von SaphiraMalfoy
Genervt läuft Saphira in einem der Gästezimmer des Crouchanwesens auf und ab und wartet. Wartet darauf, dass sich Ariadnes Versprechungen erfüllen, oder es sich als dumm und töricht herausstellen wird, der unliebsamen neuen Mitbewohnerin ihr Vertrauen geschenkt zu haben. Unter dem Vorwand, ihr altes Schlafzimmer zu entrümpeln, damit Cecilia es bei der, ihrer Meinung nach dringend notwendigen, Renovierung des Hauses leichter haben würde, hatte Ariadne ihrem Vater weismachen können, dass es eine gute Idee wäre, dass sowohl sie, als auch Saphira gemeinsam den Nachmittag dort verbringen und auch über Nacht bleiben, ohne dass er selbst dabei ist. Angeblich soll diese Aktion den beiden Sturköpfe dazu verhelfen, sich dadurch, dass sie gezwungen sind, zusammen zu arbeiten, näher zu kommen und auszusprechen, um dabei hoffentlich festzustellen, dass sie sich doch nicht so unähnlich sind und vielleicht sogar Freundinnen werden können. Oder zumindest nicht mehr den Wunsch verspüren, die Andere zu erwürgen, wann immer sie den Mund öffnet.
Was Barty nicht weiß, ist, dass die Mädchen hinter seinem Rücken ein Abkommen getroffen haben, niemals die Absicht hegten, auch nur eine Sekunde lang aufzuräumen, oder gar miteinander zu reden, nein, ihr Vorhaben ist von ganz anderer Natur. Ariadne, die sich mit ihrem besten Freund, Theodore Nott, verabredet hat, kam es dabei gut zupass, dass ihr naiver Vater sich so sehr wünscht, dass sie eine richtige Familie sein könnten, denn er ist alles andere, als begeistert von der Vorstellung, seine Tochter mit Nott jr. zusammen zu sehen und diese Ausrede bietet ihr die perfekte Gelegenheit, sich heimlich mit Theo zu treffen. Natürlich musste sie noch einen Weg finden, Saphira zum Schweigen zu bringen, denn was hätte die blöde Kuh schon für einen Grund mitzuspielen, wenn für sie selbst nichts dabei raussprang? Doch dieses Problem war schnell aus der Welt geschafft. Noch ehe sie Saphira von ihren Plänen in Kenntnis gesetzt hatte, schrieb Aria einen Brief an Tracey und lud diese in das Anwesen der Crouchs ein, um dort Saphira zu treffen, die, nachdem Tracey zugesagt hatte, einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.
Misstrauisch blickt die Blonde aus dem Fenster in den verwilderten Garten, in welchem sie Ariadne erspäht, die mit Nott offensichtlich das Grundstück verlässt... Was in Merlins Namen soll das eigentlich? Lügen. Nichts, als leere Versprechungen hat die falsche Schlange gemacht, um Saphira hier herzulocken, damit sie ihr Alibi spielt. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Da spaziert Ariadne so mir nichts, dir nichts davon und-
Noch ehe Saphira den Gedanken zu Ende spinnen und Crouch die Griselkrätze an den Hals wünschen kann, öffnet sich plötzlich die Türe. So rasch und unerwartet, dass Saphira erschrocken zusammenzuckt, als Glück und Freude in das Zimmer voller Zweifel und Misstrauen strömen, ihre Ängste davon jagen. Alles, was sie noch wahrnimmt, sind strahlend blaue Augen und schwarze Haare, die ihr entgegen fliegen, ehe sie sich endlich wieder in den liebevollen Armen Traceys sicher fühlt.
„Phia, ich hab dich so vermisst! Was machen wir heute? Ach, ich hab dir so viel zu erzählen!“, sprudelt es aus Tracey heraus und Saphira wischt sich verlegen eine Freudenträne von der Wange, erfüllt von dieser unendlichen Wärme, die ihr nur ihre beste Freundin geben kann.
„Lass dich mal ansehen“, sagt die Dunkelhaarige und tritt einen Schritt zurück „Mensch Mädchen, gut siehst du aus! Was ist passiert? Warte nur, bis Augustus dich sieht, der wird Augen machen!“
Zu viele Worte, die in hektischer Euphorie auf Saphira einströmen, die nur dasteht und aus tiefstem Herzen heraus lächelt. Strahlt, wie die Sonne nach ewig währendem Winter und in diesem Moment nicht im Geringsten an Draco denkt, denn Liebeskummer findet in diesem Raum keinen Platz.
„Augustus?“, langsam wird Saphira sich der Dinge gewahr, die Tracey gesagt hat und mit gerunzelter Stirn fragt sie „Aber wann sollte ich ihn denn treffen? Glaub mir, ins Krankenhaus will ich unter keinen Umständen mehr zurück. Obwohl ich ihn sehr gerne habe.“
„Aha, sehr gerne also?“, hakt Tracey schmunzelnd nach. Verlegen wendet Saphira sich von ihr ab, um zu verbergen, dass ihr die Röte ins Gesicht steigt und nuschelt:
„Als Freund. Nicht so, wie du denkst...“
„Aber na klar doch!“, entgegnet Tracey noch immer mit diesem schelmischen Grinsen und seufzt leise, aber vernehmlich.
