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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Grenzen

von Buntstiftchen

Eigentlich bin ich ein Mensch, der es hasst festgehalten, festgebunden, angekettet und eingesperrt zu werden. Je mehr man versuchte, mich zu halten, desto heftiger versuchte ich mich loszureißen, so war es schon immer gewesen. Je mehr man versuchte, mich gefügig zu machen, desto stärker wehrte ich mich. Mein Leben gehörte mir, ich gehörte mir und ich duldete es nicht, dass ein anderer über meinen Kopf hinweg entschied, was das Beste für mich sei.

Tom Riddle hatte das gewusst. Und er hatte auch gewusst, wie er sich genau das zu Nutzen machen konnte. Er hielt mich fest, ich war Sein. Das durfte niemand anzweifeln. Ich war die Seine. Sein Eigentum. Sein. Ganz und Gar. Ohne Einschränkungen.
Er hielt mich fest.
Aber kaum drückte ich auch nur ein kleines bisschen zurück, ließ er mich los.
Es war ein perfides Spiel, perfekt ausgeklügelt und durchdacht, ein Katz- und Mausspiel, das wir wie kleine Kinder spielten. Ein Tauziehen. Mal zog der Eine, und der andere musste folgen, mal war es umgekehrt. Ich war sehr oft die Maus, diejenige, die Gezogen wurde, die sich fügen musste.
Aber Tom Riddle verstand es, genau zur richtigen Zeit zur Maus zu werden, loszulassen. Mir zu entgleiten, mich stehen zu lassen.

Allein. In der Kälte. Im Abgrund. Verzweifelt.

Es war der perfekte Plan. Eine perfekte Strategie. Das ist mir heute klar. Er verließ mich immer dann, wenn er wollte dass ich sah, dass ich ohne ihn ein Nichts war. Dass ich ohne ihn nicht leben konnte. Ebenso wenig, wie er es ohne mich konnte.
Wenn er sich sicher sein konnte, dass ich das begriffen hatte, fing er mich wieder ein. Die Fallen schnappten jedes Mal problemlos zu.

Heute sitze ich hier und erinnere mich zurück an mein Leben. Mein Leben mit ihm. Den Rest könnte man wohl kaum als Leben bezeichnen. Der Rest war ein Dasein, mehr nicht.
Ich hasse mich heute so sehr. Ich bin zu einer Frau geworden, wie ich sie nie sein wollte. Ich war abhängig von jemandem. Ich war nicht mein eigener Herr.
Vielleicht würden mich viele bemitleiden, wenn sie meine Geschichte kennen würden. Aber in Wahrheit ist es so, dass ich alle anderen bemitleide. Ich hatte etwas, das nur die wenigstens Menschen in ihrem Leben haben.


Es will das Licht des Tages scheiden
Nun bricht die stille Nacht herein.
Ach, könnte doch des Herzens Leiden
So wie der Tag vergangen sein!
Ich leg mein Flehen dir zu Füßen
O, trags empor zu diesem Thron
Und lass dich grüßen

Es will das Licht des Lebens scheiden
Nun bricht des Todes Nacht herein
Die Stille will die Schwingen breiten
Es muss, es muss in mir gestorben sein
Ach, in deine Hände
Leg ich mein letztes, heißes Flehen
Erbitte mir ein schnelles Ende
Dann ein selig Auferstehen


Meine Finger verkrampfen sich um das zerknitterte Papier, während ich die verblichenen Worte lese.
Meine Hände sind beinahe so faltig und alt, wie das Papier. Ich streiche mit ihnen über das Blatt, weil ich mir einbilden möchte, dass ich dabei ihn berühre. Er hielt diesen Zettel damals in der Hand und ich habe das Gefühl, er riecht noch heute so stark nach ihm, dass ich meine, ich wäre in seinen Armen.

Hast du das hier aufgeschrieben?", hatte er mich damals leise gefragt, während er die Augen wieder und wieder über das Papier fahren ließ.

"Ja", hatte ich geantwortet.

Tom war näher an mich heran getreten.
"Was ist das?"

"Ich habe es in einem Buch gelesen", sagte ich und streckte die Hand nach dem kleinen Zettel aus. "Gib es mir zurück!"

Ich hätte erwartet Wut in seinen Augen zu sehen und darauf wäre ich vorbereitet gewesen. Nicht aber auf den alles ertränkenden Schmerz, der mir plötzlich aus ihnen entgegen brüllte.
Mit Wut wäre ich zu Recht gekommen, der Schmerz aber raubte mir alles Denken. Ich wusste nicht, was er bedeutete. Ich hatte keine Ahnung.

Es war der Tag, an dem Tom gegangen war.

Vielleicht war es damals besser so für mich. Ich weiß nämlich nicht, ob ich es ertragen hätte, ihn langsam sterben zu sehen. Zu sehen, was mit ihm passierte, nicht nur in körperlicher, sondern auch in emotionaler Ebene.

Ich weine nicht, wenn ich mein Leben vor mir sehe. Es gibt keinen Grund zu weinen. Ich habe seit jenem einen Tag nicht mehr geweint, an dem Tom mir den letzten Rest meiner Menschlichkeit genommen hatte. Ich glaube ich kann nicht mehr weinen. Etwas ist mit mir passiert. Etwas hat dieses Gefühl, ausgelöscht. Ich habe nicht das Bedürfnis zu weinen. Nur manchmal, ganz selten, da denke ich an diesen Moment zurück, der mich so aufwühlt, dass ich das Gefühl habe zu sterben, weil ich nicht weinen kann.

Der Moment ist eigentlich so unbedeutend und kurz. Für einen anderen würde er nichts bedeuten, aber für mich bedeutet er die Welt.

Als Tom damals auf dem Höhepunkt seiner Macht war, da bat er mich zu gehen. Er bat mich ihn zu verlassen, sonst würde er mich verlassen. Ich stimmte zu und er ging aus dem Raum, in seiner Hand zusammengeknüllt zu einer winzigen Kugel, noch immer jener Zettel. Der Zettel, der ihn zu dieser Entscheidung veranlasst hatte.

Er schnitt mir das Herz heraus und trat es kaputt und gleichzeitig rettete er mich. Er hatte bemerkt, dass es mich zerstörte, an seiner Seite zu sein, er hatte erkannt, was ich erst viel später erkennen würde: Für uns würde es kein glückliches Ende geben. Nicht für uns zusammen. Niemals.
Und deshalb ließ er mich frei. Dass er uns damit beide ins Unglück stürzte, davon hatte er keine Ahnung. Ich glaube, in diesem Moment habe ich erst begriffen, dass er mir genauso gehörte, wie ich ihm. Diese eine Entscheidung machte mir klar, dass Tom Riddle sehr wohl Liebe empfinden konnte, vielleicht sogar viel mehr, als andere Menschen es können.

Ich bin nicht traurig darüber, dass er mich gehen ließ. Ich bin glücklich. Heute. Damals war ich es auch. Irgendwie. Manchmal. Mehr als andere vielleicht.

Ich sitze heute hier und lese den Zettel Tag für Tag. Obwohl ich die Worte kenne. Ich stelle mir eine Frage, tagein, tagaus, während ich auf das stürmische, aufgewühlte, graue Meer blicke:

Gibt es Grenzen im Leben?
Jedes Mal ist es dieselbe Antwort, die mir die Wellen geben:
Ja.
Wenn eine Mutter ihr Kind zu retten versucht, gibt es dann auch Grenzen? Grenzen, die sie nicht überschreiten darf?
Nein.

Aber wenn eine Frau einen Mann liebt, gibt es dann Grenzen?
Ich weiß es nicht.
Ich stelle mir diese Frage schon so lange und weiß doch keine Antwort.
Wenn eine Frau einen Mann liebt, wahrhaftig liebt, wie weit darf sie dann gehen, um ihn zu beschützen?
Bin ich zu weit gegangen? Hätte ich noch weiter gehen müssen?
Hätte ich ihn retten können?
Vor sich selbst?

Hätte ich?

Wird mir vergeben werden? Werde ich ihm vergeben können? Werde ich mir vergeben können?
Gibt es Grenzen, wenn man liebt?
Und wenn ja, hält sich die Liebe an diese Grenzen?
Ich sage: Nie.
Sie respektiert keine Grenzen. Sie sieht keine Grenzen. Sie überschreitet sie. Immer.
Liebe. Die stärkste Macht der Welt. Darf man für sie über Grenzen gehen? Ich habe Grenzen überschritten ohne nachzudenken, ohne abzuwägen, zu überlegen, ohne zu zögern. Ich wollte es und ich tat es. Ich ließ mich nicht aufhalten. Ich kämpfte für mein Leben und für das, an das ich glaubte.

Ich erhebe mich von dem wackeligen Stuhl am Fenster und gehe langsam zur Tür. Ich öffne sie und trete in den Sturm hinaus und ich erinnere mich zurück an den Tag, an dem ich zu weit gegangen bin.

Ich habe die letzte, die höchste Grenze überschritten. Die Grenze, die ein Mensch nicht überschreiten darf.
Ein Wort von ihm genügte, ein Blick, ein wages Gefühl der Nähe.
Ich habe nicht gezögert und ich habe keinen Blick zurück geworfen.

Als Tom sagte: „Tu es!“

Da tat ich es.
Ich tötete. Ich tötete einen Menschen. Einen Menschen, den ich kannte. Einen Menschen, der mich kannte. Einen Menschen, den ich hasste. Einen Menschen, den ich eigentlich aus tiefstem Herzen geliebt hatte.

Als Tom dann sagte: Küss mich!“

Da tat ich es.

Und ich meinte das Blut, das an meinen Händen klebte, in unseren Mündern zu schmecken.
Dieser Kuss, irgendwie schaffte er es, dass irgendwie alles wieder gut wurde. Irgendwie. Gerade so.
Seine Finger um meine Taille, auf meinem Rücken, irgendwie gaben sie mir das Gefühl, dass ich irgendwie richtig gehandelt hatte. Irgendwie.

Ich will dich wieder küssen, Tom. Ich will wieder dieses Gefühl haben, dass ich ein guter Mensch bin. Ich will wieder das Gefühl haben, dass ich Jemand bin.


Ich zerreiße den Zettel und übergebe ihn dem Sturm.


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