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Fanfiction

All I Want For Christmas - Dezember: Freunde

von ChrissiTine

11. Dezember: Freunde

2021


"Und wie ist das jetzt mit der Hochzeit deiner Cousine?", fragte Della Chang ihren Freund Albus zum fünften Mal während ihres Gesprächs. Wenn man es denn so nennen konnte. Die meiste Zeit verbrachten sie damit, herumzuknutschen, und zwischendrin, wenn sie Luft holen mussten, dann fragte Della ihn nach Molly. Gestern war das Hogsmeadewochenende gewesen und Della hatte Al dabei geholfen, ein Geschenk für die Hochzeit zu finden. Es war gar nicht so einfach gewesen, weil Al nicht gerade viel Geld hatte so kurz vor Weihnachten und er absolut keine Ahnung hatte, was er Molly und Justin zur Hochzeit schenken sollte.

Schließlich hatte er sich für ein paar Schokoladenherzen aus dem Honigtopf entschieden, die hübsch aussahen und in die er Mollys und Justins Namen hatte eingravieren lassen. Sie würden schon reichen. Della hatten sie zumindest gefallen und das war ja schon mal was.

"Was meinst du?", fragte er atemlos. Er hatte ihr schon gestern alles erzählt, was er über die Hochzeit wusste. Wo sie feiern wollten und wer eingeladen war. Zu Dellas Enttäuschung konnte er ihr nicht sagen, ob die Presse auch kommen würde.

"Du darfst doch bestimmt jemanden mitnehmen, oder?", fragte Della mit ihrem süßen Lächeln, das Als Herz zum schmelzen brachte. "Ich liebe Hochzeiten."

Al seufzte und nahm die Hand von ihrer Hüfte. Er lehnte sich auf dem Sofa im Slytheringemeinschaftsraum zurück und vermied Dellas Blick. Sie hatten ein Sofa in einer dunklen Ecke erwischt und blieben deshalb recht unbehelligt. Außerdem hatten sie schon so oft im Gemeinschaftsraum herumgeknutscht, dass es nichts außergewöhnliches mehr war und sich alle Mitschüler lieber ihren Hausaufgaben widmeten, als sie anzustarren. Das, oder sie spielten eine besonders explodierende Partie Zauberschnippschnapp, die die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, wie eine kleine Gruppe auf der anderen Seite des Gemeinschaftsraumes es gerade tat, wo es ständig laut knallte.

Er wollte Della nicht zu der Hochzeit oder zu der Weihnachtsfeier im Fuchsbau einladen. Er mochte sie sehr gerne, aber sie waren noch nicht lange genug zusammen, als dass er die ganze Familie auf sie loslassen wollte. Der Teil, der in Hogwarts war, bitteschön, aber doch nicht alle seine Onkeln und Tanten und Eltern und Großeltern. Das war eindeutig zu viel. Viel zu viel. Es würde noch genug Familienfeiern geben, zu denen er Della einladen konnte.

"Ähm, ich glaube, sie wollen es ziemlich klein halten", sagte er ausweichend. Er war sich sicher, dass sie es nicht verstehen würde, wenn er ihr erklärte, warum er sie nicht einladen wollte.

"Aber Scorpius ist doch auch eingeladen", erwiderte Della überrascht. Sie sah bereits gekränkt aus. Na super.

"Scorpius ist schon seit Jahren eingeladen", erklärte Al. "Er ist mein bester Freund. Und er hat sich gut mit Molly verstanden." Nicht, dass die beiden sonderlich viel miteinander zu tun gehabt hätten. Molly war drei Jahre älter und in Ravenclaw gewesen. Aber trotzdem hatten die beiden einen ganz guten Draht zueinander. Scorpius war absolut fasziniert von allem, was mit Muggeln zu tun hatte und Mollys Mum war eine Muggel, also hatte Molly selbstverstänlich viel zu erzählen. Und sie tat das um einiges lieber als Lucy, die im Moment schrecklich schnell von allem genervt war. Naja, was hieß im Moment? Eigentlich war sie andauernd von allem genervt. Zumindest kam es Al so vor.

"Ich hab mich auch gut mit Molly verstanden", erwiderte Della und setzte wieder ihr süßes Lächeln auf.

"Ach ja?", fragte Al ungläubig. Er war jetzt schon fast ein halbes Jahr in sie verknallt und hatte jeden ihrer Schritte beobachtet, wenn sie in Sichtweise gewesen war. Nicht einmal hatte er gesehen, wie sie mit Molly gesprochen hatte und dabei waren die beiden im selben Haus gewesen.

"Oh ja", nickte Della. Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel und ließ sie langsam nach oben wandern. "Sie war immer so witzig."

"Ach ja?", fragte Al mit schwacher Stimme. Durch ihre Hand konnte er sich sehr schwer konzentrieren. Aber dass Molly witzig war ... Sicher, sie hatte Humor, aber er war sehr subtil, besonders, wenn man ihn mit dem von James verglich. Und Della verstand, soweit er das beurteilen konnte, nur sehr wenig Spaß. Über seine Witze hatte sie noch nie gelacht (und seine Witze waren gut!).

"Oh ja", hauchte Della, bevor sie ihn erneut küsste. Al gab es auf, darüber nachzudenken und schlang die Arme um sie. Es war herrlich, Della endlich küssen zu können. Er hatte sehr lange davon geträumt. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er den Mut aufgebracht hatte, sie um eine Verabredung zu bitten und er war mehr als überrascht gewesen, dass sie tatsächlich zugesagt hatte. Seitdem kam ihm das alles wie ein wundervoller Traum vor, aus dem er hoffentlich nie wieder aufwachen würde.

"Ich habe ein wirklich schönes Kleid", sagte Della, als sie sich das nächste Mal voneinander lösten. "Das würde wunderbar zu einer Hochzeit passen."

"Mhm" Diesmal hatte Al überhaupt keine Luft, um zu antworten.

Sie küsste ihn noch einmal und stand auf. "Überleg's dir", sagte sie mit einem Zwinkern. "Ich muss los. Ich muss noch einen Aufsatz zu Ende schreiben."

"Mhm", machte Al und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er würde eigentlich anbieten, Della zum Ravenclawturm zu begleiten, aber er wusste, dass sie keinen Wert darauf legte.

"Wir sehen uns morgen." Della schenkte ihm noch eines von diesen fantastischen Lächeln, drehte sich auf dem Absatz um und durchquerte den Gemeinschaftsraum. Es war nicht nur sein Blick, der ihr folgte. Der halbe Gemeinschaftsraum starrte ihr hinterher.

"Na endlich!" Jemand ließ sich neben ihm auf das gemütliche Sofa fallen. Al drehte den Kopf und sah seinen besten Freund. "Ich dachte schon, ihr würdet nie mit der Knutscherei aufhören." Er klang sehr genervt.

Al seufzte. Scorpius hatte sich bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn Enids Zurückweisung schmerzte, aber er war kein sonderlich guter Schauspieler. "Was soll ich sagen?", fragte er und versuchte, sein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. "Es macht Spaß."

"Das glaube ich", erwiderte Scorpius augenverdrehend. "Du trittst wohl endlich in die Fußstapfen deines großen Bruders."

"Jetzt mach mal halb lang!", sagte Al aufgebracht und richtete sich auf. "Ich bin nicht wie James. Ich knutsche lediglich mit Della rum, meiner Freundin, die ich wirklich sehr gern habe. Das sind alles Dinge, die James nicht tut." Er liebte seinen großen Bruder, das tat er wirklich, aber er und James konnten nicht unterschiedlicher sein. Er glaubte zum Beispiel an die wahre Liebe und James ... nun ja, der tat es nicht.

"Ich weiß", murmelte Scorpius deprimiert. "Das war unfair. Entschuldige." Al winkte ab. So schlimm war es dann auch wieder nicht. "Es ist nur ... nicht so einfach, dich so glücklich mit Della zu sehen, wenn ich ..." Er brach ab.

"Ich weiß", erwiderte Al. Er sah Enid auf der anderen Seite des Zimmers. Sie hatte sich zu der Gruppe gesellt, die beim Zauberschnippschnapp zuschaute. Es war bestimmt nicht einfach, ihr so häufig zu begegnen. In der Hinsicht war es wirklich besser, in verschiedenen Häusern und verschiedenen Jahrgängen zu sein. Man konnte sich besser aus dem Weg gehen, wenn es schief ging. "Aber vielleicht kommt sie ja noch zur Vernunft. James macht ja kein Geheimnis daraus, an wem er Interesse hat und an wem nicht." Und an Enid hatte er eindeutig kein Interesse mehr.

"Vielleicht", sagte Scorpius und wandte den Blick von Enid nicht ab. Sie lachte gerade über die Bemerkung einer ihrer Freundinnen. "Vielleicht sollte ich aber auch einfach die Tatsache akzeptieren, dass ich keine Chance bei ihr habe. Es gibt noch andere Mädchen."

"Stimmt", nickte Al hoffnungsvoll. Er hasste es, seinen besten Freund so deprimiert zu sehen. "Und du wirst noch eins finden. Eins, das wirklich dich will."

"Hoffentlich."

"Und vielleicht kannst du mit ihr sogar deinen Großvater ärgern."

"Das dürfte nicht schwer sein", sagte Scorpius mit einem schwachen Grinsen. "Den ärgert doch alles, was ich mache. Das letzte, was ihn stolz gemacht hat, war, dass ich nach Slyterhin gekommen bin." Glücklicherweise mochte Scorpius seinen Großvater Lucius Malfoy nicht besonders, daher war es ihm auch nicht wichtig, ob Lucius die Dinge guthieß, die er tat. Und das tat er selten. Angefangen bei seiner Freundschaft mit Al und den vielen Aufenthalten in einem der Häuser der Familie Weasley bis hin zu der Wahl des Unterrichtsfachs Muggelkunde und seiner Faszination von Muggeln. Sein Großvater wusste es noch nicht, aber Scorpius war fest entschlossen, später einmal in der Muggelabteilung des Ministeriums anzufangen.

"Dann hast du ja nicht allzu schlechte Karten", sagte Al aufmunternd und schlug Scorpius auf die Schulter. "Ach übrigens, möchtest du dich an meinem Geschenk zu Mollys Hochzeit beteiligen?"

Scorpius schaute ihn skeptisch an. "Ich weiß nicht. Möchte ich?"

"Du kannst dich auch an James' Geschenk beteiligen." Ursprünglich hatte Al vorgehabt, das zu tun. Allerdings nur, bis er erfahren hatte, was James' Geschenk war. "Er hat ihnen eine Zauberausgabe des Kamasutras besorgt. Mit bewegten Bildern. Das ist wahrscheinlich das einzige Buch, das James je gelesen hat."

Scorpius grinste. "Okay, dann doch lieber deins."

"Ich wusste es", sagte Al zufrieden. "Ich bin mir sicher, dass es Molly und Justin gut gefallen wird." Er beschrieb Scorpius mit ein paar Worten, wie die Schokoladenherzen ausschauten. Scorpius wirkte allerdings nicht so begeistert wie Al gehofft hatte.

"Weißt du, was Rose für ein Geschenk gekauft hat?", fragte Scorpius schließlich vorsichtig. "Oder Lily?"

Al runzelte verwirrt die Stirn. "Wieso?"

/-/

2041

"Hilfe!" Scorpius duckte sich geistesgegenwärtig, als er sah, wie ein großer Löffel Spinat auf ihn zugeflogen kam. "Was ist denn hier los?"

Al war über und über mit Spinat bekleckert und schaute Scorpius entschuldigend an. "Es tut mir Leid", beeilte er sich zu sagen und schaute dann seine jüngste Tochter Amanda auffordernd an. "Entschuldige dich bei deinem Onkel Scorpius."

Die dreijährige Amanda schüttelte stur den Kopf. "Spinat ist eklig!", sagte sie stattdessen.

Al seufzte frustriert und wischte sich etwas davon von seiner Brille. "Das ist trotzdem kein Grund, ihn durch die Gegend zu werfen. Das ist Essen und viele Menschen wären froh darüber, wenn sie deinen Spinat hätten."

"Die können ihn ja essen", erwiderte Amanda und schob ihren halbleeren Teller von sich. "Ich will ein Eis."

"Du kriegst aber kein Eis!", rief Al wütend. "Der Deal war, dass du deinen Spinat isst und dann ein Eis kriegst. Du hast den Spinat nicht gegessen, also kriegst du auch kein Eis! Deine Mum hat extra für dich gekocht und wenn du das nicht essen willst, dann hast du eben Pech gehabt."

"Du bist so gemein! Ich hasse dich!" Amanda, den Tränen nahe, sprang von ihrem Stuhl auf und rannte aus dem Esszimmer. Al schaute ihr hilflos hinterher.

"Das läuft ja super", bemerkte Scorpius. Er zog seinen Zauberstab und ließ den ganzen Spinat verschwinden. Mit solchen Sprüchen hatte er Erfahrung. Sein Sohn Aiden hatte sich auch immer gewehrt, Spinat zu essen. Irgendwann hatten sie es aufgegeben und einfach keinen Spinat mehr gekocht. Scorpius hatte es seiner Frau zwar nie gesagt, aber ihn hatte das nicht sehr gestört. Er war auch kein sonderlich großer Fan von dem Zeug.

"Wem sagst du das", bemerkte Al frustriert. "Sie hat so eine blöde Phase, in der sie an fast jedem Essen herummeckert. Und wenn sie nicht kriegt, was sie will, dann wird sie sauer. Zuerst haben Tia und ich ihr das dann immer gegeben, aber das ist doch auch nicht der richtige Weg. Dann glaubt sie, sie kriegt alles, wenn sie nur genug Theater macht und dann -"

"Wird sie euch irgendwann auf der Nase herumtanzen", nickte Scorpius. "Du sprichst hier mit einem Experten. Diesen ganzen Mist haben wir mit Aiden auch durchgemacht. Merlin sei Dank war Diana um einiges pflegeleichter." Ihr hatte der Spinat sogar geschmeckt. Und sie aß so ziemlich alles. Das hatte sie wahrscheinlich von ihrem Großvater Ron.

"Wird das wieder einfacher?", fragte Al hoffnungsvoll.

Scorpius zuckte mit den Schultern. "Wenn es soweit ist, sag ich's dir." Aiden machte immer noch sehr gerne Theater, wenn es etwas gab, was er nicht mochte, obwohl er das Essenschmeißen seit dem Kindergarten hinter sich hatte.

"Na super", murmelte Al augenverdrehend. "Schlimm genug, dass ich mir ständig anhören muss, wie gemein ich bin und dass meine Tochter mich hasst, ich werde auch weiterhin mit Essen beworfen."

"Man gewöhnt sich an alles", erwiderte Scorpius grinsend und nahm sich etwas von dem Kartoffelpüree, das noch auf dem Tisch stand. "Wo ist eigentlich der Rest deiner Familie?"

"Tia ist mit Luke beim Kinderheiler. Er hat Schnupfen. Und Haley ist in der Schule. Und danach ist sie bei einer Freundin zum Spielen eingeladen. Ihre Eltern nehmen sie mit und wir holen sie dann später ab." Traurig schaute er auf Amandas halbaufgegessenen Teller. "Ich hab mich gefreut, dass heute Mittag nur Amanda und ich da sind. Durch die neue Grabstätte und die vielen Informationen, die ständig reinkommen, bin ich so eingespannt, dass ich sie alle in der letzten Zeit kaum gesehen hab, weil ich immer in meinem Büro in Gringotts feststecke. Ich dachte, wir machen es uns heute gemütlich. Aber stattdessen werde ich angeschrien."

Scorpius schaute seinen Freund mitfühlend an. Manchmal war dieser Elternjob wirklich undankbar. Man riss sich den Arsch auf, um die Kinder glücklich zu machen und sie erkannten das überhaupt nicht und wurden manchmal sogar noch wütend auf einen. Manchmal hätte er wirklich sehr gerne alles hingeschmissen. Aber das ging natürlich nicht, schließlich war man verantwortlich für diese Quälgeister.

"Aber sie meint es nicht so. Du bist ihr Held und sie hat dich lieb." Nur damit hatte er sich früher über Wasser halten können.

"Ich weiß", sagte Al mit einem schwachen Lächeln. "Bei der Gute-Nacht-Geschichte ist alles wieder vergessen. Aber es tut trotzdem weh, sie sowas sagen zu hören. Auch wenn sie es nicht so meint." Wehmütig schaute er auf das Bild, das an der Wand hing und auf dem zu sehen war, wie Al Amanda am Tag ihrer Geburt im Arm hielt. Er strahlte über das ganze Gesicht, während sie aus vollem Hals brüllte. "Naja, was soll's. Wechseln wir das Thema. Was gibt's bei dir neues?"

Scorpius atmete tief durch. Deshalb war er eigentlich hierher gekommen. Um seinem besten Freund etwas zu erzählen, was das Leben von Rose und ihm für die nächste Zeit gewaltig auf den Kopf stellen würde. "Wir gehen nach Australien."

"WAS?" Al starrte ihn ungläubig und entsetzt an. "Ihr geht nach Australien? Aber ... aber wie ... und warum?" Davon hatte er ja noch nie was gehört. Er hatte nicht mal gewusst, dass Rose und Scorpius sich überhaupt für Australien interessierten.

"Wir planen das schon eine ganze Weile", erwiderte Scorpius. Er hatte bisher nur nichts sagen wollen, solange noch nichts entschieden war und es vielleicht gar nicht klappen würde. "Es gibt in Melbourne eine Einrichtung, die hat sich auf Fluchschäden spezialisiert. Die untersucht Fälle wie Gilderoy Lockhard. Du weißt doch, der Zauberer, der mit einem kaputten Zauberstab einen Vergessenszauber ausführen wollte?"

Al nickte. "Onkel Ron hat oft genug davon erzählt."

"Auf solche Sachen sind die spezialisiert. Es ist eine sehr gute Einrichtung und anscheinend ziemlich spannend und sie wollen Rose haben. Sie hat sich beworben und Macmillan hat sie empfohlen und jetzt gehen wir nach Australien."

"Für immer?" Al war völlig perplex. Das war eine Nachricht, mit der er nie im Leben gerechnet hätte. "Aber was wird aus Diana und Aiden und Hogwarts? Diana ist doch schon in der dritten Klasse und Aiden freut sich schon, nächstes Jahr hinzugehen ... Nehmt ihr sie mit?" Er hatte keine Ahnung, was für Schulen es in Australien gab. Er wusste nur, dass sie bestimmt nicht an Hogwarts heranreichen würden.

Scorpius schüttelte den Kopf. "Nein, die beiden gehen nach Hogwarts, wie geplant. Rose hat es so geregelt, dass sie erst nächsten September dort anfängt, damit Aiden nach Hogwarts gehen kann. Alle Ferien werden wir uns frei nehmen können und hier verbringen, damit die Kinder hier bleiben können. Den Rest der Zeit sind sie sowieso in Hogwarts. Sie werden uns nicht vermissen."

Nach vierzehn Jahren waren sie endlich wieder allein. Ihre Kinder würden nicht mehr den Tagesablauf bestimmen, sie konnten es selbst tun. Es war eine Freiheit, die sie seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt hatten.

"Und wie lange bleibt ihr dort?"

"Rose hat erstmal einen Jahresvertrag abgeschlossen. Sie wird sehen, wie es läuft, ob es wirklich das ist, was sie sich vorgestellt hat und ob es uns dort gefällt. Es ist eine Art Experiment. Ich weiß nicht, ob ich für immer dort bleiben könnte." Als er ein Jahr in Amerika verbracht hatte, hatte England ihm schon sehr gefehlt. Er hätte sich nicht vorstellen können, für immer dort zu wohnen. Wer weiß, wie das mit Australien sein würde. "Aber wir wollen einfach mal was anderes, jetzt, wo wir die Wahl haben."

Ihre Tochter Diana war ein riesengroßer Unfall gewesen. Sie hatten sie bekommen, als sie beide zweiundzwanzig gewesen waren. Sie hatten viele Pläne gehabt, bevor sie Kinder hatten kriegen wollen, die sie dann alle hatten aufgeben müssen. Sie liebten ihre Kinder über alles und würden sie für nichts auf der Welt wieder hergeben, aber die beiden würden neun Monate lang in Hogwarts sein und Rose und er hatten nun endlich die Gelegenheit, ein paar von den Träumen zu verwirklichen, die sie für ihre Kinder aufgegeben hatten. Rose hatte nie hunderprozentig als Heilerin arbeiten können, dabei wollte sie so viel erreichen und er hatte längst nicht so viel von der Welt gesehen, wie er es sich gewünscht hatte. Australien war diese wundervolle Möglichkeit, endlich etwas davon verwirklichen zu können. Er hatte ohne Probleme eine Stelle in der Muggelabteilung des dortigen Ministeriums bekommen und Rose würde vor die Herausforderungen gestellt werden, wegen denen sie Heilerin hatte werden wollen. Sie würden es ein Jahr ausprobieren und sehen, wie es lief und für ihre Kinder würde sich nicht das geringste ändern. Es war eine fantastische Lösung.

Al schien das allerdings nicht so zu sehen.

"Ich glaub das nicht", sagte er kopfschüttelnd. "Ich glaub nicht, dass ihr einfach so gehen wollt. Ans andere Ende der Welt."

"Wir haben uns das lange überlegt", wandte Scorpius ein. "Es ist eine wunderbare Möglichkeit für Rose und genau das, was sie immer wollte. Und das Ministerium dort soll wirklich nicht schlecht sein. Sie wollten schon lange, dass ich mal vorbeischaue und ihre Abteilung auf Vordermann bringe." Er war einer der führendsten Muggelbeauftragten auf der ganzen Welt.

"Ich versteh das", erwiderte Al. "Wirklich. Ihr habt die Kinder viel zu früh bekommen und musstet alles aufschieben." Er war mit Anfang zwanzig von Gringotts auf die verschiedensten Grabstätten in aller Welt geschickt worden, um bei der Runenübersetzung zu helfen. Wenn einer verstand, was diese Freiheit bedeutete, dann war es Al. "Manchmal wünsche ich mir jetzt auch, dass ich einfach alles für eine Weile sein lassen kann." Besonders, wenn er mit Spinat beworfen wurde. "Aber ... du bist mein bester Freund. Du wirst mir fehlen. Und Rose auch. Das überrumpelt mich alles so."

Scorpius seufzte. Er würde seine Freunde auch vermissen. Aber es war schließlich nicht für immer. Es war ein Test. Wahrscheinlich würden sie nach dem einen Jahr wieder zurückkommen oder sich etwas anderes in einem anderen Land suchen, nur um die vielen Möglichkeiten ein bisschen auszuschöpfen, die sich ihnen jetzt boten. "Wir gehen doch erst in neun Monaten. Du wirst noch viel Zeit haben, dich daran zu gewöhnen."

"Trotzdem. Wer wird jetzt auf die Kinder aufpassen?", wandte Al traurig ein.

Scorpius grinste. "Deine Eltern? Ron und Hermine? Lily? James? Hugo? Deine Großeltern? Tias Eltern? Fred? Roxy? Ich glaube, du wirst schon jemanden finden."

"Ist schon gut", winkte Al ab und versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen. "Du hast ja Recht. Das ist eine super Möglichkeit und ihr wärt bescheuert, wenn ihr sie nicht wahrnehmen würdet. Ich werde mich wohl dran gewöhnen müssen."

"Es gibt Portschlüssel. Und Skype. Als ich in Amerika war und du auf deinen vielen Grabstätten, haben wir das doch auch hingekriegt."

"Jaah, aber das ist schon über fünfzehn Jahre her", wandte Al ein. "Wir sind alt geworden, Scorp."

"Du vielleicht", erwiderte Scorpius grinsend. "Ich fühl mich keinen Tag älter als sechsunddreißig."

"Kunststück. So alt bist du ja auch", murmelte Al augenverdrehend.

"Das ist immer noch jung genug, um sich in solche Abenteuer zu stürzen."

Al gähnte. "Luke hat uns heute Nacht fünfmal aufgeweckt. Er kriegt Zähne. Ich fühl mich im Moment nicht jung genug für solche Abenteuer. Und ich bin drei Monate jünger als du."

"Aber meine Kinder sind mindestens fünf Jahre älter als deine. Du glaubst gar nicht, was das für einen Unterschied macht, wenn man die ganze Nacht durchschlafen kann."

"Ach ja?", fragte Al ungläubig. "An dieses Gefühl kann ich mich seit sechs Jahren nicht mehr erinnern." Verträumt blickte er in die Ferne. "Ich glaube, es war ein schönes Gefühl."

"Ein sehr schönes", bestätigte Scorpius. "Aber keine Sorge, wenn Luke etwas älter ist, wirst du dich wieder dran erinnern. Außer, ihr wollt noch mehr Kinder."

"Nein!", sagte Al entschieden. "Drei sind wirklich mehr als genug. Keine Ahnung, wie Grandma Molly und Grandpa sieben Kinder durchgestanden haben. Mir reichen meine drei wirklich. Besonders, wenn man jeden Tag mit Essen beworfen wird." Er liebte sie alle drei über alles, aber was genug war, das war genug.

"Daddy?" Al und Scorpius schauten zur Tür, in der Amanda stand und die beiden kleinlaut anschaute. Langsam ging sie zu ihrem Vater, kletterte auf seinen Schoß und umarmte ihn. "Es tut mir Leid", murmelte sie und schaute ihn aus großen grünen Augen an. "Ich hasse dich nicht. Ich hab dich lieb."

Al schloss die Kleine fest in seine Arme und küsste sie auf ihre dunklen Haare. "Ich hab dich auch lieb, meine kleine Hieroglyphe." Sie schaute ihn lächelnd an. Er seufzte ergeben. "Und du kannst dein Eis haben." Amanda fing an zu strahlen.

Scorpius musste grinsen. Gegen ein Kind war man eben doch machtlos.

TBC...


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