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All I Want For Christmas - Dezember: Von draußen vom Walde komm ich her

von ChrissiTine

6. Dezember: Von draußen vom Walde komm ich her

2041

"Ich bin so aufgeregt!" Gespannt schaute Clara auf Albus' Wohnzimmertür.

"Du bist ja aufgeregter als die Kinder", sagte Lily lachend und warf einen Blick auf die unruhigen Kinder, die in einer Ecke im Wohnzimmer auf einem Spielteppich saßen und spielten. Haley, Als Tochter und Jake, Dominiques Sohn, stritten sich um einen Plüschquaffel. Liz, Lilys Tochter, schob ein Spielzeugauto durch die Gegend, während Amanda, Als jüngere Tochter, ein paar Bauklötze aufeinander stapelte. Robert und Lucas, Lilys und Als Söhne, saßen in ihrem Laufstall und betrachteten fasziniert die Decke, an der ein paar funkelnde Girlanden hingen. Angela, Hugos elf Monate alte Tochter, saß auf dem Schoß ihrer Mutter Clara.

"Hugo hat erzählt, wie toll das jedes Jahr ist und ich bin neugierig", erwiderte sie schulterzuckend. "Ich hab noch nie einen Nikolaus gesehen."

"Es war wirklich beeindruckend, als ich das zum ersten Mal gesehen habe", erinnerte sich Tia, Als Frau, und nahm sich eins von Lilys Weihnachtsplätzchen, die sie auf eine Teller bereitgestellt hatte. "Es hat so echt gewirkt."

"Sag das nicht zu laut", flüsterte Rose warnend. "Als Aiden damals spitzgekriegt hat, dass das alles nicht echt ist, war er maßlos enttäuscht. Er hat Wochen gebraucht, um darüber hinweg zu kommen."

"Ist er deshalb nicht mitgekommen?", fragte Clara interessiert. Normalerweise war Roses Sohn Aiden immer mit von der Partie bei diesen Familientreffen, obwohl er um einiges älter war als die restlichen Kinder. Es war höchste Zeit, dass er endlich nächstes Jahr noch Hogwarts kam, er musste wieder mehr von älteren Kindern umgeben sein, vor denen er Respekt hatte, anstatt der Älteste zu sein und die Jüngeren ständig zu irgendwelchem Unsinn anzustiften.

"Er hat nur gesagt, dass er schon zu groß für diesen 'Kleinkindermist' ist", erwiderte Rose. "Ich hab ihn bei einem Freund abgesetzt. Wahrscheinlich werden sie die ganze Zeit irgendwelche Videospiele spielen und irgendwelchen Monstern die Köpfe abknallen."

"Ja, das hab ich früher auch gerne gemacht", erinnerte sich Clara mit einem seligen Lächeln. "Was?", fragte sie lachend, als sie die erstaunten Blicke um sich herum bemerkte. "Glaubt ihr etwa, das ist nichts für Mädchen? Das ist ein ganz blödes Klischee."

"Das haben wir nie behauptet", widersprach Dominique sofort. Sie war wohl die unweiblichste Achtel-Veela, die man nur finden konnte. Sie war immer lieber auf Bäume geklettert und hatte sich mit den Jungen aus ihrer Klasse geprügelt, als mit diesen dämlichen Hühnern zusammenzusitzen, die Angst vor ein bisschen Dreck unter ihren Fingernägeln hatten. "Aber du ... du bist so ein mädchenhaftes Mädchen."

"Nur weil ich Kleider nähe bin ich mädchenhaft?", fragte Clara mit hochgezogenen Augenbrauen. "Es gibt genug Männer in meiner Branche."

"Ja, aber die wenigsten sind hetero", erwiderte Julia lachend. "Ich hab eine ganze Weile gesucht, bis ich deinen Mentor Crayone für mein Kleid ausgesucht hatte und ich glaube, nur einer von den anderen männlichen Designern war wenigstens bi."

Clara zuckte mit den Schultern. "Dann hast du die Falschen erwischt. Ich hab mit mindestens dreien zu tun gehabt, die völlig hetero waren."

"Und woran hast du das gemerkt?", fragte Lily grinsend.

"Sie haben mir nur ungefähr ein Drittel der Zeit, die sie mit mir verbracht haben, in die Augen geschaut."

"Wahrscheinlich wollten sie nur wissen, wo du das Kleid herhattest, das du getragen hast", konterte Dominique lachend.

"Ihr seid alle Banausen", erwiderte Clara kopfschüttelnd und gab Angela einen von Lilys Keksen in die Hand, damit sie darauf rumkauen konnte. "Und wann fängt die Show jetzt an? Ich hab schon die ganze Zeit versucht, mir das vorzustellen und ich will sehen, ob ich auch nur im Entferntesten rankomme."

"Vergiss es", sagte James' Frau Julia kopfschüttelnd. "Das kann man sich gar nicht vorstellen."

"Da hat sie recht", bestätigte Tia. "Als Al mir damals davon erzählt hat, hab ich das überhaupt nicht glauben können. Und ich kann's eigentlich immer noch nicht."

"Und wie lange macht er das jetzt schon?", erkundigte Clara sich interessiert.

"Er hat nach Haleys Geburt angefangen", erwiderte Albus' Frau. "Er war seit dem Tag ihrer Geburt in sie vernarrt und ich glaube, er wollte einfach einen ganz besonderen Quatsch für sie veranstalten, etwas, was noch kein anderer in der Familie für seine Nichte getan hat."

"Na da hat er mal recht gehabt", sagte Lily grinsend. "Ich könnte Al umbringen, dass er das damals nicht gefilmt hat. Damals, als das noch ganz exklusiv für Haley gewesen ist und nicht für alle."

"Und seitdem macht er das jedes Jahr?"

"Jedes Jahr", bestätigte Rose. "Ohne Ausnahme. Nicht mal der Schädelbruch, den er nach dem einen Training hatte, hat ihn davon abgehalten."

"Damals hat er allerdings direkt danach in den Sack gekotzt", erinnerte Lily sich mit verzogenem Gesicht. "Das war kein Spaß, das wieder wegzuputzen." Sie schüttelte sich. "Aber davor ... ich glaube, in keinem Jahr war er so brillant wie damals."

"Jaah, das war wirklich klasse", bestätigte Dominique mit verträumtem Gesichtsausdruck. "Das muss man ihm wirklich lassen, er hat's drauf."

"Kannst du dich noch erinnern, wie er das zum allerersten Mal gemacht hat?", fragte Rose lachend Lily.

Lilys Augen leuchteten. "Natürlich weiß ich das noch! Merlin, ich hab damals wirklich gedacht, er hat den Verstand verloren. Die Klatscher, die ihn über die Jahre getroffen haben, mussten ja irgendwann mal Folgen haben. Ich glaube, ganz Gryffindor hat ihn für verrückt gehalten."

"Moment", unterbrach Clara und schaute verwirrt von Lily zu Rose. "Ich dachte, er hat erst nach Haleys Geburt damit abgefangen. Hat er damals seine ehemaligen Mitschüler zu euch eingeladen?"

"Oh nein", erwiderte Rose. "Die Idee ist ihm schon in Hogwarts gekommen. Er hat das damals als Gag veranstaltet. Nach Haleys Geburt ist ihm der Schwachsinn wieder eingefallen und er hat es kinderfreundlich gestaltet."

"Kinderfreundlich?", fragte Clara mit hochgezogenen Brauen.

Lily fing so laut an zu lachen, dass sie die Hand vor den Mund schlug, um die Geräusche zu dämpfen. Sie schüttelte sich vor lachen.

"Oh ja", bestätigte Rose grinsend. "Das war es damals auf keinen Fall."

Clara beugte sich interessiert vor. "Und wie war es damals?"

2021

"Hast du eine Ahnung, warum James darauf bestanden hat, dass ich heute hier bin?", fragte Al ungeduldig und schaute genervt auf seine Uhr. "Ich bin noch nicht mit meinen Hausaufgaben für Alte Runen fertig."

"Und ich? Ich muss meinen Zaubertränkeaufsatz noch überarbeiten. Und ich kann mich nicht konzentrieren, weil ich mich dauernd frage, was für einen Schwachsinn James sich jetzt schon wieder ausgedacht hat." Rose verdrehte die Augen und versuchte, sich wieder auf das Kapitel über Gifte zu konzentrieren, das aufgeschlagen vor ihr lag.

"Ihr macht vielleicht ein Theater", murmelte Hugo kopfschüttelnd und blätterte eine Seite von seinem Quidditchmagazin um. "Wenn man euch so zuhört, könnte man fast glauben, dass es nichts anderes als Hausaufgaben gibt."

"Warte du mal, bis du in der fünften Klasse bist", sagte Rose warnend. "Dann werden wir ja sehen."

"Oh, jetzt hab ich aber Angst", höhnte Hugo. Er würde sich nie so einen Stress machen wie seine große Schwester, da war er sich absolut sicher. Onkel George hatte ihm eine Stelle bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze fest zugesichert und mehr musste er nicht wissen. Glücklicherweise war die wichtigste Qualifikation bei Onkel George, dass man guten Sinn für Humor hatte, und das hatte er. Also warum sollte er so hysterisch werden wie seine Schwester? Sie wollte Heilerin werden, bei ihr lohnte sich das Theater vielleicht. Aber bei ihm?

"Hier hast du dich versteckt, Al", seufzte Scorpius erleichtert. Er war unbemerkt von allen durch das Portraitloch in den Gryffindorgemeinschaftsraum geklettert und ließ sich jetzt neben Al in den Sessel sinken. "Ich hab dich schon im ganzen Schloss gesucht."

"Was ist passiert?", fragte Al sofort, als er das deprimierte Gesicht seines besten Freundes bemerkte. Auch Rose sah von ihrem Zaubertrankbuch auf.

"Ich hab Enid gefragt, ob sie mit mir ausgeht", seufzte Scorpius.

"Endlich", murmelte Al. Scorpius versuchte jetzt schon seit einem Monat, den Mut aufzubringen, Enid Belby um ein Date zu bitten und hatte bisher immer im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. "Und?"

"Sie hat nein gesagt", erwiderte Scorpius traurig. "Ich hab gedacht, ich hätte eine wirkliche Chance bei ihr."

"Ich auch", sagte Al verwundert. Enid hatte immer Zeit für eine Unterhaltung mit Scorpius gehabt. Sie hatte ihn angelächelt, mit ihm gescherzt, sogar über seine dämlichen Witze hatte sie gelacht. Alles in allem war Al sich absolut sicher gewesen, dass Enid ja sagen würde, wenn Scorpius sie fragte. "Hat sie gesagt, warum sie nicht will?"

"Sie hat gemeint, sie ist in einen anderen verliebt", antwortete Scorpius, der mit jeder Sekunde deprimierter zu werden schien. "Und dass es nicht fair wäre, mit mir auszugehen, wenn sie eigentlich jemand anderen will."

"Das tut mir Leid", sagte Rose mitfühlend und ergriff für einen Moment Scorpius' Hand. Verwundert starrte er darauf.

"Und in wen ist sie verliebt?", fragte Hugo interessiert und schaute von seinem Heft auf.

"Dreimal darfst du raten", erwiderte Scorpius genervt. "In denjenigen, nachdem sowieso schon halb Hogwarts schmachtet."

"Oh", sagten Rose, Al und Hugo auf einmal.

James Potter. Das war ja wohl klar gewesen.

"Ich versteh das nicht", seufzte Scorpius. "Hat er einen magischen Schwanz oder was soll das? So toll kann er doch wirklich nicht sein."

"Ich fand ihn noch nie toll", erwiderte Rose schulterzuckend. "Nicht mal für Geld würde ich mit ihm ins Bett gehen, selbst wenn wir nicht verwandt wären."

"Nein, du hast ja diesen tollen Hecht Joseph Corner", konterte Al augenverdrehend. Rose war seit einem Monat mit dem Typ zusammen und Al konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was Rose an ihm fand. "Du weißt schon, dass er dich irgendwann so fallen lassen wird wie die Jäger der Chudley Cannons andauernd den Quaffel?"

"Ja, und?", erwiderte Rose schulterzuckend. "Ich hab nie behauptet, dass wir zwei mal heiraten würden. Ich mag ihn, er mag mich, wir verstehen uns, er ist nicht dumm und er kann sehr charmant sein. Er ist eine gute Abwechslung zum ganzen Schulstress. Aber wenn es vorbei ist, dann werde ich ihm keine Träne nachweinen." Ohne Joseph würde sie sich momentan Tag und Nacht hinter ihren Büchern verkriechen. Unerklärlicherweise hatte er Talent dafür, sie dazu zu überreden, ihre Sachen für eine Stunde liegen zu lassen und irgendwas entspannendes zu machen. Momentan klappte das auch wunderbar und sie vernachlässigte ihre Arbeit nicht. Wenn sich das irgendwann ändern würde, dann würde sie ohne zu zögern Schluss machen. Aber er küsste verdammt gut und sie würde das so lange genießen, wie sie konnte.

"Solange du nicht mit ihm ins Bett gehst", sagte Al beruhigt.

"Keine Sorge", versicherte Rose ihm. Sex würde sie erst mit jemandem haben, den sie liebte und der sie liebte. Aber bis sie denjenigen gefunden hatte, war Joseph auch nicht schlecht. Es gab viel schlimmere. James zum Beispiel.

"Ich wünschte, ich könnte auch so unkompliziert sein", seufzte Scorpius sehnsüchtig. "Aber nein, das Mädchen, das ich mag, muss ausgerechnet auf James Potter stehen."

"James hat schon mit ihr geschlafen", erwiderte Al. "Ich glaube nicht, dass sie noch eine Chance hat."

"Na großartig", erwiderte Scorpius frustriert. "Als ob es nicht schon so schlimm genug wäre."

"Ich dachte, es ist besser, wenn du es weißt.", sagte Al mitfühlend. Wenn Enid wirklich noch auf James stand und sich damit die Möglichkeit nahm, mit so einem tollen Kerl wie Scorpius zusammen zu sein, dann war sie selbst Schuld. "Du wirst jemand anderen finden. Jemanden, der nicht auf James steht."

"Und wo?", fragte Scorpius frustriert. "Ich will mich nicht bei den Zweitklässlerinnen umschauen müssen."

"Nimm doch Rose", schlug Hugo grinsend vor.

"Sehr witzig", sagte Rose und warf ihrem Bruder einen genervten Blick zu. "Dad würde ihn umbringen."

"Allerdings", bestätigte Scorpius und erschauderte. "Er schaut mich jetzt schon so mordlustig an, wenn Al mich zu einem Familientreffen von euch einlädt. Kannst du dir vorstellen, was er mit mir machen würde, wenn ich mit Rose zusammen wäre?" Als Onkel hatte schon mit so vielen Verbrechern zu tun gehabt, er kannte bestimmt unzählige Foltermethoden.

"Wir werden es glücklicherweise nie rausfinden", sagte Rose beruhigend. Sie wandte sich wieder ihren Hausaufgaben zu, während Al im Gemeinschaftsraum genervt nach seinem großen Bruder Ausschau hielt.

"Also wenn er in fünf Minuten nicht kommt, dann gehe ich", sagte er entschieden. Er würde doch nicht wertvolle Zeit verschwenden, in der er seine Hausaufgaben machen konnte. Er war am Abend mit Della verabredet und da würde er bestimmt zu nichts mehr kommen.

Die nächsten Minuten saßen sie schweigend da. Rose machte ihre Hausaufgaben, Hugo las in seinem Quidditchmagazin, Scorpius starrte deprimiert auf seine Schuhe und Al wurde immer genervter und malte sich aus, wie er seinen Bruder am besten umbringen konnte. James waren seine Noten vielleicht egal, aber ihm nicht.

"Ho ho ho!"

Al war so überrascht von dem lauten Ausruf, dass er aus seinem Sessel fiel. Mühsam rappelte er sich wieder auf. "Was zum Teufel ..."

Im Portraitloch stand sein Bruder James. Aber er sah nicht aus wie immer. Er sah mindestens zwanzig Kilo dicker aus, trug eine rote Zipfelmütze auf dem Kopf und einen roten Mantel - dem des Weihnachtsmannes nicht unähnlich - und hatte außerdem einen weißen Vollbart.

Der ganze Gemeinschaftsraum starrte James mit großen Augen ungläubig an. "Ich wusste, dass die Klatscher seinem Hirn geschadet haben", murmelte Rose kopfschüttelnd.

James trat in die Mitte des Gemeinschaftsraums. Erst jetzt sah Al, dass er einen großen Sack über der Schulter trug. Stöhnend stellte James ihn neben sich ab und rieb sich dann seinen großen Bauch. Er räusperte sich laut und verkündete dann mit bebender Stimme:

"Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!"

Rose schlug sich die Hand vor den Mund und fing an zu lachen. Al schaute seinen Bruder nur entgeistert an. Wie konnte er nur mit so jemandem verwandt sein? Wenn ihn das nächste Mal jemand nach James fragen würde, würde er leugnen, ihn überhaupt zu kennen.

"Ich bin der Nikolaus und ich habe für jeden ein Geschenk in meinem Sack!", fuhr James fort und blickte grinsend in die Runde.

Zwei Sechsklässlerinnen fingen hysterisch an zu kichern. "Das hat er allerdings", sagte die eine. Rose gab ein würgendes Geräusch von sich.

"Oh Merlin, ich weiß", seufzte die andere mit einem verträumten Gesichtsausdruck.

Al verdrehte die Augen.

"Wer ist denn der Nikolaus?", fragte eine Erstklässlerin James schüchtern.

"Gut, dass du fragst, Kleine", erwiderte James und scheuchte sie aus ihrem Sessel beim Kamin, damit er sich selbst hineinsetzen konnte. "Der Nikolaus - als ich - ist ein Heiliger, der immer am sechsten Dezember - also heute, ihr Ignoranten - kommt, und den Leuten ein Geschenk in die Schuhe steckt. Fast wie der Weihnachtsmann, nur viel cooler." Er öffnete den großen Sack und wühlte darin herum. Die kleine Erstklässlerin kreischte erschrocken, als James eine große Rute aus dem Sack zog und durch die Luft schwenkte. "Die bösen Kinder darf er nämlich verprügeln.", fügte er hinzu und wackelte mit den Augenbrauen. Die kleine Erstklässlerin hatte er so erschreckt, dass sie schnell die Treppe zu ihrem Schlafsaal hochrannte. Der Rest der Menge betrachtete James allerdings fasziniert. Rose versuchte immer noch, ihr Lachen zu verbergen, während Al ernsthaft in Erwägung zog, dass James als Baby bei der Geburt vertauscht worden war. Er sah zwar aus, als würde er zur Familie gehören, aber was bewies das schon?

"So, wer von euch ist denn dieses Jahr böse gewesen?", fragte James dann grinsend in die Runde. Sein Blick fiel auf Brianna Michaels, eine vollbusige Siebtklässlerin, mit der er schon mehrfach etwas gehabt hatte. "Du siehst aus, als wärst du dieses Jahr ein sehr böses Mädchen gewesen", sagte er und winkte sie zu sich heran. Dann deutete er auf seinen Schoß. "Setz dich, damit der Nikolaus dich angemessen bestrafen kann!" Er schwang seine Rute.

Al drehte sich um. Das musste er sich wirklich nicht antun. Was zu weit ging, ging zu weit.

"Ich versteh nicht, wie Enid ausgerechnet auf ihn stehen kann", murmelte Scorpius kopfschüttelnd neben ihm.

Rose hatte mittlerweile aufgehört zu lachen. Energisch trat sie vor und hielt Brianna am Arm fest, als sie tatsächlich Anstalten machte, sich auf James' Schoß zu setzen. "Wag es ja nicht!", zischte sie warnend. Sie stemmte die Hände in die Hüften und ging drohend auf James zu. Sie schaute ihn wütend an.

"Wow, sie sieht aus wie Mum", sagte Hugo ehrfürchtig. "James sollte sich besser verstecken."

"Hör sofort auf damit!", fuhr Rose James an. "Was soll dieser Scheiß! Hier sind Kinder anwesend. Und du siehst einfach nur lächerlich aus in dem Aufzug!"

"Rose, sei keine Spielverderberin!", erwiderte James leichthin und zog seinen Sack näher zu sich. "Sonst kriegst du vom Nikolaus kein Geschenk."

"Dein Geschenk ist mir scheißegal!", erwiderte sie zornig. "Du packst jetzt sofort deine Rute weg und ziehst dich um! Sonst gehe ich zu Neville und sorge dafür, dass du bis Weihnachten jeden Abend Nachsitzen hast! Das ist doch krank!" Kopfschüttelnd drehte sie sich um und ging zu ihrem Tisch zurück.

"Als ob der Nikolaus so einfach seine Rute verschwinden lassen könnte!", rief James Rose hinterher und schwang sie noch einmal durch die Luft.

"Und ob er kann!", murmelte Rose, ohne sich umzudrehen. Sie zog ihren Zauberstab und sofort war James' Rute weg.

Entgeistert starrte er auf seine leere Hand. "Spielverderberin.", sagte er enttäuscht und stand wieder auf. Er ergriff seinen Sack und schwang ihn sich über die Schulter. "Du kriegst keine Schokofrösche!", rief er Rose hinterher, die es vorzog, ihn zu ignorieren. Dann schaute er wieder in die Runde, die die Geschehnisse aufmerksam beobachtet hatten. "Alle, die ein Geschenk vom Nikolaus haben wollen, folgen mir jetzt." Er stolzierte aus dem Portraitloch und der Großteil der Leute im Gemeinschaftsraum folgten ihm bereitwillig. Als Hugo auch Anstalten machte, aufzustehen, warf Rose ihm einen strengen Blick zu.

"Wag es ja nicht, ihm zu folgen!"

Hugo blieb sitzen.

"Wieso muss ich ausgerechnet mit ihm verwandt sein?", seufzte Al.

"Wem sagst du das?" Lily kam zu der Gruppe herübergeschlendert. Sie hatte das Geschehen aus einer anderen Ecke des Gemeinschaftsraums mit ihren Freundinnen verfolgt. Jetzt war sie allein. "Meine Freundinnen stehen alle auf ihn. Und ich hab keine Ahnung, was sie an ihm finden."


2041

"Ach du meine Güte!" Clara versuchte ihr Lachen zu verkneifen. "Das hat er gemacht? Was hat er sich dabei nur gedacht?"

"Er hat in der Hexenwoche einen Artikel über den Nikolaus gelesen und sich gedacht, dass er das mal ausprobieren sollte.", erklärte Lily, die die Geschichte irgendwann mal aus James herausgekitzelt hatte. "Aber er hat tatsächlich Schokofrösche verteilt. Er war nur enttäuscht, dass Rose seine Rute hat verschwinden lassen. Er hat sich das wohl sehr sexy vorgestellt." Lily verzog das Gesicht.

"Ein paar hätten das wahrscheinlich sogar mit sich machen lassen", wandte Rose ein. Brianna war damals sogar mehr als willig gewesen und das, obwohl James sie schon zweimal hatte fallen lassen. "Ich versteh nur nicht, was an James mit einem dicken Bauch und einem weißen Vollbart so sexy ist." Sie schaute zu Julia, James' Frau, die den Ausführungen bisher schweigend zugehört hatte. Eigentlich waren sie unmöglich, weil sie vor James' Ehefrau über seine früheren Eskapaden sprachen. Aber sie kannte ihn schon lange genug und wusste, wie er als Teenager und junger Mann gewesen war.

"Ich kann es nicht beschreiben", sagte Julia schulterzuckend. "Vielleicht reagiert ihr einfach nicht darauf, weil ihr mit James verwandt seid oder ihn nie als jemanden gesehen habt, mit dem ihr ins Bett gehen würdet. Aber es hat schon was." Sie biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab.

"Unglaublich, dass er mit der Masche immer noch Erfolg hat", sagte Lily ehrfürchtig.

"Tja, was soll ich sagen?", sagte Julia lächelnd. Ihre Wangen hatten sich rosa verfärbt.

"Am besten gar nichts", wandte Dominique ein. "Ich muss darüber nichts wissen." Sie schaute über die Schulter zu den Kindern. "Jake, wehe du stößt den Turm um!", rief sie warnend. Ihr Sohn, der gerade versucht hatte, mit dem Plüschquaffel auf Amandas Turm zu zielen, ließ den Quaffel schuldbewusst wieder sinken. "Das hat er von seinem Vater", sagte sie entschuldigend zu Tia, Amandas Mutter.

"Aber auch nicht weniger als von dir", warf Lily der Fairness halber ein. Als sie noch klein war, hatte ihr die viel ältere stürmische Dominique ziemlich große Angst eingejagt, mehr noch als James mit seinen vielen verrückten Ideen.

"Okay, Leute!" Al war in der Wohnzimmertür erschienen und rieb sich die Hände. "Wir haben ihn in das Kostüm gekriegt. War nicht einfach, er hat seinen Bauch zu groß gezaubert." Hugo kam hinter Al zum Vorschein und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

"Ich biete nie wieder meine Hilfe an", sagte er entschieden und quetschte sich zwischen Clara und Lily auf die Couch. Clara lächelte ihn mitfühlend an und küsste ihn auf die Wange, bevor sie ihm ein Plätzchen in die Hand drückte. Dann schaute sie aufgeregt zur Tür.

"Geht's jetzt los?", fragte sie gespannt.

Al sprang schnell zur Seite, als er schwere Schritte hinter sich hörte. "Jep", sagte er nickend zu Clara.

"Ho ho ho, meine lieben Freunde!", sagte James mit seiner tiefen Nikolaus-Stimme.

"Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!"

"Wow", sagte Clara beeindruckt, als sie ihn in seinem Kostüm sah. Er sah wirklich sehr glaubwürdig aus, abgesehen davon, dass das Kostüm an seinem Bauch etwas zu sehr spannte. Aber sonst, der Bart, die Stimme ... wirklich toll. Kein Wunder, dass die Kinder ihn fasziniert anstarrten.

Und das taten sie wirklich ausnahmslos. Alle starrten ehrfürchtig und mit großen Augen zu James hoch. Amanda hielt sogar noch einen Bauklotz in der Hand, den sie ganz vergessen zu haben schien.

"Ich bin der Nikolaus. Und für die braven Kinder habe ich ein Geschenk mitgebracht." Er wuchtete den Sack, den er über der Schulter trug, auf den Boden. Er öffnete ihn und wühlte darin herum. "Für die ungezogenen allerdings ..." Er zog schnell seine Rute heraus. "... habe ich das." Die Kinder zuckten zusammen, als sie die Rute sahen.

Clara beugte sich zu Rose herüber. "Du hast ihm die Rute gelassen?"

"Er benutzt sie nie", flüsterte Rose zurück. "Bei Aiden hat der Anblick aber wahre Wunder gewirkt. James hat ihn immer überzeugt, dass er bis Weihnachten ganz brav sein und keinen Quatsch anstellen soll, wenn er Geschenke bekommen will. Hat jedes Mal funktioniert." Rose hätte James umgebracht, wenn er ihrem Sohn auch nur ein einziges Haar gekrümmt hätte, aber die Drohung allein hatte gereicht, um Aiden für die restlichen drei Wochen sehr gut unter Kontrolle zu halten, was besonders zu Weihnachten ein großes Geschenk war.

James ließ sich in einen Sessel sinken und schaute die Kinder der Reihe nach an. "Ich hoffe, ihr seid alle brav gewesen, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben." Die Kinder nickten alle. James schaute zu Jake. "Ich habe gehört, dass du letzte Woche einen Schneeball durch das Wohnzimmerfenster geworfen hast, obwohl dir deine Mutter verboten hat, Schneebälle zu werfen."

Der fünfjährige Jake schaute James geknickt an. "Das war keine Absicht, Nikolaus, ich wollte gar nicht das Fenster treffen und ich hab mich entschuldigt und ..." Er schien den Tränen nahe zu sein und beäugte ängstlich James' Rute.

James schaute ihn streng an. "Das war trotzdem nicht brav von dir, Jacob. Wenn deine Eltern dir etwas verbieten, dann machen sie das nur, weil sie nicht wollen, dass dir etwas passiert. Du solltest besser auf sie hören."

"Okay", sagte Jake sofort. Er schaute immer noch auf die Rute.

"Wenn du mir versprichst, in Zukunft braver zu sein, dann werde ich dich noch einmal verschonen. Aber an deiner Stelle würde ich bis Weihnachten alles tun, was deine Eltern dir sagen. Der Weihnachtsmann ist nicht so nett wie ich und wenn der das hört, dann behält er vielleicht deine Geschenke."

Jake schaute ihn erschrocken an. "Ich versprech's Nikolaus, ich versprech's!", sagte er sofort. Ängstlich schaute er zu seiner Mutter, die sofort aufhörte zu lächeln und einen strengen Blick aufsetzte.

"Und du", wandte er sich dann an die sechsjährige Haley, "Ich weiß, dass du deiner kleinen Schwester die Puppe weggenommen hast, die eure Großeltern ihr geschenkt haben, weil dir deine nicht gefallen hat."

Haley schaute schuldbewusst zu Boden. "Amandas war viel schöner", versuchte sie sich zu verteidigen.

"Wie war das?", donnerte James und knallte mit seiner Rute auf den Boden. Alle Kinder zuckten zusammen. Auch Clara hatte sich erschrocken. Hugo legte beruhigend einen Arm um ihre Schulter.

"Keine Angst", flüsterte er ihr zu. Dann nahm er ihre Hand, mit der sie den Arm ihrer Tochter Angela umklammerte. "Du solltest sie vielleicht mir geben, während der Nikolaus da ist." Clara schaute erschrocken auf ihre Tochter und gab sie sofort Hugo. Sie war so von James fasziniert gewesen, dass sie nicht mehr aufgepasst hatte. Und als er mit der Rute geknallt hatte, war sie so erschrocken gewesen, dass sie Angelas Unterstützung gebraucht hatte.

"Tut mir Leid, Süße", flüsterte sie der Kleinen zu und küsste sie auf die Wange. Angela lächelte sie zahnlos an. Sie war zauberhaft.

"Es tut mir Leid, Nikolaus", entschuldigte Haley sich mittlerweile. "Ich hab sie Amanda ja wieder gegeben."

"Ja, ich weiß", sagte James mit etwas freundlicherer Stimme. "Deshalb werde ich dich dieses Mal verschonen. Aber wenn eure Großeltern euch das nächste Mal Geschenke bringen, dann freu dich lieber darüber, dass sie dich so lieb haben, dass sie dir etwas schenken und sei nicht eifersüchtig auf das Geschenk deiner Schwester."

"In Ordnung", sagte Haley erleichtert.

"Kriegen wir jetzt die Geschichte?", fragte dann Liz, Lilys vierjährige Tochter. James erzählte immer eine kleine Geschichte, wenn er damit fertig war, die Kleinen zu ermahnen.

"Nicht so schnell, Elizabeth", sagte James dann wieder streng. "Du glaubst wohl, ich hätte dich vergessen." Liz schaute ihn erschrocken an. "Ich weiß ganz genau, dass du immer lügst, wenn deine Eltern dich fragen, ob du dein Gemüse gegessen hast. Dabei versteckst du das immer in deiner Serviette und stopfst es in die große Vase mit den Kunstblumen, die bei euch im Wohnzimmer steht."

Elizabeths Augen wurden groß. "Das weißt du?"

James nickte. "Ja, das weiß ich. Ich kann verstehen, dass dir das Gemüse nicht schmeckt, aber es ist gesund und manchmal muss man auch gesunde Sachen essen, selbst wenn sie einem nicht schmecken."

"Ich weiß", erwiderte Liz kleinlaut.

"Gut", sagte James zufrieden. Er ließ die Rute locker vor den Kindern auf dem Boden hin und herschleifen. Alle verfolgten sie aufmerksam. "Dann können wir jetzt zur Geschichte kommen." Die Kinder atmeten alle hörbar auf und entspannten sich, als James die Rute wieder in seinem Sack verschwinden ließ. "Also: Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten ... Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.

"Na klar, Gänsebraten", sagte der Fuchs. "Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?"

"Schnee", sagte der Eisbär. "Viel Schnee." Und er schwärmte verzückt von der weißen Weihnacht.

Das Reh sagte "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern."

"Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule. "Schön schummrig und gemütlich muß es sein. Stimmung ist die Hauptsache."

"Aber mein neues Kleid muss man sehen", sagte der Pfau. "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten."

"Und Schmuck!" krächzte die Elster. "Jede Weihnachten bekomme ich was: einen Ring, ein Armband. Oder eine Brosche oder eine Kette. Das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten."

"Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich auf Weihnachten."

"Mach´s wie ich:" sagte der Dachs, "pennen, pennen, pennen. Das ist das Wahre. Weihnachten heißt für mich: Mal richtig pennen."

"Und saufen", ergänzte der Ochse. "Mal richtig einen saufen - und dann pennen."

Aber da schrie er "aua", denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt.

"Du Ochse du, denkst du denn nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte "Das Kind. Jaja, das Kind - das ist doch die Hauptsache. Übrigens", fragte er dann den Esel, "wissen das eigentlich die Menschen?" "

Die Kinder hatten alle ehrfürchtig zugehört. "Da seht ihr's, Kinder", sagte James lächelnd und öffnete seinen Sack wieder. "Ihr seid das wichtigste. Aber nur, wenn ihr brav seid und euren Eltern und dem Weihnachtsmann keinen Kummer macht." Er holte einen Schokoladennikolaus aus seinem Sack und reichte ihn Amanda. "Und deshalb kriegt ihr auch alle einen kleinen Nikolaus. Aber wenn ich nächstes Jahr wiederkomme und höre, dass ihr nicht brav wart, so wie ihr das versprochen habt, dann ..." Er schwieg bedeutungsvoll und verteilte weiter seine Nikoläuse. Die Kinder nickten alle folgsam. "Gut, dann mach ich mich mal wieder auf den Weg." James stand stöhnend auf und warf sich den Sack über die Schulter. "Es gibt noch viele Kinder, die ich heute besuchen muss." Er lächelte den Kindern zu und dann den Erwachsenen und dann stapfte er durch die Tür.

"Er ist so cool!", sagte Jake begeistert und schaute auf seinen Schokonikolaus.

Haley nickte. "Und er weiß alles! Einfach alles!" Sie schaute zu den Erwachsenen, die die Kinder lächelnd beobachteten. "Schade, dass Onkel James nie Zeit hat, ihn zu sehen. Der würde ihn bestimmt auch ganz toll finden."

TBC...

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A/N: Einen schönen Nikolaustag euch allen.

Link zur Geschichte

Ich hab nach einer schönen und lustigen Nikolausgeschichte gesucht, aber leider keine gefunden, die mir wirklich gefallen hat (außerdem gibt es nur sehr wenige Geschichten über den Nikolaus im Internet, kann man sich das vorstellen?), deshalb hab ich mich für die Tiere entschieden. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.


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