Slytherin Hearts - St. Mungo, Klapp(s)e die II.
von SaphiraMalfoy
@LilithRaven: Hallöchen Lilith,
nein, keine Sorge, ich komme schon noch online. Zwar nicht so regelmäßig, aber wenn ich nun doch wieder einen Leser habe, der auch Kommentare hinterlässt, könnte ich das mal wieder ändern ;)
Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen in der Geschichte. Zumindest mehr oder weniger. Und ja, es ist enorm schwierig, diese Krankheit zu überwinden, gerade wenn es jemandem so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist wie Saphira, aber in sehr naher Zukunft wird etwas geschehen, das … du wirst es lesen ;)
Hach, es freut mich so, dass dir die Geschichte realitätsnah erscheint (sagte ich bereits, ich weiß) und vielen lieben Dank für dein Lob an meinen Schreibstil.
Nun ja, irgendwie haben die meisten psychischen Erkrankungen oder auch Suchterkrankungen ja enorme Ähnlichkeit, was die Beweggründe angeht und eben den Suchtfaktor. Natürlich ist alles eine Sache für sich, aber … es gibt doch genügend Übereinstimmungen, dass man es vergleichen kann, bzw. andere Menschen mit anderen Problemen versteht, wenn man selbst in irgendeiner Weise mal an so einer Thematik gekratzt hat, wie du so treffend ausdrückst.
Ich finde, es ist nicht gerade ein Grund, jemanden zu mögen, nur weil er einem ähnlich ist. Ich kann Menschen, in denen ich mich selbst (also insbesondere meine negativen Züge) wiedererkenne, meistens nicht leiden. Was den einfachen Grund hat, dass ich diese Charaktereigenschaften an mir selbst nicht ausstehen kann und verändern möchte und wenn man quasi in einen negativen Spiegel blickt bei einer anderen Person ... wirkt das auf mich eher abschreckend. Aber wenn es um eine fiktive Person geht ist das vielleicht nochmal etwas anderes. Mit der muss man schließlich nicht reden :‘D
Nichtsdestotrotz finde ich es cool, dass dir Saphira sympathisch ist. Ich mag sie nicht^^
Draco ist so ein Fall für sich. Einerseits ist er natürlich höchst interessant und wenn man genauer hinsieht auch facettenreicher als man auf den ersten Blick vielleicht meint und andererseits hatte es ganz bestimmte Gründe, weshalb ich ausgerechnet ihn und niemand anderen als Hauptpairing für Saphira gewählt habe. Falls sie dich interessieren, sag Bescheid, ich arbeite gerade an etwas dazu.
Oh ja und die Stellen, an denen Draco seine Arroganz heraushängen lässt und total fies InChara ist, machen mir ohnehin am meisten Spass. Leider kam das in letzter Zeit viel zu kurz. Aber zurück in Hogwarts darf er das nochmal sein. Wir haben laaaange nicht mehr Harry gemobbt. Es wird Zeit und ich habe schon die perfekten Szenen dazu :‘D
Ja, Blaise … die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Er polarisiert irgendwie (ich lade die Geschichte noch in einem anderen Forum hoch, wo mehr Leser Kommentare hinterlassen, daher nehme ich diese Wertung gerade). Du bist glaube ich die erste, die es eher so sieht wie ich. Einerseits habe ich ihn ganz gerne, andererseits … ist er ein bisschen, ich weiß auch nicht. Er gehört nicht zu meinen Lieblingen. Aber ihn und Tracey sähe ich auch gerne zusammen. Ob daraus noch etwas wird … dazu recht bald mehr.
Helena war wirklich die beste Besetzung für Bellatrix (: (Ich habe sie dieses Jahr auf der Berlinale getroffen, waah, die Frau ist großartig.)
Auch der liebe/fiese Selwyn wird noch eine zentrale Rolle spielen … etwas später.
Und was Tracey angeht … du hast es erfasst! Und sämtliche Hinweise entdeckt. Der Reinblutdetektor wurde warm, obwohl das eigentlich nicht sein dürfte. Ihre Mutter hat ein Abstammungsgutachten erstellen lassen. Und Rabastan … tja, der glaubt, eine gewisse Frau hätte ihm sein Kind unterschlagen. Das könnte natürlich in einem Zusammenhang stehen :‘D
Dazu wird sich Tracey selbst nach den Ferien mal äußern. Man darf gespannt sein. Vor allem, was das für Folgen haben wird.
Okay, dann folgt als nächstes – nach diesem Kapitel hier – das 20 Jahre später Kapitel. Es ist sogar bereits fertig. Wuhu. Ich muss es nur noch einmal Korrekturlesen und schauen, ob man eine Chance hat, es eventuell zu verstehen, ohne dass ich zu viel verrate.
Mh, wenn du Kapitel 64 (Moooment … ich habe mich vertan. Hier auf HP-Xperts ist es gar nicht Kap 64, sondern Kap 62 … egal, du weißt vermutlich, welches ich meine. Das aus Augustus‘ Ich-Perspektive eben) schon interessant fandest, würde es mich natürlich brennend interessieren, ob du dazu schon irgendwelche Deutungsansätze und Ideen hättest, wie das zu verstehen ist.
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar (:
Ich habe mich extrem darüber gefreut.
Viel Spass beim Lesen!
(Nicht vom Anfang verwirren lassen. Es klärt sich am Ende des Kapitels auf, wo Saphira sich befindet und was geschehen ist.)
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Die Versuchung will, ich soll ihr ganz gehören.
Und sollte sie mich auch zerstören,
Ich kann mich sowieso nicht wehren!
Unterdessen hatte sich Draco gegen die Einwände seiner Mutter durchgesetzt und war ins Anwesen der Malfoys zurückgekehrt.
Nach ihrer nächtlichen Unterhaltung, bei der Saphira ihren Unwillen, sich den ungeschriebenen Gesetzen ihres Standes länger zu unterwerfen, mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hatte, bezweifelte er stark, dass sie wirklich nur bis zum Weihnachtsfest bei Pansy blieb. Sofern sie überhaupt noch dort war.
Ihre Worte waren ihm lebhaft in Erinnerung geblieben:
Flieh mit mir.
Je länger er darüber nachsann, umso vehementer brannte sich ihr Wunsch, mit ihm gemeinsam fortzulaufen, in sein Gedächtnis ein und fast bereute er es, ihr nicht wenigstens die wahren Gründe für sein Ablehnen dargelegt zu haben. Die Möglichkeit, dass sie ihr Vorhaben nun alleine in die Tat umsetzte, schien ihm nicht allzu abwegig zu sein. Und der junge Malfoy hatte ein verdammt schlechtes Gefühl in dieser Angelegenheit.
Er musste unbedingt raus hier, ganz weit weg aus dem Hause Steel, um seinen Verdacht für sich zu behalten. Obwohl er Saphiras Fluchtgedanken nicht guthieß, musste er insgeheim zugeben, dass er sie mehr und mehr verstand. Auch er hätte am liebsten das Weite gesucht, doch diese Option stand ihm nicht offen. Wenn Saphira glaubte, dies sei der richtige Weg für sie, so würde er ihr keine Steine in den Weg legen und dadurch ihren Hass auf ihn zusätzlich bestärken.
Außerdem versuchte Draco, Bellatrix` Gesellschaft zu meiden, die ihn zunehmend unter Druck setzte und ihm tagtäglich mit hämischer Miene seine bisherigen Misserfolge vorwarf.
Aber auch im Manor erinnerte ihn alles an Saphira und brachte ihn auf eine Idee. Einen sentimentalen, vielleicht naiven Einfall, mit dem er jedoch erhoffte, zumindest einen Fehler, den er in seiner anderthalbjährigen Beziehung begangen hatte, wiedergutzumachen.
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Achtundvierzig Stunden später starrt Saphira benommen auf die blütenweiße Bettdecke, die ihren Körper regelrecht unter sich zu begraben scheint. Sie versucht zu schlucken, um den widerlichen Druck in ihrem Hals zu vertreiben, doch es hilft nicht.
Ihr Hirn ist wie benebelt, läuft auf Sparflamme. Das Denken fällt ihr schwer, geht nur langsam vonstatten. Vergeblich kämpft sie gegen die unendliche Müdigkeit an, welche die junge Hexe wieder und wieder übermannt und in die Tiefen des traumlosen Schlafes zieht. Doch nun lassen die Geräusche im Nebenzimmer sie erneut aufschrecken und die tuschelnden Stimmen hinter dem Einwegspiegel versetzen sie in Panik. Krampfhaft müht Saphira sich darum, den verschwommenen Blick nicht von der Tür am anderen Ende des Raumes abzuwenden.
Wenn sie nur aufstehen könnte … Wenn sie nicht so verdammt müde wäre!
Ihre Erinnerungen an den gestrigen Tag sind bruchstückhaft, liegen tief verborgen hinter einem Dunstschleier, den sie nicht gänzlich zu lüften vermag. Die Ereignisse dieses folgenschweren Donnerstags erscheinen undeutlich, durcheinander und surreal, werden in ihrem Kopf zu einer Aneinanderreihung intensiver, impulsiver Erlebnisse, die ihr überstrapaziertes Gedächtnis kaum zu verarbeiten vermag.
Schwer ausatmend vergräbt Saphira ihren Kopf in den Händen und reibt sich die pochenden Schläfen, während sie allmählich zu begreifen beginnt, was mit ihr geschehen ist und wo sie sich befindet.
Ihr fehlt jede Relation. Sie hat nicht die geringste Ahnung, wie viel Zeit zwischen damals und jetzt vergangen ist, was jetzt überhaupt bedeutet angesichts der Tatsache, dass sie andauernd einschläft und die Lichtverhältnisse im fensterlosen Zimmer unverändert bleiben. Saphira kennt diesen Raum nur allzu gut, denn sie war schon einmal hier. Vor endlos langer Zeit, die viel zu rasch vergangen ist - oder nicht rasch genug?
Dieser Spiegel an der direkt gegenüberliegenden Wand, in welchen sie wie betäubt blickt … das ist kein Spiegel. Die Stimmen dahinter bildet die junge Hexe sich nicht ein. Sie sind da. Hinter dem Glas. Beobachten sie.
Aber warum war noch niemand bei ihr?
Welcher Tag ist heute? Wie viel Uhr ist es? Was zum Teufel ist passiert?
Wieder dämmert Saphira ein, als sie versucht, die Erinnerungsfetzen aus unerträglich intensiven Gefühlen, flüchtigen Gedanken, einzelnen Sätzen und Handlungen zu erhaschen und in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
Nur wenige Minuten später liegt sie mit weit aufgerissenen Augen reglos da, während die körperlichen Empfindungen des letzten Tages, an den sie sich inzwischen schwach entsinnt, in ungewohnter Intensität und Klarheit auf sie einprasseln, einen erschreckenden Sinn ergeben. Gleichzeitig bleiben die Zusammenhänge unklar, ist der Inhalt aller Gespräche wie ausradiert. Bis auf dieses eine …
Ganz deutlich erscheinen nur die Geschehnisse der Nacht zuvor … Die Nacht, in der sie zum ersten Mal mit Augustus geschlafen hat. Die Nacht, in der sie sich zum ersten Mal in Augustus` Wohnung übergeben … nein, nicht übergeben hat. Dieses Wort klingt viel zu unschuldig und simpel. Als würde man dem Klo ein Mitbringsel überreichen. So sehr man sich auch intellektuell von der Widerwärtigkeit dieses Vorganges abspalten kann, wie einstudiert und nahezu „sauber“ es auch vonstattengeht, es ist und bleibt ein abscheulicher Akt der Selbstverstümmelung. Und die scheinbare Absolution der eigenen Gier ist nichts weiter als eine trügerische Illusion. In der Tat versucht man vergeblich, unverarbeitete Emotionen aus der Seele, die auf ewig in diesem verräterischen Körper gefangen ist, auf brutale Weise hochzuwürgen und auszuspucken … sich den Hass auf die Welt aus dem Leib zu kotzen und in der Toilette herunterzuspülen. Diese Formulierung trifft den Kern der Sache schon viel eher.
Funktieren wird es dennoch nicht.
Und danach … danach … Was geschah am nächsten Tag?
Nur sehr langsam setzt das Erinnerungsvermögen der jungen Black ein, doch die Ereignisse, welche ihr nun durch den Kopf geistern, hätte sie vielleicht lieber auf ewig verdrängt.
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Berauscht von euphorischer Glückseligkeit genoss Saphira den neugewonnenen Schein der Freiheit und gab sich der Versuchung hin, ohne den unzähligen Warnzeichen ihrer Psyche Gehör zu schenken. Die Angst vor der Entdeckung ihres nächtlichen Fressgelages wog zentnerschwer auf ihrem Gewissen, doch bedeutend stärker wühlte die aphrodisierende Nähe zu Augustus sie auf. Mit jeder verstreichenden Sekunde wurde die junge Black sich der Echtheit ihrer Gefühle sicherer, steigerte sich zunehmend in den Wahn hinein, sie könnte auf ewig hier verweilen, nackt in diesem Bett, zusammen mit Augustus und ihre Sorgen für immer verdrängen.
Doch diese Illusion verwandelte sich nicht in Wirklichkeit, denn die Realität machte der jungen Black einen Strich durch die Rechnung. Sie selbst war es, die ihrem vermeintlichen Glück im Wege stand und mit allen Mitteln verhinderte, dass sie mit ihrem Plan durchkam.
Eines der wenigen Bruchstücke, an das Saphira sich erschreckend detailliert entsinnt, ist die panische Angst, welche sie in helle Aufregung versetzte, als Augustus in die Küche ging (nachdem er beschlossen hatte, Frühstück im Bett sei eine wunderbare Idee), gefolgt von dem an Euphorie grenzenden Gefühl der Erleichterung, das sie durchflutete, als er unverändert positiv gestimmt zurückkehrte, ganz offensichtlich ohne den Hauch einer Ahnung davon zu haben, was Saphira des nachts in seiner Wohnung veranstaltet hatte.
Doch jeder Bissen war Strafe genug für ihre Sünden, befand Saphira, die Mühe hatte, keine Miene zu verziehen angesichts des scheuernden Kratzens, das sie beim Schlucken im Hals verspürte. Dort, wo ihre Fingernägel in der Eile blutige Spuren hinterlassen hatten, brannte der Orangensaft in ihrem Rachen. Der heiße Kaffee, mit dem sie ihre Lebensgeister zu erwecken hoffte, verschlimmerte die Sache nur zusätzlich, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge und rumorte in ihrem Magen.
Das hast du verdient, wisperte eine bösartige Stimme in ihrem Hinterkopf, doch Saphira vermochte es spontan nicht einzuordnen, ob diese Verurteilung eher der Tatsache galt, dass sie sich übergeben oder dass sie überhaupt etwas gegessen hatte - und dies schon wieder tat.
Über die vergangene Nacht zu sprechen wurde von beiden vermieden. Die skurrile Intimität wurde stillschweigend zur Selbstverständlichkeit deklariert und während Augustus immerhin Boxershorts trug, blieb Saphira einfach nackt. Nun war es ohnehin egal und sie fand schnell Gefallen am Fehlen jedweder Distanz zwischen ihr und dem jungen Mann, für den sie so unbeschreiblich viel zu empfinden glaubte.
Doch obwohl Saphira mehr als bereit war, sich auf die neue Situation einzulassen, sämtliche moralischen und gesellschaftlichen Hindernisse längst überwunden glaubte, wuchs in ihr eine unerträgliche Anspannung, die sie weder erklären noch lindern konnte. War sie zunächst fröhlich auf das lockere Gespräch eingestiegen und hatte es genossen, über nichts von Belang zu reden, konnte sie Augustus` Worten inzwischen kaum noch folgen. Die Dissonanz ihrer Gefühle ließ sich nicht aushalten, versetzte sie in Panik und bereitete ihr Magenschmerzen. Ihre Haut schien zu brennen, ihren Körper kaum noch zusammenhalten zu wollen, als würde das Gewebe dem inneren Druck nicht länger standhalten, jeden Moment aufplatzen und das junge Mädchen in Stücke zerfallen lassen.
Äußerlich noch vollkommen beherrscht, geradezu entspannt wirkend schloss Saphira die Augen und kniff sich unter der Decke mit aller Kraft in die Innenseite ihres Unterschenkels, bohrte ihre Nägel so tief ins Fleisch, dass sie rote Striemen hinterließen. Für den Moment milderte es die Anspannung und half, das Bedürfnis zu unterdrücken, sich die alten Narben aufzukratzen, an ihrer Haut zu reißen und endgültig aus diesem (Gefängnis) Körper zu entfliehen, der seit jeher ihr größter Widersacher, ärgster Feind gewesen war. Doch diese Wirkung war nur von kurzer Dauer. Es reichte nicht, war nicht genug, um ihren inneren Dämonen Einhalt zu gebieten und das Gleichgewicht in ihrer Seele wiederherzustellen.
Binnen kürzester Zeit verlor die junge Hexe jegliche Konzentrationsfähigkeit und wusste, dass es nur einen zuverlässigen Weg gab, die Kontrolle zurückzuerlangen und nicht Gefahr zu laufen, nun endgültig den Verstand zu verlieren.
Etwas in ihr wusste ganz genau, wie fatal ihre Entscheidung war, doch die Macht der Gewohnheit und die Angst vor der Konfrontation mit den Abgründen ihres Wesens wogen tonnenschwerer.
Ein etwas zu hastiges „Ich muss mir die Zähne putzen“, verriet sie beinahe und Augustus` skeptisches Stirnrunzeln mahnte die junge Hexe zur Vorsicht. Doch Saphira war keine Anfängerin und hatte nicht sonderlich viel gefrühstückt, sodass ihr heimliches Ritual innerhalb weniger Minuten vollzogen war. Innerlich führte sie einen Freudentanz darüber auf, dass man ihrem Gesicht kaum eine Veränderung ansah. Ihre Laune war schlichtweg blendend.
Und so ließ der angehende Heiler sich täuschen.
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Weder die Uhrzeit noch die Anzahl der Stunden, die seit dem Wachwerden vergangen waren, konnte Saphira abschätzen. Vielleicht waren es nur wenige Minuten? Möglicherweise sogar der halbe Tag.
Das Tablett, auf dem sich das Frühstück befunden hatte, stand zu ihrer Rechten auf dem Fußboden. Sie selbst lag in Augustus` Armen, fühlte sich hellwach und aufgedreht, brabbelte wie elektrisiert vor sich hin und wusste nicht einmal, was sie eigentlich erzählte. Die Macht über ihren Verstand entglitt ihr mehr und mehr. Etwas musste geschehen, sich ändern, das Saphira den stetig größer werdenden Kontrollverlust ertragen ließ.
Abrupt setzte die junge Hexe sich auf und starrte in die tiefdunkelblauen Augen ihres Gegenübers, die ihr Herz zum Rasen brachten.
„Mh?“, stieß Augustus verwundert über ihre plötzliche Bewegung aus, doch die Blonde lächelte nur und schloss die Lider, als sie seine Hand über ihre Wirbelsäule streicheln spürte. Eine Gänsehaut breitete sich in ihrem Nacken aus und Saphira lehnte sich nach vorne, um ihm näher zu kommen. Mit zittrigem Atem sog sie seinen Geruch ein und streifte seinen Hals mit ihren Lippen. Unter der warmen Haut spürte sie seinen Pulsschlag. Sie hob ihren Kopf ein wenig an und streifte mit der Nasenspitze seine Bartstoppeln, küsste ihn auf die Wange und öffnete die Augen, als sie seine Hand an ihrer Taille fühlte, die sich zaghaft in Richtung ihrer Brüste bewegte.
„Heute keine Einwände?“, flüsterte Saphira mit rauer Stimme und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, wollte seine Wärme auf ihrer Haut spüren, ihren eigenen Körper nicht mehr als steten Feind wahrnehmen, der überall fehl am Platz war. Sie sehnte sich nach der unbeschwerten, sorglosen Leichtigkeit, die ihren Kopf zum Schweigen brachte, wollte sich einfach gehen lassen. Frei jedweder gesellschaftlicher Fesseln. Unanständig, verrucht, ungezügelt. Genau wie gestern Abend.
„Jetzt ist es eh egal, findest du nicht?“, nuschelte Augustus, als Saphira ihre Lippen schon auf den seinen platziert hatte, sich an ihn klammerte und kein Wort mehr sprechen mochte. Nur noch fühlen, empfinden, genießen.
Ein leiser Seufzer entrann ihrer Kehle, als sie seine Finger an ihrem Oberschenkel spürte. Ihre Nägel krallten sich in seine Schulterblätter, während sie sich seiner Hand verlangend entgegendrängte, sich selbst kaum wiedererkannte …
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Sex war - ähnlich dem hemmungslosen Fressen und Stopfen - auch nur die verzweifelte Manifestation der Sehnsucht, die unerträgliche Leere in ihrem Innern mit etwas Realem zu füllen, der Einsamkeit und den unaufhörlichen Selbstvorwürfen zumindest für eine halbe Stunde zu entfliehen. Saphira kannte keinen anderen Weg, ihre Ängste zu bewältigen, außer der Verdrängung. Und der Geschlechtsakt schien ihr eine adäquate und weniger gesellschaftlich inakzeptable Methode zu sein, der Wirklichkeit zu entfliehen.
Die physische Erfahrung sexueller Lust stellte die Verbindung zu ihrem Körper wieder her, glich der Bulimie mehr als sie ahnte. Im Gegensatz zur Magersucht verleumdet die Ess-Brech-Sucht die Bedürfnisse des Körpers nicht. Viel eher wird die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme zum unstillbaren Drang, jedes physische Verlangen fordert augenblickliche Erfüllung in ungesundem, bedrohlichem Ausmaß. Es war ein Versuch, den Bezug zur Realität zurückzugewinnen, ein desperates Klammern an körperlich Spürbares, ein Beweis dafür, dass sie den Kontakt zur Außenwelt noch nicht verloren hatte. Das Sehnen nach Nähe, Liebe, Geborgenheit, wenn auch nur für den Moment. Es fühlte sich sogar besser an als das Essen, berauschender, wie ein Höhenflug, doch gleichsam waren die Folgen dessen noch erschreckender, die Schuldgefühle bedrohlicher, und Saphira sah keinen anderen Ausweg, diese zu bekämpfen, als das erneute Fressen und Brechen. Wieder und wieder.
Im Gegensatz zum unkontrollierten Essen gab es nach dem Sex nichts, was sie wieder loswerden konnte. Es war nicht rückgängig zu machen. Nicht einmal symbolisch. Es war passiert und dies zu leugnen änderte nichts. Der Tatbestand blieb derselbe. Sie hatte es getan und war nicht fähig, das ungute Gefühl wieder loszuwerden.
So beharrlich sie Draco körperlich auf Abstand gehalten hatte, gab sie Augustus alles, wollte alles, wünschte sich, ihn ständig zu spüren, ihn so nahe an sich heran zu lassen wie niemanden zuvor. Doch trotz allem half es nur kurzfristig. Wie das sinnlose Herunterschlingen köstlicher Speisen, nur um sich danach wieder zu erbrechen, doch anschließend … Schlussendlich blieb nichts als die schreckliche, emotionale Leere. Ein Indikator für ihre eigene Unsicherheit, die Unfähigkeit, mit ihren Emotionen, ja mit sich selbst zurecht zu kommen.
Saphira wollte sich betäuben, den Schmerz aussperren und unterdrücken und wenn sie dies nicht länger durch das Hungern bewerkstelligen konnte, musste ein anderer Weg gefunden werden.
Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie sich mit der grausamen Erkenntnis konfrontiert, dass ihre Probleme keine Äußerlichkeiten mehr waren. Vor Jahren schon war die Krankheit vom Retter in der Not zum eigentlichen Motiv ihres Selbsthasses geworden. Niemand zwang sie zu diesem schädlichen Verhalten - im Gegenteil. Einzig und alleine sie selbst war es, die sich jene Scheußlichkeiten abverlangte. Wie oft hatten Augustus, Heiler Hunter und Heilerin Williams, die Schwestern im St. Mungo und insbesondere Tracey versucht, ihr diesen Umstand zu erklären … Doch Saphira hatte es nicht geglaubt, einfach nicht wahrhaben wollen. Und nun, da sie begriff, dass sie im Unrecht gewesen war, fühlte Saphira sich mieser denn je. Noch dazu wurde diese Feststellung von der traurigen Gewissheit begleitet, dass es auch mit Draco nicht anders verlaufen wäre.
Hätte sie sich auf ihn eingelassen, es geschafft, sich ihm so hinzugeben, wie sie sich nun Augustus hingab, wären ihre Selbstvorwürfe und das fürchterliche Gefühl hinterher nicht weniger unerträglich gewesen.
Es war gleich, wohin sie floh, welchen Partner sie sich aussuchte, in welcher Gesellschaft sie lebte.
Das Problem war sie.
Nicht die anderen. Absolut niemand anderes.
Einzig und alleine Saphira Black höchstselbst.
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„Woran denkst du?“, fragte Augustus unbestimmte Zeit später und rückte ein wenig von Saphira ab, um ihren Gesichtsausdruck sehen zu können.
„Ich weiß nicht so recht …“, murmelte sie zögernd und wich seinem Blick aus. Dennoch konnte sie dem Drang zu sprechen, den seine Worte in ihr auslösten, nicht widerstehen und ehe sie ihre eigenen Gedanken erfassen konnte, fand ihr Gehirn einen Weg, diese zu verbalisieren.
„Es hat sich so viel verändert in den vergangenen zwei Tagen und gleichzeitig ist alles beim Alten geblieben. Ginge ich nun nach Hause, dann wäre es so, als hätte ich den Ort nie verlassen. Aber in mir sieht es ganz anders aus als noch zu Beginn der Ferien.“
Saphira ignorierte das Wissen darum, wie wenig Wahrheit hinter dieser Aussage steckte. Im Grunde genommen war sie noch immer dieselbe verkorkste Persönlichkeit, die ihre krankhaften Bewältigungsmechanismen nicht loslassen konnte. Es war ganz gleich, wie es emotional um sie bestellt war, in Anbetracht der Umstände machte dies kaum einen Unterschied. Ob sie sich zu Hause oder irgendwo anders zu Tode hungerte oder kotzte war vollkommen irrelevant.
Rasch sprach sie weiter, um diese Erkenntnis schnellstmöglich in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins zu drängen.
„Ich habe dir von dem Gespräch mit Draco erzählt, nicht wahr?“
Augustus nickte leicht und ehe Saphira fortfuhr, studierte sie seine Reaktion genauestens, wobei sie einzuschätzen versuchte, was in dem jungen Heiler vorging, auf dessen Gesicht sich jedoch keine definierbare Emotion widerspiegelte. Tatsächlich wirkte er einfach nur interessiert und - vielleicht trog sie ihre Urteilsfähigkeit aber auch - eine Spur besorgt.
„Ich wäre in dieser Nacht beinahe schwach geworden und hätte ihm so gerne verziehen. Als ich mich auf den Weg zu Pansy machte, habe ich meine Entscheidung sogar ein wenig bereut. Doch sobald ich von zu Hause fort war, wurden die Zweifel an der Richtigkeit dieses Schrittes immer leiser und inzwischen bin ich mehr als froh, diesen Weg gewählt zu haben.“
Noch immer erwiderte Augustus nichts und so sah Saphira sich gezwungen weiterzureden, obwohl sie unsicher war, wie viel sie von ihren Gefühlen preisgeben sollte. Es erschien ihr unmöglich zu ergründen, wie Augustus dazu stand.
„Andererseits … andererseits weiß ich gar nicht mehr, wer ich überhaupt bin, wer ich eigentlich sein möchte. Wenn ich mit Draco zusammen bin, fühle ich mich wie die Person, die ich mein Leben lang war, mit allen guten und schlechten Seiten, und seitdem ich bei dir bin wie ein völlig anderer Mensch.“
Nur das Schlechte ist gleich geblieben, fügte sie stumm hinzu und runzelte missmutig die Stirn.
„Du solltest dein Selbstbild nicht an andere Menschen knüpfen“, entgegnete Augustus. Er vermied es, auf die unausgesprochene Frage nach seinen eigenen Gefühlen ihr gegenüber einzugehen und umging damit das schwierige Thema, über das Saphira unablässig nachgrübelte.
„Jaha“, murrte sie und vergrub den Kopf im Kissen. Seine viel zu intelligenten Lebensweisheiten trieben sie irgendwann noch einmal in den Wahnsinn.
„Es ist nur so … Die Erfahrung des vergangenen Jahres lässt mich immer mehr an allem zweifeln, dessen ich mir früher so sicher war. Irgendwann einmal habe ich das alles geglaubt, war davon überzeugt, dass die Lehre vom reinen Blut ihre Richtigkeit hat. Oberflächlich betrachtet ergibt das auch alles Sinn. Wer Zauberer als Eltern hat, muss zwangsläufig stärkere magische Kräfte besitzen. Die Vermischung verunreinigt die Magie und Muggelstämmige sind … Fehler der Natur, vermutlich Nachkommen von Squibs, aber wie könnten sie je auch nur annähernd so begabt sein wie Reinblüter? Selbst nachdem ich Tracey kennengelernt habe, wollte ich nicht einsehen, was längst auf der Hand lag. Die Wahrheit ist, dass sie in den meisten Fächern viel bessere Noten hat als ich; sie beherrscht Zauber, die mir partout nicht gelingen, und vor allem charakterlich ist sie mir weit überlegen.“
Augustus, der inzwischen etwas wusste, von dem Saphira offenbar noch keinen blassen Schimmer hatte, schwieg bezüglich dieses Themas.
