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Fanfiction

Slytherin Hearts - Schwarzes Blut

von SaphiraMalfoy

Blut, Tod und grausame Folterszenen.
(Und das sage ich natürlich nur als Warnung und nicht um euch dazu zu bringen, sofort das Kapitel zu verschlingen... :D)
Die Idee mit dem schwarzen Blut stammt von Jean-Christophe Grangé, ich habe sie mir nur kurzfristig ausgeliehen.
Leider mal wieder nicht Beta gelesen worden.

_____________________________


Schwarzes Blut


Wenige Minuten zuvor zischte Cecilia ihren beiden Begleitern, die drauf und dran waren, sich zu duellieren, unwirsch zu:
„Dafür bleibt jetzt keine Zeit! Schaffen wir sie hier weg!" Denn sie war die Einzige von ihnen, die das Aufblitzen des Feuers bemerkt hatte, als Susans Kopf daraus verschwand.
„Verdammt!", fluchte sie und deutete auf den Kamin.
„Wir wurden beobachtet. Uns bleiben, wenn überhaupt, nur noch Minuten!" Schnell zog sie eine Flasche aus einer Innentasche ihres schwarzen Umhanges, unter dem sie ein Kostüm trug, das dem von Madam Bones zum Verwechseln ähnlich war.
Während Barty und Bellatrix ausnahmsweise an einem Strang zogen und das Zimmer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück versetzten, beugte Cecilia sich zu der gefesselten und sich vor Wut sträubenden Frau herab und riss ihr unsanft ein Büschel grauer Haare aus.
„Ich habe alles, was ich brauche und jetzt verschwindet hier! Los beeilt euch und versucht bitte euch unterwegs nicht gegenseitig umzubringen!", rief Cecilia.
„Ach Darling, ich sollte dir lieber nichts versprechen, was ich womöglich nicht halten kann“, entgegnete Barty salopp und zog die Blonde schnell in seine Arme, um ihr einen Abschiedskuss zu geben.
„Pass auf dich auf“, flüsterte er so leise, dass Bellatrix es nicht hören konnte.
„Geht schon! Wenn die Auroren hier auftauchen, bevor ihr verschwunden seid, ist der ganze Plan ruiniert!“, fauchte Cecilia und schob ihren Freund unwirsch von sich, um ihre Anspannung zu überspielen.

Während die beiden Todesser mit der sich verzweifelt wehrenden Madam Bones disapparierten, warf Miss Steel die Haare der älteren Frau in das Fläschchen mit dickflüssigem braunem Zaubertrank, welches sie mitgebracht hatte. Augenblicklich warf die Flüssigkeit Blasen und blubberte bedrohlich auf. Angewidert verzog Cecilia das Gesicht, hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu und trank einen großen Schluck des stinkenden Gebräus. Es schüttelte sie gewaltig, als die Wirkung des Vielsafttranks einsetzte und sie sich zu verwandeln begann. Beinahe fühlte es sich an, als würden ihre langen, blonden Haare in das Innere ihres Schädels hinein gesogen und Cecilia spürte deutlich, wie die Haut an ihren Wangen erschlaffte, sich Falten tief um ihre Augen und Mundwinkel herum bildeten... Vorsichtig betastete sie ihr Gesicht, den Hals, das Dekolleté und die um einige Zentimeter herab gesunkenen Brüste, bevor sie vor den Spiegel trat und sich unglücklich in diesem begutachtete.
„Nur für ein paar Stunden“, sagte sie sich, hob den Zauberstab und nahm die letzten magischen Kniffe an ihrer Kleidung vor, die nötig waren, um Amelia Bones bis ins kleinste Detail zu gleichen.

Diese Maßnahme sollte sicher stellen, dass niemand nach der Ministeriumsbeamtin suchte, ehe der Dunkle Lord mit ihr fertig war. Cecilias Aufgabe bestand also lediglich darin, die Täuschung solange aufrecht zu erhalten, bis man ihr das Zeichen gab, sich unauffällig zurück zu ziehen und die Akte des Falles Yaxley zu stehlen, um somit alle Beweise zu vernichten, die ihn als Todesser überführen konnten. Doch sie trug das größte Risiko. Würde man sie enttarnen, so wäre sie die Einzige, die man für das Verschwinden von Madam Bones belangen konnte...
Dies war ihre Prüfung. Wenn Cecilia sie erfolgreich meisterte, würde sie in den Kreis der Todesser aufgenommen werden, könnte endlich aktiv werden und zusammen mit Bella und den anderen kämpfen, anstatt zu Hause herum zu sitzen, wie ein alterndes Hausmütterchen...
Wie Narzissa!
Nein, Cecilia Steel wollte nicht länger schwach sein und untätig bleiben, während andere ihr Leben riskierten im Kampf für eine Zauberergemeinschaft, in der Reinblütigkeit wieder etwas zählte. Sie wollte tun, was Regulus getan hatte. Um sein Andenken zu ehren und sich ihm wieder nahe zu fühlen, würde Cecilia sich den Reihen der Todesser anschließen und gegen die Verherrlichung und Gleichstellung der Schlammblüter und Blutsverräter vorgehen. Regulus` Werk würde von ihr fortgeführt werden, damit sein Ableben nicht sinnlos war.
Wie falsch sie mit dieser Ansicht lag, sollte Cecilia niemals erfahren, denn die Wahrheit über seinen Tod und das Geheimnis seiner veränderten Weltanschauung hatte Regulus mit ins Grab genommen.


