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Fanfiction

Kampf um die Zukunft - AuĂźer Kontrolle

von Rosiel

10. Kapitel – Außer Kontrolle

Als sie die Tür zum Trainingsraum öffnete, war das erste, was Anjolie sah, Dumbledore. Ausgerechnet einen von zwei Männern, denen sie im letzten Monat erfolgreich aus dem Weg gegangen war und daran gedachte sie auch nichts zu verändern!

Da er gerade angeregt mit Ginny sprach, nutzte Anjolie sie Gelegenheit, schlich sich rückwärts wieder raus und zog vorsichtig die Tür ins Schloss.

„Hallo Anjolie!“ Mit einem erschrockenen Aufschrei fuhr sie herum und starrte in ein Paar funkelnder grüner Augen. „Harry!“ zischte sie sauer und schlug sich aufs wild pochende Herz. „Mach doch so was nicht mit mir!“

„Oh! Tut mir leid!“ entgegnete er und grinste dabei von einem Ohr zu andern. Sie stemmte eine Hand auf die Hüfte und kniff die Augen zusammen. „Warum nehme ich dir das jetzt nicht ab, hm?“

„Weil es mir nicht wirklich leid tut!“ Sie hätte nicht gedacht, dass das möglich wäre, aber sein Grinsen wurde tatsächlich noch breiter.

„Für so ein kleines Menschlein bist du ganz schön frech!“ schnappte sie, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen. Sie setzte eine strengere Miene auf und fragte: „Wo willst du eigentlich hin?“

„Zu Ginny! Und wo wollten Sie sich hinschleichen?“

Anjolie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Also wirklich! „Ich bin nicht geschlichen!“ behauptete sie mit Nachdruck.

„Sah aber verdammt danach aus!“ widersprach er.

Sie ging einen Schritt auf ihn zu und wedelte mit ihren Zeigefinger vor seiner Nase herum. „Potter! Du hast ’ne komische Art um Dresche zu betteln…“

Plötzlich ging die Tür auf und Dumbledore kam freudestrahlend heraus. „Ah! War mir doch gleich so, als hätte ich Stimmen gehört!“ Anjolie ließ mich einem herzerweichendem Seufzer die Schultern sinken. ‚Soviel zu deinem geordneten Rückzug!’

„Professor Dumbledore!“ sagte sie gespielt heiter. „Was führt Sie in diesen abgelegenen Teil der Schule?“

„Einerseits wollte ich mich nach Ginnys Befinden und Fortschritte erkundigen, da meine Quelle dahingehend seit letzter Zeit versiegt zu sein scheint!“ ‚Rumms! Zaunpfahl herausgerissen und ihr erfolgreich über den Schädel gezogen!’

„Vielleicht ging Ihre Quelle ja davon aus, dass es nicht nötig wäre etwas zu berichten, da es keine Probleme gab!“ schnaubte sie in seine Richtung.

„Oh, ich kann mich erinnern, ihr vor ein paar Wochen gesagt zu haben, dass ich mich auch einmal sehr über gute Nachrichten von ihr freuen würde!“ zwinkerte er ihr zu.

Anjolie verdrehte die Augen und ihr Blick fiel dabei auf Harry, der interessiert zwischen ihnen beiden hin und her sah. „Harry!“ säuselte sie ihn an. „Wolltest du nicht zu Ginny?“ Sie nickte in Richtung Tür und er verzog sich mit säuerlicher Miene hinein.

Sie wandte sich wieder an Dumbledore und fragte schließlich: „Was gibt’s denn noch?“

„Bitte?“ entgegnete er etwas verdattert.

„Sie sagten, Ginny wäre nur ein Grund für Ihr Hiersein! Was ist denn der andere?“ erklärte sie betont langsam. ‚Auf alte Menschen sollte man schließlich Rücksicht nehmen!’

„Ach ja! Aber dafür gehen wir besser auch hinein!“ Er drehte sich zur Tür und sah sie auffordernd an. Anjolie zögerte einen Moment. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass hier nichts Gutes auf sie zukam. Doch sie gab sich einen Ruck und glitt an Dumbledore vorbei in den Trainingsraum. Harry stand bei Ginny und beobachtete sie dabei, wie sie an irgendeinem Gerät herumbastelte.

„Sie werden bestimmt schon gehört haben, dass in diesem Jahr ein Weihnachtsball stattfindet!“ rief sich Dumbledore in Erinnerung. ‚Weihnachtsball? In dieser gefährlichen Zeit?’

„Ähmm... nicht, dass ich wüsste!“

„Nein?“ fragte er erstaunt nach. „Ganz ehrlich, Anjolie. Sie sollten mehr am gesellschaftlichen Leben der Schule teilnehmen, dann würden diese Informationen auch nicht an Ihnen vorbei fließen!“ Anjolie warf ihm einen ungläubigen Blick zu. ‚Will der mich verarschen?’

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: „Würde es Sie sehr treffen, Professor, wenn ich Ihnen sage, dass diese Informationen mich sowieso nicht im Geringsten interessieren?“

„Direkt wie immer!“ erwiderte Dumbledore mit einem Seufzen. „Also kommen wir zum eigentlichen Punkt!“ Er ging auf das einzige Fenster im Raum zu und zauberte zwei Sessel herbei. Nachdem er es sich auf einem bequem gemacht hatte, wies er auffordernd auf den zweiten und Anjolie kam frustriert zu dem Schluss, dass das hier wohl länger dauern würde. Während sie zu ihm ging, warf sie noch einen Blick auf Ginny und Harry, die gerade miteinander tuschelten und sie hatte erneut das Gefühl, dass hier was im Busch war.

Bei Dumbledore angekommen, ließ sie sich in den Sessel fallen und musste mal wieder sein ewiges Lächeln über sich ergehen lassen. „Wir haben uns doch nicht etwa hingesetzt, weil Ihre Nachricht mich sonst aus den Schuhen haut, oder?“ fragte Anjolie misstrauisch.

„Ich habe tatsächlich einen kleinen Anschlag auf Sie vor. Allerdings wird es nicht ganz so schlimm, wie Sie befürchten!“ kam er mit der Sprache raus.

„Das zu beurteilen überlassen Sie doch lieber mir!“ meinte sie skeptisch. „Also raus damit! Was spukt Ihnen im Kopf herum?“

„Zum Ball gehört ein Eröffnungstanz – für gewöhnlich ein Walzer. Bei dem wollen die Schüler natürlich brillieren! Mir wurden von einigen Hauslehrern Bitten der Schüler angetragen, ob es in der Schule möglich wäre, diesen Tanz zu erlernen. Und was soll ich sagen, solch einfache Wünsche erfülle ich natürlich gern. Ich habe mir also gedacht, dass an zwei Stunden pro Wochentag Tanzunterricht im Raum der Wünsche stattfinden soll!“ Er stoppte seine Ausführungen und sah Anjolie intensiv in die Augen. Kein Blick, den sie ohne ein flaues Gefühl im Magen ertrug.

„Raum der Wünsche?“ fragte sie verwirrt, erinnerte sich aber gleich darauf, dass ihr Trainingsraum auch so genannt wurde. „Ach ja, dieser Raum! Nun, wenn Sie meinen! Dann suchen Ginny und ich eben für die Zeit eine andere Beschäftigung!“

„Eigentlich ist Ginny eine der zukünftigen Tanzschülerinnen!“ warf Dumbledore ein.

„Wollen Sie damit sagen, dass Ginny zwei Stunden am Tag mit Tanzen verschwenden soll?“ fragte sie erstaunt.

„Keinesfalls! Bei den betreffenden Schülern handelt es sich um eine größere Anzahl und deshalb werden es bei Ginny wohl nur zwei, höchstens vier Stunden in der Woche sein!... Oder spricht irgendetwas gegen eine kleine Ablenkung für Ginny?“ wollte er alarmiert wissen.

‚Ja! Ich habe mehr Freizeit und mehr Freizeit bedeutet mehr Gelegenheit Dummheiten zu machen!’ dachte Anjolie frustriert. „An und für sich nicht! Seit unserem letzten Gespräch hat Ginny ihre Probleme einigermaßen im Griff und sie scheint neuen Mut gefasst zu haben!

Vielleicht haben Sie Recht, Professor! Bei den Tanzstunden könnte sie sich entspannen und mit ihren Freunden mal wieder Spaß haben. Seit meiner Rede über unverantwortliches Verhalten dem eigenen Leben gegenüber, haben sie sich doch tatsächlich zusammengerissen!“ Anjolie sah zu Ginny hinüber und fühlte eine Art Stolz auf sie in sich aufsteigen. Für einen so jungen Menschen hatte sie ein hartes Los getroffen und trotzdem machte Ginny das Beste draus. In wenigen Wochen könnte sie schon tot sein und dennoch hatte sie ihr Lachen nicht verlernt.

„Sie mussten mit Ginny sprechen?“ fragte Dumbledore. Anjolie sah zu ihm zurück und fand ihn im Sessel vorgebeugt, seine Arme auf die Lehnen gestützt. Sein Blick sprach nicht nur von Neugier, sondern auch von tiefer Besorgnis. Und Anjolie erinnerte sich wieder, dass Ginny für ihn mehr als nur eine einfache Schülerin war. Sie hatte nicht das Recht gehabt, ihn zu meiden und so seine Ängste um das Kind seines Freundes noch mehr zu schüren.

„Ginny hatte große Zweifel und Angst ihre bevorstehende Aufgabe betreffend“, begann sie. „Ich habe ihr den wahren Grund des Kampfes genannt und es war höchste Zeit! Vielleicht hat es ihr geholfen, dass sie nun den Grund für all das hier kennt. Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass sie endlich über ihr Los weinen durfte, um so ihre Verzweiflung und die Wut herauszuspülen. Auf jeden Fall hat es geholfen und es zeigte mir, dass ich mich noch mehr auf ihre seelische Verfassung konzentrieren sollte. Die Ablenkung durch den Tanzunterricht könnte ein Weg dazu sein.“ Sie sah wieder zu Ginny, die Harry gerade auf die Hand schlug, weil er es gewagt hatte, an diesem dubiosen Gerät herumzufingern. Anjolie drängte sich ein Lächeln auf. „Allerdings habe ich auch die Vermutung, dass ein Teil ihrer Stärke aus Gefühlen dem Einzigen gegenüber entspringen, der ihre Lage nachempfinden kann!“

Dumbledore folgte ihrem Blick. „Auch vor ihm liegt eine schwere Aufgabe! Aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen! Ginny’s Liebe könnte ihn darin unterstützen. Vorausgesetzt, sie überlebt den Kampf!“

„Was?“, entfuhr es Dumbledore erschrocken.

„Ach... tut mir leid!“ schlichtete Anjolie. „Ein dummer kleiner depressiver Anfall! Ich wünschte nur manchmal, ich könnte ihr diese schwere Last abnehmen!“

„Das kann ich verstehen! Mir geht es mit Harry auch nicht anders.“ Für einen Augenblick sah sie in seinen Augen Traurigkeit und Angst. Doch sie wurden schnell wieder durch sein Lächeln ersetzt. In dem Moment erklang laute Walzermusik, die sie beide aufschrecken ließ.

„Harry!“ erklang Ginny’s verärgerte Stimme. „Ich habe dir doch gesagt, dass du die Finger davon lassen sollst!“

„Ich werde schon nichts kaputt machen!“ schimpfte er zurück.

„Von wegen!“ meinte sie und schob ihn gute zwei Meter vom Tisch zurück und stellte das Gerät wieder aus.

Dumbledore und Anjolie sahen sich an und lachten amüsiert auf. „Jetzt haben Sie mich doch tatsächlich von meinem eigentlichen Anliegen abgebracht!“ bemerkte er augenzwinkernd. ‚Mist!’

„Wann soll denn der Unterricht beginnen?“ holte sie gleich zum Gegenangriff aus.

„Das überlasse ich ganz Ihnen!“

„Wieso mir?“ Da war wieder dieses ungute Gefühl!

„Na weil sie die Lehrerin sind!“ Anjolie fühlte sich, als hätte sie gerade eine Abrisskugel erwischt und sie konnte mit Mühe und Not ein hysterisches Lachen verhindern. ‚Der hat sie doch nicht mehr alle!’

„Professor, also hier muss ich Sie wirklich enttäuschen“, sagte sie, als sie den ersten Schock überwunden hatte. „Ich werde keinen Tanzunterricht geben!“

„Aber Anjolie! Es wäre doch ideal! Sie können über die Auslastung des Trainingsraumes selbst entscheiden...“

„Professor Dumbledore!“ unterbrach sie ihn. „Ich weigere mich nicht, nur weil ich es liebe, mit Ihnen zu diskutieren!“ Dumbledores Lippen zuckten amüsiert. „Es gibt einen guten Grund für mein ablehnendes Verhalten!“ Sie legte eine kurze Pause ein, um ihre Worte wirken zu lassen. „Ich kann nicht tanzen!“

Dumbledore starrte sie einen Moment nur an. Anscheinend hatte er lediglich mit ihrer Gegenwehr gerechnet und nicht, dass sie ihm regelrecht den Wind aus den Segeln nehmen würde. „Ist das ihr Ernst?“ fragte er fassungslos.

Anjolie verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. „Sehe ich etwa aus wie jemand, der gern zugibt etwas nicht zu können?“

„Hm! Das wirft ein kleines Problem auf!“ Dumbledore legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und führte sie zum Mund. „Da muss ich wohl jemand anderen finden!“

„Das wäre durchaus ratsam, wenn Sie Ihren Plan durchführen wollen!“ Anjolie konnte momentan nicht viel Verständnis für ihn aufbringen. Sie war viel zu erleichtert, dass sein Plan diesmal nicht funktioniert hatte und ihr flaues Gefühl war auch von einem Moment auf den anderen verschwunden. Sie erhob sich und versicherte ihm:“ Wenn Sie einen Lehrer gefunden haben, werde ich mich gern mit ihm über die Zeitplanung kurzschließen!“

„Mit ‚ihm’, ja!“ murmelte er. Da der durchtriebene alte Herr anscheinend vollkommen weggetreten war, ließ sie ihn mit seinen Grübeleien allein und ging beschwingt zu den beiden Streithähnen hinüber, die jetzt schweigend und in gebührendem Abstand voneinander am Musiktisch standen.

„Na, ihr beiden! Habt ihr das Ungetüm im Griff?“ Dabei nickte sie in Richtung des grammophon-ähnlichen Gerätes. Es hatte viel moderner geklungen, als es aussah. Es war wohl auch mit Magie verändert, wie das meiste hier in der Schule!

„Solange Harry es nicht anfasst, läuft es ohne Probleme!“ meinte Ginny mit einem sauren Seitenblick auf ihren Kompagnon.

„Tu nicht so, als würde ich ständig alles kaputt machen!“ fauchte er und wandte sich beleidigt den Musikplatten zu. ‚Uhh! Ärger im Paradies!’ Anjolie nahm eine der Platten in die Hand. ‚Die schönsten Walzer von Johann Strauß’ Dafür, dass die Zauberer sich für so viel besser halten, als die magielosen Menschen, benutzen sie aber verdammt viele ihrer Erfindungen! „Ihr wusstet also von Dumbledores Plan, mich zur Tanzlehrerein abzustempeln!“ folgerte Anjolie.

„Ich habe es erst vorhin von Ginny gehört!“ verteidigte sich Harry. „Aber es ist doch eine tolle Idee! Bei meinem ersten Ball stand ich meiner Partnerin ständig auf den Füssen und das soll nicht schon wieder geschehen!“ murmelte er und warf einen vorsichtigen Blick auf Ginny.

„Weißt du denn schon, mit wem du hingehen willst?“ griff Anjolie das Thema auf, als sie seinen Blick bemerkte.

„Oh!... Ähm!... Jaaah!“ stotterte er und wurde rot.

„Und?“ stocherte Anjolie weiter und zwischenzeitlich hörte auch Ginny gespannt zu. „Weiß die Glückliche schon davon?“

„Ähmm... ... nein!“ murmelte er wieder und vergrub seinen Blick erneut in den Platten. „Ich bin noch nicht dazu gekommen!“

Ginny schnaufte verächtlich aus und bastelte wieder am Gerät herum. „Was ist mit dir, Ginny? Wurdest du schon eingeladen?“

„Nein!“ erwiderte sie kurz angebunden und ohne aufzublicken. Harry’s Augen leuchteten auf und er begann blöd vor sich hin zu grinsen. Anjolie verleierte die Augen. ‚Meine Güte! Versteht der meinen Wink nicht von alleine?’

„Ich bin sicher, dass eine ganze Menge Jungs schon in den Startlöchern stehen! Da sollte sich derjenige, der dich einladen will, mächtig ranhalten!“ Harry’s Grinsen wurde durch ein Stirnrunzeln abgelöst. Er kramte aber weiter in den Platten.

‚Manche Leute müssen wirklich zu ihrem Glück gezwungen werden!’ Anjolie griff über den Tisch und tat so, als wolle sie sich eine weitere Platte nehmen. Dabei stieß sie seine Hand an und nickte in Ginny’s Richtung, als er sie verblüfft anschaute. Seine Augen weiteten sich und er wurde noch eine Spur roter. Anjolie sah ihn leicht genervt an und Harry schluckte hart. Er sah zu Ginny hin, rührte sich jedoch nicht. Anjolie hätte ihm gern einen Tritt verpasst, aber das wäre etwas zu offensichtlich gewesen. Sie ging also um den Tisch herum und gab ihm unauffällig einen Schlenker mit der Hüfte, der ihn gegen Ginny beförderte.

„Harry!“ fauchte sie wieder, doch er schien die Chance ergreifen zu wollen und fragte: „Ginny, kann ich dich was fragen?“ Anjolie grinste, zufrieden mit sich selbst. Sie entschied sich, den beiden genügend Privatsphäre zu lassen und verschwand wieder in Richtung Direktor. Hoffentlich verbockte Harry es nicht!

Dumbledore erhob sich und empfing sie mit einem Funkeln in den Augen. „Sie sind ja eine richtige Kupplerin!“

Anjolie warf ihm einen gespielt empörten Blick zu. „Aber Herr Direktor! Ich dachte, Sie hätten ein Problem zu lösen und nicht die Zeit mir hinterher zu spionieren!“ Sie sah noch einmal zu den beiden zurück und erkannte, dass nicht nur Harry die Röte ins Gesicht geschossen war. Nur mit dem Unterschied, dass man Ginny’s Leuchten noch meilenweit hätte sehen können. Sie unterhielten sich jetzt. Ein gutes Zeichen?

„Jetzt fehlen Ihnen nur noch Pfeil, Bogen und ein Paar Flügel und sie können eine neue Karriere starten!“ flüsterte Dumbledore ihr ins Ohr.

Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und scherzte mit kokettem Blick: „Wer sagt denn, dass ich die nicht schon im Gepäck habe?!“ Er lachte vergnügt auf und ging mit ihr langsam zur Tür. Seine Fröhlichkeit verflog und er fragte ernst: „Aber glauben Sie, dass es eine gute Idee ist, die beiden jetzt zusammenzubringen? Ist das nicht zu ablenkend?“

Anjolie starrte ihn einen Moment verdutzt an. „Professor, Liebe ist niemals ein Fehler! Auch, wenn sie nicht immer glücklich endet, lässt sie doch stets etwas Gutes in einem zurück! Und das können doch beide gebrauchen, oder?“

Dumbledore erwiderte ihren Blick ohne eine Antwort darauf zu geben. Er schien nicht ĂĽberzeugt zu sein, aber wohl auch nicht willens, jetzt weiter darĂĽber zu diskutieren, denn er wechselte das Thema.

„Ich habe eine Lösung für mein Lehrerproblem und werde jetzt dem Glücklichen die Nachricht überbringen. Ich bin sicher, er wird bald mit Ihnen Kontakt aufnehmen!“ Er öffnete die Tür und drehte sich noch einmal zu ihr um. „Sehen wir uns beim Abendessen?“ Anjolie hob eine Augenbraue. ‚Der Mann gibt auch nie auf!’ „Nein! Ich muss noch etwas für Ginny’s Training vorbereiten.“ Er wirkte ein wenig enttäuscht. Anscheinend hatte sie einen weiteren seiner Pläne durchkreuzt.

Nachdem er gegangen war, ging sie wieder zu Harry und Ginny. Sie kam gar nicht auf den Gedanken sich zu fragen, wen Dumbledore fĂĽr den Tanzunterricht auserkoren hatte.

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Anjolie stöberte in den Reihen nach etwas Lesbarem. Sie hielt die Lampe höher und wünschte sich von Neuem, dass es in diesem Schloss Elektrizität gäbe. Es wäre um so vieles angenehmer, einfach nur auf einen Schalter zu drücken, anstatt diese blöde Lampe mit sich rumzuschleppen. Wenn sie hier alles erledigt hatte, würde sie erst einmal ‚Urlaub’ in der normalen Menschenwelt machen und sich gründlich verwöhnen lassen.

Ihr Blick fiel auf ein Buch mit dem Namen ‚Die Uralten’ und Anjolie nahm es aus dem Regal. Sie stellte die Lampe auf den Boden, hockte sich daneben und blätterte in dem Buch. Erfreut erkannte sie, dass darin doch tatsächlich über einige ihr bekannte Dämonen und gefallene Engel berichtet wurde und sie beschloss, es sich auszuleihen. Es dürfte amüsant werden, die Meinung der Zauberer über ihre Art zu lesen. Sie schnappte sich die Lampe und machte sich auf den Weg in die Leseräume. Die würden bei weitem heller und angenehmer sein.

Kurz vor dem Hauptgang spürte sie ein leichtes Kribbeln auf der Haut, konnte aber nicht feststellen, woher es rührte. Es musste wohl an diesem Ort liegen – seltsame Schwingungen! ‚Bloß weg hier!’ Sie bog um ein Regal und prallte gegen jemanden. Durch ihren Schwung schickte sie den anderen mit einem lauten Plumps auf den Fußboden. Auf der Stelle folgten leise Flüche und Drohungen bezüglich Strafarbeiten bis ins nächste Jahrhundert. i]‚Uhh! Da kann ich meinen Urlaub wohl abschreiben!’ [/i] kicherte Anjolie in sich hinein, denn die Stimme gehörte niemand anderem, als dem stets schlecht gelaunten und kontrollsüchtigen – Severus Snape.

Sie hob die Lampe ein wenig in seine Richtung und seine wütenden Gesichtszüge kamen zum Vorschein. Im Schein des Lichtes wirkte sein Gesicht blasser als sonst, was ihn noch unheimlicher aussehen ließ. Anjolie wurde bewusst, dass ihre Glückssträhne der letzten Wochen vorbei war. ‚Was schleicht er eigentlich um diese Zeit hier herum?’

Sie spielte einen Moment mit dem Gedanken ihm wieder aufzuhelfen, ließ ihn jedoch sofort wieder fallen, als ihr einfiel, dass sie ihn dafür berühren musste. Stattdessen trat sie einen Schritt zur Seite, damit er es besser selbst bewerkstelligen konnte. ‚Lügnerin! Du willst nur einen Sicherheitsabstand zwischen euch bringen!’

Nach dem letzten ‚Aufeinandertreffen’ hatte sie ihn gemieden wie die Pest. Er hatte ihr bewiesen, dass ihre Entschlossenheit, ihn in Ruhe zu lassen, auf der Stelle verschwand, sobald er ihr zu nah war. ‚Das kommt davon, wenn man zu wankelmütig war!’

Außerdem war es ihr unheimlich, dass er sich nicht sofort wieder in den scharfzüngigen, kaltäugigen Professor Snape zurückverwandelt hatte und sich ihr gegenüber sogar sehr... leidenschaftlich? verhielt! Zum Glück hatte er sich bei weitem besser im Griff gehabt, sonst hätte dieser Abend ganz anders ausgehen können! Aber vielleicht war es ja genau das, was sie störte? Im einen Moment war er dermaßen leidenschaftlich und im nächsten wandte er sich von ihr ab und würdigte sie nicht einmal eines Blickes.

Anjolie erinnerte sich noch genau an diesen Augenblick. Sie hatte das Gefühl gehabt, er hätte sie mit eiskaltem Wasser übergossen. Die plötzliche Entfernung zu ihm hatte eine entsetzliche Leere in ihr aufkommen lassen und seine Abweisung ihr für einen Augenblick die Luft zum Atmen geraubt. Wut und Scham hatten sich ständig bei ihr abgewechselt und das reinste Gefühlschaos verursacht. Letztendlich hatte sie nur noch von ihm weg gewollt, um nicht nur auf seinen ihr zugewandten Rücken starren zu müssen.

Bei dem Gedanken daran baute sich bei Anjolie eine kalte Barriere gegen ihn auf. Sie hatte sich vollkommen zum Narren gemacht, während er als Sieger hervorgegangen war. Und jetzt saß er vor ihr und machte nicht die geringsten Anstalten wieder aufzustehen. ‚Was? Erwartet er tatsächlich, dass ich ihm wieder aufhelfe? Vergiss es!’

Sie kratzte all ihre Arroganz zusammen und sah mit hochgezogener Augenbraue auf ihn hinab. „Ein wenig schwächlich auf den Beinen, was?“ Ihre Stimme troff vor Hohn. ‚Warum bist du eigentlich nie zum Theater gegangen?’

Seine Augen verengten sich augenblicklich und Anjolie entschloss, dass es Zeit wurde, das Weite zu suchen. „Ich wünsche noch eine Gute Nacht, Professor!“ Sie ging in Richtung Leseräume und konnte seinen Umhang rascheln hören, als er aufstand.

„Einen Moment!“ rief er und kam hinter ihr her. Anjolies Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. ‚Was soll das?’ Sie war sicher gewesen, dass auch er den Abstand zwischen ihnen begrüßte. Jedenfalls war das seinem Verhalten zu entnehmen gewesen, als er sie aus seinen Privaträumen rausgeworfen hatte.

„Was ist?“ fragte sie mit desinteressierter Stimme, ging jedoch weiter. Sie wollte weg! Weg von ihm, von dieser Bibliothek... ‚Hogwarts hat dich zu einem Feigling gemacht!’

Er schloss zu ihr auf und hielt sie am Arm fest. Anjolie riss sich sofort los und trat einen großen Schritt zurück. Sie widerstand dem Drang noch ein paar Schritte mehr zurückzulegen, aber das hätte zu sehr nach Flucht ausgesehen und diese Genugtuung wollte sie ihm nicht schenken.

„Sie befinden sich schon wieder in der Verbotenen Abteilung!“ hielt er ihr kalt vor.

„Wo ist das Problem?“

„Das ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Lehrerschaft gestattet!“

Anjolie unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Dafür konnte sie den Zynismus nicht aus der Stimme fernhalten. „Professor! Befürchten Sie etwa, ich könnte etwas lesen, das meine zarte Seele erschüttern würde?“

„Sie haben hier nichts zu suchen!“ fauchte er.

„Du meine Güte! Man kann es aber auch übertreiben!“ Sie schmetterte ihm das Buch gegen die Brust, wo er es überrascht auffing und versicherte ihm kalt: „Um Sie zu beruhigen werde ich gleich morgen früh zu Professor Dumbledore gehen und ihn um seine ausdrückliche Erlaubnis bitten, das ach so gefährliche Wissen dieser Abteilung studieren zu dürfen!“ Sie drehte sich schwunghaft um und stürmte auf den Ausgang zu, bevor sie ihrem Impuls folgte und ihn erwürgte.

„Moment!“ rief er wieder. ‚Das darf doch wohl nicht wahr sein!’ Sie blieb ruckartig stehen und warf ihm einen tödlichen Blick über die Schulter zu. „Was? Denn? Noch?“ zischte sie in die Dunkelheit.

Er erschien im spärlichen Licht der Lampe und fragte: „Wann ist der Raum frei?“

„Was?“ fragte sie entnervt.

„Der Raum der Wünsche! Wann ist er frei?“ erklärte er ungeduldig.

„Warum?“

„Für den Tanzunterricht! Ich dachte, Sie wissen Bescheid?“ Anjolie war jetzt vollkommen verwirrt. „Professor Dumbledore hat beschlossen, dass jeden Tag...“ presste er zwischen seinen Zähnen hindurch, doch Anjolie unterbrach ihn.

„Ja, ich weiß! Aber was hat das mit Ihnen zu tun?... Moment! Wollen Sie etwa teilnehmen?“ Anjolie spürte ein Zucken um ihre Mundwinkel.

„Nein! Ich bin der Tanzlehrer!“ kam seine leise, kalte Antwort. Anjolie hätte schwören können, dass sich ihre Umgebung gerade um einige Grad abgekühlt hatte. Augenblick! Ihr wurde gerade klar, was er gesagt hatte.

„Sie?“ prustete sie heraus und musste sich ein Lachen verkneifen. „Sie sollen den Tanzunterricht erteilen?“ Sie konnte seine Wut auf ihre Reaktion spüren. Aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Also?“ drängte er.

„Meinetwegen können Sie jeden Nachmittag ab fünf rein!“ gewährte sie wohlwollend und war für die Dunkelheit dankbar. Sonst hätte er ihr Lachen in den Augen gesehen.

Er nickte und ging wieder in Richtung Verbotene Abteilung. Auch Anjolie setzte ihren Weg fort, als sie noch einmal seine Stimme aus der Dunkelheit vernahm. „Werden Sie auch dabei sein?“

„Häh?“ rutschte es Anjolie raus.

„Ich fragte, ob...“

„Ich habe Sie schon verstanden!“ unterbrach sie ihn wieder. ‚Hält er mich eigentlich für taub?’ „Ich kann nur nicht nachvollziehen, wie Sie auf diese verrückte Idee kommen!“

Sie konnte sein Zähnknirschen selbst aus dieser Entfernung hören. „Professor Dumbledore erwähnte, dass Sie nicht tanzen können! Es wäre auch der Grund, weshalb er auf mich zurückgreifen müsse.“ ‚Oh, na toll! Der Direx ist nicht nur ’ne alte Plaudertasche, er hat mir auch noch den Schwarzen Peter zugeschoben!’

„Ich kann Ihnen versichern, dass ich Sie nicht mit meiner Anwesenheit belästigen werde!“ knurrte sie und wollte schon weitergehen, als seine nächste Frage sie stoppte. ‚Ob ich hier heute noch rauskomme?’

„Also war es nur eine Lüge?“

„Wie bitte?“ fuhr sie herum.

„Sie haben ihm das nur gesagt, weil Sie den Unterricht nicht geben wollten!“

„Nein!“ entgegnete sie. „Ich habe es gesagt, weil es der Wahrheit entspricht! Ich kann nichts lehren, was ich selbst nicht beherrsche!“

„Ach! Gibt es tatsächlich etwas, was Sie nicht beherrschen?!“ schoss ihr sein Sarkasmus entgegen. „Dann werden Sie auf dem Ball wohl eine ziemlich erbärmliche Figur abgeben!“ Anjolie wünschte sich, das Buch noch zu haben, damit sie es ihm jetzt an den Kopf werfen könnte.

„Das glaube ich kaum!“ sagte sie stattdessen mit Nachdruck. „Ich werde nämlich nicht daran teilnehmen!“

„Das sieht Dumbledore aber ganz anders!“

„Dumbledore und ich sind oft nicht einer Meinung!“ konterte sie.

„Egal, ob Sie wollen oder nicht! Ich bin sicher, wir sehen uns auf dem Ball!“

„Träum weiter!“ murmelte sie.

„Wie bitte?“ fragte er, nur noch ein paar Schritte entfernt. Anjolie zuckte zusammen. ‚Wann war er näher gekommen?’

„Also? Werden Sie dabei sein?“ hakte er wieder nach.

„Ich werde mich ganz bestimmt nicht mit den Schülern hinstellen und mich zum Narren machen!“ blaffte sie ihn an.

„Betteln Sie gerade um Privatunterricht?“ samtete er zurück.

„Nein!“ rief sie panisch. ‚Ist der wahnsinnig?’ Sie atmete tief durch und versuchte den Schock zu überwinden. Etwas ruhiger setzte sie dann fort: „Das wäre keine sehr gute Idee!“

„Wie Sie meinen!“ Aus seiner Stimme war plötzlich absolut keine Gefühlsregung mehr zu erkennen und sie hatte mal wieder das Gefühl, sie stände vor einem Eisblock. Er verschwand wieder in der Dunkelheit und diesmal blieb es still.

Anjolie verließ die Bibliothek und beschloss, in den Wald zu gehen. Dort könnte sie in Ruhe nachdenken und auf den Sonnenaufgang warten. Sie schlüpfte durch den Nebeneingang und trat hinaus in die kalte Nacht. Es hatte angefangen zu schneien und das triste Grau der letzten Wochen zu verdecken.

Sie lief über den Hof und hielt die Hand auf, um einzelne Schneeflocken aufzufangen. Wie aus einem Tropfen Wasser doch so ein zartes Etwas entstehen konnte. Ein kleines Wunder. ‚So wie die Tatsache, dass er weiß, was du bist und nicht jedes Mal schreiend davon rennt, wenn er dir begegnet?’ Anjolie blieb ruckartig stehen und schrie frustriert in die Nacht hinein. ‚Warum muss er dir ständig im Kopf herum spuken?’ Es war schon schlimm genug, dass sie ständig daran denken musste, wie gut er an dem Abend in diesem verdammten schwarzen Seidenhemd ausgesehen hatte. Oder dass ihr zu den unpassendsten Augenblicken einfiel, wie gut er gerochen hatte. Sie hatte deswegen im Training schon ein paar unsanfte Treffer von Ginny einstecken müssen, und die hatte eine mordsmäßige Rechte!

Was sie allerdings immer noch nicht verstehen konnte, war, wie er es geschafft hatte, diese Info aus ihr herauszukitzeln. Sie musste völlig weggetreten gewesen sein! Anjolie konnte sich nur noch an seine Nähe erinnern, aber nicht, dass sie auch gesprochen hatten. Er hatte eine unheimliche Wirkung auf sie und das war noch ein Grund, weshalb sie ihm lieber fernblieb. Dazu war der Tanzunterricht ganz bestimmt nicht geeignet! Vor allem, wenn auch noch genug Schüler drum herum waren und sie beide hemmungslos beobachten konnten.

„Anjolie!“ Sie schreckte zusammen. Professor Dumbledore stand neben ihr und sah sie neugierig an. ‚Warum hat es eigentlich jeder darauf abgesehen, mich zu erschrecken?’

„Professor! Sollten Sie zu der Zeit nicht schon selig in ihrem Bett liegen und schlafen?“ fragte sie leicht genervt.

„Ich war bereits auf dem Weg, als mich der Schrei einer Frau aufhielt! Sie haben mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, mein Kind!“ schmunzelte Dumbledore.

‚Mein Kind?’ Entweder war er wirklich ein unheimlicher Scherzbold oder Severus hatte nicht mit ihm über ihr Geheimnis geplaudert.

„Wo wollen Sie denn bei dem Wetter hin?“ fragte er. „Sie werden sich noch den Tod holen!“ Er warf einen eindeutigen Blick auf ihre Kleidung und Anjolie konnte sich sicher sein, dass Severus geschwiegen hatte. Aber warum?

„Ganz bestimmt nicht!“ beruhigte sie ihn. „Aber wo Sie schon mal hier sind, kann ich Sie auch gleich was fragen!“ Dumbledore erwiderte neugierig ihren Blick.

„Ich wollte Sie um die Erlaubnis bitten, in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek stöbern zu dürfen. Professor Snape ist anscheinend der Meinung, dass es mir nicht erlaubt sei!“

Dumbledore blinzelte sie verwirrt an. „Wenn Sie unbedingt wollten! Ich wusste nicht, dass Sie so an unserer Magie interessiert sind!“ Er war eindeutig nicht begeistert von dieser Idee, wollte ihr die Bitte aber scheinbar auch nicht abschlagen!

„Ich wollte mich gern ein wenig mehr über euch Menschenzauberer informieren und die interessantesten Bücher sind nun mal dort versteckt! So habe ich auch die wertvolle Information über das Gegenmittel zu Uttukus Gift gefunden. Aber wie mir Professor Snape gerade eben wieder bewies, wird er es mir ohne Erlaubnis in Zukunft äußerst schwer machen!“

„Sie haben ihn eben getroffen?“

„Ja, er hat mich aus der Bibliothek geworfen!“

Dumbledore schmunzelte plötzlich. „Haben Sie sich über die Zeit für die Tanzstunden geeinigt?“

Wieder schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Sie konnte ihn sich einfach nicht als Tanzlehrer vorstellen, ohne sich ein Kichern verkneifen zu müssen. „Oh ja! Ich habe ihm mitgeteilt, wann ich täglich aus dem Raum flüchte, um mir diese Katastrophe nicht ansehen zu müssen!“

„Oh!“ stieß er enttäuscht aus. „Ich hatte gedacht, Sie würden daran teilnehmen!“

„Das hat Professor Snape auch behauptet! Aber ich verzichte dankend!“

„Aber dann werden Sie den Ball gar nicht richtig genießen können!“

„Wie kommen Sie beide eigentlich auf die Idee, ich wolle daran teilnehmen?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn ungläubig an.

„Weil alle Lehrer daran teilnehmen!“ erklärte er geduldig. Ach bitte! Sie hatte jetzt echt keine Lust auf diese Diskussion. „Überraschung!“ rief sie und breitete die Arme aus. „Ich bin keine Lehrerin!“

Dumbledores Blick verfinsterte sich. „Anjolie, ich bestehe darauf, dass Sie beim Ball erscheinen!“

„Warum?“ rief sie frustriert aus.

„Weil Sie sich so schon immer äußerst rar machen! Die anderen Lehrer kennen sie nicht und nach dem Kampf gegen den Dshinn, fürchten sich sogar einige vor Ihnen!“

„Sie fürchten sich?“ hakte sie ungläubig nach.

„Sie sind ein unbekannter Faktor! Und Viele fürchten nichts mehr, als das Unbekannte! Einzig Ginny, Severus und ich kennen Sie besser und wissen, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht. Ich möchte, dass die anderen das auch sehen!“

„Dann sagen Sie es ihnen doch einfach! Sie sind doch hier so eine Art Guru und die glauben Ihnen alles! Außerdem bin ich sowieso nicht mehr lange hier. Was soll also der ganze Aufstand? Und mal davon abgesehen, kennen mich noch sehr viel mehr an dieser Schule, zum Beispiel die Schüler, die bei mir Verteidigung gelernt haben!“ Dumbledore begann zu lächeln und Anjolie wusste schlagartig, dass sie einen Fehler begangen hatte.

„Ganz genau! Sie haben bei Ihnen gelernt, was Sie zur Lehrerin macht! Ich erwarte Sie also auf dem Ball zu sehen! Gute Nacht, Anjolie!“ Er drehte sich quietschvergnügt um und verschwand im Schloss.

Anjolie starrte ihm hinterher und konnte es nicht glauben. Er hatte sie reingelegt! ‚Nein! Du hast dir ein Eigentor geschossen!’ Sie drehte sich um, stapfte in Richtung Wald und fragte sich aufs Neue, weshalb sie nur nach Hogwarts gekommen war!

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Anjolie kam, noch eindeutig missgelaunt, durch den Schnee aus dem Wald gestapft und war gerade an der Hütte des Halbriesen vorbei, als sie von der Schule her ungewöhnliches Stimmengewirr hörte.

Seltsam! Die meisten Schüler müssten jetzt beim Frühstück sitzen und bisher waren sie früh nie so wach gewesen, um einen Lärm wie auf dem Jahrmarkt zu veranstalten! Was konnte da vor sich gehen, das diese Nervensägen zu dieser Tageszeit schon so in Aufruhr brachte?

Die Neugier trieb sie an und sie lief schneller zum Schulgelände. Trotzdem ging es ihr noch viel zu langsam. Sie wünschte sich, einfach ihre Flügel ausbreiten zu können und zu fliegen. Aber da Severus bisher der Einzige war, der von ihrem Geheimnis wusste, wäre sie schön dumm, wenn sie es nicht weiterhin vor den anderen hüten würde, nur weil sie sich den Weg erleichtern wollte!

Vor dem Schlossgebäude angekommen, hatte sich dort bereits eine Horde Schüler angesammelt, die allesamt zum Ostturm hoch starrten oder aufgeregt mit den Fingern hinauf wiesen. Anjolie folgte den Blicken und erkannte zwei Personen dort oben. Einer stand auf den Zinnen und hielt eine zappelnde zweite Person am Bein über dem Turmrand hinaus.

Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen! Da schwebte das blonde Slytherin-Großmaul kopfüber in dreißig Meter Höhe und wer hielt ihn fest? Severus Snape! Das sah ihm nun wirklich nicht ähnlich! ‚Na ja, nicht, dass sie ihn besonders gut kennen würde!’

In vorderster Reihe sah sie Dumbledore stehen und kämpfte sich zu ihm durch. Er versuchte gerade Severus davon zu überzeugen, seinen Schüler wieder abzusetzen, als sie ihn am Ellbogen berührte und seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Was ist los? Ist dem guten Severus mit diesem arroganten Ar..., ähm, Jungchen der Kragen geplatzt? Ich hätte nicht gedacht, dass er sich mal so gehen lässt!“

„Das macht er normalerweise auch nicht!“ antwortete Dumbledore gereizt. „Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten! Ich habe hier zu tun!“

„Wie Sie meinen!“ Sie drehte sich um und ging zum Seiteneingang des Turms. Als sie die Tür öffnen wollte, stolperte sie fast über eine ziemlich verraudert aussehende tote Katze. Angewidert stieg sie darüber hinweg und konzentrierte sich auf ihr eigentliches Vorhaben.

Sie wusste, dass Dumbledore Recht hatte! Severus hatte sich bisher immer nur als kalt oder kontrolliert erwiesen. Selbst in einem Moment, in dem sie jegliche Kontrolle über sich verloren hatte, war bei ihm immer noch genug Selbstbeherrschung vorhanden gewesen, um sich zu zügeln und sie im Eisregen stehen zu lassen. Anjolie kämpfte ihre erneut aufsteigende Wut nieder. Mit ihm stimmte etwas nicht und sie gedachte herauszufinden, was es war.

Während sie begann, die Stufen zum Turm hinaufzusteigen, ließ sie sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen. Severus stand kurz davor, diesen Jungen in die Tiefe stürzen zu lassen. Und wie sie eben schon zum Schluss gekommen war, konnte dieser Schüler ihn kaum dermaßen provoziert haben, dass Severus zu solchen Mitteln griff. Also, was war in ihn gefahren?

Anjolie blieb ruckartig stehen. Natürlich! Etwas, oder besser gesagt jemand, war in ihn gefahren! Sie setzte sich wieder in Bewegung, rannte jetzt fast. Wie konnte das geschehen? Severus war ein absolut verschlossener Typ und besaß damit eine enorme innere Abwehr. Jemanden wie ihn, konnte man nicht einfach überwältigen! Es sei denn... der Sonnenaufgang! Auch er musste sich ihm wieder geöffnet haben und sie hatten die Gelegenheit genutzt.

Trotz allem musste der Dämon sehr stark sein! Nicht nur, dass Severus selbst im gelösten Zustand noch genug Abwehr besaß, auch die Abwehrzauber von Hogwarts konnten nur von mächtigen Dämonen überwunden werden.

Anjolie erreichte keuchend ein Fenster, das ungefähr auf halber Höhe des Turms liegen musste. Sie öffnete es und lehnte sich hinaus, um nach oben schauen zu können. Sie waren genau über ihr. Und wie sich herausstellte, hatte sie ein sehr gutes Timing. Denn in diesem Moment hörte sie ein irres Lachen, gefolgt von den panischen Schreien des Jungen und der unten stehenden Menge. Und da kam er auch schon auf sie zugerast. Sie lehnte sich etwas zurück und griff mit beiden Händen zu.

Sie erwischte ihn am Umhang und an den Beinen. Nur leider hielt der Umhang nicht und der Slytherin rutschte raus. Mit einem weiteren ohrenbetäubenden Quieken glitt er ein wenig tiefer. Doch Anjolie’s Griff um seine Beine wurde härter und sie packte seinen Hosenbund. Sie zog ihn höher, fasste nach und legte einen Arm um seine Taille, während sie mit der anderen nach seiner Schulter griff.

Anjolie atmete tief durch. Jetzt hatte sie ihn sicher. Allerdings schien der Schüler anderer Meinung zu sein. In seiner Todesangst krallte er sich an ihr fest und erwischte dabei mit einer Hand ihre Haare, an denen er so fest zog, dass Anjolie die Tränen in die Augen schossen. Um ihn endlich loszuwerden holte sie Schwung und hievte ihn über den Fenstersims.

Etwas unsanft stellte sie ihn auf die Füße und wollte gerade seine Finger aus ihrem Haar lösen, als er ihr wimmernd um den Hals fiel. Anjolie sah ihn entsetzt von der Seite an. Jeden anderen hätte sie jetzt getröstet, aber bei ihm konnte sie sich irgendwie nicht dazu überwinden. Er war ihr schlichtweg zu unsympathisch! Ihr war schon klar, dass sie ungerecht war und sein Verhalten zum Großteil wohl von seiner Erziehung herrührte, aber so war es nun mal mit ihr. Hatte man es sich einmal mit ihr verscherzt, dann war sie nicht mehr zu ertragen!

Sie klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter, was man sogar fast als Trösten ansehen konnte und murmelte: „Schon gut, Kleiner. Krieg dich wieder ein! Es ist ja nichts passiert!“

Er zog sich ruckartig zurück und starrte sie empört an. „Nichts passiert? Er wollte mich umbringen!“

„Hat er aber nicht!“ entgegnete Anjolie ruhig. Sie hatte das Gefühl, dass er nur bemitleidet werden wollte. Sie hätte es nicht gedacht, aber er war nicht so geschockt, wie sie vermutet hatte. „Und jetzt sag mir...“

„Ihnen muss ich gar nichts sagen!“ unterbrach er sie, mit hochgezogener Oberlippe. „Ich rede nicht mit einem Niemand!“

„Weißt du!“, sie ging einen Schritt auf ihn zu und packte ihn am Kragen. „Langsam aber sicher kann ich nachvollziehen, warum Professor Snape dich töten wollte!“ Sie zog ihn so nah an sich heran, dass er ihr nur noch in die Augen sehen konnte. „Wie heißt du?“

„Dr... Draco Malfoy!“ Er schluckte hart und wagte nicht, seine Augen abzuwenden.

Anjolie’s Augenbrauen schossen hoch. „Malfoy? Du bist der Sohn dieses Todessers?“

Damit erntete sie von ihm einen hasserfüllten Blick, was sie allerdings nicht kümmerte. „Dann gehe ich mal davon aus, dass du deine unerträgliche Arroganz von ihm hast! Nur leider hast du dabei nicht genug Verstand, zu unterscheiden bei wem du so unverschämt sein darfst und bei wem nicht.“ Sie packte mit der anderen Hand sein Kinn. „Ich sage dir was. Bei mir... darfst du es nicht! Solltest du das jemals wieder tun, werde ich dir dein kümmerliches Genick brechen und zwar einfach so!“ Dabei nahm sie die Hand von seinem Kinn und schnippte mit den Fingern vor seinen Augen. „Hast du mich verstanden?“ Er ließ ein leises Wimmern hören und Anjolie nahm das als Zustimmung.

Sie ließ ihn los und verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht in Versuchung zu geraten, ihm doch noch etwas anzutun. „Hast du irgendetwas Ungewöhnliches an deinem Professor bemerkt? Mal abgesehen davon, dass er dich töten wollte!“

„Er war sehr stark... und... manchmal haben seine Augen grün geleuchtet!“ Anjolie zog die Luft scharf ein. Das konnte eigentlich nur eines bedeuten! Sie wollte schon die Treppe hoch stürzen, als ihr noch etwas einfiel. Sie sah den jungen Malfoy an und sagte: „Geh zu Professor Dumbledore und richte ihm Wort für Wort aus, was ich dir jetzt sage! Und wage es nicht, auch nur ein Wort auszulassen! Sag ihm, dass er Professor Snape mir überlassen soll! Er darf sich auf keinen Fall einmischen! Hast du das verstanden?“ Malfoy nickte und rannte, wie vom Teufel gehetzt, die Treppe hinunter.

Anjolie schlug die entgegengesetzte Richtung ein und erklomm die restlichen Stufen bis zur Plattform. Als sie die Tür zum Turm öffnete, sah sie ihn noch immer an der Brüstung stehen und über die schneebedeckten Ländereien blicken. Sie bahnte sich ihren Weg an den Teleskopen vorbei und blieb einen Meter hinter ihm stehen.

„Du musstest dich ja unbedingt einmischen, was!“ kam es von ihm. Es war nicht Severus’ Stimme! Sie war dafür zu rau und zu hoch.

„Dafür bin ich doch schließlich hier!“ entgegnete sie.

„Ich meinte nicht das Balg!“ schrie er und schwang zu ihr herum. „Warum kämpfst du gegen deine eigene Art?“ Seine Augen leuchteten vor Wut grün auf. Das war sein Markenzeichen und bestätigte ihre Vermutung. Vor ihr stand Alastor persönlich. Der Rachegeist der höllischen Monarchen war also in Hogwarts eingedrungen, um einen Auftrag seiner Meister auszuführen!

„Alastor! Seit wann arbeitest du für Uttuku? Ist das nicht etwas unter deinem Niveau?“ stichelte sie.

„Seitdem eine kleine, ungehorsame Rebellin sich in Dinge eingemischt hat, die sie nichts angehen!“ zischte er. „Willst du tatsächlich verhindern, dass deine eigene Art an die Macht kommt?“

„Meine Art?“ fauchte sie jetzt zurück. „Ich gehörte nie zu eurer Art! Ich hatte nie Spaß daran Menschen zu quälen und zu töten!“ Sie stoppte kurz und sah ihn jetzt sarkastisch an. „...Allerdings hatte ich immer sehr viel Spaß daran, Dämonen zu töten! Ihr seid so amüsant beim Sterben!“

„Du kleines Miststück!“ presste er zwischen den Zähnen hindurch und ähnelte dabei so sehr einem verbiesterten Severus, dass es Anjolie schlagartig wieder klar wurde, weshalb sie hier war. Sie musste Severus so schnell wie möglich von Alastor befreien. Sie wusste nicht genau, ob Alastor Severus wirklich erst ab Sonneraufgang beherrschte und wenn er zu lange in ihm war, dann würde er Severus’ Seele zerstören.

„Was glaubst du, mit dieser Aktion zu gewinnen?“ fragte Alastor sie leise zischend.

„Nichts! Außer der Welt und der Menschheit wie sie ist! Es würde mir echt was fehlen, wenn die Menschen nicht mehr ihr Chaos verbreiten könnten. Außerdem stinkt mir der Gedanke, wenn ich euch über die Menschen herrschen sehen müsste!“ Anjolie ging auf ihn zu. „Und weil wir gerade dabei sind: Es wird Zeit, dass du aus ihm verschwindest! Gib ihn wieder frei!“

„Warum sollte ich?“ antwortete er überheblich.

„Weil du es verbockt hast! Du hattest einen Auftrag und hast ihn wohlweislich nicht erfüllt! Ich werde dir ganz bestimmt nicht mehr die Chance geben, das nachzuholen!“

„Woher willst du wissen, dass ich meine Aufgabe nicht erfüllt habe? Du weißt doch gar nicht, was sie beinhaltete! Ich habe die Informationen, die ich suchte!“

„Mach dich nicht lächerlich!“, entgegnete Anjolie sarkastisch. „Den großen Rachedämon der Monarchen schickt man nicht los, um Informationen zu sammeln! Du wirst immer nur geschickt, um dein mörderisches Handwerk auszuführen. Und jetzt verschwinde! Oder muss ich dich erst aus ihm rausschneiden?“

„Du würdest ihn nicht verletzen!“, lachte er. „Dafür magst du ihn viel zu sehr!“

Anjolie zog die Augenbraue hoch. „Wie kommst du denn auf die Idee?“

„Vergiss nicht, ich kann auf sein Gedächtnis zurückgreifen!“ Er begann anzüglich zu grinsen. „Und seine Erinnerungen an dich... sind eher angenehmerer Natur!“

Sie hätte ihm jetzt gern eine verpasst, doch leider war es Severus’ Körper, der den Schaden davongetragen hätte. Allerdings reichte es ihr jetzt. Es gab noch eine weniger schmerzhafte Methode für Severus, um ihn zu befreien – eine bei weitem angenehmere für sie beide.

„Was du nicht sagst! Und jetzt, wo du mich daran erinnerst...“ Sie riss ihn an sich und drückte ihre Lippen auf seine. Alastor öffnete vor Überraschung den Mund und Anjolie packte die Gelegenheit beim Schopf. Sie konzentrierte alle universale Energie in ihren Lungen und blies sie - mit dem Wunsch, er solle weichen - in seinen Rachen. Severus würde das nicht schaden, aber für Alastor war es, als würde ihn Salzsäure durchströmen.

Er versuchte, sich loszureißen, aber Anjolie hatte damit gerechnet und ihre Arme wie eine eiserne Klammer um ihn geschlossen. Seine Augen weiteten sich entsetzt, doch kurz darauf verlosch das grüne Leuchten. Sie spürte ein Kratzen in ihrer Kehle, löste ihre Lippen von seinen und versuchte zur Seite auszuspucken. Alastor hatte Severus’ Körper verlassen und sich in ihrem Rachen festgesetzt. Anjolie hustete und würgte bis sich ein feiner, farbloser Nebel aus ihrem Mund hervorwand und in Richtung Wald verschwand.

„Uärrrggghh!“ stöhnte Anjolie. „Das ist ja so was von widerlich!“ Sie atmete ein paar mal tief durch und versuchte den Gedanken, eben noch Alastor in sich gehabt zu haben, zu verdrängen.

„Was ist widerlich?“ fragte Severus verwirrt. Dann sah er auf ihre Arme und fragte erstaunt: „Und warum genau umarmen Sie mich?“

‚Hm, ich kann mich nicht erinnern, dass du dich beim letzten Mal darüber beschwert hättest!’ dachte Anjolie beleidigt. Sie ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, ihn wieder anzufassen.

„Mit ‚widerlich’ meinte ich den Geschmack des Dämons, den ich aus Ihnen herausgesaugt habe. Und umarmen musste ich Sie, weil er das nicht besonders angenehm fand!“ antwortete Anjolie kühl.

„Dämon?“ fragte er ungläubig. „Lächerlich!“ ‚Liegt’s an mir oder ist das ’ne dumme Angewohnheit von ihm, nie zu glauben, was man ihm erzählt?’ Erst glaubte er ihr nicht, dass die ein gefallener Engel ist und auch jetzt sah er sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. War das vielleicht der Grund, warum er Dumbledore nichts von ihrer Identität verraten hatte? Glaubte er ihr immer noch nicht?

Bevor sie ihm eine passende Antwort an den Kopf werfen konnte, hörte sie ein atemloses „Severus! Anjolie!“ von der Tür des Turmes. Sie drehte sich um und sah Dumbledore mit erstaunlich schnellem Schritt für so einen alten Mann auf sie beide zukommen. Dieser Mann tat auch nicht, was man ihm sagte!

„Professor Dumbledore?“ fragte Severus. Jetzt wirkte er absolut verwirrt und blickte jetzt zwischen ihr und seinem Direktor hin und her.

„Ich hoffe, einer von Ihnen beiden kann mir erklären, was das Alles zu bedeuten hatte!“ forderte Dumbledore ungeduldig. Er fixierte Severus und zum ersten Mal sah Anjolie so etwas wie Wut in seinen sonst so sanften blauen Augen.

„Beruhigen Sie sich, Professor!“ begann Anjolie, weil ihr Severus bei diesem Blick schon fast leid tat. „Es ist vorbei!“ Dumbledores Aufmerksamkeit richtete sich auf sie und Anjolie musste wirklich an sich halten, um nicht erschrocken ein paar Schritte zurückzuweichen. In diesem Moment wünschte sie sich sein übliches amüsiertes Funkeln zurück. ‚Hätte nie gedacht, dass dieser Moment jemals eintreten würde!’

„Severus war von einem Dämon besessen!“ Sie beschloss, alles so schnell wie möglich zu erklären, um nur diesem Blick zu entkommen. „Der Rachegeist Alastor hatte von ihm Besitz ergriffen und als Mensch hat man dem absolut nichts entgegenzusetzen!“

„Alastor?“ fragte Dumbledore nach.

„Ja, Alastor – der Urteilsvollstrecker und Henker der höllischen Obrigkeit! Sieht so aus, als hätte Uttuku ihn sich ausgeliehen. Er ist ein gefallener Engel, dem man als Strafe für seine Verbrechen den Körper genommen hat und der jetzt als körperloses Wesen sein Unwesen treibt. Er kann und muss von Menschen Besitz ergreifen, um einmal seine Aufträge auszuführen und ein andern mal natürlich, um zu überleben. Er kann von Mensch zu Mensch wandern...“ Anjolie stoppte abrupt und drehte sich zu Severus um. „Woran können Sie sich als Letztes erinnern, Professor Snape?“

Severus schrak auf. Er musste tief in Gedanken versunken gewesen und blickte sie jetzt verdattert an. Anjolie seufzte leise. ‚Warum hörte der Mann ihr nie richtig zu?’

„Was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern können?“ fragte sie noch einmal betont langsam. Das brachte ihr auch von ihm einen kalten Blick ein. Allerdings war der aber bei weitem nicht so wirkungsvoll wie Dumbledores’.

„Dass ich mir den Sonnenaufgang ansehen habe! Und im nächsten Moment standen Sie vor mir und haben mich festgehalten!“ klirrte es ihr entgegen.

„War irgendjemand bei Ihnen?“ fragte sie unbeeindruckt weiter.

„Nein!“

„Sicher?“

„Völlig! Sicher!“ Severus’ Lippen waren nur noch schmale weiße Linien, doch Anjolie bemerkte es nicht, da sie sich schon wieder Dumbledore zuwandte.

„Professor, Sie sollten die nähere Umgebung durchsuchen lassen!“ Bei Dumbledores fragenden Blick atmete sie tief durch und setzte dazu an, ihm schon wieder eine schlechte Nachricht zu überbringen. „Alastor wechselt seine Wirtskörper durch Berührung! Da niemand bei Se... Professor Snape war, musste der Dämon seinen Wirtskörper verlassen, um frei durch die Luft zu schweben und das kann er nur, indem er seinen Wirt tötet!“

Dumbledore erbleichte und Anjolie wusste, dass er befürchtete, der ehemalige Wirt könnte einer seiner Schüler oder Lehrer gewesen sein. Eigentlich müsste man die Leiche schon gefunden haben. Sehr weit konnte sich Alastor in seinem körperlosen Zustand nicht bewegen.

Der Direktor lief bereits wieder auf die Tür zu, als es bei Anjolie ‚klick’ machte. „Professor Dumbledore!“ rief sie ihm nach. Er drehte sich zu ihr um und sah sie ungeduldig an.

„Warten Sie! Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen! Die Suche können Sie sich sparen! Ich glaube, ich habe die Leiche bereits vorhin entdeckt.“

Dumbledore straffte die Schultern und trat einen Schritt auf sie zu. „Wer?“ flüsterte er und sie konnte die Angst in seiner Stimme hören.

„Kein Mensch! Eine Katze. Sie lag vor der Tür des Turmes.“

„Aber Sie sagten...“ begann er, brach dann jedoch sichtlich erschüttert ab. Anjolie tat es leid, dass sie ihm mit ihrer Vermutung so zugesetzt hatte. Das sie manchmal aber auch so schwer von Begriff sein musste!

„Alastor kann jegliche Art von Lebewesen in Besitz nehmen! Ich hätte nur nicht erwartet, dass er sich dazu herablässt, auf eine niedrigere Lebensform als den Menschen zurückzugreifen. Sieht wohl so aus, als hätte er ziemlich unter Druck gestanden.“

„Können wir irgendetwas tun, um solche Übergriffe in Zukunft zu vermeiden?“ fragte Dumbledore ruhiger.

„Ich befürchte, nein! Wenn sie bereits jetzt auf solch starke Dämonen wie Alastor zurückgreifen, dann werden sie in ihrem Niveau ganz bestimmt nicht niedriger gehen. Und es wird immer einen Dämon geben, der stark genug ist, die Barrieren, die Hogwarts schützen, zu umgehen oder gar einzureißen!“ Anjolie seufzte. „Das Einzige, was ich jetzt noch vorschlagen könnte, wäre, die Schüler nicht unnötig und nie ohne Schutz auf dem Gelände herumlaufen zu lassen. Und auch die Lehrer sollten nicht mehr Risiken eingehen, als absolut notwendig.“

„Dann werde ich umgehend eine Ausgangssperre verordnen. Und um ganz sicher zu gehen, dass es nicht doch ein menschliches Opfer von Alastor gibt, lasse ich noch die Umgebung durchsuchen“, sagte Dumbeldore gedankenverloren. Mit einem letzten Blick auf Severus verließ er den Turm. Und noch ein Mann, der ihr nicht glaubte!

Anjolie wurde sich sehr schnell nur zu deutlich bewusst, dass sie mal wieder mit Severus allein war. Also beschloss sie, dass es sicherer wäre, schnellstens das Weite zu suchen. Und da sie sowieso noch diesen faulen Geschmack im Mund hatte, nutzte sie das gleich als Vorwand. „Ähm, ich werde mich mal auf die Suche nach einer Dusche und irgendetwas machen, das diesen elenden Geschmack wegbrennt.“

Doch bevor sie sich auch nur in Bewegung setzen konnte, schnappte Severus nach ihrem Arm. „Das kannst du alles bei mir haben!“

Anjolie riss die Augen auf. Das war eindeutig ein Satz, der bei ihr sämtliche Alarmglocken zum Schrillen brachte. „Bei dir? Du meinst in deinen Räumen?“ fragte sie nach, in der Hoffnung ihn missverstanden zu haben. Und in ihren Ohren hörte sich ihre Stimme eindeutig höher an, als ihr lieb war.

„Ja!“ antwortete er prompt. „Und bei der Gelegenheit kannst du mir auch gleich ein paar Fragen beantworten!“

„Ho! Moment mal!“ fuhr sie auf und konnte dabei auch ihre durchklingende Panik nicht zurückhalten. Sie wollte einen Schritt zurück treten, was seine Hand um ihren Arm jedoch verhinderte. „Deine Räume und Fragen beantworten? Das hatten wir doch schon beim letzten Mal und da endete es in einer Katastrophe!“

Beim letzten Satz legte sich ein Schatten über Severus’ Augen und Anjolie fragte sich, was sie denn jetzt schon wieder Falsches gesagt hatte. Severus trat nah an sie heran und entgegnete gefährlich leise: „Hör zu! So wie es aussieht, fehlen mir ein paar Stunden Erinnerung, in denen ich scheinbar etwas angestellt habe, das Dumbledores Vertrauen in mich erschüttert hat. Und du weißt, was los war! Ich will und verdiene Antworten und du wirst dich da nicht mit irgendwelchen lapidaren Ausreden herauswinden!“

Anjoie zog eine Augenbraue hoch. ‚Okay, wieso bin ich hier plötzlich die Böse?’ Er war mal wieder aus irgendeinem unerfindlichen Grund sauer auf sie und schien auch noch entschlossen, seinen Willen durchzusetzen.

„Wir sind zwei erwachsene Menschen und...“ redete er weiter. Aber hier unterbrach sie ihn. „Ich bin kein Mensch! Hast du das denn immer noch nicht begriffen?“ giftete sie ihn an. Darauf erntete sie einen Blick, der sie ihre Worte auf der Stelle bereuen ließ.

Er umfasste ihr Handgelenk und fauchte: „Wir sind beide erwachsen und können unsere Triebe unter Kontrolle halten. Und jetzt komm! Mir brennen da ein paar Fragen auf der Zunge!“ Mit diesen Worten zog er sie zur Tür und Anjolie konnte nur willenlos mitlaufen.

‚Die Triebe unter Kontrolle halten? Mann! Sprich hier nur für dich!’ Hatte er denn beim letzten Mal nicht mitgekriegt, dass sie das anscheinend nicht konnte? Wenn es damals nach ihr gegangen wäre, hätte sie ihn zum Bett geschliffen und sich dort erst so richtig über ihn hergemacht. Und auch jetzt hatte sie keinerlei Vertrauen in ihre Selbstbeherrschung. Sie war nie der Typ gewesen, der sich Gedanken über die Folgen ihrer Handlungen gemacht hatte. Und deshalb war so etwas wie Selbstkontrolle auch nie nötig gewesen.

Und jetzt rannten sie fast die Treppe hinunter, um ein weiteres Mal seine Privaträume aufzusuchen und sie wünschte sich im Moment nichts lieber, als dass sie in ihrem bisherigen Leben ein wenig mehr Beherrschung gelernt hätte.

OoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoOoO

Severus stürmte durch die Kerkerflure, wobei ihm vereinzelte Schüler regelrecht aus dem Weg sprangen. Von den Schülern der anderen Häuser war er das gewohnt, ja begrüßte es sogar, aber nicht bei seinem eigenen Haus. Er war sich ihrer argwöhnischen Blicke bewusst, die nicht nur der Tatsache entsprangen, dass er Anjolie hinter sich her zog. Etwas musste vorgefallen sein, dass auch sie plötzlich Angst vor ihm hatten. Und die Frau, die ihm so unwillig folgte, hatte die Antworten!

Er war in der Frühe auf dem Turm gegangen, weil er wieder nicht schlafen konnte. Die ganze Nacht über hatte er über die Ereignisse des Abends nachgedacht. Zuerst hatte ihn Dumbledore zum Tanzunterricht verdonnert und ihm damit seinen Feierabend versaut. Dann war Anjolie in der Bibliothek ihm gegenüber wieder kühl und arrogant gewesen, was er ja langsam von ihr gewohnt war; doch dann begann sie sich auch noch über ihn lustig zu machen. Das hatte sich für ihn als noch aufreibender erwiesen, als die Aussicht darauf, einer Schar von Tölpeln ohne Rhythmus das Tanzen beibringen zu müssen. Nur die kalte Morgenluft hatte seine angespannten Nerven etwas beruhigen können. Er wartete auf den Sonnenaufgang und das nächste, was er sah, war sie gewesen.

Als sie so plötzlich vor ihm gestanden hatte, war eigentlich nicht sie es, die er als erstes bemerkte. Die Wärme und Geborgenheit war mit einem Schlag in seinen Körper zurückgekehrt. Doch sie umhüllte ihn auch, hervorgerufen von einem goldenen Licht, das sich vor ihm ausbreitete. Das sie ausstrahlte! Aber erst durch ihr Würgen und Husten hatte sie ihn aus seiner Erstarrung erlöst. Er hatte sie angesehen und das darauffolgende heftige Schlagen seines Herzens dröhnte ihm in den Ohren. Letztendlich hatte jedoch seine Verwirrung die Oberhand gewonnen.

Und ihre Erwähnung des Dämons, Dumbledores plötzliches Misstrauen ihm gegenüber und die kleine Tatsache, dass die Sonne viel höher am Himmel stand, als sie nach seiner letzten Erinnerung eigentlich durfte, lähmten ihn wieder. Nur wie in Trance bekam er das Gespräch zwischen Dumbledore und Anjolie mit.

Und was tat sie? Anstatt ihm ausreichende Erklärungen zu bieten, weckte sie ihn nur aus seiner Benommenheit, um ihn wieder wie einen Trottel zu behandeln und in Wut zu versetzen.

Dann wollte sie auch noch einfach so verschwinden! Aber nicht mit ihm! Sie wĂĽrde ihm noch heute geben, wonach ihm verlangte! Er musste wissen, womit er Dumbledores Missfallen erregt hatte, um so herauszufinden, wie viel es ihn kosten wĂĽrde, das wieder gutzumachen und Dumbledores Vertrauen zurĂĽckzugewinnen.

Severus blieb vor seinen Privaträumen stehen und zog Anjolie an seine Seite. Er fing unbeeindruckt ihren entnervten Blick auf, entriegelte die Tür und nickte ihr in Richtung Eingang zu. Sie schob sich an ihm vorbei, peinlich darauf bemüht, ihn nicht zu berühren und Severus konnte gerade noch ein Knurren verhindern. Er schloss die Tür hinter sich und forderte sie auf, sich zu setzen.

„Danke, aber ich stehe lieber!“ entgegnete sie kühl. In ihm begann es zu brodeln. Musste sie ihm denn ständig widersprechen? „Setz dich!“ fauchte er und konnte seine aufkeimende Wut nicht aus seiner Stimme heraushalten. ‚Selbstbeherrschung ade!’ Wie immer in ihrer Nähe.

Ihr Blick wurde, wenn das überhaupt ging, noch genervter und er konnte hören, wie sie etwas von ‚miese Laune’ murmelte. Trotzdem setzte sie sich ohne weiteren Protest auf den Sessel am Kamin.

Severus kam dazu und schürte das Feuer. Die Wärme ihrer Energie in ihm hatte bereits nachgelassen und er suchte nach Ersatz, wenn auch kein ebenbürtiger zur Verfügung stand.

Unzufrieden mit dem Ergebnis ging er zum Schrank auf der gegenüberliegenden Seite und öffnete die Klapptür. Er schnappte sich eine große Glaskaraffe und schenkte etwas von der goldgelben Flüssigkeit in ein Glas ein, das er dann auf einen Zug leerte. Severus begrüßte das Brennen, das sich seinem Körper hinab ausbreitete. Doch leider wirkte auch das Getränk nicht sonderlich beruhigender auf ihn. Er nahm ein zweites Glas, füllte beide zur Hälfte und ging damit zurück zum Kamin.

Die ganze Zeit hatte Severus ihren neugierigen Blick in seinem Rücken gespürt und jetzt sah sie gespannt auf die Gläser. Er drückte ihr eines davon mit den Worten: „Hier trink das!“ in die Hand.

„Was ist das?“ fragte sie misstrauisch. Nicht gewillt, genauer auf ihre Frage einzugehen, murrte er nur: „Es wird dir den schlechten Geschmack aus dem Mund spülen!“

Das schien sie nicht besonders zu beruhigen! Sie roch vorsichtig an dem Glas und verzog angewidert das Gesicht. Severus beobachtete sie ungeduldig und gerade als er überlegte, ob er einen Trichter holen sollte, um es ihr gewaltsam einzuflößen, nahm sie einen Schluck. Ihre Reaktion erfolgte kurz darauf. Tränen schossen ihr in die Augen und sie begann heftig zu husten.

„Du solltest alles auf einmal trinken und es nicht zu lange auf der Zunge lassen!“ riet er ihr kurz angebunden und mit feucht schimmernden Augen sah sie ihn zweifelnd an.

„Das Zeug ist ätzend!“ maulte sie und schwenkte das Glas argwöhnisch beäugend.

„Hör auf Zeit zu schinden und trink!“ forderte Severus energisch, worauf Anjolie nach einem tiefen Durchatmen das Glas ansetzte und die Flüssigkeit mit einem einzigen Schwapp im Mund verschwand. Während sie wieder krampfhaft hustete, nahm Severus ihr das Glas ab und stellte es in die Bar.

Seines noch immer in der Hand, nahm er seine Position vor dem Kamin ein, sah ins Feuer und stellte seine erste brennendste Frage: „Was habe ich während meines Blackouts gemacht?“

„Das warst nicht du!“ protestierte Anjolie, doch das wollte Severus nicht hören.

„Was ist passiert?“ wiederholte er und hörte Anjolie seufzen.

„Ich kann dir auch nur das erzählen, was ich selbst gesehen habe!“ begann sie und Severus fühlte bei diesen Worten bereits jetzt Unzufriedenheit in sich aufsteigen. „Ich kam erst dazu, als du... ich meine Alastor, bereits auf dem Turm gestanden hat und ein zappelndes Elend über den Rand hielt. Als ich in der Mitte des Turmes ankam, ließ er ihn fallen und ich fing ihn auf. Dann kam ich auf die Plattform, verjagte Alastor und den Rest der Geschichte kennst du!“

„Wer ist gefallen?“ fragte Severus nach und das ungute Gefühl war wieder da.

„Eine deiner größten Nervensägen überhaupt, Draco Malfoy!“ spuckte Anjolie aus und ihre mangelnde Ernsthaftigkeit ärgerte ihn maßlos. Konnte sie denn nicht nachvollziehen, wie zerstörend das für sein Leben war? Nicht nur, dass er ausgerechnet Malfoy erwischt hatte und das Probleme mit den Todessern bringen konnte. Nein, auch hier in der Schule würde das katastrophale Nachwirkungen haben.

So lange hatte er gebraucht, um Dumbledores Vertrauen und den Respekt wenigstens einiger seiner Kollegen und nicht zu vergessen, Ordensmitglieder, zu erringen. Und dieser Erfolg gründete darauf, dass er stets beharrlich sein Ziel verfolgte, sich durch nichts erschüttern und sich vor allem nie in die Karten schauen ließ, alles unterstützt durch seine ureigenste Selbstkontrolle. Und jetzt waren all seine Mühen mit einem Schlag ruiniert worden. Man würde ihn aufs Neue misstrauisch beäugen, jedes mal, wenn er den Raum betrat abwiegen, ob wieder jemand anderes die Kontrolle über ihn übernommen hatte oder nicht.

„Severus, du hast dir nichts vorzuwerfen!“ sprach Anjolie eindringlich auf ihn ein. Er sah sie an und bemerkte, dass sie sich auf einer Armlehne vorbeugte und versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen.

„Ich habe die Kontrolle über mich verloren!“ entgegnete er fassungslos. ‚War sie denn wirklich so naiv?’

„Du hast gar nichts!“ widersprach sie bedeutend lauter. „Wir reden hier nicht von einem Amoklauf oder deinem Rückfall zur dunklen Seite!“ Sie sprang auf und packte seinen Arm, um ihn zu sich umzudrehen. „Das war Alastor, Severus! Er hat die Macht, selbst die stärksten Dämonen zu beherrschen. Was glaubst du wohl, warum er zum Rachegeist des höchsten Herrschers gewählt wurde? Du hättest dich auf keinen Fall gegen ihn wehren können, selbst wenn du auf ihn vorbereitet gewesen wärst!“

Ihre Hand brannte wie Feuer auf seinem Arm und Severus schlug sie zur Seite. Er wandte sich wieder den Flammen im Kamin zu. Hin- und hergerissen zwischen dem willkommenen Funken Hoffnung, den sie versuchte ihm zu schenken und der niederschmetternden Gewissheit, dass der bereits geschlagene Kampf erneut vor ihm lag, versuchte er seine alte Stärke wiederzufinden. Er musste sich zurückholen, was gestern noch sein eigen war!

„Herr Gott noch mal!!! Sei doch nicht so ein verdammter Dickkopf!“ schimpfte Anjolie plötzlich los und baute sich zwischen ihm und dem Kamin auf. „Du kannst nichts dafür und das werden die anderen auch erkennen und wenn ich ihnen dafür den Kopf waschen muss! Glaubst du denn, sie lassen dich einfach so fallen, nur weil ein Dämon sich deiner bemächtigt hat, der auch jeden anderen hätte erwischen können?“

tbc


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