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Fanfiction

Kampf um die Zukunft - Immer diese Gefühle

von Rosiel

11. Kapitel – Immer diese Gefühle

Kurz vor sieben begab sich Anjolie auf den Weg zum Trainingsraum. Sie starb fast vor Langeweile, jetzt, wo sie noch mehr Freizeit als vorher hatte. Die Bibliothek war nach allem Interessantem durchgrast und die Schule bot ansonsten nicht viel Ablenkung. Sie würde wohl in Zukunft ein paar Ausflüge aus der Schule unternehmen müssen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, sich aus purer Langeweile irgendwelche Dummheiten auszudenken. Sie kannte sich sehr gut! Was das betraf, konnte sie äußerst erfindungsreich sein. Und es war im Laufe ihres Lebens schon oft genug vorgekommen, vor allem mit katastrophalem Ende – nicht unbedingt für sie, aber... ‚Okay! Anderes Thema!’

Oder auch nicht! Eine kleine nervige Stimme flüsterte ihr zu, dass auch ihr Auftauchen im Trainingsraum vor Ende der Tanzstunde keine besonders gute Idee war. Aber was tat man nicht alles für ein wenig Ablenkung! Vielleicht verjagte ja das Beobachten der Schüler ihre miese Laune. Sogar ein Streitgespräch mit Severus kam ihr im Moment äußerst verlockend vor. Aber sie würde jeden erwürgen, der behauptete, allein das war ihr Grund für ihr vorzeitiges Erscheinen.

An der Tür angekommen, öffnete sie sie vorsichtig und sofort schlug ihr die Musik entgegen. Sie lugte hinein und entdeckte Severus mit dem Rücken zu ihr vor der... Tanzfläche?! Sie schlüpfte ganz hinein, schloss leise die Tür und ging zum Fenster, wo noch immer die Sessel von Dumbledore standen.

Sie machte es sich bequem und besah sich erst mal in Ruhe den Raum, der sich zu einem kleinen Saal gemausert hatte. In der Mitte befand sich eine Tanzfläche, so dass die Schüler von jeder Seite beobachtet werden konnten. Das Musikgerät stand am anderen Ende des Raums, aber durch die besondere Akustik, erscholl die Musik überall um sie herum.

Anjolie begann sich zu entspannen und beobachtete das Geschehen vor sich. Die meisten Tanzschüler bewegten sich ein wenig steif, aber unter dem überkritischen Auge ihres Professors war das keineswegs verwunderlich!

Und da wirkten sie auch schon wieder, seine finsteren Blicke! Neville – Warum eigentlich immer er? –hatte ihn angeschaut und stolperte über seine eigenen Füße. Wann würde der Junge endlich seine Angst vor ihm überwinden? Oder ihn wenigstens nicht immer ansehen, wenn er doch weiß, wie das auf ihn wirkte! Neville besaß genug Talent, um ein guter Zauberer zu werden, stand sich aber ständig selbst im Weg.

Und jetzt auch noch seinen Mitschülern! Er rammte gegen Malfoy und riss ihn mit sich zu Boden. Da dieser kleine Schleimer aber immer an seinem eigenen Wohl interessiert war, klammerte er sich an seine Tanzpartnerin, die ihn jedoch nicht halten konnte und letztendlich mit einem lauten Kreischen auf ihm landete. Nun versuchte Neville in einem wilden Gerangel von Armen und Beinen wieder aufzustehen, scheiterte aber immer wieder an den Versuchen der anderen beiden, das selbe zu tun.

Da die Drei es trotz aller Mühen nicht schafften, fühlte sich Severus wohl bemüßigt einzugreifen. Er trat näher und hob mit Hilfe seines Zauberstabes das Mädchen, das mittlerweile über beiden Jungs lag, von ihnen herunter. Sie wollte sich aber an Neville rächen und trat dabei nach ihm. Erstaunlich geschickt wich er ihr gerade noch aus und zog seine Beine mit Schwung zur Seite. Zuviel Schwung, denn so schlug er Severus’ Beine unter ihm weg, wodurch er äußerst unelegant auf seinen Hintern plumpste und das Mädchen sich erneut auf einem Körper wiederfand – nämlich dem ihres Professors.

Inzwischen waren auch die letzten Schüler stehen geblieben und starrten entsetzt zwischen dem Häufchen Elend und Anjolie hin und her. Erst als Severus’ zornige Blicke sie trafen, bemerkte Anjolie, dass sie haltlos lachte. ‚Okay! Es war eindeutig eine gute Idee gewesen, hierher zu kommen!’

Sie räusperte und erhob sich, in der Absicht, das Knäuel zu entwirren und versuchte ihr Bestes, ein Kichern zu unterdrücken. Als sie die Gruppe erreichte, sah sie mit ernster Miene auf Severus hinunter, doch bevor sie auch nur irgendetwas sagen konnte, machten sich ihre Gesichtsmuskeln selbständig und verzogen sie zu einem breiten Grinsen.

Es war einfach zu köstlich! Wie er so da saß, seine Arme nach hinten abgestützt, um wenigstens seinen Oberkörper in eine aufrechte Stellung zu bringen und über seinem Schoß das stocksteife Mädchen liegend, das sich wohl davor fürchtete auch nur die geringste Bewegung auszuführen. Seine Wangen hatten sich leicht rosa gefärbt, doch bei seiner bleichen Haut hatte das eine ähnliche Wirkung, als wäre er pink angelaufen!

Aus seinen Augen schossen ihr Pfeile entgegen. Dieser Blick änderte sich allerdings schlagartig, denn die Kleine hatte sich wohl doch entschlossen, so schnell wie möglich von ihrem Professor herunterzuklettern. Bei diesem Versuch rammte sie ihm ihren Ellbogen in seine empfindlichste Stelle und Severus’ Gesicht verkrampfte sich und verlor jede Farbe. Also, jetzt tat er ihr wirklich leid!

Anjolie erbarmte sich und packte das Mädchen unter den Armen. Als sie sie hochzog versuchte diese kleine Närrin doch tatsächlich schon wieder nach Neville zu treten. Anjolie zerrte sie heftig zurück und wich gerade noch Nevilles Verteidigungstritt aus. „Neville! Halt die Füße still!“ blaffte sie ihn an und fauchte im nächsten Moment dem Mädchen ins Ohr: „Und du! Mach das noch mal und ich schüttle dich solange, bis auch der Rest von deinem Spatzenhirn flöten geht!“

Die Schülerin wurde wieder stocksteif und Anjolie schubste sie ihn die Arme eines anderen Slytherin. Inzwischen halfen andere Schüler Neville und Malfoy hoch und Anjolie wollte gerade Severus die Hand hinstrecken. Der hatte sich jedoch schon selbst beholfen und wandte sich nun mit kaltem Gesichtsausdruck an Neville.

„Hallo Anjolie!“ Ginny hatte sich angepirscht und stand nun grinsend neben ihr. Anjolie zog sie verschwörerisch näher und flüsterte: „Ginny, sag mir bitte, dass es das erste mal war, dass so was passiert ist! Ich würde es mir sonst nie verzeihen, erst heute hier reingeschneit zu sein!“ Sie sahen sich beide tief in die Augen und begannen unvermittelt zu lachen, womit sie die Aufmerksamkeit des noch immer stinksauren Lehrers auf sich zogen.

Mit einem: „Das reicht für heute!“ entließ er die Schüler und kam mit finsteren Gesichtsausdruck auf Anjolie zu. „Es freut mich, dass ich Sie so gut unterhalten konnte!“ schlug ihr sein eisiges Flüstern entgegen. Es sah Ginny an und prompt bekam auch sie ihr Fett weg. „Können Sie nicht hören, Miss Weasley? Der Unterricht ist beendet! Sehen Sie zu, dass Sie hier raus kommen!“

Ginny sah Anjolie unsicher an, doch die lächelte nur zurück und sagte: „Geh zum Abendessen, Ginny! Lachen macht schließlich hungrig!“ Nach einem ungläubigen Blick auf Anjolie, ging sie ging zu ihren Freunden, die bereits an der Tür auf sie warteten und gemeinsam verließen sie als Letzte den Raum.

Anjolie sah Severus an und lockte ihn lächelnd: „Also, wenn ich gewusst hätte, dass es hier so amüsant ist, wäre ich schon früher mal vorbeigekommen!“ Darauf presste er die Lippen zu zwei schmalen Linien zusammen und brachte seine Nasenspitze viel zu nah an ihre heran. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen! Und davon mal abgesehen, es ist ja nicht so, als hätte ich es nicht angeboten!“

Anjolie schluckte kurz, weil seine Nähe ihr schon wieder zusetzte, konnte aber trotzdem eine Entgegnung zusammenkratzen: „Ich mache mich nicht lustig über dich und wenn du ein wenig mehr Selbstironie besitzen würdest, könntest du mit mir lachen, anstatt auf mich loszugehen!“

„Ach, kritisierst du mich schon wieder?“ In seine Augen trat ein teuflisches Funkeln. „Na, mal sehen, ob du genug Humor hast!“ Er drehte sich um und ging auf das Musikgerät zu, während Anjolie versuchte, ihre zittrige Knie in den Griff zu bekommen. Eben war ihr zum ersten Mal an diesem Tag ihre letzte Begegnung in seinen Privaträumen wieder in den Sinn gekommen und ihr war eindeutig zu warm geworden. Am Tag danach hatte sie sich geschworen, nie wieder Alkohol anzurühren, was vor allem ihren brummenden Gehirnwindungen zu verdanken war! Aber auch der Tatsache, dass sie so schon genug Schwierigkeiten mit ihrer Selbstkontrolle hatte! Zum Glück war diese in den letzten zwei Wochen nicht auf die Probe gestellt worden, denn ihr Entschluss, nicht mehr vor seiner Anziehungskraft wegzulaufen, wäre darauf nicht gerade förderlich gewesen.

Es erscholl wieder Musik und Anjolie sah ihn wieder auf sich zukommen. Dabei legte er den Umhang ab und warf ihn an den Rand der Tanzfläche. Jetzt wurde Anjolie wirklich unheimlich zumute. Severus brauchte nicht zu lächeln, um ihr zu zeigen, dass er vor hatte sich zu amüsieren. Der Ausdruck seiner schwarzen Augen bestätigte das wie von selbst! Er wollte also mit ihr tanzen, um sich über sie lustig machen zu können? ‚Aber nicht mit mir, Mister!’ Sie würde sich vor ihm nicht zum Narren machen! Er würde sich schon wundern, wenn sie nicht über ihre eigenen Füße stolperte.

Anjolie verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ihn kommen. ‚Das ist schließlich genau das, was du dir vorgenommen hast – ihn die Initiative ergreifen zu lassen!’ Also, was sollten dann die Schmetterlinge im Bauch?

Als Severus sie so sah, kam zum sardonischen Funkeln seiner Augen das passende Lächeln. ‚Na toll! Jetzt lächelt er!’ Und als ob es nicht reichen würde, dass sie keine Kamera dabei hatte, begann sich ihr Herz bei dem Anblick auch noch zu überschlagen. Vielleicht wäre ein Rückzug doch keine so üble Idee? „Ähm... du weißt, dass ich eine Kriegerin bin!“ erklärte sie nervös. „Und als Krieger hopst man rum, wie ein...“

„Nein!“ unterbrach er sie und der Samt in seiner Stimme umhüllte sie warm. Er hatte sie nun erreicht, strich ihr eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und ließ seinen Daumen über die Wange gleiten. Die ganze Zeit über hielt sein dunkler Blick ihre Augen gefangen und Anjolie hatte das Gefühl, in seinen Augen zu ertrinken. ‚Wann wirst du endlich schwimmen lernen?’

„Severus...“ versuchte sie es noch einmal, doch er duldete keine Ausflüchte. Er nahm ihre linke Hand in seine und legte ihre Rechte auf seine Schulter, bevor er seine warme Hand auf ihre Taille zur Ruhe kam. Dabei durchfuhr es sie heiß und ihre Nackenhärchen richteten sich auf. Als er sie etwas näher an sich zog, begann ihr das Herz bis zum Hals zu schlagen und es verschlimmerte sich noch, als er ihr ins Ohr samtete: „Lass es einfach zu!“

Er schob und zog sie sanft im Takt der Musik und Anjolie hatte das Gefühl, sie beide würden über die Tanzfläche schweben. Der Klang der Musik und das Gefühl der Geborgenheit, das seine Arme um sie herum auslösten, ließ sie sich langsam entspannen. Sie legte mehr Schwung in ihre Bewegungen, was Severus mit einem Hochziehen seiner Augenbrauen und einem leichten Zucken um die Wundwinkel herum quittierte.

Er zog sie noch näher und Anjolie legte ihre Hand auf seinen Nacken, wo sie ihre Finger in sein Haar gleiten ließ. Ihre Körper berührten sich jetzt, schienen regelrecht miteinander zu verschmelzen. Und der Takt der Musik tat sein übriges. Er rauschte durch ihre Adern und spiegelte sich ebenso in seinen Augen wider. Anjolie nahm nichts mehr außer Severus wahr und glitt mit ihm durch den Raum.

Die Magie des Augenblicks konnte nur noch eines perfekt machen – ein Kuss. Sie beugte sich etwas näher zum ihm und Severus schien ihren Gedanken aufgefangen zu haben, denn seine Lippen öffneten sich erwartungsvoll, als Anjolies Füße sich in etwas verfingen und sie das Gleichgewicht verlor. Sie ließ Severus los, aber er packte sie wieder, um ihren Sturz abzufangen. Da sie beide jedoch noch zu großen Schwung vom Tanzen hatten, war ihre Chance auf den Füßen zu bleiben gleich Null!

Sekunden später lag Anjolie auf dem Boden und Severus auf ihr. Einen Moment sahen sie sich nur verdutzt an, dann konnte Anjolie nicht mehr an sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. Severus hingegen stützte seine Ellbogen neben ihr auf und zog eine Augenbraue hoch. „Ich wüsste nicht, was daran so witzig ist!“, grummelte er. „Das ist nun schon das zweite mal an einem Tag, dass ich auf dem Boden liege!“

„Entschuldigte mal!“ schmunzelte sie. „ICH liege auf dem Boden! So wie ich das einschätzen kann, bist DU doch relativ weich gelandet!“ Severus schien ernst bleiben zu wollen und seine zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten unter den Haaransatz. Allerdings konnte er ein verräterisches Zucken um die Wundwinkel herum nicht verhindern. Mit Freuden erkannte Anjolie, dass seine Selbstbeherrschung heute nicht so arg ausgeprägt war und nutzte ihre einzige freie Hand, um ihm eine seiner langen Strähnen hinters Ohr zu klemmen. Dann strich sie ihm mit dem Zeigefinger über die Wange, ließ ihn zum Mund hin wandern und berührte sanft seine weichen Lippen.

Seine Züge entspannten sich und Anjolie legte ihre Hand um sein Kinn, um ihn zu sich herunter zu ziehen. Doch bevor sich ihre Lippen berührten, öffnete sich die Tür und ein überraschtes „Hoppla!“ ertönte. ‚Ob ich wohl heute noch zu meinem Kuss komme?’ Sie folgte Severus’ Blick zur Tür und entdeckte Professor Dumbledore in der Öffnung. Anjolie ließ sofort Severus’ Gesicht los, spürte jedoch noch, wie sich sein Kiefer anspannte.

„Entschuldigung! Ich wollte nicht stören!“, sagte Dumbledore ernst, doch Anjolie erkannte, dass er ein Schmunzeln nur schwer unterdrücken konnte. „Severus, ich würde nachher gern mit dir in meinem Büro sprechen!“ Er verschwand mit einem breiten Grinsen im Gesicht und ließ zwei völlig erstarrte Personen zurück.

Anjolie schluckte und versuchte einen vorsichtigen Blick auf Severus. Der war kalkweiß und seine Lippen konnte man nur noch als zwei schmale Linien bezeichnen. Sie erkannte mit Bedauern, dass er diese Begegnung mit seinem Direktor anscheinend nicht sehr locker nehmen würde! Die Musik musste irgendwann zu spielen aufgehört haben und die Stille drückte noch zusätzlich auf die Stimmung im Raum.

Severus atmete tief und kontrolliert und Anjolie befürchtete, dass er mit einem drohenden Wutanfall zu ringen hatte. Sie überlegte krampfhaft, wie sie aufstehen könnte, ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Unmöglichkeit angesichts der Tatsache, dass er noch immer auf ihr lag. Wenn sie für die nächste Zeit nicht weiterhin auf dem Boden herumliegen wollte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als ihn aus der Starre zu befreien!

Sie räusperte sich und sagte: „Tja, also! Das war jetzt etwas peinlich!“ Sofort erntete sie einen wütenden Blick dafür und meinte sogar etwas Ungläubigkeit darin zu entdecken. „Er hätte uns aber auch wirklich eine Gelegenheit zum Erklären geben können!“ muffelte sie vor sich hin.

Severus rollte sich von ihr herunter und sprang auf. „Was erklären?“, fauchte er ihr zu. „Warum wir beide hier allein sind? Oder weshalb wir die ganze Zeit auf dem Boden lagen, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen wieder aufzustehen?“

„Also so genau müssen wir es ihm ja nun auch nicht auf die Nase binden! Ich dachte daran, ihm nur den Sturz zu erklären!“ erwiderte Anjolie perplex.

„Der nie zustande gekommen wären, wenn wir nicht schon wieder...“ Severus rang mit sich, atmete tief durch und begann sich die Schläfen zu massieren.

In Anjolie stieg eine unheimliche Wut auf. ‚Was hat er für ein Problem?’ Sie versuchte aufzustehen, wurde aber wieder durch den Umhang daran gehindert. Während sie ihre Füße mit wütenden Bewegungen davon zu befreien versuchte, machte sie ihrem Ärger Luft. „Weißt du, Severus! Langsam aber sicher habe ich die Schnauze voll!“ Er nahm die Hand von den Schläfen und sah sie kalt an. „So schlimm war die Situation nun auch wieder nicht! Und Dumbledore sah nicht so aus, als würde er einem von uns beiden dafür den Kopf abreißen, mal davon abgesehen, dass es ihn einen Scheißdreck angeht!“

Sie riss den Umhang entnervt mit einem Ruck von den Füßen und sprang ebenfalls auf. „Wenn du den Gedanken nicht ertragen kannst, dass du mich willst, dann unterdrück ihn doch! Bisher warst du doch immer sehr erfolgreich darin!“ Sie drehte sich um, hob seinen Umhang auf und drückte ihn die Hände seines Besitzers. „Wenn deine Wut aber einzig und allein der Tatsache entspringt, dass jemand anderes von dem, was auch immer zwischen uns sein mag, weiß oder besser gesagt ahnt, dann tust du mir wirklich leid!“ Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu und sah ihm wütend in die Augen. „Sag mir, was stört dich eigentlich mehr daran: Die Tatsache, dass Dumbledore gesehen hat, dass du menschliche Bedürfnisse hast oder dass er jetzt weiß, für wen du sie hast? Sag es mir, Severus! Schämst du dich dafür, dass du so scharf auf jemanden wie mich bist?“

Anjolie wandte sich ab. Sie konnte seinen kalten Blick nicht mehr ertragen. Er hatte jedes noch so kleine Gefühl wieder hinter seinem Eispanzer versteckt und zurück blieb nur kalte Verachtung. Sie machte sich auf den Weg zum Fenster, um seiner Nähe zu entkommen, doch sie konnte bei jedem Schritt spüren, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte. ‚Warum verschwindet er nicht einfach!’

„Meinst du nicht, du solltest jetzt zu Dumbledore gehen! Nicht, dass es ihm zu lange dauert und er mehr in die Sache hineininterpretiert, als tatsächlich dran ist!“ zischte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen.

Als Antwort darauf hörte sie nur das Rascheln seines Umhangs, als er ihn wieder anzog. Erst als er ohne ein weiteres Wort den Raum verließ und die Tür sich hinter ihm schloss, atmete Anjolie wieder. Sie ließ sich in einen Sessel fallen und seufzte tief. Aber auch dadurch ließ sich die eiserne Klammer um ihre Brust nicht beseitigen.

Das war ja nicht besonders gut gelaufen! Es würde sie nicht wundern, wenn sie Severus nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Was hatte sie eigentlich erwartet? Dass er ein Verhältnis mit ihr anfängt und es in die Welt hinaus schreit? Sie wusste doch von Anfang an, dass Severus nicht diese Art Mensch war! Das bisschen an Gefühl, das er sich erlaubte, hielt er stets unter Kontrolle. So konnte sie von Glück sagen, wenn er sich überhaupt so weit gehen lassen würde, um mit ihr zusammen zukommen! Wie hatte sie ihn so unter Druck setzen können? Das war nicht fair gewesen. Niemals würde er ihr sagen, was in ihm vorging! Dafür war einfach nicht genug Zeit. Dafür wäre sie niemals lange genug hier!

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Anjolie hatte bereits dafür gesorgt, dass der Trainingsraum sein ursprüngliches Aussehen angenommen hatte, als Ginny wiederkam. Da Anjolie aber seit Severus’ Abgang nicht sonderlich gut gelaunt war und dadurch nicht die geringste Lust auf belangloses Geplauder hatte, trug sie Ginny auf, Bewegungsabläufe mit dem Schwert zu üben.

Währenddessen saß Anjolie in einem der Sessel und beobachtete ihre Schülerin geistesabwesend. Nach einiger Zeit fielen ihr Ginny’s ständige argwöhnische Blicke auf. Anjolie versuchte sie zu ignorieren, denn ihr war klar, dass Ginny sie zum ersten mal so mies gelaunt erlebte. Doch letztendlich platzte ihr der Kragen. „Was?“ fuhr sie Ginny an. Die zuckte jedoch nur mit den Schultern und übte weiter.

Es dauerte allerdings nicht lange und Ginny fing wieder damit an sie kritisch zu beäugen und Anjolie erwiderte die Blicke entnervt. ‚Okay, das reicht jetzt!’ Wenn Ginny nicht mit der Sprache rausrückte, dann würde Anjolie eben dafür sorgen, dass ihrer Schülerin keine Zeit blieb, sich über anderer Leute Angelegenheiten den Kopf zu zerbrechen.

Anjolie schnappte sich ein Trainingsschwert und ging zu Ginny hinüber. „Sieht so aus, als wärst du heute nicht ausgelastet genug! Nun... das werden wir ändern!“ Ihr Schützling sah sie irritiert an, nahm aber ihre Kampfposition ein. Anjolie griff an und drängte sie mit kräftigeren Schlägen zurück, als Ginny bisher von ihr gewohnt war.

Bis jetzt hatte Ginny nur Einzelübungen und Bewegungsabläufe mit dem Schwert und in Selbstverteidigung absolviert. Nun wurde es Zeit, dass sie einzuschätzen lernte, wann sie was einzusetzen hatte; wann sie agieren und wann sie reagieren musste. Und das konnte sie am besten im Kampf! Genauso verhielt es sich mit der Bereitschaft, ihren Gegner zu verletzen oder gar zu töten!

Da Anjolie gerade in der Stimmung war, gewaltig auf etwas herumzudreschen, um ihre Wut und Frustration loszuwerden, drängte sich ihr die Gelegenheit geradezu auf. Ginny war nicht so leicht zu verletzen, so dass sie keine Skrupel haben musste, wenn sie ihre Kraft gegenüber dem Mädchen nicht zurückhielt. Gleichzeitig konnte sie sie hart genug rannehmen, um zu testen, wie weit sie Ginny treiben musste, damit sie ihre eigenen Skrupel zu töten ablegte. Genaugenommen bekamen sie beide das, was sie brauchten!

Anjolie verstärkte die Kraft ihrer Schläge und Ginny ächzte kurz auf. Ihre Schülerin wich immer weiter zurück und Anjolie musste erkennen, dass sich Ginny zurückhielt, nicht wusste, was los war. „Nicht nur reagieren, Ginny! Verteidige dich und greif an! Verbinde beides miteinander und versuch zu gewinnen, sonst bekommst du die erste Tracht Prügel deines Lebens!“ forderte Anjolie sie kalt auf. Sie fieberte danach, ihre Wut herauszulassen.

Sie griff von neuem an und Ginny wich wieder zurück. Anjolie riss der Geduldsfaden. Sie schlug Ginny’s Schwert zur Seite und verpasste ihr einen Tritt, der sie mit einem erschreckten Aufschrei gegen die nahegelegene Wand schleuderte. „Ich mache keine Scherze Ginny! Wende an, was du bei mir gelernt hast und du kommst heute Abend mit heilen Knochen ins Bett!“

In Ginny’s Augen blitzte es auf. Sie stand auf und kam mit erhobenem Schwert auf Anjolie zu. Offenbar hatte Ginny es verstanden, denn sie griff mit solcher Wucht an, dass die Kraft des Schlages Anjolie einen Schritt zurückweichen ließ. In Anjolie stieg eine wilde Freude auf. Jetzt ging es endlich los!

Heftig hieben sie aufeinander ein, wechselten sich mit dem Angreifen ab, doch Anjolie gewann durch ihre Erfahrung im Kämpfen immer die Oberhand. Allerdings machte Ginny dieses Manko oft durch ihre Kraft und wachsende Schnelligkeit weitestgehend wieder wett.

Anjolie begann den Kampf zu genießen. Sie lockte Ginny immer wieder mit neuen Attacken, verpasste ihr Tritte, denen Ginny sogar meistens ausweichen konnte. Allmählich stieg in Anjolie Stolz auf ihre Schülerin auf. Es war ihr erster reeller Kampf und nachdem sie ihre Hemmungen abgelegt hatte, schaffte sie es mit Leichtigkeit, ihre Haut vor unnötigem Schaden zu bewahren. Das einzige, was ihr jetzt noch fehlte, war die notwendige Aggressivität den Kampf zu beenden. Und genau das wollte Anjolie jetzt sehen!

Sie parierte einen weiteren von Ginny’s Schlägen und legte genug Schwung hinein, um ihr Gegenüber ins Taumeln zu bringen. Sofort stürmte Anjolie auf sie zu, legte ihren Arm zum Ginny’s Kehle und zog sie an sich. „Ist das etwa schon alles?“ lockte sie ihren Schützling. „Da wird Uttuku aber ein leichtes Spiel mit dir haben! Auf wen wird er sich dann wohl als nächstes stürzen und töten?... Ron vielleicht?... Oder Harry?“

Aus Ginny kam ein wütendes Grollen. Sie rammte der überraschten Anjolie den Ellbogen in den Bauch, dass ihr die Luft ausging. Anjolies Griff lockerte sich augenblicklich und Ginny nutzte das blitzschnell aus. Sie zog den Arm weg, rammte den Ellbogen in Anjolies Rippen, schwenkte herum und hebelte Anjolies Arm mit so viel Schwung, dass diese mit einem Überschlag auf dem Rücken landete.

Anjolie entwich mit einem „Uff!“ der letzte Rest an Luft, der ihr noch geblieben war. ‚Das habe ich ihr aber nicht beigebracht!’ Sie atmete vorsichtig wieder ein, erkannte Ginny über sich und schwang die Beine mit einem Ruck über den Kopf, womit sie ihrerseits Ginny einen Tritt gegen die Rippen verpasste und sie auf den Boden beförderte.

Im selben Schwung sprang Anjolie selbst wieder auf die Beine. Sie packte ihr Übungsschwert, dass sie während des Sturzes verloren hatte und wandte sich wieder Ginny zu. Die war auch gerade wieder oben und sah sie mit hochrotem Kopf an. ‚Hey, sie ist sauer!’ Gut!

„Schon etwas besser!“ stichelte sie wieder. „Aber noch lange nicht gut genug! Weißt du, vielleicht erfüllt dir Uttuku ja einen letzten Wunsch vor deinem Tod! Auf welche Art wünscht du, dass deine Familie stirbt?“ Ginny riss die Augen auf und kam mit einem wilden Schrei auf Anjolie zugerast. Anjolie parierte diesmal ihren Schlag spielend, schob das Schwert zur Seite und trat Ginny spielerisch in den Hintern.

Die taumelte vorwärts, fing sich aber gerade noch ab. Als sie sich umdrehte, war ihr Blick hasserfüllt. Sie hob ihr Schwert und schleuderte es auf Anjolie. Die wich ihm mit einem Seitendreh aus und fing dann gerade noch Ginny’s Fuß auf ihrer Brusthöhe ab. „Das, Ginny, war eine wirklich saudumme Idee!“ fauchte Anjolie kalt. „Ich hoffe, das machst du nicht bei Uttuku, denn das wäre dein sicherer Tod!“

Ginny gab einen erstaunten Laut von sich als Anjolie ihr den Fuß verdrehte und einen Schritt zurück ging, sie am Fuß über den Kopf schleuderte, nur um ihr noch im Flug einen so heftigen Tritt zu verpassen, dass Ginny mit einem Ächzen mehrere Meter entfernt auf den Boden knallte. „Lass niemals zu, dass du ohne Waffe vor Uttuku stehst!“

Ginny keuchte, drehte sich auf die Seite und stützte sich auf ihren Ellbogen. „Du fürchtest, ich könnte das bei Uttuku machen?“ fragte sie ungläubig. „Du müsstest doch total sauer auf mich sein! Ich hätte dich töten können!“

„Unsinn! Ich wollte, dass du aggressiver wirst. Das habe ich ja auch erreicht! Ansonsten, war das nicht das erste Schwert, das auf mich zugeflogen kam! Und genau deshalb kann ich dir versichern, dass das einer der tödlichsten Fehler ist, die ein Kämpfer machen kann. Denn keiner derjenigen, die das bei mir versucht haben, lebten danach noch länger als eine Minute!

„Warum wolltest du mich aggressiver?“ fragte Ginny grummelnd, setzte sich auf und rieb ihre schmerzenden Rippen.

„Damit ich dementsprechend antworten konnte! Außerdem konnte ich so testen, wie viel es bei dir braucht, damit du den Willen zu töten entwickelst!“

Ginny riss die Augen auf und schluckte schwer. „Und da gehst du das Risiko ein, dass ich dich dabei töte?“

Anjolie lächelte kurz. „Das war mir in dem Moment relativ egal!“

Ginny blinzelte sie regungslos an. Dann schloss sie die Augen und fragte: „Was?“

„Du hast schon richtig verstanden!“ sagte Anjolie leise. „Ich war vorhin ziemlich sauer und dein dauerndes Angestarre hat auch nicht gerade geholfen. Ich fürchte, du warst mein Sandsack-Ersatz!“

„Na toll! Ich werde morgen grün und blau sein, so wie du auf mich eingedroschen hast und das nur, weil du miese Laune hattest? Wieso eigentlich?“

Anjolie sah zur Seite. Sie konnte Ginny ja wohl kaum die Wahrheit sagen! „Weißt du, ich war noch nie so lange auf einmal an einem Ort. Sieht so aus, als würde ich hier langsam aber sicher durchdrehen!“

Ginny gab eine ungläubiges Schnauben von sich. „Ach, komm! Das glaubst du doch wohl selber nicht!“

„Wie bitte?“ fragte Anjolie und schaute ihre Schülern erstaunt an.

Ginny blickte durchtrieben zurück und antwortete: „Ich habe das Gefühl, das hat mit etwas oder besser gesagt, jemand ganz anderem zu tun!“

Anjolie fuhr es eiskalt über den Rücken. Was wusste sie? „Wie kommst du denn auf die Idee?“

„Also erstens: Ich bin nicht blind!“ antwortete Ginny und stand stöhnend auf. „Und zweitens: Ich war vorhin noch mal zurückgekommen, weil ich befürchtete, Snape würde dir wegen deines Lachens die Hölle heiß machen! Was glaubst du, wie erstaunt ich war, euch beide ineinander verschlungen beim Tanzen zu erwischen?“

Anjolie prustete kurz auf. „Ineinander verschlungen? Erwischen?“ äffte sie Ginny nach. Sie stand kurz vor einem hysterischen Lachen. ‚Das wird dem guten Professor Snape ganz bestimmt nicht gefallen!’ „Übertreibst du da nicht ein wenig?“

„Aha!“, rief Ginny und zeigte mit dem Zeigefinger auf Anjolie. „Du streitest es also nicht ab!“

„Ich habe es nicht nötig irgendetwas abzustreiten! Es ist schließlich nichts passiert! Professor Snape war so freundlich auch mir Tanzunterricht zu erteilen, weil euer liebenswerter Herr Direktor darauf besteht, dass ich auch an dem blöden Weihnachtsball teilnehme!“

„Snape ist nie freundlich! Und überhaupt, warum kommst du dann nicht zu unserem Tanzunterricht?“ Ginny schien von der Ausrede gar nicht überzeugt.

„Weil ich nicht Nevilles Füßen in die Quere kommen wollte!“ entgegnete Anjolie ungeduldig. „Und es heißt für dich Professor Snape!“ Sie drehte sich um und ging auf die Wand zu, an der die Waffen gelagert wurden. Ihr war die Lust, sich mit Ginny zu prügeln vergangen. Außerdem war ihr klar geworden, dass sie so lieber auf jemand anderen einschlagen würde. „Das reicht jetzt! Pack deine Waffe weg und geh ins Bett! Wir werden morgen da weiter machen, wo wir aufgehört haben!“

Ginny klappte die Kinnlade runter. „Willst du damit sagen, wir werden morgen wieder so miteinander kämpfen?“ Anjolies Beziehung zu Severus schien völlig vergessen zu sein.

„Natürlich!“ pfefferte ihr Anjolie entgegen. „Deine Schonzeit ist vorbei, Ginny! Ab jetzt wird richtig gekämpft!“

„Ginny! Anjolie!“ kam es von der Tür, bevor Ginny darauf antworten konnte. Dumbledore kam auf sie zugestürmt, Harry und Ron im Schlepptau. ‚Was denn jetzt schon wieder?’

„Alles in Ordnung?“ fragte er atemlos. Die beiden Frauen sahen sich irritiert an und Anjolie fragte: „Wieso?“

„Harry sagte, ihr würdet euch gegenseitig umbringen!“ antwortete Dumbledore.

„Und wie kommt Harry auf die Idee?“ fragte sie wieder und warf Harry dabei einen mörderischen Blick zu.

„Wir kamen vorhin rein, als Sie mit den Schwertern auf Ginny eingeschlagen habt! Das war absolut brutal! Sie wollten sie umbringen!“ warf Ron hitzig ein und seine Ohren färbten sich signalrot.

„Das ist doch hirnrissig, Ron!“, platzte jetzt Ginny dazwischen. „Wir haben trainiert!“

„Ich habe euch schon trainieren sehen! Aber das war nie so wie heute!“ sagte Harry leise. Er war totenbleich und sah ununterbrochen Ginny an.

„Harry und Ron befürchteten, dass auch Sie von einem Dämon besessen wären!“ erklärte nun Dumbledore. „Deshalb haben sie mich zu Hilfe geholt!“

„Bei allem nötigen Respekt, Professor Dumbledore!“, meldete sich jetzt Anjoie zu Wort und ging auf die Gruppe zu. „Aber falls diese Vermutung wirklich wahr gewesen wäre, hätten Sie überhaupt nichts ausrichten können! Der einzige, der vielleicht den Hauch einer Chance gehabt hätte mir zu helfen, wäre Professor Snape gewesen!“ Bei der Erwähnung von Severus, schoss Ginny’s Kopf zu ihr herum. „Doch ich kann Sie beruhigen! Mich nimmt keiner in Besitz! Jedenfalls nicht, wenn ich nicht will!“

Dumbledore runzelte die Stirn. „Sind Sie da sicher? Vor zwei Wochen haben Sie noch gesagt, dass kein Mensch Alastor widerstehen könnte!“

„Genau!“, stimmte Anjoie zu. ‚Was ist er doch für ein guter Zuhörer!’

„Und wieso...“ Dumbledore sah sie jetzt verwirrt an.

Anjolie ging nah an ihn heran und raunte: „Wann habe ich je behauptet, dass ich ein Mensch bin?“ Dumbledores Augen wurden schmal und er heftete seinen Blick an ihre Augen. Anjolie wusste, was er vor hatte. Er wollte mehr über sie erfahren und nicht ewig danach fragen. ‚Nicht mit mir, alter Mann!’ Wenn sie es nicht gerade mit Severus zu tun hatte, verstand sie es sehr gut, ihren Geist abzuschirmen und genau das tat sie jetzt.

„Na, na!“ sagte sie außerdem und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Dumbledores Nase herum. „Das lassen wir aber lieber!“ Damit erreichte, dass sie den Direktor zum ersten Mal im wirklich geschocktem Zustand sah. Doch sie wandte sich ab und drehte sich zu Ginny um. „Schluss für heute, Ginny. Ab ins Bett! Morgen wird ein schwerer Tag für dich!“

Ginny biss sich auf die Unterlippe und Anjolie wusste sofort, dass sie sie unbedingt etwas fragen wollte. Aber da sie befürchtete, dass es dabei um Severus ging, würde sie ihr heute nicht die geringste Chance geben.

Sie wollte gerade gehen, als ihr Blick auf die drei Männer fiel. „Ach, ja!“ sagte sie, noch einmal an Ginny gewandt. „Erinnere mich bitte daran, dass ich in Zukunft den Trainingsraum abschließe! Wir wollen doch nicht, dass hier jemand verletzt wird, weil er plötzlich mitten im Kampfgetümmel steht!“ Bei den letzten Worten schaute sie die Jungs an, wobei die entsetzt die Augen aufrissen.

„Einen schönen Abend noch!“ grüßte sie und verließ den Raum. Skeptiker würden es durchaus als Flucht bezeichnen.

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Stunden später plagte Anjolie das schlechte Gewissen. Sie hatte Ginny ihrer eigenen Unzulänglichkeiten wegen ausgenutzt und zu brutal auf sie eingeschlagen. Auch wenn Ginny sehr stark war und sie wohl noch nicht einmal blaue Flecken davon tragen würde, hieß das noch lange nicht, dass Anjolie das ausnutzen durfte.

Gestern war sie einen Schritt zurück gegangen; zurück in die Dunkelheit, von der sie gehofft hatte, ihr schon lange den Rücken gekehrt zu haben. Es sah ganz so aus, als liefe sie doch mehr Gefahr in alte Verhaltensweisen zurückzufallen, als ihr bewusst gewesen war. Anjolie hatte gewusst, dass es falsch war, ihre Wut an Ginny auszulassen, doch gestern war ihr das egal gewesen. Heute nicht mehr!!

Noch vor dem Frühstück hatte sie sich Harry geschnappt, um sicher zu gehen, dass er sie auch wirklich zum Ball eingeladen hatte. Zum Glück hatte ihn der Mut nicht verlassen und die beiden würden zusammen hingehen. Das war äußerst hilfreich für ihr Vorhaben! Jetzt musste sie nur noch Ginny Bescheid geben und vor Dumbledore zu Kreuze kriechen und es konnte losgehen.

In der Großen Halle saßen noch die meisten Schüler beim Frühstück. Auch Dumbledore und ein paar andere seiner Lehrer aßen noch, was ihr einen unnötigen Weg ersparte. Sie suchte nach Ginny und fand sie in der Mitte des Gryffindortisches zwischen Harry und Hermine sitzend. Anjolie bahnte sich ihren Weg zwischen den Tischreihen hindurch und stoppte vor Ginny, die bereits aufgestanden war und ihr neugierig entgegensah.

„Guten Morgen, Ginny!“ grüßte Anjolie und versuchte den Kloß im Hals zu ignorieren.

„Morgen!“, grüßte Ginny zurück und lächelte zurückhaltend. „Geht’s heute etwas früher los?“

„Nein! Ich muss heute weg und bin nur hier, um dir zu sagen, dass du den heutigen Tag ohne mich verbringen musst.“

„Oh!“ sagte Ginny nur und wirkte irgendwie erleichtert.

Anjolie zog eine Augenbraue hoch und grummelte: „Ich wäre dir doch sehr verbunden, wenn du einen nicht ganz so begeisterten Eindruck erwecken würdest!“ Damit lockte sie ein Grinsen bei Ginny hervor, dass ihr schon viel lieber war. „Denk jetzt aber bloß nicht, dass du den ganzen Tag rumlungern kannst! Du wirst schön fleißig deine Bewegungsabläufe üben, sie dir einprägen bis zum Geht-nicht-mehr! Und wenn du damit fertig bist, wirst du genug Beweglichkeits- und noch mehr Entspannungsübungen machen! Denn Morgen geht es wirklich los!“ Das versetzte ihrer Schülerin einen Dämpfer, schien sie aber auch nicht gerade verzweifeln zu lassen.

„Und wo gehst du hin?“ Aha! Da war sie wieder, diese unmögliche Neugier!

„Ich habe etwas in London zu erledigen, du Schnüffelnase!“ Ginny zog einen Flunsch und Anjolie registrierte erstaunt, dass Ginny anscheinend nicht wütend auf sie war, obwohl Anjolie offen zugegeben hatte, sich einfach nur prügeln zu wollen.

„Also gut!“, knurrte Ginny. „Dann werde ich eben trainieren. Aber bei einem kannst du sicher sein, so kalt wie gestern wirst du mich nicht mehr erwischen. Ich werde dir schon zeigen, was es heißt, eine Weasley herauszufordern!“ Damit zog sie ihre Nase kraus und wedelte mit ihrem Zeigefinger vor Anjolies Nase herum.

Anjolie spürte ein Zucken um ihre Mundwinkel. Die Kleine hatte ihr doch tatsächlich gerade gedroht! Das hörte sich äußerst vielversprechend an! „Außerdem habe ich gestern gemerkt, wie notwendig es für mich ist, so zu kämpfen! Es hat mir eine Mordsangst eingejagt, wie schnell du mich fertig machen konntest und wie planlos ich rangegangen bin!“, flüsterte Ginny und sah sie ernst an. „Wenn du nicht scharf auf den Kampf gewesen wärst, hättest du mich in Kürze auseinandernehmen können!“

‚Wenn ich nicht scharf auf den Kampf gewesen wäre, hätte es ihn gar nicht gegeben!’ schoss es Anjolie durch den Kopf. Aber den Gedanken behielt sie lieber für sich. Stattdessen sagte sie: „Das wird sich mit der Zeit geben! Auch das wirst du lernen!“ Als sie die neugierigen Blicke von Ginny’s Freunden bemerkte, beschloss Anjolie, das Gespräch ein andern mal fortzusetzen. „Frühstücke zuende und geh dann in den Trainingsraum!... Ach, und... bitte keine Ausflüge, okay!“

Ginny verleierte die Augen und setzte sich wieder, während Anjolie bereits den Lehrertisch ansteuerte. Dort wartete bereits Dumbledore auf sie und seine restlichen Kumpanen beobachteten sie neugierig. Sie war anscheinend wirklich zuwenig hier, sonst würden sie nicht einen solchen Aufriss machen, wenn sie mal auftauchte!

Anjolie umrundete den Lehrertisch und passierte die neue Lehrerin und die Professorin, die ihr einmal als Hauslehrerin von Gryffindor vorgestellt wurde. Erstaunt erkannte sie, dass sie sich vor ihr fürchteten. Das konnte sie von ihren Augen ablesen. Und mit der Furcht kam das Misstrauen! Aber wen kümmerte es? Allerdings hatte Dumbledore in diesem Punkt Recht gehabt! ‚Oh, wie ich das an ihm hasste!’

Anjolie nahm Dumbledore ins Visier und setzte sich schließlich mit einem „Guten Morgen, Professor!“ zu seiner Rechten.

„Guten Morgen! Wie kommen wir denn zu der Ehre?“ Anjolie ignorierte die kleine Stichelei. „Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass ich für einen Tag Hogwarts verlasse und sie gleichzeitig bitten, ab und an ein Auge auf Ginny zu werfen.“

„Gibt es Probleme?“ fragte Dumbledore mit besorgtem Gesichtsausdruck.

„Nein!“ beruhigte ihn Anjolie sofort. „Ausnahmsweise mal keine Horrornachrichten von meiner Seite!“ Seinem jetzt neugierigen Blick nach, wartete er auf eine umfassendere Erklärung, aber Anjolie war nicht geneigt, ihm den Gefallen zu tun. „Danke, dass ich auf Sie zählen kann! Ich mach mich dann mal auf den Weg und hoffe, bis heute Abend zurück zu sein! Einen schönen Tag noch!“ Ohne ihm auch nur die geringste Chance zu geben, weiter nachzuhaken oder ihrer Bitte zu widersprechen, sprang sie auf und marschierte schnurstracks Richtung Ausgang.

Doch als sie die Tischecke passiert hatte, rutschte ihr das Herz in die Hose. Soeben hatte Severus die Große Halle betreten und schaute sie direkt an. Nur ein geübtes Auge hätte sein kurzes Zögern bemerkt. Jeder andere jedoch, sah ihn mit gewohnt forschem Schritt auf den Lehrertisch zugehen. Anjolie gab sich einen Ruck und setzte ihren Weg fort. Sofort kam ihr die gestrige Szene in den Sinn und ihr wurde übel. Sollte sie etwas sagen? Wenn ja, was?

Ihre Blicke hingen noch immer aneinander, während sie sich immer näher kamen; viel zu schnell und viel zu wenig Zeit zum Nachdenken. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Seiner auch? Auf seinem Gesicht war jedenfalls keinerlei Regung zu erkennen. Aber wann war das bei ihm schon mal anders? Er war jetzt so nah und Anjolie wurde sich klar, dass sie nichts sagen würde – nicht konnte. Doch war das überhaupt nötig? Denn sein Blick hielt sie nicht nur wegen seiner Intensität gefangen. In ihnen war so viel Sehnsucht, dass sie es nicht wagte wegzusehen – ja, es auch gar nicht wollte! Es war soweit! Sie hatten einander erreicht. Doch nichts! Keiner von beiden blieb stehen. Nur ihren Augenkontakt hielten sie, bis auch dieser verloren war.

Erst jetzt fand sie die Kraft, wieder zu atmen. Sie blinzelte, sah auf den Boden und verließ so schnell sie konnte, die Halle. Sie hatte das Gefühl die Augen sämtlicher Anwesenden im Rücken zu spüren. Es wurde Zeit, Hogwarts zu verlassen! Sie verlor langsam aber sicher den Verstand!

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Anjolie betrat vergnügt das Eingangsportal und schüttelte sich den Schnee vom Umhang. Beschwingt und äußerst zufrieden mit sich selbst, machte sie sich auf den Weg zum Trainingsraum, um zu sehen, ob Ginny vielleicht noch da war. Bereits nach Elf, sollte sie das zwar nicht mehr, aber man konnte ja nie wissen. Es war ja schließlich nicht so, als würde sie immer genau das tun, was erlaubt war! ‚Ha! Als ob du darin sehr viel besser wärst!’

In der Schule war es still und Anjolie genoss es, hier laufen zu können, ohne ständig über jemanden zu stolpern. Als sie die siebte Etage erreichte, war die Tür zum Trainingsraum noch zu sehen, was Anjolies Verdacht bestätigte. Sie betrat den Raum und blieb abrupt stehen.

Mitten im Raum saßen sechs Schüler in Kreisform und unterhielten sich angeregt. „Ich hoffe, Ihr seid euch im Klaren, dass ihr euch mit eurer Anwesenheit hier großen Ärger einhandeln könntet!“, warf Anjolie in den Raum und zwölf Augen wandten sich ihr erschrocken zu. Ginny war die Einzige, für die die Ausgangssperre nicht zu streng genommen wurde, da sie mit Anjolie oft noch spät abends trainierte. Das war bei den anderen jedoch nicht der Fall! „Hat irgendwer eine Erklärung hierfür?“

„Wir reden darüber, was mit Professor Snape passiert sein könnte!“, platzte Neville heraus und Ginny verpasste ihm eine auf den Arm, dass er gequält aufschrie. Anjolies Nackenhaare richteten sich auf. ‚Was meinte er damit?’ Sie schluckte krampfhaft und presste heraus: „Könntet ihr das vielleicht etwas näher erläutern!“

Ginny stand auf und kam auf sie zu. „Wir wissen selbst kaum etwas darüber!“, sagte sie, als sie Anjolie erreicht hatte. „Er war den ganzen Tag nicht da und auch sein Unterricht war ausgefallen! Aber heute Abend wurde er von Hagrid bewusstlos zwischen Hogsmeade und Hogwarts gefunden und in die Krankenstation gebracht!“

Anjolie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr war eiskalt und sie hatte das Gefühl, dass ihr ein Felsbrocken auf der Brust lag. Sie konnte kaum atmen und durch ihren Kopf rasten zig Ideen und Befürchtungen, was mit ihm passiert sein konnte. Hatten Dämonen ihn angegriffen? Warum ihn? Schon wieder! ‚Warum immer er?’ konnte sie nur denken.

„Anjolie!“, hörte sie Ginny wie aus weiter Entfernung. „Geht es dir gut?“ Anjolie zwang sich ruhig zu atmen und konzentrierte sich wieder auf Ginny. „Warum sollte es nicht?“, fragte sie, um sich noch ein wenig Zeit zu verschaffen. „Weil du kreidebleich geworden bist!“, antwortete Ginny prompt und versuchte mit Anjolie Augenkontakt herzustellen. Dafür war sie jedoch noch nicht bereit. Erst musste sie diesen Schock überwinden. ‚Nein! Erst musst du erfahren, was mit Severus los ist!’

Anjolie wich Ginny’s Blick aus und sah zu den anderen. „Seht zu, dass ihr in eure Gemeinschaftsräume kommt! Und lasst euch nicht erwischen!“

„Was?“, fragte Ginny verständnislos. „Wir wissen doch noch gar nicht, was mit ihm los ist!“ Anjolie war gezwungen, sie jetzt doch anzusehen und bemerkte sofort den trotzigen Ausdruck in Ginny’s Augen.

„Heute Nacht werdet ihr sowieso nichts mehr erfahren und jetzt geh!“ Mit diesen Worten drehte Anjolie sich um und lief zum Ausgang. Sie hatte jetzt einfach nicht die Nerven, sich mit einem trotzigen Teenager abzufassen. Im Moment konnte sie nur an eines denken: SEVERUS!

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