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Fanfiction

Hat diese Finsternis einen Namen? - Manchmal

von Buntstiftchen

Er sah mich mit glänzenden Augen an, strich sich über die Lippen und verengte die Augen zu zwei dunklen, unheilvoll schimmernden Halbmonden.
„Wenn du tot bist, wird man mich dann in dein Herz graviert sehen, wenn du aufgeschnitten wirst?“, fragte er mit leiser, deutlicher Stimme, deren Klang allein schon Spuren auf mir hinterließ, Schlieren in meine Haut ritzte, Furchen durch meine Muskeln zog. Schnitte, aus denen Blut strömte, niemals aufhörte zu strömen.

Ich spürte, wie meine Lungen aufhörten Luft durch meine Adern zu pumpen.
„Ja“, antwortete ich ausdruckslos und sah ihn an, mit einem Blick, aus dem ich den Schmerz herausfilterte so gut ich eben konnte.

Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Er schloss die Augen und atmete tief ein, als könnte er meine Worte so länger in der Luft hallend bewahren.
„Das ist schön. Das ist so schön“, seufzte er genießerisch.
Seine Augenlieder zuckten, als wäre er in einem Traum gefangen, der sich gerade in seinem Kopf abspielte und ihn von mir und der Realität immer weiter entfernte.

Ich musste ihn zurückholen von dort. Er durfte mich hier nicht alleinlassen in der Kälte meines, seines Lebens.
„Was ist mit dir?“, fragte ich herausfordernd. „Was ist mit deinem Herz?“
Er öffnete die Augen und bohrte mich mit ihnen zu Boden. Dann lächelte er spöttisch.

„Mit meinem Herz?“, fragte er lauernd und ein irres Glitzern erfüllte plötzlich seine Pupillen. „Nun, ich habe keines. Wusstest du das nicht?“
Er hob seine Hand und fuhr damit über meine kalte Wange. Ganz kurz nur, ein flüchtiger Hauch. Kalte Haut an noch kälterer Haut.

„Alle wissen es und du wirst es noch lernen“, sagte er nach einer Weile leise, dann drehte er sich um ging und ich, ich blieb allein zurück.

Einsam war ich, ein Tunnel. Vor mir flohen die Vogel,
und Nacht brach in mich ein mit ihren Schattenmassen.
Mich selbst zu überleben, machte ich dich zur Waffe,
zum Pfeil für meinen Bogen, zum Stein für meine Schleuder.
Doch die Stunde der Rache ist gekommen. Ich liebe.



Manchmal möchte ich auf Eisenbahnschienen laufen, zwischen den braunen von Rost zerfressenen Schienen gehen, zwischen denen hie und da sattgrüne Gräser sprießen, in Richtung blauer Himmel möchte ich ziehen, Richtung Sonnenschein und Abschiedswolkentaschentuchwinken. Das möchte ich obwohl ich ganz genau weiß, dass ein Zug, sollte denn einer kommen, nicht halten würde können.
Er wäre zu schnell, es wäre zu dunkel, als dass er mich erkannt hätte, er würde mich mit sich reißen und Stücke meines Körpers, blutiges Fleisch in der Landschaft verteilen.

Manchmal, da möchte ich auf einen vereisten See gehen. Obwohl mich alle warnen würden möchte ich es tun, denn ich will selbst sehen, wie lange es mich hält.
Manchmal, manchmal da möchte ich auf einem Brückengeländer spazieren gehen. Ich möchte mit dem Abgrund und den unendlichen Höhen ein Spiel spielen und das, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich jederzeit das Gleichgewicht verlieren könnte, obwohl ich weiß, dass es pervers und krank, makaber ist.

Manchmal möchte ich auf einem Drahtseil balancieren. Auf einem Drahtseil gespannt über dieser Erde. Dort oben will ich stehen und herabsehen auf diese Welt in der Hoffnung, dass von dort oben alles besser aussieht.

Manchmal möchte ich zurückkehren in meine Jungend, möchte mich zwischen das Mädchen von damals und diesen einen jungen Mann stellen, der es so rücksichtlos aus seiner Welt riss. Ich möchte ihn anbrüllen, ihm sagen, dass er auf seinem Weg in der Hölle allein gehen sollte, wenigstens ihr das Leben lassen sollte.
Ich möchte ihm sagen, wenn er sie liebt, dann soll er sie niemals anrühren, aber ich weiß, dass er nicht hören wird.

Tom Riddle, sosehr ich ihn auch... er ist kein edler Mensch, das war er nie und wird es auch nie, niemals sein. Er ist nicht gut, freundlich, nett.
Alle Welt sagt, er könne nicht lieben.

Das kann er aber, nur... er liebt anders als andere Menschen. Er liebt egoistisch, masochistisch, dunkel, schmerzvoll, schattenreich, so anders eben.
Er ist grausam und nein, ich sage jetzt nicht: Er ist grausam aber ich liebe ihn. Ich sage nicht aber. Ich finde es gibt kein aber. In der Liebe gibt es dieses Wort nicht. Man kann nicht sagen, ich liebe ihn aber... Das ist falsch, nicht richtig. So, so falsch, dass es mich wütend macht.
Er ist grausam und ich liebe ihn.
Das sage ich denn es ist wahr.

Manchmal möchte ich ihm das sagen, obwohl ich ganz genau weiß, dass er mir sehr wehtun wird, wenn ich es tue.
Manchmal möchte ich, aber dann...


Ich saß auf einem dunklen, harten Sofa in einem spärlich beleuchteten Raum in Little Hangleton und zitterte am ganzen Körper. Meine Kiefer schlugen schmerzhaft aufeinander, meine Hände bebten und meine feuchten Haare klebten mir in der Stirn.
Ich wartete.

Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was das für ein Zimmer war, in dem ich mich befand, wem es gehörte, ob noch jemand in diesem Haus war, der mich möglichweise hören würde können, sollte ich versuchen zu schreien.
Alles was ich wusste war, dass ich in Little Hangleton war, allein mit... ihm.

Vor mir lag sein schwarzer Umhang, der genauso kalt war wie er, aber ich rührte ihn nicht an. Er würde wütend darüber sein, wenn er zurückkam, aber davor fürchtete ich mich nicht. Ich zog meine nackten Beine an und schlang die Arme darum.

Meine Gedanken rasten zu Flynn und mein Magen drehte sich um vor Angst.
Er hatte mir gesagt, dass er ihm nichts tun würde, aber was hieß das schon? Was hieß das? Ein Versprechen von Tom Riddle war nichts wert, das hatte ich gelernt.
Ich presste die Kiefer fester zusammen, bis ich Blut schmeckte.

Drei Sekunden. Drei Sekunden hatte ich gebraucht, bis ich ihn gestoppt hatte. Drei Sekunden der Qual und des Schmerzes für Flynn, drei Sekunden, die ich niemals in meinem Leben würde vergessen können. Drei Sekunden, die ich Tag für Tag in meinen Träumen wieder und wieder würde durchleben müssen.

Drei Sekunden, dann hörten Flynns Schreie abrupt auf. Tom hatte mich mit krankhafter Zufriedenheit in den stürmenden Augen gemustert und stumm hatte ich ihm gratulieren müssen:
Er hatte gewonnen. Mühelos.
Und ich, ich hatte verloren: Das Spiel, aber möglicherweise nicht nur das. Vielleicht hatte ich mein Leben verloren, bereits damals in diesem Augenblick. Vielleicht hatte es in der Hütte begonnen. Wie amüsant, denke ich heute. Es würde enden, wo es anfing.
Vielleicht habe ich mich ergeben, zu früh aufgegeben. Vielleicht waren meine Stunden schon damals gezählt. Vielleicht war es gut so.

Tom hatte mich mit sich nach draußen genommen, hatte mir die Hand hingehalten und ich, ich hatte sie ergriffen.
Der Tod war gekommen und hatte mich mit sich genommen. Hand in Hand gingen wir.
Doch noch war ich nicht erlöst, noch brachte er mich nicht in eine bessere Welt, in ein Paradies. Nein, noch war es nicht so weit.
Er brachte mich nicht ins Himmelreich, an das ich ohnehin nicht glaubte, er brachte mich auch nicht in die Hölle, die viele so fürchten, nein, er brachte mich in seine eigene Welt und die war schlimmer als jede nur irgend denkbare Hölle.

Ich hatte kein Wort mit Tom gesprochen als wir in das Zimmer apparierten und einen Moment hatte er mich überrascht angesehen, dann jedoch hatte er wieder seine altbekannte Maske aufgesetzt.

„Ich werde ihm jetzt seine Erinnerung verändern“, hatte er angekündigt, während ich mich von ihm fort drehte und stumm auf das Sofa setzte. „Er wird glauben, dass er alleine in diese Hütte gekommen ist. Er wird nicht mehr wissen, was vorgefallen ist. Angesichts dessen was er mit dir getan hat, wird dir das nur Recht sein, denke ich.“
Tom war hinter mich getreten. Ich konnte seine Wärme im Nacken spüren und fröstelte, zitterte so sehr.

Er entzündete stumm ein Feuer im Kamin, dann legte er seinen Umhang vor mir ab.
„Zieh ihn an, es ist kalt“, wies er mich an und seine Stimme duldete keinen Widerstand. Natürlich nicht, das tat sie ja noch nie.
Ich schwieg, rührte mich nicht, da trat er vor mich. Sein Schatten hüllte mich ein. Ich senkte den Kopf um ihn nicht ansehen zu müssen und so ging er vor mir in die Knie und war plötzlich so nah, dass mir der Atem stockte. Was war das nur?

Er hob seinen Finger und strich damit über mein nacktes Knie.
Ein Eiszapfen bohrte sich in meinen Oberschenkel, genau dort, wo er mich berührte.
Ich hörte ihn atmen, dann hob ich das Gesicht und sah ihn ausdrucklos an, starrte ihm in die Augen, fest und furchtlos.
Er starrte zurück und schien wieder einen Augenblick lang überrascht zu sein. Seine Augen glitten milde über mein Gesicht, suchten, suchten, fanden nichts.

„Ich tue ihm nichts“, sagte er ruhig. „Keine Sorge.“
Ich zog spöttisch die Augenbrauen hoch.
„Du bist sehr großzügig“, sagte ich und senkte den Blick gespielt unterwürfig zu Boden.
Tom runzelte die Stirn.
„Nein, ganz und gar nicht“, sagte er laut und klar und erhob sich. „Ich möchte nur ungern mein Druckmittel verlieren.“
Lächelnd sah er auf mich herab.
„Druckmittel genau“, sagte ich nur nachdenklich. „Gut dass du noch einmal erwähnst, warum ich das hier alles überhaupt mit mir machen lasse.“

Zu meiner grenzenlosen Überraschung lachte Tom nur. Nicht höhnisch, sondern ehrlich amüsiert. Er trat zurück, ließ mich aber keine Sekunde aus den Augen.
„Schön, dass du nicht vollkommen willenlos geworden bist. Du solltest mich schließlich unterhalten und das kannst du nur, wenn du so bist wie immer“, meinte er und seine Mundwinkel zuckten.
Blitzschnell erhob ich mich und schnellte auf ihn zu.
Nähe. Nähe. Um Himmels Willen... seine Nähe. Ich berührte ihn fast und zu meinem Erschrecken weiteten sich seine Augen schockiert.
Entschlossen hob ich den Kopf und sah zu ihm auf, ignorierte das Brüllen in seinen Augen.

„Wenn Flynn in Sicherheit ist, dann...“, begann ich, doch da war Tom schon zurückgewichen, als hätte ich ihn verbrannt.
„In Sicherheit?“ Seine Stimme klang rau. Er schnaubte und trat langsam noch weiter von mir zurück, als wäre ich das Raubtier und er die Beute.

Zum ersten Mal erkannte ich, dass es manchmal, ganz selten, tatsächlich so war.
Manchmal, manchmal, da hatte er, er, Tom, Tom Riddle nämlich Angst vor mir.
Der Mann, von dem man sagte er kenne keine Furcht, keinen Schmerz, kein Gefühl- dieser Mann kannte all das, fand es versammelt in mir.
Toms Nasenflügel weiteten sich.
„Glaubst du er wird jemals in Sicherheit sein?“, fragte er und tat interessiert, ehe er nachdenklich über seinen Stab strich und Sekunden später mit einem ungewöhnlich leisen Knall aus dem Raum apparierte.

Und nun saß ich alleine dort und war ihm, seinen Launen, seiner Gier und seinem Wahnsinn ausgeliefert. Aber wenn er dachte, ich würde mir seine Behandlung gefallen lassen, dann hatte er sich geirrt. Dann hatte er sich so sehr geirrt.
Er brauchte nicht lange um wiederzukehren und ich hatte kaum Zeit zu überlegen, was ich nun tun würde.
Ich hörte ihn durch die Tür eintreten, hörte seine festen Schritte, die doch so schleichend waren wie die eines Jägers.

Ich verschränkte die Arme und starrte stumm an die Wand. Ich wartete und er wartete auch.
Ich spürte seinen Blick auf mir, als würde er mir ein Messer an den Hals halten.
Er kam auf mich zu, blieb nah hinter mir stehen. Viel zu nah stand er dort.

„Wie ich sehe hast du keine Angst vor mir“, ließ er sanft verlauten und ich wusste, dass er auf den Mantel starrte.
„Nein“, sagte ich nur und drehte mich nicht um.
„Schade.“ Er ging um das Sofa herum und setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen vor mich auf einen alten Stuhl.
Seine Augen beobachteten mich mit der Neugier und Genauigkeit eines Forschers, der sein Labortier zu analysieren versucht.
„Angst ist aber doch so ein großartiger Antrieb“, erklärte er, fast ein wenig wehmütig, aber ich schnaubte nur und starrte ihn ebenso unverschämt an, wie er mich.
„Ich bin sicher, du kennst noch andere Möglichkeiten, dir Menschen gefügig zu machen“, spottete ich kalt.

Er lächelte beinah liebevoll, was so falsch und grausam aussah bei ihm, dass es schien, er würde gegen ein Naturgesetz verstoßen, wenn sein Gesicht sich so verzerrte.
„Oh, die kenne ich tatsächlich. Aber bei dir setzte ich auf etwas anderes.“ Toms Augen blitzen auf. „Etwas noch viel wirkungsvolleres.“
„So?“ Ich zog die Augenbraue hoch. „Das da wäre wenn ich fragen darf?“

„Natürlich darfst du Gwendolyn. Es ist... etwas, das ich nicht benennen kann. Aber es ist da, weißt du und es macht, dass du mich nicht vergessen oder ignorieren kannst. Du bist... oder wirst, wenn ich das recht durchgegangen bin... abhängig.“
„Ich soll abhängig sein, von dir?“ Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Stimme verriet, was in mir vorging, aber dennoch hatte ich die dunkle Ahnung, dass er es bereits wusste.
Er schwieg, lehnte sich zurück und legte nur die Finger an sein Kinn. Er starrte mich unerbittlich an.

Seine Augen wanderten brennend über mich und meinen Körper, der noch immer so spärlich bekleidet war. Natürlich tat er das mit Absicht. Ich hatte ihm schließlich nicht gehorcht. Ich hatte den Mantel nicht angezogen und das störte ihn. Störte ihn so sehr.

Manchmal gestatte ich mir heute daran zu denken, dass er vielleicht vermeiden wollte, mich so zu sehen. Weil er es nicht gewohnt war, solche Gefühle in sich zu haben. Er war es nicht gewohnt, dass ihn andere Menschen derartig interessierten, war es nicht gewohnt, dass er einen anderen Menschen wollte.

Mir sträuben sich heute die Haare, wenn mir klar wird, wie gut er mich schon damals kannte. Er kannte mich viel besser, als ich ihn, als ich ihn jemals kennen würde.
Er lächelte, als ich mich unbehaglich wand unter diesem kalten Eisblick.
Dann räusperte er sich und lehnte sich mir plötzlich entgegen. Mit einem Mal wirkte er sehr unnahbar, abwesend, nachdenklich, aber keine Sekunde ließen seine Augen mich in die Freiheit, die ich sosehr gebraucht hätte.

