaws durch zum Rand der Tribüne. Ich umfasste mit meinen kalten Fingern das Geländer und beugte mich nach vorne, sodass ich nach einigem Suchen endlich Flynn entdeckt hatte. Er winkte und ich lächelte.

Ich spürte einen leichten Luftzug hinter mit und drehte den Kopf. Tom kam mitten durch die Schülerschar auf mich zu. Jeder einzelne, der ihm im Weg stand, wich ihm automatisch aus. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder dem Spiel zu.
Tom trat neben mich, stützte die Unterarme auf die Stange und beugte sich näher zu mir, sodass er sich auf Augenhöhe mit mir befand.

„Wenn du noch einmal gehst, ohne mir eine Antwort gegeben zu haben, dann sorg ich dafür dass du überhaupt nirgends mehr hingehen kannst“, sagte er ruhig und lächelte dabei, sodass es für jeden anderen, der sich die Mühe gemacht hätte uns genauer zu beobachten so ausgesehen hätte, als würde er sich blendend mit mir verstehen.
Ich erwiderte sein Lächeln.
„Wenn du denkst, dass es mich beeindruckt, wenn du tötest, dann kann ich dir eines versichern: Das tut es nicht. Und auch keinen anderen.“
„Deshalb bist du gegangen?“
„Nein“, sagte ich wütend und presste die Lippen aufeinander.

Tom begann zu lachen. Leise und schön und fürchterlich verächtlich.
„Ich habe es nicht nötig dich zu beeindrucken, meinst du nicht auch?“, fragte er und beugte sich noch näher zu mir. Ich fühlte seinen warmen Atem an meiner kalten Wange und zuckte zurück.

Weniger als eine Nanosekunde darauf zuckte auch Tom zurück.
Wie zwei Magneten, die sich eben noch gegenseitig angezogen hatten und die dann plötzlich, durch eine wage Geste vielleicht ein einzelnes Wort, umgepolt worden waren und die sich nun abstießen. Wir reagierten aufeinander und das machte mir Angst. Ich wollte mein einzelner Magnet bleiben, wollte aus einem Stoff sein, der alle anderen abstieß. Nichts wollte ich mehr.

„Tom“, begann ich und genoss es dabei fürchterlich seinen Namen auszusprechen. „Was genau willst du eigentlich? Was soll das alles?“ Ich kniff ärgerlich die Lippen zusammen und schlang meine Arme um mich, als würde ich die Kälte spüren, wie zuvor, als Tom noch nicht bei mir gewesen war. „Ich bin es leid, diese ständigen ziellosen Unterhaltungen, bei denen keiner von uns beiden zu wissen scheint, auf was sie hinauslaufen.“

Tom lehnte sich weiter zurück und musterte mich nachdenklich. Seine sonst immer sorgfältig zurückgekämmten Haare wehten ihm ins Gesicht und ließen ihn jünger und offener aussehen, als er es eigentlich war.

„Du hast Rech“, begann er. „Ich sollte mir wirklich langsam darüber im Klaren sein was ich… WILL. Und vor allem, was ich NICHT will.“

Seine Augen wanderten zu meinem Mund, schon wieder. Und schon wieder reichte dieser eine Blick aus, um mich aus der Fassung zu bringen. Tom war plötzlich wieder sehr nahe, doch heute könnte ich nicht mehr sagen, wer von uns auf den andere zugegangen war.

Ich spürte seine Wärme durch meinen Umhang, so nah war er. Ich senkte den Kopf, so konnte er aufgrund seiner Größe mein Gesicht nicht mehr sehen, er konnte so nicht sehen, was mit mir passierte, wenn er mich so ansah, wie gerade eben.
Er lachte leise und in mir kam die schreckliche Gewissheit auf, dass er es doch wusste. Dass er ALLES wusste, dass meine Geheimnisse und Gedanken nirgends in mir sicher waren.

„Willst du nicht wissen, was ich will?“, fragte Tom summend.

Ich schob mir meinen Zopf über die Schulter und seufzte.
„Wieso sollte ich?“, entgegnete ich, noch immer auf meine Füße starrend.

„Weil es dich betrifft“, sagte Tom und daraufhin stellten sich in meinem Nacken die Haare auf.

Plötzlicher Jubel um uns herum ließ meinen Kopf nach oben fahren. Unsanft rempelte mich ein kleiner Junge neben mir an, ohne sich zu entschuldigen. Ich verzog den Mund und blickte wieder zu Tom. Das war ein Fehler.
Seine Augen hielten mich.

„Ich will dich“, sagte er wie nebenbei, dann wandte er den Kopf aufs Spielfeld und folgte mit seinen stechend schwarzen Augen dem Quaffel, als wäre er das interessanteste auf der ganzen Welt.

