Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Slytherin Hearts - Blutschande

von SaphiraMalfoy

Was Tracey berichtet wurde bereits in den Kapiteln 15, 85 und 109 angedeutet. Ein wundervolles Beispiel für meine Vorausplanung und das Streuen mehr oder minder dezenter Hinweise, die fast niemandem auffallen, wenn ich sie nicht mit der Nase darauf stoße.

___________________________________




Langsam durchquerte Tracey den leeren Schlafsaal der Sechstklässlerinnen und ließ sich mit gesenktem Blick auf ihrem Bett nieder, ehe sie Saphira bedeutete, neben ihr Platz zu nehmen. Keine der beiden schien sich in ihrer Haut wohl zu fühlen und die Stimmung zwischen ihnen war merkwürdig gedrückt. Unsicher setzte Saphira zu einer Frage an, doch der traurige, fast verzweifelte Ausdruck in den blauen Augen ihrer besten Freundin ließ sie innehalten. Entgegen ihrer vorausgegangenen Vermutungen erweckte Tracey nicht den Anschein, ihr noch immer zu zürnen. Doch was bei Salazar war nur los mit ihr?

Nach einem Moment des Schweigens, der sich quälend in die Länge gezogen hatte, hauchte Tracey endlich mit belegter Stimme:
„Meine Welt bricht auseinander und du bist die Einzige, die das verstehen könnte. Ich habe mich noch nie so … haltlos gefühlt.“
Sprachlos starrte Saphira sie an und versuchte zu begreifen, was in Tracey vorging, doch es erschloss sich ihr nicht.
„Ich möchte dir etwas erzählen“, fuhr Tracey fort und ließ den Blick hektisch durch das Zimmer schweifen, wie um sicherzugehen, dass sie tatsächlich alleine waren. „Aber du musst mir versprechen, mit niemandem darüber zu reden. Auch nicht, wenn ich … Niemals. Kannst du das?“
„Natürlich“, erwiderte Saphira verwundert ob der seltsamen Formulierung, sich im Stillen fragend, wie Traceys vorletzter Satz ursprünglich hatte enden sollen. Wenn sie … was? Mit zusammengezogenen Brauen beugte die Blonde sich vor, um nach Traceys Hand zu greifen, sah ihr direkt in die Augen und sagte mit fester Stimme: „Ich schwöre es dir, du kannst mir vertrauen.“
„Mein ganzes Leben ist eine Lüge“, flüsterte die junge Davis tonlos, bewegte dabei kaum die Lippen und sprach eher zu ihren nervös zuckenden Fingern denn zu Saphira.
„Ich habe geahnt, dass etwas im Argen liegt, aber das …“
Einige angespannte Sekunden verstrichen, bis sie den Rücken durchstreckte und ihre Traurigkeit in Ärger umschlug.
„Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, damit dieser ganze Scheiß Sinn ergibt!“, stieß sie aus und fuhr sich unwirsch durch die krisseligen Locken. Erst jetzt registrierte Saphira, dass es nicht nur die für Tracey so unnatürlich eingesunkene Haltung und das fehlende Leuchten in ihren Augen waren, was sie beim Anblick der Freundin hatte stutzen lassen. Auch ihre Haare waren anders. Zwar hatte Saphira die feinen dunklen Locken ein paar Mal zu Gesicht bekommen, doch für gewöhnlich legte Tracey viel Wert darauf, sie zu glätten. Konnte man die Nachlässigkeit ihr Erscheinungsbild betreffend als Zeichen tiefergehender Probleme deuten? Oder verallgemeinerte Saphira ihr eigenes Verhalten gerade in ungerechtfertigter Weise? Ehe sie in der Lage war, diesen Gedanken zu Ende zu spinnen, fasste Tracey sich und berichtete zunächst stockend, dann zunehmend emotionaler, was sich über Weihnachten zugetragen hatte.

*

Schon in den Sommerferien hatte sich Genevieve Davis` Verhalten ihrer Tochter gegenüber gewandelt. War sie einst eine offenherzige, stets zu Späßen aufgelegte Mutter gewesen, mit der Tracey über ausnahmslos alles reden konnte und die ihre Tochter an allem teilhaben ließ, verhielt sie sich nun übervorsichtig und reserviert, speiste besorgte Fragen Traceys mit knappen, nichtssagenden Antworten ab und war ungeheuer schreckhaft geworden.
Ohne vernünftige Begründung verbot sie ihrem fast volljährigen Kind, alleine das Haus zu verlassen, und schien Traceys Freundschaft zu Saphira Black zunehmend zu missbilligen.

