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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Verrücktsein

von Buntstiftchen

Lynn erfuhr wenige Tage nach dem Hogsmeade- Wochenende, dass ich eben jenes mit Tom Riddle verbracht hatte.
Als Deirdre sich im Gemeinschaftsraum kurz über die Lehne meines Stuhles beugte um mich nach dem Treffen zu fragen, zuckte Lynn’ s Kopf hoch und ich spürte beinahe, wie die Angst die in ihr aufstieg mich zu erreichen drohte. Ich rückte eilig von Deirdre ab und würgte sie damit ab, in dem ich ihr erklärte, es sei nett und unterhaltsam gewesen. Ich war noch nie ein Freund großer Worte gewesen, weshalb Deirdre sich damit zufrieden gab.

Als ich mich wieder umwandte, bemerkte ich aus den Augenwinkeln einen schwarzen Tintenklecks, den meine braune Lieblingsfeder verursacht hatte und der sich quer über mein Pergament erstreckte. Ich fuhr mit dem Finger langsam darüber und verschmierte so die Tinte weiter über das ganze Blatt. Lächelnd hob ich den Kopf und betrachtete Lynn, deren Haar im Feuerschein aschgrau aussah und deren hellblaue, wässrige Augen fast rötlich wirkten.

„Du warst mi… mit Tom Riddle in Hogsmeade?“, fragte sie, während ihre Augen meinen schwarzen Fingern fast hypnotisch über das Pergament folgten.

Ich seufzte, dann begann ich damit meine Hand an der Tischplatte sauber zu wischen, in der Hoffnung Lynn würde dadurch merken, wie wenig ich an einem Gespräch mit ihr interessiert war. Doch Lynn war nicht der Typ Mensch, der andere Menschen gut einschätzen und deren Reaktionen und Gefühle verstehen konnte. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie verstünde nicht einmal, was in ihr selbst vorging. Sie war oft in ihren eigenen Welten und Gedanken versunken und schien in ihrer Weltfremdheit vollkommen zu vergessen, dass sie doch irgendwie mit uns anderen in Verbindung stand.
Als ich den Kopf hob, begegnete ich ihrem Blick und seufzte leise.
„Ja, ich war mit ihm in Hogsmeade. Und bevor du auch noch fragst: Es war wie gesagt nett“, erklärte ich, ohne in irgendeiner Weiße auf Lynn‘ s verkniffenen Gesichtsausdruck einzugehen.

„Nett?“, tönte eine energische Stimme hinter uns.
Emma, die gerade an unseren Tisch trat, ließ mit einem lauten Knallen ihre Bücher auf die Tischplatte fallen, was Lynn erschrocken zusammenzucken ließ. „Das glaub ich dir aufs Wort, Gwen.“
Ich funkelte Emma, die sich einen Stuhl näher zog an. „Warum so skeptisch?“, fragte ich sie, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich desinteressiert zurück.
Emma grinste dreckig.
„Wenn es tatsächlich nett gewesen wäre, dann würdest du dich vermutlich übergeben und dir die Füße ausreißen, weil du deine Zeit mit einer solchen Person verschwendet hast.“
Sie lächelte und obwohl ich zornig über ihre Einmischung war, musste ich es auch. Allein Emmas besserwisserische, tiefe Stimme zu hören, beruhigte mich irgendwie. Sie sprach, als würde alles was sie sagte, sarkastisch und ironisch gemeint sein, einfach ein einziger Witz, ohne Ernst und das es war herrlich erfrischend, gerade wenn die eigentliche Situation so ernst war.

„Du hast ein reichlich schlechtes Bild über nette Personen, Emma“, rügte ich sie spielerisch.
„Im Gegenteil. Ich schätze nette Personen.“
„Und ich hasse sie, sie sind schwach und langweilig.“
Emma lachte laut auf.
„Oh ja, das sind sie“, sagte sie, während sie aus den Augenwinkeln Lynn betrachtete, die ihrerseits mich betrachtete.
„Gut, dass du das auch so siehst“, erklärte ich Emma. „Ich dachte schon, du wärst in diesem Punkt genau so grässlich, wie Flynn.“

Emma lächelte und zeigte mir dabei eine Reihe perlweißer, kleiner Zähne, sie so gerade und ebenmäßig waren, dass sie schon fast zu perfekt erschienen.

„Also war es ‚nett‘ mit Tom, wie?“, fragte sie unverblümt.
Ich zeigte ihr meinerseits die Zähne.
„In der Tat, es war nett. Tom ist der perfekte Gentleman und ich werde ihn heiraten und fünf Kinder von ihm bekommen“, erklärte ich laut, nachdem ich es aufgeben hatte, meine Finger sauber zu bekommen. „Es war Liebe auf den ersten Blick und ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt.“

Während Emma schnaubend auflachte, schien Lynn den Sarkasmus in meiner Stimme nicht gehört zu haben.
„Gwen, ich weiß, dass Tom Riddle auf den ersten Blick… perfekt aussehen mag, aber… glaub mir, irgendetwas ist mit ihm.“

Emma schnaubte abermals auf, diesmal jedoch genervt. „Etwas ist mit ihm? Ich bitte dich Lynn. Jeder hier weiß, dass er anders ist. Und genau das ist es, was unsere liebe Gwendolyn so anziehend findet, nicht wahr?“

„Ich finde ihn nicht anziehend.“

„Lüg nicht.“
Emma leckte mit einer schnellen Bewegung ihrer kleinen Zunge über die Spitze ihrer Feder. „Du findest ihn anziehend, und damit ist er der erste. Also muss er etwas besonderes sein.“
Nun war es an mir zu schnauben. „Nicht zwangsläufig. Außerdem ist das einzige, was mir an ihm gefällt die Tatsache, dass man mit ihm reden kann. Und zwar über etwas anderes als Schule und andere Banalitäten.“

„Du findest in anziehend. Du bist dir nur zu fein dazu, es dir einzugestehen. Du meinst du stehst über deinen Gefühlen. Aber das stimmt nicht.“
„Ach und was ist mit dir?“ Ich war näher an Emma gerückt und hatte meine Stimme gesenkt. „Du bist genau gleich, meine Liebe und das weißt du.“
Emma lachte hell auf.
„Aber ich würde es mir eingestehen und dem nachgeben, sollte es mir mal passieren. Du hingegen…“, Emma machte eine ausschweifende Bewegung mit ihrer zarten Hand und rückte näher an den Tisch. „Du hingegen würdest dir nie im Leben ein derartiges Gefühl eingestehen. Dazu bist du viel zu stolz.“

Unwillkürlich flammte gewaltiger Ärger in mir auf, denn ich wusste, dass Emma Recht hatte. Ich hatte damals allen Ernstes geglaubt, ich würde diesen Kampf mit mir selbst gewinnen, ich hatte damals geglaubt, ich wäre stärker. Auch Tom Riddle dachte damals noch, er wäre stärker, als jedes Gefühl in ihm, auch er dachte damals, er würde diesen aussichtslosen Kampf gewinnen. Wären wir beide nicht so unnahbar, stur und kalt gewesen, vielleicht hätte uns dann nicht alles so furchtbar überrollt. Vielleicht wäre es nicht so heftig und zerstörerisch gewesen, wenn wir früher oder später nachgegeben hätten.
Es hatte mit einem kleinen Schneeball oben auf einem eiskalten Berg begonnen. Jemand von uns beiden hatte ihn angestoßen und nun preschte er mit lebensgefährlicher Geschwindigkeit den Hang herab. Er wurde größer und immer größer und wir, wir bemerkten es beide nicht. Er rollte und rollte und der Abgrund, der Abgrund nahte.
Ehe ich antworten konnte trat Cecilia hinter Emma.
„Na Gwen, wie war es mit Tom?“, fragte sie laut und blickte auf mich herunter, sehr darum bemüht, den Neid in ihren Augen nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Er sprang mir beinahe ins Gesicht.

„Lass mich in Ruhe, Cecilia!“

„Oh, hat er dich sitzen gelassen? Bist du deshalb so schlecht drauf?“ Cecilia betrachtete ihre hübschen Nägel. „Mach dir nichts draus, er ist eben nicht an Mädchen interessiert. Das liegt nicht an dir.“

Ich starrte Cecilia stumm an und überlegte, wie man nur so werden konnte, wie sie. Ich antwortete nicht, jedes meiner Worte an sie wäre pure Verschwendung gewesen.

Im Laufe des Tages wurde ich von mehreren Schülerinnen auf Tom Riddle angesprochen. Mädchen, mit denen ich noch nie gesprochen hatte, kamen plötzlich auf mich zu und teilten mir mit, wie glücklich ich mich schätzen könnte, dem Schulsprecher zu gefallen. Die meisten Mädchen, die Hogwarts zu dieser Zeit besuchten, konzentrierten sich mehr auf die Suche nach einem geeigneten Ehemann, als auf den Unterricht an sich und ich verabscheute diese Mädchen aus tiefstem Herzen. Ich hatte gewiss nicht vor, mein Leben und die Verwirklichungen meiner Träume und Ziele von einem Mann abhängig zu machen, mich ihm unterzuordnen und darauf zu hoffen, er würde es irgendwie bewerkstelligen, dass mein Leben erfüllend und respektabel verlaufen würde. Ich hatte bei meiner Mutter gesehen, wohin das führte und das war ein Ort, an den ich niemals im Leben freiwillig gehen würde. Ich wollte selbst für mich und mein Glück verantwortlich sein.

Am späten Nachmittag bemerkte ich, wie mich einige von Toms häufigsten Begleitern aus den Augenwinkeln beobachteten. Ich saß alleine in der großen Halle und versuchte irgendwie, ihre aufdringlichen Blicke zu ignorieren, nicht ahnend, dass Tom sie damit beauftragt hatte, mich zu beobachten, mir zu folgen und ihm anschließend über jede meiner Bewegungen Bericht zu erstatten.
Tom Riddle selbst sah ich weder beim Essen, noch irgendwo sonst im Laufe des Tages. Er schien wie vom Erdboden verschluckt.

Am darauffolgenden Morgen brachte mir eine der Schuleulen einen orangenen Briefumschlag, den ich noch bevor ich ihn öffnete, als den meiner Mutter identifizierte. Ich spürte Deirdre‘ s besorgten Blick quer über den Tisch und während ich meinen brühheißen Tee in wenigen Zügen austrank, las ich besagten Brief. Er bestand zu großen Teilen aus Vorwürfen und Gejammer. Meine Mutter schrieb von wirren Träumen, die sie in letzter Zeit häufig heimsuchten und die begonnen hatten, als wir sie vor fast zwei Monaten so kaltherzig verlassen hatten. Ich überflog die ersten Zeilen und stockte, als mir plötzlich der Name Tom Riddle ins Auge fiel. Ich faltete ohne auch nur ein weiteres Wort zu lesen das Papier zusammen und übergab es dem großen Waldkauz, der es unter lautem Gekrächze von mir wegbeförderte. Ich setzte den Kelch mit dem Tee grob auf der Tischplatte ab und verzog den Mund, als ich bemerkte, dass ich mich verbrannt hatte.

„Deirdre hat meiner Mutter erzählt, dass ich nicht allein in Hogsmeade war“, erzählte ich Flynn, während ich durch die großen Regalreihen der Bibliothek schritt und meine Bücher an ihren Platz zurückschob, Flynn ging permanent neben mir her, viel zu nahe. So nahe, dass ich ihn riechen konnte. Er roch gut, aber die Tatsache, dass er mir zu nahe war, ließ ihn unerträglich aufdringlich riechen.
„Ja und?“, fragte er mich, während er ausgiebig gähnte.
„Ja und? Sie bildet sich nun gleich wieder weiß Gott was ein. Das alles geht sie doch im Grunde nichts an.“
Flynn strich sich erschöpft über seine schmutzig blonden Haare, die an diesem Morgen in alle Richtungen abstanden. Er wirkte müde und niedergeschlagen.
„Sie ist deine Mutter, Gwen. Was soll da daran so schlimm sein?“

Fünf Minuten später gab ich es auf, noch weiter mit Flynn darüber zu diskutieren. Ich kannte natürlich Flynns fröhliche, stets gut gelaunte Mutter Herma und begriff, dass Flynn unter dem Begriff Mutter etwas völlig anderes verstand, als ich. Seine Kindheit war von jeher viel einfacher gewesen, als die meine. Seine Eltern waren glücklich miteinander, mit seinen beiden Brüdern verstand er sich prächtig und seine Mutter hatte ihn bei jeder noch so kleinen Verletzung liebevoll an ihren fülligen Leib gepresst und liebevoll getröstet. Die Umarmungen mit meiner Mutter konnte ich an einer Hand abzählen. Sie waren knochig und hart gewesen, und so verzweifelt, dass ich im Laufe der Zeit gelernt hatte, ihnen aus dem Weg zu gehen. Irgendwie meinte ich plötzlich einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge zu spüren, den ich jedoch gekonnt hinunterschluckte.
Flynn begann vom Samstag in Hogsmeade mit Deirdre zu erzählen und ich weiß, ich hätte mich für sie freuen sollen, aber ich konnte es nicht.

Ich glaube, ich liebte Flynn damals. Irgendwie. Ich glaube ich liebe ihn auch heute noch. Irgendwie. Oder zumindest die Erinnerung an ihn. Die Erinnerung an den fröhlichen Jungen, der mich im Sommer mit Wasser bespritze und im Winter mit Schneebällen bewarf. Die Erinnerung an den Jungen der mir zum siebzehnten Geburtstag einen mausgrauen Kater schenkte und mir erklärte, irgendwie sei es schade, dass er nicht mit diesem Tier tauschen könne, das sich in diesem Moment auf meinem Schoß räkelte. Die Erinnerung an diesen Jungen, der die Gabe hatte aus alltäglichen Dingen etwas Wundervolles zu machen, durch eine Geste, einen Gesichtsausdruck, durch ein Lächeln oder allein durch seine bloße Anwesenheit. Diese Erinnerungen, die sind mir sehr teuer. Und wenn Tom nicht gewesen wäre, vielleicht läge dann Flynn heute anstatt des alten Katers in meinen Armen und würde mir an seiner statt die Zuwendung geben, die ich brauchte, um überhaupt noch irgendwie weiterleben zu können.
Die Wahrheit ist, dass ich Flynn gar nicht verdiente. Das akzeptierte ich und es tat weh zu sehen, dass er das nicht verstand.
Ich glaube, ich liebte Flynn, aber ich glaube es war einfach nicht genug.

Flynn fragte nicht nach Tom, aber die Tatsache, dass jeder seiner Blicke nach einer Auskunft über Tom schrie, störte und ärgerte mich mehr, als wenn er mich einfach gefragt hätte.

„Ich bleibe über Weihnachten übrigens hier“, eröffnete mir Flynn zögernd, während er sich weit nach oben streckte um für mich ein Buch zurück ins Regal zu stellen. „Meine Eltern fahren zu meinem Bruder und seiner Frau und da will ich nicht mitfahren.“

Ich verbot mir böse auf ihn zu sein und nickte nur leicht. „Wieso fährst du nicht mit Deirdre mit zu uns? Mama würde sich freuen“, sagte ich ohne ihn anzusehen.
Flynn blieb stehen und sah mit einer Spur von Zorn auf mich herunter. „Ich wusste dir würde nicht passen, dass ich bleibe. Keine Ahnung warum, aber ich nerve dich. Das weiß ich. Nur verstehe ich es einfach nicht.“ Seine Stimme war lauter geworden.

Ich blieb ebenfalls stehen und heftete meinen Blick auf sein unordentlich aus der Hose hängendes Hemd. „Flynn, du nervst mich nur manchmal, wirklich, und ich finde es ist nett, dass du hier bleibst, dann bin ich wenigstens nicht allein an Weihnachten.“
Schon während ich sprach musste ich lachen und Flynn fiel wenige Sekunden später ebenfalls ein.
„Obwohl das eine glatte Lüge war, und eine schlechte noch dazu- ich kann dir nicht böse sein.“ Ich spürte seinen Atem auf dem Gesicht, als er näher trat. „Allein, dass du versucht hast mich zu überzeugen, ist zumindest für dich eine unglaublich nette, wenn auch klägliche Geste.“

Ich lachte noch immer, während mir Flynn das nächste Buch aus der Hand nahm, um es ins Regal über mir zu schieben.

„Ihr klingt immer alle so als wäre ich der unsympathischste Mensch schlechthin“, sagte ich trocken, während ich auf Flynns Schulterblätter starrte. „Dabei bin ich nur ehrlich.“

„Du bist grausam, Gwendolyn.“

„Pah. Es ist wohl besser, wenn ich dich mit der Wahrheit verletzte als dass ich dich mit irgendeiner lahmen Lüge irgendwie aufheitere. Finde ich zumindest.“
Flynn drehte sich grinsend um und nickte.
„Irgendwie hast du da tatsächlich Recht“, meinte er nachdenklich, während er mich anstarrte. „Soll ich dir einen Rat geben, Gwen?“
„Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich ihn sowieso nicht befolge, dann darfst du, ja.“

„Lass die Haare offen.“

Ich starrte ihn überrascht an, dann begann ich zu lachen, ehe ich jedoch etwas erwidern konnte, trat hinter Flynn plötzlich eine große Gestalt zwischen den Regalreihen hervor.
Tom Riddle musterte erstaunt mein lachendes Gesicht, während er an uns vorbei schlenderte und sich an einem der Tische nicht weit von uns niederließ. Sein Gesicht lag im Schatten und ich konnte es im Dämmerlicht der Bibliothek nur erahnen. Ich erstarrte und spürte, wie sich ein eisernes Band um meine Brust wob.

„Außerdem würde ich nur über meine Leiche zu dir nach Hause fahren. Versteh mich nicht falsch, aber deine Mutter…“, Flynn fuchtelte hilflos mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Deine Mutter ist nicht gerade das, was ich als einen angenehmen Menschen bezeichnen würde.“

Ich spürte Toms Blick auf mir und ich wusste, dass er zuhörte. Ich räusperte mich und verbot es mir, Emmas Vermutung in irgendeiner Weise zu bestätigen.

Ich merkte wie sich meine Miene verfinsterte.
„Was glaubst du, warum ich hier bleibe.“
Flynn begann zu lächeln. „Wir könnten zu zweit irgendwohin fahren, weißt du. Einfach ein paar Tage ans Meer oder sonst wohin. Ganz egal. Einfach weg.“
„Einfach weg? Hast du den Verstand verloren?“ Mein Blick zuckte kurz zu Tom Riddle, der gemächlich in einem Buch blätterte und so tat, es gäbe es uns nicht.
Flynn sah mich nachdenklich an.
„Ja, wieso denn nicht? Bin ich eben verrückt, du bist es doch auch! Komm schon, das wäre einmal etwas Spannendes in unserem Leben.“

Kaum dass er das gesagt hatte, da wusste ich, dass ich es auch wollte. Ich hatte dieses Gefühl oft. Manchmal wachte ich nachts auf fühlte mich so klaustrophobisch, dass ich den beengenden Schlafsaal verlassen musste, um wieder zur Ruhe zu finden und manchmal, wenn ich inmitten einer großen Menschenmenge stand, da fühlte ich mich plötzlich so schrecklich allein und einsam, dass ich das Gefühl hatte, schreien zu müssen. Aber am schlimmsten war es, wenn ich irgendwo draußen stand, auf einer weiten Fläche. Dann kam mir plötzlich alles so unglaublich sinnlos und bedrückend eng vor, dass ich mir fest vornahm, es eines Tages zu wagen. Ich würde ausbrechen.
Die altbekannte innere Stimme war natürlich wie immer stärker.

„Ach ja? Und was würde Deirdre dazu sagen?“, versuchte ich mich selbst von diesem absurden Hirngespinst abzubringen.
Flynn zuckte mit den Schultern. „Das spielt für dich doch sowieso keine Rolle.“
„Sie ist meine Schwester Flynn, natürlich spielt das eine Rolle für mich.“ Ich setzte mich mit meinem Bücherstapel auf die Kante des Tisches hinter mir und reichte Flynn ein weiteres Buch, das er mithilfe seines Zauberstabes an seinen Platz beförderte. „Außerdem, wo sollten wir schon hin?“

Erstaunt darüber, dass ich mich darauf einließ trat Flynn näher an mich, sodass seine Hüfte beinahe meine nackten Knie berührte.
„Wohin du willst. Wir müssten es ja niemandem sagen. Ich habe noch Flohpulver vom letzten Jahr in meinem Schlafsaal.“ Seine Augen begannen wunderschön zu glänzten und er sah aus wie ein kleiner Junge. Er sah aus wie damals, als er mein einziger Freund gewesen war.

Ich ertappte mich dabei, wie ich begann an der Idee nun ernsthaft gefallen zu finden. Einfach weg, niemand würde wissen, wo wir sein würden. Einfach weg. Einfach weg. Ehe ich mich versah, gewann in mir die unvernünftige Seite Oberhand.

„Nur für zwei, drei Tage. In Hogwarts würde das in den Ferien ohnehin niemand merken.
Flynn war nun so Feuer und Flamme, dass er langsam damit begann mich anzustecken. Er stand direkt vor mich und seine Augen blitzen mich erwartungsvoll an und ich spürte mehr, als dass ich es bewusst tat, dass ich nickte. Und plötzlich fühlte ich mich unglaublich frei. Plötzlich wusste ich wieder, warum ich Flynn so mochte. Er war so herrlich unkompliziert und freimütig, dass ich mir an seiner Seite manchmal ebenso vorkam. Irgendwie schaffte er es, dass ich mich selbst mochte in seiner Gegenwart. Vielleicht mochte ich ihn oft nicht, aber mich mochte ich, wenn ich mit ihm zusammen war. Ich war ein freier Mensch, wenn ich mich mit ihm unterhielt und er brachte es fertig, dass ich zu einer anderen wurde, an seiner Seite. Es war ein herrliches Gefühl, sich selbst zu mögen.

„Tun wir es“, sagte ich schlicht.

Flynn starrte mich einige Sekunden lang so perplex und irritiert an, dass ich schon wieder lachen musste. Ich spürte, dass er drauf und dran war, mich in seine Arme zu reißen, und so drückte ich ihn vorsichtshalber zurück und stand auf. Ich strich meinem Rock glatt und wartete auf die kleine Stimme in mir, die mir sagen würde, dass das alles eine hirnrissige Idee war. Sie kam aber nicht und ich wusste, dass Flynn diese Stimme in mir zum Schweigen gebracht hatte.

„Wir tun es.“ Flynn nickte, wie um es sich selbst ein weiteres Mal bestätigen zu müssen. „Wir tun es, Gwendolyn. Wir tun es wirklich.“

Ich drückte ihm schmunzelnd die letzten Bücher in die Hand, während ich meinerseits zwei Bücher packte und sie ins Regal hievte. „Ja, schon gut. Und jetzt beeil dich. Ich hab gleich Zaubertränke.“

Tom Riddle, der nachdenklich lächelnd an seinem Tisch saß und uns mäßig interessiert nachblickte hatte ich vollkommen vergessen.

Wenn ich heute an diese Szene in der Bibliothek zurück denke, dann kann ich gar nicht fassen, wie schrecklich naiv und dumm ich damals war. Wie konnte ich nur das Leuchten in Flynns Augen missverstehen? Wie konnte ich nicht begreifen, wie sehr er mich wollte? Wie konnte ich nur nicht erkennen, wie verzweifelt er wollte, dass ich ihn wollte?
Und wie, wie konnte ich verdammt noch einmal vergessen, dass Tom Riddle dort saß?
Natürlich ist man im Nachhinein betrachtete immer klüger, das weiß ich. Aber wie kann ich heute mein Leben nur ertragen, wenn ich in jeder einzelnen meiner Handlungen erkenne, dass ich allein die Schuld an all dem trage, was passiert ist? Ich war es, die sich selbst in Tom Riddle‘ s Hände legte, ahnungslos und dumm. Ich war es selbst.

Diese Finsternis heißt nicht Tom Riddle. Diese Finsternis trägt nicht seinen Namen. Diese Finsternis, diese Finsternis, sie trägt meinen Namen.
Gwendolyn Goodale.

Wie hatte ich ihn nur vergessen können, damals? Wie hatte ich nur glauben können, dass irgendwann alles gut werden würde?

Ich habe Flynn damals zugestimmt, und das, das würde mich noch teuer zu stehen kommen lassen.


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz