von SaphiraMalfoy
„Oh Mum, ich kann meinen Zauberstab nicht finden!“ Saphira lief hektisch durch das Zimmer, welches sie während ihrer Besuche bei den Malfoys bewohnte. Die Hauselfen hatten ihre Koffer bereits am Tag zuvor gepackt, aber die wichtigsten Sachen wollte sie in ihre Handtasche stecken und nun, da die Zeit bis zur Abreise knapp wurde, verfiel sie in leichte Panik. Draco saß noch immer unten und frühstückte in aller Seelenruhe… der Kerl hatte Nerven.
„Hier ist er doch, mein Schatz“, erklang eine liebevolle Stimme, aber es war nicht ihre Mutter, sondern Narzissa, welche ihr den Zauberstab überreichte.
„Oh, danke.“ Erleichtert  nahm Saphira ihn entgegen. Der Stab gefiel ihr. Er war 8 ¼ Zoll lang und fast weiß, aus gebleichtem Ahornholz mit Einhornhaar im Kern. Es hatte fast zwei Stunden gedauert, bis sie den Richtigen fand, aber die Zeitinvestition hatte sich durchaus gelohnt.
*
Als sie am Gleis 9 ¾ ankamen, brach Narzissa in Tränen aus und drückte die Kinder fest an sich. Zuerst Draco, dann Saphira und dann wieder Draco. Es schien, als wollte sie ihren Sohn gar nicht mehr loslassen, so fest hielt sie ihn in ihren Armen.
„Keine Luft, Mum!“, keuchte er und endlich ließ seine Mutter von ihm ab. Saphira verabschiedete sich von Cecilia und Onkel Lucius, dann entdeckte sie Pansy und gemeinsam steuerten die Mädchen auf den Zug zu. Bald folgte ihnen auch Draco mit seinen Freunden Vince und Greg im Schlepptau.
„Macht uns keine Schande!“, hörten sie Mr. Malfoy noch rufen, dann verschwanden sie im Zug.
Das einzige Abteil, in dem noch Plätze frei waren, beherbergte einen dunkelhäutigen Jungen, der ungefähr in ihrem Alter sein musste; die Freundinnen sahen sich an, zuckten die Schultern und setzten sich zu ihm. Der Junge blickte auf und musterte sie argwöhnisch, was Saphira gar nicht gefiel. Sie setzte ein falsches Lächeln auf, streckte ihm die Hand entgegen und sagte zuckersüß:
„Saphira Black“, dann deutete sie auf Pansy, „und Pansy Parkinson. Mit wem haben wir die Ehre?“
Der Junge erwiderte ihren Händedruck mit selbstsicherer Miene.
„Blaise, Blaise Zabini. Und übrigens kennen wir uns bereits.“ Saphira zog ungläubig eine Augenbraue hoch.
„Du wirst dich vermutlich auch nicht mehr daran erinnern, aber meine Mutter hat mir gestern noch erzählt, dass ich auf deinem ersten Geburtstag war. Zusammen mit Draco Malfoy, Vincent Crabbe, Gregory Goyle und so weiter. Die kennst du vermutlich auch nicht mehr, oder?“
„Oh doch. Die kenne ich“, antwortete sie stirnrunzelnd. Was ging es ihn eigentlich an? Und wieso wusste sie selbst nichts davon? Sollten sich ihre Mütter tatsächlich so gut kennen, dass man diesen Zabini zu ihrem Geburtstag einlud, warum hatte Cecilia diese Familie dann nie erwähnt?
„Aber ich dachte du wärst jünger als wir und wirst erst nächstes Jahr eingeschult?!“, bemerkte Blaise, woraufhin Saphira wütend die Lippen zusammenkniff. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass jemand, von dem sie noch nie zuvor gehört hatte, so viele Details aus ihrem Leben wusste.
„Tja, Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat“, entgegnete Saphira triumphierend. Blaise lachte, war sich jedoch nicht sicher, ob er sie leiden konnte, oder nicht.
Erneut glitt die Abteiltüre auf und ein Mädchen mit schwarzen Locken streckte den Kopf hindurch.
„Ist hier noch was frei?“, fragte sie zurückhaltend. Saphira sah Blaise fragend an, immerhin war dies sein Abteil gewesen, doch er zuckte nur mit den Schultern und so drehte Saphira sich zu dem Mädchen um und bedeutete ihr herein zu kommen.
„Ich bin Tracey Davis.“ Sie lächelte vorsichtig in die Runde. Blaise übernahm das Vorstellen und fragte Saphira dann unverblümt, ob es stimmte, dass ihr Vater tot sei.
„Ja. Aber er ist schon vor meiner Geburt gestorben, also macht mir das nicht so viel aus“, log sie, fügte dann aber noch hinzu:
„Also ich hätte schon gerne eine richtige Familie, aber was soll's... Besser gar kein Vater als ein schlechter, oder?“
„Ich könnte mir ein Leben ohne meinen Dad gar nicht vorstellen“, meinte Pansy.
„Hatte deine Mutter seitdem viele andere Männer?“, fragte Blaise und überging Pansy damit einfach.
„Nein, niemanden. Wieso willst du das wissen?“, fauchte Saphira vielleicht eine Spur zu giftig. Was sollte diese unverschämte Ausfragerei? Wollte er sie etwa dafür verurteilen, dass sie ein uneheliches Kind war und ihre Mutter als Hure darstellen? Es war schließlich nicht so, als hätte sie nur eine Affäre mit Regulus Black gehabt, im Gegenteil! Ihre Eltern wollten heiraten, nur kam ihnen der unerwartete Tod Regulus` dazwischen... Woran ihr Vater gestorben war, wusste Saphira allerdings nicht und Cecilia sprach man besser nicht darauf an, wenn man vermeiden wollte, dass diese vollkommen die Fassung verlor.