„Denn leider gibt es da noch diesen gewissen, reinblütigen Idioten, von dem du einfach nicht loskommst.“ Augenblicklich gefriert das Lächeln auf Saphiras Lippen und das Funkeln in ihren Augen verschwindet, während sie den Blick wehmütig auf ihre verschränkten Hände sinken lässt und spürt, wie der Liebeskummer, den sie so sorgfältig im hintersten Winkel ihres Herzens eingesperrt hatte, sich seinen Weg nach draußen bahnt. Unerbittlich frisst er sich durch ihre Eingeweide und sticht immer wieder zu, messerscharf dringt die Klinge des Schmerzes in ihr Innerstes und schafft es schließlich, allen Bemühungen zum Trotz, an die Oberfläche, wo er die Wiedersehensfreude verdrängt und nichts, als nackte Angst zurück lässt. Angst vor der Wahrheit und dem Moment, in dem sie ausgesprochen werden muss:
Draco wird dich verlassen. Flüstert die böse Stimme in Saphiras Kopf und verfällt dann erneut in grausames Schweigen, beantwortet keine Fragen, schenkt ihr keine Hoffnung.
„Was denn? Ärger im Paradies?“, will Tracey, der Saphiras urplötzlicher Gefühlsumschwung unmöglich entgehen konnte, wissen.
„Ich weiß es nicht“, erwidert die Blonde steif und versucht dabei vergeblich, ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen „Aber das spielt keine Rolle und ich möchte nicht darüber reden“, lügt sie. Lügt sich selbst an, lügt Tracey an, denn in Wahrheit gibt es nur eine einzige Sache, die sie sich sehnlicher wünscht, als mit ihrem Kummer herauszuplatzen, ihn in die Welt hinauszuschreien und von jemandem gesagt zu bekommen, was zur Hölle sie tun muss, damit es aufhört so verflucht wehzutun. Aber der utopische Wunsch, dass das alles nicht wahr sein möge, dass Draco kommen und ihr versichern wird, sie bis ans Ende seines Lebens zu lieben und niemals! nie. nie. nie. zu verlassen, ist stärker, als jede Vernunft.
„Saphira, du kannst mit mir über alles reden. Natürlich mag ich Malfoy nicht sonderlich, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich immer für dich da sein werde. Auch wenn ich dafür diesen... Kerl ertragen muss“, versichert Tracey ihr mit einer Eindringlichkeit, die Saphira fast schwach werden lässt. Nur zu gerne würde sie sich in die trostspendenden Arme der Freundin sinken lassen, weinen, schluchzen und sich selbst bemitleiden, doch die Überwindung, sich diese Schwäche einzugestehen, ist zu groß und ihr Treffen außerhalb der Mauern von Hogwarts zu einzigartig, als dass Saphira es sich selbst verderben will.
„Es ist schon in Ordnung!“, beendet die junge Miss Black das Thema in einem Tonfall, der keinerlei Widerspruch zulässt und auf erschreckende Weise dem Cecilias gleicht.
„Na gut.“ Mit unüberhörbarem Widerwillen in der Stimme nickt Tracey und setzt sich auf ein seit Jahren unbenutztes Bett, das neben dem Fenster steht und bei jeder kleinsten Berührung eine Staubwolke auszuatmen scheint. Stumm folgt Saphira ihr, verzweifelt um ein Wunder betend und in der inständigen Hoffnung, die Freundin möge nicht wieder davon anfangen und diese Angelegenheit, zumindest solange, bis sie Gewissheit hatte, ruhen lassen.
„Aber das kostet dich was!“ Ein unheilverkündendes Glitzern in Traceys Augen lässt Saphira misstrauisch die Brauen heben.
„Entweder, deine Laune bessert sich auf der Stelle um ein Vielfaches, oder...“, verschwörerisch senkt sie die Stimme „Ich muss zu drastischeren Methoden greifen!“ Ehe Saphira begreifen kann, wie ihr geschieht, hat Tracey sie auch schon umgestoßen und sitzt nun rittlings auf ihren Oberschenkeln, was jeden Fluchtversuch der Blonden zwecklos macht. Unangenehm kühle Finger schieben sich blitzschnell unter ihre dünne Sommerbluse, streifen für einen winzigen Moment sacht über die warme Haut, was Saphira einen wohligen Schauer durch den Körper laufen lässt, doch nur einen Wimpernschlag später windet sie sich gequält auf dem modrig riechenden Bett.
„H-ha-ha-HÖR AUF! N-nicht... kann nicht... ahhhhh! Atmen!“, kreischt Saphira kichernd, strampelt mit den Beinen und schnappt heftig nach Luft, im verzweifelten Versuch, Traceys Kitzelattacke zu entgehen.
„Na bitte. Zieh den Stock aus deinem reinblütigen Hinterteil und werd` ein bisschen lockerer, das kann dir echt nicht schaden!“ Zufrieden lässt die Folterknechtin von ihrem noch immer japsenden Opfer ab und stimmt, ohne ersichtlichen Grund, in ihr Gelächter ein.
Es ist der Klang ihres Lachens, die freie, ungezwungene Art, die Tracey an sich hat und die Angewohnheit, in allem stets etwas Positives zu sehen, diese hoffnungsspendende Ausstrahlung, die Saphira so sehr an ihrer besten Freundin liebt. Bei Tracey fühlt sie sich geborgen, in ihrer Gegenwart glaubt selbst Saphira, die Meisterin des Schwarzmalens, dass alles ein gutes Ende nehmen wird, denn Traceys Fröhlichkeit ist ansteckend und obwohl Saphira sich, rational betrachtet, niemals ihrer Meinung anschließen kann, ist das Gefühl echt.
„Du siehst so hübsch aus, wenn du lachst“, haucht Tracey und blickt dabei tief in die smaragdgrünen Augen der Blonden, legt ihr eine Hand unter das Kinn und kommt Saphiras Gesicht so nahe, dass sich die Spitzen ihrer Nasen, eine vom Urlaub gebräunt, die andere bleich wie Elfenbein, um ein Haar berühren. Eine atemlose Sekunde lang ist die Spannung zwischen den Mädchen geradezu greifbar. Wärme durchströmt Saphira, die endlich aus wochenlanger Lethargie zu erwachen scheint, berauscht vom glückseligen Gefühl, wieder etwas zu spüren, dass sie nicht mit aller Macht zu verdrängen sucht, wie den stechenden Schmerz in ihrer Magengrube, wenn sie an Draco denkt. Saphira genießt die liebevollen Berührungen Traceys, spürt, wie tröstlich eine einzige Umarmung sein kann und weiß wieder, dass jede noch so ausweglos erscheinende Situation durch die pure Anwesenheit einer Freundin gemildert werden kann. Denn niemand darf so wichtig sein, dass man ohne ihn verloren ist. Der Verlust eines Partners, oder ein Streit mit der Mutter bedeuten keinen Weltuntergang! Und den Kopf in den Sand zu stecken, sich weinend zu verkriechen und keine Menschenseele an sich heran zu lassen, macht es nur schlimmer.
Der gelöste Ausdruck auf Saphiras Gesicht lässt Traceys Verlangen, ihrer Freundin noch näher zu kommen, die Distanz zwischen ihnen soweit zu verringern, bis sie nicht mehr existiert, ins Unermessliche steigen. Dabei ist sie sich nicht einmal im Klaren darüber, was sie überhaupt für Saphira empfindet. Ist es nur der unbändige Wunsch, das kleine, wehrlose Mädchen vor allem Unheil zu beschützen, gepaart mit einem Hass auf Malfoy und dem egoistischen Bedürfnis, sie ganz für sich alleine zu besitzen? Womöglich. Saphiras Attraktivität und Traceys Eigenschaft, sowohl Jungs, als auch Mädchen anziehend zu finden, haben ihr Übriges getan.
Das ist keine Liebe. Sagt sie sich und versucht verzweifelt, sich selbst zu verstehen, die Verwirrung in ihrem Kopf los zu werden, ihr Herz wieder zur Vernunft zu bringen.
Bisher hat sie es sich stets leicht gemacht, Erfahrungen mit Leuten gesammelt, die sie zwar sehr mochte, abgesehen von Zabini, in die Tracey sich jedoch nie ernsthaft verliebt hatte. Das Prickeln einer neuen Eroberung war ihr immer willkommen gewesen, aber sobald echte Gefühle ins Spiel kamen, nahm sie Reißaus.
Letzten Endes konnte es sie trotzdem nicht davor bewahren, sich emotional zu den falschen Menschen hingezogen zu fühlen.
Die Begierde danach, Saphira hier und jetzt, auf der Stelle zu küssen, ihre Haut zu berühren, den dünnen Körper in Ektase zu versetzen, wie sie es erst vor wenigen Wochen mit Lavender Brown, einer naiven, aber reizvollen Gryffindor getan hat, schlägt bittersüße Wellen, treibt sie noch in den Wahnsinn. So, wie es ihr einen Übelkeit erregenden Stich versetzt, wenn sie Blaise mit einem anderen Mädchen zusammen sieht und ihr den Rest gibt, wenn er Saphira anschmachtet.
Was willst du eigentlich? Schreit es in ihrem Kopf, während Tracey sich am liebsten selbst durchschütteln und ein paar kräftige Ohrfeigen verpassen will, um diesem Dilemma ein Ende zu bereiten.
Saphira! Antwortet das Verlangen spontan.
Doch ehe ihre Sehnsucht überhand gewinnt, lässt Tracey sich neben Saphira auf das Bett fallen, liegt nun, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, neben ihr, starrt an die Zimmerdecke und schweigt. schweigt. schweigt. schweigt. Eine unerträgliche Stille, die sie mit Gedanken an Dinge füllt, die niemals Realität sein werden.
Glücklicherweise bemerkt Saphira, die einfach nur den Moment genießt, nicht ahnend, was in ihrer besten Freundin vorgeht, nicht die Spinnweben, welche sich in den Ecken angesammelt haben, denn an Saphiras Begegnungen mit diesen Tieren erinnert sich Tracey lebhaft... Grauenvolles Schluchzen, trommelfellstrapazierende Kreischattacken. Merlin, was für eine Dramaqueen!
„Um auf Augustus zurück zu kommen“, beginnt Tracey, die es keine Sekunde länger aushält, stumm die Wand anzustarren „Er war bei mir, als ich den Brief von Crouch bekam und hat vorgeschlagen, dir auch einen Muggelausweis zu fälschen, mit dem wir heute Abend in einen Pub gehen können, wenn du magst.“ Und plötzlich ist sie Augustus unheimlich dankbar für diese Ausrede, nicht den ganzen Abend alleine mit Saphira in diesem deprimierenden Raum verbringen zu müssen.
„Das wäre Klasse! Aber... glaubst du wirklich, wir können Ariadne vertrauen? Was, wenn sie es doch ihrem Vater erzählt, oder wenn meine Mum hier aufkreuzt?“ Die Zweifel stehen Saphira ins Gesicht geschrieben, doch sie sind nicht das Einzige... Ihre momentane Situation verlangt nach Rebellion, die in ihren Augen glitzert, nach Leben, das sie endlich auskosten muss, nach Spass, auf den sie sich viel zu selten einlässt!
Cecilia hat es sogar geschafft, ihre Krallen bis nach Hogwarts auszustrecken, um auch dort über ihr Handeln zu bestimmen.
Draco benimmt sich wie ein unsäglicher Idiot.
„Ich bin jung, brav, unschuldig in jeglicher Hinsicht und ein verfluchtes Vorzeigepüppchen!“, platzt es aus der Blonden heraus, die mit einem Mal aufspringt und entschlossen nach ihrer Tasche greift.
„Ich bin Arias dummes Alibi. Sie wird den Mund halten! Und wenn nicht... dann ist es eben so. Darüber kann ich mir Gedanken machen, falls es so weit kommen sollte. Heute Abend will ich nichts mehr von ihr, meiner Mutter, Draco und all dem Kram hören!“
„Na, das ist doch mal eine Aussage“, erfreut verlässt auch Tracey das muffige Bett und schnappt sich einen zerknitterten Zettel aus ihrem Rucksack, auf den sie hastig etwas kritzelt, ehe sie ihn zurück steckt.
„Willst du das nicht abschicken?“, fragt Saphira, die über Traceys Schulter gebeugt mitgelesen hat, verdutzt.
„Wie? Ah, ach so. Nein, das ist nicht nötig. Wir haben zwei Pergamentstücke mit einem Spiegelzauber belegt, wenn ich etwas darauf schreibe, erscheint es auch auf seinem Exemplar und umgekehrt. Das ist einfacher, als Eulen zu schicken, aber leider ist die Wirkung nicht besonders langlebig und die Tinte lässt sich auch nicht mehr entfernen, also müssen wir jedes Mal, wenn das Blatt voll ist, ein neues verzaubern und das geht nur, wenn wir zusammen sind... Ist ja auch egal. Jedenfalls brauchst du andere Kleidung“, stellt die Schwarzhaarige schmunzelnd fest und mustert dabei Saphiras feinen Umhang, mit dem sie in einem Muggel-Pub schlichtweg lächerlich aussehen würde.
„In weiser Voraussicht habe ich dir ein paar alte Sachen mitgebracht, die mir mittlerweile zu klein geworden sind. Du könntest darin vermutlich trotzdem zelten gehen... Aber Hauptsache, du fällst nicht durch deine Zaubererkleidung auf. In London können wir dir dann ein schickes neues Outfit besorgen.“
+
Pansy lacht nicht über Dracos Worte, mit denen er verkündet, dass dies vermutlich sein letztes Jahr auf Hogwarts sein wird und er nur noch hingeht, um etwas Bestimmtes zu tun. Um was es sich dabei handelt, verrät er ihr jedoch nicht.
Unendlich war die Freude über seine Antwort auf ihren Brief, in dem sie ihn nach seinem Wohlergehen befragte, nun, da Lucius in Askaban sitzt, seine Familie auseinandergerissen wurde und in Ungnade geraten ist. Noch glücklicher war sie, als er sie einlud, die restlichen Tage bis zu ihrer Rückkehr nach Hogwarts bei ihm zu verbringen, denn auch Pansy Parkinson hat ein paar sehr einsame Wochen hinter sich. In diesen Sommerferien ist es nicht einfach, sich mit jemandem zu verabreden. Eltern lassen ihre Kinder nur noch ungerne alleine aus dem Haus, entspannte Nachmittage bei einem Eisbecher und einem eisgekühlten Kürbissaft in der Winkelgasse gehören der Vergangenheit an. Obwohl ihre Freunde allesamt Reinblüter sind, deren Familien die Ansichten des Dunklen Lords teilen, können auch sie die Zeichen der Zeit nicht ignorieren. Die einst so belebte Straße, in der die Schüler sich trafen, um ihre Einkäufe zu erledigen, wirkt jetzt wie ausgestorben. Viele der Geschäfte haben geschlossen, eingeschlagene und mit Brettern verrammelte Fensterscheiben zeugen von Zerstörung, brutalen Überfällen und Einbrüchen, hinterlassen eine düstere, trostlose Atmosphäre.
Ehrfürchtiges Schweigen erfüllt die junge Hexe, als sie mit dem Zeigefinger behutsam über die gerötete Stelle an Dracos linkem Unterarm streicht, auf dem das Dunkle Mal seit Voldemorts letztem Besuch prangt, als Zeichen seiner ewigen Dienerschaft.
„Du musst sehr stolz sein“, haucht sie atemlos, ein bewunderndes Funkeln in den rehbraunen Augen.
„Das bin ich“, bestätigt Draco und lehnt sich lässig auf seinem Bett zurück, die Ellenbogen auf das Kopfkissen gestützt. In Pansys Gegenwart ist es so leicht, die Angst vor dem Versagen zu vergessen, sich selbst davon zu überzeugen, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen, denn die bedingungslose Bewunderung, mit der sie zu ihm aufsieht, gibt ihm das Gefühl, mächtig und unbesiegbar zu sein. Jemand Besonderes, der es verdient hat, bewundert zu werden.
„Vertrau mir, in spätestens einem halben Jahr wird meine Familie wieder eine der ranghöchsten Untergebenen des Dunklen Lords sein. Ich werde beweisen, dass wir würdig sind, sein Zeichen zu tragen und in seinem Namen zu handeln.“
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragt Pansy eifrig. Die Aufregung pulsiert wie heiße Lava durch ihre Adern, lässt ihr Herz einen überschwänglichen Freudentanz aufführen, als sie in das so erwachsen wirkende Gesicht des Jungen blickt, für den sie schon immer eine Schwäche hatte.
„Vielleicht...“ Seine grauen Augen starren abwesend ins Nirgendwo, während er sich seine Zukunft ausmalt, sich selbst, zusammen mit seiner Familie und den treusten Todessern sieht, wie sie auf den endgültigen und alles verändernden Sieg Voldemorts anstoßen. Narzissa wirkt nicht länger kränklich und verzweifelt, sondern lacht ausgelassen, Arm in Arm mit seinem Vater... Er selbst sitzt neben Lucius, ist ihm nun ebenbürtig, ein vollwertiges Mitglied dieser Gemeinschaft, die ganze Welt steht ihm, Draco Malfoy, offen und an seiner Seite ist... ist...
Wie ein unheilvolles Omen drängt sich ein vertrautes Gesicht in seine Phantasie und lässt alles andere verblassen. Nur noch schemenhaft ist der prachtvoll geschmückte Saal, in dem die Todesser feiern, wahrnehmbar, stattdessen nehmen die blassen Züge einer Person, die er aus seinem Gedächtnis verbannen, ein für alle Mal eliminieren will, scharfe Konturen an und rauben ihm für einen kurzen Moment den Atem.
Saphira.
Nichts, als pure Enttäuschung steht ihr in jede Faser des hübschen Gesichtes geschrieben, das in seiner Erinnerung so viel makelloser und strahlender erscheint, als es in Wahrheit ist. Mit stolz erhobenem Haupt schüttelt sie leicht den Kopf über die von Draco erdachte Szenerie. Mitleid spiegelt sich in ihrer traurigen Miene, als sie mit den Spitzen ihrer Finger sacht seine Wange berührt und ihn mit einem Blick, aus diesen fürchterlich großen, immergrünen Augen, durchbohrt, direkt in seine Seele zu starren scheint.
„Draco“ flüstert das Mädchen, der die Locken weiß, wie Maden, über die Schultern wallen, mit seltsam heiserer Stimme.
„Hast du mich schon vergessen?“ Wie Donner tost diese Anklage in seinen Ohren und jagt dem jungen Magier eisige Schauer über den Rücken.
„Alles in Ordnung?“ Von irgendwoher, scheinbar aus weiter Ferne, dringt eine besorgte Stimme an sein Ohr, eine Stimme, die er im ersten Moment niemandem zuordnen kann. Verwirrt schaut Draco sich um und stellt fest, dass er in seinem Schlafzimmer auf dem Bett liegt und neben ihm immer noch Pansy sitzt, die ihn mustert, als hätte er nicht mehr alle Eulen auf der Stange.
„Was?“, murmelt er und reibt sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn.
„Muss wohl eingenickt sein, `tschuldige.“
„Schon gut, aber... wovon hast du geträumt, wenn ich fragen darf?“, will die Dunkelhaarige, mit neugieriger Miene, von ihm wissen.
„Wieso? Hab ich was gesagt?“
„Nun ja, nicht direkt. Zuerst hattest du ein irres Grinsen auf dem Gesicht, dann sahst du plötzlich total schockiert aus und irgendwie... ich weiß auch nicht... traurig vielleicht und dann habe ich dich ein paar Mal angesprochen und gefragt, ob du schon vergessen hast, dass ich auch noch da bin und plötzlich bist du zusammengezuckt, als hättest du dich zu Tode erschreckt...“, erklärt Pansy dem peinlich berührt wirkenden Schulkameraden.
„Ähm, also... Du hast gefragt, ob ich dich vergessen habe? Und du hast meinen Namen genannt?“, hakt er nach und runzelt die Stirn, während er versucht, das abstruse Bild seiner Exfreundin aus dem Kopf zu vertreiben. Pansy nickt bestätigend.
„Tja, also mein Traum... das war so...“ Denk dir etwas aus! Nun mach schon!
„Ich träumte von Goyle, der... ein Gedicht schrieb...“
„Goyle kann schreiben?!“, kichert sie und wartet gespannt auf den Rest der Geschichte.
„Das war ja das Gruselige daran! Zuerst dachte ich, es wäre lustig, doch dann war ich nur noch schockiert. In dem Gedicht ging es nämlich um die Liebe, zweier Knallrümpfiger Kröter, die gerade im Begriff waren, sich zu... vermehren. Am Ende gab es einen großen Knall, der muss mich dann wohl aufgeweckt haben.“ Das ist wahrscheinlich die denkbar schlechteste Lüge, die er sich einfallen lassen konnte, aber es spielt keine Rolle, ob sie ihm nun glaubt, oder eben nicht. Anstatt weiter nachzubohren, wie Saphira es wahrscheinlich getan hätte, bricht Pansy in einen, nahezu hysterischen, Lachanfall aus und benötigt mehrere Anläufe, um sich wieder zu beruhigen. Nach Luft schnappend wischt sie sich die Tränen aus den Augen und lässt sich schließlich neben Draco, der beiläufig einen Arm um ihre Schultern legt, auf das Kissen fallen.
Langsam, aber sicher fällt die Anspannung von ihm ab, endlich kann er sich entspannen und einfach nur die Tatsache genießen, die Chance bekommen zu haben, etwas Großes zu vollbringen und seine Familie zu retten. Er hat eine Aufgabe, nichts ist verloren, denn er, er alleine hat die Macht, das Zepter in die Hand zu nehmen, um das Blatt zu wenden und das ist ein gutes Gefühl. Außerdem ist Pansys Fröhlichkeit einfach ansteckend. Sie ist genau das, was er jetzt braucht. Jemand, der ihm keine Vorwürfe macht, keine Warnungen vorbetet und ihn anfleht, die Füße still zu halten und nur sein eigenes Leben zu schützen, so wie seine Mutter es tut und wie es auch... Nein, wie sonst NIEMAND! Diese Person existiert in seiner Welt nicht länger. Von nun an gibt es kein zurück, nur noch ihn, seine Familie, den Dunklen Lord und alle, die bereit sind, dem Unnennbaren treu zu dienen.
Vorsichtig rutscht Pansy Zentimeter um Zentimeter näher an das Objekt ihrer Begierde heran, stumm hoffend, die Zeichen richtig gedeutet zu haben und hinterher nicht wie ein Idiot dazustehen, wenn Dracos Arm doch nur rein zufällig in ihrem Nacken liegt, er ihren Oberarm nicht streichelt, sondern nur versucht seine Hand zu bewegen, weil sein Arm womöglich unter der Last ihres Kopfes einzuschlafen droht... Tausend Schmetterlinge, oder eher Hummeln, nein riesige Skorpione wüten in ihrem Bauch und ihre Hände zittern erbärmlich, wie die eines jungen Mädchens vor dem ersten Kuss... wie die einer Jungfrau. Lächerlich! Oder etwa nicht? Steht sie der Erfüllung ihrer tiefsten und verbotensten Sehnsüchte tatsächlich so nahe, dass sie die Gelegenheit beim Schopf packen und ihren lange gehegten Herzenswunsch wahr werden lassen soll? Oder ist das alles ein großer Irrtum, ein verworrener Traum... und wenn nicht, wie rechtfertigt sie dann den Verrat an ihrer ältesten Freundin? Dem Mädchen, das sie schon von Kindesbeinen an kennt, der verletzlichen kleinen Saphira, die sie erst vor wenigen Monaten bei etwas so Entsetzlichem erwischt hatte, dass es ihr jetzt noch den Atem verschlägt, wenn sie daran zurückdenkt.
Aber zum Teufel damit!
Hatte nicht Saphira auch ganz genau gewusst, dass Pansy eine Leidenschaft für Draco hegte, als sie sich auf ihn einließ? War das blonde Gift sich nicht absolut im Klaren darüber gewesen, dass Draco Pansys, ganz alleine Pansys Begleitung für den Weihnachtsball war und hatte ihn der angeblichen Freundin allen Regeln zum Trotz vor der Nase weggeschnappt?! Oh ja, das hatte sie.
Doch was ist mit Draco? Wie denkt er über die Sache, was für ein Spiel soll das hier überhaupt sein? Und so stellt Pansy endlich die Frage, die ihr schon seit ihrer Ankunft auf der Zunge brennt, die sie aber bislang nicht auszusprechen gewagt hat:
„Warum ich?“
„Was meinst du?“ Fragend dreht Draco den Kopf, sodass sie sich direkt in die Augen sehen können, die Nasenspitzen nur gut zwanzig Zentimeter voneinander entfernt.
„Warum bin ich hier und nicht Saphira? Ihr seid doch ein Paar, oder nicht?“
„Nein“, erwidert Draco schnell und wendet den Blick von ihr ab, um nicht zu verraten, wie schwer ihm die Antwort in Wahrheit fällt.
