von harry.draco
Ungeahnte Bande
Letzter Tag in Hogwarts
Eine Wiese. Lang, weit, grün und voller Blumen. Kichernd lief ich hindurch, es war befreiend. Das kniehohe Gras streifte meine nackten Füße. Niemand anderes war da, ehe ich auf einen Hügel stieg. Ich blickte über die Wiese und sah plötzlich meine Mutter. Sie stand vor mir und winkte, doch als ich auf die zulief, entfernte sie sich. Weit weg, bis sie nur noch ein Punkt am Horizont war. Ich brach schluchzend zusammen und hielt mir die Hände vors Gesicht. Sie war meine Mutter gewesen, und jetzt war sie für immer fort.
Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken. Ich blickte in das junge Gesicht von Draco Malfoy. Er war fünf oder sechs Jahre alt, so wie ich auch. "Alles okay? Geht es dir gut, Lu?" Seine mir so vertraute Stimme gab mir das Gefühl von Sicherheit. Und dann war da diese andere Stimme. "Draco! Komm her! Wir gehen jetzt!", Lucius Malfoys Stimme war herrisch und hart. Nichts von der Liebe, mit der mich mein Vater immer ansprach. Dracos Blick wurde traurig, er zuckte zusammen, ließ seine Hand sinken und lief weg. Und alles um mich her verschwamm.
Verwirrt wachte ich auf. Letzter Schultag. Ich musste noch packen! Ich fuhr hoch, immer noch ein bisschen benebelt von meinem Traum, der in letzter Zeit immer wiederkehrte. Ich versuchte zu meiner Mom zu kommen, sie verschwand, Draco, den ich damals oft als einzigen, heimlichen Freund angesehen hatte, tauchte auf und wurde im nächsten Moment von Lucius weggerufen. Wie so viele Male, als wir uns immer auf der Wiese, auf der die Malfoys ihre Nachmittage oft verbrachten, versteckten.
"Luna? Bist du wach?", Millys Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ich blickte auf. "Mhhmmh?" "Hier, das wurde heute morgen vor der Tür gefunden. Das sind doch alles deine Sachen, oder?" Eine große Tüte flog auf mein Bett und ich sah mir den Inhalt an. Eine Kette aus Butterbierkorken, eine Haarspange mit einer Sonnenblume daran, ein paar blauer Turnschuhe und eine viel zu große Brille mit bunten Gläsern. "Ja. Danke Milly.", sie nickte und ich rappelte mich auf, zog mich an und machte mich auf dem Weg in die große Halle. Meinen Koffer würde ich später packen. Das war kein Problem.
Nachdem ich mein einsames Frühstück schnell hinter mich gebracht hatte, lenkte ich meine Schritte auf die Schlossgründe zu. Ich wollte noch mal den See sehen, den Wald und die Thestrale. Auf dem Weg durch die Eingangshalle begegneten mir Crabbe und Goyle. Die großen, bulligen Jungen waren nie ohne Draco unterwegs, weswegen ich mich verwirrt umblickte, als ich ihn nicht bei ihnen sah. Das Umblicken war ein Fehler gewesen, denn schon rammte mich Goyles Schulter und ich geriet ins Schwanken. Als ich zu stolpern drohte, wurde ich von zwei starken Armen aufgefangen. Verwirrt blickte ich mich um - und erstarrte. Leibhaftig stand hinter mir niemand anderes als Draco Malfoy. "Alles gut? Ja?", murmelte er kurz, nachdem er sich umgesehen hatte. Die Halle war vollkommen leer. Alle waren beim Frühstück. Ich nickte und sah ihn perplex an. Er ging zu Crabbe und Goyle und mit ihnen in die Große Halle. Ich hörte ihn deutlich schimpfen.
Wirrer als sonst im Kopf drehte ich mich wieder um und lief nach draußen, wo ich mich auf den Weg in den Wald begab. Diese zarten Geschöpfe, ging es mir durch den Kopf, als ich die Thestrale sah, wie sie auf der Wiese standen oder gerade vom Jagen kamen, mit blutverschmierten Mäulern. Ich stand eine ganze Weile da, beobachtete, fütterte und streichelte sie zärtlich. "Ich muss leider gehen, Pluto.", murmelte ich leise, während ich einen Thestral mit einem weißen Fleck auf der Brust streichelte. Er war mein Liebster. "Vielleicht kommt ihr alle mich mal besuchen.", scherzte ich, machte mich dann auf den Rückweg und traf auf der Wiese vorm Schloss ein paar mir wohlbekannte Gesichter.
"Loonie! Hey, Luna!", Fred und George Weasleys Stimmen hallten über den Hof. Ich hob meine Hand um ihnen zu winken, und als ich bei ihnen angekommen war, grinsten beide übers ganze Gesicht. "Hallo Luna... Wie gehts dir? Wo warst du?" "Hast du schon fertig gepackt? Sind all deine Sachen wieder aufgetaucht?" "Warst du wieder im Wald? Hast du Hagrid gesehen? Antwortest du uns auch mal?", ich musterte beide verwirrt, ehe ich ihnen in den Bauch piekte. "Ist ja gut. Lasst mich nachdenken... Gut, danke. Wie geht es euch? Im Wald, bei den Thestralen. Nein, aber mein Koffer steht oben. Jemand hat heute morgen einen Beutel mit meinen Sachen vorm Turm abgestellt. Ja. Nein, aber ich glaube, er ist auch noch beim Essen. Was macht ihr überhaupt hier? So... Habe ich noch was vergessen?"
Die Zwillinge grinsten mich an, doch nun war ich diejenige, die auf ihre Antwort warten muss. "Hallo? Antwortet ihr mir mal?", fragte ich gespielt genervt. "Gut, danke.", kam es einstimmig zurück. "Wir mussten Dra-... jemand ist uns leider dazwischen gekommen. Und da dachten wir: Hey, wieso vergeuden wir unseren Tag hinter diesen dicken Schlossmauern, wenn wir doch auch raus gehen können und nach unserer Loonie suchen können?!" George wirkte kein bisschen überzeugend, aber das war ihm, glaube ich, egal. "Wen habt ihr wo rein gesteckt?", fragte ich leise und sachlich. "Niemanden... Oder na ja... Crabbe, Goyle und... eventuell Malfoy. Wenn du diese drei Wörter mit dem Wort Mädchentoilette verbindest, kommst du auf die Lösung!", meinte Fred freudig. Ich stöhnte, lächelte dabei aber sacht. "Doch nicht am letzten Tag in Hogwarts, Jungs!" "Gerade doch am letzten Tag! Ach komm schon Luna, das ist doch spaßig! Nun ja, wir müssen uns jetzt mal aus dem Staub machen. Wir suchen dich dann im Zug. Spätestens sehen wir dich auf dem üblichen Hügel, ja?", ich nickte den beiden zu und wandte mich zum Schloss, aus dem mir Professor Snape entgegen kam, im Schlepptau hatte er Draco Malfoy und seine Gorillas.
"Ms Lovegood!", rief er mir schon von Weitem zu und ich hatte eine Idee, weshalb Fred und George so plötzlich weg waren. "Ja, Sir?" "Haben Sie die Weasleys gesehen?", bellte er mich an. "Welche meinen Sie? Ron und Ginny? Ginny und Fred? Ginny und George? Ron und George? Ron und Fred? Fred und George? Oder gleich alle?" Er sah mich verwirrt an, dann schaltete er. "Die Weasley-Zwillinge!" "Achso. Nein. Wieso? Suchen Sie sie?" Draco hatte ein leichtes Grinsen aufgesetzt und bevor er mit Snape und seinem Gefolge an mir vorbeirauschte, zwinkerte er mir noch mal zu. Wiederum komplett aus dem Konzept gebracht, machte ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.
*****
Der Zug fuhr an und wurde immer schneller. Hogwarts konnte ich nicht mehr sehen, aber einige der Thestrale flogen hoch über dem Wald, auf der Suche nach Beute, höchstwahrscheinlich. Viele Leute gingen durch den Zug und suchten nach Plätzen und alle gingen an meinem leeren Abteil vorbei. Es hatte auch Vorteile für eine Irre erklärt worden zu sein. Nach einer Weile fuhren der Zug durch einen Wald und ich wandte den Blick vom Fenster ab. Jetzt interessierte mich die Landschaft nicht mehr.
Ich saß schon eine ganze Weile allein, und es machte langsam keinen Spaß mehr. Ich meine, muss man denn immer allein sein? Warum hatte ich mich ausgerechnet mit den größten Scherzbolden der Schule eingelassen? Es war doch so: Luna ist allein und Fred und George bekommen all die Aufmerksamkeit.
Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als sich meine Abteiltür öffnete und Fred und George höchstpersönlich in das Abteil traten. "Hallo Kleine", meinten sie im Chor und ließen sich neben mich fallen. Ich grinste leicht. Und sie zurück. Und jetzt fiel mir der Grund unserer Freundschaft wieder ein. "Na, hat sich noch keiner getraut sich zu dir zu setzen?", scherzte Fred. Ich schüttelte den Kopf und blickte kurz aus dem Fenster. Draußen waren nun lange weite Felder zu sehen. "Wir waren bei Lee und haben mit ihm einiges besprochen. Diese Ferien können wir ihn nicht besuchen, was recht tragisch ist. Er ist mit seiner Mom unterwegs und wird erst eine Woche vor Schulbeginn wieder da sein. Das heißt: Wir haben zwei Monate Zeit für dich! ... Ähm. Luna? Bist du... bist du anwesend?", verwirrt zuckte ich zusammen als ich in die Magengrube gepiekt wurde.
"Jaa. Ja, ich bin da. Tut mir Leid. Ich freue mich. Das wird schön. Dann könnt ihr mit mir mal zum Wasserfall kommen und Schlickschlupfe beobachten! ... Oder etwa nicht?", ihre Mienen waren zur Verwirrungsmaske gewechselt und ich stuppste sie an. "Was? Oh. Ja." Ich hatte ein Déjà Vu-Feeling. "Okay. Gut, damit wäre das geklärt. Und ich wollte euch noch sagen, dass mein Dad nicht da ist, weil er auf eine Exkursion geht, für einen Artikel." Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nicht mehr zuhörten. Sie blickten beide auf den Gang und einige Sekunden später, wusste ich warum.
Crabbe und Goyle gingen, einmal nicht neben- sondern hintereinander durch den Gang, Draco Malfoy folgte ihnen. Als er an meinem Abteil vorbeikam, warf er den Zwillingen einen vernichtenden Blick zu, doch mich blickte er, ich weiß nicht ob es eine Art der Freundlich-keit war, aber es schien so, als würde er mich freundlich anblicken. Dann war er weg. Ich starrte immer noch auf den Gang und Fred und George blickten sich verwirrt an. Das war nicht normal. Nicht mal ich verstand es, also war es wirklich seltsam.
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