„Naja“, setzte Blaise mit beschwichtigender Stimme an, denn ihm war nicht entgangen, dass die Blonde sich von seinen Worten angegriffen fühlte.
„Mein Vater ist auch tot und meine Mutter hat im Sommer mal wieder geheiratet“, erzählte er.
„Oh, ich wusste nicht, also...“ nuschelte Saphira peinlich berührt darüber, Blaise so angegangen zu haben, da es offenbar nicht seine Absicht gewesen war, sie zu diskriminieren.
„Und, verstehst du dich gut mit ihm? Ich meine, ist er für dich wie ein richtiger Vater?“, fragte Saphira interessiert, als sie die Sprache wieder gefunden hatte, und war froh darüber, dass sich ihre negativen Vermutungen nicht zu bestätigen schienen.
„Ach was!“ Blaise schnaubte verächtlich.
„Sie ist bereits das 6. Mal verheiratet. All ihre Männer erleiden einen frühzeitigen Tod.“ Saphira starrte ihn ungläubig an und war sich nicht sicher, ob er ihr leid tun sollte. Blaise bemerkte ihren Blick und sagte schlicht:
„So ist sie nun einmal. Das macht mir nichts aus“ Auch er sagte in diesem Punkt nicht die Wahrheit, genau wie Saphira, die gedankenverloren nickte.
„Aber du bist reinblütig, oder?“, hakte sie nach.
„Allerdings. Alle Männer meine Mutter waren wohlhabende Zauberer und dass du reinblütig bist steht wohl außer Frage, bei dem Vater“, grinste er.
Saphira musterte ihn eingehend und kam dann zu dem Entschluss, dass er sie nicht dafür verurteilte, sondern offensichtlich ganz ähnlich wie sie erzogen worden war und Reinblütigkeit für ihn etwas Gutes bedeutete.
Das Mädchen, das eben zu ihnen gestoßen war, schien sich unwohl zu fühlen. Schweigsam blickte sie auf ihre Hände, die in ihrem Schoß ruhten, und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Blaise beobachte sie eine Weile und fragte schließlich:
„Und, wie sieht's mit deiner Familie aus?“ Tracey Davis blickte auf und sah ihn fest an, als sie zu sprechen begann.
„Meine Mum ist eine Hexe, aber mein Erzeuger war ein Muggel. Er hat meine Mum verlassen, als er erfahren hat, dass sie schwanger war. Ich hasse ihn!“ Saphira sah sie mitleidig an. Eigentlich konnte sie nichts für ihren Vater, die Familie suchte man sich eben nicht aus. Von einem Muggel abzustammen war sicher schon schlimm genug, aber dass es dann auch noch ein solch verantwortungsloser Nichtsnutz war...
„Kennst du ihn denn?“, wollte Saphira wissen.
„Ich habe ihn mal getroffen, aber er hat uns damals nur klar gemacht, dass er von uns nichts mehr wissen will und eine neue Familie gegründet hat. Eine normale Familie, die nur aus Muggeln besteht…“ Noch immer sprach Tracey sehr leise, wirkte aber trotz allem nicht schüchtern oder beschämt. Merkwürdigerweise stand sie zu ihrer Herkunft, was Saphira sehr imponierte. Immerhin hätte diese Davis auch alles leugnen und einfach behaupten können, ebenfalls aus einer reinen Zaubererfamilie zu stammen, denn ihr Nachname war der jungen Black bereits einige Male zu Ohren gekommen. Deshalb nahm Saphira an, dass Tracey, im Gegensatz zu ihr selbst, den Mädchennamen ihrer Mutter trug.
„Kennst du denn jemanden, der nach Hogwarts geht?“ Saphira wollte sie nicht loswerden, sondern war ehrlich interessiert, was Blaise dazu veranlasste, ihr einen entgeisterten Blick zuzuwerfen.
„Ja, ein paar Leute kenne ich schon und ich habe eigentlich meine Freundin Daphne gesucht, aber ich konnte sie nicht finden. Wenn ich euch störe, kann ich gerne wieder gehen“, entgegnete sie leicht bissig. Pansy sah so aus, als wenn sie ihr liebend gern sofort die Tür geöffnet hätte und auch Blaise schien nicht abgeneigt ihr zuzustimmen, aber Saphira hatte bereits „Nein, bleib ruhig. Ich finde dich nett“ eingeworfen und so hielten sich Pansy und Blaise zurück, da keiner von beiden Lust auf eine Diskussion hatte.
Doch in diesem Moment sprang Tracey auf und öffnete die Abteiltüre. Einen Augenblick lang verstanden die drei Reinblütigen nicht, was sie tat, aber dann erkannten sie, dass auf dem Gang ein weiteres Mädchen mit schmutzig blonden Haaren und einem rundlichen Gesicht stand, welches von Tracey als Daphne Greengrass vorgestellt wurde. Saphira war sie auf den ersten Blick unsympathisch und zum Glück setzte sie sich nicht zu ihnen, sondern nahm Tracey mit zu ihren anderen Freunden.
Je länger die Zugfahrt dauerte, desto besser verstanden sich Blaise und Saphira. Nachdem das erste Eis gebrochen war, entschied die junge Black, dass er ihr wirklich sympathisch war. Ein wenig eingebildet zwar, aber dennoch sehr nett.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel