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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Nächtlicher Besuch

von Quitschkugel

Ich stieg einige wenige Treppen hinab zu einer älteren, dunklen Holztür. Sie öffnete sich von alleine, als ich sie erreichte und meine Hand danach ausstrecken wollte. Verwirrt betrat ich den Raum, aus dem mir der Geruch alter Bücher und abgestandener Luft entgegenwehte. Ich blickte mich um, die Beleuchtung war gedämmt, eher ungeeignet für eine Bibliothek. Direkt unweit vom Eingang befand sich eine Theke, die überladen war mit altem Pergament, Zeitungen und Büchern. Eine alte, riesige Kasse stand direkt am Ende nahe der Wand, an der sich ausschließlich ebenfalls überladene Regale befanden. Soweit ich es sehen konnte, war ich allein. Ich machte unschlüssig zwei weitere Schritte in den Raum hinein und erblickte eine kleine Treppe, die noch weiter hinab in andere, verworrene Labyrinthe aus Regalen und Büchern führen musste. Auf einmal tauchte ein älterer Mann hinter der Theke auf. War er schon länger dort gewesen? Vielleicht gebückt hinter der Kasse, sodass ich ihn nicht sofort erblickt hatte. Seine Erscheinung war dunkel und er wirkte trotz seines hohen Alters auf diffuse gefährlich. Ich fragte mich, in was für einer Art von Bibliothek ich wohl geraten war.
„Serpens“, sagte ich. Ich wusste nicht, wieso mir dieses Wort von den Lippen ging.
Der Bibliothekar nickte und bedeutete mir, ihm zu folgen. Er tippte mit dem Zauberstab auf verschiedene Bücher und ließ so ein Regal zur Seite fahren, wodurch ein Gang sichtbar wurde. Mit einer weiteren Handbewegung zeigte er mir, dass ich dort hineingehen solle, und wandte sich wieder um, um hinter der Theke zu verschwinden.
Zögerlich betrat ich den Korridor und sorgte somit dafür, dass sich das Regal hinter mir wieder zu schließen begann. Ich folgte ihm bis zu einer weiteren Tür, die sich erneut von selbst öffnete, um mir Einlass zu gewähren. Ich blieb wie angewurzelt stehen.
Dumbledores Leiche lag mit verdrehten Gliedern direkt vor mir. Unweit von ihm kniete Snape schweratmend und blutüberströmt auf den Fliesen. Er hatte mir den Rücken zugekehrt, seine Kleidung war zerrissen.
„Evey, es wird Zeit, dass du eintriffst“, ich wandte den Blick nach oben und sah Voldemort, der mit gezücktem Zauberstab neben einem wuchtigen, riesigen Tisch stand. Zweifellos war er derjenige, der Snape so zugerichtet hatte. Etwas weiter hinten im Raum sah ich mehrere Todesser, die vermummt mehrere Menschen mit ihren Zauberstäben bedrohten. Das gedämmte Licht machte es mir unmöglich, die Gesichter sofort zu erkennen, doch sie kauerten alle zusammengerottet inmitten eines Kreises von Voldemorts Anhängern. Ich trat ein wenig weiter in den Raum hinein und besah mir die Gestalten genau. Mein Herz pochte hart gegen meine Brust, als ich einige DA-Mitglieder erkannte. Hatte ich sie alle verraten? War es meine Schuld gewesen, dass sie nun hier waren?
„Gut, dass du uns die Drahtzieher in Hogwarts beschaffen konntest. Severus hat seine Strafe dafür, dass er dort versagt hat, schon zu Teilen genießen können. Der Widerstand wird bald gebrochen sein“, fuhr Voldemort unbeeindruckt fort.
„Danke, my Lord“, sagte ich monoton. Was war hier los? Wieso nannte ich ihn so? Wieso tat ich nichts gegen ihn? Ich blickte nochmal hinab auf Dumbledores Leiche und Grauen erfüllte mich.

Voldemort warf einen angewiderten Blick auf Snape. „Ich hatte eigentlich mehr von dir erwartet, Severus. Aber du hast hinter den Mauern versagt. Das Mädchen hat dich weich werden lassen.“
„Ja, my Lord“, kam es nur gedämmt von Snape und er hustete.
Voldemort wandte sich wieder mir zu. „Die derzeitigen Umstände zwingen mich allerdings, von jedem die Loyalität infrage zu stellen. Ich möchte sicher sein, dass alles von dir nur gespielt war, um deren Vertrauen zu bekommen. Folter ihn für sein Versagen und schaff ihn mir aus den Augen. Danach kümmerst du dich auch um die restlichen Widersacher, falls die anderen nicht schon mit ihnen fertig sind“, verlangte Voldemort.
Ich trat weiter in den Raum, ging um Snape herum und blickte ihm ins Gesicht. Er blutete aus unzähligen Wunden und schien sich kaum noch mit den Armen aufstützen zu können. Als er meine Schritte wahrnahm, hob er den Kopf. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht. Ich hörte, wie hinter mir die Gefangenen nun ebenfalls nacheinander gefoltert und langsam hingerichtet wurden. Alles in mir schrie danach, sich umzudrehen, etwas zu tun, sie zu retten. Doch mein Körper gehorchte mir nicht. Ich war gefangen. Stattdessen zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf Snape.
Sein Atem ging immer noch rasselnd, doch er rang sich ein müdes Lächeln ab. „Jetzt hast du mich geopfert, um deine Haut zu retten“, keuchte er und lachte leise und humorlos, „ich hoffe, du kannst damit leben, über Leichen zu gehen.“
Alles in mir zerbrach. Diese Schreie, seine Wunden… es war alles meine Schuld. Dumbledore hätte all dies verhindern können – wieso war nicht ich statt seiner gestorben? Ich wollte mich zusammenkrümmen, schreien, weinen, flehen... doch nichts dergleichen kam mir über die Lippen.
Wütend schwang ich den Zauberstab und fügte Snape weitere Schnitte zu. Tränen rannen mein Gesicht herab, während der Tränkemeister keuchte und jeden Schrei unterdrückte. Ein weiterer Schnitt, er rang nach Luft, sein Blut ergoss sich auf den Boden... Dann der fatale Fehler. Mir misslang ein Fluch, der Schnitt setzte sich falsch und riss Severus die Kehle auf.
„Nein“, entfuhr es mir nun doch und ich fing seinen kraftlosen Körper auf. Dieses Bild, dieses Bild aus dem See. Nein, er durfte nicht sterben, er sollte nicht sterben! Ich drückte meine Hände auf die Wunde und-


Keuchend wachte ich auf und strich mir durch Gesicht und Haare. „Um Himmels Willen“, flüsterte ich und besah mir meine Hände, nur um sicher zu gehen, dass an ihnen kein Blut klebte. Ich wusste, dass ich nicht lange geschlafen haben konnte. Mit einem Schwung war ich aus dem Bett. Ich zitterte am ganzen Leib, zog mich aber dennoch wieder an. Ich musste mehr tun, musste schneller etwas dagegen tun.
Ich warf mir meine Tasche über die Schulter und verließ den Turm. Es war dunkel, als ich schnell den Raum der Wünsche erscheinen ließ und hineinschlüpfte. Er war relativ klein, allerdings meinen Bedürfnissen perfekt angepasst (so, wie man es von diesem Raum auch kannte). Schnell packte ich meine Zutaten aus und begann mit der Fortsetzung des Brauens. Es lag noch Arbeit vor mir, allerdings machte ich Fortschritte. Die magische Farbe musste ich bald nur noch einfärben und in Dosen füllen. Der Vielsafttrank würde mich noch ein wenig beschäftigen, aber war der einmal in Gang, musste man nur noch Zeit bringen.
Vielleicht würde ich Slughorn in der UTZ-Vorbereitung fragen, wie man Felix Felicis braute – konnte ich eigentlich auch mal gut gebrauchen und würde in der UTZ definitiv alles abräumen. Würde, wenn ich es dann nicht glorreich vermasselte. Kopfschüttelnd warf ich den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf mein Tun.
Seit der Party waren wieder eineinhalb Wochen vergangen. Severus und ich hatten in der Zeit kaum Kontakt gehabt und Halloween näherte sich. Passend zum Gruselfest waren tatsächlich Dementoren um das Gelände der Schule abgestellt worden – natürlich zu unserer „Sicherheit“. Mein Vielsafttrank von Slughorn würde ausreichen, um mindestens eine Aktion pro Woche zu starten, bis mein eigener fertig war. Dann hätte ich noch einen kleinen Notvorrat.
Ich warf eine weitere Zutat in den Vielsafttrank und begann dann die Mischung für die magische Farbe in mehreren Behältern aufzuteilen, um sie dann einzufärben. Ich hatte sie so angepasst, dass sie sich immer mehr einbrannte, wenn man versuchte, sie aus den falschen Gründen zu entfernen. Sie war ergo erst zu lösen, wenn der Dunkle Lord besiegt war oder jemand aus dem Widerstand es aus anderen Gründen tun wollte. Das würde die Carrows ein wenig beschäftigen.

Ich entschied mich für acht Basisfarben, die ich aber, wenn ich mich beeilte, nach Anbringung an der Wand noch ein wenig vermischen konnte. Die Färbung musste ich allerdings noch etwas verschieben, da ich dafür nochmal Hogsmeade aufsuchen wollte – ich hatte noch ein wenig recherchiert, weil ich mir nicht sicher gewesen war, womit man am ungefährlichsten einfärben konnte, damit es nicht zu einer ungewollten Reaktion innerhalb der Farbe kam.
Ich bereitete eine weitere Zutat für den Vielsafttrank vor und warf sie gedankenverloren hinein. Was Severus wohl gerade tat? Ich seufzte und vertrieb die aufkommenden Gedanken an den Traum. Hoffentlich würde ich bei meinem eigenen Widerstand wirklich niemals erwischt werden, sonst würde es ein Desaster geben. Ich stellte die Flamme so ein, dass der Trank bedenkenlos köcheln konnte und packte meine Sachen zusammen. Bis ich die nächste Zutat hinzufügen konnte, musste ich jetzt wieder eine Woche warten.
Es war schon fast zwölf und ich musste schauen, wie ich unbemerkt wieder in den Schlafsaal kam. Eigentlich hatte ich heute geplant gehabt, etwas früher ins Bett zu gehen. Hatte auch ganz gut funktioniert bis zu dem wundervollen Albtraum. Ich schüttelte genervt über mich selbst den Kopf. Eigentlich wollte ich ja gerade lieber wieder zu ihm, aber ich wusste nicht, ob das okay ging… vielleicht sollte ich lieber noch etwas warten? Ich wusste es nicht. Der Traum hatte mich mitgenommen und ich wollte einfach sehen, dass alles in Ordnung war.
Gedankenverloren schloss ich meine Tasche und warf mir den Riemen über die Schulter, ehe ich noch einen Blick in den Trank warf und den Raum verließ. Draußen war es ruhig, doch ich entschied mich trotzdem für einen Tarnzauber. Meine Gedanken drifteten zu der letzten Nacht mit Severus ab. Ich war mir nicht sicher, was er plante – einen Plan hatte er definitiv, wir sprachen von Snape – , denn es wunderte mich, obwohl er „alles“ wollte, dass er sich bei seinen körperlichen Annäherungen darauf beschränkte, mich an sich zu schmiegen. Küsse schienen schon das höchste aller Maße zu sein und das, obwohl er nun die Grenzen selbst stecken konnte. Ich war mir selbst nicht sicher, wie ich dazu stand, was dazu führte, dass ich zu befangen war, um den ersten Schritt zu tun. Das war alles viel zu grotesk.

Ich biss mir auf die Unterlippe und sah vorsichtig in den nächsten Korridor hinein. Mein Herz setzte kurz aus, als ich direkt drei Meter entfernt auf Goyles fleischigen Rücken blickte. Herrje, er und Crabbe hatten wohl eine Wache für die Carrows übernommen. Wenn ich denen in die Hände fiel, hatte ich ein riesiges Problem. Ich drehte mich fluchtartig zurück und lehnte mich an die Wand, um kurz durchzuatmen. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee zu Snape zu gehen. Aber mit den ganzen Sachen? Oh man… ich sah mich nach einem Versteck um und entdeckte unweit von mir eine Statue, hinter der ich mich gut verbergen konnte. Vielleicht reichte es schon, eine Weile in Deckung zu gehen und einen guten Tarnzauber anzuwenden. Ich beeilte mich, hinter die Statue zu kommen und noch einen zusätzlichen Zauber über mich zu legen. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Erbsenhirne um die Ecke kamen.
„-kein Problem sein wird“, griff ich gerade von Goyle auf, „solange die Carrows hier bleiben. Wird Zeit, dass’s hier mal zur Sache geht.“
Nicht sicher, ob ich das Gespräch hören wollte. Generell… hatte ich sie überhaupt jemals wirklich länger gemeinsam reden hören? Da konnte doch nichts Gutes bei rumkommen.
Sie blieben nochmal stehen.
„Hab gestern ‘n Zweitklässler hochgehen lassen. Hat von den Weasleys ‘n Feuerwerk dabei gehabt. Der kriegt jetz‘ ordentlich was drüber. Müssen wir uns unbedingt geben“, grunzte Crabbe.
Wie bitte?! Ich wollte mir nicht ausmalen, was das zu bedeuten hatte.
„Snape wollte morgen auch dabei sein. Will ihn zu den Vorfällen letztens verhören“, fuhr Crabbe fort. Er lachte. „Hätte nicht erwartet, dass der mal so aufdreht für den Dunklen Lord.“
Ich schluckte hart. Der Junge war nur wegen uns in die Schusslinie geraten. Ich musste irgendwie der DA Bescheid geben, ohne dass sie wussten, dass es von mir kam. Dann dachte ich an Snape und seine Narben. Für den Lord „aufdrehen“… ich verstand nicht, wieso Severus wieder für diese Seite kämpfte. Wollte er dabei sein, wenn sie den Zweitklässler folterten, um Schadensbegrenzung zu betreiben oder um ihn wirklich zu ‚verhören‘?
„Dafür sieht’s bei den Malfoys echt mies aus“, antwortete Goyle gehässig.
„Selbst Schuld“, entgegnete Crabbe gleichgültig.
Ich wurde hellhörig, doch die beiden gingen weiter. Was meinten sie damit?
„Draco ist ja cool, aber sein Dad stellt sich irre dämlich an“, meinte Crabbe, doch das waren vorerst die letzten Worte, die ich klar verstehen konnte, wollte ich nicht mich und meine Position verraten.

Also waren die Malfoys bereits in Ungnade gefallen? Wie? Erging es ihnen wie Severus damals? Ich erschauderte, blieb aber noch eine Weile in meinem Versteck. Ich wusste ja nicht, ob sie patrouillierten und wieder zurückkommen würden. Doch nach einer – wie es mir vorkam – Ewigkeit löste ich den ortsgebundenen Tarnzauber auf und sah mich um. Vorsichtig begab ich mich um die Ecke, wo die beiden vorher gestanden hatten und ging kurzentschlossen zumindest in die Richtung seines Büros. Würde Severus mir etwas über die Malfoys verraten? Auch wenn ich Draco nie leiden konnte, Qualen wie Voldemort sie einem zufügen würde, hatte er nicht verdient. Aber was war passiert?
Gedankenverloren blickte ich den dunklen Eingang von Snapes Büro an. Ich hoffte sehr, er würde dem Zweitklässler irgendwie helfen können. Und ich hoffte, er interessierte sich genauso um das Wohl der anderen Schüler wie um das meinige. Aber die Antwort würde ich nicht so einfach von ihm bekommen. Zuerst galt es, dieses halbe Jahr zu schaffen und ihn irgendwie am Leben zu halten. Ich seufzte abermals von mir selbst genervt und trat nun doch dem Eingang entgegen.
„Der unsterbliche Lord“, flüsterte ich und die Wendeltreppe setzte sich in Bewegung.
Sein Büro war in ein gedämmtes, flackerndes Licht getaucht. Er schien schon oben bei seinen privaten Gemächern zu sein, denn als ich meinen Blick schweifen ließ, konnte ich ihn nirgendwo erblicken. Die Direktoren für ihren Teil schliefen ausnahmslos in ihren Gemälden. Feige wandte ich mich ab, als meine Augen das letzte Bild erblicken wollten und ging etwas planlos weiter in den Raum hinein. Unsicher, wie ich mich nun verhalten sollte, tapste ich ein wenig hin und her und rieb mir mit der rechten Hand den linken Oberarm. Ich sollte lieber kein Geräusch verursachen, damit niemand der Direktoren mich bemerkte. Gleichzeitig sollte ich aber lieber einen Laut von mir geben, damit mir Snape nicht aus dem Nichts einen Avada Kedavra auf den Hals hetzte.
Die Bilder klappten plötzlich (zum Teil mit lautem und überraschtem Protest) nach hinten und ich schrak heftig zusammen. Mein Blick richtete sich nach oben an die Balustrade. Snape stand dort in ein einfaches, schwarzes Hemd gekleidet, die verschränkten Arme auf das Geländer gelehnt. Er blickte höhnisch auf mich herab.
„Was verschafft mir denn die… Ehre, Valentine?“, fragte er spöttisch.
Ich trat einen Schritt zurück, um ihn besser sehen zu können, und setzte eine leicht trotzige Miene auf. „Ich kann auch wieder gehen“, entgegnete ich.
In seinem Gesicht funkelte es kurz schadenfroh. „Da mache ich einer Dame ein Kompliment und freue mich über die Ehre, ihre Anwesenheit genießen zu dürfen, und da will sie Reißaus nehmen“, spottete er und richtete sich ein wenig auf, um seine Hände auf dem Geländer ruhen zu lassen, „komm hoch.“

Ich warf ihm noch einen herausfordernden Blick zu, ehe ich mich die Treppe hinaufbegab. Kurz dahinter stellte ich in der Bewegung meine Tasche ab und ging die letzten Schritte auf ihn zu. Er hatte sich zu mir umgewandt und mich auf seine dunkle, undurchdringbare Art beobachtet.
„Ehe du fragst“, begann ich direkt, „es gibt keinen Grund für meinen Besuch.“
„So?“, machte er nur unbeeindruckt.
„Ja, ich war nur zufällig in der Gegend.“
Sein Blick wurde wieder spöttisch. „In der Gegend“, wiederholte er, „um diese Uhrzeit solltest du definitiv nicht ‚in der Gegend‘ sein.“
Wieso konnte ich meine verfluchte Klappe nicht einfach halten? Vermutlich hätte er sonst nicht mal gefragt.
„Ich denke nicht, dass das von Belang ist“, erwiderte ich gereizt.
Er lehnte sich locker an das Geländer und legte seinen Ellbogen auf, während er mich aufmerksam musterte. „Ich denke schon. Um diese Uhrzeit würde ich gerne vermeiden, dass du da draußen herumschleichst“, antwortete er sachlich.
Ich hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Ja, Papa“, sagte ich trocken, „ich werde es nie wieder tun.“
Snapes Mund formte sich zu einem leisen, spitzen Lächeln und er blickte schalkhaft auf mich hinab. „Das ist keine Ebene, auf die ich mich begeben wollte“, stellte er mokant fest.
Ich erwiderte trocken seinen Blick und seufzte. „Wie wär’s, wenn du mir sagst, wie es dir geht“, schlug ich dann vor und setzte meinerseits ein schiefes Lächeln auf.
Er wirkte von dieser Frage leicht irritiert, behielt aber seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck bei. „Wie wär’s, wenn du mir sagst, ob du hier bleiben willst?“, erwiderte er. Natürlich wollte er vom Thema ablenken.
Ich setzte mich wieder auf sein Bett. „Woher das Hemd?“, ich überging seine Frage. Diese Kleidung hatte ich das letzte Mal vor Jahren an ihm gesehen, ein Auftrag konnte es dieses Mal nicht sein – Aufträge von Voldemort fanden nicht in Muggelkleidung statt.
„Das hatte keinen Grund“, erwiderte Snape distanziert.
„Ach so“, machte ich, „im Übrigen…“ Ich pausierte kurz und haderte, ob ich das Thema wirklich anbringen sollte.
„Was?“, fragte der Tränkemeister mittlerweile etwas ungeduldig.
Ich gab mir einen Ruck, bemühte mich aber, selbstsicher zu wirken. „Das Feuerwerk letztens… ihr habt wohl einen Verdächtigen, hab ich gehört?“, fragte ich scheinbar naiv.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er musterte mich misstrauisch. „Wer sagt das?“
Auf diese Frage hätte ich vorbereitet sein sollen.
„Ich habe es zufällig-“, begann ich, wurde aber harsch von ihm unterbrochen. „-lüg.mich.nicht.an!“
Ich schluckte. „Tatsächlich“, erwiderte ich kalt, „habe ich es zufällig mitbekommen, als Crabbe und Goyle sich darüber unterhalten haben.“
Snape zog abschätzig eine Augenbraue hoch und musterte mich kalt. „Wo das?“, fragte er misstrauisch.
„Auf dem Weg hierher. Sie sind mir begegnet.“

Seine Augen verengten sich. Verdammt, er wusste, wo genau sie patrouillierten… Wusste er auch vom Raum der Wünsche?
„Das war definitiv kein direkter Weg hier rüber“, stellte er barsch fest, „ich weiß nicht, ob ich bei allem, was du tust, wegsehen kann.“
„Das Thema hatten wir schon. Das Resümee, das wir darauf gezogen haben, ist gerade erst verheilt“, antwortete ich hart, obwohl ich wusste, dass es ihn verletzen würde. Aber er musste es endlich akzeptieren.
Er sog die Luft ein und presste seine Kiefer aufeinander. Seine Augen zeigten Wut und Verachtung. Es wunderte mich nicht, verstand dieser Mann es lediglich, seinen Schmerz in Hass auszudrücken. Er sah auf mich hinab und schwieg für einen Augenblick. Dann griff er mit der einen Hand an den Saum des Hemdes seiner anderen und richtete den Ärmel, ehe er mir beherrscht antwortete. „Das werde ich mir merken“, waren lediglich seine Worte. Sie jagten mir einen eiskalten Schauer über den Rücken.
„Severus-“, begann ich, doch er machte eine herrische Geste, die mich verstummen ließ. Ich fühlte mich schrecklich, aber auch unverstanden.
„Ja, wir haben einen Verdächtigen. Ich möchte wissen, ob er mit dir und dieser Weasley unter einer Decke steckt“, knurrte er dann abweisend.
Mein Herz setzte aus. „Wa-… wie? Du weißt davon?“, fragte ich entsetzt.
Natürlich weiß ich davon! Glaubst du, mir bliebe viel verborgen? Es ist meine Aufgabe, alles zu wissen. Was bist du bloß für ein Narr?!“, bellte er und funkelte mich wütend an.
„Wieso vernimmst du ihn überhaupt, wenn du doch eh alles weißt?!“, fragte ich bitter und erwiderte verletzt seinen Blick.
„Weil der Idiot nach dem Geschehenen immer noch Feuerwerk mit sich herumgetragen hat und von mir erwartet wird, zu handeln, Dummkopf“, fuhr er mich an und wandte sich zum Geländer um.
„Du bist ein Sklave deiner Ämter“, antwortete ich tonlos.
Er warf mir einen kurzen, undurchdringbaren Blick über die Schulter zu, schwieg aber.
„Kannst du nicht mich einfach bestrafen? Wenn du doch weißt, dass ich es war! Er gehört nicht zu uns! Lass ihn gehen, ich-“
„-was?! WIE stellst du dir das vor?“, er fuhr herum und sein Blick schien mich gefrieren zu lassen, „entweder du gehst und stellst dich, was dazu führt, dass ihr beide bestraft werdet, oder du hältst jetzt dein vermaledeites Mundwerk und lebst mit der Schuld! Du hättest einfach auf mich hören können! Ich könnte, selbst wenn ich wollte, dich dort nicht anzeigen, da mir die Beweise fehlen. Natürlich würde niemand groß nachfragen, aber es würde auffallen, würde ich aus dem Nichts Beschuldigungen aussprechen.“
Mir traten Tränen in die Augen. Ich fühlte mich furchtbar. Allen gegenüber. Egal, was ich tat, ich richtete genau das Gegenteil von dem an, was ich eigentlich wollte. Severus hatte es die ganze Zeit gewusst – blieb ihm überhaupt etwas verborgen? Wussten die Carrows davon überhaupt? Scheinbar nicht… Ich schluckte hart. „Es tut mir leid“, sagte ich leise und hielt gerade so die Tränen zurück. Ich war wirklich das Letzte.
Snape stieß genervt die Luft aus. „Vergiss es. Nerv mich nur nicht mit irgendwelchen Entschuldigungen und ziehe deine Schlüsse aus deinen Taten.“

Ich versuchte, mein Gesicht vor ihm zu wahren. „Eigentlich“, ich räusperte mich und schluckte den riesigen Kloß in meiner Kehle hinunter, „eigentlich bin ich nicht deswegen hergekommen.“ Vermutlich war es das Beste, wenn ich ihn nicht weiter mit meinen Schuldgefühlen nervte.
Sein Gesichtsausdruck wurde zynisch. „Wieso dann?“, wollte er wissen, doch seine Stimme klang schmerzhaft gleichgültig.
Ich zuckte mit den Schultern, was seine Miene verdunkeln ließ, und sah ihm hilflos in die Augen. „Na, weil ich dich sehen wollte. Es hat nichts dagegen gesprochen.“
Er seufzte, fasste sich an die Nasenwurzel und kam dann zu mir rüber.
„Du bist anstrengend“, knurrte er und sah von oben auf mich hinab. Es wirkte allerdings nicht vorwurfsvoll.
Ich lachte leise und ein wenig traurig, während ich daran dachte, wie sehr ich ihm teilweise schon zur Last gefallen war. „Das weißt du aber schon lange“, erwiderte ich leise.
Er setzte sich neben mich und lehnte seine Ellbogen auf die Oberschenkel.
Wir schwiegen. Allgemein gab es zwischen uns kaum ein anderes Thema, obwohl wir eigentlich nicht darüber reden wollten. Ich dachte an unser letztes Treffen und mir fiel die Narbe an seinem Bein wieder ein.
Ich seufzte. „Hättest du Lust, unser Spiel vom letzten Mal weiterzuspielen?“, fragte ich mit einem leicht bitteren Unterton.
Er wandte sich zu mir um und blickte mich auf seine reservierte, kühle Art an, während er darauf wartete, dass ich weitersprach.
„Deine Narbe am Bein. An deinem Unterschenkel. Wovon ist die?“, fragte ich leise.
Er stieß verächtlich die Luft aus und wandte den Blick ab. „Welche?“, entgegnete er und presste die Lippen ein wenig aufeinander. Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht.
„Die nach einem Biss aussieht“, erklärte ich.
„Hast du jemals Fluffy kennengelernt?“, antwortete er trocken.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
Er musste kurz etwas zynisch lachen. „Bleib dabei. Der Köter ist wahnsinnig. Aber woher soll er es auch haben?“
Ich war noch verwirrter als vorher, da sich ein befremdliches Bild vor meinen Augen gebildet hatte, in dem Severus von dem Hund aus der Nachbarschaft gejagt worden war.
„Wieso hast du ihn nicht weggetreten?“, fragte ich konfus.
Severus guckte mich verdutzt an. Plötzlich lachte er. Ich verlor endgültig den Faden.
„Weil das eine dreiköpfige, drei Meter hohe Bestie nicht juckt“, erklärte er immer noch belustigt.
Wie?!“, krächzte ich und sah ihn schockiert an, „wo BEGEGNET einem so was?!“
„Lange Geschichte“, schmunzelte er, machte aber keine Anstalten, es weiter zu erläutern.
Wir schwiegen nochmal kurz.
„Hast du die Klamotten vom letzten Mal noch da?“, fragte ich dann.
Er sah mich aus seinen Augenwinkeln kurz an und erhob sich dann. „Im Schrank unter dem Becken“, antwortete er knapp und ging, ohne mich weiter zu beachten, die Wendeltreppe hinunter.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg