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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Falle

von Buntstiftchen

„Entschuldigung, Professor. Dürfte ich kurz stören?“

Mein Kopf zuckte hoch. Es war seine Stimme, die durch die eisigen Kerker drang und alle aufhorchen und in ihrem Tun innehalten ließ. Einen Moment herrschte absolutes Schweigen, nur das geheimnisvolle Blubbern der Kessel erfüllte den Raum.
Ich spürte, wie sich meine Finger fester um die eiserne Kelle in meiner Hand schlossen. Alle Köpfe wandten sich um, meiner blieb starr nach vorne gerichtet.

Nachdem ich die Bibliothek an Flynns Seite verlassen hatte, hatte er darauf bestanden, mich in die Kerker hinunterzubegleiten, wo ich gerade noch verhindern konnte, dass er mich zum Abschied umarmte. Die ganze Stunde lang lagen meine Gedanken bei Flynn und mir das einzugestehen, war nicht leicht und ärgerte mich sehr. Noch mehr ärgerte mich allerdings, dass ich mich auf die Weihnachtsferien freute, mich tatsächlich darauf freute, Zeit mit ihm zu verbringen, mit dem Jungen, der irgendetwas mit mir anstellte, das ich nicht begreifen konnte. Mitten in meine abstrusen Gedanken hinein, hatte es dann plötzlich laut gegen die eiserne Tür des Kerkers gepocht und kurz darauf änderte sich alles.

„Oh, Tom. Was für eine nette Überraschung Sie hier zu haben.“
Professor Slughorn watschelte nach hinten um Tom überschwänglich zu begrüßen.

Wir alle wussten, dass Tom Riddle Slughorns Lieblingsschüler war, vielleicht sogar der Liebling aller Lehrer. Er hatte dieses seltene Talent, mit dem er sich bei jedem Menschen in seiner Umgebung einschmeicheln konnte, ohne dass es als aufdringlich oder unpassend erachtet worden wäre. Hinzu kam, dass er sehr klug war, klüger, als die meisten in seiner Jahrgangsstufe, und dass er aufmerksamer zuhören konnte, als irgendjemand sonst. Nach außen hin, war er perfekt. Und nichts anderes. Er war der typische, strebsame, etwas eigenartige, zurückgezogene Junge, von dem die Lehrer einander hinter vorgehaltener Hand prophezeiten, eines Tages würde etwas Großes aus ihm werden. Dass sie in diesem Fall mehr als Recht behalten würden, davon hatten sie alle freilich noch keine Ahnung.
Später würden sie sich alle erschüttert zeigen, den typischen Satz auf der Zunge: „Er war so ein ausgezeichneter Schüler, wer hätte das nur kommen sehen?!“ Dabei würden sie ihre Köpfe schütteln, nicht fähig dazu, zu begreifen, wie sehr sie sich alle getäuscht hatten. Und insgeheim hatte jeder von ihnen dieselbe Angst tief in sich, die Angst, Tom Riddle könnte sie eines Tages aufsuchen, um sich an ihnen zu rächen. Einzig und allein Professor Dumbledore hob sich von ihnen allen ab. Er war der einzige, der Tom Riddle niemals getraut hatte.

Ich wandte meinen Kopf und versuchte sein Gesicht durch die dichten Nebelschwaden, die über den Kesseln schwebten, auszumachen.

„Was kann ich für sie tun, Tom?“, fragte Slughorn, während sich seine dicken, bleichen Finger freundschaftlich um Toms Schulter schlossen.
Tom kaschierte den Spott über Slughorn in seinen Augen so gut, dass ich mir sicher war, dass niemand bis auf mich ihn bemerkt hatte.
Er lächelte freundlich und strich sich über das Kinn. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Professor, dann würde ich mir gerne Miss Goodale kurz ausleihen.“

Ich drehte blitzschnell meinen Kopf zurück und beugte ihn tiefer über meinen Kessel. Ich hörte Lynn leise auf keuchen und ich spürte, wie sich plötzlich alle Blicke im Raum mir zuwandten. Mein Rücken versteifte sich und ich wandte mich langsam wieder um.

„Miss Goodale?“, fragte Professor Slughorn überrascht, während er seinen Blick durch den mit Dampf erfüllten Raum fahren ließ. „Aber sicher, sicher Tom. Was für eine Frage. Zwei so kluge Schüler.“

Professor Slughorn nickte wohlwollend, dann entdeckte er mich und bedeutete mir mit einem eifrigen Wink seiner Wurstfinger aufzustehen. Einen Moment rührte ich mich nicht, dann richtete ich meinen Blick auf Tom. Er sah mich ungeduldig und drängend an und in seinen Augen loderte etwas, für das ich keinen Namen fand. Ich spürte den erwartungsvollen Blick Slughorns und kam zu dem Schluss, dass es keinen Zweck hatte, mich zu widersetzten. Ich knallte meine Kelle auf den Tisch und wischte mir die schmutzigen Hände am Umhang ab. Dann strich ich mir die unordentlichen, aus dem Zopf losgelösten Haare zurück und schritt langsam Richtung Tür. Das leise Tapsen meiner Schritte wurde von den Steinwänden des Kerkers monoton zurückgeworfen und erfüllte den ganzen Raum. Tom wandte nicht eine Sekunde den Blick von mir ab und ich begann mich sehr zu meinem eigenen Missfallen unwohl zu fühlen. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen schritt ich an Tom vorbei nach draußen in den dunklen Flur.

„Lassen sie beide sich nur Zeit, Tom. Keine Eile“, versicherte Slughorn hinter meinem Rücken, kurz bevor er mit einem Augenzwinkern die Kerkertüre schloss.

Ich drehte mich zu Tom um und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

„Was soll das?“, fragte ich zornig und funkelte ihn an. „Hättest du nicht bis nach der Stunde warten können?“

Er musterte missbilligend meinen verdreckten Umhang, dann bedeutete er mir mit einer ungeduldigen Geste, ihm um die nächste Biegung des Ganges herum zu folgen. Genervt und unzufrieden registrierte ich, dass mich sein andauernder Blickkontakt mit mir wirklich nervös zu machen schien.

„Du bist wieder wütend auf mich“, stellte Tom nach einigen Sekunden Schweigen fest.

„Sag einfach was du willst“, murrte ich nur ungeduldig zurück, in der Hoffnung, ihn und dieses Gefühl in mir so schnell wie möglich wieder loswerden zu können. Während ich meinen Blick starr auf die nackte Steinmauer hinter ihm gerichtet hielt, tönte sein leises Lachen durch den leeren Gang und in meinem Nacken stellte sich sie Haare auf.

„Warum bist du wütend?“, fragte Tom und tat, als wüsste er es wirklich nicht.
Ich presste die Lippen aufeinander.
„Ich gehe“, sagte ich, während ich mich halb umdrehte und einen Schritt von ihm fort machte.

Ich sah es nicht wirklich kommen, aber seine Finger stießen nach vorne und schlossen sich fest um meinen Oberarm.
„Du gehst nicht“, zischte Tom.
Ich zuckte zurück und wurde unsanft zurückgerissen und beinahe wäre ich gegen ihn gestolpert, doch Tom hielt mich mit derselben groben Bewegung, mit der er mich zurückgezogen hatte, einen Schritt von sich entfernt.
„Du sagst mir jetzt, warum du wütend bist, dann sage ich dir was ich will und dann erst gehst du, hast du verstanden?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch sie hätte nicht bedrohlicher klingen können.

Irgendwie hatte ich bereits gewusst, dass er anders sein konnte, aber trotzdem stockte mir einen kurzen Moment der Atem und mein Blut gefror in meinen Adern zu hartem, kaltem Eis. Genau diese Kombination von Freundlichkeit und Grausamkeit machte Tom Riddle schon immer so angsteinflößend. Ich habe ihn morden gesehen, mit einem verständnisvollen Lächeln auf dem Gesicht, ich habe gesehen wie er folterte und quälte, vor Freude brüllend. Und ich habe erlebt, wie er mir sagte, dass er mich liebte, während er mir wehtat und mich anschrie.
Ich versuchte, meinen Arm zurückzuziehen, doch Toms Finger schlossen sich nur noch fester darum. Er tat mir weh, aber ich glaube nicht, dass er das in diesem Moment merkte und ich war ganz sicher auch nicht gewillt, es ihm zu zeigen.

„Ich fragte ob du das verstanden hast?“, drang seine Stimme in mein Bewusstsein, das sich einen Moment lang vor seiner Umgebung verschlossen hatte um es mir möglich zu machen, die Situation zu begreifen. Mein Körper spürte damals besser als mein Gefühl, dass ich in Gefahr war. Mein Körper half mir.
Blitzschnell zuckte mein Arm zu meiner Umhangtasche und tastete nach meinen Zauberstab.

„Den hast du drinnen auf deinem Tisch liegen“, erklärte mir Tom ruhig.

Ich hielt in meiner Bewegung inne und hob nun den Kopf, um ihn anzusehen. Seine Augen funkelten zur mir herunter und ich erkannte, wie sehr es ihm Spaß machte, wie sehr es ihm gefiel, Macht über mich zu haben.
„Nun?“, fragte er abwartend und sah mich lauernd an.

Ich drückte meine Kiefer fest zusammen, dann versuchte ich ein letztes Mal meinen Arm freizubekommen. Ich merkte schnell, dass ich keine Chance hatte. Er war mir nicht nur körperlich haushoch überlegen, auch sein Blick allein ließ meine Glieder erstarren und meine Muskeln ihren Dienst versagen.

„Ich mag es nicht, wenn die anderen mitbekommen, dass ich mit dir zu tun habe“, presste ich hervor, während ich ihn hasserfüllt anstarrte. „Deshalb bin ich wütend.“

Toms Gesicht wandelte sich innerhalb weniger Sekunden zu einer freundlichen, glatten Maske.

Im einen Moment brüllte er, im nächsten Moment sprach er liebevoll. Im einen Moment folterte er, im nächsten streichelte er. Er tötete und keine zehn Minuten später lag ich in seinem Bett in seinen Armen und seine Lippen auf meinen. Und das war das schlimmste an all dem: Ich hatte keine Angst vor ihm, ich hatte Angst vor mir selbst. Meine Reaktionen auf seine Taten waren nicht normal. Ich reagierte nicht, wenn er tötete. Ich lief nicht fort und drehte auch nicht meinen Kopf beiseite, wenn er mich küssen wollte. Ich hatte Angst, dass etwas tief in mir drinnen geschehen würde, ohne dass ich es mitbestimmen durfte. Ich hatte Angst, dass ich mich veränderte, ohne es zu merken.

„Nun eigentlich müsste es umgekehrt sein nicht?“, antwortete Tom mir höflich und ließ seine Hand fester zudrücken. Ich verkniff mir ein Keuchen. „Ich hätte dich nicht so eingeschätzt, als dass es dich interessiert, was die anderen denken.“
„Tut es nicht“, gab ich wütend zurück. „Nur nerven mich die Blicke und Fragen.“
„Die sind in der Tat mehr als nur nerv tötend“, stimmte Tom zu und lockerte seinen Griff etwas. „Hättest du denn etwas dagegen wenn sie denken würden, wir wären ein Paar, Gwendolyn?“
Ich schnaubte auf. „Das hätte ich in der Tat, ja. Und du sicher auch.“
Tom verstärkte plötzlich wieder seinen Griff. „Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger würde es mir etwas ausmachen. Du bist schön und mein Ansehen würde durch dich sicher noch größer werden.“ Sein Blick entglitt ins Leere und irgendwie wirkte er plötzlich ganz anders als noch vor einigen Minuten.
„Dein Ansehen?“, spottete ich. „Dein Ansehen würde steigen? Dein Ansehen bei wem bitte?“

Tom schüttelte abweisend den Kopf. „Das tut jetzt nichts zur Sache, vielleicht komme ich später darauf zurück“, erklärte er mir gedehnt, während er mich gegen die Wand schob.

Ich lächle heute, wenn ich mich daran zurückerinnere. Auch wenn es in diesem Moment absolut nichts zu lachen gab. Aber es ist amüsant, wenn ich daran denke, wie ich einige Zeit später wieder von ihm gegen eine Wand gedrückt werden würde. Aus vollkommen anderen Gründen. Welch Ironie.

Tom stand sehr nah vor mir. Ich definierte Nähe schon immer so, dass ich, sobald ich jemanden riechen konnte, denjenigen als zu nahe erachtete. Ich ertrug die Gerüche fremder Menschen nicht, ekelte mich vor ihnen und empfand sie als aufdringlich und falsch. Aber gleichzeitig beurteilte ich sie danach. Es gab nur sehr wenige Menschen in meinem Leben, deren Geruch ich mochte. Tom Riddle war einer davon.

Ich hob meinen Blick und ließ ihn über sein Gesicht wandern, so wie er es bei mir gerade tat. Ich suchte nach etwas in seinem Gesicht, dass mir zeigen könnte, dass alles was gerade geschah nur ein schlechter Scherz war. Aber da war nichts, an dem ich mich hätte festhalten können. Kein Lächeln, kein Zucken im Mundwinkel. Seine Augen waren kalt und schrecklich leer und seine Lippen, feucht und voll, hatte er zusammengepresst. Eine Strähne seines schwarzen Haars hatte sich aus seiner üblichen Frisur gelöst und viel ihm in die Stirn. Ich merkte, dass er es nicht mochte, dass ich ihn so genau betrachtete, vor allem, als ich ihm fester in die Augen blickte. Etwas geschah in ihm, als ich nicht wie sonst den Blick zu Boden senkte. Etwas sehr, sehr Erstaunliches geschah, er wendete den Blick ab. Sichtlich widerwillig und unzufrieden zwar, aber er riss sich von meinen Augen los und heftete seinen Blick auf den weißen Kragen meiner Bluse.

„Nun zu meinem eigentlichen Anliegen“, sagte Tom und hielt einen Moment inne, ehe er mit einer seltsam fremd klingenden Stimme weitersprach.
„Ich möchte dich gerne fragen, ob du mich nach Little Hangleton begleiten möchtest, Gwendolyn. Dort ist meine Mutter aufgewachsen musst du wissen und ich möchte mir ihr Elternhaus ansehen.“

Ich meinte ich hätte mich verhört. Einen Moment hielt ich den Atem an, dann begannen die Alarmglocken in mir zu schrillen. Tom Riddle schien fest damit zu rechnen, dass ich ja sagen würde, sonst hätte er mich nie gefragt. Er hatte etwas gegen mich in der Hand, das erkannte ich sofort.

„Wie stellst du dir das vor?“, fragte ich ihn abweisend, während ich überlegte.
Und plötzlich, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Flynn.
Es war so logisch. So klar und unkompliziert. Ich wusste, ich war gefangen.

Tom lächelte. „Nun, ich denke, du weißt schon wie. Wir könnten es wohl so anstellen, wie du und dieser Gryffindor- Junge. Natürlich mit etwas mehr Planung und Stil, aber im Großen und Ganzen, dürfte das klappen.“

Ich erkannte meinen Fehler. In diesem Moment erkannte ich, wie dumm ich gewesen war. Ich überlegte fieberhaft, wie ich mich noch aus dieser Geschichte herauswinden könnte, wohl wissend, dass ich schon verloren war.

„Du hast absolut nichts in der Hand, Tom“, meinte ich schließlich zuckersüß lächelnd und wand mich nun vollkommen aus seinem Griff, sodass ich endlich zurücktreten konnte. Ich war froh darüber, den feuchten, leicht muffigen Geruch des Kerkers wieder in meiner Nase zu riechen. Ich sog begierig den modrigen Geruch ein, um so den seinen aus meinem Kopf zu verbannen, was mir allerdings nicht so wirklich gelang.
Natürlich wusste ich, dass es für ihn keine Rolle spielte, ob er Beweise hatte oder nicht, aber ich ertrug es einfach nicht, jetzt kampflos aufzugeben. Mich ihm auszuliefern, ohne Widerstand. Er stand nicht einmal einen Schritt von mir entfernt und genoss es. Er führte in unserem kleinen Spiel. Er führte ganz eindeutig.

„Gwendolyn, ich glaube du weißt, dass ich es auf jede erdenkliche Art und Weiße schaffen würde, dass er von der Schulde fliegt. Dafür brauche ich keinerlei Beweise.“
„Flynn und ich haben nichts verbotenes getan.“ sagte ich, obwohl ich natürlich wusste, dass mir das nicht helfen würde. Tom lächelte höhnisch.
„Was du mit diesem Jungen machst ist mir gleichgültig“ antwortete er tonlos. „Aber du machst was ich sage, oder er fliegt von der Schule.“

„Ich komme nicht mit dir.“

Sein Lächeln und seine freundliche Miene waren so falsch, dass ich eine Gänsehaut bekam.
„Du verstehst erheblich langsamer, als ich es mir erhofft hatte“, erklärte mir Tom ungeduldig. „Aber ich werde es dir ein weiteres Mal erklären: Du kommst in den Weihnachtsferien mit mir nach Little Hangleton, zwei, drei Tage, nicht länger, und du wirst mich in dieser Zeit unterhalten und dafür sorgen, dass ich mich nicht langweile. Machst du das nicht, dann macht mir das natürlich auch nichts aus, aber der Gryffindor fliegt.“ Er lächelte mich an. „Es liegt ganz bei dir. Es ist ganz unkompliziert und ganz einfach.“

Ich hatte ihm schweigend zugehört, und natürlich hatte ich verstanden. Aber ich begriff es nicht. Noch nie hatte eine andere Person, Flynn ausgenommen, auf meine Gesellschaft bestanden, geschweigen denn mich dazu aufgefordert, Zeit mit ihr zu verbringen. Warum wollte Tom Riddle, dass ausgerechnet ich mit ihm kommen sollte? Was erwartete er sich davon?

„Was verstehst du unter unterhalten?“, fragte ich kalt und verbot es mir, ihm in die Augen zu blicken.
Er lächelte. „Oh, keine Sorge. Ich möchte dich einfach nur dort haben. Mich mit dir unterhalten, dir zusehen.“

„Mir zusehen?“ Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Glaubst du ich bin dein persönliches kleines Versuchstierchen, an dem du menschliches Verhalten studieren kannst? Das ist pervers und krank!“
Toms Lächeln wurde breiter. „Ich bin weder krank noch pervers, aber mich plagt etwas viel Schlimmeres, Gwendolyn: Langeweile.“ Sein Lächeln wurde beinahe wehmütig. „Ich langweile mich sehr schnell. Ich habe weniges in meinem Leben, was mich zu unterhalten vermag, wenige Dinge, die mich interessieren. Ist es da ein Verbrechen, wenn ich an dem festzuhalten versuche, das mich aus dieser Lethargie herausreißen kann?“

Ich verzog spöttisch den Mund.
„Ach, und dieses etwas, das soll ich sein? Ich muss dich enttäuschen: Ich bin ein schlechter Unterhalter und ganz sicher nicht dazu geeignet, jemandem die Lebenslust zurückzugeben, wo ich eigentlich selbst kaum eine habe.“
Ich biss mir auf die Zunge, fassungslos darüber, ihm das preisgegeben zu haben.

Toms Augen begannen zu flackern, er ging jedoch nicht darauf ein. „Alles was ich möchte ist lediglich, deine Gegenwart. Du musst nicht einmal sprechen, wenn du das nicht möchtest.“

Ich verschränkte abermals die Arme vor der Brust und merkte, wie ich mit jedem seiner Worte weiter von ihm abgerückt war. Der Gang war schmal und dunkel und ich hatte das Gefühl, seine Präsenz würde mich schier erdrücken.

„Ich habe keine Lust darauf, deine Launen über mich ergehen zu lassen und ich bin mir sicher, du findest jemanden, der besser dazu geeignet ist, dir Freude zu bereiten.“ Ich blickte ihn hochmütig an und versuchte zu ignorieren, wie er näher trat.

„Nein, ich glaube nicht, dass mir in dieser Sache ein anderer behilflich sein könnte. Was ich suche, das kann mir kein anderer geben, Gwendolyn.“

Ich starrte ihn an und verbot meinen Gedanken, die Worte in meinem Kopf näher zu betrachten, mit ihnen zu spielen, sie umzuformen und vielleicht sogar Gefallen an ihnen zu finden.
Seine Pupillen waren geweitet, rabenschwarz und voller Tiefe. Ein kleiner Abgrund tat sich in ihnen auf und ich merkte, wie ich den Halt zu verlieren begann.

„Warst du schon einmal in Little Hangleton?“, fragte Tom mich unvermittelt, so als würde er sich bei einem alten Freund nach dessen Reiseziel erkundigen.
Die Frage kam so plötzlich, dass ich sie unwillkürlich beantwortete, ohne mich zu widersetzen, ohne nachzudenken.
„Nein“, sagte ich.
Tom nickte. „Ich war erst einmal dort. In den Sommerferien nach meinem fünften Jahr. Ich habe das Haus meiner Großeltern und meines Vaters besucht. Sie hatten ein sehr schönes Anwesen, mit einem wunderschönen Garten und vielen Bediensteten. Ganz anders, als das Haus meiner Mutter denke ich.“ Tom lächelte und der Abgrund in seinen Augen tat sich weiter auf.

Ich merkte, wie sehr er plötzlich in Gedanken vertieft war und vielleicht hätte ich eine Chance gehabt, hätte ich in diesem Moment versucht, an ihm vorbeizukommen. Aber er hatte es fertiggebracht, mich neugierig zu machen und ich blieb wo ich war. Ein weiterer Fehler, den ich machte, ohne es wirklich zu bemerken. Tom wob sein Netz um mich, sponn mich ein in seine Geschichte, in sein Leben und ich verstrickte mich immer mehr in diesem Gefängnis, das mich unerbittlicher gefangen hielt, als Gitterstäbe es jemals vermocht hätten.

„Bist du wegen deinem Vater dort gewesen?“, fragte ich Tom, der mich daraufhin plötzlich ganz seltsam ansah. „Du hast erzählt, er ist gestorben, als du sechzehn warst. Bist du deshalb dorthin gegangen?“

Tom begann versonnen zu lächeln. „Ja, ich bin wegen ihm gekommen“, sagte er nachdenklich und irgendwie schien ihm diese Aussage sehr zu gefallen. Er lachte nun richtig laut. „Ja, wegen ihm bin ich gekommen“, wiederholte er noch einmal und sah mich interessiert an. „Und nun möchte ich das Haus meiner Mutter sehen. Das ist doch verständlich, oder nicht?“

„Du hättest mich auch ganz einfach höflich fragen können, dich zu begleiten, anstatt mich zu erpressen.“
„Du hättest mich abgewiesen.“
„Ja, hätte ich.“
„Eben.“ Tom zuckte mit den Schultern. „Was hätte mir das also gebracht?“
Ich lächelte. „Du hättest vielleicht begriffen, dass du nicht immer über jeden und alles bestimmen kannst. Das wirst du irgendwann ohnehin lernen müssen.“
Nun war es an Tom zu lachen. Sein ganzer Körper bebte und ich meinte die Bewegungen der Luft, die durch sein Lachen ausgelöst wurden, auf meiner Haut zu spüren. Ich wich zurück. „Und du wirst noch lernen müssen, dass ich das niemals werde lernen müssen. Irgendwann wirst du es begreifen und über dich selbst lachen, wie du mir jetzt gegenüberstehst.“

In diesem Punkt lag er falsch. Ich lachte niemals über mich und mein früheres Ich. Im Gegenteil, am liebsten würde ich es rütteln und ihm sagen: Wach auf, Gwendolyn. Wach um Himmels Willen endlich auf!“

Ich fixierte Tom und kniff die Augen zusammen. „Ich mag es nicht, wenn man mir sagt, was ich tun soll“, erklärte ich ihm tonlos.

„Ich weiß“, antwortete Tom zufrieden. „Je eher du dich daran gewöhnst, desto besser.“

Toms Hand streckte sich mir entgegen und drückte gegen meinen Rücken. Widerwillig gab ich dem Druck nach und ließ mich zurück zur Kerkertür schieben, dann riss ich mich los. Ich öffnete den Mund und wollte ihm die Meinung sagen, ihm sagen, dass ich es nicht duldete, wie er mich behandelte, doch sein Blick lag mit einem Mal so intensiv und offensichtlich auf meinen Lippen, dass mir die Worte im Mund stecken blieben.
Er schien sich nicht die geringste Mühe zu machen zu verbergen, wohin er starrte.
Bis heute weiß ich nicht, ob er das tat um mich aus der Fassung zu bringen oder ob er es tat, weil er nicht anders konnte. Beide Theorien wären einleuchtend.
Vielleicht wollte er testen, wie weit seine Macht über mich schon ging, vielleicht tat er es aber auch, weil er musste. Schließlich war ich das erste und einzige Mädchen, das jemals in Tom Riddle ein tieferes, oder überhaupt irgendein Gefühl auslöste. Ich war das einzige Mädchen, das je in Tom Riddle den verzweifelten Wunsch weckte, es zu besitzen, es zu halten, zu wissen, dass es ihm gehörte und niemandem sonst. Dass nur er es anfassen durfte, nur er bei ihm liegen durfte, dass nur er in seinen Gedanken war.

Ich weiß nicht, was es war, aber das war egal, denn was auch immer er damit bezwecken wollte, es gelang ihm. Ich brachte keinen Ton heraus und erwiderte seinen Blick, der plötzlich zornig wurde. Seine Hand schoss nach vorne und klopfte energisch gegen die Eisentür hinter mir und ehe ich auch nur einen Mucks machen konnte hatte Tom Riddle sie aufgerissen und mich dann grob ins Klassenzimmer geschoben, wo mich zwei Duzend Augenpaare mit ihren Blicken erdolchten.


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