„Wir haben uns getrennt“, lügt er und unterdrückt ein Schaudern, als er diese Worte zum ersten Mal aus seinem eigenen Mund hört. Es verleiht der Sache eine unwiderrufliche Endgültigkeit. Besiegelt das, was er in Gedanken schon tausende von Malen beschlossen, doch niemals laut gesagt hat. Wahr ist es dennoch nicht. Nicht wirklich, denn mit Saphira hat er darüber nicht gesprochen, es vermieden, sich mit ihr auseinander zu setzen, denn dazu fehlte ihm der Mut.
„Oh“, macht Pansy und schweigt einige Minuten lang, in denen sie zwischen echtem Mitgefühl und diebischer Genugtuung hin und her schwankt.
„Das tut mir leid für euch“
„Das muss es nicht“, erwidert Draco schnell, denn er will um jeden Preis verhindern, dass sie das Thema weiter vertiefen „Wir haben uns nicht gestritten, es machte nur keinen Sinn mehr. Das ist alles.“
Endlich schweben diese Worte nicht länger, wie ein Damoklesschwert, über seinem Kopf, denn nun, da er sie ausgesprochen hat, sind sie keine grausame Fiktion mehr, sondern Wirklichkeit geworden. In dem Moment, da er beschloss, sich von Saphira zu trennen, kniete die Liebe auf dem Schafott nieder und wartete fortan darauf, dass Draco ihr Todesurteil vollzog. Und jetzt ist es geschehen. Nach schier endlosen Wochen des Hoffen und Bangens, des Aufbegehrens und Bettelns hat die Liebe den Kampf gegen den, von Voldemort vergifteten, Verstand verloren. Draco kann das Fallbeil der Guillotine förmlich spüren, wie es sei Herz entzweit, den Teil abspaltet, der sich noch an Saphira klammert. Nun ist es vorbei und er kann wieder durchatmen, denn die Entscheidung war schmerzhaft, aber notwendig und sie keinen weiteren, qualvollen Tag mehr vor sich herzuschieben, wirkt befreiend, nahezu euphorisierend.
Langsam setzt er sich auf, zieht seinen Arm unter Pansy hervor und betrachtet eingehend das Mädchen, das neben ihm auf dem Bett liegt, ehrfurchtsvoll und sehnsüchtig zu ihm aufblickt. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, denn es erscheint ihm, als erfordere diese Situation eine Erklärung, einen Anhaltspunkt, an den sie anknüpfen können, irgendetwas, das dem ganzen einen Sinn verleiht, ihnen klar macht, wie es weitergehen soll, was der nächste Schritt sein wird. Doch ihm fällt beim besten Willen absolut nichts ein und so ist das einzige Wort, das seine Lippen verlässt, ein unsicher geflüstertes „Pansy“, während er seine eigenen Finger dabei beobachtet, wie sie sacht über die Wange der dunkelhaarigen Hexe streichen. Ihre Hand, die plötzlich in seinem Nacken liegt, zieht ihn näher zu sich heran, ist die willkommene Einladung, sich ihr gänzlich hinzugeben, das dämonengleiche Gesicht, eingerahmt von goldblonden Locken, welches, wie ein Phantom, in seinen Gedanken festhängt, durch ein anderes zu ersetzen. Sich eine neue Verbündete zu erschaffen, eine Freundin, die ihm weder wiederspricht, noch seine Meinung und Handlungen in Frage stellt, sondern ihn unterstützt, seine Ansichten teilt.
Pansys volle Lippen gleichen nicht im Geringsten denen Saphiras und ihr feuriger Kuss unterscheidet sich so sehr von denen, an die er sich während seiner anderthalbjährigen Beziehung so gewöhnt hat, dass er sich enorm zurückhalten muss, um nicht in Jubel zu verfallen, denn das Gefühl, Pansy nahe zu sein, erinnert ihn nicht an Saphira.
Es ist perfekt.
Die ideale Möglichkeit, seine negativen Emotionen zu überschatten, die klaffende Lücke, die durch den Verlust Saphiras in sein Leben gerissen wurde, mit Leidenschaft, aber auch Pragmatismus zu füllen.
„Oh Draco!“, keucht Pansy, als der Blonde ihre mittlerweile nackten Brüste streichelt, gierige Küsse über ihren Hals, das Schlüsselbein und Dekolleté verteilt. Es fühlt sich an, wie die Erfüllung, auf die sie so lange gewartet hat, all die Jahre, in denen sie den vermeintlichen Mann ihrer Träume nur aus der Ferne angeschmachtet hat, sich nach ihm verzehrte und die lodernde Eifersucht auf ihre Freundin zu unterdrücken suchte. Sie ist überglücklich, spürt die Erregung durch jede Faser ihres Körpers pulsieren und wünscht sich von ganzem Herzen, dass dies hier keine einmalige Sache, sondern der Anfang von etwas Großem ist. Was sie sich jedoch nicht erklären kann ist, warum ihr ausgerechnet, als sie scheinbar am Ziel ihrer Träume angelangt ist, Marcus` Gesicht in den Sinn kommt. Marcus Flint, ehemaliger Kapitän der Quidditch Mannschaft von Slytherin und ihr Exfreund, der sie verließ, als er erkannte, dass sie Draco niemals völlig aufgegeben hat, noch immer darauf hoffend, er würde sich irgendwann für sie entscheiden.
Du hängst einem idiotischen Wunsch nach, Pansy. Bist du wirklich so naiv? Waren seine Worte in jener furchtbar düsteren Nacht, in der er sie aufgefordert hatte, sich mit ihm draußen auf den Ländereien zu treffen, um ungestört mit ihr sprechen zu können.
Nein Marcus! Ich liebe dich, ich liebe dich wirklich. Das war keine Lüge.
Aber seine erste Liebe vergisst man doch nie, oder? Jeder hängt irgendwie an der Person, der er zum ersten Mal sein Herz geschenkt hat! Ihre verzweifelten Erklärungsversuche waren an ihm abgeprallt, wie Wassertropfen von einem Lotusblatt.
Ihr wart kein Paar! Zwischen euch ist nichts gelaufen! Wie kannst du da von der großen Liebe sprechen? Das ist einfach nur krank. Er will dich nicht, begreif das endlich. Oder lauf ihm ewig nach und sieh ihm dabei zu, wie er mit Black herum turtelt, ist mir auch egal. Du bist mir egal! Such dir einen anderen Lückenfüller, ich lasse mich nicht von dir verarschen! Ohne auf Pansy zu achten, die ihn mit tränenerstickter Stimme anflehte, zu bleiben, sie nicht zu verlassen, ging er mit hastigen Schritten auf das Schloss zu. Allmählich verschluckte die Dunkelheit seine große, muskulöse Silhouette, bis er gänzlich verschwunden war, Pansy ganz alleine im feuchten Gras zusammenbrach, schluchzte und weinte, bis die Morgendämmerung anbrach und es Zeit wurde, sich wieder herzurichten, niemandem zu zeigen, wie sehr sie unter der Trennung litt.
Fortan hatte sie sich, genau, wie Marcus es prophezeit hatte, wieder in ihre Besessenheit von Draco Malfoy hineingesteigert und einfältig, wie ein kleines Kind, darauf gehofft, dass er sie bemerken würde, lieben könnte.
Trotzdem meinte sie jedes Mal, wenn sie Marcus begegnete, der nichts mehr, als einen herablassen Blick für sie übrig hatte, ihr Herz müsse in tausend Teile zerspringen.
Nun hat sie schlussendlich geschafft, woran niemand geglaubt hätte. Sie hat Draco und vielleicht kann sie jetzt loslassen, Marcus für immer vergessen und einfach nur glücklich werden.
Zitternd schlägt Draco die Augen auf, denn er will die Richtige sehen, wenn er den Höhepunkt erreicht, Saphira keine Chance geben, sich in seine Gedanken zu schleichen. Unter ihm liegt Pansy, schwer atmend, den Mund leicht geöffnet und mehr, als zufrieden. Er hat es also nicht verlernt, eine Frau zu beglücken. Immerhin.
Für den Bruchteil einer Sekunde, treffen sich ihre lustverschleierten Blicke, und für einen furchtbar kurzen Moment, können sie in den Augen des Anderen dasselbe, unbeschreibliche Gefühl entdecken, das sie beide gleichermaßen quält.
Ich will dich, weil ich dich schon immer gewollte habe, weil ich dich bewundere, weil du perfekt bist. Steht deutlich lesbar in Pansys verzückte Miene geschrieben, doch hinter dem Offensichtlichen verbirgt sich mehr.
Ich will dich, weil es das ist, was Marcus am meisten ärgern wird, weil er so leiden soll, wie ich gelitten habe. Noch immer leide.
Draco erkennt die Gefühlsregung, die ihm schrecklich vertraut vorkommt, kann sie aber nicht deuten, während er selbst
Ich will dich, weil ich dich begehre, meine körperlichen Bedürfnissen nach jahrelanger Abstinenz wieder befriedigt werden wollen und weil du eine so viel bessere Komplizin, als Saphira, abgibst. denkt, doch auch
Ich brauche dich, weil ich es nicht schaffe, Saphira zu vergessen, weil ich das Loch schließen muss, jemanden brauche, der mich unterstützt, denn alleine stehe ich das nicht durch, halte ich dem Druck nicht stand.
„Wow“, murmelt Pansy, als Draco sich, nassgeschwitzt und keuchend, neben sie in die Kissen fallen lässt.
Was nun? Schießt es ihr durch den Kopf.
Sind wir ein Paar? Oder soll das alles gewesen sein?
Die Frage bleibt unausgesprochen, denn Draco schließt sie schnell, beinahe fordernd, in seine Arme und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel, wie um ihre Zusammenkunft zu besiegeln, obwohl ihn überhaupt nicht nach Kuscheln zumute ist. Doch es ist der finale Schlag gegen Saphira.
Nein, Darling. Das hier ist nicht nur Sex. Es ist mehr, du hast ausgedient.
[Aber meine letzten Worte an dich haben noch immer Bestand. Das war keine Lüge, Liebste.]
Und Pansy lächelt-
Siehst du, Marcus? Wer lacht jetzt zuletzt? Ich habe ihn bekommen und du kannst mir ein für alle Mal gestohlen bleiben!
[Aber warum tut es dann noch immer weh, an dich zu denken?]
-bittersüß.
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