Ich spürte, wie in meinem Inneren eine Mauer zerbrach und ich spürte, wie tausende kleine Männchen aus Stein versuchten sie wieder aufzubauen. Ich hatte Angst davor zu sprechen, solange diese Mauer nicht wieder aufgebaut war. Ich war schutzlos und ich wollte nicht schutzlos sein. Niemals.
Ich wartete, dann holte ich leise Luft.

„Und was genau willst du von mir?“, fragte ich und zog dabei spöttisch die Augenbraue hoch, doch Toms Augen blieben auf das Feld gerichtet. Wieder fuhr Jubel durch die Tribünen und erinnerte mich daran, wo wir eigentlich waren, ich vergaß es Sekunden später jedoch wieder vollkommen. Am liebsten hätte ich mich selbst gerichtet in diesem Moment.

„Ich sagte es bereits: Ich will dich. Nicht mehr und nicht weniger“, wiederholte Tom geduldig, dann hob er blitzschnell seine Hand und fuhr damit über meine Wange, dabei lächelte er kalt, als wüsste er etwas, was ich nicht wusste.
„Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich will diese Gespräche, ich will Zeit. Ich will in dein Leben. Mehr nicht.“

„Mehr nicht?“ Ich verzog sarkastisch den Mund. „Für meine Verhältnisse wäre das viel zu viel.“

Tom zischte leise und sein Blick verfinsterte sich.

„Glaub mir, Gwendolyn, wenn ich anders könnte, dann würde ich. Betrachte dich als mein Einhornblut. Du bist das Neue, das ich brauche. Wenn ich anders könnte, würde ich. Du weißt gar nicht wie sehr ich gerne anderes wollen würde.“
Tom trat näher. Nur einen kleinen Schritt, aber es fühlte sich an wie ein Kilometer, es fühlte sich an wie eine ganze Welt, es fühlte sich an, als wäre ich plötzlich gegen eine Wand gedrückt.

„Du kannst machen, was du willst und das weißt du“, zischte ich leise und sah mich kurz nach allen Seiten um, denn ich spürte die Blicke der anderen, vor denen ich sonst immer floh.

Toms Augen packten die meinen und hielten sie fest. Das konnte er perfekt. Seine Augen waren seine mächtigste Waffe, schon immer.

„Ja, ich kann machen was ich will“, begann er fest, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
„Aber was ich nicht kann ist wollen was ich will. Ich kann mir befehlen, dich zu ignorieren, mich von dir fern halten, das ist natürlich leicht. Aber was ich nicht kann, und glaub mir, das ärgert mich gewaltig: Was ich nicht kann ist, dass ich aufhöre zu wollen.“

Einen Moment blieb ich stumm und dachte darüber nach, dann nickte ich unmerklich und begann zu lächeln, ganz leicht nur. Es gefiel mir, wie er das gesagt hatte. Es gefiel mir sogar sehr.

„Gryffindor gewinnt“, hallte plötzlich die magisch verstärkte Stimme eines siebzehnjährigen
Hufflepuff- Schülers durch die Luft.
„190 zu 40! Gryffindor gewinnt!“

Irritiert blickte ich auf und kniff die Augen zusammen. Nicht weit von uns entdeckte ich einen roten, sich bewegenden Knäuel von Gryffindors in der Luft. Flynn war einer von ihnen. Er fing meinen Blick und ich zwang mich zu einem Lächeln. Als ich mich umwandte, sah ich gerade noch, wie sich die Menschenmenge vor Tom Riddle teilte und er kommentarlos verschwand.


Mit der Zeit rückte Weihnachten näher.
Ich begegnete Tom nur noch sehr selten. Ab und zu tauchte er wie zufällig in meiner Umgebung auf und dann wusste ich, dass er mich beobachtete. Ich versuchte mich dann normal zu verhalten, und ihn zu ignorieren und ich glaube, das gelang mir recht gut. Ich ging ihm aus dem Weg und ich merkte, dass auch er abwesend und nachdenklich schien. An manchen Abenden, wenn ich alleine in der Bibliothek saß, kam er wie aus dem Nichts und setzte sich mir gegenüber hin, ohne mich anzusehen und ohne dass einer von uns beiden den Mund aufgemacht hätte. Die Tage vergingen.

Anfang Dezember wurde es entgegen aller Erwartungen sogar noch kälter, als es im November schon gewesen war, weshalb Zaubertränke, Pflege magischer Geschöpfe und Kräuterkunde nun die meist gehassten Fächer der gesamten Schülerschaft waren.
Trotz der zwei Pullover und des Umhangs, den ich meistens trug, schlugen meine Zähne schmerzhaft aufeinander, wenn ich neben Emma in der klammen Erde des Gewächshauses grub, oder diverse Zutaten im feuchten Vorratsraum des Kerkers suchte.

„Ich könnte dich aufwärmen, wenn du willst“, bot mir Flynn beinahe täglich an, wenn ich wieder einmal vergeblich versuchte, meine Kiefer aufeinander zu behalten.
Als ich eines Tages darauf antwortete, er solle doch Deirdre dieses Angebot machen, da sie schließlich seine Freundin sei und nicht ich, verzog er beinahe erschrocken das Gesicht und fragte mich danach nie wieder.

Zudem bemerkte ich des Öfteren Deirdre‘ s ausdrucklose Seitenblicke, die sie mir zuwarf, wenn Flynn sie wieder einmal mitten auf dem Gang stehen gelassen hatte, weil er mich irgendwo in der Menge vor sich ausgemacht hatte, doch sie schwieg beharrlich.
Die öffentlichen Küsse und Umarmungen, die von Anfang an eher selten gewesen waren, hörten mit der Zeit ganz auf und anstatt des ansonsten immer strahlenden Lächelns, lag nun meist ein verbitterter Zug um Deirdre‘ s Mund.
Das alles fiel mir sehr wohl auf, aber es kümmerte mich nicht wirklich. Ich verstand nicht, wie man nur so dumm sein konnte, einem anderen Menschen die Macht dazu zu geben, einem selbst Glück oder Unglück zuzufügen.

Als Emma mich eines Abends, als wir die letzten Verbliebenen im Gemeinschaftsraum waren resolut darauf aufmerksam machte, dass Flynn eigentlich gar nicht auf meine Schwester achtete, sondern vielmehr mir seine Aufmerksamkeit schenkte, da machte ich den Fehler, ihr von dem geplanten Ausflug mit Flynn zu erzählen.

„Bist du verrückt geworden?“, fuhr sie mich zornig an, ehe sie sorgfältig ihre Feder säuberte und sich dann mir zuwandte, als wäre ich ein kleines Kind und sie die genervte Mutter.
„Bei jedem anderen hätte ich gesagt: Tu es, Gwen, großartige Idee. Aber Flynn? Bist du noch ganz bei Trost?“

Erstaunt über ihre heftige Reaktion blickte ich von meinem Aufsatz hoch und musterte Emmas müdes, von Schatten überzogenes Gesicht.

„Was hast du gegen Flynn?“

Emma lachte heiser auf. „Mein Gott, Gwendolyn. Ich habe mir geschworen es dich selbst herausfinden zu lassen, aber wie es scheint, wirst du das nie.“ Emma lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück in die Couch und fuhr sich über die Stirn, während sie sprach.

„Flynn… mag dich. Viel mehr als er Deirdre mag und viel mehr, als ihm und dir guttut. Und ich denke er hat endlich hausgefunden, dass es dich nicht wirklich eifersüchtig macht, ihn mit deiner Schwester zu sehen. Verstanden?“

Ich brach in Gelächter aus.

„Du bist verrückt“, hatte ich Emma nur erklärt und da es nicht in ihrer Natur lag, mich von etwas überzeugen zu wollen, schwieg sie nur und funkelte mich kopfschüttelnd über den Tisch zwischen uns hinweg an.

Hätte sie gewusst, dass ich nun geradewegs meinem Untergang entgegen lief, mit offenen Armen und Augen und Herzen dann hätte sie mich jetzt gepackt, geschüttelt und angeschrien endlich die Augen für das Offensichtliche zu öffnen.
Dann wäre ich vielleicht nicht mit Flynn gegangen, damals in den Weihnachtsferien und dann hätte ich ihm und Deirdre ihr Schicksal vielleicht ersparen können.
Dann hätte ich mir vielleicht eingestanden, dass ich Flynn mochte, er hätte es gesehen, mich anstatt Deidre gewählt und das hätte uns alle vor dem Unglück bewahrt, dass auf uns zusteuerte.

Aber ich mache Flynn keinen Vorwurf. Wie käme ich dazu? Ausgerechnet ich?
Flynn war ein guter Ehemann für Deirdre, dass war er wirklich. Er war ein guter Vater, er war ein guter Mensch und der beste Freund, den man sich nur wünschen konnte. Bis zum Schluss war er mein Freund, selbst dann noch, als er mich beinahe zerstört hätte.

Er wollte nicht, dass Deirdre herausfand, warum er sie geheiratet hatte. Er wollte, dass sie es gut hatte, er wollte, dass sie alles bekam, was sie wollte. Er hätte ihr alles gegeben, aber das was sie suchte, das konnte er ihr nicht geben. Niemals.
Und irgendwann sah Deirdre das auch ein. Und irgendwann wurde es zu viel und sie verlor alles. Tom hatte mir versprochen, ihr nichts zu tun. Er hielt sein Versprechen.

Deirdre tötete sich selbst.

Heute möchte ich mich Ohrfeigen, weil ich so unendlich blind war.
Ich könnte heute fünf Kinder haben, zehn Enkelkinder, Urenkel, ein Haus, eine Familie, Glück, eine Zukunft, eine Vergangenheit, eine Gegenwart. Ich hätte Flynn haben können und er hätte mich geliebt bis zu seinem letzten Atemzug.

Bin ich grausam, wenn ich sage, dass mir das alles nicht genügt hätte?


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Daniel Radcliffe