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Fanfiction

Slytherin Hearts - In den Ruinen unserer Träume

von SaphiraMalfoy

Ich habe Fudges Aussage aus Band 6, dass die Dementoren Askaban verlassen haben, ignoriert. Das hätte meine ganze düstere Stimmung versaut.


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Raue Seeluft peitscht meterhohe Wellen gegen die aus dem Meer emporragenden Felsen, welche schon von Weitem an die düsteren Silhouetten der Dementoren erinnern. Gefährliche Strudel und die unendliche Entfernung zum Festland machen eine Flucht unmöglich, jedoch gehen Gerüchte um... Gerüchte, die besagen, es habe Insassen gegeben, die sich in ihrer grenzenlosen Verzweiflung einen Weg über die schwarzen Felsmauern bahnten, nur um sich in die Tiefe des wogenden Gewässers zu stürzen, weil ihnen der eigene Tod erträglicher erschien, als die lebenslange Haft in diesem trostlosen Gemäuer.
Das gespenstische Tosen des Windes und die eisige Kälte lassen Narzissa Malfoy, die, mittels eines Portschlüssels, zusammen mit einem Beamten des Ministeriums, nach Askaban gereist ist, vor Angst erschaudern. Tief schwarze Nacht umhüllt die bedrohliche Festung fernab der Zivilisation, hunderte Kilometer von London entfernt im atlantischen Ozean. Hier scheinen andere Naturgewalten zu herrschen, die warmen Strahlen der Sonne sind nicht in der Lage, den dichten Nebel zu durchdringen, der das Gefängnis in gespenstische Dunkelheit taucht.

An der Seite des einzigen, menschlichen Gefängniswärters, der die selten gestatteten Besuche regelt, bahnt Narzissa sich ihren Weg durch die labyrinthartigen Gänge aus scharfkantigem Gestein, das nur äußerst grob bearbeitet und zu einem komplexen Gebilde aus engen Gängen und winzigen, meist fensterlosen Zellen mit rostigen Gittern als Türen, geformt wurde.
Vor etlichen Jahren war sie schon einmal hier gewesen, kurz nachdem man Bellatrix gefangen genommen und für vierzehn unendlich lange Jahre weggesperrt hatte, doch es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, dass sie die Verzweiflung gespürt hatte und von der niederschmetternden Trauer übermannt worden war, welche die Dementoren in ihr auslösten.
Es darf nicht die Oberhand gewinnen. Reiß dich zusammen, verflucht nochmal! Du bist wegen Lucius hier. Lucius, deinem Ehemann, und es spielt keine Rolle, was er getan hat. Du musst jetzt stark sein, ihm eine Stütze, ein Trost, ruft die blonde Frau sich gedanklich zur Vernunft. Selbst stundenlanges Überschminken der tiefen Augenringe, eine aufwendige Frisur und ihr bester Umhang können nicht darüber hinwegtäuschen, dass von der eleganten, hochnäsigen Mrs. Malfoy kaum noch etwas übrig geblieben ist. Ihr Stolz wurde gebrochen, das persönliche Leid gräbt sich unverkennbar in jede einzelne Falte ihres Gesichtes, das nicht mehr ist, als ein Schatten ihrer früheren Schönheit.
Nach einem schier endlosen Weg erreicht Narzissa schließlich den Besucherraum, der in der Mitte durch ein schweres Eisengitter geteilt ist. Auf ihrer Seite der Zelle bleibt der Ministeriumsbeamte am türlosen Durchgang stehen, verschränkt die Arme vor der Brust und nickt einem der Dementoren auf der anderen Seite zu, der mit rasselndem Atem ein quietschendes Gitter beiseiteschiebt. Herein kommt, flankiert von zwei weiteren, alle Hoffnung vernichtenden Dementoren, ein gebrochener Mensch. Lucius Malfoy trägt noch immer den schwarzen Todesserumhang, in dem man ihn verhaftet hatte. Sein Haar hängt ihm in schmutzigen Strähnen um das eingefallene, nun bärtige Gesicht und der früher einmal gut gebaute Mann ist erschreckend abgemagert, kaum noch wiederzuerkennen.

„Lucius“, haucht Narzissa und tritt so nahe an die Gitterstäbe heran, dass sie in der bitteren Verzweiflung, welche die Wächter Askabans ausstrahlen, zu ertrinken droht. Nur der Anblick ihres geliebten Ehemannes kann sie davor bewahren, die Fassung zu verlieren und hemmungslos weinend zusammenzubrechen. Den Kopf gesenkt bleibt er einen Meter von ihr entfernt stehen, wagt es nicht, ihr in die Augen zu sehen und starrt stattdessen auf den Boden zu seinen Füßen, die in durchgelaufenen, zerschlissenen Schuhen stecken. In diesem Moment wünscht er sich, seine Frau wäre nie hier erschienen, so sehr schämt er sich dessen, was aus ihm geworden ist.
„Komm her“, fleht sie ihren Gatten an und versucht, sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen „Bitte.“
Langsam aber sicher nähert auch er sich der eisernen Trennwand und als ihn nur noch gut ein halber Meter von ihr trennt, streckt die Blonde ihren Arm durch das Gitter und greift nach seiner Hand. Sie ist eiskalt und absolut reglos. Im Gegensatz zu Narzissa zittert Lucius nicht im Geringsten, schon lange laufen ihm keine Schauer mehr über den Rücken. Er spürt kaum mehr den Wind, der scharf durch die groben Felsen pfeift, und auch die erbarmungslose Hoffnungslosigkeit ist längst ein Teil von ihm geworden, treibt ihn nicht länger in tiefe Verzweiflung, denn sie ist brutale Alltäglichkeit. Doch der klammernde Griff von Narzissas Fingern, die sich fest um sein Handgelenk geschlossen haben, und der intensive Blick, voll inbrünstiger Trauer mit dem ihre unendlich strahlend blauen Augen ihn zu durchbohren scheinen, erweckt ihn wieder zum Leben. Das totgeglaubte Herz schlägt ihm plötzlich bis zum Hals, pumpt warmes Blut durch seinen Körper und pocht beinahe schmerzhaft gegen seinen Brustkorb, als wolle es herausspringen. Alle mühsam unterdrückten Gefühle strömen nun auf ihn ein, durchfluten seine Gedanken. Übermannt von der unendlichen Sehnsucht nach seinem alten Leben, seiner Frau, seinem Sohn, würde Lucius am liebsten laut aufschreien, aber er bleibt ganz ruhig; die Vernunft sagt ihm, dass er keine einzige der wertvollen Minuten, die er mit seiner Frau verbringen darf, für einen emotionalen Ausbruch aufs Spiel setzen sollte.

„Wie geht es dir?“, fragt Narzissa, weil sie nicht weiß, was sie sonst sagen soll und bereut es sofort.
„Gut.“ Lucius` Stimme klingt rau und alt, als habe er sie seit Ewigkeiten nicht mehr gebraucht, was der Wahrheit vermutlich sehr nahe kommt.
„Du kannst mir nichts vormachen, Lucius. Sieh dich doch nur an...“
„Das spielt keine Rolle, Narzissa. Wo ich mich derzeit befinde, steht das Leben still. Es gibt weder Tag noch Nacht, keinen Anfang und kein Ende. Nichts, von dem ich dir berichten könnte, außer den nie enden wollenden Schuldgefühlen. Es tut mir so leid. Alles, was ich gesagt und getan habe, war falsch. Ich war ein solcher Narr!“ Seine unnatürlich verzerrte Miene zeugt von der Aufrichtigkeit seiner Worte.
„Aber sag, wie geht es euch? Verkraftet Draco diese Schmach?“ Noch ehe Narzissa auch nur die Lippen öffnen kann, um ihm zu antworten, legt Lucius eine bebende Hand auf ihren Bauch und fragt sehr leise und von Reue erfüllt:
„Ist mit unserem Kind alles in Ordnung?“ Es ist dieser eine Satz, der Narzissa die Beherrschung kostet, sie innerlich zerreißt. Die Hand vor den Mund gepresst, kann sie ein deutlich vernehmbares Aufschluchzen nicht mehr verhindern, während sie sich gepeinigt von ihrem Mann abwendet und hilflos den Kopf schüttelt.
„Zissy! Was ist passiert?“, verlangt Lucius zu erfahren und umklammert fest ihr Handgelenk, um zu verhindern, dass sie vor ihm zurückweicht.
„Ich... ich...“ Die grausame Wahrheit bleibt ihr im Halse stecken. Lucius, der mit seinen kalten Fingern sacht über ihren Unterarm streichelt, drängt sie nicht, scheint zu verstehen und will es trotzdem aus ihrem Munde hören, Gewissheit haben. Es dauert Minuten, bis sie den schier unaufhaltsamen Tränenfluss unterbrechen kann und ihr wieder ein verständlicher Laut über die Lippen kommt.
„Es ist tot, Lucius. Ich habe es in der Nacht deiner Verhaftung verloren.“ Ohne ihn anzusehen, holt sie tief Luft und spricht den Vorwurf aus, der ihr seit Wochen auf der Seele brennt.
„Das Problem wäre damit erledigt. So oder so. Du hast deinen Willen bekommen.“
„Es tut mir leid, ich wünschte mir von ganzem Herzen, es wäre anders gekommen“, flüstert Lucius mit erstickter Stimme und bevor Narzissa, die empört zu ihm aufblickt, seine Worte Lügen strafen kann, verschränkt Lucius seine Finger fest mit ihren, und fährt eindringlich fort. Auf keinen Fall darf sie gehen, ohne seinen Erklärungen Gehör geschenkt zu haben!
„Glaub mir, Zissa, ich hatte viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn Zeit ist das einzige, was man hier im Überfluss hat, und es hat mich nicht losgelassen. In diesen Mauern nicht den Verstand zu verlieren ist eine wahre Kunst, doch der Gedanke daran, wieder mit dir und Draco vereint sein zu können, meine Familie zurück zu bekommen, hat mich aufrecht gehalten. Immer wieder habe ich mir dein wunderschönes Gesicht in Erinnerung gerufen und dann fiel mir alles wieder ein... Wie glücklich du warst, als wir Draco bekamen und wie vollkommen unser Leben damals gewesen ist. Das war die beste Zeit unserer Ehe und ich würde alles darum geben, dich wieder so fröhlich sehen zu können. Ich habe mir vorgestellt, dass du unser Kind bekommen wirst und dass ich eines Tages ein freier Mann sein werde. Der Mann, den du dir immer gewünscht hast, Zissy, der für seine Familie da ist und sich um sie kümmert.“ Mit zittrigen Fingern fährt er sich durch die dreckigen Haare und bemüht sich darum, Fassung zu bewahren.
„Aber versteh` mich nicht falsch, ich bin nicht böse darüber, dass du es verloren hast... Die Heiler haben es gewusst und noch Schlimmeres prognostiziert. Ich bin wirklich erleichtert, dass sie damit nicht Recht behalten haben, dass du unversehrt bist, denn woher sollte ich noch die Kraft nehmen, das alles durchzustehen, wenn du nicht mehr bei mir bist?“

Von ihren unbändigen Gefühlen übermannt, lehnt Narzissa ihren Kopf gegen die kühlen Gitterstäbe, die das Ehepaar voneinander trennen, und Lucius tut es ihr gleich, sodass seine Stirn die ihre berührt und er die angenehme Wärme ihrer Haut spüren kann.
„Ich liebe dich“, haucht sie und als er in die blauen Augen seiner Frau blickt, verschwindet das Gefängnis für einen sagenhaft schönen Moment aus seinen Gedanken. Da ist nur noch seine geliebte Narzissa, die trotz seiner zahllosen Fehler noch immer zu ihm hält und ihn nicht aufgegeben hat.
„Weiß Draco davon?“, fragt Lucius, um das Schweigen zu brechen und so lange wie möglich ihre Stimme zu hören, sie sich einprägen zu können für die nächsten Wochen, Monate, oder gar Jahre, die er ohne sie leben muss.
„Ja.“ Narzissa nickt traurig und wird sich augenblicklich wieder der misslichen Lage bewusst, in der ihr einziger Sohn sich befindet.
„Oh Lucius, ich muss dir etwas sagen, aber...“, beginnt sie und überlegt fieberhaft, wie sie es anstellen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, von den Wärtern belauscht zu werden.
„Ich weiß gar nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt“, sagt sie mehr zu sich selbst, als zu ihrem Mann, und erhält prompt eine Antwort von dem Ministeriumsbeamten, die davon zeugt, dass er jedem ihrer Worte genauestens folgt.
„Eine Viertelstunde.“ Erschrocken wenden sich Mr. und Mrs. Malfoy zu ihm um und noch während Lucius wütend die Zähne aufeinander presst und etwas murmelt, das nach „Privatsphäre“ klingt, fällt Narzissa die Lösung für ihr Problem ein.
„Sieh` mich an, Lucius“, wispert sie eindringlich und richtet ihre Augen konzentriert auf sein fahles Gesicht.
„Erinnerst du dich an die furchtbaren Familienfeste mit unseren Eltern und Großeltern, bei denen wir nicht nebeneinander sitzen und uns nicht alleine unterhalten durften, weil wir uns anständig benehmen sollten, nicht verheiratet waren, zu jung und so weiter?“, flüstert sie und lächelt dabei fast.
„Natürlich, wie könnte ich das vergessen? Es war nicht nur nervig, sondern auch in sich widersprüchlich, da es für unsere Eltern längst beschlossene Sache war, dass wir nach der Schule heiraten würden“, erwidert Lucius stirnrunzelnd, versteht jedoch nicht wirklich, weshalb sie gerade jetzt darauf zu sprechen kommt.
„Das hat uns aber nicht davon abgehalten, heimlich miteinander zu kommunizieren, weißt du noch?“, fügt Narzissa hinzu, um Lucius` Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
„Oh, ja...“ Sofort hellt sich sein Gesicht auf, als er begreift, worauf sie hinaus will. Diese ausgesprochen hilfreiche, wenn auch tückische Art, sich dem anderen wortlos mitzuteilen, war aus einem seiner verzweifelten Versuche entsprungen, die unnahbare Narzissa Black endlich für sich zu gewinnen.

Gemeinsam mit seinen Schulfreunden hatte er damals in den Freistunden mit verschiedenen Zaubern experimentiert, sich selbst schwarzmagische Flüche beigebracht, aber auch Legilimentik und Okklumentik, woraus irgendwann die Idee entstand, dass es doch auch möglich sein musste, Okklumentik umgekehrt anzuwenden. Wenn man seinen Geist vor Angriffen verschließen konnte, würde man ihn mit Sicherheit auch für eine bestimmte Person öffnen können, um jemandem gezielt Einblick in sein Innerstes zu verschaffen. Da jedoch weder Severus noch Avery sonderlich scharf darauf gewesen waren, ihm ihre Gedanken zu offenbaren, hatte er sich jemand anderen suchen müssen, um diese Theorie zu überprüfen, und wer kam besser in Frage, als das Mädchen, dem er sowieso seine Gefühle gestehen wollte? Es hatte ihn stundenlange Überredungskunst und all seinen Malfoy-Charme gekostet, sie davon zu überzeugen, dass er sich keinen üblen Scherz mit ihr erlauben wollte, doch es hatte sich gelohnt. Plötzlich verbrachten sie ganze Nachmittage zusammen, an denen Lucius sie immer mehr zu schätzen lernte, nicht mehr nur ihre Herkunft als seiner ebenbürtig empfand und von ihrer makellosen Schönheit geblendet war, sondern sich wahrhaft in Narzissa verliebte. Trotzdem wäre schließlich beinahe alles umsonst gewesen, da Narzissa anfing, sich von ihm zu distanzieren und ihn irgendwann gar nicht mehr treffen wollte, obwohl es zuvor prima zwischen ihnen gelaufen war, sie sogar heftig miteinander geflirtet hatten. Als er merkte, dass Narzissa ihre Freundschaft vollkommen aufgeben wollte, setzte Lucius alles auf eine Karte, fing sie alleine ab und sprach endlich aus, was ihn seit fast einem Jahr den Schlaf raubte, ihn kaum an etwas anderes denken ließ:
„Ich liebe dich, Narzissa Black, bitte gib mir eine Chance!“, hatte er das schlechtgelaunte Mädchen, das deutlich machte, wie wenig begeistert es davon war, mit ihm zu reden, nahezu angefleht. Von einer Sekunde auf die andere strahlte sie ihn jedoch so verzückt an, wie nie zuvor und musste sogar ein wenig lachen.
„Was ist so komisch daran?“, zischte er gereizt und fühlte sich unheimlich in seinem Stolz verletzt, dass er sich wünschte, es ihr niemals gesagt zu haben.
„Nein, Lucius... Tust du das wirklich?“, hakte die Blonde nach und kicherte leise, was den jungen Malfoy wütend machte.
„Vergiss es!“ Mit wehendem Umhang rauschte er an ihr vorbei, den ersten Liebeskummer seines Lebens am ganzen Leib spürend.
„He, Lucius! Warte!“, rief Narzissa ihm nach und bekam ihn gerade noch am Ärmel zu packen, wurde mit einem Mal ganz ernst.
„Geh nicht weg“, bat sie ihn und sah ihm dabei tief in die unergründlich grauen Augen, mit denen er jemanden so kaltherzig ansehen konnte, dass es einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
„Was willst du?“, fragte er barsch und verschränkte die Arme vor der Brust, während er abwertend auf sie hinab blickte.
„Ich muss dir etwas erklären“, begann sie leise und wurde ein wenig rot.
„Ich bin dir aus dem Weg gegangen, wollte unsere Freundschaft beenden, weil...“ Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe „Weil ich mich in den vergangenen Monaten...“ Sie holte tief Luft, um sich für die nächsten Worte zu wappnen „Weil ich mich in dich verliebt habe und am Anfang war es toll, es fühlte sich gut und richtig an, aber dann verging so viel Zeit und du... Es gab keine Anzeichen, dass es dir genauso ergeht wie mir, das hat wehgetan und ich konnte es kaum mehr ertragen, in deiner Nähe zu sein. Außerdem habe ich unsere Mütter in den Weihnachtsferien darüber sprechen hören, dass wir uns gut verstehen und es klug wäre, uns miteinander zu verheiraten. Diese Vorstellung war grauenhaft. Lieber heirate ich jemanden, für den ich nichts empfinde, als jemanden, in den ich hoffnungslos verliebt bin, der mich aber nicht liebt. Das wäre eine tägliche Qual, die ich nicht durchstehen würde.“
„Oh, Zissy!“ Nun musste Lucius ebenfalls über ihrer beider Blindheit lachen. Glücklich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und strich sanft mit den Daumen über ihre geröteten Wangen.
„Darf ich?“, fragte er grinsend, als er Narzissa so nahe gekommen war, dass sich die Spitzen ihrer Nasen berührten. Zur Antwort legte sie ihre Arme um seinen Hals, streckte sich leicht und gab ihm einen vorsichtigen ersten Kuss, den weder Lucius noch Narzissa jemals vergessen würden.

„Zehn Minuten!“, ertönt die Stimme des Gefängniswärters hinter ihnen und holt die Eheleute aus ihren romantischen Erinnerungen zurück in die eiskalte Realität.
„Wir müssen uns beeilen“, sagt Narzissa und konzentriert sich darauf, an den fürchterlichen Tag zu denken, an dem Lord Voldemort zum ersten Mal ihr Haus betreten hatte; die zweite Begegnung will sie ihrem Mann vorenthalten. Es reicht, wenn er von Dracos Auftrag erfährt. Mit der Drohung, die der Unnennbare gegen sie selbst ausgesprochen hat, soll Lucius nicht unnötig belastet werden. Eine Begebenheit, die sie in den vergangenen Wochen erfolglos zu verdrängen versucht hat.
Von seinen glücklichen Gedanken beflügelt schafft Lucius es erstaunlich schnell, in ihren Geist einzudringen, doch was er dort zu sehen bekommt, ist weitaus schrecklicher als alles, was er erwartet hatte.
Das Tückische an dieser Methode der Kommunikation ist nämlich, dass derjenige, der seinen Geist öffnet, kaum noch Kontrolle darüber hat, was er seinem Gegenüber preisgeben möchte. Vor all den Jahren hatte Lucius seiner Angebeteten zwar in Gedanken beinahe „Ich liebe dich“ zugeschrien, aber damals waren sie noch nicht so geübt und Narzissa zu nervös und unsicher, um seine Botschaft wahrhaftig zu verstehen.
Nun jedoch ist er in der Lage, uneingeschränkt auf jedes traumatische Ereignis der jüngsten Vergangenheit in ihrem Kopf zuzugreifen, Narzissa zu geschwächt, um tatsächlich etwas vor ihm zu verbergen.
Wie in einem dramatischen Film sieht er noch einmal Bruchstücke des grässlichen Streits, den sie am Abend vor dem Dilemma im Ministerium miteinander ausgefochten haben, hört sich selbst sagen, dass sie das Kind wegmachen lassen, das Problem beseitigen soll... Narzissa, die weinend in ihrem Ehebett liegt und auf ein Kissen einschlägt. Du verfluchtes Arschloch, Lucius! Ich hasse dich! Blut. Unmengen von Blut. Narzissa, die im St. Mungo die Beherrschung verliert und hysterisch kreischend auf eine Heilerin losgeht. Mein Kind ist nicht tot! Geben Sie mir mein Kind zurück! Im Salon seines Hauses befindet sich Lord Voldemort höchst selbst, schlangengesichtig mit kreideweißer Haut, die sich über seinen kahlen, totenkopfähnlichen Schädel spannt und seine glimmend roten Augen blicken auf Draco herab, wie auf ein niederes Insekt. Ich erwarte von dir, dass du Albus Dumbledore vernichtest. Töte den alten Mann, oder stirb bei dem Versuch!
... Oder stirb bei dem Versuch! Die grausamen Worte brennen wie heiße Lava in Lucius` Eingeweiden.
Die Szene wandelt sich, es scheint ein anderer Tag zu sein, doch die Beteiligten sind dieselben. Narzissa, die den Tränen nahe zu sein scheint, gleichzeitig aber auch ungeheuer wütend wirkt, steht hinter Draco und legt ihm behutsam eine Hand auf die Schulter, die er abschüttelt. Er sieht aus, als habe er sich gerade übergeben, zittert vor Angst und starrt zu Boden. Direkt vor seinen Füßen liegt die bis zur Unkenntlichkeit entstellte, blutüberströmte Leiche einer Frau; im Hintergrund ist Bellatrix` hysterisches Kichern zu vernehmen. Genauso erbärmlich, wie diese wertlose Blutsverräterin wird deine Mutter sterben, wenn du den Auftrag nicht zu meiner Zufriedenheit erledigen wirst.

„Das reicht!“ Narzissas Stimme holt ihn zurück in die Realität, sie wendet sich von ihm ab und konzentriert sich auf das Hier und Jetzt, um ihren Mann aus ihren Erinnerungen zu vertreiben.
„Sag mir, dass das nicht wahr ist“, flüstert er tonlos und die Hoffnungslosigkeit in seinen Zügen spiegelt die Gefühlslage seiner Frau exakt wider.
„Ich habe versagt und er lässt euch für meine Fehler büßen...“
„Ja.“ Mehr bringt Narzissa nicht über die Lippen. All diese verstörenden Momente noch einmal durchmachen zu müssen, hat sie ihre ganze Kraft gekostet.
„Was soll ich nur tun, Lucius? Draco kann es nicht schaffen. Er ist doch noch ein Kind!“ Verzweifelt drückt sie seine Hand, die allmählich ein wenig wärmer wird. Wenn er sie doch nur ein einziges Mal in den Arm nehmen könnte, wenn nur dieses verfluchte Gitter nicht wäre...
„Geh zu Severus. Er ist vor Ort, er wird Draco helfen können“, sagt Lucius so leise, dass selbst Narzissa es kaum verstehen kann, damit der Ministeriumsbeamte keinen Verdacht schöpft.
„Bitte ihn um Hilfe. Ich bin mir sicher, er wird dir diesen Wunsch nicht abschlagen. Er mag Draco und wird nicht wollen, dass ihm etwas zustößt. Zumindest hoffe ich das.“

„Die Zeit ist um, Mrs. Malfoy. Verlassen Sie bitte unverzüglich den Raum. Der Gefangene muss zurück in seine Zelle gebracht werden!“, ertönt die forsche Stimme des Wärters.
„Ich liebe dich, Lucius, vergiss das nie.“ Lucius klammert sich an seine Frau, will sie nicht gehen lassen und weiß doch, dass er es muss. Schnell legt er eine Hand in ihren Nacken und zieht sie nahe an sich heran, um ihr einen letzten Kuss geben zu können, bevor sie ihn auf unbestimmte Zeit verlassen muss.
„Ich komme wieder, ich lasse dich hier nicht alleine. Das verspreche ich! Gleich morgen stelle ich einen erneuten Besuchsantrag“, versichert Narzissa ihm zwischen zwei sehnsuchtsvollen Küssen und schenkt ihm ein trauriges Lächeln, das aufgrund der Tränen, die ihr Gesicht benetzen, nicht echt wirkt.
„Mrs. Malfoy!“, drängt der Beamte und Lucius lässt von ihr ab.
„Pass auf dich auf und sag Draco... Nein, sag ihm nichts. Ich liebe dich, Zissy!“, ruft Lucius ihr schnell hinterher und während zwei Dementoren ihn von der Absperrung wegführen, sieht er unentwegt seine wunderschöne Frau an, die ebenfalls zurückblickt, als sie auf den Wärter zugeht. Dann ist sie verschwunden und Lucius wieder vollkommen alleine in dieser trostlosen Festung aus eiskaltem Stein.


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Das nächste Kapitel wird im Übrigen viiiel fröhlicher als alles, was in den letzten Kapiteln so passiert ist.


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