„Gwendolyn“, begann er langsam. „Gwendolyn ich weiß, dass du gerade wütend auf mich bist und weil ich ganz gewiss nicht vorhabe mit einem schweigsamen, langweiligen Mädchen meine Zeit zu verschwenden habe ich eine kleine Idee.“
Ich strich mir mit der Zunge über meine trockenen Lippen und Toms Blick wurde unwillkürlich dunkler.
„Ich weiß, dass du nichts mit mir zu tun haben willst, was natürlich klar ist, schließlich bist du nicht an mich gewöhnt. Noch nicht. Aber du hast sehr viel Zeit dafür glaub mir. Die nächsten Tage gehöre ich ganz dir und du ganz... mir... und du wirst mit der Zeit mit allem neuen klarkommen.“

Während er gesprochen hatte, hatte ich trotz der Kälte langsam meine angezogenen Knie losgelassen und mich aufgesetzt. Mein nacktes Bein berührte das seinen, aber keiner von uns zog seines fort.
Ich lehnte mich ihm entgegen uns sah ihn ganz offen und wahrhaftig an, ehe ich zu sprechen begann.
„Was willst du von mir?“, fragte ich in aller Ruhe, klar, deutlich und langsam.

Seine Augen verengten sich, wurden undurchdringlich und zum ersten Mal überhaupt sah ich so etwas Ähnliches wie Ratlosigkeit aus ihnen schreien.
Eine Sekunde nur, aber sie reichte, um mir klarzumachen, dass er keine Ahnung hatte, was er hier tat, was er wollte. Das gab mir Mut.

Toms Kiefer spannten sich an, sein ganzes ausdrucksloses Gesicht war plötzlich wie von Drähten durchzogen. Unwillkürlich erinnerte er mich an eine schöne Marmorstatue, kalt und hart, aus Stein. Zu keinem Gefühl, zu keiner Wärme fähig.

„Ich möchte eine Bekanntschaft“, sagte er dann nach reichlichem Überlegen.
Seine Worte wirkten, als hätte er sie sorgsam ausgewählt, er sprach, bemüht darum, jedem Wort einen bestimmten Klang zu geben und ja keinen anderen.
Meine Augen weiteten sich und ganz unmerklich war ich näher an ihn gerutscht.

„Mit mir?“, fragte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme ins Fassungslose glitt, was ihn wiederrum zum Schmunzeln brachte.
„Mit wem sonst?“, fragte er mit langsamer Stimme. „Wohl kaum mit deiner dümmlichen Freundin, die mir fast genauso sehr misstraut, wie du.“
„Tut mir leid, dass es mich wundert, dass du, ausgerechnet du, tatsächlich Interesse daran hast, mich näher kennenzulernen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist absurd.“

„Warum das? Ich bin nur neugierig auf dich. Das ist schon alles.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte ich ehrlich und biss mir auf die Lippe.
Tom nickte langsam und rutschte mir ein kleines Stück entgegen. Sein zweites Bein berührte meines und er starrte hinunter auf die Stelle, an der meine nackten, blassen Beine an seiner Hose lagen.

„Nun ja, dass du Interesse an mir hast, das verstehe ich. Aber umgekehrt...“ Er hielt inne, dann blickte er mich durch seine dichten, schwarzen Wimpern hinweg an. Seine Augen lagen auf der Lauer und ich nahm mich in Acht.
„Du könntest mich in deinen Kopf sehen lassen“, sagte er plötzlich sanft, streichelte mit seiner Stimme meine Seele. Er zuckte mit den Achseln. „Vielleicht bin ich dann befriedigt, wer weiß.“
„Nein“, sagte ich heftig noch ehe er fertig gesprochen hatte. „Niemals wieder, verstanden!“

Toms Augen verengten sich. Sie waren tiefschwarz.
„Na schön, so wäre es zwar einfacher, aber wenn du nicht willst... also, dann eben anders.“

Ich starrte auf meine Finger, dann holte ich tief Luft, beugte mich vor und nahm seinen Umhang zögernd in die Hand. Seine Augen folgten jeder meiner Bewegungen.
Vorsichtig schlüpfte ich in die viel zu langen Ärmel und raffte den Stoff schützend vor meiner Brut zusammen.
„Danke“, sagte Tom und sah mich ruhig an.

„Du sagst das nur, weil du weißt, dass du dich verstellen musst, damit du von mir bekommst was du willst.“
Er lächelte.
„Natürlich“, stimmte er mir ohne zu zögern zu. „Aber wie ich sehe funktioniert meine altbewährte Strategie. Immerhin bist du nicht mehr zornig.“

Ich lachte hell auf, woraufhin er mich aufmerksam anstarrte.
„Ach, so gut ist deine Menschenkenntnis dann wohl doch nicht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, WIE zornig ich bin“, sagte ich und lehnte mich mit dem Oberkörper wieder zurück an die Lehne des Sofas.
Meine Augen verengten sich, als ich sah, dass er leicht, ganz leicht nur, mit seinem Oberkörper meiner Bewegung folgte. Ich glaube nicht, dass er das bewusst tat, ich glaube nicht einmal, dass er es merkte. Ich aber merkte es.