„Und dann lernte ich auch noch dich kennen und … ich finde gar keine Worte, die dir gerecht werden. Du hast mich dazu gebracht, all diese törichten Vorurteile mit Vergnügen zu überwinden und … am liebsten würde ich nie wieder zurück zu meiner Familie gehen. Einfach durchbrennen, fortlaufen und die Welt erkunden, das wäre schön. Sich ohne Plan treiben lassen und sehen, wohin es mich verschlägt.“ Versonnen lächelnd ließ Saphira ihren Blick in die Ferne schweifen, ehe sie sich Augustus zuwandte, der leise lachend meinte: „Deine Lobpreisung meiner Person in allen Ehren, wirklich, ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber du übertreibst.“
„Rein hypothetisch … wärst du dabei?“, fragte die junge Black und kicherte überdreht, obgleich sie das Gesagte todernst meinte. Mit einem Mal spürte sie ihre Nervosität rapide ansteigen, während sie hoffte, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und endlich darauf eingehen, wie es um seine Empfindungen stand.
„Rein hypothetisch hätte ich gegen eine Weltreise rein gar nichts einzuwenden, aber meine Ausbildung bindet mich wohl noch ein Weilchen an London. Außerdem solltest du die Schule beenden, bevor du dergleichen in Betracht ziehst“, erwiderte er ausweichend.
„Spiel nicht den Moralapostel, das steht dir nicht“, neckte Saphira ihn, während sie versuchte, den Mut aufzubringen, endlich auf den entscheidenden Punkt zu sprechen zu kommen.
„Oh, ich bin verantwortungsvoller als du vielleicht denkst. Nicht in jeder Hinsicht, aber was meine berufliche Zukunft anbelangt möchte ich wirklich kein Risiko eingehen“, hielt Augustus dagegen und strich ihr gedankenverloren über das blonde Haar.
„Tust du das nicht schon wieder? Ich meine … du hast bereits eine Verwarnung bekommen, weil du dich mit mir angefreundet hast. Was glaubst du wird geschehen, wenn herauskäme, was wir hier gerade treiben?“, fragte Saphira, der das Herz bei diesen Worten bis zum Halse schlug. Einerseits sehnte sie seine Antwort herbei, fürchtete sich jedoch gleichsam vor einer möglichen Ablehnung. Außerdem wurde ihr erst jetzt wahrhaft bewusst, in welche Schwierigkeiten sie den jungen Mann - dem sie so viel verdankte - ein weiteres Mal gebracht hatte.
„Von Seiten des Mungos aus vermutlich nichts“, antwortete Augustus gelassen. „Kein Grund, panisch zu werden.“
Natürlich war ihm Saphiras Aufregung nicht entgangen, doch missdeutete er die Ursache dafür völlig.
„Mr. Hunter weiß von unserer Freundschaft und dass man daran nichts mehr ändern kann. Falls du also noch einmal ins Krankenhaus eingewiesen wirst, dürfte ich dich nur als Besucher sehen und würde nicht in deine Behandlung miteinbezogen werden, was auch vernünftig ist. Es darf mir nur kein weiteres Mal passieren und darauf gebe ich höchst penibel Acht. Außerdem …“ Er grinste amüsiert und brachte durch seinen Tonfall unmissverständlich zum Ausdruck, wie lächerlich er den folgenden Satz fand.
„Außerdem ist Mrs. Hunter der festen Überzeugung, ich hätte mich ganz fürchterlich in dich verliebt.“
Stocksteif lag Saphira neben ihm und spürte, wie ihr rasender Herzschlag Adrenalin durch ihre Adern pumpte. Der Satz schwebte zwischen ihnen im Raum und die junge Hexe begriff Augustus` Gelassenheit angesichts dessen nicht. Es erschien ihr unmöglich, seinen spöttischen Unterton zu deuten. Hielt er diesen Gedanken tatsächlich für dermaßen abwegig oder versuchte er - genau wie sie selbst - nur, sich nicht angreifbar zu machen und den Ernst der Lage zu überspielen?
Doch anstatt sich danach zu erkundigen, ergriff sie dankbar die erste Möglichkeit, vom eigentlichen Thema abzulenken und wiederholte verwirrt:
„Mrs. Hunter?“
„Oh, das weißt du noch gar nicht“, erwiderte er unbeirrt lässig und ließ sich nicht anmerken, dass auch in seinem Kopf Hunderte von Fragen umhergeisterten. Die Angst davor, einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen zu haben, nagte schwerer an ihm, als Saphira erahnen konnte.
„Miss Williams und Mr. Hunter haben vor einigen Monaten geheiratet und sie erwarten ein Kind. Nicht gerade der beste Zeitpunkt, wenn du mich fragst, aber natürlich freue ich mich für die beiden.“
„Mh“, nuschelte Saphira, die es nicht länger aushielt, sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte und endlich mit ihrem Anliegen herausplatzte:
„Bist du das denn? Verliebt, meine ich …“
„Gott bewahre, nein!“, entgegnete Augustus eventuell eine Spur zu sarkastisch. „Wie könnte ich offen eingestehen, mit einer solch reinblütigen Zicke geschlafen zu haben und noch in den Spiegel schauen, ohne vor Selbstverachtung im Boden zu versinken? Geschweige denn Gefühle für so eine entwickeln …“, neckte er sie, doch Saphira verzog keine Miene.
„Im Ernst, Gus. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für schlechte Scherze.“
„Spielt das eine Rolle?“, wand der junge Heiler sich um eine Antwort, da er die Konsequenzen der Wahrheit zunehmend fürchtete. Was, wenn er sie falsch eingeschätzt hatte? Was, wenn sie nicht nur Ablenkung und ein bisschen körperliche Erfüllung suchte? Andererseits sprach sie noch immer täglich von ihrem Exfreund, über den sie alles andere als hinweg zu sein schien.
„Tut es.“
„Saphira, wir sollten uns nicht unglücklich machen. Du wirst ohnehin nach Hause zurückkehren, nicht wahr? Es wird keine Folgen haben. Weshalb sollten wir mehr hineininterpretieren, als es ist?“
Dieser Satz, mit dem Augustus sich aus der unglücklichen Situation herauszumanövrieren suchte, ließ Saphira Hoffnung schöpfen.
„Gus, sag es mir. Unabhängig von allen äußeren Faktoren … Was empfindest du für mich?“ Flehentlich sah Saphira ihn an und als sie seinen entschuldigenden Blick erkannte, das Bedauern, welches in seinen Augen aufflackerte, musste sie seine Worte nicht mehr hören, um zu wissen, dass sie falsch gelegen hatte.
„Es hat sich nichts geändert, Phia. Es tut mir unendlich leid, wenn ich dir den Eindruck vermittelt haben sollte, romantische Gefühle für dich zu hegen. Du bist und bleibst ein ganz besonderes Mädchen für mich, ich habe dich verdammt gerne und möchte unsere Freundschaft bewahren, aber mehr ist es nicht … Und genau das habe ich gestern Abend gemeint. Du bedeutest mir mehr als bloß eine Affäre, aber das ist nicht genug. Ich bin nicht dafür geschaffen, eine feste Beziehung zu führen. Zumindest jetzt noch nicht. Und ich bezweifle, dass sich dieser Umstand innerhalb absehbarer Zeit ändern wird. Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll, abgesehen davon, dass ich wohl ein ziemlicher Narr bin, was?“
Schneller als Saphira diese Sätze verarbeiten und bewusst darauf reagieren konnte, hatte ihr Selbstschutzmechanismus die Oberhand zurückerlangt. Etwas, das ihr seit Ewigkeiten nicht mehr recht hatte gelingen wollen, funktionierte nun auf unerklärliche Weise wie von selbst. Die Rolle der Schauspielerin war ihr früher so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie oftmals selbst nicht in der Lage gewesen war, zwischen Wahrheit und Lüge zu differenzieren. Im vergangenen Jahr jedoch hatte sie sich dieser Fähigkeit vollkommen enthoben gefühlt. Weshalb sie gerade jetzt in dieses Verhaltensmuster zurückfiel, vermochte die junge Hexe nicht zu erklären.
„Da bin ich beruhigt“, lachte sie scheinbar erleichtert und schenkte Augustus ein breites, unehrliches Lächeln, das allerdings echt genug wirkte, um ihn hinters Licht zu führen. Er wollte es glauben, gab sich viel lieber mit der Annahme zufrieden, seine Befürchtungen wären unberechtigt, als sich mit der Tatsache konfrontiert zu sehen, der jungen Black das Herz gebrochen zu haben.
„Schön, dass wir uns einig sind, Gus. Mach dir keine Gedanken, es gibt nichts zu bereuen. Die Zeit war wunderschön, aber wir wussten, dass es nur von kurzweiliger Dauer sein würde, nicht wahr?“
Die Lüge ging ihr zu leicht über die Lippen. Wie sie es schaffte, heiter und sorglos zu wirken, vor Hyperaktivität und guter Laune nahezu überzusprudeln, war ihr ein Rätsel, doch etwas in Saphira wollte die Verletzung nicht zulassen, ihr nicht zugestehen, Liebeskummer zu empfinden.
Augustus nickte schwach und küsste sie sacht auf die Stirn. Er verdrängte seine Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit und hoffte inständig auf einen guten Ausgang aus dieser unsäglich dummen Lage, an welcher er selbst einen beachtlichen Teil der Schuld trug.
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Viel zu rasch wandelte sich Saphiras emotionaler Hunger in physischen, alles lief so verflucht automatisiert ab, wirkte unwirklich und grotesk. Beinahe kam es der jungen Black vor, als nähme sie überhaupt nicht mehr an ihrem eigenen Leben teil. Sie stand völlig neben sich - wie ein stummer Beobachter, der den Witz nicht kapierte.
Was war nur falsch mit ihr? Warum war sie schlicht und ergreifend nicht fähig, irgendetwas für sich selbst zu entscheiden?
Augustus lag mehr als richtig mit seiner Behauptung: Ihr Selbstbild war definitiv vollkommen abhängig von ihrer Umwelt und den Idealen anderer Menschen, an die Saphira sich haltsuchend klammerte. Menschen, die ihr Vorbild und Abschreckung zugleich waren, welche sie verehrte und verdammte, die sie an sich binden und für sich vereinnahmen wollte, während sie ihre Nähe eigentlich fürchtete.
Existierte sie überhaupt noch, wenn sie auf sich alleine gestellt war? Welchen Wertvorstellungen würde sie dann folgen? Wer bei Salazar war eigentlich diese Saphira Black? Besaß sie überhaupt eine eigenständige Persönlichkeit oder war sie schlichtweg … schlichtweg … eine leere Hülle, die andere Menschen nach Belieben füllen?
Es war Dracos Stimme, welche diesen Satz in ihrem Kopf beendete … Etwas, das er ihr vorgehalten hatte, noch ehe sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. War er am Ende doch nicht so blind und unwissend gewesen?
Erschrocken ob dieser Erinnerung hielt Saphira in der Bewegung inne und starrte auf die Strumpfhose in ihren Händen, als wüsste sie nicht, was sie damit anstellen sollte.
„Systemabsturz?“, witzelte Augustus neben ihr, woraufhin Saphira benommen die Schultern zuckte und in Zeitlupe damit fortfuhr, sich anzuziehen.
Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr hören. Du wiederholst immer nur die Dinge, die andere gesagt haben, sprichst davon, was das Vernünftigste ist... Aber was denkst du?
Konnte es wahr sein? Hatte Draco sie damals wirklich so genau beobachtet, um eine derartige Feststellung machen zu können? Oder spann sich ihr Gehirn nur etwas zusammen und verfälschte die realen Geschehnisse, um die Welt ein bisschen rosiger darzustellen als sie in Wirklichkeit war?
Ich möchte dir nicht zu nahe treten, ich frage mich lediglich, ob du auch eine eigene Meinung hast, oder ob dein Kopf so voll ist mit Vorschriften, Anstandsregeln und Traditionen -
Nein! Das klang verdammt nochmal überhaupt nicht nach Draco. Dennoch hallten die Worte so klar in ihrem Gedächtnis nach, als hätte er sie eben erst ausgesprochen.
Ich wüsste gerne, wer du wirklich bist.
Das reichte. Es wurde zu viel, zu emotional und bedeutungsschwer … Was brachte es schon, sich weiter in die nebligen Erinnerungen vergangener Tage hineinzusteigern? Und wenn schon … Selbst wenn Draco mehr begriffen, sie besser verstanden hatte, als Saphira es annahm … Was machte das jetzt noch für einen Unterschied?
Was geschehen war, war geschehen.
Es wurde allmählich Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Nur so schuf sie sich die Möglichkeit, wieder nach vorne zu blicken.
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Um sich nicht weiter mit diesem Thema zu befassen schlug Saphira vor, gemeinsam zu kochen. Eine Idee, der Augustus sich erfreut anschloss, denn er missdeutete ihren wieder erwachten Appetit als positives Zeichen. Wer könnte es ihm verdenken? Angesichts ihrer äußerst glaubhaft dargestellten Fröhlichkeit erschien diese Annahme nur logisch.
In Wahrheit jedoch fiel es dem Heiler in Ausbildung zunehmend schwerer, die Freundin zu durchschauen, da er jedwede professionelle Distanz zu ihr längst verloren hatte. Diese Tatsache sollte er leider viel zu spät erkennen.
Zunächst erschien es Saphira, als fände sie im gemütlichen Beisammensein und der gemeinschaftlich eingenommenen Mahlzeit die ersehnte Ablenkung, doch mit dem zunächst angenehm wärmenden und energiespendenden Gefühl eines vollen Magens wuchs auch der seelische Schmerz, wurde greifbarer, realer, ließ sich nicht länger ignorieren. Erst jetzt wurde der jungen Black gewahr, wie sehr sie sich in den Wunsch hineingesteigert hatte, von Augustus geliebt zu werden, dem einzigen Menschen, der nahezu alle Abgründe ihrer Persönlichkeit kannte und sich davon trotzdem nicht abgeschreckt fühlte, sie nicht vorverurteilte, sondern zu verstehen versuchte.
Dennoch hörte sie nicht auf zu essen, wollte die Leere in ihrem Herzen füllen, sich warm, behaglich und voll(ständig) fühlen, nicht länger in Trauer erstarrt und von der Realität isoliert leben.
Sobald sie jedoch satt war, wünschte Saphira sich nichts sehnlicher, als das bohrende Hungergefühl zurückzuerlangen, das die negativen Emotionen übertünchte. Solange der körperliche Schmerz dem psychischen überlegen war, musste sie nicht traurig sein und konnte ihren Fokus auf andere Dinge legen.
Blind vor Verzweiflung sah das Mädchen keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis, war taub für jeden klugen Ratschlag, glaubte nicht an sich selbst, nicht daran, dass sie jemals die Kraft dazu würde aufbringen können, ihre Sucht zu bekämpfen, sich den Ängsten zu stellen und gestärkt aus dieser düsteren Zeit hervorzugehen.
Deshalb folgte sie inzwischen ganz selbstverständlich ihrem Instinkt und wehrte sich nicht länger gegen das zur natürlichsten Sache der Welt gewordene Verlangen, die Nahrung wieder loszuwerden.
Unter dem Vorwand, duschen zu gehen, verschwand Saphira im Badezimmer, drehte den Wasserhahn bis zum Anschlag auf und übergab sich geräuschlos, ehe sie unter das warm auf ihre Haut niederprasselnde Wasser stieg.
Trotz allem hatte sich etwas in ihr verändert.
Kotzen war zur Notwendigkeit geworden, aber das vertraute Hochgefühl, den eigenen Körper, sich selbst und den Rest der Welt hinters Licht geführt zu haben, wurde immer schwächer und erinnerte sie jäh an die seltsamen Anfänge, die frühkindlichen, naiven Einstiege in diesen berauschenden, süchtig und vor allem krank machenden Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien.
Saphira liebte und hasste die Bulimie gleichermaßen, verzehrte sich wahnhaft leidenschaftlich nach der gesellschaftlich sanktionierteren Magersucht, der Askese und Kontrolle, denn die Angst vor dem verdammten Fressen und Kotzen wurde immer größer. Dieses Verhalten schadete ihrem Körper auf solch eindrucksvollere Weise (als die Anorexie), raubte ihr jedwede Kraft und verwandelte ihr Leben in eine emotionale Achterbahnfahrt.
Obwohl es das Naheliegendste wäre, wusste Saphira plötzlich wieder ganz genau, dass ihr Hineinschlittern in die Krankheit rein gar nichts mit dem Wunsch zu tun gehabt hatte, dünner zu werden. Damals, als sie den Begriff Kalorien nicht einmal kannte, lange bevor sie bewusst auf einer Waage gestanden hatte, vor unzählbar vielen Jahren, waren ihre Bestrebungen gänzlich anderer Natur gewesen.
Die Bulimie hatte ihr bereits zweimal im Leben einen ungeheuren Schrecken eingejagt, und weshalb dieses unheilvolle Gefühl gerade jetzt zurückkehrte, warum die Angst vor nichts und wieder nichts sie in diesem Augenblick zerfraß, begriff die junge Hexe nicht.
Von der plötzlichen Erkenntnis überrumpelt klammerte sie sich mit wackligen Knien an die Armatur der Duschkabine. Die Wassertemperatur war viel zu heiß, sodass Saphira sich fast die Haut verbrühte, während sie ihren Körper mit Unmengen an Duschgel schrubbte; aber weder Schuldgefühle noch die undefinierbare Panik vor der finsteren Kreatur (die in ihrer Seele lauerte, nur den rechten Augenblick abwartete, um die letzte Black mit Haut und Haar zu verschlingen) ließen sich abwaschen.
Als sie aus der Dusche stieg war ihr furchtbar schwindelig, weshalb Saphira sich gegen den Badezimmerschrank lehnte, um beim Abtrocknen nicht umzukippen. Sie rieb mit dem Handtuch über das verquollene Gesicht und hielt plötzlich inne. Prüfend hob sie die rechte Hand unter die Nase und runzelte genervt die Stirn, bevor sie das Handtuch fallen ließ und sich zum Waschbecken begab. Doch es spielte keine Rolle, wie fanatisch sie ihre Finger reinigte, der Geruch nach Erbrochenem haftete an ihr wie ein Dauerklebefluch.
Inständig hoffend, dass sie sich dies nur einbildete, richtete sie ihr Gesicht mit kühlem Wasser und etwas Make-up wieder her und kehrte zu Augustus zurück.
Aufgedreht. Überwach. Manisch und hyperaktiv vor unterdrückter Angst.
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Allen Erfahrungen aus dem St. Mungo zum Trotz entzog es sich Augustus` Vorstellungsvermögen, dass Saphira gleichzeitig dermaßen positiv gestimmt, voller Energie und guter Laune sein konnte und sich dennoch diese schrecklichen Dinge antat. Er begriff noch nicht, wie sehr die eine Leidenschaft die andere bedingte. Im Gegensatz zur Magersucht erkennen sowohl die Bulimie als auch der Sex den Körper als bedürftiges Wesen an. Doch anstatt sich diesen natürlichen Bedürfnissen auf normale Art zu nähern, sie in angemessenem Tempo zu erkunden und zu stillen, gierte Saphira nach ungesunder, geradezu verstörender Intensität der Empfindungen, steigerte sich in die suchtbedingte Euphorie hinein und verwandelte somit auch das zunächst angenehm erregende Erlebnis von Sex in einen Akt der Selbstzerstörung.
Auf die Frage, was sie nun zu tun gedachte, ob sie der Familie tatsächlich entfliehen und möglicherweise Andromeda zu Rate ziehen wollte, reagierte Saphira ausweichend. Das entschiede sie morgen, sagte die junge Black, nicht ahnend, dass sie sich dieser Wahlmöglichkeit noch in jener Nacht selbst berauben sollte, da sie gefangen in den todbringenden Fesseln ihrer Störung dieselben Fehler ein weiteres Mal beging.
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Was genau ihn geweckt hatte, wusste Augustus nicht, doch als er spätnachts die Augen aufschlug und Saphiras Abwesenheit bemerkte, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Zwar hatte er nicht die geringste Ahnung davon, womit Saphira den vergangenen Tag direkt vor seinen Augen in Wahrheit zugebracht hatte, doch unterschwellig war dem jungen Heiler ihre wechselhafte, unnormale Stimmung nicht gänzlich entgangen. Nur dominierte der Fakt, dass er dies schlicht und ergreifend nicht hatte wahrhaben wollen, und verschleierte seine bewusste Wahrnehmung. Bis jetzt.
Ein schmaler Lichtschein fiel durch den Spalt der angelehnten Schlafzimmertüre und da die Glühbirne im Flur gestern Abend den Geist aufgegeben hatte, konnte es sich nur um die Küchenlampe handeln.
Verschlafen erhob er sich, um nach dem Rechten zu sehen, und blieb wie angewurzelt vor der sperrangelweit geöffneten Küchentüre stehen. Das heillose Durcheinander darin sprach Bände von Verzweiflung und unüberwindbarer psychischer Dissonanzen, enthüllte, was er längst hätte durchschauen müssen und holte ihn schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück.
Er hätte es wissen müssen.
Ein Poltern, das aus dem Bad erklang, ließ Augustus zusammenschrecken und seinen Blick unverzüglich von dem Massaker seiner Essensvorräte abwenden. Raschen Schrittes durchquerte er den dunklen Flur und hämmerte mit der Faust gegen die Türe.
„Saphira?“, rief der unter Schock stehende junge Mann und klopfte ein weiteres Mal, da es auf der anderen Seite urplötzlich mucksmäuschenstill geworden war.
„Mach die Tür auf, oder ich tue es“, mahnte er sie mit bebender Stimme, während er versuchte, trotz Zorn über seine eigene Blindheit und Sorge um Saphira einen kühlen Kopf zu bewahren.
„Sofort!“, fügte er drängend hinzu, schloss die Augen und atmete tief durch, während er auf eine Reaktion wartete, doch nichts geschah. Er legte ein Ohr an das kühle Holz, vernahm jedoch kein Lebenszeichen von ihr.
„Ich komme jetzt rein!“, zischte er warnend und drückte die Klinke hinunter, aber die Türe blieb verschlossen.
„Verdammte Scheiße!“
Hektisch rannte Augustus ins Wohnzimmer und wühlte unter dem Berg an Notizblättern und Lehrbüchern nach seinem Zauberstab, den er schlussendlich auf dem Sessel daneben fand.
Noch einmal forderte er sie auf, freiwillig herauszukommen, ehe er mit dem Zauberstab viel zu heftig auf das Schloss klopfte, das daraufhin vollständig aus der Vorrichtung herausbrach und klappernd zu Boden fiel.