Am Weihnachtsabend schließlich hatte Tracey endgültig genug von der Geheimniskrämerei ihrer Mutter und konfrontierte sie mit ihrem ungewöhnlichen Verhalten:
„Du hast mich gelehrt, Ehrlichkeit sei das Wichtigste in jeder Beziehung, Mum. Wo ist deine Ehrlichkeit jetzt? Sag mir endlich, was hier los ist, dann halte ich mich auch an deine Anordnungen“, ließ sie provokant verlauten und sah ihre Mutter herausfordernd an.
Genevieve seufzte schwer und nahm sich Zeit, ehe sie ihre Tochter ernst betrachtete und sie bat, sich zu setzen. Tracey tat wie geheißen und musterte ihre Mutter voll nervöser Ungeduld. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht bereitete der Jüngeren Sorgen. Die Stirn in tiefe Falten gelegt blickte Genevieve ihrer Tochter in die Augen, welche ebenso blau waren wie ihre eigenen, als sähe sie in einen Spiegel; ein Umstand, der es all die Jahre so leicht gemacht hatte, dieses wundervolle, aufgeweckte, kluge Kind nur als das ihre anzuerkennen. Es bedurfte keines Erzeugers, nichts erinnerte daran, nichts fehlte, alles passte perfekt ins Bild, ohne irgendwie geartete Störfaktoren - bis zu jenem verhängnisvollen Sommertag, an dem ihre schon immer fragile, auf Verleugnungen und Halbwahrheiten aufgebaute Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen war.
„Tracey, ich möchte, dass du mir aufmerksam zuhörst, ohne mich zu unterbrechen. Wenn ich geendet habe, darfst du mich alles fragen, was dir auf der Seele brennt; du darfst deiner Wut Luft machen und mir deine ungeschönte Meinung sagen. Vielleicht war es falsch, dich so lange im Unklaren zu lassen, aber ich möchte, dass du Folgendes weißt: Sämtliche Entscheidungen, die ich ab dem Zeitpunkt meiner Schwangerschaft traf, sollten einzig deinem Wohl dienen. In manchen Punkten mag ich mich geirrt haben, doch meine Absicht war stets, dein Leben so positiv wie nur irgend möglich zu gestalten.“

Allmählich wurde Tracey nervös, all die winzigen Fragmente des veränderten Verhaltens ihrer Mutter seit den vergangenen Sommerferien schossen durch ihren Kopf und wollten kein schlüssiges Bild ergeben.

„Ich werde etwas weiter ausholen müssen, um der Geschichte Sinn zu verleihen“, begann Genevieve schließlich, holte tief Luft und ließ ihren Blick über ein altes Familienfoto streifen, das hinter Tracey im Regal stand, ehe sie weitersprach.
„Deine Großeltern waren durchaus stolze Reinblüter, hielten die Diskriminierung und Verfolgung nicht-reinblütiger Zauberer jedoch für niveaulos und unsinnig. In Hogwarts hingegen war es damals noch Gang und Gäbe, mit unflätigen Beleidigungen diesbezüglich um sich zu werfen; zwar schloss ich mich dem nicht an, doch kümmerte es mich auch nicht. Heutzutage bin ich weiß Merlin nicht stolz darauf, meine offenkundig rassistischen Mitschüler nicht gemieden zu haben, aber damals dachte ich schlicht und ergreifend nicht nach. Ende des siebten Schuljahres unterlief mir der Fehler, mich in eine kurzzeitige, intensive, gleichzeitig jedoch eher oberflächliche Beziehung mit einem von ihnen zu stürzen. Rabastan Lestrange war …“ Bei diesem Namen hielt Genevieve inne und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Tracey fiel es schwer, die Mimik ihrer Mutter zu deuten. War es Scham, Schuld oder eine Mischung aus beidem, was sich auf ihren Zügen widerspiegelte?
„Wenn er wollte, konnte er sehr charmant sein, schlecht sah er ebenfalls nicht aus, aber allzu stark war meine Bindung an ihn nicht. Auch er schien andere Prioritäten zu haben, weshalb ich kein sonderlich schlechtes Gewissen empfand, als ich im Sommer nach dem Abschluss Evan kennenlernte - den Muggel, welchen du als deinen Vater kennst - und mich verliebte. Zu diesem Zeitpunkt unterlag ich dem naiven Trugschluss, es sei ein Leichtes, die Beziehung zu Rabastan zu beenden. Leider hatte er sich bereits in den Kopf gesetzt, mich zu seiner Frau zu machen. Selbst den Segen meiner Eltern hatte er hinter meinem Rücken eingeholt … Ich war schockiert über sein Kalkül; meine Zustimmung hatte er offenbar keine Sekunde lang hinterfragt. Es gab einen ganz hässlichen Krach, denn er weigerte sich einzusehen, dass eine Ehe nicht in meinem Sinne war. Ich musste irgendwie aus der Sache herauskommen, und dann war da noch Evan. Ich wusste, meine Eltern würden nicht gerade Freudentänze aufführen, gäbe ich eine so untadelige Partie wie Rabastan Lestrange für einen Muggel auf, aber sie würden mich auch nicht ächten; und Rabastan fände nichts abstoßender, als zu wissen, dass ich mich von einem dreckigen Muggel hatte besudeln lassen. Mit beidem sollte ich glücklicherweise Recht behalten. Zunächst verschwieg ich Evan, dass ich eine Hexe war, diese Geschichte kennst du und sie entspricht der Wahrheit; ich habe lediglich Teile ausgelassen, von denen ich hoffte, sie wären irrelevant. Kurz nachdem wir ein Paar wurden, bemerkte ich meine Schwangerschaft. Unglücklicherweise kamen beide Männer als Erzeuger infrage, doch ich wollte partout nicht glauben, dass Rabastan Vater meines Kindes ist. Bei unseren letzten Begegnungen hatte er mich bedroht und beschimpft, mein Respekt für diesen Mann war vollkommen zerstört und ich schämte mich dafür, jemals mit ihm geschlafen zu haben.“

Genevieve legte eine kurze Pause ein und sammelte Kraft für den weitaus abscheulicheren Teil ihrer Erzählungen, der noch folgen sollte. Tracey war unfähig, etwas zu erwidern. Sie ahnte entsetzliches, wollte etwas sagen, bekam jedoch keinen Ton heraus.

„Ich verdrängte die Gedanken an Rabastan, bis er im Januar aus Askaban floh. Als ich den Artikel im Tagespropheten las, stürzte alles erneut auf mich ein, doch ich konnte es von mir fortschieben, bis im Sommer …“ Ihre Stimme zitterte und für einen Moment schien sie mit sich zu ringen, ob sie überhaupt weitersprechen sollte.
„Du kennst meinen Patronus“, murmelte sie schließlich und ein Anflug des Grauens huschte über ihr sorgenverzerrtes Gesicht.
Verwirrt ob des scheinbaren Themenwechsels nickte Tracey und antwortete knapp: „Es ist ein Adler.“
„Richtig“, bestätigte Genevieve. „Heutzutage kann man ihn deutlich erkennen - und er fliegt. Damals, im siebten Schuljahr, während meiner ersten kläglichen Versuche, erkannte man ihn kaum. Es handelte sich eher um eine verschwommene Lichtgestalt, die sich nur hüpfend über den Boden bewegte und hilflos mit den Flügeln flatterte. Rabastan zog mich damit auf. Wollte er mich kränken, spottete er, dass mein Patronus verkörpere, was für ein dummes Huhn ich doch sei.“
Noch immer erschloss sich Tracey nicht, wo dieser Aspekt hinführen sollte.
„Im Juli diesen Jahres fand ich eines Morgens ein brutal zugerichtetes, totes Huhn auf dem Gehweg vor unserem Haus. Die Eingeweide lagen meterweit verstreut auf dem Pflaster, und an den Gartenzaun hatte jemand mit dem Blut des Tieres geschmiert: Dreckige Hure. Dein Bastard-Küken ist die Nächste.“ Miss Davis schluckte schwer und griff unwillkürlich nach der Hand ihrer Tochter, deren Augen vor Entsetzen geweitet waren. „Er muss es gewesen sein. Wer sonst käme infrage …“
„Warum hast du mir das nicht früher erzählt?“, verlangte Tracey zu erfahren. Ihr ganzer Körper bebte. All diese zermürbenden Informationen drangen auf sie ein, hinterließen nichts als Fragen, die in ihren Eingeweiden brannten und ihr Galle die Speiseröhre hinauftrieben.
„Es tut mir so leid, mein Schatz, ich wusste nicht … ich wollte das alles nicht wahrhaben. Außerdem musste ich zunächst alle Fakten beisammen haben, endlich Gewissheit schaffen, ob du … Aber ich war so sicher, dass Evan …“
Anstatt fortzufahren, schloss sie ihre Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich. Ihre Wange streifte die Traceys, welche heiße Tränen auf ihrer Haut spürte, die nicht von ihr selbst stammten, und die Antwort kannte, als hätte sie es die ganze Zeit gewusst. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen und sie war sicher, sich in ihrem ganzen Leben nie derart elend gefühlt zu haben. Sie wollte schreien, aufspringen, die angestaute negative Energie entladen, rennen, auf etwas einschlagen … doch sie war wie gelähmt, erwiderte nur die Umarmung ihrer Mutter und spürte, dass sie mit ihrer Hilflosigkeit nicht alleine war. So furchtbar diese Situation auch sein mochte, in diesem Augenblick wusste Tracey das innige Verhältnis zwischen ihnen mehr denn je zu schätzen.

