Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Baby an Bord - Hilfsbereitschaft

von ChrissiTine

Hilfsbereitschaft

"Und du bist dir sicher, dass zwischen euch nichts läuft?", fragte Lucy und schaute Hugo mit schief gelegtem Kopf an.

Hugo stöhnte genervt auf. "Zum hundertsten Mal: Ja! Ja, ich bin mir sicher, dass zwischen uns nichts läuft. Wir sind nur Freunde."

"Aber sie hat heute Nacht bei dir geschlafen, ja?", versicherte sich Roxanne erneut und blickte ihn forschend an.

"Ja, sie hat bei mir geschlafen. Aber nicht in meinem Bett, sondern in Tommys altem Zimmer am anderen Ende des Flurs!", wiederholte Hugo und betonte besonders die Entfernung. Er hatte das seinen Cousinen heute schon fünf Mal erklärt, aber die beiden gaben einfach keine Ruhe.

"Aber sie ist zu dir gekommen, nachdem ihre Wohnung unter Wasser gestanden hat. Zu dir und nicht zu ihrer Mutter oder einer Freundin.", erwiderte Roxanne triumphierend und erntete von Lucy ein anerkennendes Nicken.

Hugo stand wütend auf und ging zu dem Regal, in dem sie verschiedene Pulver für ihre Experimente aufbewahrten. Er hatte heute morgen nur beiläufig erwähnt, dass Clara bei ihm übernachtet hatte und schon hatten sich seine Cousinen auf ihn gestürzt wie zwei ausgehungerte Drachen auf einen Hippogreif. Sie löcherten ihn jetzt seit mittlerweile drei Stunden und schienen immer noch nicht müde geworden zu sein. In Momenten wie diesen wünschte er sich, dass er mit jemand anderem zusammen arbeitete als seiner Familie. Mit jemandem, der sich nicht so brennend für sein Privatleben interessierte. Jemandem, der mehr wie er war. Er löcherte Roxanne und Lucy ja auch nicht, wenn es um deren Männerbekanntschaften ging. Es war ihm scheißegal, wann, wo und vor allem mit wem sie es trieben. Es war ihm sogar lieber, wenn er es nicht wusste. Leider hatten die beiden nicht die gleiche Einstellung, was sein nicht vorhandenes Liebesleben betraf.

"Ich hab euch schon gesagt, dass ihre Mutter in einer Einzimmerwohnung wohnt und absolut keinen Platz für Clara hat. Und alle ihre Freundinnen sind aus England weggezogen. Außerdem sind wir auch Freunde."

"Jaah, aber ihr seid Freunde, die ein Baby bekommen", rief Lucy mit erhobenem Zeigefinger. "Ergo seid ihr sehr viel mehr als Freunde!"

Hugo ergriff eine Schale, in der ein grünes Pulver war. Er drehte sich um und knallte die Schüssel auf den Tisch. Die Hälfte des Pulvers verteilte sich auf den Pergamenten, auf denen sie sich Notizen zu ihren Ideen gemacht hatten. "Hör mit diesem Ergo-Scheiß auf, Lucy!", rief er und fuhr sich entnervt durch seine Haare. "Du weißt, wie ich das hasse! Und nur zu eurer Information: Wir sind Freunde!"

"Sicher", murmelten die beiden augenverdrehend. "Natürlich seid ihr Freunde", fügte Lucy sarkastisch hinzu.

"Ja, sind wir", erwiderte Hugo pampig und nahm eine Schale mit blauem Pulver, die er auch auf den Tisch fallen ließ. "Nur weil die ganze Familie aus irgendeinem bescheuerten Grund will, dass wir beide zusammen kommen und heiraten, heißt das noch lange nicht, dass wir das auch tun müssen!" Seine Eltern und Rose hatten dieses Thema zwar nie angeschnitten, nachdem er ihnen entschieden gesagt hatte, dass er sich zwar um das Baby kümmern, aber auf keinen Fall eine Frau heiraten würde, die er nicht liebte. Sie respektierten seine Entscheidung. Auf den Rest der Familie traf das allerdings nicht zu, wie ihm gerade wieder eindrucksvoll demonstriert wurde.

"Was heißt denn hier bescheuerter Grund?", wollte Roxanne mit verschränkten Armen wissen. "Ihr bekommt ein Baby. Leute, die ein Baby bekommen, sind in der Regel verheiratet."

"Ich würde gerne mal sehen, wie schnell ihr vor den Traualtar rennen würdet, wenn ihr an unserer Stelle seid", erwiderte Hugo und setzte sich rücklings auf seinen Stuhl.

"Das ist der Unterschied zwischen dir und uns", sagte Lucy arrogant. "Wir würden nie in diese Situation kommen. Wir sind nicht so blöd, den Spruch zu vergessen."

"Na wie schön für euch", murmelte Hugo augenverdrehend. "Da freue ich mich ja sehr für euch." Roxanne streckte ihm die Zunge heraus. Sehr erwachsen für eine Neunundzwanzigjährige. "Es wundert mich sowieso, dass ihr überhaupt jemanden findet, der bereit ist, mit zwei solchen Vogelscheuen ins Bett zu gehen."

"Hey!" Hugo versuchte sich zu ducken, aber Lucy konnte ihm trotzdem eine Kopfnuss geben. Sie warfen ihm einen wütenden Blick zu, den Hugo mit Freuden erwiderte. Er hatte keine Lust auf diese Diskussion.

Dass Clara bei ihm übernachtet hatte, hatte schließlich nicht das geringste zu bedeuten. Sie hatte Hilfe gebraucht und er hatte ein leer stehendes Zimmer, in dem sie schlafen konnte, ohne das sie nasse Füße bekam. Sie waren Freunde und es war völlig normal, dass sie sich an ihn gewandt hatte. Auch dieses komische Gefühl, das dagewesen war, nachdem er Clara in Unterwäsche gesehen hatte, war wieder verschwunden, als sie am nächsten Morgen zusammen gefrühstückt hatten. Die Atmosphäre war entspannt gewesen und Clara war auch wieder optimistisch, was ihre Wohnung betraf. Die Feuerwehr hatte ihre Arbeit getan und sie würde bestimmt am Nachmittag oder Abend zurück können. Er würde Rose nach dem Spruch für durchnässte Möbel fragen und das Problem war gelöst. Alles würde wieder beim Alten sein und sie würden sich ein oder zwei Mal in der Woche zum Mittagessen treffen.

"Hast du nicht wenigstens mal darüber nachgedacht, mit ihr zusammen zu sein?", fragte Roxanne nach fünf minütigem Schweigen ernsthaft. "Auch wenn du dagegen bist, hast du es wenigstens mal in Erwägung gezogen?"

Hugo schaute von seinen Notizen auf und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ganz am Anfang, als sie mir gesagt hat, dass sie schwanger ist. Für fünf Sekunden. Aber es würde nicht funktionieren."

"Und warum nicht?", erwiderte Lucy stirnrunzelnd und kratzte sich mit ihrer Feder am Kinn.

Hugo seufzte. "Wir wären nur wegen des Babys zusammen und nicht, weil wir es wollten. Glaubt ihr wirklich, dass eine erzwungene Beziehung funktionieren würde?", fragte er zweifelnd und schaute von Lucy zu Roxanne, die beide ziemlich ratlos dreinblickten. "Ich meine, wie ist das bei euch? Wie lange hat eure längste Beziehung gedauert?"

Die beiden schauten sich fragend an. Roxanne sprach als erste. "Also ich glaube, meine längste Beziehung waren sechseinhalb Monate. Vielleicht sieben."

Er schaute zu Lucy. "Bei mir waren es vier", erwiderte sie schulterzuckend. Hugo war nicht überrascht. Lucy war nicht der Typ für etwas festes. Eigentlich war es eher verwunderlich, dass eine ihrer Beziehungen wirklich so lange gedauert hatte.

"Und mit diesen Männern wolltet ihr zusammen sein, oder?", fragte Hugo weiter, während er geistesabwesend mit seinem Finger durch das verschüttete Pulver fuhr.

"Natürlich", erwiderte Roxanne entrüstet.

"Ihr wolltet also mit den Männern zusammen sein. Ihr habt euch nicht aus irgendeinem Grund verpflichtet dazu gefühlt, eine Beziehung mit ihnen zu führen." Beide schüttelten ihre Köpfe. "Ihr wusstet aber auch beide, dass es völlig egal sein würde, wenn ihr euch wieder trennt. Es ging nur um euch beide, und wenn daraus nichts wurde, dann war das nicht schlimm, weil ihr euch nie wieder sehen müsst." Sie nickten.

"Das ist der Unterschied", sagte Hugo und begann damit, das Pulver von seinem Pergament zu wischen. "Wenn Clara und ich eine Beziehung hätten, dann würde es nicht nur um uns beide gehen. Es würde auch um unser Baby gehen. Es würde vor allem um unser Baby gehen, denn ohne ein Baby wären wir nie zusammen gekommen. Und wenn wir uns im Streit trennen und am liebsten kein Wort mehr miteinander sprechen würden, dann ginge das nicht, weil es dieses Baby gibt und wir um seinet- oder ihretwillen trotzdem Kontakt haben müssen. Wem würde das was bringen? Wer hätte etwas davon? Wir würden doch alle nur leiden."

Er zuckte zusammen, als er einen leichten Stromschlag versetzt bekam. Durch Kontakt hatten die beiden Pulver sich aufgeladen. Das musste er sich merken.

"Aber du magst sie doch, Hugo", wandte Roxanne vorsichtig ein und half ihm dabei, die Pulver voneinander zu trennen. "Ihr geht mehrmals in der Woche zusammen essen. Ihr versteht euch gut. Ihr bringt euch zum Lachen. Die ganze Familie liebt sie. Das wäre doch nicht erzwungen."

"Aber es ist auch nicht genug", widersprach er. "Ich mag sie so, wie ich Lily und Tommy mag. Ich mag sie wie eine gute Freundin. Daraus entsteht keine Beziehung."

"Aber Victoire und Ted waren auch Freunde, bevor sie zusammen gekommen sind", erinnerte ihn Lucy, während sie das blaue Pulver mit einem Schlenker ihres Zauberstabes zurück in seine Schale beförderte.

"Ja, aber ihre Situation kann man mit meiner auch nicht vergleichen", sagte Hugo kopfschüttelnd. "Könnt ihr zwei nicht einfach akzeptieren, dass Clara und ich nur Freunde sind? Reicht es nicht, dass unser Baby in eine Situation hineingeboren wird, in der sich beide Eltern gut verstehen und glücklich sind? Ist das nicht ein besseres Umfeld als die ewige Streiterei? Dann bin ich eben der erste Weasley, der unverheiratet ein Kind bekommt. So tragisch ist das nun auch wieder nicht."

Lucy zuckte mit den Schultern, aber Roxanne schaute ihn traurig an. "Ich finde es nur schade, dass du es nicht wenigstens versuchen willst. Ich glaube nämlich trotzdem, dass ihr ein gutes Paar abgeben würdet. Und dass ihr euch glücklich machen könnt."

Hugo schüttelte erneut den Kopf. "Aber wir glauben das nicht. Wir lieben uns nicht und daran wird sich auch nichts ändern. Warum kann nicht einfach alles bleiben, wie es ist? Es läuft doch sehr gut so."

"Wenn du meinst", seufzte Roxanne und pustete das grüne Pulver von ihrer Fingerspitze, das sich mit einem Lichtblitz auflöste. "Ich glaube trotzdem, dass ihr etwas verpasst."

/-/

Zwei Stunden später steckte die Verkäuferin Melanie ihren Kopf in die Werkstatt, wo Hugo, Roxanne und Lucy gerade ohne Erfolg versuchten, ein paar schwebende Schuhe von der Decke zu holen.

"Ich hab dir doch gesagt, dass der Spruch der falsche war!", fauchte Lucy Roxanne an, die ihre Cousine geflissentlich ignorierte.

Hugo war in der Zwischenzeit auf einen Stuhl geklettert und versuchte nun auf diese Weise, an die Schuhe zu gelangen. Er wäre zwar beinahe heruntergefallen, aber er erwischte die Schuhe.

"Hugo?", rief Melanie ihm zu. Hugo schaute sie fragend an. Melanie brauchte nie Hilfe im Verkaufsraum. Sie war ein Naturtalent. "Deine Schwester und ihr Sohn sind da. Sie hat mich gebeten, dich zu holen."

"Ach ja", nickte Hugo und drückte Lucy die Schuhe in die Hand, die sofort wieder zurück an die Decke schweben wollten und Lucy beinahe mitzogen. "Ich komme schon." Er folgte Melanie in den Laden. Es war kurz nach zwölf und bis auf drei Kunden war der Raum leer. Um die Mittagszeit gab es meistens eine Flaute.

Er entdeckte Rose sofort. Sie stand mit Aiden bei dem großen Käfig mit den Knuddelmuffs. Die kleinen Tierchen waren seit der Geschäftseröffnung vor vierundvierzig Jahren ein Verkaufsschlager und wurden immer noch gerne gekauft.

"Hey, ihr zwei!", rief Hugo, als er nahe genug herangekommen war. Die zwei drehten sich zu ihm um und Aiden umarmte seinen Onkel sofort.

"Onkel Hugo!", rief er fröhlich. "Mum hat gesagt, dass ich den ganzen Nachmittag hier bei dir bleiben kann!", sagte er begeistert und grinste. Hugo konnte sehen, dass eine weitere Zahnlücke hinzu gekommen war.

"Ich danke dir sehr, Hugo", sagte Rose lächelnd und legte Aiden eine Hand auf die Schulter, damit er nicht davonlief. "Die Spätschicht kam wirklich unerwartet, aber ich konnte sehr schlecht ablehnen, weil ich erst vor kurzem zwei Wochen lang frei hatte."

Hugo winkte ab. "Das ist wirklich kein Problem, Rose. Aiden stört hier nicht und er arbeitet sogar umsonst.", grinste er. Er sah, wie Melanie mit einem Stapel bunter Schachteln zu einem Regal ging. Er beugte sich zu Aiden herunter. "Hey, Kumpel", sagte er verschwörerisch. "Warum gehst du nicht zu Mel und fragst sie, ob du ihr beim Einräumen helfen kannst?"

Aiden nickte begeistert. "Ja, klar!" Er rannte wie der Blitz zu Melanie und fragte sie lautstark, ob er ihr helfen konnte. Sie nickte lächelnd und half ihm auf die Leiter.

Rose schaute ihrem Sohn kopfschüttelnd nach. "Unglaublich. Und wenn ich ihn zu Hause bitte, das Geschirr aufzuräumen, weigert er sich immer."

"Teller sind eben keine Scherzartikel.", erwiderte Hugo schulterzuckend und beobachtete, wie Aiden sich auf Zehenspitzen stellte, um eine Schachtel auf das oberste Regalbrett zu stellen. Er war immer begeistert, wenn er so im Laden helfen konnte.

"Ja, leider", seufzte Rose. "Diese Frau ist neu, oder?", fragte sie dann und deutete auf Melanie.

Hugo nickte. "Ja. Wir haben sie erst vor zwei Wochen eingestellt. Sie ist mit Hogwarts gerade fertig geworden. Hat sehr gute Noten, aber noch keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Deshalb hat sie sich entschieden, hier erstmal Geld zu verdienen und später zu entscheiden.", erzählte Hugo. Er hoffte, dass Melanie so viel Gefallen an der Arbeit im Scherzartikelladen fand, dass sie nicht mehr weg wollte. Die Frau war ein Naturtalent und hatte eine Engelsgeduld, was den Umgang mit nervigen Kunden betraf. Außerdem verdiente man in diesem Geschäft wirklich alles andere als schlecht.

"Du scheinst ja ziemlich begeistert von ihr zu sein", schmunzelte Rose und schaute ihren Bruder schief an.

Er grinste. "Sie ist eine der besten Verkäuferinnen, die wir je hatten. Außerdem sieht sie sehr gut aus, was sehr viel mehr männliche Kundschaft in den Laden treibt als sonst. Wir können uns wirklich nicht beschweren."

Rose lachte. "Aiden sieht auch begeistert aus." Ihr Sohn lachte gerade über eine Bemerkung Melanies. Rose schaute wieder zu Hugo. "Also pass auf: Scorpius kommt entweder vor Ladenschluss noch hier vorbei, um ihn abzuholen oder er kommt zu dir nach Hause, wenn er nicht schnell genug aus dem Ministerium wegkommt. Es macht dir hoffentlich nichts aus, wenn du noch bis nach sieben auf ihn aufpassen musst."

Hugo schüttelte den Kopf. "Ach Quatsch. Ich liebe den kleinen Kerl und es ist schon lange her, dass wir Zeit miteinander verbracht haben. Das müssen wir noch machen, bevor er auch nach Hogwarts kommt."

Rose seufzte traurig und schaute wehmütig auf ihren Sohn. "Erinnere mich bloß nicht daran. Es war schon schwer genug, Diana gehen zu lassen." Sie lächelte gezwungen. "Aber ich werde darauf zurückkommen, dass du Zeit mit ihm verbringen willst. Du wirst das noch bereuen."

"Aber wenn dir Aiden übernächstes Jahr fehlt, dann kann ich dir da auch helfen. Du kannst dann so oft auf mein Baby aufpassen wie du willst.", erwiderte Hugo. Ihr erzwungenes Lächeln wurde zu einem richtigen, was Hugo zufrieden zur Kenntnis nahm. Er hasste es, Rose traurig zu sehen. Vor allem, weil jetzt noch gar kein Grund dazu bestand. Sie hatte Aiden noch für zwei ganze Jahre bei sich, was mehr als genug Zeit war für ihn, ein heilloses Chaos anzurichten.

"Netter Versuch", sagte sie und schlug ihm spielerisch auf den Arm. Sie warf noch einen Blick auf die Minimuffs, die sich gerade auf das Futter stürzten und ein einziges buntes Knäuel waren. Dann schaute sie auf ihre Armbanduhr. "Ich muss los"

Hugo hielt sie schnell am Arm fest. "Hey, warte noch kurz. Weißt du einen Spruch, der durchnässte Möbel wieder trocknet?" Jetzt hätte er beinahe vergessen, dass er Clara versprochen hatte, Rose nach einem Spruch zu fragen.

Rose schaute ihn misstrauisch an. "Wieso? Hast du deine Wohnung aus Versehen unter Wasser gesetzt?"

Er schüttelte lachend den Kopf. "Nein, hab ich nicht. Aber in Claras Haus gab es gestern Abend einen Rohrbruch und jetzt ist bei ihr alles klatschnass. Die Feuerwehr hat sogar das Haus evakuiert."

Rose schaute ihn mit großen Augen an. "Oh nein! Und was macht sie jetzt? Wo hat sie geschlafen? Geht's ihr gut?" Sie wirkte ernsthaft besorgt um Clara. Es war ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr Clara schon von seiner Familie akzeptiert worden war. Und wie sehr Collette nie akzeptiert worden war. Wäre ihr das passiert, hätte keiner aus seiner Familie auch nur im Entferntesten besorgt reagiert. Das wurde Hugo erst jetzt langsam klar. Keiner außer ihm schien sie wirklich gemocht zu haben.

"Es geht ihr gut. Es war ein Schock für sie, aber es geht ihr gut. Sie hat bei mir geschlafen, aber sie meint, dass sie heute wieder in ihre Wohnung kann. Deshalb brauche ich auch den Spruch, damit sie nicht in einem Wasserbett, das eigentlich keins ist, schlafen muss."

Rose hatte die Augenbrauen hochgezogen und grinste. "So, sie hat also bei dir geschlafen, hmm?"

Hugo stöhnte gequält auf. Warum in aller Welt stürzten sich alle Leute auf dieses winzige Detail? "Sie hat in Tommys Zimmer geschlafen, im Gästebett. Es war völlig harmlos. Sie brauchte einen Platz zum Schlafen und ich hatte gerade einen frei. Was ist schon dabei?"

"Nichts", erwiderte Rose immer noch mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht. "Absolut nichts. Bis auf die Tatsache, dass die Frau, die dein Baby bekommt, bei dir geschlafen hat."

"Aber nicht im selben Bett!", rief Hugo verärgert. Er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Rose mit dem gleichen wütenden Blick wie Roxanne und Lucy. "Noch nicht mal im selben Zimmer! Es ist absolut nichts gelaufen und es wird auch nichts laufen, weil sie heute wieder in ihre Wohnung geht."

"Aber sie ist ausgerechnet zu dir gekommen", beharrte Rose. "Zu dir."

"Herrgott noch mal, wir sind Freunde! Es ist nichts anderes, als wenn Lily zu mir kommen würde, weil ihre Wohnung unter Wasser steht. Oder Tommy."

"Aber weder Lily noch Tommy sind von dir schwanger.", erwiderte Rose selbstgefällig.

Hugo verdrehte die Augen, legte seiner Schwester die Hände auf die Schultern und schob sie in Richtung Ausgang. "Es war sehr schön, dass du vorbei gekommen bist. Scorpius kann Aiden heute Abend abholen. Viel Spaß im Krankenhaus."

Rose entwandt sich seinem Griff und verschränkte die Arme vor der Brust. "So einfach geht das nicht, Hugo Samuel Weasley!"

Hugo betete mittlerweile, dass die Erde sich auftun und ihn verschlucken möge. Er verstand nicht, warum ihn jedes Familienmitglied, dem er davon erzählte, dass Clara in seinem Gästezimmer geschlafen hatte, mit diesen hoffnungsvollen leuchtenden Augen anschaute und anscheinend damit rechnete, dass Clara und er nächste Woche bekannt gaben, wann sie heiraten wollten. Sie waren doch nur befreundet, verdammt noch mal! Und als Freund hatte er ihr geholfen, als sie seine Hilfe gebraucht hatte. Das war längst keine so große Sache, wie die anderen dachten.

"Rose, bitte", seufzte Hugo. "Ich hab schon Ewigkeiten mit Roxy und Lucy darüber diskutiert. Ich kann nicht mehr. Clara und ich sind Freunde. Mehr ist da nicht und mehr wird da auch nie sein. Also tu mir bitte den Gefallen und interpretiere da nichts hinein, was nicht da ist."

Sie öffnete ihren Mund, um zu widersprechen, aber sie begegnete seinem Blick und schloss ihn wieder. Sie atmete durch. "Hast du ein Stück Pergament?", fragte sie schließlich. "Ich schreibe dir die Sprüche auf, die Clara braucht."

Hugo nickte. Er schnippte mit seinem Zauberstab und hinter der Kasse schwebten Pergament und Feder hoch und zu ihnen. Hugo drehte sich um, damit Rose seinen Rücken als Schreibunterlage benutzen konnte. Als sie fertig war, reichte sie ihm das Pergament. Er lächelte sie dankbar an und steckte es in seine hintere Jeanstasche. "Danke."

"Kein Problem", erwiderte Rose und umarmte ihn zum Abschied. Sie pfiff einmal laut, um Aidens Aufmerksamkeit zu erregen. Er sah von den Schachteln, die er gerade einräumte, auf und lächelte ihr zu. "Mach's gut, mein Schatz.", rief sie ihm zu. Aiden verdrehte die Augen. Hugo verstand ihn. Er hatte es auch gehasst, wenn seine Mum ihn in der Öffentlichkeit mit Kosenamen bedacht hatte. "Sei lieb zu Onkel Hugo und richte keinen Schaden an. Dein Dad holt dich heute Abend ab."

Aiden nickte und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu.

"Hey!", rief Rose streng und Aiden schaute wieder zu ihr. Sie lächelte ihn liebevoll an. "Ich hab dich lieb."

Aiden lief rosa an und warf schnell einen Blick auf Melanie, die die Szene amüsiert beobachtete. "Mum!", rief er gequält.

Rose lachte. Sie winkte ihm zum Abschied und ging dann zum Ausgang. Sie drehte sich noch einmal um. "Viel Spaß", rief sie Hugo zwinkernd zu und verließ den Laden. Hugo schaute ihr kopfschüttelnd nach. Er bewunderte seine Schwester dafür, dass sie einen Moment lang die erwachsene Mutter und im nächsten Moment die nervige Schwester sein konnte.

Er zuckte zusammen, als er ein lautes Krachen hörte. Erschrocken drehte er sich um und hoffte, dass Aiden nicht von der Leiter gefallen war. Rose würde ihn zwar nicht umbringen, da es nicht das erste Mal war, dass Aiden irgendwo heruntergefallen war, aber es zeugte doch nicht von großem Können im Babysitten, wenn das Kind nicht mal eine Minute, nachdem seine Mutter gegangen war, ins Krankenhaus musste.

Hugo atmete erleichtert durch, als er sah, dass Aiden immer noch auf der Leiter stand und lediglich eine Schachtel hatte fallen lassen. Die Packung enthielt allerdings zwei Miniaturelefanten, die jetzt aus ihr heraus gestampft kamen und laut trompetend durch den Laden schwankten.

Aiden hatte das ganze mit offenem Mund beobachtet. Er sprang von der Leiter und kniete sich neben die Elefanten. "Cool!", rief er fasziniert.

Hugo verdrehte die Augen, griff nach der kaputten Schachtel, reparierte sie mit einem "Reparo!" und kniete sich dann auf den Boden. Er hielt die Schachtel auf und ließ die Elefanten hineinspazieren. Zufrieden versiegelte er sie wieder und reichte sie Melanie, damit die sie ins Regal zurück stellen konnte.

"Krieg ich solche Elefanten, Onkel Hugo?", wollte Aiden wissen und schaute ihn flehentlich an. Es war ein Blick, bei dem jeder schwach wurde. Aber Rose hatte schon viel zu häufig mit ihm geschimpft, weil er Aiden irgendetwas aus dem Laden mitgegeben hatte.

"Da musst du deine Mum fragen", sagte er deshalb entschuldigend. Er deutete mit einer Hand in Richtung Lager. "Komm mit, du kannst mir helfen, darin etwas Ordnung zu schaffen." In dem Teil, in dem sie die Süßigkeiten lagerten, herrschte heilloses Durcheinander, weil die neuen Lieferanten anscheinend noch nie etwas von ordentlichem Stapeln gehört hatten. Auch dass man nach Sorten unterteilte, schien ihnen neu zu sein und deshalb waren alle Kartons wild durcheinander gestellt worden. Dabei konnte Aiden nichts kaputt machen.

Er führte seinen Neffen in den hintersten Teil des Lagers und erklärte ihm genau, worauf er achten musste und was zu tun war. Aiden machte sich sogleich an die Arbeit und erfüllte die Aufgabe mit viel Bedacht.

Hugo sah ihm eine Weile dabei zu, bevor er sich daran machte, die Schachteln mit den Feuerwerken durchzusehen. Im letzten Monat waren viele verkauft worden und er wollte einen Überblick darüber haben, welche Feuerwerke zur Neige gingen.

"Onkel Hugo?", fragte Aiden nach einer Weile, in der beide still gearbeitet hatten.

"Hmm?" Hugo sah von seinem Pergament auf, auf dem er die Bestände aufgelistet hatte.

"Wie funktioniert das eigentlich, dass Clara und du ein Baby bekommen, obwohl ihr nicht verheiratet seid?"

Hugo fiel beinahe die Feder aus der Hand. Das Blut gefror ihm in den Adern. Wenn es eine Frage gab, mit der er nicht gerechnet hatte, dann war es diese. Er hatte gedacht, dass Rose und Scorpius ihn aufklären würden und nicht, dass er das machen musste.

Er räusperte sich. "Ähm ... haben deine Mum und dein Dad dir das nicht erklärt?", fragte er vorsichtig. Es war besser, erst festzustellen, was er schon wusste.

Aiden schüttelte den Kopf. "Ich wollte zuerst dich fragen. Ich meine, vielleicht wissen Mum und Dad gar nicht, wie das geht."

Hugo unterdrückte ein Grinsen. Und ob Rose und Scorpius wussten, wie das ging!

"Ich glaube, du kannst das deine Eltern ruhig fragen. Sie werden dir das bestimmt erklären können", versicherte Hugo ihm und wandte sich wieder seiner Liste zu. Er hoffte, dass das Gespräch damit beendet war. Aber Aiden schien diese Antwort nicht zu genügen.

"Aber du weiß doch auch, wie das geht", sagte er bettelnd. "Bitte, Onkel Hugo. Kannst du mir das nicht erklären?"

Hugo seufzte. Womit hatte er das nur verdient? Er sah zu Aiden, der schon wieder diesen bittenden Blick aufgesetzt hatte. Er konnte einfach nicht nein sagen. "Also schön", gab er sich geschlagen. "Ein Mann und eine Frau müssen etwas bestimmtes tun, um ein Baby zu bekommen", fing er an und fuhr sich durch die Haare. Er hatte keine Ahnung, wie er das erklären sollte.

Aiden schaute ihn gespannt an. "Und was müssen sie tun?"

Hugo schluckte. "Also was den genauen Vorgang angeht, da fragst du deine Eltern, die können dir das besser erklären." Er würde den Teufel tun und versuchen, Aiden genau zu erklären, wie Sex funktionierte.

Aiden nickte. Er schien zu begreifen, dass er aus Hugo nichts weiter herausbekommen würde.

"Und das, was man tun muss, um ein Baby zu bekommen, das kann man machen, wenn man verheiratet ist oder auch nicht."

"Aber warum machen das Leute, die nicht verheiratet sind? Wollen die auch ein Baby?", fragte Aiden verwirrt. "Wolltest du ein Baby?"

Hugo schüttelte den Kopf. "Nein. Ich wollte kein Baby. Aber diese ... diese Sache, die macht Spaß. Die gibt dir ein gutes Gefühl." Wie konnte er das nur erklären? "Und viele tun das, ohne ein Baby zu wollen, eben wegen diesem Gefühl."

Aiden legte den Kopf schief und schaute Hugo sehr aufmerksam an.

"Du musst das noch nicht verstehen", fügte Hugo schnell hinzu. "Irgendwann wirst du es verstehen. Jedenfalls haben Clara und ich uns getroffen, als wir beide sehr traurig waren. Und wir wollten uns besser fühlen, deshalb haben wir das gemacht. Und wir haben vergessen, den Spruch auszuführen, der dafür sorgt, dass man kein Baby bekommt, wenn man das macht. Deshalb bekommen wir jetzt eins."

"Ich versteh's immer noch nicht, Onkel Hugo", erwiderte Aiden enttäuscht.

Hugo zuckte mit den Schultern. "Dann frag deine Eltern. Denn besser kann ich es dir nicht erklären." Aiden schaute ihn eine Weile an, dann zuckte er mit den Schultern und machte weiter damit, die Kartons zu sortieren.

Hugo atmete erleichtert durch. Wenn es irgendwann soweit sein würde und sein eigenes Kind ihn danach fragte, wo die Babys herkamen, dann würde Clara ihm oder ihr das erklären müssen. Er würde dieses Gespräch nicht noch einmal führen.

Aiden hatte dieses Thema aber bald wieder vergessen und erzählte Hugo kurz darauf von dem letzten Quidditchspiel, das er mit seinem Dad und seinem Grandpa besucht hatte und bei dem die Chudley Cannons, von denen sowohl Aiden, als auch Scorpius und Hugos Dad unerklärlicherweise Fans waren, wieder einmal haushoch verloren hatten. Trotzdem war Aiden nach wie vor begeistert von dem Team. Er hatte sogar dank James die Autogramme von allen Spielern.

Während Aidens wortreicher Schilderung davon, wie der Sucher der Cannons sich drei Rippen gebrochen hatte, als er versucht hatte, in fünf Metern Höhe den Schnatz zu fangen, der direkt vor seiner Nase geflogen war, kam Melanie ins Lager. Sie lächelte, als sie sah, wie Aiden versuchte, Hugo zu demonstrieren, wie genau der Sucher von seinem Besen gefallen war.

"Hugo, Clara ist draußen im Laden und will dich sprechen", wandte sie sich dann an Hugo.

Er schaute sie überrascht an. Claras Mittagspause war eigentlich schon vorbei. Außerdem hatte sie heute morgen gesagt, dass sie heute keine Zeit hätte, das verabredete Mittagessen einzuhalten, weil sie sich dringend um die Lage in ihrer Wohnung kümmern musste. Sie hatte mit der Feuerwehr sprechen wollen.

"Sie hat ziemlich mitgenommen ausgesehen", fügte Melanie hinzu und schaute ihn auffordernd an. Hugo nickte und wollte schon gehen, als ihm Aiden einfiel. Er konnte ihn unmöglich im Lager allein lassen. "Ich kümmere mich um Aiden", versicherte sie ihm. Hugo nickte und eilte aus dem Lager.

Er sah Clara sofort. Sie stand vor der Kasse und ging auf und ab. Sie hatte ein für sie sehr untypisches gestreiftes T-Shirt an, auf dem in roten Buchstaben "Baby an Bord" stand und einen kurzen Jeansrock. Das war alles andere als ihr Stil.

"Nettes Outfit", bemerkte Hugo grinsend. Er konnte einfach nicht anders.

Clara drehte sich um und funkelte ihn wütend an. Sie stemmte die Arme in ihre Hüften. "Sehr witzig, Hugo", giftete sie. "Meine Klamotten sind alle völlig durchnässt in meiner Wohnung, im Laden hatten wir gerade nur dieses Zeug und ich kann ja schlecht in Jogginghosen durch die Winkelgasse laufen."

Hugo hob abwehrend die Hände. Er hatte Clara noch nie wütend erlebt und es war kein Spaß. "Was ist denn los?", fragte er in dem Bemühen, so schnell wie möglich das Thema zu wechseln.

Clara begann wieder damit, auf und ab zu gehen. "Sie reißen das Haus ab!", rief sie laut. Hugo zuckte zusammen und sah aus den Augenwinkeln, wie die Minimuffs im Käfig das gleiche taten.

"Welches Haus?"

"Mein Haus, Hugo! Sie reißen mein Haus ab!", erwiderte Clara und schaute ihn an wie ein begriffsstutziges Kind. "Irgendein Gutachter hat sich das Haus heute wegen dem Wasserschaden angeschaut und ist zu dem Schluss gekommen, dass es höchstgradig einsturzgefährdet ist und man eigentlich niemanden näher als fünfzig Meter lassen dürfte!" Sie schüttelte entrüstet den Kopf. "Dieses Haus steht da seit über fünfzig Jahren und es hat bis jetzt keine Sau gekümmert, was damit passiert! Und jetzt haben sie allen Bewohnern verboten, noch mal hinein zu gehen. Meine ganzen Sachen sind da drin! Alles, was ich habe, ist da drin! Ich hab nichts mehr! Ich stehe auf der Straße und habe keine Möbel, keine Kleidung und keinen Platz zum Schlafen! Wie stellen die sich das eigentlich vor? Ich bin im fünften Monat schwanger und die werfen mich einfach aus meinem Zuhause! Als ob dieses Haus wirklich eine Gefahr gewesen wäre!"

Clara blieb schwer atmend stehen und presste eine Hand auf ihren Bauch. Hugo konnte selbst von seinem Platz fünf Meter entfernt sehen, wie heftig das Baby sie trat. Die Blondine, die unter dem Schriftzug auf dem T-Shirt abgebildet war, bekam plötzlich einen Riesenhintern.

Hugo trat vorsichtig auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Jetzt atme erst mal ganz tief durch", versuchte er in einem sehr beruhigenden Ton zu sagen. Sie schloss die Augen und sog die Luft langsam ein. Dann atmete sie wieder aus und sah ihn an. "Besser?"

Sie nickte. "Ich verstehe trotzdem nicht, wie die das Haus einfach abreißen können", murmelte sie. "Es stellt doch für keinen eine Gefahr dar."

"Aber das wissen die Gutachter nicht.", erwiderte Hugo. "Die wissen nicht, dass du das Haus mit einem Zauber belegt hast. Und seien wir ehrlich: Ohne diesen Zauber wäre die Bruchbude schon längst zusammengekracht." Clara machte ein undefiniertes Geräusch. "Und ich an deren Stelle hätte genauso entschieden. Kannst du dir vorstellen, was das für einen Skandal geben würde, wenn das Haus zusammenbrechen würde und du noch drin bist? Wenn eine Schwangere stirbt, weil sie zugelassen haben, dass das Haus stehen bleibt?"

Clara nickte. Ihre Unterlippe begann zu zittern und Tränen traten ihr in die Augen. Hugo schluckte. Die Wut war ihm fast lieber gewesen als ihre Tränen.

"Aber wo soll ich jetzt hin?", fragte sie mit zitternder Stimme. "Wo soll ich hin? Ich hab nichts mehr. Schon wieder." Die Tränen begannen zu fließen und Hugo zog sie schnell in seine Arme. So oft wie Clara hatte er noch keine weinende Frau in den Armen gehalten, was vor allem daran lag, dass er allen Frauen in der Weasley-Familie, die schwangerschaftsbedingt unglaublich emotional reagierten, immer aus dem Weg gegangen war. Und wenn er doch mal bei so einem Gefühlsausbruch zugegen war, dann hatte es immer den verantwortlichen Vater in der Nähe gegeben, der die Frau nach Kräften getröstet hatte.

"Du kannst erst mal bei mir schlafen, bis du was eigenes gefunden hast", schlug er ihr vor. "Das Zimmer steht leer."

"Das kann ich doch nicht annehmen", schniefte Clara und löste sich von ihm. "Es war schon unglaublich lieb von dir, dass du mich gestern bei dir hast schlafen lassen." Sie wischte sich mit ihrem Handrücken über ihr nasses Gesicht.

"Natürlich kannst du das annehmen!", widersprach Hugo sofort. "Ich hab den Platz! Wenn du nicht in dem Bett schläfst, dann tut es keiner. Es ist doch nicht so, als würde ich deshalb irgendwen aus dem Bett schmeißen."

"Aber -", protestierte Clara.

"Wo willst du denn sonst hin?", unterbrach Hugo sie. "Zu deiner Mum? Ich dachte, die hat keinen Platz für dich. In den Tropfenden Kessel? Die Zimmer sind zwar nett, aber das ist reine Geldverschwendung, wenn du stattdessen bei mir umsonst schlafen kannst."

"Aber ich kann doch nicht -"

"Warum nicht? Heute Nacht hat es doch auch funktioniert.", erwiderte Hugo verständnislos. "Oder hat dich mein Schnarchen so gestört, dass du nicht schlafen konntest?" Clara schüttelte lächelnd den Kopf. "Na also. Außerdem ist es doch nur vorübergehend", fügte er beruhigend hinzu. "Außer du willst es anders haben."

Clara riss die Augen auf. "Wie - anders?"

Hugo biss sich auf die Lippe. Er hatte das gar nicht sagen wollen. Es war ihm nur so rausgerutscht. Auch wenn er nichts dagegen hätte, wenn Clara bei ihm einziehen würde. Bevor Tommy ausgezogen war, hatte er noch nie alleine gelebt. Und obwohl er es genoss, so viel Platz für sich alleine zu haben, fehlte ihm doch die Gesellschaft von anderen Menschen. Und Clara war ein unkomplizierter netter humorvoller Mensch. Es würde bestimmt Spaß machen, mit ihr zusammen zu wohnen.

"Naja ...", murmelte er. "Du könntest natürlich auch ... ganz bei mir einziehen. Also ohne dir was neues zu suchen."

Clara schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Meinst du das ernst?", fragte sie vorsichtig. Er nickte. Sie trat einen Schritt zurück und fing an, hysterisch zu lachen. "Du meinst das wirklich ernst", sagte sie kopfschüttelnd. "Ich fass es nicht!"

"Wieso nicht?", wollte Hugo wissen.

"Hugo, ist dir klar, wie abgedreht das ist? Wir sind nicht zusammen. Ich kann doch nicht einfach bei dir einziehen."

"Und warum nicht? Wir sind Freunde. Wir können eine WG bilden. Mit Tommy hat das auch geklappt.", widersprach Hugo trotzig. Er verstand nicht, was daran so abwegig sein sollte.

"Aber ich bin schwanger!", erwiderte Clara und deutete auf ihren Bauch. "Ich bekomme ein Kind. Dein Kind!"

"Ja und? Dann sind wir eben eine WG mit einem Kind. Was ist das Problem?" Er schaute sie fragend an. "Das ist doch sowieso viel praktischer. Dann wird unser Baby nicht zwischen meiner und deiner Wohnung herumgereicht und kann sich an eine Umgebung gewöhnen. Wir müssen das ganze Zeug nicht doppelt kaufen und du musst es nicht alleine versorgen. Ich kann in der Nacht auch aufstehen und die Windel wechseln, wenn es sein muss." Er war sich sicher, dass dieses Thema bestimmt zu Streit führen würde, wenn Clara woanders wohnte. Sie müsste sich ständig um das Baby kümmern, während er machen konnte, was er wollte. Er sah den Streit schon bildlich vor sich. Und er wusste, dass er ihn nicht gewinnen würde.

"Aber Hugo, das ist doch Wahnsinn!", widersprach sie. "Ich kann nicht bei dir wohnen."

"Warum denn nicht, verdammt noch mal?", wollte er wissen. "Das ist doch die perfekte Lösung. Sag mir einen Grund, warum das nicht klappen sollte!"

"Okay, bitte", rief Clara und runzelte die Stirn. Hugo grinste triumphierend. Ihr fiel nichts ein, weil das nämlich wirklich die perfekte Lösung war. Er konnte sein Kind sehen, wann er wollte und sie würde das alles nicht alleine durchziehen müssen. "Was ist, wenn du jemanden kennen lernst?"

Er schaute sie verwirrt an.

"Stell dir vor, du triffst irgendjemanden in einer Bar", fuhr sie fort. "Soll ja vorkommen." Hugo schnaubte. Als ob er das noch mal machen würde! "Stell dir vor, du triffst jemanden in einer Bar", sagte Clara unbeirrt. "Du willst mit ihr schlafen. Du nimmst sie mit zu dir. Aber bevor ihr zur Sache kommen könnt, fängt das Baby an zu weinen und du sagst ihr 'Lass dich nicht stören. Das ist nur mein Baby. Aber seine Mutter, die übrigens auch hier wohnt, wird sich schon darum kümmern'. Glaubst du wirklich, dass sie dann noch mit dir schlafen will?"

Hugo lachte. Er konnte nicht anders. Diese Situation war so absurd. "Also erstmal hab ich die Schnauze von One Night Stands endgültig voll. Und zweitens, wenn es doch aus irgend einem völlig unerfindlichen Grund dazu kommen sollte, dann werden wir eben zu ihr gehen." Was nie passieren würde.

"Und wenn sie verheiratet ist und ihr Mann Zuhause auf sie wartet?", schlug Clara vor.

"Dann werde ich nie im Leben mit ihr schlafen.", erwiderte Hugo entschieden. Er würde nie an Ehebruch beteiligt sein. Er wusste, wie weh es tat, wenn man betrogen wurde. Dieses Gefühl wollte er keinem vermitteln.

"Okay, dann sagen wir, dass du keinen One Night Stand haben willst. Was ist, wenn du dich verliebst? Wenn du eine Frau findest, mit der du zusammen sein möchtest? Denkst du, die wird damit einverstanden sein, dass du mit mir zusammen wohnst?"

Hugo zuckte mit den Schultern. Im Moment konnte er sich nicht vorstellen, sich überhaupt noch einmal zu verlieben. Sein Herz war nach seinem letzten Versuch noch nicht wieder vollständig geheilt. Und dabei hatte er angefangen, Collette dafür zu verabscheuen, dass sie immer noch so eine Macht über seine Gefühle hatte. Das hatte sie nicht verdient.

Er seufzte und schaute ihr tief in die Augen. "Hör zu, Clara, das sind alles wahnsinnig hypothetische Szenarios. Ich bin momentan weder auf Sex aus noch darauf, mich in irgendwen zu verlieben. Mein Herz hat schon genug mitgemacht. Und wenn das das einzige ist, was dich davon abhält, bei mir einzuziehen, dann verspreche ich dir, dass ich mit dir sprechen werde, wenn ich mich doch irgendwann verlieben sollte. Ich spreche mit dir und wir finden eine Lösung, mit der wir alle leben können. Und wenn du dich verlieben solltest -"

"Das wird nicht passieren", widersprach sie schnell, aber Hugo schüttelte den Kopf und legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihn am Weitersprechen zu hindern.

"Wenn du dich verlieben solltest, dann sprichst du mit mir und dann werden wir auch eine Lösung finden. Wenn es nicht funktionieren sollte aus irgendeinem Grund, dann kannst du ja immer noch ausziehen. Aber das würde dir eine Menge Stress ersparen. Du musst jetzt keine Wohnung und keine neuen Möbel für die Wohnung suchen und du musst auch keine Miete zahlen, weil mir die Wohnung gehört."

"Aber ich kann doch nicht umsonst bei dir wohnen", protestierte Clara erneut.

"Wir können uns ja was ausdenken", schlug Hugo vor. Er wusste, dass er sie überzeugt hatte. Sie würde zustimmen. Sie würde bei ihm einziehen. Er fing an zu grinsen. Er hatte gewonnen.

Er wusste selbst nicht, warum ihn das so glücklich machte, aber das tat es.

TBC ...


-------------------------------------------------------------------

A/N: Ich muss sagen, ich hab mich etwas über die wenigen Reviews zum letzten Kapitel gewundert, aber da einige von euch schon angekündigt haben, im Urlaub zu sein (ihr Glücklichen, ich schreib am Montag erst meine erste Prüfung, ihr wisst gar nicht, wie neidisch ich bin!), nehme ich an, dass es daran liegt und nicht daran, dass euch die FF nicht mehr gefällt und ihr aufgehört habt zu lesen.

Einen schönen Sonntag euch allen!


@Kathi89: Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir die FF bisher gefallen hat.

@Leni-04: Vielen Dank für deinb Lob. Es freut mich, dass du so begeistert bist.

@Krummbein: Na, ich weiß nicht, ob JKR das genauso geplant hätte, aber ich bin froh, dass ich die Charaktere zumindest so realistisch hingekriegt hab, dass du den Eindruck hast, dass sie in das Universum reinpassen. Vielen Dank für dein Lob.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Er kann ausgezeichnet mit Schauspielern umgehen und schafft es, all seinen Filmen und Figuren viel Menschlichkeit einzuhauchen. Ich bin begeistert.
David Heyman über Mike Newell