*

Nervös lief Draco im Salon des Manors auf und ab, wirbelte bei jedem kleinsten Geräusch zur Türe herum und dachte fieberhaft darüber nach, was er dem Dunklen Lord sagen sollte, falls dieser ihn fragen würde, wie weit er mit seinen Plänen vorangeschritten war. Natürlich hatte er Ideen, vage Ansätze und die Unterstützung einiger hochrangiger Todesser, doch kaum hatte er diese Überlegungen gedanklich formuliert, erschienen sie ihm schon wieder lächerlich und schwach. Diese Vorhaben waren schlichtweg nicht durchdacht genug, bargen zu hohe Risiken und zeugten deutlich von den stümperhaften Versuchen eines blutigen Anfängers.
Noch dazu hatte Bellatrix` Miene, mit der sie ihm vor etwa einer Stunde den Besuch des Unnennbaren ankündigte und ihn anwies, das Haus auf keinen Fall zu verlassen, nichts Gutes verhießen. Offenbar war er nicht gut auf Draco zu sprechen, denn Bella hatte höhnisch grinsend hinzugefügt, dass dem Dunklen Lord die Haltung des jungen Malfoys missfiel und es wohl von Nöten wäre, ihm die Konsequenzen eines möglichen Scheiterns aufzuzeigen.
Aber was brachte es ihm, sich im Vorfeld den Kopf darüber zu zerbrechen?
Gar nichts.
Nachdenklich blieb er stehen und betrachtete eine Weile lang seine Mutter, die in der Küche sämtliche Schränke ausgeräumt hatte, um deren Inhalt neu zu sortieren und zwar von Hand. Ohne Magie. Wohin zum Teufel sie die Hauselfen geschickt hatte, blieb Draco ein Rätsel, trotzdem wusste er genau, was Narzissa mit ihrem seltsamen Verhalten bezwecken wollte. Sie versuchte sich abzulenken, brauchte eine Beschäftigung, die ihr half, die schier endlosen Stunden des Tages zu überstehen, ohne dauernd weinend zusammen zu brechen und sie körperlich so sehr beanspruchte, dass sie in der Nacht wenigstens ein bisschen Schlaf fand. Zu gerne hätte Draco sie getröstet, ihr beigestanden, aber zum einen raubten ihm Bella und die Übungsstunden mit ihr jegliche Zeit und Kraft und zum anderen ertrug er die emotionale Instabilität seiner Mutter nicht. Immerhin war sie in dieser Familie stets die Starke gewesen, diejenige, die sie alle zusammenhielt, Draco und Lucius als Stütze zur Seite gestanden hatte...

Gedankenverloren schweifte sein Blick hinaus in den Rosengarten, der all den negativen Ereignissen zum Trotz in voller Pracht erblühte und dessen Duft durch das geöffnete Fenster in den Raum schwebte. Unwillkürlich fühlte Draco sich an den Moment erinnert, in dem ihm zum ersten Mal bewusst wurde, wie wunderschön er Saphira fand. Dort draußen spazierte sie vor zwei Jahren zusammen mit Narzissa durch die Dornenbüsche, an einem ähnlich herrlichen Sommertag, wie diesem...
All dies gehörte nun der Vergangenheit an und Draco hatte das Gefühl, dass die Trennung von Saphira für ihn ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum erwachsen werden war. Sich von allem zu lösen, was seine unbeschwerte und glückliche Kindheit ausgemacht hatte, bedeutete zwar einen anfänglichen Schmerz des Verlustes, würde sich aber im Laufe der Zeit als Befreiung heraus stellen, dessen war sich Draco sicher. Solange er sich noch an diese Dinge klammerte, war es unmöglich seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf seine Bestimmung zu richten. Vor allem Saphira war, wie Bellatrix schon ganz richtig erkannt hatte, Dracos persönliche Schwäche von der er sich, im Dienste der Charakterbildung, lösen musste!
Grimmig nickte der blonde Magier und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kam gut damit klar und vermisste sie nicht.
Nicht im Geringsten.
Viel wichtiger war es, der Familie zu neuem Ruhm zu verhelfen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und ihn endlich stolz zu machen, zu beweisen, dass er es wert war, den Namen Malfoy zu tragen, damit sie endlich wieder dort sein würden, wo sie hingehörten: An der Spitze der reinblütigen Gesellschaft.

Noch war es leicht, sich dies einzureden. Noch war Saphira meilenweit entfernt und die Erinnerung an sie ließ sich recht gut verdrängen, da ihn die Tage, an denen er mit Bella im nahe gelegenen Wald Muggelkinder, deren Gedächtnisse danach sorgfältig verändert wurden, mit dem Cruciatus-Fluch quälte und den Avada Kedavra an Tieren übte, so sehr beanspruchten, dass ihm gar nicht die Zeit oder Kraft blieb, an etwas anderes zu denken.
Doch wenn er spät abends im Bett lag, erschöpft und ausgelaugt, überkam ihn im Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wach sein die Erkenntnis, dass er einer Konfrontation mit Saphira nicht ewig entgehen konnte. Spätestens am ersten Schultag nach den Ferien würden sie aufeinander treffen und irgendetwas musste er ihr dann sagen... Schließlich war er einfach verschwunden, hatte noch nicht wirklich mit ihr Schluss gemacht, auch wenn sie sich vermutlich denken konnte, dass es darauf hinaus lief. Schließlich war Saphira nicht blöd.
Schon jetzt graute es ihm davor, ihre enttäuschte Miene zu sehen, wenn sie erkannte, dass sie Recht behielt, er sich nicht für sie geändert hatte, sondern noch immer derselbe Arsch war, wie vor ihrer Beziehung, dass er sie genauso fallen ließ, wie seine Exfreundinnen.
Das Gerede der anderen Schüler beunruhigte ihn nicht sonderlich. Im Gegenteil: Wenn er Saphira verließ, würde das Getuschel, er sei ein romantisches Weichei, wieder verstummen und er könnte den Respekt der Jungs zurück erlangen, denn sein Ansehen hatte teilweise stark unter dieser Beziehung gelitten...
Ihm gefiel die Rolle des im Untergrund agierenden Todessers sehr gut. Auch wenn er noch nicht offiziell in den Kreis aufgenommen worden war, fühlte er sich stark und erwachsen. Eine Liebesbeziehung passte einfach nicht ins Bild, außerdem hatte er dafür ab sofort keine Zeit mehr. Großes lag vor ihm und die anderen Schüler wären bald nicht mehr, als Dreck an seinen Stiefeln, kleine unbedeutende Kinder. Nichts im Vergleich zu ihm, dem bald jüngsten Todesser. Demjenigen, der einen der größten Widersacher des Unnennbaren vernichten würde!
Tief in seinem Inneren spürte Draco, die wenigen Male, in denen er es zuließ, sich von seinen Gefühlen übermannen zu lassen, dass sein Machogehabe nur kaschierte, was er in Wahrheit empfand: Die Angst vor dem Versagen und den daraus resultierenden Konsequenzen die er nur allzu bald vor Augen geführt bekommen sollte.


Als die Salontüre mit einem ohrenbetäubenden Knall aufflog, wurde der blonde Junge jäh aus seinen Gedanken gerissen und schrak zusammen. Voldemort höchst selbst betrat den Raum, die roten Augen zu Schlitzen verengt, einen wachsamen Ausdruck auf dem glatten, aschfahlen Gesicht, das kaum mehr als menschlich bezeichnet werden konnte.
Augenblicklich riss Draco sich zusammen und nahm Haltung an. Mit entschlossener Miene straffte er die Schultern und vertrieb jegliche Gedanken an Saphira und die Befürchtungen einer Niederlage aus seinem Kopf, denn diese Dinge waren hier schlichtweg fehl am Platz. Spöttisch musterte Voldemort den jungen Mann, den er, trotz der offensichtlichen Bemühungen, seinen Geist zu verschließen, sofort durchschaute. Der närrische Leichtsinn des naiven Jungen schrie ihn förmlich an...
„Aus dir spricht die Arroganz deines Vaters“, sagte er kalt und ohne ein Wort der Begrüßung zu verlieren.
„Dieselbe Eitelkeit und Überzeugung von der eigenen Unfehlbarkeit, die auch Lucius zum Verhängnis wurde. Wenn dir die notwendige Ernsthaftigkeit genauso fehlt, wie ihm, wirst auch du über deine Selbstüberschätzung stolpern und dir dabei womöglich das Genick brechen... Ich kann es in deinen Augen sehen, du dummer Junge. Ich sehe, dass du dich für mächtiger und begabter hältst, als deine kleinen Freunde, deren Väter mich ebenfalls enttäuschten. Du bist davon überzeugt, etwas Besonderes zu sein, unfehlbar und genial... Aber du irrst dich, Draco Malfoy, du irrst dich. Der einzige Grund, weshalb ich dich mit dieser Aufgabe betraue und keines der anderen Kinder ist, dass ich zusehen will, wie du scheiterst. Ich will beobachten, wie sich deine Motivation und dein Ehrgeiz in Asche verwandeln, während deine kindischen Ideen und Pläne scheitern. Einer nach dem anderen. Der Versager, den du Vater nennst, trug die Verantwortung. Du, mein Freund, hast die Folgen zu tragen.“

Draco schwieg beklommen, wagte es nicht, auch nur einen Laut von sich zu geben. Zu einschüchternd war die bloße Anwesenheit des Dunklen Lords und obwohl er wusste, dass er diesen Fakt vor niemand anderem, als sich selbst eingestehen würde, trieben ihm Voldemorts Worte die kalte Panik in den Nacken und der unbarmherzige Blick aus den beängstigend roten Augen ließ im das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch dachte der junge Malfoy nicht einmal ansatzweise daran, aufzugeben, im Gegenteil.
Jetzt erst recht! Dachte er trotzig und beschloss, nicht zu ruhen, ehe Dumbledore endlich tot war. Er würde allen beweisen, dass er mehr war, als nur ein kleiner Junge mit großer Klappe!

„Deine Haltung ist beeindruckend konstant“, sagte Voldemort mit hämisch gekräuselten Lippen.
„Dir gefällt die Rolle des Familienoberhauptes. Denkst du, dein Vater hätte endgültig ausgedient und nun bist du an der Reihe es besser zu machen?“

Der blonde Junge erschrak, als er die warme Hand seiner Mutter spürte, die sich beschützend auf seine Schulter gelegt hatte und schüttelte sie ab. Seit wann stand sie hinter ihm? Gefangen in seinen schwer kontrollierbaren Gedanken hatte Draco gar nicht bemerkt, wie sie den Raum betrat...
„Antworte, wenn du etwas gefragt wirst!“, zischte Voldemort. Noch immer konnte Draco die Wärme fühlen, die die kurzweilige Berührung zurück gelassen hatte... Aber er durfte sich davon nicht länger beeinflussen lassen, schließlich war er kein Kind mehr, das bemuttert werden musste und die Emotionalität Narzissas schwächte ihn, diese weichen Gefühle würden ihm nur hinderlich sein und erinnerte zu sehr an Saphira, die verdammt nochmal nichts mehr in seinem Herzen verloren hatte!
Nervös öffnete Draco den Mund und gab ein kehliges Geräusch von sich, räusperte sich dann und sagte mit, wie er vergeblich hoffte, fester Stimme:
„Ich denke, er hat einen Fehler begangen, doch ich werde alles tun, um ihn wieder auszumerzen, die Ehre der Familie Malfoy wiederherzustellen und Vater zu rehabilitieren“, erwiderte Draco und vermied es somit, näher auf die Frage einzugehen und sich auf eine Antwort festzulegen.

Ohne der Aussage des jungen Magiers großartige Beachtung zu schenken, wandte Voldemort sich Mrs. Malfoy zu und fragte:
„Wo bleibt deine Schwester?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Weder davon, was sie in Eurem Auftrag erledigt, noch weiß ich, wann sie zurückzukehren gedenkt“, sagte Narzissa tonlos und versuchte sich der entsetzlich beklemmenden Furcht zu erwehren, die allmählich in ihr hochstieg. Was immer der Dunkle Lord heute mit Draco vorhatte, es konnte nichts Gutes dabei herum kommen, dessen war sie sich sicher.

Voldemort betrachtete sie eine Weile lang, dann schlich sich ein wahrhaft bösartiger Ausdruck auf seine fahlen Züge.
„So ist das also, Narzissa“, sagte er kalt und nickte bedächtig, als würde er gerade einen Entschluss fassen.
„Nachdem du vor kurzem dein ungeborenes Kind verloren hast, fürchtest du nun, dass auch noch dein ältester und offensichtlich für immer einziger Sohn sterben wird.“ Mit unverhohlener Schadenfreude wiederholte Voldemort, was er soeben aus Mrs. Malfoys Gedanken erfahren hatte und beobachtete genüsslich, wie der letzte Rest Farbe aus ihrem eingefallenen Gesicht wich. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Draco begriffen hatte, was die Worte seines Herren bedeuteten. Erschrocken drehte er sich zu seiner Mutter um und starrte sie fassungslos an.
„Mum“, hauchte er und griff nach ihrer Hand. Dies war der erste körperliche Kontakt, den er ihr gegenüber zuließ, seitdem Lord Voldemort ihn damit beauftragt hatte, Dumbledore zu töten, die erste Geste der Zuneigung, die er seiner Mutter gewährte. Schnell schloss Narzissa die Augen und tat einen Schritt rückwärts, denn sie wollte sich vor dem Mann, der Lucius ins Gefängnis hatte gehen lassen, ihren Sohn bedrohte und ihr auch noch die Möglichkeit nahm, Draco selbst davon in Kenntnis zu setzen, dass er vielleicht ein Geschwisterchen hätte bekommen können, nicht die Blöße geben und ihm auch noch zeigen, wie schrecklich weh ihr all dies tat. Das wusste er ohnehin schon, da musste sie ihm nicht auch noch den Gefallen tun und vor seinen Augen in Tränen ausbrechen.
Unsicher, was er von all dem halten sollte, fixierte Draco seine Mutter, doch sie sah ihn nicht an. Ihre Miene war eisern auf den Kaminsims gerichtet, auf welchem in einem goldenen Rahmen ihr Hochzeitsbild stand. Nur für einen winzigen Moment hatte er in ihren Augen lesen können, dass das, was der Dunkle Lord gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Tausende Fragen, die er ihr nun unmöglich stellen konnte, brannten ihm auf der Seele und ließen seine Konzentration und Selbstsicherheit ins Wanken bringen.
Was zur Hölle ist passiert?
Warum hast du es mir nicht gesagt, Mum?
Dachte er verzweifelt und versuchte das schlechte Gewissen, das er Narzissa gegenüber empfand, wenigstens so lange zu unterdrücken, bis der Unnennbare das Anwesen wieder verließ. Er hatte sich einfach unmöglich verhalten, nur an sich gedacht und seine Mutter nahezu vollkommen ignoriert...
„Du hast es ihm nicht gesagt? Niemandem davon erzählt?“, unterbrach Voldemort den unbändigen Gedankenstrom des jungen Malfoys.
„Du wolltest ihn nicht beunruhigen, habe ich Recht? Deinen einzigen Nachkommen mit diesem Wissen genauso nutzlos und schwach machen, wie dich selbst. Die Erkenntnis darüber, dass du nicht länger benötigt wirst lieber für dich behalten. Du kämpfst auf keiner Seite, übst keinen Beruf aus und auch dein Sohn wird bald erwachen sein und alleine für sich sorgen müssen. Man braucht dich nicht mehr, Narzissa. Du bist völlig... wertlos“, schloss er und ließ seinen Blick zwischen ihr und Draco hin und her wandern.
„Nicht einmal die simple Aufgabe, die eine reinblütige Hausfrau erfüllen sollte, kannst du bewältigen... Nicht einmal als Brutkasten dienst du noch. Das ist sehr, sehr schade.“
Narzissa schwieg, während sie krampfhaft versuchte, vor Wut nicht die Fassung zu verlieren.
„Nun, Draco, ich denke, du würdest vieles tun, um deinen Vater aus Askaban zu befreien und eure Ehre wiederherzustellen, doch nicht alles. Deswegen stellt sich uns die Frage, wie wir deinem Ehrgeiz ein wenig auf die Sprünge helfen können und die Antwort steht direkt neben dir.“ Voldemort deutete mit einem langen, kreideweißen Finger auf Narzissa und lächelte diabolisch „Das einzig sinnvolle, was deine Mutter noch tun kann, ist sich um dich zu kümmern, doch das wirst du dir verdienen müssen...“

Draco lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, denn er glaubte zu wissen, was diese Worte zu bedeuten hatten, der Dunkle Lord kam jedoch nicht dazu, seine Aussage zu präzisieren, da in diesem Moment erneut die Salontüre aufflog und zwei, in schwarze Umhänge gehüllte, Personen hinein platzten, die eine Dritte hinter sich her schleiften.
„Na endlich!“, rief Voldemort aus und warf einen angewiderten Blick auf die bewusstlose Madam Bones herab.
„Verzeiht uns, Herr. Bones hat mehr Probleme gemacht, als wir erwartet hätten. Aber es ist alles nach Plan gelaufen. Cecilia hat ihre Gestalt angenommen und kümmert sich darum, dass niemand ihr Verschwinden zu früh bemerken wird“, erklärte Bellatrix in unterwürfigem Tonfall und gesellte sich zu ihrer Schwester und ihrem Neffen. Barty, der auf der Türschwelle stehen geblieben war, machte einen unbehaglichen Eindruck und sah nervös auf die Uhr.
„Du kannst gehen, Bartemius. Ich benötige dich momentan nicht. Wenn du nicht an dich halten kannst und deinen menschlichen Trieben folgen musst, beobachte von Weitem, wie sich deine Freundin schlägt, aber wage es nicht, einzugreifen, sollte sie enttarnt werden. In diesem Fall erstattest du mir unverzüglich Bericht, aber lass dich nicht auf einen Kampf mit den Auroren ein!“, befahl Voldemort ihm, woraufhin Barty energisch nickte, sich auf dem Absatz umdrehte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren verschwand. 

Langsam umrundete der schlangengesichtige Mann die reglos zusammengekauerte Frau, dann wandte er sich wieder Draco zu.
„Löse ihre Fesseln“, zischte er und Draco tat, wie ihm geheißen.
„Was schlägst du vor, sollen wir mit ihr machen? Nein, antworte nicht, Draco. Deine Gedankengänge sind zu durchschaubar. Der Cruciatus-Fluch ist in diesem Fall zwar hilfreich, um sie ihr Bewusstsein wieder erlangen zu lassen, aber viel zu simpel, um dir eine Lektion zu erteilen. Der Avada Kedavra bereitet jemandem, den man loswerden möchte, ein schnelles Ende. Schlicht, aber durchaus äußerst effektiv. Für diese Blutsverräterin wäre er jedoch ein viel zu gütiger Tod“, stellte Voldemort, die rötlich glimmenden Augen auf die am Boden liegende Hexe gerichtet, fest.
„Du erinnerst dich daran, wie Amelias älterer Bruder verendet ist, Bellatrix? Vor den Augen seiner elendig kreischenden Frau und der fürchterlich penetrant schreienden Kinder... Ein tragischer Verlust für die Reinblüter und das Geschlecht Bones, aber sie sind nun einmal alle miteinander Blutsverräter und das kann ich nicht dulden. Zumindest aber können wir der lieben Amelia die Ehre erweisen, auf die gleiche Weise zu sterben, wie ihr Bruder.“
„Oh ja, daran erinnere ich mich klar und deutlich“, kicherte die schwarzhaarige Hexe voll fiebriger Vorfreude auf die bevorstehende Folter Bones` und in der Erwartung, auch selbst tätig werden zu können und dieser dreckigen Muggelfreundin zu zeigen, dass sie eindeutig die falsche Seite gewählt hatte.

Lässig schwang Voldemort den Zauberstab und richtete ihn wortlos auf Madam Bones, die sich augenblicklich unter höllischen Qualen zu krümmen begann, die Augen aufriss und einen, laut von den Wänden widerhallenden, Schmerzensschrei ausstieß. Vergeblich versuchte sie sich aufzurichten, schlug in verzweifelter Panik nach ihrem Angreifer aus, doch ihre Hände griffen wieder und wieder ins Leere, erreichten keine der Gestalten, die sie nur verschwommen wahrnahm und dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ließ der Schmerz ebenso schnell nach, wie er gekommen war und Amelia sackte kraftlos und um Atem ringend in sich zusammen.
„Einen guten, letzten Tag wünsche ich Ihnen, Amelia Bones“, begrüßte Voldemort sie dämonisch grinsend und wartete, bis sie sich orientiert hatte und ihn ansah, ehe er fortfuhr „Es gab eine Zeit, in der ich Sie gerne mit offenen Armen in meinen Reihen empfangen hätte. Aber Sie wählte den falschen Weg, dienten anstelle von mir lieber dem Freund der Muggel und Schlammblüter. Unserem allseits geschätzten Professor Dumbledore.“ Er sprach den Namen seines Erzfeindes mit einer solchen Abscheu aus, dass es Draco erschaudern ließ.
„Und dafür werden Sie nun bezahlen müssen. Außerdem ist es mir nicht Recht, dass Sie meinen erfolgversprechendsten Spion im Ministerium ausschalten wollen. Was hat Sie auf Yaxleys Spur gebracht?“, fragte er mäßig interessiert, doch Amelia war fest entschlossen, sich seinen Spielchen nicht zu unterwerfen. Sterben musste sie ohnehin, ob die vorherige Folter nun zwei Minuten oder zwei Stunden dauern würde, war unwichtig, solange sie ihre Prinzipien wahrte und ihr Wissen für sich behielt. Ohne einen Zauberstab war der Kampf aussichtslos, aber ihren Geist konnte sie durch pure Willenskraft verschließen und nun, in der Stunde ihres Todes, war sie entschlossener denn je, Ihm-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte die Stirn zu bieten.
„Antworte!“, brüllte Voldemort wütend und versuchte die Barriere zu durchdringen, mit der sie ihre Gedanken und Erinnerungen vehement schützte.
„Fahr zur Hölle!“, fauchte Amelia zurück und spuckte ihm vor die Füße. Mit wutverzerrter Miene wich er einen Schritt zurück und entfernte ihren Speichel von seinem Umhang. Dieser Abschaum wagte es...
„Crucio!“, schrie er und beobachtete befriedigt, wie Bones sich wimmernd auf den Marmorfliesen wand.

„Sprechen Sie Ihr letztes Gebet, die Zeit ist abgelaufen. Und Sie sollten sich beeilen, denn ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange Sie noch klar werden denken können“, sagte Voldemort gleichgültig, nachdem er ihre Qualen beendet und sich selbst wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Bellatrix kicherte hämisch und umklammerte begierig ihren Zauberstab, wagte es jedoch nicht, ohne den ausdrücklichen Befehl ihres Herren zu handeln. Etwas abseits von ihr standen Narzissa und Draco dicht beieinander und starrten gebannt auf Amelia Bones, unfähig irgendwo anders hinzusehen.
Langsam beugte der Dunkle Lord sich zu seinem Opfer herab und lähmte sie mittels eines unausgesprochenen Zaubers, bevor er ihre Kleidung zum Verschwinden brachte und damit begann, ihr gezielt die Arterien, welche normalerweise purpurrotes, sauerstoffreiches Blut enthalten, aufzuschlitzen. Sofort floss es in Strömen aus der alternden Hexe heraus, jedoch nur solange, bis er ihr exakt sieben tiefe und für gewöhnlich innerhalb weniger Minuten tödliche Wunden zugefügt hatte. Dann unterbrach er ihren Blutfluss mit einem Schlenker seines Zauberstabes, die Wunden jedoch klafften noch immer tief in ihrer Haut. Als er den Lähmzauber von ihr nahm, keuchte Amelia laut auf und sah entsetzt an sich herab.
Gepeinigt stöhnte sie auf und biss die Zähne fest zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Was bezwecken Sie damit?“, verlangte sie mit bebender Stimme zu erfahren. Wenn dies nur der Folter dienen sollte, wozu dann der Aufwand? Weshalb reichte ihm der Cruciatus-Fluch, der zwar keine sichtbaren Spuren hinterließ, allerdings wesentlich qualvoller war, nicht aus?
„Haben Sie gesehen, wie wunderbar rein die Farbe Ihres Blutes war? Dieses Rot wird es im Augenblick ihres Todes nicht mehr haben. Nein, es wird den Verrat ihres Geschlechtes symbolisieren. Sie haben es abgelehnt dafür zu sorgen, dass das Blut der magischen Gemeinschaft nicht verunreinigt wird und so soll auch Ihres nicht länger diese Farbe tragen“, flüsterte Voldemort und nickte Bella zu, die eine Zauberformel vor sich hinmurmelte und ihren Stab unablässig auf Madam Bones richtete, die plötzlich spürte, wie sich ihre Lungen krampfartig zusammen zogen. Zwar war sie noch fähig zu atmen, doch plagte sie das Gefühl, schlichtweg keine Luft mehr zu bekommen. Vergeblich versuchte sie ihren zitternden Körper zu beruhigen und nicht zu hyperventilieren.
„Es spielt keine Rolle, wie viele Atemzüge Sie noch nehmen, Ihre Lungen werden keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, es sei denn Sie erklären sich dazu bereit, mir die Informationen zu geben, nach denen ich verlange. Dann gewähre ich Ihnen einen sanften Tod. Sollten Sie sogar im Ministerium für mich arbeiten wollen, so würde ich Ihnen das Leben schenken. Ist das nicht ein wahrhaft großzügiges Angebot?“
„N-nie... Niemals!“, japste Amelia, während ihr allmählich übel wurde und sie schwarze Flecken vor ihren Augen umher tanzen sah.
„Bedauerlich“, erwiderte Voldemort und Bellatrix lachte vor nervöser Erregung kurz auf.
„Schwarzes Blut wird fließen!“, hauchte sie, das Gesicht zu einer irren Grimasse verzogen.
Draco schüttelte es am ganzen Leib und als sein Blick den Voldemorts traf, zeugten seine ängstlich geweiteten Augen von dem Horror, den der Junge angesichts der leidenden Frau empfand. Es tat ihm nicht um die Person an sich leid, es war der Gedanke daran, selbst auf diese Weise sterben zu müssen, oder gar seine Eltern so zu verlieren. Der Tod war leicht, wenn er erst einmal eingetreten war, doch diese entsetzlichen Qualen erregten ein solches Grauen in ihm, dass er das Gefühl hatte, sich jeden Moment übergeben zu müssen.

Langsam spürte Amelia, wie ihr Denken aussetzte, nur noch am Rande nahm sie das wahnsinnige Gegacker Lestranges wahr, während der Kronleuchter, über ihr immer undeutlicher wurde und sie in die schwarze Gleichgültigkeit zu stürzen drohte. Doch dann flammten die Schmerzen erneut und mit ungeahnter Heftigkeit auf. Verzweifelt bäumte sie sich ein allerletztes Mal auf, versuchte zu schreien, doch ihrer ausgetrockneten Kehle entrann kaum mehr ein Röcheln. Verschwommen sah sie Fluten einer schwarzen Flüssigkeit über ihre nackte Haut fließen, fühlte die Nässe und dann brach sie zusammen und blieb reglos liegen, rang noch einmal um Atem, ehe ihr Körper vollkommen erschlaffte und der letzte Rest Leben aus ihr entwich.
Freudig betrachtete Bellatrix das, auf Grund des überhöhten Stickstoffgehaltes, tiefschwarze Blut, das eine große Lache auf dem Boden bildete und bemerkte nicht, dass Draco hinter ihr zu würgen begonnen hatte und sich sein Frühstück erneut durch den Kopf gehen ließ. Narzissa stellte sich schützend vor ihren Sohn und entfernte sein Erbrochenes, ohne selbst der Versuchung zu erliegen, ihn in die Arme zu schließen und mit ihm zu leiden. Sie musste jetzt stark sein und auch er sollte sich besser zusammenreißen, auch wenn es ihr selbst unheimlich schwer fiel, die Beherrschung nicht zu verlieren.
Hustend wischte Draco sich den Mund ab und unterdrückte unter größter Anstrengung das Zittern seiner Beine, die ihn nicht mehr tragen wollten.

„Du empfindest Mitleid für sie, Draco?“, fragte Voldemort kalt und musterte ihn abschätzig.
„N-nein“, keuchte der blonde Junge und schluckte die Reste des bitteren Magensaftes, der ihm unablässig die Kehle empor stieg, würgend hinunter.
„Sie hat es nicht anders verdient!“, stieß er aus, aber es gelang ihm nicht, seine Stimme zu festigen.
„Merke dir gut, was du gesehen hast, denn genauso erbärmlich, wie diese wertlose Blutsverräterin wird deine Mutter sterben, wenn du den Auftrag nicht zu meiner Zufriedenheit erledigen wirst.“
Verzweifelt mühte Draco sich, an etwas anderes zu denken, um das furchtbare Bild seiner sterbenden Mutter aus seinem Kopf zu vertreiben und nicht in Tränen auszubrechen, doch alles, was ihm einfiel, war sein Vater, der ganz alleine in einer Zelle in Askaban saß... Und Saphira. Saphira, die nichts von alledem ahnen konnte, was hier vor sich ging, deren Unterstützung er sich sehnlicher wünschte, als jemals zuvor. Doch er konnte sie hier nicht mit hineinziehen. Das durfte er einfach nicht.
Gespannt verfolgte der Dunkle Lord, was in Dracos Kopf vor sich ging und als das Bild eines jungen, blonden Mädchens darin auftauchte, flackerten seine Augen zum Kaminsims herüber, auf dem mehrere Fotos standen. Eines davon zeigte den jungen Malfoy zusammen mit jenem Mädchen. Draco umarmte sie lachend, während sie verliebt lächelnd zu ihm aufsah. Voldemort erkannte das schmale Gesicht, die hohlen Wangen und die merkwürdig großen, irgendwie nicht zum restlichen Erscheinungsbild passenden, Augen sofort wieder. Regulus Black hatte die gleichen seltsamen Züge gehabt.
„So, so. Die kleine Black ist also deine Freundin?“, er grinste teuflisch.
„Nein!“, antwortete Draco viel zu schnell und biss sich auf die Zunge.
Oh bitte, bitte nicht! Flehte er stumm, doch Voldemort ging nicht weiter darauf ein, sondern nickte nur zufrieden und wandte sich dann an Bellatrix.
„Schaff die Leiche zurück und sag Cecilia Steel, sie kann nach Hause zurückkehren“, befahl er der unwillig drein blickenden Frau. Es passte ihr ganz und gar nicht, solch nichtige Aufgaben erledigen zu müssen, die normalerweise von weitaus rangniedrigeren Todessern verlangt wurden.
„Nur dank meiner Gnade bist du jetzt nicht in Askaban!“, erinnerte er sie schroff, woraufhin Bella wiederwillig gehorchte.

Nachdem Bellatrix das Anwesen verlassen hatte, richtete der Dunkle Lord seine blutroten Augen wieder auf Draco, der ein wenig in sich zusammen sank. Der Mut hatte ihn beinahe gänzlich verlassen, trotzdem war er noch entschlossener als zuvor, Dumbledore zu töten.
„Ich frage dich noch einmal, Draco, bist du bereit, alles zu tun, um deiner Mutter dieses Schicksal zu ersparen?“
„Ja, Herr! Und wenn ich bei dem Versuch sterben sollte“, beteuerte der junge Malfoy eindringlich.
„Das klingt sehr viel überzeugender, als deine bisherige arrogante Selbstüberschätzung. Stellst du all deine Fähigkeiten in meine Dienste? Wirst du die ewige Treue zu Lord Voldemort schwören und nimmst dafür, falls nötig, selbst deinen eigenen Tod in Kauf?“, fragte er bedrohlich.
„Das werde ich.“
„Gib mir deinen linken Arm“, zischte der Unnennbare und streckte seine bleichen knochigen Finger danach aus. Narzissa schluchzte leise und vergrub das Gesicht kopfschüttelnd in den Händen. Wie hatte es nur so weit kommen können?
Bebend trat der Junge näher und streckte seinen, in Erwartung des Schmerzes zuckenden, Arm aus. Wie oft hatte er sich diesen denkwürdigen Augenblick ausgemalt? Doch in seinen Träumereien war er niemals geschwächt und verängstigt gewesen, bespritzt mit Blut und seinem eigenen Erbrochenem... In seiner Vorstellung war er stolz und glücklich darüber, dass ihm diese Ehre zuteilwurde. Die Realität sprach leider eine andere Sprache.
Bedächtig senkte Voldemort seinen Zauberstab auf Dracos Unterarm und zeichnete mit quälender Gelassenheit einen Totenkopf, aus dessen Mund sich eine Schlange heraus wand, darauf.
Das Dunkle Mal.
Mit verzerrtem Gesicht unterdrückte Draco die Schmerzensschreie mit der rechten Faust, die er sich vor den Mund presste und wischte sich dabei mit dem Saum seines Ärmels möglichst unauffällig die Tränen von den Wangen. Nie zuvor in seinem Leben hatte er körperlich so sehr gelitten. Es fühlte sich an, wie Feuer, das auf seiner Haut brannte, als würde man ihm die Haut förmlich aufreißen und Säure in die klaffenden Wunden gießen... Narzissa, die diese Prozedur bereits bei Lucius und Bellatrix hatte miterleben müssen, blieb stumm und reglos, während in ihrem Inneren ein erbitterter Kampf tobte. Sie wollte diesem Ungeheuer, das ihre Familie so unsäglich quälte, eigenhändig die Augen auskratzen. Wütend war sie jedoch auch auf Lucius, der sich seiner Freiheit freiwillig hatte berauben lassen, indem er sich die Ketten der ewigen Treue zum Dunklen Lord vor etlichen Jahren selbst angelegt hatte.
Sieh nur, was du unserem Sohn damit angetan hast! Noch mehr, als Rache und Vergeltung an denjenigen zu üben, denen sie dafür die Schuld gab, wünschte Narzissa sich hingegen, wieder mit ihrem Mann vereint sein zu können. Seine bloße Anwesenheit wäre nun beruhigend, denn gemeinsam, so glaubte Mrs. Malfoy, könnten sie alles schaffen.

„Ich wünsche euch noch einen angenehmen Nachmittag“, verabschiedete Voldemort sich spöttisch von Narzissa und Draco, der wimmernd auf die Knie gefallen war, nachdem der Dunkle Lord von ihm abgelassen hatte, und disapparierte auf der Stelle, ohne sich von den Schutzbännen, die Lucius einst über das Manor gelegt hatte, aufhalten zu lassen.
Als sie endlich alleine waren, zog Narzissa ihren Sohn auf die Beine und drückte ihn fest an sich, streichelte liebevoll und beruhigend über seinen Rücken, doch Draco ließ diese beschützende Nähe nur wenige Minuten lang zu.
„Ich schaffe das, Mum!“, versicherte er ihr und drückte dabei ihre Hand.
„Du musst dir keine Sorgen machen, ich werde nicht zulassen, dass er dich...“ Er brachte die Grauen erregenden Worte nicht über die Lippen.
Dass er dich tötet. Beendete eine ungebetene Stimme in seinem Kopf den Satz für ihn.
„Nein, mein Schatz. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich will, dass du mir versprichst, dein eigenes Leben zu schützen und dass du jede erdenkliche Hilfe annimmst. Von wem auch immer sie kommen mag!“
„Das kann ich nicht“, entgegnete Draco kopfschüttelnd „Ich habe meinen Eid bereits geschworen und nicht vor, ihn zu brechen. Ich will und werde diese Aufgabe alleine bewältigen und dann... dann wird uns größere Ehre zuteil, als jedem anderen Todesser. Vater wird wieder bei dir sein und du musst nicht länger um dein Leben fürchten!“
„Oh Draco, du kannst nicht wirklich glauben, dass es dir gelingen wird. Nicht einmal der Dunkle Lord hat es bislang geschafft, Dumbledore zur Strecke zu bringen und das hätte er, wenn er Dumbledores Macht bezwingen könnte, ohne sich dabei selbst in tödliche Gefahr zu bringen. Er hat dir eine unlösbare Aufgabe gestellt. Er will nicht, dass du es schaffst. Du sollst daran zu Grunde gehen. Es ist die Strafe für Lucius` Fehler... Draco, es zu versuchen wäre wahnsinnig!“, erklärte Narzissa, die den Tränen nahe war, in der Hoffnung, ihr Sohn würde endlich einsehen, wie utopisch es für einen sechzehnjährigen Jungen war, einen Mann, wie Dumbledore zu besiegen, wenn nicht einmal der gefährlichste schwarze Magier aller Zeiten dazu imstande war.
„Ich habe keine Wahl!“, sagte Draco, der das Leben seiner Mutter keinesfalls riskieren wollte.
„Meine Aufgabe ist erfüllt, ich habe dir das Leben geschenkt, dir meinem einzigen Kind und ich bin jederzeit dazu bereit, es für dich zu opfern“, erwiderte Narzissa und blickte ihrem Sohn entschlossen in die Augen „Du darfst dich nicht in Gefahr bringen!“, flehte sie und wünschte, er würde verstehen, begreifen, dass er keine Chance hatte.
„Ich muss arbeiten“, antwortete Draco schroff und entzog ihr seine Hand, die sie fest umklammert hielt. Verzweifelt sah Narzissa ihm nach und rief leise:
„In der Küche steht Diptam, das wird die Schmerzen an deinem Arm lindern!“, doch er schien sie einfach zu ignorieren.

„Bitte pass auf dich auf“, hauchte Narzissa, während ihr stumme Tränen die Wangen hinab rannen und sie mit einem Stechen in der Magengegend die Blutlache am Boden betrachtete. Eine Hauselfe betrat vorsichtig den Salon, in den Händen hielt sie einen großen Eimer und eine Bürste, mit der sie den Boden schrubben wollte.
„Mrs. Malfoy?“, quiekte sie behutsam und trippelte näher an die weinende Frau heran.
„Stell es ab, ich mache es selbst“, schluchzte Narzissa und griff nach den Putzutensilien.
„Sind Sie sicher?“, fragte die Elfe ungläubig und besah sich den riesigen Fleck, den die Leiche von Madam Bones auf dem Marmor hinterlassen hatte.
„Bin ich“, sagte Narzissa mit brüchiger Stimme.
Stunde um Stunde bearbeitete sie den Boden, tauchte die Bürste immer wieder in frisches Wasser, bis ihre Hände durchweicht und wund waren, sich Schwielen an ihren Fingern bildeten. Die Knie hatte sie sich aufgescheuert und das Ziehen in ihrem Rücken wurde nahezu unerträglich, doch all dies war Nichts, vergleichen mit ihrer Angst, Draco zu verlieren.
Inzwischen glänzten die Fliesen so sauber, als wären sie eben erst verlegt worden. Die Nachmittagssonne spiegelte sich in ihnen und blendete Narzissa, die trotz allem noch immer das Blut vor Augen hatte.
Der Geruch des Todes ließ sich nicht abwaschen...
Nie wieder.
Der unnennbare Bastard hatte ihr Haus, das für Geborgenheit stehen sollte, der Familie stets ein sicheres Heim gewesen war, für immer und unwiderruflich entweiht.


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