„Eine Bekanntschaft also“, begann ich langsam. „Keine Freundschaft, keine... engere... Beziehung. Richtig?“
„Richtig“, bestätigte er und seine Augen begannen zu glühen.
„Und du rührst nie wieder meine Freunde an? Du lässt sie in Ruhe. Ich lebe mein Leben, du deines, und den klitzekleinen Rest der da dann noch bleibt, den leben wir zusammen?“
Tom nickte.

„Einverstanden“, sagte er und genau da sah ich es in seinem Gesicht: Er hatte von Anfang an ganz genau gewusst, wie es kommen würde. Er hatte keine Sekunde gezweifelt, dass er seinen Willen bekommen würde. Er hatte genau geplant, wie er mit mir sprechen musste, um zu bekommen was er so sehr wollte.
Das alles aber erschien mir nicht im Geringsten erschreckend. Es war mir schlicht und einfach egal. Ich war zu stolz um mir einzugestehen, dass er die Fäden in den Händen hielt.

Nun, so war es jedenfalls dazu gekommen, dass Tom Riddle alle Türen in mein Leben, mein Herz, meine Seele offenstanden.
Und von diesem Augenblick an dauerte es auch nicht mehr lange, bis er sich das zu Nutze machte.

Es dauerte von dort an auch nicht mehr lange, bis wir uns eingestehen mussten, dass es bei einer Bekanntschaft nicht bleiben würde können.
Mir schaudert es noch heute, wenn ich an jenen Abend denke, an dem er bemerkte, wirklich registrierte, was mit ihm passierte. Er war so wütend gewesen auf mich in jener Nacht und ich weiß heute, dass er in mir die Schuldige sah, für dieses neue Gefühl in ihm.

Ich war das Monster mit den Fangzähnen, den großen Klauen, das ihn verschlungen hatte und nicht mehr frei gab.
Ich musste bezahlen. Natürlich musste ich das. Das musste ich immer. Für alles. Er musste es nie. Bis heute musste er niemals bezahlen.

Tom erhob sich und sah auf mich herunter.
„Eine Sache noch, bevor du schlafen gehst“, begann er und bedeutete mir ungeduldig aufzustehen.
Ich sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an.

„Wenn du wirklich willst, dass wir beide uns in Zukunft verstehen, dann solltest du aufhören mich herumzukommandieren.“
Tom presste die Kiefer aufeinander und wie so oft trat dieser Ausdruck in seine Augen, vor dem man sich nicht retten kann.
Ich wundere mich noch heute, warum er mir nicht wehtat, wenn ich so mit ihm sprach. Ich kann es nicht sagen, aber ich glaube, dass es ihn unglaublich reizte, wenn ich ihm nicht gehorchte. Es war sein Kitzel, sein Spiel. Wie gesagt, ihm wurde schnell, sehr schnell langweilig, er hatte wenige Interessen und ich war sein einzig Dauerhaftes.

Tom schwieg und starrte mich an, bis ich mich schließlich seufzend erhob, die von den viel zu langen Mantelärmeln verdeckten Hände in die Hüften stemmte und ich auffordernd ansah.
„Also, was?“, fragte ich und wartete geduldig.
Tom trat einen winzigen Schritt auf mich zu.

„Du hast mich vor einigen Stunden geschlagen, wie du sicher noch weißt. Ich finde, dass ich es dir im gleichen Maße heimzahlen sollte“, erklärte er mir freundlich.
„Wie bitte?“ Überrascht sah ich ihn an. „Du willst mich schlagen?“ Meine Hände fielen an meinen Seiten herab. Meine Augen waren größer geworden, dann verengten sie sich.
„Ist das dein Ernst, Tom?“

Zufrieden bemerkte ich, wie er zusammenzuckte. Sein Gesichtsausdruck versteinerte und plötzlich, da war er wieder so nah. Er beugte sich herunter zu mir, sodass sein Gesicht mit meinem auf gleicher Höhe war. Sein Mund lag ganz nah bei meinem Ohr und ich bin mir heute sicher, dass sein Atem zitterte, als er sprach.

