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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Umbruch

von Buntstiftchen

Während ich neben Lynn durch die Korridore lief, folgte uns völlig unbemerkt ein dunkler Schatten, dessen hübsches, blasses Gesicht, wenn das Mondlicht auf es fiel, ein eigenartiges, fast schon versonnenes Lächeln zeigte.

Meine Gedanken waren so auf Tom Riddle konzentriert und meine Sinne so auf die Dunkelheit vor mir fixiert, dass ich es zuerst nicht bemerkte, als Lynn unvermittelt stehenblieb.
Erst nach wenigen Schritten registrierte ich, dass meine Schritte die einzigen waren, die von den Steinmauern wiederhallten. Ich hielt an und wandte mich irritiert um.

„Was ist?“, fragte ich ungeduldig und als Lynn nicht antwortete, ging ich einige Schritte auf sie zu.

Ihre blassen, dünnen Beine, die von ihrem Morgenrock nicht vollständig verdeckt wurden, strahlten weißlich durch die Finsternis und zitterten einen Moment unsicher, so als würden sie kurzfristig vergessen haben zu stehen. Als ich direkt vor ihr stand zuckte ich zurück. Ihre wässrigen Augen schienen auf irgendetwas sehr starr fixiert zu sein und plötzlich waren sie schrecklich leer. Ich runzelte die Stirn.

„Ich möchte Schlafengehen, Gwendolyn. Ich gehe“, sagte Lynn mit ruhiger Stimme, dann strich sie sich mechanisch übers Kinn und diese Geste war mir inzwischen schon so vertraut, dass ich erschrocken die Luft einsog. Ich hörte ein leises Lachen durch die Gänge hallen. Lynn drehte sich um und ging mit wehendem Umhang davon. Ich blickte ihr nach und aus irgendeinem Grund verzog sich mein Mund zu einem Lächeln.

„Ein Unverzeihlicher Fluch?“, fragte ich laut in den leeren Gang hinein, sodass meine Worte erschreckend laut zurückgeworfen wurden und mich erschrocken zusammenzucken ließen. Einen Moment passierte nichts, dann bog Tom Riddle um die Ecke.

„Was sagst du?“, erkundigte er sich freundlich, während er auf mich zuschritt und mich lächelnd von oben bis unten musterte.
Er war bestens gelaunt, sprühte nur so vor Energie und ließ in jener Nacht seinen Charme spielen, als hätte er nie etwas anderes getan. Seine Augen sprühten und sei Gang war federn und zielstrebig. Er war faszinierender als jemals zu vor.

In dieser Nacht begann sich etwas in mir zu verändern, etwas in Bezug auf Tom Riddle. Ich bin heute nicht wütend auf mich, weil ich schwach war, weil ich ihm verfallen bin, denn ich weiß eines ganz genau: Ich bin nicht schwach. Jeder andere wäre ihm in dieser Nacht ebenso verfallen wie ich, niemand hätte widerstehen können. Niemand.

„Ich sagte: Ein Unverzeihlicher“, antwortete ich Tom, als er vor mir angelangt war und auf mich herunter sah.
Er nickte als hätte ich nichts gesagt und ließ weiter seine Augen über mich fahren.
„Grün steht dir sehr gut“, sagte er und zeigte mir seine weißen Zähne. „Du solltest es öfter tragen.“
„Du hast gerade einen unverzeihlichen Fluch benutzt und jetzt rätst du mir, öfter grün zu tragen?“
„Ich hätte dir auch sagen können, du solltest öfter Schlafkleidung tragen, aber das erschien mir unpassend.“
Ich starrte ihn an.

„Wieso machst du das?“, fragte ich und ignorierte dabei gekonnt sein vorheriges Kommentar.

„Wieso ich ihr befohlen habe zu gehen? Nun, erstens ist es so einfacher, als es ihr lang und breit erklären zu müssen, zweitens stellt sie dann keine dummen Fragen und drittens ist mir das hier zu anstrengend. Viel wichtiger bist jetzt du.“
Ich zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme. „So?“, fragte ich skeptisch und musterte ihn abwartend.
„Nun, eigentlich wollte ich mich jetzt schlafen legen, aber jetzt…“, Tom lächelte leicht. „Jetzt würde mich sehr interessieren, was du hier eigentlich machst?“ Er zog die Augenbrauen hoch.
Ich presste die Lippen fest aufeinander und blickte ihm herausfordern in die Augen.
„Warum warst DU mitten in der Nacht draußen?“, fragte ich ihn ohne auf seine Frage zu achten und richtete meinen Blick auf seinen feuchten Schuhspitzen. Seine Zähne blitzen gefährlich durch die Dunkelheit.

„Ich habe das tote Einhorn gesucht“, sagte er im Plauderton, während er mit einem eleganten Wink seines Zauberstabs seine Schuhe säuberte. Er schien nicht weiter darauf eingehen zu wollen, aber ich ließ ihm keine Wahl.
„Ein totes Einhorn?“, fragte ich irritiert. „Weshalb?“

Tom grinste, beobachtete mich aber aufmerksam.
„Warum warst du hier unten?“
Ich kniff die Lippen fest zusammen und ärgerte mich. Ich hasste Menschen, die mich mit Fragen durchlöcherten, doch noch mehr ärgerte ich mich darüber, dass es mich bei ihm nicht störte.
„Lynn schlafwandelt“, presste ich hervor und sah Tom herausfordernd an, was dieser jedoch nur milde belächelte. Aus seinen Augen sprach der Spott
„Warum hast du nun ein totes Einhorn gesucht?“

Tom nickte bedächtig, so als müsse er erst noch überlegen, warum er es überhaupt getan hatte.
„Ich muss gestehen, ich war ein wenig neugierig. Und schließlich habe ich nachts besseres zu tun, als nur zu schlafen.“
„Nämlich tote Einhörner suchen?!“ Ich lachte hell auf und beschloss, dass es nun genug war.
„Na dann will ich dich mal nicht weiter dabei stören.“
Ich wollte mich umwenden, aber da stieß Tom einen seltsamen Zischlaut aus und als wäre es ein Befehl gewesen, blieb ich, wo ich war.

„Du störst nicht“, sagte er, wieder höflich lächelnd, während er mir gemächlich in den Weg trat und seine Fingerspitzen prüfend aneinanderlegte. „Ich habe es nämlich bereits gefunden.“
Ich zuckte die Achseln und vermied es, in seine glühenden Augen zu blicken.

„Willst du es nicht sehen?“, fragte er samtweich.

Ich weiß nicht, ob ich es in der Dunkelheit richtig erkannte, aber ich glaube, in seinen Augen funkelte der Schalk.
„Was bei Merlins Namen lässt dich glauben dass ich das jetzt wollen könnte?“

„Neugier“, sagte Tom Riddle schlicht und fuhr sich über das Kinn. „Es ist ein unglaublicher Anblick, vertrau mir.“

Zu meinem eigenen Entsetzten nickte ich langsam, was ihn eine einzige Sekunde lang überrascht inne halten ließ. Er fing sich jedoch schnell wieder dann lächelte er höflich.
„Dann komm“, sagte er und bedeutete mir, ihm zu folgen.

Ich hielt einen Moment inne und fragte mich, was eben passiert war. Ich fragte mich, ob ich tatsächlich gerade im Begriff war, mit Tom Riddle mitten in der Nacht in den Verbotenen Wald zu gehen, um mir ein totes Einhorn anzusehen. Einen quälenden Moment lang befürchtete ich, er könnte mich wie Lynn verhext haben, aber ich wusste, wie es sich anfühlte unter dem Imperius zu stehen und ich war mir sicher, dass ich zumindest annähernd noch ich selbst war. Auch wenn ich mir nicht erklären konnte, warum ich meinen Blick nicht von ihm lösen konnte.

Ich glaube, dass mir mein Leben schon damals tief in mir drinnen, nicht genug gewesen war. Ich glaube, ich wollte etwas ändern, irgendetwas. Ich wollte frei sein und ausbrechen und Dinge tun, die man nicht tat. Dinge, die verboten waren, Dinge, die niemand tat.
Tom Riddle kam mir da gerade recht. Ich nützte ihn ebenso aus, wie er mich ausnützte.

In der Eingangshalle trennte ich mich von Tom und schlich nach oben in meinen Schlafsaal, um mich anzuziehen. Als ich allein war, beruhigte sich mein Körper schlagartig, meine Gedanken hingegen waren aufgewühlter denn je. Meine Gedanken galten ihm, der unten in der Eingangshalle stand und auf mich wartete. Ich sah nach Lynn, die bereits in ihrem Bett lag und tief schlief, dann machte ich mich auf den Weg.

Die Nacht war eiskalt und klar. Zum ersten Mal seit Wochen war der Himmel nicht von dunklen Wolken verhangen und man konnte die Sterne überdeutlich am schwarzen Horizont erkennen. Unsere Atemluft glitzerte silbrig im Mondlicht.
Wir gingen eine Weile schweigend über das Gelände, bis wir den Rand des Verbotenen Waldes erreicht hatten.
Ich wandte mich an Tom.

„Bevor ich da jetzt wirklich rein gehe: Was hat das Einhorn getötet?“, fragte ich ihn leise, während ich ihn genau betrachtete. Er lächelte.
„Ich habe mich schon gefragt, wann du diese Frage stellen willst“, antwortete Tom und blieb stehen. Er musterte mich nachdenklich. „Ich denke, was oder wer auch immer es war, wird für dich, für… mich… keine Gefahr darstellen.“
„Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein.“
„Ja.“
„Gut.“ Ich straffte die Schultern. „Dann gehen wir.“

Einen Moment sah Tom aus, als würde er noch etwas sagen wollen, doch er schien es sich anders überlegt zu haben, denn er drehte sich wortlos um und ging los.
Ich folgte ihm und versuchte, ebenso wie er, meine Schritte möglichst leise und bedacht zu tun, was mir allerdings weit weniger erfolgreich gelang, als ihm. Der eisige Schnee knirschte unter unseren Füßen und hie und da fuhr ein Rascheln, gefolgt von einem überirdischen Flüstern durch die Bäume um uns.

„Wie ist es denn gestorben?“, fragte ich, nicht mehr fähig dazu, die Stille und die Geräusch um mich herum so überdeutlich zu ertragen.
Tom warf einen Blick über seine Schulter und lächelte.
„Ich weiß es nicht“, sagte er summend und beschleunigte seine Schritte. „Aber das ist auch egal. Wichtig ist nur, dass es tot ist.“
„Damit du es dir ansehen kannst? Tut es da ein lebendes Einhorn nicht auch?“
Wieder wandte er einen Augenblick lang den Kopf, ehe er abermals das Tempo erhöhte, sodass ich bald Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
„Lebende Einhörner ertragen keine Männer in ihrer Gegenwart, Gwendolyn. Und ich wollte in seine Nähe.“
„Wieder nach demselben Prinzip: Mir soll nicht kalt sein- mir ist nicht kalt? Ich will ein totes Einhorn- ein Einhorn ist tot?“ Ich lachte bitter auf. „Wenn das bei dir immer so funktioniert, dann musst du ein sorgenfreies Leben führen.“

Tom lachte laut auf. Richtig laut. So laut, dass ich zusammenzuckte und beinahe gegen seinen Rücken gelaufen wäre, als er stehen blieb und sich zu mir umwandte.
Ich starrte wütend zu ihm auf.

„Weißt du eigentlich, dass du ein sagenhaftes Talent hast, hinter jeder meiner so sorgfältig formulierten Aussagen, ein Fünkchen Wahrheit zu entdecken?“, fragte er und blickte mit glitzernden Augen zu mir herab.
Er sah mich an, wie eine Katze die Maus ansieht, während sie mit ihr spielt, hungrig und neugierig und schlimmer noch, er sah mich an, wie ein Kind sein neues Spielzeug ansieht: gierig und fasziniert. Beides waren Dinge, die ich nicht sein wollte: Weder sein Spielzeug, noch seine Beute.
Ich funkelte ihn zornig an. „Ein Fünkchen Wahrheit? Soll heißen, die meiste Zeit erzählst du mir irgendwelche Lügen?“
„Siehst du, schon wieder.“
Meine Augen verengten sich.
„Fein. Ist mir auch egal. Gehen wir weiter. MIR wird nämlich langsam kalt.“
Tom zuckte mit den Achseln, drehte sich um und führte mich noch einige Minuten durch den Wald, ehe er abermals stehen blieb, mich beinahe aufgeregt ansah, auf die Seite trat und mir so vollen Blick auf das traurigste Bild gab, das ich je in meinem Leben sehen würde.

Das Einhorn lag auf der Seite, den Kopf merkwürdig zurückgedreht. Seine Mähne, silbrig und glänzend, ergoss sich zusammen mit seinem ebensolchen Blut, das noch immer aus seiner Kehle strömte, auf den mit schmutzigem Schnee bedeckten Waldboden. Sein Bauch war geöffnet worden und jemand oder etwas hatte seine Innereien aus der Bauchhöhle geholt und darin herumgewühlt, alles was noch übrig war, war ein weißer glänzender Schlamm, der noch dampfte und den dreckigen Schnee um sich herum zum Schmelzen brachte.
In seinen starr aufgerissenen riesigen Augen, die sich für immer in meine Netzhaut brannten, spiegelten sich die Sterne des Nachthimmels, sodass es beinahe aussah, als wäre noch irgendwo Leben in ihnen.
Das Einhorn, obwohl so grauenhaft zugerichtet, war trotzdem etwas vom Schönsten, das ich je sehen durfte.

Zu meinem eigenen Entsetzen merkte ich, wie sehr mich der Anblick faszinierte.

Ich war ein Mensch, der Gefühle nur selten an sich heran ließ und deshalb schockierte es mich umso mehr, dass plötzlich so viele Emotionen auf einmal auf mich einströmten. Ich fühlte tiefe Trauer, Wut, und eine seltsame unbegründete, krankhafte Glückseligkeit und gleichzeitig konnte ich vor Schmerz beinahe nicht atmen. Ich weiß nicht wie lange ich dieses Bild auf mich wirken ließ, Tom Riddle vergaß ich beinahe und er störte mich nicht.

„Das ist…“, ich suchte nach Worten, wollte sagen wie schrecklich es war, wie bestialisch, wie grauenvoll.

„Das ist unglaublich“, sagte ich stattdessen.

Ich spürte Toms prüfenden Blick auf mir und begann leicht zu zittern. Tom strich sich über die Lippen und öffnete den Mund.

„Was würdest du tun, wenn ich dir sagen würde, ich würde gerne sein Blut kosten?“, fragte er mich unvermittelt, während er seinen Blick unverwandt auf mich gerichtet hielt.

Einen Moment zögerte ich, dann schluckte ich alle Emotionen in mir hinunter und wandte ich mich mit ausdruckslosem Gesicht langsam ihm zu. Hätte ich vorhin noch gedacht, es wäre ein Scherz gewesen, so hätte mir sein Blick, das Blitzen in seinen Augen, sofort die Augen geöffnet. Er meinte es ernst. Wir starrten uns an.
Ich senkte den Blick auf seinen blassen Hals, ehe ich sprechen konnte.
„Ich denke, ich würde dich fragen, wieso du das willst“, sagte ich.
Tom wirkte überrascht, aber er nickte.
„Du bist gesund, du brauchst nichts, was dich am Leben hält. Wieso könntest du es also wollen?“ Ich verbot meinem Kopf, sich umzudrehen und das Tier ein weiteres Mal anzusehen.
Ein Lächeln stahl sich auf Toms Gesicht und er trat näher. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte.

„Neugierde“, flüsterte er samtig und leckte sich über die Lippen. Ich folgte seine Zunge mit meinen Augen und versuchte meine nächsten Worte zu formulieren.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du… aus deiner Langeweile heraus… schreckliche Dinge tust, nur um dich in irgendeiner Weiße zu unterhalten“, sagte ich leise und verbot meinen Füße zurückzuweichen, als er wieder näher trat. „Und ich frage mich, ob du wirklich so schwach bist, dass du es nicht schaffst, dich anderweitig abzulenken oder ob du nur keine Lust hast.“

Ich weiß nicht, ob es diese Worte waren, die ihn dazu veranlassten es zu tun, aber ich glaube sie waren es.

Sein Lächeln wurde unheimlich. Er war inzwischen so nah, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können. Das schien ihm zu gefallen.

„Ich könnte mich anderweitig ablenken, wenn ich das wollte“, begann er langsam und strich sicher über das Kinn. „Wenn du mir sagen würdest, alles andere wäre besser, als Einhornblut zu trinken, dann würde ich dir das vermutlich glauben.“ Sein Blick war lauernd.

„Das würde ich dir vermutlich sagen ja.“

„Sagen wir, ich wollte heute Nacht etwas tun, was ich noch nie getan habe. Sagen wir, ich wollte heute Nacht dieses Blut kosten und sagen wir, du wolltest mich davon abhalten. Dann würde ich sagen, ich will aber meine Neugier befriedigen und du würdest sagen, dann suche dir etwas anderes.“

„Vermutlich ja, auf was willst du hinaus?“

Tom legte den Kopf schräg und sah mich mit glitzernden Augen an.
„Ich habe noch nie jemanden geküsst, Gwendolyn. Also würde ich sagen, das wäre eine Erfahrung, die ebenfalls dazu imstande wäre, mich zu unterhalten und zu befriedigen.“

Mein Puls begann unwillkürlich zu rasen und ich wartete wie gebannt auf die unbändige Wut und den Ekel, von denen ich erwartete hätte, dass sie in mir aufsteigen würden. Ich wartete vergeblich. Ich hörte meinen eigenen Atem, den ich aus dem Mund stieß und versuchte meine zitternden Gliedmaßen zu kontrollieren.

„Dann würde ich dir sagen, dass ich das nicht wollte“, sagte ich leise.

„Das würde keine Rolle für mich spielen, das weißt du“, sagte Tom ruhig. „Außerdem würde ich es auch nicht wollen. Es wäre ein Mittel zum Zweck. Die bloße Befriedigung dieser Neugierde. Mit Wollen hat das nichts zu tun.“

„Du könnest dich auch einfach kontrollieren und zurücknehmen, den Drang ignorieren. Man braucht nicht immer und überall unbedingt Befriedigung.“
Toms Augen sprühten Funken.
„Ich stell dir jetzt eine Frage, Gwendolyn und du versuchst sie mir zu beantworten: Zwei Menschen, beide unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, beide haben niemanden auf der Welt, haben schreckliches Grauen erlebt, Dinge, die einen anderen zusammenbrechen und den Verstand verlieren hätten lassen . Beide sind zornig, wütend auf die Welt und auf das, was sie ihnen angetan hat. Der eine heiratet, gründet vielleicht eine Familie, wird glücklich. Der andere wird zum Verbrecher, Vergewaltiger, Mörder. Warum?“

Toms Gesicht war so nah an meinem, dass es mich wunderte, dass ich nicht schon längst zurückgewichen war. Ich spürte, wie sehr er nach einer Antworte lechzte und ich war bereit, ihm eine zu geben.

„Weil er einen Weg gefunden hat, wie er seine Wut loswerden kann. Er hat einen Weg gefunden, zu verzeihen. Den anderen hat die Wut zerfressen, er konnte nicht damit umgehen.“
Tom nickte. „Er hat also etwas anderes gefunden, was ihn davon abhielt böse zu werden, sagst du?“
„Ja. Willst du damit das hier erklären? Du willst einen Weg finden, wie du dich unter Kontrolle hältst?“
Tom lächelte leicht.
„Ich will nicht, ich muss einen Weg finden, zumindest in nächster Zeit. Ich will etwas Neues kennenlernen. Ich will alles kennenlernen. Ich will DAS kennenlernen.“

Ich fröstelte und drehte mich weiter zu Tom hin, weg vom Einhorn.
Ich zwang mich beinahe, die nächsten Worte auszusprechen.
„Ich habe das Gefühl, dass wir hier nicht mehr über etwas rein Hypothetisches sprechen“, sagte ich und versuchte verzweifelt, seinen Augen auszuweichen, die mich unerbittlich jagten. Tom stand mittlerweile so nah vor mir, dass sein Körper beinahe meinen berührte. Es war mir unangenehm, ich fühlte mich bedrängt und doch lechzte ich förmlich nach noch mehr von diesem unangenehmen Gefühl in mir.

„Hmm, vielleicht hast du Recht“, begann Tom nachdenklich. „Vielleicht sind wir jetzt an einem Punkt angelangt, von dem wir nicht mehr fortkommen.“

Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten, als er seine Hand hob und sie auf mich zufahren ließ. Zielsicher und doch irgendwie zögernd fuhr Tom über meine linke Wange. Zum ersten Mal spürte ich direkt seine Haut auf meiner. Wir waren beide kalt und klamm und trotzdem zuckten heiße Blitze durch mich.

Zu meinem eigenen Erstaunen blieb ich wo ich war und ließ zu, dass er es ein weiteres Mal tat. Dann zog er seine Hand zurück und betrachtete mich eingehend.

„In deinen Augen ist dieselbe Neugier, wie in den meinen“, stellte er flüsternd fest und lächelte leicht. „Wenn du willst, könnten wir sie stillen.“
Ich holte tief Luft, versuchte seinen Geruch aus meinem Kopf zu bekommen und wollte zurückweichen, doch plötzlich hörte ich meine Stimme.
„Dann mach es“, sagte sie und am liebsten wäre ich im Boden versunken, vor Scham. Doch Tom lächelte nur stumm und bohrte seine Augen in meine.

„Hypothetisch?“, fragte er amüsiert und nahm mein Kinn in seine Hand. Er rückte meinen Kopf mit einem Mal nach oben und funkelte mich an.
„Tatsächlich“, antwortete ich ihm und zwang mich zu einem kalten Lächeln.


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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