von ChrissiTine
I want to believe that this is for real
Save me from my fear
Unentschlossenheit
Etwas später schlich sich Scorpius wieder in sein Schlafzimmer und legte sich leise ins Bett. Er drehte sich auf die Seite. Rose lag mit dem Rücken zu ihm. Er rutschte näher an sie heran und legte einen Arm um sie. Er küsste sie auf den Hinterkopf und spürte, wie sie sich an ihn kuschelte. Seine Hand ruhte auf ihrem Bauch.
"Ich liebe dich", flüsterte er ihr zu.
/-/
"Ich hab mich entschieden", sagte Scorpius schließlich am nächsten Morgen beim Frühstück, nachdem er tief durchgeatmet hatte.
Rose ließ überrascht ihre Gabel fallen, mit der sie ihren Pfannkuchen gerade in kleinere Stücke geteilt hatte. "Du hast dich entschieden?" Wie hatte er sich so schnell entscheiden können? Sie wusste einen Tag länger als er von dem Baby und er wusste bereits, was er wollte?
Er nickte. "Ich konnte gestern Nacht nicht schlafen und hab noch bei Al vorbeigeschaut."
"Al ist schon wieder da?", fragte sie überrascht. Sie hatte gedacht, dass er erst irgendwann nächste Woche wiederkommen würde. Wieso hatte er ihr nicht gesagt, dass er schon wieder da war? Wollte er sie nicht sehen? Er war monatelang auf einem anderen Kontinent gewesen und wollte sie jetzt nicht sehen? Der konnte was erleben, wenn sie ihn in die Finger bekam ...
"Er ist irgendwann gestern Abend wieder gekommen", erwiderte Scorpius und spießte etwas Pfannkuchen mit seiner Gabel auf. "Es ging dann wohl doch alles schneller an der Ausgrabungsstätte und er konnte einen früheren Portschlüssel nehmen. Ich wusste nicht, ob er da ist oder nicht, aber ich musste mit jemandem reden und ich dachte, dass ein Versuch nicht schaden könnte ..." Er zuckte mit den Schultern und schaute sie kleinlaut an. "Bitte bring Al nicht um."
Rose schaute ihn überrascht an. Woher hatte er gewusst ...?
"Ich kenne diesen Blick, Rose.", sagte er, als ob es das offensichtlichste von der Welt wäre.
"Was denn für einen Blick?", fragte sie unschuldig. Sie wusste nicht, dass sie einen Blick hatte.
"Der Blick, mit dem dein Dad mich angesehen hat, als du zu ihm gesagt hast: 'Das ist Scorpius Malfoy, mein Freund'." Er erschauderte. "Oder der Blick, mit dem er mich angesehen hat, als du ihm gesagt hast, dass wir zusammen ziehen wollen. Oder der Blick, mit dem er mich angesehen hat, als er dich bei unserer Hochzeit zum Altar geführt hat. Glaub mir, Rose, dieser Blick ist der beängstigendste Blick, den ich kenne. Hätte ich einen Mord begangen und würde von deinem Dad verhört werden und er würde mich mit dem Blick ansehen, dann würde ich alles gestehen. Ich würde sogar Morde gestehen, die ich gar nicht begangen habe."
Rose schüttelte lächelnd den Kopf. "Du bist unmöglich."
"Das bin ich nicht", widersprach Scorpius. Ron Weasley konnte ein sehr einschüchternder Mann sein, wenn er wollte. Und bei ihm schien er immer zu wollen. Scorpius wollte sich gar nicht vorstellen, wie er ihn ansehen würde, wenn herauskam, dass er Rose geschwängert hatte.
Rose verdrehte die Augen. "Also? Wofür hast du dich entschieden?", kam sie auf das ursprüngliche Thema zurück. Normalerweise liebte sich das Geplänkel zwischen ihnen, aber im Moment war das hier sehr viel wichtiger. Er ging schließlich um ihre Zukunft.
"Ich ..." Er legte die Gabel auf den Teller, atmete tief durch und schaute sie entschlossen an. "Ich will das Baby behalten."
Rose zog überrascht die Augenbrauen hoch. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Sie wusste nicht, ob sie sich so überrascht gefühlt hätte, wenn er ihr das Gegenteil gesagt hätte. "Du willst es behalten?"
Er nickte. "Ich will es behalten. Ich weiß, dass das eine Heidenarbeit sein wird, dass es dir viel abverlangen wird und mir auch, aber wir können das schaffen. Ich weiß, dass wir das können."
"Aber ... aber was ist mit meiner Ausbildung? Mit der ganzen Arbeit, die ich schon investiert habe?", fragte sie gekränkt. Sie wollte nicht alles aufgeben.
"Das wird nicht umsonst sein, Rose. Du könntest für ein paar Monate unterbrechen und wenn das Baby dann ein paar Monate alt ist, dann kannst du wieder einsteigen. Und ich kümmere mich dann um das Baby. Ich arbeite weniger oder Zuhause oder ich nehme es mit ins Ministerium. Ich weiß noch nicht, wie das laufen soll, aber da wird sich bestimmt eine Lösung finden. Das Ministerium ist sehr familiär eingestellt. Es wird doch bestimmt möglich sein, dass keiner von uns seine Karriere opfern muss und wir trotzdem das Baby bekommen können." Al hatte Recht gehabt. Das war eine wunderbare Lösung und er wusste, dass es funktionieren würde. Es musste einfach funktionieren.
Sie seufzte und stützte ihren Kopf auf ihre Hand. "Du willst das also wirklich durchziehen? Obwohl wir monatelang nicht richtig schlafen können und keine Zeit mehr füreinander haben werden und höchstwahrscheinlich völlig überfordert sein werden?", fragte sie zweifelnd. Sie war ganz und gar nicht überzeugt davon. Sie sprachen hier immerhin von einem Baby und nicht von einem Haustier, das sie schlimmstenfalls bei jemand anderem lassen konnten, wenn sie damit nicht zurecht kommen würden.
Er nickte. Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. "Weißt du noch, wie ich daran gezweifelt habe, dass wir eine Fernbeziehung hinkriegen werden und ich Angst hatte, dich zu verlieren?"
Sie nickte. Wie hätte sie das jemals vergessen können? "Natürlich. Und das war völliger Schwachsinn. Wir haben das mit Links geschafft." Das war vielleicht etwas übertrieben, denn so einfach war es nicht gewesen, aber sie hatten es nichtsdestotrotz gemeistert.
"Ich hab Angst gehabt vor dem, was passieren könnte und du warst so wahnsinnig zuversichtlich. Du hast mich überzeugt und du hattest Recht. Jetzt ist es eben anders herum. Du hast Angst und ich bin zuversichtlich."
"Wirklich?"
"Ja." Sie schaute ihn schief an. "Ich hab immer noch Angst, daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Aber nicht genug Angst, um ein unschuldiges Menschenleben zu opfern." Rose zuckte zusammen. Wenn er das so sagte, dann klang es noch schlimmer als wenn von einer Abtreibung gesprochen wurde.
"Aber ich will dich zu nichts überreden, mit dem du nicht einverstanden bist. Wenn wir das wirklich durchziehen, dann müssen wir es beide wollen. Anders wird das nicht funktionieren. Also wenn du dich dazu entschließt, das Baby doch abzutreiben, dann werde ich hinter dir stehen und dich unterstützen. Egal, was kommt, Rose, wir stehen das zusammen durch." Er lächelte sie aufmunternd an.
Rose schluckte und schaute auf ihren Teller. Der Pfannkuchen war zwar in kleine Stücke geteilt, aber sie hatte kein einziges davon gegessen. Sie wusste immer noch nicht, ob sie wirklich dazu bereit war, sich für etwas zu entscheiden, das ihr ganzes Leben für immer auf den Kopf stellen würde. Diese Entscheidung würden sie nie wieder rückgängig machen können. Dieses Kind würde für den Rest ihres Lebens da sein. Alles andere konnte man ändern. Wenn man nicht mehr verheiratet sein wollte, konnte man sich scheiden lassen. Wenn man nicht mehr in seinem Beruf arbeiten wollte, dann konnte man sich einen anderen suchen. Aber eine Mum würde sie ihr Leben lang sein. Dieses Baby würde sie ihr ganzes Leben lang brauchen, so wie sie ihre Eltern ihr ganzes Leben lang brauchen würde. Diese Entscheidung würde alles verändern.
"Ich weiß nicht", flüsterte sie schließlich. Sie blickte auf und sah in Scorpius' verständnisvolle Augen. Sie stand auf, ging um den Esstisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. Er schlang seine Arme um sie und sie lehnte den Kopf auf seine Schulter. "Ich weiß es nicht."
Er küsste sie auf die Wange und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. "Das ist schon in Ordnung, Rose", murmelte er. "Du wirst es wissen."
/-/
"AL! Was zum Teufel hast du meinem Mann heute Nacht gesagt?", rief Rose eine Stunde später, als sie aus Albus Potters Kamin gestolpert und sich an der Wand festgehalten hatte, um nicht umzufallen.
"Rose?" Al kam aus seinem Schlafzimmer und schaute sie verwirrt an. Er rieb sich die Augen und machte sich nicht die Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. "Warum musst du so schreien?"
"Was hast du Scorpius gesagt? Was hast du ihm gesagt?" Sie zog ihren Zauberstab und schaute ihn wutentbrannt an. Warum genau sie so wütend war, wusste sie selbst nicht.
Al schaute sie immer noch verwirrt an. "Was?" Er beäugte sie, schien aber nicht sonderlich beeindruckt zu sein.
"Warum in aller Welt hat mir Scorpius heute ganz zuversichtlich und souverän verkündet, dass er das Baby behalten will? Warum ist er nicht ausgeflippt oder panisch? Warum ist er so verdammt ruhig und sicher, dass wir das hinkriegen? Wir werden das nicht hinkriegen, Al, wir werden das auf keinen Fall hinkriegen! Das wird doch nie funktionieren. Ich weiß gar nicht, warum er denkt, dass das klappen könnte, dass wir wirklich Eltern werden könnten, vernünftige, gute Eltern, die verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen können und wissen, was sie tun! Wie soll das gehen, Al? Bei unserem Glück werden wir das Kind aus Versehen beim Baden ertränken oder es wird aus dem Bett fallen oder ..." Sie hatte sich mittlerweile beinahe heiser geschrien und atmete schwer, während Al ihr beruhigend seine Hände auf die Schultern gelegt hatte.
"Bist du fertig?", fragte er schließlich und sie nickte. Er schob sie zu seinem Sofa und bedeutete ihr, sich zu setzen. Er nahm ihr ihren Zauberstab aus der Hand, machte eine kurze Handbewegung und reichte ihr einen Moment später ein Glas Wasser, das aus der Küche zu ihnen geschwebt war.
"Danke", murmelte Rose und trank einen Schluck. Sie schloss erschöpft die Augen und lehnte sich zurück. Sie hatte keine Ahnung, wo dieser Ausbruch hergekommen war, aber sie fühlte sich komischerweise sehr viel besser, nachdem sie das alles gesagt hatte.
"Alles okay?", fragte Al und ließ sich neben sie fallen.
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich bin schwanger. Also glaube ich nicht, dass alles okay ist. Aber abgesehen davon, sicher. Alles perfekt.", erwiderte sie und öffnete ihre Augen wieder.
Al verdrehte die Augen. "Bist du wirklich sauer auf Scorpius? Oder hast du nur Angst?"
"Natürlich habe ich Angst!", rief sie. "Wie kann man denn bei so einer Hiobsbotschaft keine Angst haben?"
"Du weißt, dass Scorpius auch Angst hat?", versicherte er sich. Sie nickte. Sie wusste, dass er Angst hatte, er hatte es ihr schließlich erst vor einer Stunde gesagt. Aber sie schien so viel mehr Angst zu haben als er und das machte ihr noch mehr Angst. Sie war sonst immer die Mutige. Sie war diejenige, die die Spinnen tötete, vor denen ihr Dad und Hugo immer so eine Angst hatten. Sie war diejenige, die die wenigste Panik vor den ZAGs und UTZen gehabt hatte. Und jetzt hatte sie so viel Angst wie noch nie in ihrem Leben und sie hatte absolut keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Sie wünschte sich, dass sie einfach verschwinden würde, aber das würde sie wohl nur, wenn dieses Baby auch verschwand.
"Scorpius hat gesagt, dass du dir nicht sicher bist, was du willst.", sagte Al schließlich und riss sie so aus seinen Gedanken.
Rose nickte zögerlich.
"Und so wie es gerade geklungen hat, möchtest du dieses Baby nicht bekommen. Also willst du abtreiben.", fuhr er fort.
Sie seufzte. "Ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht. Es gibt Momente, wenn Scorpius zum Beispiel so sicher ist, dass wir es hinkriegen, da denke ich, dass ich es bekommen will. Aber dann gibt es andere Momente, in denen ich daran denke, was für eine Arbeit meine Ausbildung ist, da denke ich, dass ich das unmöglich mit einem Baby schaffen kann." Sie schaute ihn unglücklich an. So zwiegespalten wie heute morgen am Küchentisch hatte sie sich noch nie gefühlt. Als sie erkannt hatte, dass es wirklich an ihr lag, über Leben und Tod ihres Kindes zu entscheiden.
Al kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche. Rose musterte es erst vorsichtig, bevor sie sich damit die Nase putzte.
Sie saßen eine Weile still auf dem Sofa und schauten auf Als Couchtisch, auf dem ein paar Quidditchmagazine lagen, die fast ein Jahr alt waren und eine Vase mit völlig verwelkten Blumen stand, die wahrscheinlich Tante Ginny irgendwann vorbeigebracht hatte. Rose ließ den Blick durch sein kleines Wohnzimmer schweifen. Es war sehr viel sauberer und aufgeräumter, als sie es gewohnt war, aber wahrscheinlich hatten Lily oder Tante Ginny hier aufgeräumt, nachdem Al nach Ägypten gegangen war. Sie hassten Unordnung und die Vorstellung, dass Al bei seiner Rückkehr einen halben Zoo mit irgendwelchen Krabbeltieren vorfinden würde, war wirklich nicht sehr verlockend.
"Rose, wenn ich ganz ehrlich sein soll", begann Al schließlich zögerlich. Rose sah ihn an. Er biss sich auf die Lippe und schien sich nicht sicher, ob er wirklich weitersprechen sollte. "Ich glaube nicht, dass du es fertig bringen wirst, euer Baby abzutreiben." Rose schluckte. "Ich kann mir vorstellen, dass das alles wahnsinnig beängstigend sein muss und du nicht daran glaubst, dass ihr es wirklich schaffen könnt, aber ich glaube trotzdem nicht, dass du dich auf diese Liege legen und dabei zusehen kannst, wie irgendjemand mit einem Zauberspruch euer Baby umbringt. Du wolltest Heilerin werden, um Leben zu retten. Und ich bezweifle, dass du wirklich dazu bereit bist, das Leben von Scorpius' und deinem Kind dafür zu opfern, das weiterhin tun zu können." Sie spürte, wie ein paar Tränen über ihre Wangen liefen. "Ich weiß, dass es schwierig sein wird für euch, aber es ist nicht unmöglich. Ihr habt so viel geschafft, das werdet ihr auch hinkriegen."
Rose schloss die Augen. Wie konnten sie alle davon überzeugt sein? Wie konnten sie sich alle so sicher sein, dass sie das alles schaffen würden? Dass sie eine gute Mutter und trotzdem noch Heilerin werden konnte? Woher wussten sie das? Und warum wusste sie das nicht?
Sie öffnete die Augen langsam wieder. "Al -"
"Merlin sei Dank ist jemand da!"
Albus und Rose fuhren erschrocken herum. In Als Kamin waren Flammen aufgelodert und sie konnten das müde und angespannt wirkende Gesicht ihrer Cousine Molly, der Tochter von Percy und Audrey, erkennen. Sie hatte einen erleichterten Ausdruck in ihren Augen.
"Molly!", rief Al überrascht und sprang auf. Er kniete sich vor den Kamin. "Woher weißt du, dass ich schon wieder da bin?" Er schaute vorwurfsvoll zu Rose, aber die zuckte nur mit den Schultern. Sie bezweifelte sehr, dass Scorpius ausgerechnet Molly heute morgen gesagt hatte, dass Al schon wieder zurück war aus Ägypten. Und Al hatte es sicher niemandem gesagt, da er, wie es Rose schien, erst ein paar Tage Ruhe haben wollte, bevor die ganze Familie auf der Matte stand und ihn Zuhause wieder willkommen hieß.
"Ich wusste es nicht, Al.", erwiderte Molly. "Ich hab einfach die ganze Familie abgeklappert in der Hoffnung, jemanden zu finden, der Zuhause ist. Du bist der erste, bei dem ich Glück habe." Sie atmete tief durch.
"Okay, und warum hast du damit deinen Vormittag verschwendet?" Alle Cousinen und Cousins von Rose und Al hatten bereits eigene Wohnungen oder waren noch in Hogwarts. Das machte schon allein neun verschiedene Wohnungen für diese Generation, ganz zu schweigen von den ganzen Elternhäusern.
"Tante Hermine hat mir eine dringende Eule geschickt. Ich muss unbedingt ins Ministerium und mich um eine Mandantin von mir zu kümmern. Sie ist vor zwei Jahren von ihrem Mann übel zusammengeschlagen und vergewaltigt worden und ich hab dabei geholfen, ihn nach Askaban zu bringen und danach eine Anti-Aggressions-Therapie angeregt. Jetzt ist er draußen und wieder ohne ärztliche Aufsicht, da der Therapeut der Meinung war, er mache Fortschritte. Heute Nacht hat der Mann seine Frau aufgetrieben und beinahe totgeprügelt, bevor er angefangen hat, sie mit irgendwelchen Zaubern zu belegen. Ich muss dringend dabei helfen, den Mann wieder in Untersuchungshaft zu kriegen, bevor er nochmal versucht, seine Frau zu verletzen. Besonders, weil die Frau nur mich will und niemand anderen. Ich hab damals ewig gebraucht, ihr Vertrauen zu gewinnen.", erklärte Molly rasch.
Al und Rose nickten und schauten sich betroffen an. Das war eine wirklich scheußliche Geschichte.
"Und weshalb bist du hier und nicht im Ministerium?", fragte Al verwirrt.
"Das war alles sehr kurzfristig. Ich bin eigentlich noch im Mutterschutz. Er war geplant, dass ich erst wieder nächsten Monat angfange und erstmal nur kleinere Fälle übernehme, damit ich Jeremy vielleicht sogar mitnehmen kann zur Arbeit.", erwiderte Molly. Rose schluckte. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, worauf das hinauslaufen würde und sie fragte sich, was das Schicksal eigentlich gegen sie hatte. "Aber ich werde den Teufel tun und meinen einjährigen Sohn mitnehmen, wenn ich es mit so einem Kaliber von Mann aufnehmen muss.", sagte sie entschlossen. "Ich hab es bei Mum und Dad versucht, aber die sind nicht da. Genauso wenig wie alle anderen, bei denen ich es versucht habe."
"Ist Victoire denn nicht da?", fragte Rose schnell. Sie war die einzige andere Mutter in dieser Generation, sie war doch die Geeigneteste von allen, wenn es darum ging, auf Jeremy aufzupassen.
"Nein", erwiderte Molly kopfschüttelnd. Ein verzweifelter Ausdruck trat in ihre Augen. "Sie war die erste, bei der ich es nach Mum und Dad versucht habe. Bitte, Rose, könnt ihr Jeremy nicht heute nehmen? Für morgen und die nächsten Tage kümmere ich mich um was anderes, aber das war so kurzfristig, dass ich einfach keine Möglichkeit habe, ihn irgendwo unterzubringen."
Al zuckte mit den Schultern und schaute fragend zu Rose. Sie biss sich auf die Lippe. Das letzte, was sie wollte, war jetzt mit einem Baby konfrontiert zu werden, wo sie sich eigentlich davon überzeugen wollte, dass es besser war für sie und ihre Karriere, ihr Kind nicht zu behalten. Und jetzt sollte sie auf Mollys Sohn aufpassen? Auf Mollys süßen, niedlichen, lieben, aber auch anstrengenden Sohn? Wirklich?
"Bitte", sagte Molly flehentlich. Rose hatte ein Gefühl, dass sie es sogar fertig bringen würde zu weinen. "Er ist wirklich nicht anstrengend."
Rose schloss die Augen und atmete tief durch. "Na schön", seufzte sie schließlich besiegt. Sie konnte die verzweifelte Molly schließlich schlecht im Stich lassen.
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf Mollys Gesicht aus. "Oh danke. Danke, danke, danke, danke, danke.", rief sie. Ihr Kopf war einen Moment später verschwunden.
Rose stöhnte gequält auf. "Wer auch immer dafür zuständig war, ich schwöre dir, der hat das absichtlich gemacht." Sie lehnte sich an Als Sofalehne und schloss die Augen. Wenn sie sich nur stark genug konzentrierte, dann würde Molly vielleicht wie durch Zauberhand in den nächsten zehn Sekunden einen anderen Babysitter finden.
"Wer auch immer dafür zuständig war, wollte nur, dass du das Baby behältst", erwiderte Al und sie konnte hören, dass er grinste. Unauffällig tastete sie nach ihrem Zauberstab und versuchte zu entscheiden, mit welchem Fluch sie ihn belegen sollte. Einer, der richtig weh tat und ihn leiden ließ ...
"Halt die Klappe", murmelte sie. Sie öffnete die Augen wieder. Al kniete mittlerweile nicht mehr vor dem Kamin, sondern war aufgestanden und zur Seite getreten, damit Molly ins Wohnzimmer gelangen konnte. Die war mittlerweile angekommen und stieg umständlich über den Kaminrost. Sie hatte eine große Tasche über der Schulter und ihren Sohn auf dem Arm, der friedlich an seinem Daumen nuckelte und versuchte, Molly an den Haaren zu ziehen.
"Ich danke euch beiden tausend Mal", sagte sie und übergab Al die große Tasche, die er in die Hand nahm und gleich darauf stöhnend auf den Boden fallen ließ. Rose war mittlerweile aufgestanden und nahm Jeremy auf den Arm, der sie glücklich angrinste. Sie konnte seine beiden weißen Zähnchen sehen und musste unwillkürlich lächeln. Er war wirklich süß. "Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.", sprach Molly weiter. Sie beugte sich vor, wischte dem Jungen die Asche aus seinen dunklen Haaren und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Wenn einer von euch irgendwann ein Kind hat, dann werde ich so oft darauf aufpassen, wie es geht", versicherte sie ihnen.
Al schaute sie grinsend an, als ob er "Na siehst du!" sagen wollte und Rose warf ihm einen finsteren Blick zu.
"Alles, was er braucht, ist in der Tasche. Seine Windeln und sein Fläschchen und seine Kuscheltiere. Er hat vor einer Weile angefangen zu krabbeln, also könnt ihr ihn einfach auf den Boden setzen. Aber passt auf, denn er kann ziemlich schnell sein, wenn er will. Außerdem bekommt er gerade seine ersten Zähne, deshalb ist er vielleicht etwas quengelig, aber ich hab einen Beißring in der Tasche, wenn ihr ihm den gebt, dann dürfte das eigentlich kein Problem sein. Und wenn er einschlafen sollte, dann legt ihn einfach auf den Sessel. Passt nur auf, dass er nicht runterfällt, er ist ein ziemlich unruhiger Schläfer. Und wenn -"
Al hatte ihr nickend zugehört. Jetzt hatte er seiner Cousine die Hände auf die Schultern gelegt und schob sie sanft in Richtung Kamin. "Mach dir keine Sorgen, Molly, wir kriegen das schon hin. Du solltest dich lieber beeilen und dich um deinen Fall kümmern. Wir sind da, wenn du ihn wieder abholst. Viel Erfolg und bis später."
Molly nickte, schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und war, nachdem sie ihrem Sohn noch einen letzten liebevollen Blick zugeworfen hatte, disappariert.
Rose setzte sich wieder auf das Sofa und nahm den kleinen Kerl auf den Schoß. Sie fuhr ihm durch die Haare und beugte sich rasch etwas zurück, als er sich vorbeugte und seine kleinen Hände nach ihren Haaren ausstreckte.
"Worauf habe ich mich da nur eingelassen?", murmelte sie kopfschüttelnd, während sie beobachtete, wie Al sich damit abmühte, die große Tasche auf seinen Esstisch zu hieven.
TBC...
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A/N: Tut mir Leid, dass ihr auf dieses Kapitel etwas länger habt warten müssen als üblich, aber ich hab diese Woche mit meinem Studium begonnen und das wird ziemlich viel Zeit schlucken. Aber diese FF ist schon lange fertig geschrieben, deshalb werdet ihr nicht ewig warten müssen auf das nächste Kapitel, das übrigens auch das letzte Kapitel sein wird.
Allerdings scheint es so, wenn man von der Anzahl der Reviews ausgeht, die ich für das letzte Kapitel bekommen habe (eins!), dass nicht sehr viele Menschen überhaupt auf dieses Kapitel gewartet haben.
Danke trotzdem an alle, die sich an meiner Umfrage beteiligt haben. Rose und Scorpius führen mit zehn Stimmen vor Hugo und Clara (7 Stimmen), danach könnt ihr euch nicht entscheiden zwischen James und Julia und Victoire und Teddy. Wie gesagt, garantieren kann ich es nicht, die Hochzeit zu schreiben, aber ein paar kleine Ideen hab ich vielleicht schon. Mal sehen, was draus wird.
@klothilde: Danke für deinen Kommentar. Ja, Al ist schon ein schlaues Kerlchen, nicht wahr?
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