„Ich will dich nicht schlagen, wo denkst du hin“, hauchte er. Moleküle prallten auf meine Haut. Plötzlich spürte ich alles. Ich spürte die Welt.
Toms Stimme erreichte eine neue Stufe. Eine neue Kälte, wie ich sie bisher noch nie gespürt hatte. Arktische Kälte. Klirrende Kälte. Zersplitternde Kälte. „Ich will dich nur genauso sehr demütigen, wie du mich gedemütigt hast. Es soll wieder unentschieden sein, das Spiel“, flüsterte er sanft. Sanft entschlafen.

Ich fröstelte, wollte ihn fortschieben, konnte ihn aber nicht anfassen. Ich hatte Angst davor, ihn anzufassen und das, das wusste er. Und er wusste auch, wie er mich am besten in die Schranken wies.

Das erste Mal, als wir uns geküsst hatten, hatten wir uns nicht richtig berührt. Dieses Mal packte er mein Gesicht rechts und links mit seinen Händen, denn er wusste, dass ich mich wehren würde. Dieses Mal, für mich das erste Mal, dieses Mal würde er mir die Erinnerung, diese Erinnerung der Demütigung, lassen.
Dieses Mal tat der Kuss sehr, sehr weh.
Ein Mädchen, das Berührungen und Nähe und andere Menschen, Intimität nicht aushielt, wie tat man ihm mehr weh, als mit einem erzwungenen Kuss?

Seine Bewegung war zu schnell, zu unvorhersehbar, als dass ich sie kommen hätte sehen können, als dass ich ihr ausweichen hätte können. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er so weit gehen würde, nur für ein Spiel.

Seine Hände waren wie ein Schraubstock um mein Gesicht gelegt. Einen Moment wartete er, sah mir in die Augen, genoss diesen Augenblick der Überlegenheit, den Augenblick der Panik, der Erkenntnis, was nun kommen würde, den Augenblick, in dem ich zu erschrocken war, um meinen Ausdruck zu kontrollieren.
Er saugte alles auf, was in diesem Moment in meinem Gesicht zu lesen war und die Freude darüber in seinen Augen war unbändig.
Dann presste er seine Lippen unsanft gegen meine.

Wie kann eine Erinnerung an eine so gewaltsame Zärtlichkeit mir heute so unendlich viel bedeuten? Wie kann sie noch heute in mein Hirn gebrannt sein, wie können so alte, verbrauchte Lippen noch nach so vielen Jahren einen Kuss derartig wieder aufleben lassen? Wie kann sich ein so altes Herz an jedes Gefühl erinnern dass in diesem Augenblick in ihm pulsierte? Wie ist das möglich? Wie ist das nur möglich und wie kann es noch heute so sehr wehtun?

Ich bekam keine Luft, blieb einen Moment zu Eis erstarrt stehen, dann riss ich die Hände hoch und versuchte ihn fortzustoßen, doch er war mir körperlich genauso haushoch überlegen, wie in jeder anderen, denkbaren Art und Weiße.
Seine Zune drang in meinen Mund und ich erstarrte wieder, riss die Augen auf und begegnete seinem übermütigen Strahlen in den Augen. Er brannte mich nieder mit seinem Blick, während seine Zunge dasselbe mit dem Rest von mir tat.

Er kostete jede Minute der Rache aufs Köstlichste aus und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als ihn mit seiner eigenen Waffe zu schlagen.
Er hielt meinen Körper gut eine handbreit von sich und so überwand ich mich, alles in mir und presste mich gegen ihn, seine harte, so kalte Gestalt.
Ich zuckte, er zuckte, sein Körper zuckte. Seine Augen flackerten auf, weiteten sich, suchten in meinen eine Antwort auf mein Verhalten. Ein undefinierbares Geräusch kam aus seinem Mund.

„Ich weiß, was du tust“, zischte er zornig, an meinen Lippen, von denen er sich aber keine Sekunde löste. Auch schob er mich nicht fort, so wie ich gehofft hatte.
Ich erschrak, wollte mich lösen, zurück, in Sicherheit weichen, weg vom Abgrund.
Aber er hielt mich, sosehr ich mich auch wand, er hielt mich.

„Lass mich lo...“, zischte ich zurück, doch noch ehe ich fertig gesprochen hatte, lag meine Unterlippe zwischen seinen Zähnen. Er zog daran, biss mich, bis ich Blut schmeckte.
Ich keuchte, wurde aber einen Moment von dem Kuss abgelenkt, als ich seinen heftigen Herzschlag an meiner Brust fühlte.
Damals wusste ich nicht warum ich plötzlich so irritiert war. Heute weiß ich es- ganz unbewusst hatte ich ihn damals immer als eine Art Statue aus Stein gesehen, ein Roboter, unverwundbar, ohne lebenden Körper. Deshalb und weil es so kraftvoll schlug, deshalb war ich so irritiert.

Meine Hände an meiner Seite zitterten, und dann endlich ließ er unvermittelt von mir ab. Seine Hände fielen von meinem Rücken, schoben mich resolut zurück.
Er sah auf mich herab und ich sah ihn an und in seinen Augen, da lag außer der Zufriedenheit noch etwas anderes, das ebenfalls durch den Kuss hervorgerufen worden war. Etwas, das ihm hoffentlich genauso Angst machte, wie mir.

Ich wischte mir über den Mund und bemühte mich um ein ausdrucksloses Gesicht.
„Zufrieden?“, fragte ich leise und schluckte.
Tom blinzelte.
„Nicht annähernd so, wie ich erwartet hatte“, sagte er zutiefst nachdenklich, während er mich anstarrte wie noch niemals zuvor.
Ich räusperte mich, hielt es nicht mehr aus und wandte mich ab und ging einige Schritte fort von ihm. Ich hörte nur noch sein Atmen, das schneller ging als sonst.
Gleichstand im Spiel also wieder. Gleichauf.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Zwei Küsse an einem Tag. Der eine hatte eine Freundschaft zerstört, der andere eine Eisschicht um ein Herz. Ich wusste nicht, was verehrender war.

Die Fensterscheiben vor mir klirrten, draußen pfiff der Wind, begleitet von Nadelspitzentropfen von Schnee. Das Feuer flackerte und Toms Schatten an der Wand erschien plötzlich noch größer und gewaltiger als zuvor.
Er stand ganz still, wie ein Dämon über mir. Seine Hand fuhr plötzlich über seinen Mund, als versuchte er etwas fortzuwischen, dessen Spuren aber zu hartnäckig waren.

Ich schloss die Augen und als ich mich endlich getraute mich wieder umzudrehen und sie wieder öffnete, da war er fort und der Raum leer.
Ich atmete aus und es fühlte sich an, als hätte ich das seit Tagen nicht mehr getan, dann
schlüpfte ich aus seinem Umhang, dessen Geruch mich wie Nebel eingehüllt und halb wahnsinnig gemacht hatte. Aus meiner Tasche zog ich ein frisches, weißes Hemd und einen braunen Rock. Ich zog mich blitzschnell um, dann ging ich langsam zur Tür.

Vorsichtig streckte ich die Hand nach der Klinke aus, berührte sie so vorsichtig, als könnte sie zerbrechen und mir den Ausgang so versperren, dann drückte ich sie nach unten. Nichts passierte- die Tür war verschlossen. Sie hatte kein Schloss, keinen Schlüssel, nichts. Aber sie war verschlossen und ich gefangen.

Mein Leben lang würde ich das von nun an sein- gefangen, gefangen in der Hölle.
Viele Menschen glauben an eine Hölle wie sie im Buche steht- Feuerbrünste, Hitzelecken, züngelnde Flammen.
An so einen Unsinn glaubte ich niemals und dennoch gab es in meiner kleinen, großen Welt eine Hölle und die, die war da wo er war.

Er war der flammende Dämon, in dessen Flammenmeer ich badete wie in duftendem Rosenwasser. Er war das orangerote Feuer, das nie barmherzig genug war, mich ganz zu verschlingen, das immer nur an meinen Gliedmaßen leckte. Er hielt den spitzen Dreizack in der Hand, der mich aufspießte. Er war es. Nur er und immer er.
Er war meine Hölle.


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