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Fanfiction

Kampf um die Zukunft - Feuertaufe

von Rosiel

13. Kapitel – Feuertaufe

Der Vollmond stand hoch am Himmel und ergoss sein silbernes Licht durch die wenigen LĂĽcken des Waldes auf den ĂĽberfrorenen Schnee.

Anjolie kämpfte sich zwischen den Bäumen hindurch in Richtung Schloss. Verbissen hielt sie einen großen Stoffbeutel über ihren Unterarm hoch, damit er oder besser gesagt, sein Inhalt, nicht nass wurde und zum Hundertsten Mal verfluchte sie, dass der Wald zu eng zum Fliegen war.

Aber bald wĂĽrde sie eine kleine Lichtung erreichen, wo sie sich ungehindert ausbreiten konnte und auf jeden Fall wĂĽrde! Zum GlĂĽck war es dunkel genug, so dass sie niemand sehen konnte, wenn sie nicht gerade direkt vorm Mond rumflog!

In der Ferne ertönte Wolfsgeheul und Anjolie fragte sich aufs Neue, was sich in diesem Wald noch so alles herumtrieb. Bis jetzt war sie nur ein paar vereinzelten Zentauren begegnet, die sie jedoch mit ein paar bösen Blicken wieder stehen ließen. Anscheinend wussten sie, was gut für sie war. Es schienen recht unfreundliche Spießgesellen zu sein, obwohl sie bislang nur den Zentauren Firenze kennen gelernt hatte und der war eigentlich ganz nett – für einen Mann mit Pferdehintern!

Ansonsten waren ihr kaum irgendwelche anderen magischen Wesen hier begegnet, wenn man mal von ein paar Einhörner, allerlei Kriechgetier und Hagrids Halbbruder absah. Letzterem ging sie seitdem wohlweislich aus dem Weg. Dieses Ding hatte sie von hinten gepackt und ihr damit fast sämtliche Rippen gebrochen – mit einer Hand! „Er war neugierig!“, hatte Hagrid ihn verteidigt. Anjolie fand ihn einfach nur gemeingefährlich! Zum Glück heilten ihre Wunden schnell.

Anjolie hatte die Lichtung erreicht und atmete erleichtert auf. Endlich hatte die Schneestampferei ein Ende! Sie nahm ihre Gestalt an und begrĂĽĂźte das Abklingen des Schmerzes, als die Umwandlung beendet war. GenĂĽsslich streckte sie ihre FlĂĽgel aus und spreizte jede einzelne Flugfeder.

Viel befreiter ging sie in die Knie und stieß sich mit kräftigen Flügelschlägen ab. Die Luft war eiskalt und fühlte sich wie winzige Nadelstiche auf der Haut an, doch Anjolie störte das nicht. Nur beim Fliegen fühlte sie sich richtig frei! Die Welt lag offen vor ihr.

Anjolie hielt sich sĂĽdlich, um den Mond zu umgehen und steuerte den Gryffindorturm an. In den letzten Tagen hatte sie herausgefunden, wo Ginnys Zimmer lag und flog jetzt zu ihrem Fenster an der Ostseite des Turms.

Sie knallte mehr oder weniger schmerzhaft gegen die Wand, als sie auf einem Sims landen wollte und krallte ihre freie Hand in die Rillen der Mauer. Anjolie wünschte sich, auch ihre zweite Hand frei zu haben, da sich ihre Position als extrem wacklig herausstellte, zumal das Gewicht ihrer Flügel sie zusätzlich nach hinten zog.

Vielleicht hätte sie doch die Tür benutzen sollen, doch dann hätte sie das Passwort gebraucht oder jemanden der sie reinließ... Kurz und gut, sie stand lieber auf eigenen Beinen, auch wenn diese jetzt auf einen äußerst schmalen Sims klemmten.

Sie lehnte sich etwas zur Seite und linste durchs Fenster – keiner im Zimmer! Anscheinend waren noch alle beim Abendessen. ‚Gutes Timing!’ Sie zog ein zuvor organisiertes Messer aus dem Gürtel, ließ es zwischen die zwei Fensterflügel gleiten und schob den Riegel hoch. ‚Es war doch immer gut, perfekt vorbereitet zu sein!’

Grinsend steckte sie das Messer wieder weg und stieß einen Flügel nach innen auf. Sie hievte sich mit ihrer freien Hand schwerfällig auf den Fenstersims und wollte durch Fenster klettern. An und für sich ein guter Plan, wenn sie nicht etwas Entscheidendes vergessen hätte – ihre Flügel!

Sie blieb mit einem am Fenster hängen, verlor das Gleichgewicht und fiel Kopf voran ins Zimmer. Mit lautem Poltern landete sie auf dem Fußboden und blieb stocksteif liegen, als plötzlich die Fackeln an den Wänden aufloderten. Sie horchte und wartete darauf, dass der Himmel über sie hereinbrechen - doch nichts! Waren die Fackeln von allein angegangen? Unmöglich war hier nichts!

Vorsichtig bewegte sie ihre Flügel und testete, ob alles okay war. ‚Bestandsaufnahme positiv. Alles im grünen Bereich!’ Langsam drückte sie sich hoch und legte ihre Flügel an, um weiteren Schaden zu vermeiden. Sie liebte ihre Flügel. Für sie waren sie gleichbedeutend mit Freiheit, doch manchmal waren sie schlichtweg unpraktisch!

Sie schnappte sich den Beutel, der in sicherer Entfernung von ihr gelandet war und sah sich im Zimmer um. Im selben Moment wurde ihr klar, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, in welchem Bett Ginny schlief.

Seufzend machte sie sich auf die Suche nach Anhaltspunkten. Sie steuerte das erstbeste Bett an und schaute auf dem Schrank nach etwas Hilfreichem. Aber da war alles aufgeräumt, keine Bilder, keine privaten Utensilien. Also das sah eindeutig nicht nach Ginny aus!

Sie schlug sich zum nächsten Bett durch und begann mit derselben Prozedur. Der Nachtschrank war chaotisch genug für Ginny, allerdings fehlten immer noch eindeutige Beweise. Also machte sie sich übers Bett her. Nur gab es hier nicht viel zu sehen. Versuchsweise hob sie das Kopfkissen hoch und ihr blitzte das Scheußlichste entgegen, die ihr je vor Augen gekommen war. Ein Nachthemd! Lila, türkise und orange Drachen auf grellpinkfarbenem Hintergrund. ‚Igitt! Solche Geschmacksverirrung sollte strengstens bestraft werden!’

Angewidert ließ sie das Kissen wieder fallen und nahm sich ein weiteres Bett vor. Sie hoffte inständig, dass sich ihr hier nicht auch so ein unheimlicher Anblick bot. So etwas ließ einen doch glatt am Guten im Menschen zweifeln!

Aber auch bei diesem Bett brachte die Suche kein zufriedenstellendes Ergebnis. Anjolie stöhnte frustriert auf. Musste sie sich denn wirklich durch die Schränke kämpfen?

Aber es war ja noch ein Bett übrig! Sie ging hinüber und stieß am Fußende heftig gegen etwas Hartes. Genervt sah sie nach unten und entdeckte einen Schrankkoffer, der etwas zu weit vorn stand. Aber siehe da! In kräftigen Lettern stand dort ‚Ginevra M. Weasley’. ‚Also auf die Idee mit den Koffern hättest du auch kommen können! Aber warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?’

Erleichtert ging sie um das Bett herum, öffnete den Beutel und breitete den Inhalt auf dem Bett aus. Dann legte sie einen vorbereiteten Brief darauf und verstaute den Beutel neben dem Koffer.

Zufrieden, ihr Vorhaben endlich erledigt zu haben, machte sie sich auf den Weg zurĂĽck zum Fenster. Doch bevor sie wieder hinauskletterte, hob sie noch ein paar BĂĽcher auf, die sie bei ihrer unkonventionellen Art durchs Fenster zu kommen heruntergefallen sein mussten.

Beim Hinausklettern war sie diesmal äußerst vorsichtig, ließ sich auf den Sims gleiten und versuchte so gut es ging, das Fenster wieder zuzuziehen. Nach einem prüfenden Blick auf den Schlosshof schwang sie sich wieder in die Lüfte und fragte sich, wie Ginny wohl auf ihr Geschenk reagieren würde.

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Severus ließ mit gesenktem Kopf seinen Blick durch die Große Halle schweifen. Ein Teil seiner heutigen ‚Tanzschüler’ saß an den Tischen und aß noch, was Severus gründlich den Appetit verdarb. So sehr er sich auch bemühte ihnen das Tanzen beizubringen, sie fanden immer einen Weg ihm zu zeigen, dass er gründlich versagte. Sie tanzten nicht, sondern stakten wie der Storch durch den Salat!

Es machte ihn wahnsinnig zu sehen, was diese untalentierten Kröten unter harmonischen Tönen alles anstellten. Allein ihnen bei ihren spastischen Bewegungen zuzusehen, bescherte ihm ein Gefühl, als würde jemand mit einem Nagel über eine Schiefertafel fahren. Na ja, wenigstens passten dazu die Bewegungen der Schüler!

Lustlos schob er sich ein Stücken Apfel in den Mund und erlebte einen kleinen Höhepunkt, als ihm klar wurde, dass diese Tortur in zwei Tagen vorbei war. Es hätte tatsächlich seine Stimmung ein wenig heben können, wäre sein Blick in dem Moment nicht an Ginny Weasley hängen geblieben.

Noch so eine Tanzschülerin! Severus wusste, dass er in seiner Beurteilung unfair war und wäre seine Laune auch nur einen Hauch besser gewesen, hätte man ihn tatsächlich, wenn auch nur unter extremen Zwang, dazu bringen können, zuzugeben, dass Ginny sich gar nicht so schlecht anstellte. Doch da das mit Sicherheit Anjolies Training zuzuschreiben war und er auf sie momentan überhaupt nicht gut zu sprechen war, würde er eher sterben, als auch nur im Entferntesten etwas Gutes über sie oder ihre Schülerin von sich zu geben.

Außerdem stank es ihm gewaltig, dass Miss Unverschämt ihn in letzter Zeit ständig mit einem seltsamen Lächeln bedachte. Allein, dass sie ihn anlächelte, war verdächtig, doch bei ihr hatte es etwas Hintergründiges! Welchen Grund hatte sie dafür? War ihr letztendlich ihre neue Kraft zu Kopf gestiegen? Warum sollte es ihr auch nicht wie Potter gehen! Sie hing schließlich oft genug mit ihm herum! ‚Eine Tatsache, die Anjolie lieber unterbinden sollte!’

Severus gab ein unwilliges Schnauben von sich und bemerkte die erstaunten und teilweise verunsicherten Blicke seiner Tischnachbarn nicht. Wie sollte sie das denn? SchlieĂźlich hatte sie doch anscheinend genug damit zu tun, ihm aus dem Weg zu gehen!

Seit dem Morgen im Krankenflügel sprang sie ihm mehr denn je im Kopf herum. Seitdem er neben ihr aufgewacht war, vermisste er jeden Morgen dieses angenehme Gefühl und allein das sofort aufkommende Verlustgefühl versetzte ihn regelmäßig in schlechte Laune.

Er wusste nicht, ob sie ihm absichtlich aus dem Weg ging, doch seitdem hatte er sie so gut wie nie gesehen und wenn, dann nur von weitem. Sie trieb ihn sogar schon so weit, dass er sich unbewusst auf die Suche nach ihr machte. Er klapperte die Stellen ab, wo sie sich nachts normalerweise herumtrieb. Doch weder in der Bibliothek, noch im Trainingsraum war sie zu finden gewesen. Erst, als er sich bereits auf halbem Weg zum Verbotenen Wald befunden hatte, war ihm klar geworden, wie lächerlich er sich benahm.

Selbst für den Fall, dass er sie dort gefunden hätte, wie hätte er ihr erklärt, was er dort zu suchen hatte? Sie war alles andere als dumm und hätte schnell eins und eins zusammengezählt. ‚Das würde sie dir ja ewig unter die Nase reiben!’

Severus knallte seine zerknüllte Serviette auf den Teller, schob resolut seinen Stuhl zurück und sprang auf. Seine Stimmung war mittlerweile auf dem Nullpunkt angelangt und das besserte sich bestimmt nicht, wenn er die ganze Zeit auf die Strafe seines Lebens starren musste. Es war schon schlimm genug, dass er sie jeden Tag zu unterrichten hatte! ‚Da mich ich doch lieber auf die Suche nach einem Paar lachender, grüner Augen!’

Bevor er sich auch nur zum Ausgang bewegen konnte, wurde Severus klar, was er da dachte und schloss für einen Moment die Augen. Er konnte nur mit Mühe einen Wutschrei unterdrücken. ‚Dieses kleine...’ Sie würde ihn noch in den Wahnsinn treiben!

Entschlossen, sie wenigstens für den Rest des Tages aus seinem Kopf zu vertreiben – er bezweifelte ernsthaft, dass er das länger schaffen würde! – ging er zielstrebig auf die Tür zu. Und siehe da, als wäre der Tag nicht schon beschissen genug, kam Potter mit Weasley durch die Tür stolziert! Severus hätte vor Frustration aufschreien können, als sie sich direkt anblickten. Diese grünen Augen hatte er nicht gemeint! Was hatte er denn heute verbrochen, dass er so gestraft wurde?

Doch Severus erholte sich schnell. Vor Potter würde er sich ganz bestimmt nicht klein beigeben! Er setzte seinen Blick Marke ‚Geh-mir-aus-dem-Weg-du-Wurm!’ auf und legte eine zusätzlich bedrohliche Geschwindigkeit vor. Aber wer hatte eigentlich behauptet, dass ihm an diesem Tag irgendetwas gelingen sollte? Natürlich gab es jemanden, der seinem Vorhaben einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte: Dumbledore! Der kam nämlich just in diesem Moment auf die Idee, nach ihm zu rufen und damit seinen perfekt unterkühlten Abgang zunichte zu machen!

Severus blieb stehen und drehte sich ruckartig um. Er wagte es nicht, darĂĽber nachzudenken, was Dumbledore sich jetzt wieder fĂĽr ihn ausgeheckt hatte und schwor sich, seinem Direktor den Hals umzudrehen, sollte es auch nur im Entferntesten so etwas wie der Tanzunterricht sein!

„Hast du einen Moment Zeit, Severus?“, fragte Dumbledore breit lächelnd, als er nah genug herangekommen war.

„Habe ich denn eine andere Wahl?“, knurrte Severus, drehte sich zur Tür und bemerkte mäßig erleichtert, dass Potter und Weasley die Chance genutzt hatten, unbemerkt an ihm vorbeizuhuschen. Dumbledore im Genick, wünschte er sich lieber an einen ruhigen Ort, wo er ohne Störung vor sich hinbrüten konnte.

Dumbledore holte zu ihm auf, legte seine Hand auf Severus’ Schulter und führte ihn zur Tür hinaus. „Geht es dir gut, mein Junge?“, fragte er ohne Umschweife und erwischte Severus eiskalt.

„Warum sollte es nicht?“, fragte er kälter als er sonst gewöhnlich mit Dumbledore sprach. ‚Stand er wieder unter Beobachtung?’

„Weil du seit einiger Zeit aussiehst, als ständest du kurz davor, jemandem den Kopf abzureißen!“

„Und wo ist da der Unterschied zu sonst?“, konterte Severus sarkastisch. [/i]‚Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?’ [/i]

„Lass die Scherze, Severus!“ Seine freundliche Miene war verschwunden und hatte einem ernsten Gesichtsausdruck platzgemacht. „Mit deiner Selbstbeherrschung ist es zur Zeit nicht weit her und das weißt du ganz genau!“

Severus war zumute, als hätte Dumbledore ihm einen Tritt in den Magen verpasst. Jetzt fing er auch noch an, an seiner Selbstbeherrschung zu zweifeln! Hatte er sich etwa gehen lassen und seine Nichtsnutze von Schülern passende Flüche auf den Hals gehetzt? – Nein! Also, was sollte das?

„Was ist los mit dir?“

„Nichts!“, fauchte Severus und warf Dumbledore einen Blick zu, der ihn warnen sollte, ja nicht weiterzubohren.

Doch Dumbledore trotzte der Drohung todesmutig und schielte neugierig zu Severus hinüber. „Hat es mit unserem kleinen Engel zu tun?“

Severus konnte fühlen, wie seine Gesichtszüge entgleisten und diese Ablenkung genügte, ihn stolpern zu lassen. Und als ob es für ihn nicht schon demütigend genug war, von einem alten Mann aufgefangen zu werden, fiel ihm nicht die geringste Ausrede ein. Um genau zu sein, fiel ihm gar nichts ein! Er hatte das Gefühl, dass jedes Wort aus seinem Gehirn gelöscht war. Also starrte er einfach geradeaus, ohne zu realisieren, wohin sie überhaupt gingen.

„Da habe ich wohl ins Schwarze getroffen!“, schmunzelte Dumbledore ihn an.

Das durfte nicht wahr sein! Wie hatte er sich so die Blöße geben können? „Ich weiß nicht, was du meinst!“, knurrte er zur Antwort. ‚Besonders einfallsreich! Das nimmt er dir ohne jeden Zweifel ab!’ „Und überhaupt, hör auf sie ‚Engel’ zu nennen! Muss ja nicht gleich jeder wissen!“ Seitdem er fahren hatte, dass sein Direktor jetzt Bescheid wusste, hatte er das Gefühl, dass ihm und Anjolie etwas Besonderes genommen worden war – oder besser gesagt, sie es ihnen genommen hatte!

„Du alter Geheimniskrämer! Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie...“ Weiter kam er nicht, denn in dem Moment war aus dem Schlosshof Geschrei zu hören. Dumbledore stürmte sofort los und Severus folgte ihm, bedeutend langsamer und unheimlich erleichtert dieses Gespräch nicht zuende führen zu müssen. Er sollte dringend an seinem Erscheinen arbeiten oder sich wenigstens ausreichend Erklärungen dafür zurechtlegen, falls ihm Ersteres nicht gelang.

Nach der anfänglichen Erleichterung überkam Severus die Neugier und er beschleunigte seine Schritte. Was mochte ihn wohl gerettet haben? Die Schreie der Schüler klangen jetzt zunehmend panisch und das konnte zu diesen Zeit nichts Gutes bedeuten.

Vorbei an einigen verängstigten Schülern, holte er Dumbledore ein und gemeinsam erreichten sie den Schlosshof. Der Anblick, der sich ihnen dort bot, ließ Severus das Blut in den Adern gefrieren.

Vier Schülerinnen wurden von genauso vielen Monstern festgehalten und an die rüstungsbewehrten Leib gedrückt. Severus wurde übel, als ihm klar wurde, dass sie es hier wieder mit Dämonen zu tun hatten. Diese Gestalten ähnelten Werwölfen, waren jedoch viel größer und kompakter. Und für gewöhnlich liefen die auch nicht mit Kleidung, Brustpanzern, Armschonern und Schwertern durch die Gegend! Die hier, hatten eindeutig die Kontrolle über ihre Handlung und schienen einen Plan zu verfolgen. Ein Plan, der ihnen auf keinen Fall gefallen würde und die Dämonen machten nicht den Eindruck, als wollten sie verhandeln!

Zu dem Schluss musste auch Dumbledore gekommen sein, denn Severus sah aus den Augenwinkeln, dass er gerade den Zauberstab hob. Bevor er auch nur dazu kam, ihn daran zu erinnern, dass ihre Magie den Dämonen nichts anhaben konnte, hallte auch schon ein „Stupor!“ durch die Luft.

Der Fluch traf einen der Dämonen am Kopf, doch außer, dass er etwas zurücktaumelte und seine Geisel panisch aufschrie, bewirkte er nichts.

„Das war wohl nichts!“, rutsche es Severus heraus. Anscheinend hatte Dumbledore bezüglich seiner Selbstbeherrschung Recht gehabt!

„Wir können doch nicht zusehen, wie die Schüler ermordet werden!“, bemerkte Dumbledore eindringlich.

„Ich weiß! Aber was sollen wir denn unternehmen? Es ist ja nicht so, als hätten wir außer unserer Magie noch mehr nützliche Talente!“, kam Severus’ Sarkasmus wieder durch.

„Ich glaube auch nicht, dass wir hier viel ausrichten können!“, erwiderte Dumbledore nachdenklich.

„Wir wollen die Auserwählte!“, brüllte ihnen einer der Dämonen entgegen. Sie waren anscheinend zu dem Schluss gekommen, dass wenigstens einer von beiden hier was zu sagen hatte. „Schickt sie raus und ihr bekommt die hier wieder!“ Damit hob er seine Geisel am Kinn an, so dass sie nur noch ein ersticktes Gurgeln von sich geben konnte.

Severus ĂĽberlegte nicht lange und machte sich sofort auf den Weg zurĂĽck zum Schloss. Ihm war klar, dass Dumbledore nicht damit einverstanden sein wĂĽrde, doch mit der kleinen Miss Weasley konnten sie vielleicht ein wenig Zeit schinden.

Als er in der Halle ankam, war sie voller Schüler, die sich aufgeregt flüsternd an die Tische drängten. Zum Glück stand seine Zielperson mit einigen Mitschülern am vorderen Tischende und ersparte ihm damit, sich durch die Reihen schlängeln zu müssen. Sie hatte ihn gleich bemerkt, als er in die Halle kam und sah ihm jetzt unbehaglich entgegen.

„Miss Weasley!“, sprach er sie sofort an. „Folgen Sie mir auf den Hof!“ Erstaunt aber ohne Widerspruch folgte sie seiner Aufforderung. Aber schon nach ein paar Schritten hörte er, wie Ron Weasley nach seiner Schwester rief und sie stehen blieb. ‚Oh, nein! Für Neugier war jetzt keine Zeit!’Severus drehte sich um und zischte: „Miss Weasley! Keine Trödelei!“ Ihrem Bruder schickte er einen drohenden Blick, ihnen ja nicht zu folgen und der stoppte augenblicklich.

Sie sah ihn einen kurzem Moment verschreckt an, setzte dann aber ihren Weg unverzüglich fort und Severus blieb mit ihr auf gleicher Höhe, um weitere Verzögerungen zu verhindern. Er wollte den Hof so schnell wie möglich wieder erreichen. Wer wusste denn, was bis zu diesem Zeitpunkt noch vorgefallen war!

„Sir?“, sprach sie ihn plötzlich an und riss Severus aus seinen Gedanken. „Darf ich fragen, was los ist?“ Er wollte sie schon anblaffen, sie solle die Zeit abwarten, doch dann wurde ihm klar, dass sie dort draußen ihr Leben verlieren könnte und ein Recht darauf hatte, zu erfahren, was vor sich ging.

Also erklärte er in knappen Worten die Situation und sah das Mädchen erbleichen. Dann trat ein entschlossener Ausdruck in ihre Augen und sie sagte: „Ich brauche wenigstens ein Schwert oder eine Waffe! Ich werde denen nicht ganz wehrlos gegenübertreten!“

Diesen Wunsch konnte Severus durchaus nachvollziehen, aber ein Schwert wäre zu offensichtlich. Ein Messer konnte sie besser verstecken, wäre aber nicht sonderlich effektiv gegen die Dämonen. „Ich bezweifle, dass die Dämonen ein Schwert genehmigen würden!“ Bei diesen Worten, ließ sie die Schultern hängen und Severus war kurz versucht, sie wieder in die Große Halle zu schicken. Doch der Anflug von Mitleid, war schnell wieder Vergangenheit.

„Hören Sie, ich bezweifle, dass es überhaupt zu einem Kampf zwischen Ihnen und den Dämonen kommt! Wir wollen nur mehr Zeit!“ Wenig überzeugt, erwiderte sie seinen Blick und folgte ihm widerwillig, als er weiter in Richtung Schlosshof ging.

„Wo ist Anjolie, wenn man sie braucht?“, hörte er sie murmeln. ‚Das wüsste ich auch gern!’

Als sie den Hof erreichten, waren dort nur noch Dumbledore, die Dämonen und deren Geiseln zu sehen. Ginny verlangsamte kurz ihre Schritte und er ahnte, was in ihr vorging. So fühlte er sich jedes Mal, wenn er bei Voldemort antreten musste.

Sie erreichten Dumbledore und Severus erwartete einen verurteilenden Blick von ihm, weil er Ginny ohne Absprache geholte hatte, doch der blieb aus. In den Augen seines Direktors stand ein unruhiger Ausdruck. „Ich habe versucht mit ihnen zu reden, doch sie bleiben hartnäckig bei ihrer Forderung.“ Sein Blick schweifte zu Ginny und wechselte von unruhig zu entschlossen. „Doch ich werde ein Leben nicht gegen ein anderes tauschen!“

„Das würde auch nichts bringen!“, flüsterte Ginny leise, aber immer noch laut genug, dass beide sie verstehen konnten. Sie sahen sie irritiert an. „Ich habe diese Dämonen schon einmal gesehen!“, erklärte sie. „Im Traum! Es sind die gleichen, die meine Vorgängerin ermordeten und danach die Geiseln, mit denen sie kurz zuvor noch erpresst wurde!“

Severus und Dumbledore tauschten verwirrte Blicke. „Woher wissen Sie, dass diese Träume wahr sind?“, hakte Dumbledore beunruhigt nach.

„Anjolie hat es mir bestätigt! Sie sagte, diese Dämonen hätten den Auftrag gehabt, die gut ausgebildete Auserwählte aus dem Weg zu schaffen, damit Uttuku bei der Nachfolgerin ein leichtes Spiel hat!“ In Severus Magen braute sich ein Sturm zusammen. Das war keine gute Nachricht! Das konnte bedeuten, dass es an diesem Abend einige Opfer geben könnte!

„Dann wird es auf keinen Fall einen Austausch geben!“, entschied Dumbledore.

„Aber...“, setzte Ginny an.

„Nein!“, widersprach Dumbledore vehement. „Es muss einen anderen Weg geben!“ ‚Ja, Anjolie!’ , dachte Severus wütend. ‚Doch die treibt sich natürlich woanders herum!’

„Komm raus, Auserwählte!“, brüllte der gleiche Dämon von vorhin, anscheinend der Anführer. „Komm raus oder deine kleinen Freundinnen sind tot!“ Das reichte, um die Geiseln wieder zum Kreischen zu bringen.

Severus und Dumbledore stürzten sich beide auf Ginny, als sie ein paar Schritte auf die Szenerie zuging. „Was zum Kuckuck hast du vor?“, zischte Severus. Doch zu einer Antwort kam sie nicht, denn plötzlich scholl ein Schrei durch die Luft, der Severus das Mark in den Knochen gefrieren ließ und Ginny ein entsetztes Keuchen entlockte.

Solch einen Laut hatte Severus noch nie gehört. Es klang... wie ein riesiger Greifvogel, doch viel menschlicher, aber auch gefährlicher! Er starrte in den Himmel, der leider so schwarz war, dass er es schnell wieder aufgab. Gerade als er Dumbledore fragen wollte, ob er eine Ahnung hatte, was das gewesen war, sah er in den Augenwinkeln, wie die Dämonen wild gen Himmel gestikulierten.

Kurz darauf war auch für Severus der Ursprung des Schreis zu sehen. Eine geflügelte Gestalt kam über den See geflogen. Den Mond im Rücken, schien es, als wäre sie in Licht eingehüllt und Severus spürte ein angenehmes Kribbeln im Nacken.

Mit kräftigen Flügelschlägen kam sie schnell voran. „Bei Merlin, was ist das?“, flüsterte Ginny entsetzt. Severus und Dumbledore tauschten einen kurzen Blick und Severus wusste sofort, dass auch sein Direktor eine sehr genaue Vorstellung davon hatte, wer sich ihnen da auf so theatralische Weise näherte. ‚Schließlich ist das typisch für SIE!’

Mit einem weiteren Blick auf sie, bemerkte Severus, dass er schlagartig ruhiger geworden war. Sie konnte wenigstens etwas unternehmen und vielleicht musste es heute keine unschuldigen Opfer geben!

Dumbledore legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. Als Severus ihm in die Augen blickte, sah er auch in ihnen die Beruhigung. Doch als die Geiseln wieder aufschrieen, war ihrer beider Zufriedenheit wie weggeblasen. ‚Seit wann verlässt du dich darauf, dass sie immer wieder alles regelt? – Seitdem sie hier in Hogwarts aufgetaucht ist und dabei sämtliche Dämonen im Schlepptau hatte?!’

Ja, erst mit ihrem Erscheinen, waren auch die Dämonen aufgetaucht. Aber konnte sie denn etwas dafür und hatte sie es nicht stets irgendwie zu einem guten Ende gebracht? Es war zwar nie alles glatt gelaufen, aber immer gut ausgegangen! Würde sie es auch heute schaffen?

Inzwischen war sie nah genug herangekommen, dass er erkennen konnte, wie sie nach ihrem Schwert griff und es dann wie aus dem Nichts in der Hand hielt. Die Dämonen reagierten prompt darauf. Sie stießen ihre Geiseln von sich, die sie eben noch zwischen sich und den Angreifer gebracht hatten, zogen ihre Schwerter und machten sich zum Kampf bereit.

Doch Anjolie ignorierte sie völlig, was Severus und seine zwei Mitstreiter die Kinnlade herunterfallen ließ. Sie flog über die vier hinweg, ließ das Schwert bei Ginny fallen, so dass es vor ihren Füßen stecken blieb und überflog auch ihre Position.

„Die Schülerinnen!“, raunte Dumbledore ihm zu und war schon auf dem Weg zu den ersten zweien, die in Richtung Schloss krochen, während Severus noch eine Sekunde brauchte, um die Enttäuschung zu überwinden. Doch dann wurde ihm klar, dass die Mädchen umgehend aus dem Gefahrenfeld gebracht werden mussten, bevor die Dämonen sich entschieden, sie wieder als Druckmittel einzusetzen.

Er begann die Dämonen großzügig zu umrunden, da ein Mädchen zum See lief und die andere noch immer wie betäubt in der Nähe der Dämonen stand. Doch einem der Dämonen schien sein Vorhaben nicht passen, denn er schlug seine Richtung ein. Mit rasendem Herzen stoppte Severus abrupt ab und sah mit Schrecken, wie Ginny das Schwert packte und auf besagten Dämon zustürzte. Sie griff ihn ohne Zögern an und zum ersten Mal seit langem war Severus froh über Gryffindor-Mut.

Doch leider zeigte sich sofort darauf, weshalb diese Art von Mut tödlich sein konnte. Es blieb nicht bei einem Dämonen, den sie bekämpfen musste. Ein zweiter griff sie an und die restlichen zwei drehten sich auch gerade zur ihr um.

Sie Dämonen hieben ohne Pardon auf das Mädchen ein. Severus stockte der Atem und es wollte nicht in seinen Verstand, wie sie die grausame Wucht der Schläge überhaupt abfangen konnte. Aber es beruhigte ihn ein wenig, dass sie jeden Schlag parierte und ab und an auch austeilen konnte.

Jetzt erinnerte er sich wieder an seine vorherige Absicht und gerade als er weitergehen wollte, kam der nächste Schock. Auch die anderen beiden Dämonen bewegten sich nun mit erhobenen Schwertern auf den Kampf zu. In Severus Magen bildete sich ein riesiger Knoten. Das würde sie niemals schaffen! Nicht gegen alle vier!

Da erklang ein weiterer Schrei, der Severus’ Herz bis zum Hals schlagen ließ, und einen Bruchteil danach stürzte sich Anjolie vom Himmel aus auf die zwei. Severus konnte sie nur anstarren. Er hatte sie nicht kommen hören und den Dämonen musste es ähnlich gegangen sein, denn Anjolie packte sie, bevor sie überhaupt dazu kamen, sich in ihre Richtung zu drehen.

Anjolie schnappte sie an ihren Kragen und war mit einem Flügelschlag wieder in der Luft. Sofort war ein wütendes Heulen zu hören und Severus konnte sehen, wie die beiden versuchten, mit ihren Waffen auf Anjolie einzuschlagen. Doch Anjolie war zu schnell aus seinem Blickfeld verschwunden, er konnte nur noch das Geräusch von aufeinanderschlagenden Metall hören. Zwar war Ginny jetzt vor den beiden sicher, doch der Knoten verschwand noch immer nicht, denn jetzt begann er sich um Anjolie zu sorgen. Wenn sie die beiden trug, wie sollte sie sich gegen sie verteidigen?

Er sah nach Ginny, die weiterhin jeden Schlag der Dämonen abwehrte. Severus behielt sie im Auge, während er wieder auf die dritte Schülerin zuging, die nun auf dem Boden saß und sich hin- und herwiegte.

Jetzt begannen die Dämonen ihr wahres Wesen zu zeigen. Sie hielten nicht viel vom fairen Kämpfen und benutzten nicht nur ihre Waffen, sondern setzten auch gern mal ihre messerscharfen Zähne und Klauen gegen sie ein. Severus hoffte, dass Ginny ihnen ausweichen konnte. Es konnte ja durchaus sein, dass diese Gestalten mehr von einem Werwolf hatten, als nur das Aussehen und ein Werwolf in seinem Bekanntenkreis reichte ihm völlig!

Severus legte an Tempo zu, als er die Schülerin plötzlich wimmern hörte. Sie musste hier unbedingt weg, bevor sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenkte. In Kürze hatte er sie erreicht und hochgezogen. Gefügig bewegte sie sich, unter seiner schiebenden Hand auf dem Rücken, den selben Weg zurück, den er gekommen war.

Im nächsten Moment hörte er Anjolie kommen, blickte nach oben und sah, dass sie noch immer einen Körper in den Armen hielt. Sie flog in Richtung Schloss und begann ihren Landeanflug zum Torbogen.

Er lief weiter und konnte die dumpfen Laute hören, die Ginny und ihre Gegner von sich gaben. Sie wehrte sich verbissen gegen die beiden und das war auch alles, was sie tun konnte – sich verteidigen. Entweder musste sie einem Schwert oder einem Maul ausweichen und dass die Dämonen einen Brustpanzer hatten, machte es ihr auch nicht gerade leichter!

Was trieb Anjolie eigentlich so lange? Sie war doch schon längst gelandet. Warum zum Kuckuck half sie ihrer Schülerin nicht? Man konnte doch deutlich sehen, dass sie Unterstützung brauchte!

Er blickte zum Schloss und konnte sie mit verschränkten Armen bewegungslos unter dem beleuchteten Torbogen stehen sehen. Ihre Flügel hatte sie angelegt und glichen von seinem Standort fast einem Umhang, der sich schützend an sie schmiegte.

Was ihn aber am meisten verunsicherte war, dass sie dem Kampf seelenruhig zusah, während Dumbledore auf sie einredete. Offensichtlich konnte auch er nicht verstehen, warum sie Ginny im Stich ließ! Was hatte sie für ein Problem?

Severus begann die Schülerin energischer zu schieben und als sie nicht schnell genug für ihn war, klemmte er sie sich bei kläglichem Protest unter den Arm und schleppte sie den Rest des Weges. Er schaffte die Strecke in olympischer Geschwindigkeit, setzte die Kleine bei ihren drei schniefenden Mitschülerinnen ab und fuhr zu der noch immer geflügelten Anjolie herum, die ihm jedoch den Rücken zudrehte. War er bisher nur verwirrt, so kam jetzt Wut über ihr Verhalten ihm gegenüber dazu. Hielt sie es nicht einmal für nötig, ihn anzuschauen oder zu begrüßen? Sein Zorn raste durch seine Adern.

„Was soll das?“, herrschte er sie an und baute sich neben ihr auf, hatte aber Mühe seinen Blick von den glänzenden schwarzen Federn abzuwenden. „Warum hilfst du ihr nicht?“

Sie sah ohne Unterlass auf den Kampf und knurrte ihm nur zu: „Weil sie die beiden sehr gut allein besiegen kann! Sie muss sich nur klar werden, dass ich nicht zu ihr eilen werde und ihr den Arsch rette!“

Severus hätte schwören können, dass er gerade mit voller Wucht gegen eine Wand gelaufen war. „Bist du wahnsinnig? Sie bringen sie um!“, zischte er fassungslos.

„Unsinn! Ich bin schon viel schlimmer mit ihr umgesprungen! Sie muss nur etwas aggressiver werden und das passiert spätestens, wenn sie einer erwischt hat!“ Severus starrte auf ihr Profil. Sie wirkte absolut entspannt und doch ließ sie nicht einen Moment den Kampf aus den Augen. Das stand so sehr im krassen Gegensatz zu ihren Worten. Würde sie tatsächlich zulassen, dass das Mädchen verletzt wurde?

„Sie braucht Hilfe, Anjolie!“, versuchte es Severus noch einmal. Er wusste selbst nicht, warum er sich so für eine Gryffindor einsetzte, aber vielleicht wollte er einfach nur eine Reaktion ihrerseits und nicht nur diese verdammte Ruhe.

„Nein, Severus! Was sie braucht, ist mehr Selbstvertrauen in ihr eigenes Können und den Willen, es einzusetzen, sonst verliert sie!“ Sie blinzelte kaum und hatte ihn während der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal angesehen, was seine Wut noch mehr schürte.

„Sieh mich an, verdammt!“, brach es aus ihm heraus. Ihre Flügel zuckten kurz und wie in Zeitlupe drehte sie ihm ihr Gesicht zu. Für einen Moment sahen sie sich einfach nur an und Severus fiel absolut nichts ein, was er jetzt sagen könnte. Dann riss sie ihre Arme hoch, zog eine Augenbraue unter den Haaransatz und sah ihn fragend an. Er konnte einfach nur den Blick abwenden, bevor er sich vergaß. Sie war absolut unmöglich!

Und Severus war mit seiner Weisheit am Ende. Anjolie schien absolut entschossen, Ginny ihren Kampf kämpfen zu lassen. ‚Und warum, bei Merlin, unternahm Dumbledore nichts?’ Hilflos und zornig drehte er sich zu ihm um und sah ihm kurz dabei zu, wie der Direktor die Schülerinnen beruhigte, anstatt dafür zu sorgen, dass diejenige, die noch in Gefahr schwebte, gerettet wurde.

Er ging zu ihm und zischte, nur mit Mühe beherrscht: „Willst du nicht versuchen, Anjolie zu überreden?“

„Das habe ich schon, Severus! Und ich kam zu dem Schluss, dass sie niemals zulassen würde, dass Ginny ernsthaft etwas zustößt!“, erwiderte Dumbledore gelassen. Dann nickte er in ihre Richtung. „Sieh sie dir doch an!“ Severus folgte seiner Anweisung. „Kein Muskel, keine Feder rührt sich! Sie ist absolut konzentriert und bereit einzugreifen, wenn es wirklich gefährlich wird!“

In Severus tobte wieder ein Kampf - ein Kampf der widersprüchlichsten Gefühle! Einerseits wollte er Dumbledore glauben und in Anjolies Erfahrung vertrauen, andererseits war da noch diese unbeschreibliche Wut auf sie, die schon seit Wochen in ihm gärte! Diese Wut hatte sich hinter seiner angeblichen Sorge um Ginny Weasley versteckt und diese Erkenntnis kotzte ihn an! Es reichte doch schon, dass sie seine Selbstkontrolle nach und nach demontierte. Mussten jetzt auch noch seine Gefühle verrückt spielen und nicht mehr als das erscheinen, was sie wirklich waren? Nicht das er sich vor ihr besonders oft irgendwelche Gefühle erlaubt hatte, doch wenn sie vorgekommen waren, dann nur klar und rein!

„Meinen Sie nicht, dass die Mädchen in die Krankenstation gebracht werden sollten?“, fragte Anjolie in die Stille hinein. „Ich glaube nicht, dass sie sich auch noch das Ende des Kampfes mit ansehen sollten. Das könnte sie dann wirklich aus der Bahn werfen!“

Dumbledore sah Severus an und die Frage stand in seinen Augen geschrieben, doch Severus schob nur energisch das Kinn nach vorn. Er würde jetzt auf keinen Fall gehen! Also seufzte Dumbledore ergeben und sagte: „Dann werde ich das machen! Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich mir das ansehen sollte!“ Er warf seinem Zaubertränkelehrer noch einen ‚Hab-Acht’-Blick zu und delegierte die verschreckten Mädchen unter sanftem Schubsen ins Schloss hinein.

Nachdem Dumbledore im Schloss verschwunden war, wüsste Severus nur noch eines gern: ‚Und was bitte soll ich jetzt hier machen? Miss Weasley den Schweiß von der Stirn wischen?’

Mit steifen Schritten ging er zu Anjolie, stellte sich neben sie und begann ebenfalls den Kampf zu verfolgen. An der Szene hatte sich nicht viel geändert. Ginny, die Dämonen, Schwerter, Beißversuche – alles noch da! Wie mochte das nur ausgehen?

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Anjolie flog zurück zum Schloss und presste ihre Hand auf eine Wunde rechts unterhalb der Rippen. Dieser verfluchte Dämon hatte ihr das Schwert glatt durchgetrieben! Zur Strafe hatten beide Dämonen mehr Bekanntschaft miteinander gemacht, als ihnen lieb gewesen sein musste. Sie hatte sie mit den Köpfen zusammengestoßen, dass es nur so gescheppert hatte. ‚Na gut! Das Scheppern kam von den Brustpanzern, aber wer würde denn so kleinlich sein!’

Benommen und damit weniger kampflustig hatte sie die beiden mitten in den See befördert, wo der riesige Krake und allerlei anderes Getier ihre wahre Freude an ihnen haben würden. Mehr Mühe waren sie sowieso nicht wert! Jetzt wurde es Zeit, Ginny beizustehen!

Kurz vor dem Ufer sah Anjolie einen Schatten auf den See zutaumeln und als sie ein wenig tiefer sank, um die Angelegenheit näher in Augenschein zu nehmen, erkannte sie in der Gestalt eine verlorenwirkende Schülerin. Anjolie ging hinunter und schnappte die Kleine im Flug an den Schultern, das panische Kreischen des Mädchens ignorierend – für ein paar Sekunden. Dann packte sie die Beine des Mädchens, nahm sie richtig auf die Arme und drückte sie an ihre Brust, damit sie sehen konnte, mit wem sie es zu tun hatte.

„Pscht!“, sprach sie mit ihrer sanftesten Stimme auf sie ein. „Es ist alles in Ordnung! Alles ist gut. Ich bringe dich jetzt zurück in die Schule, zu deinen Freundinnen. Beruhige dich!“ Beim Klang ihrer Stimme hörte die Kleine auf zu schreien und sah sie mit großen Augen an.

„Anjolie?“, fragte sie unsicher.

Anjolie hatte das Mädchen als Ravenclaw erkannt und war erstaunt, dass die Schülerin ihren Namen wusste, wo sie doch nie mit ihr zu tun gehabt hatte. „Ja! Wir sind gleich da!“

Auf dem Schlosshof konnte sie Ginny noch immer kämpfen sehen und am Rand des Kampfes erkannte sie Severus. Anjolie peilte den Torbogen an und begann zu landen. Sie Schülerin klammerte sich wimmernd an sie und Anjolie verringerte die Geschwindigkeit, um sie nicht noch mehr zu verschrecken.

Dumbledore kam ihr entgegen, sobald ihre Füße den Erdboden berührt hatten. Sie setzte die Ravenclaw ab und zuckte kurz zusammen, als die Wunde sich bei der falschen Bewegung in Erinnerung rief. Sie schob das Mädchen in Dumbledores Arme und wandte ihre Aufmerksamkeit sofort Ginny zu.

Schon in den ersten Minuten wurde ihr klar, dass ihre Schülerin den gleichen Fehler wie immer beging. Sie verteidigte sich nur und zeigte keinerlei Ambition für einen Gegenangriff. Selbst bei ihrer Stärke, würde sie das nicht ewig durchhalten! Wie konnte sie ihr klarmachen, dass sie aggressiver vorgehen musste? Sie konnte es ihr schließlich nicht entgegenbrüllen! Also musste sie auf eine günstige Gelegenheit warten oder darauf, dass Ginny von allein ein Licht aufgehen würde.

„Anjolie!“, sprach Dumbledore sie beunruhigt an. „Wieso greifst du nicht ein?“

Anjolie verschränkte die Arme. „Gerade Sie müssten es doch verstehen! Bis jetzt habe ich Ginny vorbereitet. Es wird Zeit für einen realen Test und da kommen diese Dämonen gerade recht! Sie haben keine magischen Kräfte, kämpfen nur mit Hilfe ihrer Körperkraft, Geschicklichkeit, Instinkt und einem ordentlichen Satz Bösartigkeit.“

„Aber...“ Er stockte und sah zu Ginny. „Es sieht nicht aus, als würde sie gewinnen!“

„Sie wird! Sobald sie ihre Angst verliert und sich an das erinnert, was sie gelernt hat!“

Dumbledore sah sie zweifelnd an. „Ginny erzählte, dass diese Dämonen bereits ihre Vorgängerin ermordeten!“

„Nicht auf faire Weise! In einem ehrlichen Kampf hätten sie keinerlei Chance gegen sie gehabt und genauso wird es auch bei Ginny sein!“ Anjolie sah noch immer Zweifel in seinen Augen und setzte hinzu: „Sie wird es schaffen! Darauf vertraue ich! Sie ist wirklich gut, das hat sie mir im Training oft genug gezeigt. Jetzt muss sie auch zusehen, dass sie unter realen Bedingungen kämpfen lernt.“

„Sie meinen, sie muss lernen zu töten!“, ergänzte Dumbledore niedergeschlagen.

„Das ist nun einmal ihr Schicksal!“, flüsterte Anjolie. „Keiner von uns kann es ändern! Entweder sie tötet oder sie wird getötet!“

Anjolie hörte ein Geräusch und beim näheren Hinsehen, erkannte sie Severus mit einem Häufchen Elend unter dem Arm. Es wäre durchaus lustig gewesen, hätte Severus nicht so einen mörderischen Gesichtsausdruck drauf gehabt.

Und kurz darauf fing auch er an, auf sie einzureden. Glaubte er denn wirklich, sie würde einfach nur dastehen, wenn Ginny tatsächlich in Gefahr schwebte? Hatte sie denn nicht jedes Mal eingegriffen, wenn Dämonen angriffen? ‚Und überhaupt, seit wann ist er denn Schülern gegenüber so fürsorglich – vor allem einem Nicht-Slytherin?’

Seitdem Dumbledore verschwunden war, hatte er kein Wort mehr gesagt. Einerseits war sie froh darüber, andererseits zerrte sein Schweigen an ihren Nerven. Was wollte er denn noch hier? Und warum war er vorhin so wütend gewesen? Sie hatte dieses starke Emotion in seinen Augen gesehen, doch konnte sie sich den Grund dafür nicht erklären.

Sie versuchte diese Gedanken abzuschĂĽtteln und sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Kampf bewegte sich noch immer in den gleichen Bahnen. Ginny hatte ab und an versucht, einen Blick ĂĽber ihre Schulter zu werfen. Offensichtlich versuchte sie herauszufinden, wo Anjolie blieb.

Anjolie straffte die Schultern, als Ginny plötzlich anfing, die Dämonen stärker zu attackieren. Hatte sie es endlich erkannt? Langsam aber sicher wechselten die Kämpfer die Positionen und Ginny konnte nun zum Schloss sehen, ohne ihre Gegner aus den Augen lassen zu müssen. In Anjolie machte sich Enttäuschung breit. Wäre auch zu schön gewesen!

Ginny warf ihr immer wieder Blicke zu und auch Severus’ Augen konnte sie auf sich spüren. Doch Anjolie fixierte nur Ginny und machte ihr durch zwei einfache Gesten ihren Standpunkt klar. Die erste Geste – ein Kopfschütteln. Vergiss es, hier stehst du allein davor! Die zweite – ein Zeigefinger an der Kehle entlang und ein Nicken in Richtung Dämonen. Töte sie!

Sie hoffte, dass Ginny die Zeichen auch verstanden hatte. Sie war einfach zu weit weg, um eine eventuelle Reaktion aus ihrem Gesicht lesen zu können. Kurze Zeit darauf erfüllte Ginny ihre Hoffnung. Sie begann kräftig auszuteilen. Durch die Brustpanzer würde es für sie nur eine Möglichkeit geben, die Dämonen zu töten. Sie musste sie köpfen! Keine sehr saubere Angelegenheit! Doch wie es schien, hatte Ginny die Notwendigkeit erkannt.

Sie arbeitete sich langsam vor. Erst attackierte sie Arme und Beine der Angreifer. Einem schlug sie eine tiefe Wunde in den Schwertarm und den anderen hielt sie sich vom Leib, indem sie ihm einen herzhaften Tritt gegen die Brust verpasste. Er fiel in hohem Bogen und Ginny konnte sich dem Verletzten widmen. Er hatte das Schwert in die andere Klaue nehmen müssen, konnte damit aber bei weitem nicht so gut kämpfen. Ginny konzentrierte sich auf seine Beine und schlug zwischen jedem abgewehrten Schlag Wunden in seine Oberschenkel, bis er in die Knie ging. Dabei schnappte er mit seinem Maul nach ihrem Bein und sie konnte gerade noch so zurückweichen, ging ihn aber sofort wieder an.

Doch bevor sie es beenden konnte, war sein Kompagnon wieder auf den Beinen und stürzte sich in bester Wolfmanier auf sie. Panisch wich sie ihm rückwärts aus, stolperte und fiel hin. Der Dämon sprang ab und Ginny riss das Schwert mit einem entsetzten Schrei hoch. Anjolies Herzschlag setzte aus, als er mit voller Wucht auf ihr landete. Doch sie atmete tief durch, als er gurgelnd auf ihr liegen blieb, das Schwert mitten durch seine Kehle. ‚Gut reagiert, Kleines!’

Anjolie konnte sehen, wie Ginny versuchte den Dämon von sich herunterzubekommen. Währenddessen rappelte sich der Verletzte auf und schleppte sich mit seinem Schwert auf sie zu. Anjolie wollte zu ihrem Schützling stürzen, als er sich über dem Mädchen aufrichtete und sein Schwert hob, um es durch seinen toten Partner hindurch in sie zu stoßen.

Aber Ginny hatte rechtzeitig einen Ansatzpunkt gefunden und konnte den toten Körper gerade noch von sich schieben und dem zustoßenden Schwert ausweichen. Gleichzeitig versetzte sie ihrem Angreifer einen Tritt in die Kniekehlen und beförderte ihn wieder auf die Knie. Sie sprang auf und holte aus. Mit einem kräftigen Schwung trennte sie ihm den Kopf von den Schultern.

In diesem Moment fiel sämtliche Anspannung von Anjolie ab. Sie ging zu ihrem Schützling, der schwer atmend über den Toten stand. Anjolie ahnte, dass Ginny Zeit brauchen würde, um das zu verkraften und unterdrückte den Impuls, ihr eine bärige Umarmung zu verpassen. So legte sie ihr nur die Hand auf die Schulter, wobei Ginny leicht zusammenzuckte und sie über die Schulter hinweg ansah.

„Warum?“, fragte sie nur. Anjolie ließ sämtliche Luft aus den Lungen weichen, bevor sie antwortete. „Ein Kampf auf Leben und Tod ist nicht das gleiche, wie ein Training mit mir! Unter diesen Bedingungen durftest auf keinen Fall erst gegen Uttuku kämpfen!“ Sie strich zärtlich eine Strähne aus Ginny’s Gesicht. „Tut mir leid, aber es war nötig!“

„Ich weiß!“, hauchte Ginny und ein Frösteln überkam sie.

„Du solltest jetzt ein schönes heißes Bad nehmen und dir von der Krankenschwester ein Schlafmittel geben lassen. Und dann schlaf dich morgen so richtig aus!“ Ginny nickte schwach und ließ sich von Anjolie zum Schloss führen.

Am Torbogen wartete noch immer Severus und Anjolie blieb bei ihm stehen. Sie nahm Ginny das Schwert ab und schubste sie weiter in Richtung Schloss.

Anjolie sah Severus einen Moment in die Augen und hatte nicht die geringste Ahnung, was sie zum ihm sagen sollte. ‚Da war sie doch zum ersten Mal sprachlos!’

Nach einer Weile wurde es ihr zu blöd und sie wollte von ihm fort. „Ich geh dann mal aufräumen!“ Damit ging sie zurück zu den zwei toten Dämonen, prüfte mit ihrem Schwert, ob der eine auch wirklich tot war und trat ein paar Schritte zurück. Sie richtete ihr Schwert auf den ersten und flüsterte „Purgatio!“ und der Körper ging in weiße Flammen auf. Das gleiche wiederholte sie beim zweiten und wartete, bis von beiden nichts mehr übrig geblieben war.

Zufrieden steckte sie das Schwert weg und nahm wieder ihre menschliche Gestalt an. Ein groĂźer Fehler, denn sie ging sofort vor rasendem Schmerz in die Knie. Bis jetzt hatte sie ihre Wunde kaum bemerkt, doch in ihrer menschlichen Gestalt schmerzte sie grausam.

Anjolie konnte ein kurzes Aufkeuchen nicht unterdrücken und blieb noch einen Moment knien, um den anfänglichen Schock zu überwinden.

Sie war im Begriff vorsichtig aufzustehen, als sie zwei sanfte Hände aufhalfen. Als Anjolie den Blick hob, sah sie Severus, der sie prüfend musterte. Er ging um sie herum und seine Augen weiteten sich, als er das Blut sah, dass ihr die Seite hinablief.

Anjolie drückte ihre Hand auf die Wunde und murmelte: „Nur eine Fleischwunde!“ Sie wollte sich abwenden und in den Wald verschwinden, doch Severus ließ das nicht zu. Er hielt sie fest und sah sie fest an.

„Du musst in die Krankenstation!“

Anjolie schüttelte den Kopf. „Sie kann mir sowieso nicht helfen!“

„Aber das kannst du nicht so lassen!“

„Es wird in Kürze wieder verheilt sein. Ich brauche keine Behandlung.“

„Aber du hast Schmerzen!“

„Sie sind erträglich!“

Severus Augen verengten sich. „Das sah eben aber nicht so aus!“ Mit einem entschlossenen Ausdruck in den Augen trat er näher.

„Nur wegen meiner menschlichen Gestalt! Da schmerzt es mehr.“, brummte Anjolie, in der Gewissheit, ihn heute wohl nicht so schnell loszuwerden.

„Warum hast du dich dann zurückverwandelt?“

„Ich hatte die Wunde vergessen!“ Sie versuchte, ihre Hand zu befreien, doch dazu hätte sie ihm schon den Arm ausreißen müssen. ‚Was für ein Klammeraffe!’

„Wie kann man denn so eine Wunde vergessen?“, fragte er fassungslos. Anjolie seufzte ergeben. ‚Er ist heute aber wirklich neugierig’ „Weil ich sie eben nicht gespürt habe! Da vergisst man schon mal, dass man verletzt ist! Und es ist ja nicht so, als wäre ich schon oft verwundet gewesen, da prägt es sich nicht gerade ein, dass man lieber kein Mensch sein sollte!“

Severus zog eine Augenbraue hoch. Sie war sich nicht sicher, ob er sie jetzt fĂĽr verrĂĽckt oder einfach nur leichtsinnig hielt. Aber irgendwie war ihr das auch egal.

„Komm mit in die Schule, dort kann man deine Wunden versorgen!“ Anjolie verdrehte die Augen. „Das ist absolut nicht notw...“ Severus duldete keinerlei Einwände, hob sie auf die Arme und fasste das Schloss ins Auge, während er eine Schimpfkanonade über sich ergehen lassen musste, die selbst einem alten Seebären die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.

Als Anjolie Luft holte, um dann aufs Neue über ihn herzufallen, nutzte Severus die Chance und knurrte: „Wenn wir im Schloss sind, erinnere mich bitte daran, dass wir nicht nur deine Wunde gründlich ausspülen! Bei dem Dreck, den du da gerade ausgespuckt hast, wird es dein Mund nötiger haben!“

Anjolies Mund klappte wieder zu und ihre Augen verengten sich. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Vor kurzem hatte er ausgesehen, als wolle er sie lynchen und jetzt, wo sie ihm die fiesesten Beschimpfungen an den Kopf geknallt hatte, wirkte er friedlicher als Friedolin der Stier, wenn er an einer Blume roch! ‚Argh! Verdammtes Disney!’

Ihre Wut über sein bestimmendes Verhalten verflog. Es machte überhaupt keinen Spaß jemanden zu beschimpfen der nicht darauf reagierte. ‚Blöder Sturkopf!’ Sie atmete tief durch, legte ihren ‚Treues-Hundebaby’-Blick auf und startete einen wesentlich zivilisierteren Versuch ihn zu überzeugen. „Severus, lass doch den Unsinn! Ich habe doch gesagt, dass mir eure Krankenschwester nicht helfen kann! Eure Magie schadet mir zwar nicht, aber sie hilft genauso wenig!“

„Das weiß ich!“, zischte Severus zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Aber sie sollte wenigstens verbunden werden!“

„Das kann ich auch selbst! Wenn du mich unbedingt ins Schloss schleppen willst, warum nicht auf den Ostturm?“

Severus gab ein entrüstetes Schnauben von sich. „Aber sonst geht’s dir noch gut, was? Das sind über zweihundert Stufen und du bist ein verdammt schwerer Brocken!“

„Hey!“ Anjolie verpasst ihm einen Schlag auf die Brust. „Wirklich charmant, du altes Ekel!“

Sie konnte Severus Lippen zucken sehen, doch er schaffte es ernst zu bleiben. „Vielleicht bin ich ja ein Ekel, aber ganz bestimmt nicht alt!“ ‚Das wird sich noch zeigen!’

„Na dann dürfte es dir ja wohl keine Schwierigkeiten bereiten, mit mir den Turm zu erklimmen!“, schnappte Anjolie.

„Doch! Meine körperlichen Kräfte sind nämlich begrenzt!“ Anjolies Augen verengten sich gefährlich. ‚Wenn er noch mal sagt, ich wäre fett, dann kann er aber was erleben!’ Sie waren gerade unter dem Torbogen hindurch und Anjolie verlangte energisch heruntergelassen zu werden.

„Nein! Du wirst mit in den Krankenflügel kommen!“

„Also gut!“, versuchte sie es auf die Art. „Aber ich kann auch selbst laufen!“

„Und warum hast du mir das nicht eben bezüglich des Turmes vorgeschlagen?“, fragte er entrüstet.

„Spinnst du? Das sind über zweihundert Stufen!“, äffte sie ihn nach. Darauf sah er wieder stur zum Schloss. „Lass mich runter!“

„Nein!“

„Severus, mach mich nicht wahnsinnig! Die Schüler könnten einen Schreck fürs Leben bekommen, wenn sie mein Blut sehen und du mich auch noch trägst! Sie würden bei weitem mehr hineininterpretieren, als es tatsächlich der Fall ist!“ Er blieb stehen und sah sie ernst an. Sie sah, dass er eindeutig nicht begeistert von ihrem Wunsch war, doch letztendlich nickte er und setzte seinen Weg fort.

„Am Schlossportal kannst du runter! Wenn ich sicher bin, dass du mir nicht mehr davon laufen kannst!“ Anjolie schielte ihn skeptisch von der Seite aus an. ‚Als ob du mich aufhalten könntest, wenn ich wirklich wollte!’

Sie seufzte jedoch nur wieder, legte ihren Kopf ergeben in seine Halsbeuge und murmelte: „Du kannst froh sein, dass ich dich mag, sonst würde ich dir jetzt was erzählen!“ Sie konnte es nicht sehen, doch sie spürte sein Lächeln.

„Schon wieder?“, lästerte er. Damit hatte er sich einen weiteren Schlag auf die Brust verdient.

Das Schlossportal war schneller erreicht, als es ihr lieb war. Severus stellte sie vorsichtig auf die FĂĽĂźe und schweigend gingen sie in den Eingangsbereich.

Sofort wurden sie von lautem Geschnatter empfangen. Mitten in der Halle stand Ginny, umringt von ihren Freunden und mehreren anderen SchĂĽlern. Sie bombardierten sie mit Fragen, doch sie beantwortete keine einzige, wirkte nur verloren.

„Sieht aus, als gäbe es da jemanden, der wirklich Hilfe braucht!“, folgerte Anjolie leise und ging zu ihrem Schützling. Bevor sie sich durch die Menge kämpfen musste, schritt Severus ein. „Was hat diese Versammlung zu bedeuten?“, schnitt seine kalte Stimme durch den Eingangsbereich und ließ selbst Anjolie frösteln.

Die Schüler fuhren entsetzt herum und starrten sie beide an. Einige begannen aufgeregt zu flüstern, als sie Anjolies Verletzung sahen. Auch Ginny hatte sie entdeckt und warf ihr einen flehenden Blick zu. Anjolie verstand sofort. Sie ging zu ihr, legte den Arm um sie und schob sie die ersten Stufen hinauf. „Komm mit in die Krankenstation. Dort hast du auf jeden Fall Ruhe! Dieser Drachen von Krankenschwester wird wenn nötig jeden von dir fernhalten!“

„Ginny warte!“, hörte Anjolie Ron rufen. Sie drehte sich um und schob sich vor Ginny. Ron stoppte vor der ersten Stufe ab und war nun auf Augenhöhe mit ihrer Wunde. Wie in Zeitlupe wurde er grün im Gesicht und Anjolie hoffte inständig, dass er sich nicht hier und jetzt übergeben würde. Langsam hob er seinen Blick und schluckte und inzwischen war auch die restliche Bande an die Stufe getreten. Anjolie hielt sie mit einem Kopfschütteln auf. „Heute Abend nicht mehr!“, sagte sie bestimmt. „Lasst ihr etwas Ruhe!“

Sie wagte noch einen kurzen Blick auf Severus, der sie mit verschränkten Armen anstarrte und machte sich dann mit Ginny auf den Weg. Sie konnte noch hören, wie Severus die Schüler mit barschen Worten auseinander scheuchte und verspürte den Wunsch, wieder mit ihm draußen zu sein, um ihn zu necken. Er hatte so absolut entspannt dabei gewirkt, mal abgesehen von seinen angespannten Armmuskeln, die ihm hoffentlich morgen so richtig wehtaten, wo er doch so eine schwere Last zu tragen hatte.

Kurz vor der Krankenstation fragte Ginny in die Stille hinein: „Tut es weh?“

„Nein!“, log Anjolie.

„Waren das vorhin Flügel?“, hakte Ginny vorsichtig nach.

„Ja!“, antworte Anjolie schmunzelnd. Sie hatte ja lange gebraucht, um das zu bemerken.

„Schwarze Flügel?“ War da eine Spur Ungläubigkeit? Wegen der Farbe?

„Ja!“

„Würdest du mir davon erzählen?“

„Ja!“ Anjolie schob sie in die Krankenstation. Hier und heute Nacht würden sie genug Zeit zum Erzählen haben, denn sie bezweifelte, dass Severus sie vor Morgen hier raus lassen würde. Es würde sie noch nicht einmal wundern, wenn er vor der Tür schlief, um sie von der Flucht abzuhalten. Kompromisse waren heute nicht seine Stärke!

Dann würde sie eben die Nacht plaudernd mit Ginny verbringen und auf eine Gelegenheit beim Weihnachtsball warten! ‚Und wehe, wenn sie losgelassen!’
OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO


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