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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Die Fledermaus

von Quitschkugel

Es gibt Menschen, bei denen man sich von Anfang an sicher ist, dass man sie nicht ausstehen kann. Sie haben einfach etwas an sich, das einen schon beim bloßen Anblick aufs höchste Maß verstimmt. Ebenso gibt es Menschen, die man einfach direkt in sein Herz geschlossen hat, selbst wenn man sie gar nicht kennt. Vielleicht weil sie einfach sympathisch aussehen, vielleicht auch, weil man merkt, dass ihnen das Schicksal bisher nicht gut mitgespielt hat - Leid schafft Charakter. Ich durfte eine Person kennenlernen, die vielerlei Emotionen hervorrief und eine sehr komplexe Ausstrahlung besaß. Bei einigen rief sie größte Abscheu hervor, bei anderen (definitiv die geringere Menge) Sympathie. Doch bei mir sowohl das eine, als auch das andere. Dieser Mensch verwirrte mich zutiefst.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich nach Hogwarts kam. Nervös, ein wenig planlos, aber glücklich stolperte ich im selben Jahrgang wie Harry Potter das erste Mal in die beeindruckenden Hallen der Schule für Hexerei und Zauberei. Selbstverständlich bekam ich durch meinen Eltern, von denen zumindest eine Hälfte Hogwarts besucht hatte, von Tom Riddle, Voldemort, erzählt. Die geschilderten, dunklen Zeiten der Schreckensherrschaft hatten einen Eindruck hinterlassen, welcher mich Harry, der vermutlich eines der größten Opfer hatte erbringen müssen, mit großer Achtung betrachten ließ. Mein Vater war ein Muggel, doch durch bestimmte Mittel war es meiner Mutter damals möglich gewesen, ihre Familie an einen Ort zu bringen, der von Voldemort unangetastet blieb. Dank diesen glücklichen Umstand wurden sowohl meine Eltern, als auch ich selbst vom damaligen Krieg verschont. Auch Harry Potter wurde in diesem Sinne verschont, zahlte dafür aber den allerorts bekannten, hohen Preis und wurde so als kleines Kind zum Held.
Jedoch möchte ich nicht die seine Geschichte erzählen, denn das hat schon jemand anderes für mich übernommen in größeren und ausführlicheren Dimensionen. Ich möchte ein anderes Leben beleuchten, das nicht einmal halb so ruhmreich verlief, aber mindestens genauso schmerzhaft und voller Schicksalsschläge war, wie das Harry Potters.
Ich schildere das Leben des Feindes von Harry; des Feindes, der sich in den Mauern von Hogwarts aufhielt und am Tod von seinen Eltern beteiligt war. Ich sah ihn das erste Mal einen Tag nach meiner Ankunft in Hogwarts und ahnte damals nicht, wie sehr mich seine Person noch verfolgen sollte.
Der Name dieses Zauberers war Severus Snape.


„GRYFFINDOR!!!“, rief der sprechende Hut und ich freute mich wie ein Kuchen, als ich in dasselbe Haus kam wie Harry Potter. Ich setzte mich an den Tisch voll jubelnder Gryffindorer und sah bewundernd zu ihm hinüber - zu meiner Verteidigung, es war das erste Mal, das ich ihn wahrhaftig zu Gesicht bekam. Er war in diesem Moment mit einem rothaarigen Jungen im Gespräch, was mich wieder den Blick von ihm ab und zu verschiedenen, mich glücklich empfangenen Gryffindorern schwenken ließ. Ich lächelte ein wenig nervös und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt ich wirklich war. Glücklicherweise rief Professor McGonagall bereits den nächsten Namen auf, was alle zum Verstummen brachte und mich somit aus der Verlegenheit rettete, mit jemandem direkt ein Gespräch anzufangen zu müssen.
Es dauerte nicht lange, bis die restlichen Erstklässler auf die Häuser verteilt waren und das Festmahl nach einer sehr eigentümlichen Rede von Albus Dumbledore („Willkommen! Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, möchte ich noch ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek! Danke sehr!“*) begann. Meine Großmutter hatte mich schon ein wenig vor seinen Eigentümlichkeiten gewarnt…
Kurz darauf wurden wir in unsere Schlafsäle gebracht.
„Gott, ich bin so vollgefuttert, ich kann mich kaum noch bewegen…“, stöhnte ich und warf mich auf das Bett, vor dem mein Koffer stand und das ab heute mein zweites zu Hause darstellen sollte. Ich blickte an die Decke meines Himmelbetts und versuchte neben meinem übersättigten Magen auch die gemischten Gefühle zu sortieren.
„Puh, mir geht's nicht anders… sag mal, wie heißt ihr eigentlich?“, erwiderte ein Mädchen, mit dem ich meinen Schlafraum teilte. Wir waren insgesamt 5 auf dem Zimmer.
„Ich bin Evey Valentine. Und ihr?“, stellte ich mich vor.
„Hermine Granger“, sagte ein Mädchen mit braunen Locken.
„Parvati Patil“, stellte sich das Mädchen vor, das gefragt hatte. Sie war vermutlich indischer Abstammung, die ihren Schlafplatz zu meiner Rechten hatte. Wenn ich es richtig bemerkt hatte, hatte sie noch eine Zwillingsschwester in unserer Stufe, die allerdings in ein anderes Haus gekommen war. Parvati hatte nicht sehr begeistert gewirkt.
„Lavender Brown“, säuselte das Mädchen zu meiner linken. Ich hielt mich nicht lange mit ihr auf und wandte meinen Blick zu dem nächsten Mädchen in unserem Schlafsaal.
„Samantha Sherin“, erklärte eine Dunkelhäutige grinsend, die genau gegenüber meinem Bett ihren Schlafplatz hatte. Sie wirkte sehr selbstsicher und war mir sofort sympathisch.
„Schön, euch kennen zu lernen! Wie ist das bei euch? Habt ihr auch schon immer von Hogwarts gewusst?“, fragte ich dann.
„Nein, ich bin muggelabstämmig. Ich habe erst vor kurzem von Hogwarts erfahren, aber sofort alles darüber gelesen. Ich denke, ihr habt auch die Bücher für dieses Jahr auswendig gelernt?“, sagte Hermine Granger. Ich war etwas perplex von ihrem Tonfall, den sie direkt anschlug.
„Äähm… nee… und ich denke nicht, dass man das musste, Hermine. Aber wie war das so, als der Brief kam? Warst du sehr überrascht? Mein Dad ist Muggel, aber meine Mutter kommt aus einer magischen Familie. Er war ziemlich verwirrt, als meine Mum ihm offenbarte, was sie so konnte“, lachte ich etwas nervös und versuchte die leichte Arroganz, die von ihr ausging, zu ignorieren. Ich war nicht gut darin, andere neu kennenzulernen, und verfluchte mich ein wenig für mein blödes Plappermaul.
„Na ja, ich habe zuerst gedacht, es sei ein schlechter Scherz. Aber dann wurden wir genauer aufgeklärt von Professor McGonagall und meine Eltern und ich wurden in die Winkelgasse geführt. Ich traute zuerst meinen Augen nicht, aber dann hab ich mich sofort ans Lernen begeben.“
„Wieso lernst du das alles auswendig? Ich dachte, wir sind hier auf der Schule, um zu lernen. Wenn man es doch alles eh schon weiß, ist es ja unsinnig…“, murmelte Samantha und zog ihren Schlafanzug an. Es war schon spät und morgen hatten wir schon die ersten Schulstunden. Der Gedanke daran ließ mir wieder einen kleinen Kloß im Hals wachsen. Die ersten Tage waren aufregend, natürlich. Aber sich wieder komplett neu zu finden und alles neu aufzubauen, würde hart werden.
„Ich möchte gut vorbereitet sein. Deswegen werde ich mich jetzt auch schlafen legen“, erklärte Hermine, zog sich ebenfalls um und legte sich hin.
Samantha, Parvati, Lavender und ich tauschten noch einen Blick, ehe wir es ihr gleich taten.


Am nächsten Morgen gingen wir nach dem Frühstück zu unserer ersten Stunde Zaubertränke. Beim Abendessen war er mir nicht aufgefallen, ich hatte die meiste Zeit damit verbracht, die ganzen ersten Eindrücke zu verarbeiten. In dieser Stunde traf ich das erste Mal auf Severus Snape und er zog mich von Anfang an auf seine eigentümliche Art in seinen Bann.
Krachend flog die Tür auf, alle Schüler (außer den Slytherins) schraken fürchterlich zusammen und das Gemurmel verstummte augenblicklich.
„Albernes Zauberstabgefuchtel wird es bei mir nicht geben! Ich gehe davon aus, dass einige deswegen kaum glauben können, dass es sich hier trotzdem um eine Zauberkunst handelt. Ich erwarte nicht, dass ihr wirklich die Schönheit des leise brodelnden Kessels mit seinen schimmernden Dämpfen zu sehen lernt, die zarte Macht der Flüssigkeiten, die durch die menschlichen Venen kriechen, den Kopf verhexen und die Sinne betören… Ich kann euch lehren, wie man Ruhm in eine Flasche füllt, Ansehen zusammenbraut, sogar den Tod verkorkt – sofern ihr kein großer Haufen Dummköpfe seid, wie ich sie sonst immer in der Klasse habe.“**
Sein Auftritt verschlug mir den Atem. Sein wehender, schwarzer Umhang, seine langen, schwarzen Haare… einfach seine Art zu artikulieren, zu agieren. Der kalte, prüfende Blick, der durch den ganzen Raum tastete, verpasste mir eine Gänsehaut, während er mich gleichzeitig auf eine mir befremdliche Art faszinierte.
Doch dann hatte dieser Mann Potter auf dem Kicker. In der ersten Stunde, einfach so, ohne Grund.
Er stellte ihm direkt nach seiner atemberaubenden Rede Fragen, die er unmöglich wissen konnte. Die selbst ich, die die Magie vorher schon kennengelernt hatte, nicht wusste. Und Harry war in einer Muggelfamilie aufgewachsen. Nur Hermine neben ihm streckte die Hand in die Höhe.
Snape ignorierte sie.
Wieder eine Frage.
Harry wusste sie ebenfalls nicht.
Die Slytherins lachten.
Es wurde mir zu bunt.
„Professor, diese Fragen... diese Fragen sind für einen Erstklässler nicht zu beantworten, Sir!“, sagte ich selbst für mich überraschend ruhig und sah meinen Lehrer an.
Dieser fuhr herum und erwiderte meinen Blick stechend. Mir fröstelte – diese Schwärze darin... Ich bereute schon, mich eingemischt zu haben.
„Ich denke, ich werde beurteilen können, welches Wissen ein Erstklässler besitzen muss und welches nicht, Miss…“
„Valentine, Evey Valentine, Sir.”
„Miss Valentine. Zunehmend kann ich mich nicht daran entsinnen, Sie drangenommen zu haben.“
Ich schluckte hart, denn die Kälte in seiner Stimme war schneidend. „Das haben Sie nicht, Sir. Ich habe ohne Meldung gesprochen“, gab ich zu. Ich versuchte meinen Mut beisammen zu halten und weiterhin selbstsicher zu klingen. Nachgeben war jetzt keine Option mehr und ich verfluchte erneut mein loses Mundwerk.
„Ich weiß nicht, wie Sie erzogen wurden, Miss Valentine, aber hier in Hogwarts ist es üblich, sich vorher zu melden und zu warten, bis der Lehrer einem erlaubt, zu sprechen.“

„Verzeihen Sie, Sir, aber das war mir fremd“, gab ich bissig zurück, um das Zittern zu unterdrücken. Mein Herz setzte kurz aus.
Snapes Augen funkelten und seine Stimme wurde noch kühler als zuvor. Sie klang, als könne sie Eisen schneiden.
„Valentine, 15 Punkte Abzug für Gryffindor und die erste Strafarbeit. Heute Abend in mein Büro. Ich werde Sie von den Hausregeln unterrichten müssen, wie ich fürchte.“
„Gerne, Professor“, das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich war unheimlich wütend - auf ihn, aber auch auf mich. So hatte ich mir den Start in Hogwarts nicht vorgestellt. Ich wusste, noch während ich es aussprach, ich machte einen riesigen Fehler, doch ich konnte mein vermaledeites Mundwerk nicht mehr bremsen. „Nun, würden Sie uns bitte lehren, wie man Ruhm in eine Flasche füllt, Ansehen zusammenbraut und den Tod verkorkt?“, fragte ich kühl. Mein Puls raste und ich hatte wirklich Angst, jedoch gestand ich es nicht ein. Dafür war ich zu stolz. Sollte dieser eingebildete Schnösel doch machen, was er wollte, aber ich würde mir nicht alles gefallen lassen. Es war dämlich, sich schon am ersten Tag mit einem Lehrer anzulegen, allerdings machte es mich rasend, wie Snape Harry hier grundlos vorführte.
Snape schritt auf mich zu und kam mir mit seinem Gesicht ganz nahe. Die Stille jagte mir mehr Angst ein, als es eine Strafpredigt getan hätte. Zögernd sah ich in seine schwarzen Augen.
„Nun, Miss Valentine, sollten Sie ihre Zunge nicht in den nächsten Stunden zügeln, sehe ich mich dazu gezwungen, andere Maßnahmen zu ergreifen“, zischte Snape. „Ist dies in Ihren tauben Ohren angekommen?“
Ich hielt nur trotzig seinem Blick stand, bis er zu seinem Pult davonbrauste und ich unbemerkt aufatmen konnte.
Der Unterricht zog sich wie Kaugummi und meine Vorfreude auf Zaubertränke war mit dem Vorfall zu Beginn schon längst verblasst. Zu allem Überfluss konnte mich mein Haus vermutlich jetzt schon nicht mehr leiden - wer bei Merlins Barte schaffte es schon in der ersten Stunde so viele Punkte zu verlieren?!
Harry beugte sich auf einmal zu mir herüber.
„Wieso hast du das gemacht?“
Ich zuckte stumm die Schultern und sah zu Snape, der sich momentan zu Neville Longbottom gebeugt hatte und ihn fragte, was zum Teufel er in diesen verdammten Trank geworfen hatte, dass dieser nun ein Eigenleben führte und versuchte, den Löffel zu fressen.
„Du musst so etwas nicht machen. Nicht, wenn du Punkte verlierst und eine Strafarbeit kriegst!“
Ich sah Harry an und machte eine kleine Pause, bevor ich sprach.
„Ich dachte auch nicht, dass er direkt so reagieren würde. Ist schon okay alles. Ich hab halt meine Klappe nicht halten können. Aber trotzdem musst du nicht herhalten, wenn der Typ zu viele Dämpfe von seinen Tränken abbekommen hat“, antwortete ich.
Harry prustete los, doch das Lachen blieb ihm kurz darauf schon wieder im Halse stecken, als sich eine weiße Hand auf meine Schulter legte und schmerzhaft zudrückte.
„Sehr lustig, Miss Valentine. Kommen Sie mich doch bitte den Rest der Woche abends auch noch besuchen. Vielleicht bekomme ich wieder einen klareren Kopf, wenn ich ein paar Schüler quälen kann“, zischte mir Professor Snape ins Ohr.
Mein Herz war mir in die Hose gerutscht. Dennoch... Ich war hin- und hergerissen zwischen einem ärgerlichen Seufzen und einem humorlosen Lachen. Gut, das hatte ich nach dieser Dummheit wahrlich verdient. „Gern, Professor“, erwiderte ich dieses mal wohlweislich kurz angebunden und warf Krokodilszungen in meinen Trank.
„Trotz Ihres frechen Mundwerks scheint der Trank relativ präsentabel, Valentine“, sagte Snape und bedachte ihn mit einem mürrischen Blick, als sei er schuld an seinem scheinbar passablen Zustand. Dann wandte sich der Tränkemeister ruckartig um und verschwand rauschend in Richtung Pult. Ich konnte nicht anders als in mich hinein zu lächeln. Vielleicht war Snape doch nicht so ein unfairer Professor, wie er tat.


Punkt 18 Uhr stand ich vor seinem Büro. Ich erreichte es zusammen mit Harry, der darauf bestanden hatte, mich zumindest bis dorthin zu begleiten, nur mit Schwierigkeiten. Zugegeben war es vielleicht nicht ganz so klug von uns gewesen, alleine in ein magisches Schloss loszuziehen, in dem wir beide vorher noch nie so recht unterwegs gewesen waren. Wir hatten dann später zwar einen gewissen Peeves gefragt, der uns jedoch (wie wir nach zwanzig Minuten hoffnungslosem Herumirren feststellten) den falschen Weg wies, bis wir dann von einem älteren Schüler gefunden und belehrt wurden, dass Peeves der Poltergeist Hogwarts‘ war und keine Möglichkeit ausließ, mit seinem Schabernack allen das Leben schwerzumachen. Danach führte er uns netterweise zu Snapes Büro. Natürlich nicht ohne zu fragen, wieso wir zu diesem – wie er es ausdrückte – verkorksten Knauserich wollten. Und mich dann auszulachen, wie ich nur so dumm sein konnte, mich mit ihm angelegt zu haben. Vor allem direkt am ersten Tag. „Der wird dich nie wieder in Ruhe lassen!!“, prophezeite er und ging lachend wieder zurück in sein Haus. Ermutigend…
Ich klopfte an die Tür. Die eiskalte Stimme Snapes erklang und sagte: „Bitte!“
Es klang eher wie eine Forderung, als um ein höfliches Hereinbitten. Aus diesem Grund beeilte ich mich, dieser nachzukommen, und betrat sein Büro im Kerker von Hogwarts.
„Guten Abend, Professor. Hatten Sie einen angenehmen Tag?“, fragte ich und lächelte freundlich. Schon allein das genügte, um Snape zu reizen.
„Setzen Sie sich!“, blaffte er.
Ich setzte mich etwas verschreckt, dies aber wieder mit trotziger Miene versteckend auf einen Stuhl vor seinen Schreibtisch und ließ den Blick durch Snapes Büro schweifen. Ganz klar: Durch die ganzen Einmachgläser, in denen seltsame Wesen schwammen, und die ganzen dunkel wirkenden Büchern, war deutlich zu sehen, dass es sich hier nicht um eine wirklich herzliche Person handeln konnte. Oder es erklärte zumindest, wieso er so schlecht gelaunt war, fand ich.
Professor Snape saß mir gegenüber hinter dem wuchtigen Schreibtisch und musterte mich voller Argwohn.
„Ich habe bisher nur einmal in meinem Leben am ersten Schultag Erstklässlern eine Strafarbeit gegeben und das waren die Weasley-Zwillinge, die Feuerwerkskörper in einen Kessel geworfen haben und somit fast meinen gesamten Unterrichtsraum mit Froschinnereien tapezierten. Sie durften ihr Werk beseitigen. Es hat circa fünf Stunden gedauert“, sagte er und ließ den Blick immer noch auf mir ruhen, was mir langsam unangenehm wurde, „und dabei habe ich noch darauf verzichtet, sie es mit einer Zahnbürste reinigen zu lassen“, ergänzte er trocken.
„Interessant…“, gab ich nach außen hin unbeeindruckt zurück. Was interessierte mich das? Ich wollte nur noch meine Strafarbeit verrichten und wieder verduften. „Sie wollten mich über die Hausregeln in Kenntnis setzen, Professor“, rief ich ihm in Erinnerung. Mir war klar, dass er dies noch wusste und mich wahrscheinlich nur festhielt, um meine Strafe in eine unangenehme Länge zu ziehen.

Ich lag mit meiner Vermutung richtig.
„Nur keine Eile, Miss Valentine. Wir haben den ganzen Abend Zeit. Schließlich muss ich ein wenig Zeit außerhalb meines Labors verbringen, um die giftigen Dämpfe auszugleichen. Dafür haben Sie doch gewiss Verständnis“, erwiderte Snape und ein kurzes, gehässiges Lächeln huschte über seine dünnen Lippen.
„Das verstehe ich natürlich“, erwiderte ich genervt und atmete schwer aus. Das konnte noch ein sehr, sehr langer Abend werden.
Snape erhob sich und glitt um den Schreibtisch herum. Seine Bewegungen waren fließend und schnell, wie die einer lauernden Katze.
„Sie finden ebenfalls, dass Potter ein großer Held ist, nicht wahr?“, zischte er plötzlich und Zorn loderte in seinen Augen.
Ich sah ihn verwirrt an. Wie kam er jetzt darauf?
„Los! Antworten Sie! Für Sie ist er auch ein wahnsinnig toller Held, der den Dunklen Lord besiegte, nicht?“ Wieder war er mir mit seinem Gesicht sehr nahe gekommen und sein kalter schwarzer Blick bohrte sich in den meinen.
„Professor“, stammelte ich verwirrt, doch er schien wirklich auf eine Antwort zu warten. Ich setzte neu an. „Ich... ich denke, wie auch immer er es damals geschafft hat, es ist eine große Leistung den Dunklen Lord, wie Sie ihn nennen, zu besiegen. Harry zahlte damals einen hohen Preis und ich denke, dass er es sich nicht ausgesucht hat. Ich weiß nicht, woher Sie ihre Abneigung gegen Potter haben, aber verstehen kann ich sie nicht. Dieser Junge ist gerade mal einen Tag hier und Sie haben ihn schon auf dem Kicker. Entschuldigen Sie, aber das konnte ich nicht einfach so hinnehmen“, entgegnete ich und erwiderte seinen Blick standhaft, auch wenn mir langsam übel wurde. Mein Lehrer war mir in diesem Moment unheimlich. Er musterte mich stumm. Eine Pause entstand.
„Ich denke, dass Sie mich nicht verstehen müssen, Valentine. Ich habe meine Gründe. Und er war damals nicht der einzige, der einen hohen Preis zahlte. Lassen Sie es sich gesagt sein. Und nun wenden Sie sich dem Buch, das sich auf meinem Schreibtisch befindet, zu und schreiben es ab. Darin befinden sich alle Regeln unserer Schule. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!“, zischte er dann, glitt wieder an seinem Schreibtisch vorbei und ließ sich mit einer fließenden Bewegung auf seinem Stuhl nieder, um gleich darauf eine Schublade zu öffnen und dort einen Stapel Dokumente hervorzuziehen.
Verwirrt sah ich ihn weiter an. Ich begriff ihn nicht. Er merkte, dass ich noch nicht begonnen hatte und richtete seinen Blick blitzschnell wieder auf mich. „Na los, machen Sie schon“, sagte er unwirsch und gab mir ungeduldig mit der Hand einen Wink.
Ich blickte nun auf die Platte und entdeckte das Buch, von dem er gesprochen hatte. Es hieß 'Regel und Richtlinien der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei'. Ich stöhnte innerlich auf. Es musste mindestens 500 Seiten haben. Aber ich hatte ja Zeit, dachte ich bitter. So-viel-Zeit. Neben dem Buch lagen eine Feder und Pergament bereit, auf das ich die Paragraphen des Buches schreiben konnte. Ich begann meine Strafarbeit. Je früher ich fertig wurde, desto besser.

Ich war noch nicht einmal auf Seite 10 des Buches angelangt, als mir das Pergament ausging. Missmutig kritzelte ich etwas auf dem Rand herum, riss mich dann aber zusammen und räusperte mich, um Snapes Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Verzeihen Sie, aber mir ist das Pergament ausgegangen“, teilte ich ihm mit.
Ich musste schon mehrere Stunden beschäftigt gewesen sein und Professor Snape arbeitete ebenfalls so lange an dem Dokumentenstapel. Er kritzelte die ganze Zeit darauf herum und ließ manchmal ein paar genervte Seufzer von sich. Jetzt blickte er mich an, als habe er vollkommen vergessen, dass ich ihm überhaupt gegenübergesessen hatte und ebenfalls etwas am Krakeln war.
„Bitte?“, fragte er brüsk.
„Mein Pergament… es ist leer…“, sagte ich und deutete zuerst auf den Stapel beschriebenen Pergaments vor mir und dann auf das Buch.
„Wie viele Seiten haben Sie aus dem Buch kopiert?“, fragte Snape dann.
Ich blickte auf die Seitenanzahl und wurde noch unmotivierter, als mir die lächerliche Anzahl der Seiten wieder bewusst wurde.
„Zehn…“, sagte ich und rieb meine schmerzende Hand.
Snape sah auf seine Uhr und dann auf den Stapel Pergament.
„Sie können gehen. Es ist bereits 23 Uhr. Gute Nacht.“, murmelte er und wandte sich sofort wieder seinen Dokumenten zu.
Ich beobachtete ihn. Seine langen Haare hingen fast bis auf den Tisch, da er sich so weit heruntergebeugt hatte, und seine Haut wirkte in dem Schein der Fackeln noch blasser als heute Morgen im Klassenraum.
Plötzlich hob er den Kopf, musterte mich misstrauisch und sagte: „Haben Sie nicht gehört? Oder wollen Sie noch mal 10 Seiten schreiben?“
„Verzeihen Sie, Sir, ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Bis Morgen“, beeilte ich mich zu sagen und erhob mich.
Kurz bevor ich nach draußen trat, drehte ich mich noch mal um.
Snapes Blick lag für einen kurzen Moment dunkel und verschlossen auf mir, ehe er sich sofort wieder seinen Unterlagen widmete. In diesem Moment begriff ich, dass es einen Grund gab, wieso der Tränkemeister so verbittert und bösartig war. Ein Grund, der weder die Dämpfen seiner Tränke noch die Kerker von Hogwarts waren. Und ich wollte ihn herausfinden.


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Die mit * und ** gekennzeichneten Stellen sind originale Zitate von J.K.Rowling aus dem Buch "Harry Potter und der Stein der Weisen"


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