Mit wild pochendem Herzen stieß er die Türe auf, doch was er daraufhin zu sehen bekam, überstieg seine ärgsten Vorahnungen. Insgeheim hatte er gehofft, die junge Black schäme sich nur zu sehr, um ihn hineinzulassen und würde versuchen, die Spuren ihres Vergehens zu beseitigen, bevor er sie erwischte. Leider lag er in diesem Punkt falsch.
„Phia“, keuchte er, durchquerte den Raum mit zwei großen Schritten und kniete sich neben die am Boden kauernde Gestalt. Saphiras Gesicht, Hände, Hals und Dekolleté waren mit einem Gemisch aus Blut und Erbrochenem bedeckt.
Hämatemesis.
Röchelnd rang sie nach Luft und ihr kleiner Körper zitterte unkontrollierbar, während ihre Augenlider sich schwach flatternd öffneten und schlossen. Ob sie überhaupt bei Bewusstsein war, vermochte Augustus nicht zu sagen.
„Saphira, hörst du mich? Mach die Augen auf, Phia!“
Um sie wachzurütteln schlug er behutsam gegen ihre Wange und achtete - als sie sich endlich regte - sorgsam darauf, dass sie den Kopf unten hielt, damit die Flüssigkeiten nicht in ihre Lunge gelangten.
Benommen blinzelte Saphira und versuchte scharfe Konturen zu erkennen, doch alles blieb hinter einem undeutlichen, bunten Schleier verborgen. Aus unendlich weiter Ferne drang Augustus` Stimme an ihr Ohr. Etwas oder jemand hielt sie fest, schüttelte sie und schließlich … schließlich tauchte sie wieder in die Dunkelheit ein, wurde umhüllt von bodenloser Schwärze und ließ sich ins Nichts fallen.
„Saphira!“, eindringlich redete Augustus auf sie ein, griff hinter dem Rücken nach einem Handtuch und wischte die gröbsten Verunreinigungen von ihrem Gesicht. Das Blut war eher rot als schwarz, was darauf schließen ließ, dass es kaum mit Magensäure in Berührung gekommen war und daher aus der Speiseröhre stammen musste.
Ösophagusvarize … Verletzung einer Speiseröhren-Krampfader.
Mallory-Weiss-Syndrom … Einrisse in den inneren Schleimhäuten der Speiseröhre.
Oder im schlimmsten Falle das Boerhaave-Syndrom, totale Ösophagusperforation. Ein Durchbruch der Speiseröhre, an dem die Patientin Amy vor weniger als einem Jahr gestorben war.
Unzählige nutzlose Fachbegriffe schossen dem Lernheiler durch den Kopf und trieben ihn schier in den Wahnsinn. Was zum Teufel nützte ihm dieses Wissen? Wozu dem Dilemma einen Namen geben? Das machte es verdammt nochmal nicht besser!
„Sieh mich an“, flehte er mit erstickter Stimme und spürte wie ihre Hand nach ihm tastete, sich schwach um seine Schulter zu schließen mühte, jedoch abrutschte und schlaff zurück neben ihren flach atmenden Körper glitt.
„Gu-us“, stöhnte Saphira kaum vernehmbar und der Dunkelhaarige half ihr, sich aufzurichten.
In seinem Kopf drehte sich alles, kein klarer Gedanke wollte sich manifestieren und ihm sagen, was nun zu tun war. Augustus war von der Angst um die Freundin wie gelähmt, reagierte zu langsam, konnte sich nicht konzentrieren, geschweige denn mit all dem, was er während seiner Ausbildung gelernt und bei zahllosen anderen Patienten bereits umgesetzt hatte, etwas anfangen.
Dass er nun in Panik verfiel, hatte Augustus sich selbst zuzuschreiben, und in exakt diesem Augenblick begriff er zum ersten Mal wahrhaftig, weshalb man keine zu persönliche und emotionale Bindung gegenüber einem Patienten aufbauen durfte.
Es funktionierte nicht. Seine Emotionen beherrschten ihn, waren stärker als sein Verstand und gaben den Weg frei für Fehlentscheidungen und absolute Hilflosigkeit.
„Kannst du aufstehen?“, fragte er und legte ihr stützend einen Arm um die Taille, als Saphira ein Nicken andeutete, „Kein Problem“, nuschelte und sich an ihm hochzog. Sofort klappten ihre Beine unter dem Gewicht ihres Körpers weg, doch Augustus hatte sie fest im Griff und verhinderte ein Hinfallen.
„M-Mein Herz fühlt sich so komisch an“, hauchte die Blonde, hustete und spuckte eine bedenkliche Menge Blut, während Augustus sie in den Flur bugsierte und nach seinem Zauberstab langte, den er nach dem Öffnen der Türe fallen gelassen hatte.
Mit einem stummen Stoßgebet dankte er Merlin, Gott, Salazar und wem auch immer dafür, dass Tonks aufgrund eines Notfalles im Aurorenbüro ihre Vereinbarung, einen Apparierschutz über seine Wohnung zu legen, letzte Woche nicht hatte einhalten können.
„Sh, alles wird gut, Phia“, versicherte er ihr in bemüht ruhiger Tonlage und drückte ihren bebenden Körper an sich. „Halt dich so fest wie du kannst und lass die Augen zu. Es wird gleich besser, das verspreche ich dir. Hab keine Angst.“
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Benommen starrt Saphira auf die blütenweiße Bettdecke, die ihren Körper regelrecht unter sich zu begraben scheint. Sie versucht zu schlucken, um den widerlichen Druck in ihrem Hals zu vertreiben, doch es hilft nicht.
Schwer ausatmend vergräbt die junge Hexe den Kopf in ihren Händen und reibt sich die pochenden Schläfen, während sie allmählich zu begreifen beginnt, was mit ihr geschehen ist und wo sie sich befindet.
Ihr fehlt jede Relation. Sie hat nicht die geringste Ahnung, wie viel Zeit zwischen damals und jetzt vergangen ist, was jetzt überhaupt bedeutet, angesichts der Tatsache, dass sie andauernd einschläft und die Lichtverhältnisse im fensterlosen Zimmer unverändert bleiben. Saphira kennt diesen Raum nur allzu gut, denn sie war schon einmal hier. Vor endlos langer Zeit, die viel zu rasch vergangen ist - oder nicht rasch genug?
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Wie ihr hoffentlich bemerkt habt, wiederholt der letzte Absatz einen Teil des Anfanges. Dadurch sollte deutlich werden, wie der Anfang gemeint war.
Hat es funktioniert? Also, hat das jeder im Nachhinein verstanden?
Falls nicht, teilt es mir bitte mit ;)
Kapitelvorschau: Tja, also wie es ausschaut … kommen wir dann erstmal zu einem recht amüsanten (meines Erachtens) 20 Jahre später - Kapitel, das ihr gerne mit den wildesten Theorien deuten dürft (glaubt mir, die Wahrheit IST ziemlich abwegig und grenzwertig, daher scheut euch nicht, Spekulationen zu äußern, und mögen sie euch noch so absurd vorkommen, ich freue mich über jede Idee, aber dazu vor dem nächsten Kapitel mehr).
Anschließend werden wir mal sehen, wie es im St. Mungo mit Saphira weiterging. Was sie aus diesem Erlebnis gemacht hat, wie ihre Familie darauf reagiert, wer einen Fehler begeht und wer unerwartet kraftspendend wirkt. Die Verhältnisse werden sich etwas verschieben …
Und Draco darf auch noch einmal durchs Bild laufen. Aber dann … endlich … Bellatrix!
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch