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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Zu viel Verzicht kann Stein aus Herzen machen

von Quitschkugel

„Sie haben vermutlich heute Morgen wieder die Schmierereien gesehen“, die Freundlichkeit Carrows verhieß nichts Gutes. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Es steht fest, dass all diejenigen, die uns einen Hinweis auf den oder die Täter geben können, gebührend belohnt werden. Ihnen müsste klar sein, dass die Ordnung hier überarbeitet wurde und manche Schlammblüter und deren Sympathisanten das noch verinnerlichen müssen. Helfen Sie ihnen dabei.“
Ich blickte auf meinen Tisch. Die Carrows waren der Inbegriff dessen, was ich verachtete. Sie widerten mich an. Dennoch war ich nervös, denn ich wusste nicht, was mir drohte, wenn sie mich kriegten. Severus würde nichts mehr für mich tun können.
„Sollte auch nur der kleinste Hinweis bekannt werden, werden Sie es melden. Andernfalls sind Sie genauso verdächtig wie strafbar und glauben Sie mir, mit Verrätern des Lords verfahren wir noch härter als mit Widersachern“, versprach Carrow hässlich grinsend und wandte sich zur Tafel um, um mit dem Unterricht zu beginnen. Es war mir nicht geheuer, dass er es vorerst dabei beließ. Wir verbrachten den Unterricht damit, verschiedene Zauber zu analysieren, die Schnittwunden hervorriefen – welche am effektivsten waren und welche gut zur Folter genutzt werden konnten. Allein die Vorstellung rief in mir Übelkeit hervor. Mir schoss nochmal dieser Traum durch den Kopf. Überall Blut, diese Schreie... ich hatte diese Technik dort scheinbar schon beherrscht. Dieses dunkle Blut… ich schüttelte verstört und erschüttert den Kopf und rief mich zur Ordnung. Ich musste diese Stunde nur schnell hinter mich bringen.
Sam und ich erarbeiteten gemeinsam halbherzig ein Ergebnis. Wir wussten sehr genau, uns blieb keine andere Wahl, als etwas abzugeben, denn andernfalls drohte mittlerweile nicht einfach eine schlechte Note, sondern vermutlich auch eine Vorführung der Flüche an uns als Versuchsobjekte.
„Ich gebe das gerade vorne ab“, sagte meine Freundin, als es schellte, und begab sich ans Pult. Ich nickte dankbar und unterdrückte währenddessen ein Gähnen, ehe ich meine Sachen zusammenpackte und mich erhob.
„Wie wäre es, wenn wir ein paar von den Flüchen an dir testen, Valentine?! Bist ja immer ganz versessen auf solche Demonstrationen!“
Es war Blaise, der mich noch immer im Visier hatte wegen des Vorfalls damals; er wurde langsam wirklich ermüdend. Ich quittierte diese Bemerkung wohlweislich nur mit einem humorlosen Lächeln und schluckte meinen aufsässigen Kommentar hinunter – eine Eskalation konnte ich mir nicht leisten. Sam war in diesem Moment auch wieder an meiner Seite, warf Blaise einen bösen Blick zu und verließ mit mir das Klassenzimmer.
„Was für ein Flachgeist“, schimpfte Sam leise, „na ja, wie auch immer. Hier, Evey, Ginny wollte heute Abend eine kleine Ablenkung für alle organisieren und hat das Quidditischfeld für uns blockiert. McGonagall will vermutlich auch da sein, damit wir ungestört ein paar Ringe werfen können. Kommst du auch?“, fragte sie mich dann mit einem schiefen Lächeln.
Mir erschien Severus‘ vor Augen, als er mir heute Morgen mitteilte, mich abends wieder zu erwarten. Ich schüttelte mit ehrlichem Bedauern den Kopf. „Du weißt doch, Besen sind nicht so meins“, erwiderte ich ausweichend.

„Ach Evey, komm schon! Ich schaue vermutlich auch eher zu, aber das wird bestimmt trotzdem total lustig!“, versuchte mich Sam zu überreden. Ich wusste, wie wichtig ihr es wäre, mit mir dort hinzugehen, doch war es mir gerade einfach nicht möglich.
„Ich würde wirklich gerne“, und das war tatsächlich die Wahrheit, „aber der Trank-“
„Es ist immer der ‚Trank‘“, unterbrach mich meine Freundin und setzte das Wort ‚Trank‘ mit ihren Fingern genervt in Anführungszeichen, „davon kannst du auch mal eine Pause gebrauchen.“
Ich senkte etwas gequält den Blick. „Aber nicht heute Abend, es geht einfach nicht. Das ruiniert mir wochenlange Arbeit.“
„Wo braust du überhaupt? Es tut mir leid, aber das mit Slughorn kauf' ich dir einfach nicht ab.“
Wie kam sie auf diesen Gedanken? Das Ganze entwickelte sich in eine völlig falsche Richtung. Ich sah sie an und wusste im ersten Moment vor lauter Überforderung nicht recht, was ich ihr antworten sollte.
„Mir wurde ein leeres Klassenzimmer zur Verfügung gestellt. Wieso fragst du überhaupt?“, erwiderte ich dann etwas gereizt.
Sam schnaubte wütend. „Das liegt wohl klar auf der Hand. Lass es gut sein, ich wünsche dir heute Abend viel Spaß beim Brauen“, und damit ließ sie mich stehen und ging alleine weiter zur nächsten Stunde.
Ich schüttelte etwas fassungslos den Kopf. Natürlich, es lag auch auf der Hand, wieso sie sauer und enttäuscht war, aber dann gleich so zu reagieren? Ich ballte meine Hände zu Fäusten und ging weiter. Sie sollte sich denken können, wieso ich gerade so unter Stress stand. Wenn dies alles erst einmal vorbei war und ich es ihr erklären konnte, würde es sich auch wieder komplett aus der Welt schaffen lassen. Das hoffte ich zumindest. Allerdings musste ich bis dahin durchhalten und ich wusste nicht, wie lange das alles noch gehen sollte.
Der Tag zog sich wie Kaugummi und Samantha ging mir nach Möglichkeit aus dem Weg. Ich verbrachte die restliche freie Zeit damit, bereits ein paar Stunden für die Schule vorzubereiten, um später ein wenig mehr Luft zu haben und am Wochenende eventuell noch eine letzte Aktion mit Alistair vor den Ferien zu starten. Zum Gemeinschaftsraum traute ich mich gerade nicht mehr – zumindest war ich nicht erpicht darauf, heute nochmal auf Sam zu treffen. Später, gegen 21 Uhr, lief ich kurz an Severus‘ Büro vorbei und sondierte dort wie immer die Lage. Als ich entschied, dass die Luft vermutlich rein war, ging ich durch den Eingang und klopfte an seine Tür. Es dauerte auch nicht lange und er öffnete sie kommentarlos. Sein Blick fiel kurz hinter mir in den Gang, nur um kurz daraufhin dunkel an mir hängenzubleiben, bis der Tränkemeister selbst zur Seite trat.
Schweigend ging ich an ihm vorbei und wartete in der Mitte des Raumes, bis er die Tür geschlossen hatte und zu mir gekommen war. „Ich arbeite heute selbst ebenfalls im Labor und werde nicht jeden deiner Schritte überwachen können. Melde dich, wenn du Fragen hast“, er hatte sich noch während des letzten Satzes umgewandt und nach oben begeben.
Etwas genervt und gehetzt folgte ich ihm. „Es wäre ja mal eine ganz neue Erfahrung, wenn du nicht jeden meiner Schritte überwachst – zumindest seit du Schulleiter bist“, ich wusste noch immer nicht, woher er wusste, wann ich wo war und was ich tat. Vermutlich würde er auch wissen, was ich bei dem Trank tat oder auch nicht tat, ohne mich dabei beobachten zu müssen. Ich schluckte meinen Ärger runter. „Im Übrigen ist es schön, dich zu sehen. Severus, es sind bald Ferien und-“

Ich war etwas gedankenverloren die Treppe emporgestiegen, während ich gesprochen hatte, hielt aber nun irritiert inne, als er sich abrupt zu mir umwandte. Wir schwiegen uns kurz an.
„Ist… irgendwas?“, fragte ich dann zögerlich.
Wieder eine Pause. Ich zog einerseits irritiert, andererseits ungeduldig eine Augenbraue hoch und musterte meinen Gegenüber.
„Du möchtest wissen, wo ich in den Ferien bin“, stellte er kurz daraufhin fest und sah mich weiterhin verschlossen und distanziert an. Ich wurde aus ihm nicht schlau. Es wirkte fast, als habe er damit gerechnet, hatte aber zugleich gehofft, ich würde diese Frage gar nicht erst stellen. Ich persönlich hing derweil noch an der kleinen, verbalen Spitze, die ich ihm vor meiner Erwähnung der Ferien entgegengeworfen hatte, und fragte mich, wieso er sich daran nicht gestört hatte.
„Ja“, stimmte ich gedehnt zu, „ist das ein Problem?“
Snape schürzte die Lippen und betrat nun endgültig das Labor, um sich dort an etwas zu schaffen zu machen, das sehr an ein Destilliergerät erinnerte.
„Natürlich nicht“, knurrte er dann widerwillig, „nur kannst du durch deinen Trank Hogwarts nicht ohne weiteres verlassen und ich werde in den Ferien größtenteils in meinem Haus sein. Ich bin noch unentschlossen, ob ich es wagen will, dich hier bei den Carrows zulassen“, er warf mir einen sarkastischen Blick zu, „denn ich bin mir noch nicht schlüssig, wer am Ende der oder die Überlebende ist.“
Ich musste müde lächeln und betrachtete ihn belustigt. „Ich garantiere für nichts. Aber ja, du hast recht. Ich werde hier bleiben müssen, aber wenn du nicht da bist, muss ich sowieso mit meinem Trank umziehen.“ Ich sah mich ein wenig wehleidig in seinem Labor um und versuchte, mich mit dem Gedanken anzufreunden, in ein unbenutztes Klassenzimmer, dessen Ausrüstung im Vergleich zu hier mangelhaft war, wechseln zu müssen. Dann entschied ich mich, mit der Arbeit zu beginnen, und packte meine Tasche aus.
„Ich habe nicht gesagt, dass es sonst keine andere Möglichkeit gäbe“, meinte mein Lehrer dann den Rücken mir zugewandt.
Verwirrt blickte ich auf und hielt in meinem Tun inne.
„Wirst du über Weihnachten und Silvester erwartet?“, fragte er weiterhin scheinbar konzentriert bei seiner Arbeit.
Ich runzelte die Stirn. „Ich sollte dieses Jahr eigentlich gar nicht nach Hogwarts gehen. Deswegen sehe ich derzeit von Besuchen bei meiner Großmutter ab, sonst lassen die mich da nicht mehr weg“, meinte ich trocken und war gespannt, worauf er wohl hinauswollte.
„Ich bin nicht das erste Mal mit einem halbfertigen Trank in den Ferien umgezogen, um ihn in meinem Haus dann zu beenden. Diesen hier wirst du wohl kaum in den nächsten zwei Wochen fertigstellen, aber ihn hier zu lassen, würde ihn ruinieren. Und ohne Hilfe wirst du ihn kaum bewältigen können“, er warf einen leicht höhnischen Blick über seine Schulter.

Ich wiederum musterte Snape nur weiter äußerst skeptisch und wartete, dass er weitersprach. Wollte er darauf hinaus, was ich gerade vermutete?
Als keine weitere Reaktion von mir folgte, wandte er sich doch um und sah mich gespielt vorwurfsvoll an. Er lehnte sich gegen den Tisch, an dem er gearbeitet hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „An dieser Stelle würde ich ein Entgegenkommen deinerseits sehr schätzen“, meinte er dann ironisch und stieß amüsiert die Luft aus.
Ich blinzelte etwas überfahren und erwiderte den Blick des Direktors noch einen Moment entgeistert. Seine Andeutungen ließen eigentlich nur eine Erklärung zu, allerdings hielt mich die Angst, mich mit einer Missdeutung zu blamieren, zurück, es laut auszusprechen.
Langsam wurde sein Blick allerdings ungeduldig, was mich zum Handeln zwang. „Ich… soll mit dir kommen?“, fragte ich dann langsam. Mein Herz pochte immer schneller, während ich auf eine Reaktion seinerseits hoffte.
Statt Ungeduld konnte ich jetzt ganz klar einen gutmütigen Spott auf seinen Zügen erkennen. Er wartete scheinbar auf eine Antwort zu der von ihm nicht ausgesprochenen Frage. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich sollte zwei Wochen zu ihm in sein Haus? Wie stellte er sich das vor? Wie stellte ICH mir das vor!?
„Wieso?“, kam es nun von mir und ich verfluchte mich augenblicklich dafür, nicht einfach direkt ja gesagt zu haben.
Nun wandte sich Severus leise lachend ab, um ein Kraut, das ich nicht direkt identifizieren konnte, zu zerschneiden. „In Hogwarts werden höchstens die bleiben, die sich klar zum Dunklen Lord bekennen - an dieser Stelle wäre ich so frei, dich dieser Gruppierung nicht zuzuschreiben. Alle anderen fahren vermutlich zu ihren Familien. Du kannst hier allerdings nicht wirklich weg, da du an den Trank gebunden bist. Ich kann ihn dir bedauerlicherweise nicht zu deiner Großmutter bringen, aber in mein Haus ist es möglich. Dort kann ich auch eher auf dich achten und sehen, dass du keinen Unfug anstellst.“
Ich lehnte mich langsam gegen ein Buchregal, um das Gesagte zu verarbeiten. Was für einen Zweck verfolgte er? Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass er diesen Trank nutzte, um bessere Kontrolle über mich zu haben. Wenn ich es genau betrachtete, merkte ich, wie stark ich dadurch tatsächlich eingeschränkt wurde. Es ging ja zum Teil sogar soweit, dass ich selbst die Graffitis kaum noch weiter verfolgen konnte.
Er hielt nochmal in seinem Tun inne und wandte seinen Kopf in meine Richtung. Ich wusste, er erwartete eine Antwort, jedoch haderte ich mit mir selbst. Er schien mich tatsächlich in irgendeiner Weise zu beobachten, allerdings nur hier in Hogwarts. Andernfalls könnte er beruhigt von hier weggehen und mich von seinem Haus aus weiter kontrollieren, oder nicht? Ich versuchte mir ein wenig Zeit zu verschaffen.
„Hältst du das für so klug? Samantha ahnt jetzt schon sehr viel und ich weiß nicht, wie ich ihr da was vormachen soll“, ich hatte wirklich ernsthafte Bedenken an allem, auch wenn ich bei einer rein emotionalen Entscheidung nichts lieber getan hätte, als direkt zuzustimmen.
Severus zog die Stirn kraus und richtete sich auf. „Was Miss Sherin angeht“, begann er dann und der Wechsel seiner Tonlage gefiel mir ganz und gar nicht, „sollten wir überdenken, dass wir ihr die eine oder andere Erinnerung lieber gänzlich nehmen sollten. Sie ist eine große Gefahr für-“
„DENK nicht einmal dran!“, fuhr ich ihn an.
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, rational zu denken und zu handeln. Die Aufgabe übernehme ich schon für uns beide. Allerdings sollte dir bewusst sein, dass ich diverse Gefahren abschätzen muss, was mich zu solchen Entscheidungen bringt. Ich bin mir sicher, euer Verhältnis zueinander würde davon nur profitieren“, sagte er kalt. Ich war gerade zu sehr in Rage, um zu begreifen, dass er von ihrem und meinem Streit nichts wissen konnte.
„Du lässt deine Finger von ihrem Gedächtnis“, zischte ich aufgebracht.

Er holte tief Luft, wandte genervt seinen Blick ab und schien vorerst zu überlegen, was er nun als nächstes sagen sollte. Kurz danach sah er mir wieder in die Augen. „Denk darüber nach, dass es auch eine Gefahr für sie darstellt. Aber ich überlasse dir diese Entscheidung und die damit verbundene Verantwortung. Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen“, er ging zu einem Kessel, der über dem Feuer hing, und rührte den darin köchelnden Trank behutsam mit seinem Zauberstab um, „kommst du nun mit? Es wird hier ohnehin niemand bezeugen können, ob du hier geblieben bist oder nicht. Nach meiner Information gehen alle Gryffindor nach Hause. Es wird also in diesen turbulenten Zeiten nicht auffallen, wo du die Ferien verbringst. Ansonsten kannst du immer noch behaupten, du seist auf Reisen gewesen.“
Ich fuhr mir durch mein Haar und machte mich meinerseits nun auch wieder an meinen Trank. Eine wirkliche Wahl hatte ich eigentlich nicht. Wenn man es rein sachlich betrachtete, würde ich es nicht überleben, die Ferien hier alleine mit den Carrows und Todessern in Spe zu verbringen. Sam würde so oder so etwas ahnen, also konnte ich zumindest ihr die Wahrheit sagen, auch wenn Snape mit seiner Behauptung Recht hatte – unser Verhältnis war eine Gefahr für sie.
Ich seufzte und ließ demotiviert meine Arme sinken. Ich wollte das alles nicht mehr, ich wollte nicht mehr zwischen den Welten hin und her wechseln.
Meine Gedanken nahmen mich so ein, dass ich erst bemerkte, wie Severus hinter mir stand, als er meine Hände von hinten ergriff und sie beim Zerschneiden der Goldregen-Blüten führte.
„Du musst hier sehr behutsam vorgehen und das Messer wiegen. Die Goldregen-Blüten haben kleine Perlen in der Innenseite, die bei einer zu rabiaten Zerteilung abreißen. Sie sind allerdings sehr wichtig für den Trank – je mehr du ihm zufügst, desto gelungener wird er“, erklärte er mir dann leise. Sein Mund befand sich direkt neben meinem Ohr und ich erschauerte beim Klang seiner Stimme. „Jede Kleinigkeit ist hier entscheidend.“
Er ließ meine Hände los und lehnte sich mit dem Rücken neben mir an den Tisch. Es wirkte, als würde er fasziniert ein ihm unbekanntes Wesen beobachten, unsicher, was es als nächstes tun würde und ob er daraus eine Regelmäßigkeit ableiten konnte oder nicht.
Ich erwiderte reserviert seinen Blick. „Wirst du nicht zu irgendwelchen Aufgaben des Dunklen Lords berufen oder musst du nicht irgendwelche Todesser treffen?“, fragte ich trocken.
Wieder ruhte der Blick seiner schwarzen, tiefgehenden Augen eine Weile auf mir, ehe er antwortete. „Werde ich. Aber das findet außerhalb meines Hauses statt und du befindest dich dann während der gesamten Zeit nun mal nur dort.“
Ich lachte humorlos. „Also nur für mein Verständnis: Du bietest mir an, mich für die gesamten Weihnachtsferien bei dir zu Hause einzusperren? Nicht, dass hier ein Missverständnis aufkommt…“
Sein Gesichtsausdruck wurde kalt. „Ja“, entgegnete er nur.
„Mensch, du weißt echt, wie man Frauen glücklich macht. Lässt du mich am Ende der Ferien da auch wieder raus?“, fragte ich böse.
Unbeeindruckt zog er eine Augenbraue hoch und verzog seine Lippen zu einem dünnen, missbilligendem Lächeln. „Wenn mir danach ist“, antwortete er spröde.
Ich schüttelte den Kopf und nahm das Brett mit den zerschnittenen Blüten, um es einem Sud hinzuzufügen, den ich vorbereitet hatte.
„Das würde ich vielleicht unterlassen, wenn du nicht von neuem beginnen möchtest“, intervenierte Snape und war binnen Sekunden neben mir, um mir rasch das Brett aus der Hand zu nehmen. Böse funkelte ich ihn an.
„Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, fragte ich gereizt.

„Das geht nur bei Tageslicht. Ich füge es morgen für dich bei“, entschied der Tränkemeister und verstaute die Blühten behutsam in einem kleinen Schälchen. Danach reichte er mir das Brett wieder. „Vielleicht sollten wir uns heute nur auf die nötigsten Schritte beschränken. Die Konzentration leidet gerade bei uns beiden durch das hitzige Gespräch, das wir haben.“
Seine Sachlichkeit trieb mich zur Weißglut. Ich warf ihm das Brett auf den Tisch und packte meine Tasche zusammen. Er schwieg.
Ich zog den Riemen über die Schulter und ging Richtung Tür.
„Wo willst du hin?“, fragte mich Snape.
„Ich werde jetzt gehen. Ist mir doch egal, was mit dem Trank ist. Wenn er vergeht, muss ich wenigstens nicht hier bleiben. Dann kann ich machen, was ich will“, schimpfte ich und verließ das Labor, um die Treppe anzusteuern. Ich war kurz davor, den Fuße zu erreichen, als Snape an der Empore erschien.
„Bleib stehen, Evey“, verlangte er etwas genervt.
Ich wirbelte herum. „Du treibst mich in den Wahnsinn. Einerseits bist du der größte Choleriker, den ich kenne, andererseits kannst du mit Emotionen anderer überhaupt nicht umgehen! Wegen dir habe ich mich heute mit Sam gestritten und jetzt verlangst du von mir, dass ich sie für dich manipuliere!“
Er fasste sich mit geschlossenen Augen an die Nasenwurzel und winkte mich mit der anderen Hand nach oben. „Komm bitte wieder hoch“, sagte er dann.
Ich war wütend. Ich war so unheimlich wütend. Und ich wusste, dass ich weniger wütend auf ihn, als auf die gesamte Situation war. Darauf und auf meine verdammte Hilflosigkeit. Diese Erkenntnis trieb meinen Puls erneut nach oben und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich war so ohnmächtig.
„Evey“, kam es nur erneut von Severus.
Ich stieg die Treppen wieder zu ihm hoch, ließ meine Tasche ungeachtet fallen und warf mich hart an seine Brust. Severus sah einen Augenblick nur erstaunt von oben auf mich hinunter, ehe er seine Arme um mich legte und mich an sich drückte. Ich unterdrückte aufkommende Tränen und vergrub mein Gesicht in seinem schwarzen Gewand. Unschlüssig legte Severus mir seine Hand auf den Kopf und strich mir über das Haar.
„Ich wollte nicht so austicken“, murmelte ich. Meine Stimme wurde von dem Stoff gedämmt, „ich fühle mich nur so hilflos.“
Ich merkte, wie Severus leise seufzte. Er schwieg weiterhin, legte dann aber seine Lippen auf mein Haupt und hauchte mir einen Kuss aufs Haar.
Wir schienen eine Ewigkeit in dieser Position auszuharren. Rückblickend bin ich mir nicht mehr sicher, ob er mich oder ich ihn tröstete. Doch als wir uns wieder voneinander lösten und den nötigen Teil unserer Tränke bearbeiteten, war alles gesagt worden, und ich wusste, wo ich meine Ferien verbringen würde.


Gerade, als ich meine letzte Zutat für den dritten Sud in den Kessel geworfen hatte, umschlang Severus von hinten meine Hüfte und Taille, zog mich feste an sich heran und küsste mich in den Nacken. Ich erzitterte und ließ beinahe die Schale fallen, die sich noch in meiner Hand befand.
„Severus!“, keuchte ich überrascht.
Er ließ nur ein leises, kehliges Lachen vernehmen. Dann drehte er sich zu mir um, entnahm mir die Schale, um sie ungeachtet auf den Tisch hinter sich zu stellen und mich kurz darauf sanft gegen die Wand neben der Feuerstelle zu pressen. Geschickt platzierte er eines seiner Beine zwischen meine und hielt mit einer Hand eines meiner Handgelenke fest, während seine andere Hand sich oberhalb an der Wand abstützte. Ein schelmischer, schalkhafter Glanz lag in seinen Augen und umspielte seine Lippen in Form eines verschmitzten Lächelns. Ich war förmlich berauscht von seinem Anblick und vergaß allen Zweifel, alle Skepsis, ob all das, was ich mit ihm tat, richtig war. Alles, was zählte, war er.
Sein Blick irrte von meinen Augen zu meinen Lippen, während sich sein Mund leicht öffnete, ohne dass es Severus selbst wirklich bewusst war. Er drückte sich etwas fordernder an mich, legte aber seine rechte Hand behutsam an mein Kinn und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns, um seine Lippen fordernd auf meine zu legen. Sein Kuss war leicht, gleichzeitig aber doch so leidenschaftlich, dass mir meine Beine drohten den Dienst zu versagen.
Severus löste sich von mir und musterte mich nun plötzlich etwas spöttisch. Ich räusperte mich verlegen und wandte den Blick ab in der Hoffnung, er würde mich vorerst in Ruhe lassen – er wusste, was er mit mir anrichtete. Als er sich jedoch nur weiter an meiner Verlegenheit zu ergötzen schien, beschloss ich, das Schweigen zu brechen.
„Wo kam das denn gerade her?“, fragte ich etwas mürrisch, was nur zu seiner Erheiterung beitrug. Es glänzte wieder schelmisch in seinen Augen und er ließ gänzlich von mir ab.
„Ich möchte mich nicht immer zurückhalten“, entgegnete Severus schmunzelnd.
„Ja, weil du dich ja immer so beherrschst. Zu viel Verzicht kann Stein aus Herzen machen“, grummelte ich und begab mich noch immer etwas wackelig auf den Beinen daran, meine Sachen zusammen zu räumen. Ich hörte ihn leise schmunzeln.


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