*

„Ich wusste nicht, dass es sich derart beschissen anfühlt, ein Reinblut zu sein“, stieß Tracey zynisch aus, nachdem sie Saphira den Bericht ihrer Mutter grob geschildert hatte, und schüttelte missmutig den Kopf.
„Ich wünschte, es wäre nicht wahr, aber Mum hat es schwarz auf weiß. Im Sommer ließ sie ein Abstammungsgutachten erstellen, welches beweist, dass Evan als Erzeuger nicht infrage kommt, deshalb … bleibt nur Lestrange.“
„Glaubst du, er weiß davon?“, erkundigte Saphira sich, nachdem sie ihre Sprachlosigkeit überwunden hatte, und hätte sich auf der Stelle selbst ohrfeigen können, dass ihr nichts Besseres eingefallen war, als eine solche Frage zu stellen.
„Keinen blassen Schimmer“, murmelte die Schwarzhaarige und seufzte. „Aber er scheint uns zu beobachten. Am Tag vor Silvester schlugen die Schutzzauber mehrmals Alarm und Mum wäre beinahe durchgedreht vor Sorge. Sie sagt, wir sind in Großbritannien nicht länger sicher und trifft derweil die letzten Vorbereitungen, das Land zu verlassen. Ich bin nur noch in Hogwarts, bis sie alles geregelt hat, dann wird sie mich nachholen. Dumbledore ist bereits informiert und wird mir Bescheid geben, sobald der Auror eingetroffen ist, der mich von hier fortbringt. Die genauen Umstände kennen jedoch ausschließlich Mum, ich und nun du.“
„Was, du … du gehst?“, hauchte Saphira erschrocken und versuchte, die Fülle an Neuigkeiten in ihrem Kopf zu ordnen.
Tracey zuckte die Schultern und nuschelte bedrückt: „Begeistert bin ich nicht, aber womöglich hat Mum Recht. Es ist so kompliziert. Zum einen sind da die Todesser, die einen erneuten, sinnlosen Krieg anzetteln wollen - als wäre der erste nicht grausam genug gewesen. Wäre die einzige Bedrohung meine bislang angenommene Halbblütigkeit, würde ich vielleicht kämpfen wollen, doch was Rabastan plant ist viel eher ein persönlicher Rachefeldzug gegen meine Mutter und … seien wir ehrlich: Wir hätten keinerlei Chance. Ich weiß nicht, ich bin so verwirrt, verstehst du? Alles schien immer so einfach und klar definiert zu sein, und nun … Meine Welt steht Kopf. Ich dachte immer, mein Erzeuger wäre dieses gefühllose Muggel-Arschloch, und das war ätzend genug, doch nun weiß ich, er ist ein kaltblütiger Todesser, ein Mörder, der mir nach dem Leben trachtet. Saphira, ich weiß nicht einmal, was ich fühlen soll. Angst? Wut? Bestürzung? Panik? Hass? Ich kenne diesen Mann nicht einmal, und -“ Urplötzlich unterbrach Tracey ihren verworrenen Redefluss und sah die Freundin mit großen Augen an.
„Du kennst ihn, nicht wahr?“
Widerwillig zuckte Saphira mit den Schultern und deutete ein halbherziges Nicken an.
„Schon“, gab sie zögerlich zu und dachte angestrengt über ihre nächsten Worte nach. „Hör zu, ich kann dir nicht viel dazu sagen. Mir persönlich war er nicht sonderlich sympathisch, aber ich habe ihm auch keine intensivere Beachtung geschenkt, da meine Aufmerksamkeit eher meinem … Doppel-D-Problem galt“, erklärte die Blonde und biss sich ob des unangebrachten Wortspieles verärgert auf die Zunge. Dies war wahrlich der falsche Zeitpunkt für schlechte Scherze, doch überfordert von der Situation, ausnahmsweise mal für jemand anderen da sein zu müssen, erlitt sie offenbar enorme geistige Aussetzer.
„Doppel-D-Problem?“, wiederholte Tracey entgeistert und ihr verständnisloser Blick blieb an dem eindeutig noch immer flachen Dekolleté der Freundin hängen.
„Draco und Drew“, nuschelte Saphira peinlich berührt, woraufhin Tracey rau auflachte und für den Moment tatsächlich belustigt schien, ehe sie erneut ernst wurde und resümierte:
„Was soll es schon, er ist ein Todesser, mehr brauche ich nicht zu erfahren. Nichts für ungut, Phia, aber … nun ja.“

„Ich verstehe dich, Tracey. Deine Situation ist eine andere als meine“, flüsterte Saphira mit belegter Stimme und überlegte fieberhaft, ob es irgendetwas gab, das sie sagen oder tun konnte, um der Freundin zu helfen. „Du wirst mir fehlen, wenn du weg bist“, ergänzte sie und schluckte ein egoistisches Was soll ich denn nur ohne dich machen?, herunter. „Es tut mir leid, dass ich nichts Intelligentes zu dem Thema beisteuern kann, ich würde wirklich gerne, doch -“
„Schon gut“, unterbrach Tracey sie. „Versprich mir einfach, es für dich zu behalten und … sei meine Freundin.“
„Ich verspreche es“, sagte Saphira und legte der Größeren einen Arm um die Schultern. Im Stillen bewunderte sie Tracey noch immer um ihre Stärke und die Fassung, mit der sie diese drastische Wendung zu tragen schien.

Tracey atmete tief durch und brachte ein halbherziges Lächeln zustande. Sie fühlte sich ausgelaugt und müde, irgendwie leer, der Leichtigkeit und Freude beraubt, mit der sie das Leben stets zu betrachten gepflegt hatte. Gleichzeitig jedoch war es befreiend gewesen, darüber zu sprechen, obgleich die unangenehme Wahrheit nun realer, noch bedrohlicher wirkte als zuvor. Doch sie würde sich davon nicht zerstören lassen, durfte diesem simplen Fakt nicht die Macht zugestehen, ihre Identität zu vernichten. De facto war Lestrange schon immer ihr Erzeuger gewesen. Das Wissen darum sollte keinen Unterschied machen, denn nichts hatte sich geändert. Das Problem bestand einzig in ihrem Kopf, war keine Frage ihrer Herkunft, sondern ihrer Einstellung dazu. Sechzehneinhalb Jahre hatte dieser … Mensch ihr Leben in keinster Weise beeinflusst; weshalb also sollte sie nun zulassen, dass jemand, dem sie niemals begegnet war, niemals begegnen wollte, ihren Lebensmut zerbrach? Nein, sie war Tracey Davis. Davis. Die starke Tochter einer starken, unabhängigen, selbstständigen Frau, die ihr ganzes Leben lang ohne die Hilfe eines Mannes ganz hervorragend zurechtgekommen war. Sie befanden sich in einer Krise, hatten eine Gefahr durchzustehen und eine Lösung zu finden, und auch das würden sie überstehen. An Schwierigkeiten musste man wachsen und reifen, gestärkt daraus hervorgehen, um sich weiterzuentwickeln!

„Ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast“, hörte sie Saphira sagen, wandte sich der Blonden zu und lächelte nun aufrichtig.
„Alles wird gut“, erwiderte Tracey halb zu Saphira, halb zu sich selbst und fasste neuen Mut.


_________________________________



Ursprünglich war das Kapitel doppelt so lang und hiernach folgte eine Szene zwischen Blaise und Tracey sowie ein Gespräch zwischen Saphira und Heiler Hunter und eine Interaktion zwischen Draco und Astoria. Allerdings waren mir die Themen zu divers und es zerstörte den Effekt des ersten Parts, daher beschloss ich spontan, es an dieser Stelle zu teilen.
Das Gute daran: der Rest ist ebenfalls fertig und gebetat und es wird an Heilig Abend als kleines Weihnachtspräsent meinerseits noch ein Kapitel geben ;)

Kapitelvorschau: Blaise, der sich den Arsch abfriert, während er versucht, seine Gefühle zu verbalisieren; ein Gesprächsfetzen zwischen Saphira und ihrem Therapeuten; und die Wirrungen in Dracos Gehirnwindungen, indessen Astoria es sich in seinem Bett bequem zu machen scheint.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling