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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Die Welt dreht durch

von Quitschkugel

„Hallo Schatz!“, begrüßte mich meine Mutter strahlend, sodass mir drohte, schlecht zu werden, und ich sie und meinen Vater, der daneben stand, nur frostig ansah.
„Ich muss mich ausruhen“, erwiderte ich abweisend und trat an ihnen vorbei durch das Tor zur Stadt. Es machte mich immer leicht nervös, wenn ich unter dessen Fallgittern hindurchging. Als ich die Straße erreichte, stellte ich fest, dass heute Großer Markt war. Er war einmal im Monat, erstreckte sich über den gesamten Marktplatz vor dem Palast, die Hauptstraße bis hier zum Eingang der Stadtmauern. Dementsprechend war die Straße auch voller Elben. Eigentlich hätte ich damit kein Problem gehabt, aber die Tatsache, dass mich einige vielleicht kannten, war etwas hinderlich, um direkt bis zum Palast zu kommen. Denn die Hauptstraße war lang.
Noch ehe mich jemand sah, huschte ich in eine Nebengasse und setzte meinen Weg dort fort. Als ich schon ein gutes Stück des Weges zurückgelegt hatte, hörte ich auf einmal Pferdehufe hinter mir und ich drehte meinen Kopf in diese Richtung. Ein – scheinbar recht wohlhabender – Elb ritt mit silberschimmerndem, wehendem Haar auf einem weißen Ross auf mich zu.
„Wie kitschig“, murmelte ich und sah wieder nach vorn. Ich hörte, wie der Elb aufholte.
„Wieso seid Ihr Schöne allein und zu Fuß unterwegs?“ Mir entfuhr ein genervtes Stöhnen, als ich die Stimme erkannte.
„Reitet von dannen, Xerxes“, sagte ich unfreundlich, ohne mich zu ihm umzudrehen. Xerxes führte das Pferd an meine Seite, doch ich sah ihn nicht an. Er war ein Herrscher eines Teiles des Landes und schien es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, mir mein Leben schwer zu machen. Seit ich ihn kannte, war er unausstehlich zu mir, obwohl Großmutter ihn regelmäßig zurechtwies. Für einen Elben war er außerordentlich jähzornig und zynisch. Ich konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen.
„Evey, wieso seid Ihr so abweisend?“, fragte er. Dieses Mal bedachte ich ihn mit einem schrägen Blick, da ich eine solche Tonlage nicht von ihm kannte.
„Und wieso, so frage ich mich, Xerxes, seid Ihr so ekelhaft freundlich zu mir? Was ist der Grund? Vielleicht ein Fluch, der euch zwingt, freundlich zu sein? Meine Güte“, ich schlug gespielt entsetzt die Hand vor den Mund, „welch unerträgliche Höllenqualen Ihr durchstehen müsst!“
Xerxes seufzte. „Okay, es tut mir Leid, Evey. Ich habe mich dir-“ „Ich kann mich nicht entsinnen Euch die vertrautere Form angeboten zu haben“, unterbrach ich ihn kühl. „… Euch viel Unrecht getan. Ich wünschte, ich könnte es wieder gut machen. Habe ich schon erwähnt, dass ich ganz vernarrt in Euer Haar bin?“
Ich verdrehte die Augen. „Bei Merlins Unterhosen, wahrt doch endlich Euer Gesicht, Xerxes!“, stieß ich hervor und ging schneller. Was aber natürlich nichts brachte, da Xerxes einfach ein wenig schneller mit seinem Pferd ritt und mit mir Schritt hielt.
„Ich wahre mein Gesicht“, erwiderte er.
„Aha“, machte ich.
„Erlaubt mir wenigstens, Euch in den Palast zu reiten.“
„Nein. Und nun verschwindet!“, knurrte ich unfreundlich. Mein Kopf pochte unentwegt und allein bei dem Gedanken, jetzt auf einem Pferd zu reiten, ließ wieder die Übelkeit in mir aufsteigen.
„Aber-“
„Xerxes!“, donnerte ich drohend und fuhr zu ihm herum, „es genügt!“
Xerxes schürzte die Lippen, ehe er an den Zügel seines Rosses zog und davongaloppierte.
Ich musste kurz stehen bleiben, um den Schwindel zu bekämpfen, der in mir hochgekommen war. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an eine Wand und seufzte.
„Euer Ehren?!“
Dieses Mal war ich wirklich genervt und öffnete die Augen, ehe ich wirklich losdonnern wollte. Doch dann erkannte ich, dass es sich nicht um Xerxes handelte. „Oh, Caelius, Ihr seid es.“

Caelius musterte mich leicht besorgt. „Mit Verlaub, Ihr macht auf mich nicht den Eindruck, als seid Ihr bei bester Gesundheit. Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?“, fragte er.
„Mir ein Bett bringen“, gab ich erschöpft zurück und stieß mich mit wackeligen Beinen von der Wand ab. „Ich muss zum Palast.“
Caelius deutete auf sein Pferd, das er mit der Hand an den Zügeln festhielt und wollte etwas sagen, doch ich winkte direkt ab. „Verzeiht, dass ich Euch ins Wort falle, jedoch muss ich ablehnen. Ich bin ein wenig angeschlagen und muss mich mal hinlegen. Und wenn ich jetzt auf ein Pferd steige, befürchte ich, dass mein Kopf explodiert. Erlaubt mir die wage Behauptung, aber das könnte unschön werden“, erklärte ich.
Caelius runzelte die Stirn. „Ich werde euch begleiten. Ich würde es nie mit meinem Gewissen vereinbaren können, sollte Euch etwas passieren“, gab er zurück und ich wusste, dass zumindest er es ehrlich meinte.
Ich lächelte matt und ging los. Der Schwindel hatte sich wieder gelegt, doch die Kopfschmerzen waren immer noch da.
„Verzeiht mir die Frage, die unverschämt, sogar taktlos scheint, wenn man Euren Zustand besieht, doch meine Sehnsucht ist zu groß… ist-“ „Samantha ist leider nicht bei mir. Ihr könnt Sie aber in den Ferien abholen“, sagte ich leicht lächelnd, als ich beobachtete, wie sich Caelius‘ Miene aufhellte. Und im nächsten Moment zog sich mein Magen zusammen. Er hatte seine Geliebte noch. Snape hingegen war die rechte Hand des Magiers, der als der gefürchtetster Zauberer aller Zeiten galt, und war der Mörder des Magiers, der schon eine Legende war, als er noch lebte. Machte ihn das nicht ebenso zu einem solchen Meilenstein der Geschichte? Meine Finger fanden wieder den Weg zu meinen Lippen. Sein Kuss war eiskalt gewesen. Aber er hatte auch nicht gewusst, wann und ob wir uns überhaupt wiedersehen würden.
„Ist alles in Ordnung?“ Caelius riss mich aus meinen Gedanken.
„Entschuldigt, mein Freund, es ist momentan so turbulent in meinem Leben; es fällt mir schwer, meine eigenen Gedanken zu verfolgen. Dass mein Umfeld nun schon gar nicht mehr bei mir ankommt, ist dann nicht verwunderlich. Hattet Ihr etwas gesagt?“, fragte ich und zog die Augenbrauen leicht zusammen.
Caelius winkte ab. „Nicht von Belang. Ihr seid wahrscheinlich gerade erst von der Bestattung zurück?“
„Überhaupt von der Schule, dem Kampf, dem Krankenflügel und der Beerdigung“, bestätigte ich.
Caelius seufzte. „Eindeutig turbulent. Aber es ist doch sonst keinem außer Professor Dumbledore etwas Ernsthaftes zugestoßen, oder?“
„Scheinbar gab es ein paar Verletzte, von denen nur einer schwer verletzt wurde. Es handelte sich um einen Weasley, der von Greyback angegriffen wurde – der, der auch für mein Leiden verantwortlich ist –, sollten Euch diese Namen ein Begriff sein“, gab ich zurück.
„Greyback und die Weasleys sind mir ein Begriff. Wird der Weasley-Junge nun auch von der Lykrantophie befallen?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Greyback hat ihn im nicht verwandelten Zustand angegriffen.“
„Wie pervers…“
Ich nickte. „Allerdings… mir wurde erst später gesagt, dass er ein Werwolf ist. Hätte ich es vorher gewusst…“, ich erschauderte, „wenn doch nur alle Werwölfe so lieb sein könnten wie Lupin.“
„Remus Lupin?“
„Ja.“
Caelius nickte. „Mit ihm habe ich auch irgendwann mal gesprochen.“

„Kann gut sein. Meine Großmutter hat ihn hin und wieder eingeladen, da er ein guter Freund von…“, ich räusperte mich, „dann könntet Ihr ihn getroffen haben. Ich mag ihn.“
Schweigend gingen wir weiter, peinlich berührt von der Person, die nicht mehr unter uns weilte.
„Soll ich Euch noch vor Eure Gemächer geleiten?“, fragte Caelius, als wir uns endlich vor einem Hintereingang des Palastes befanden.
„Samantha wäre kaum begeistert“, neckte ich gutmütig, winkte dann aber dankbar ab, „vielen Dank für Eure Bemühungen. Wie lang verweilt Ihr noch in der Stadt?“
„Nur noch Euren Geburtstag überdauernd.“
„Oh, gut. Ich schätze, dass Sam erfreut wäre, an meinem Geburtstag hier sein zu dürfen“, bemerkte ich augenzwinkernd und Caelius Augen hellten sich auf, als er verstand.
„Ich werde sie holen“, versprach er.
„Davon gehe ich aus, Caelius“, erwiderte ich lachend, verabschiedete mich nun gänzlich und betrat den Palast. Wie immer empfing mich mattes, goldenes Licht, das von den Wänden heraus zu strahlen schien. Ich kam keine drei Meter weit, ehe mich schon zwei Diener belagerten, die ich mit einer ärgerlichen Geste wegzujagen versuchte.
„Verzeiht, doch die Kaiserin hat verordnet, dass wir Euch sofort bei Eurem Eintreffen zu ihr bringen sollen“, sagte einer der Diener mit demütig gesenktem Haupt, das mich mehr aufregte, als die Tatsache, dass meine Großmutter mich abfangen ließ. Wahrscheinlich hatte sie überall Diener platziert, um mich auf jeden Fall zu finden.
„Zuerst sag mir deinen Namen“, forderte ich genervt.
„Ciarric“, hauchte der Diener schüchtern.
„Und wie heißt dein Kollege?“
„Aristes.“
„Gut. Ciarric, Aristes“, sie zuckten unter der Nennung ihres Namens zusammen, „seht mir in die Augen, wenn ihr mit mir sprecht und haltet euch aufrecht. Ist ja schlimm… eigentlich würde ich euch am liebsten zurück zu meiner Großmutter schicken mit den Worten, sie solle mir meine wohlverdiente Ruhe lassen, aber ich befürchte, ihr kriegt dann mehr Ärger als ich. Wo ist sie?“
„Thronsaal“, sagte Aristes etwas schüchtern, sah mir aber dabei in die Augen.
„Gut, in diesem unglaublich herzlichen, gemütlichen und warmen Saal. Schön“, sagte ich sarkastisch und sah, dass auch Aristes´ Mundwinkel zuckten. „Nehmt euch für den Rest des Tages frei. Ich werde es bestätigen, wenn man fragt. Vergnügt euch auf dem Markt, ich gebe meiner Großmutter Bescheid, dass ich es verbrochen habe.“
Die Diener sahen mich überrascht, nein, nahezu fassungslos an. „J-… ja, Herrin“, sagte Aristes und zog seinen Kollegen, der immer schweigsamer geworden war, hinter sich her. Zwar zögerlich, aber sie gingen. Als sie außer Sichtweite waren, machte ich mich auf den Weg zum Thronsaal, zu der Konfrontation mit meinen Eltern und meiner Großmutter. Ich öffnete das Tor, als ich den Saal erreicht hatte und schritt erhobenen Hauptes herein. Meine Eltern und meine Großmutter saßen am Ende des Saales. Sie – zumindest meine Großmutter und meine Mutter, mein Muggelvater war immer etwas überfordert, wenn er hier war und daher eher schweigsam – waren mit… hey klasse, Xerxes in einer hitzigen Diskussion. Als sie mich bemerkten, verstummten sie augenblicklich und sahen mir zu, wie ich zu ihnen schritt.
„Die beiden Diener, die auf mich angesetzt wurden, hab ich für heute entlassen, damit sie auf den Markt gehen können. Ich denke, dass das okay ging“, sagte ich ruhig und distanziert.
„Evey“, sagte meine Mutter drohend.
„Ich habe nichts gemacht“, erwiderte ich schlicht und hob leicht meine Hände.
„Hör mal, Liebes. Wir verstehen, dass du gerade sehr mitgenommen bist, aber-“ „und genau deswegen sollte ich mich auch langsam hinlegen. Kopfverletzungen sind nicht ganz so prickelnd, wie ihr euch vorstellen könnt“, unterbrach ich meine Großmutter.
„Nathalia, wir sollten Evey sich wirklich auskurieren lassen“, sprang mir mein Vater bei und ich warf ihm einen dankbaren Blick zu.
„Du hast aber doch ihre Reaktion gesehen! Das muss besprochen werden!“, protestierte meine Mutter.

„Können wir auch tun, wenn unsre Tochter nicht mehr verletzt ist. Du solltest stolz auf sie sein, dass sie sich so eingesetzt hat und es respektieren, dass sie so darauf reagiert, wenn wir nicht auf der Beerdigung waren. Gib ihr Zeit, sie hat in 9 Tagen ihren 17. Geburtstag und sollte ihn genießen können. Bis dahin sollte sie das alles aufarbeiten dürfen und das tut bekanntlich jeder auf seine Art.“ Alle sahen erstaunt zu meinem Vater. Meine Mutter, weil er ihr so vehement widersprach, meine Großmutter, weil sie ihn so viel am Stück noch nie hatte sprechen hören und ich, weil ich aus den obig genannten zwei Gründen keine Hilfe von seiner Seite erwartet hatte.
Xerxes räusperte sich verlegen. „Meine Kaiserin, ich schätze, wir sollten unsere Differenzen vertagen und später aufklären.“
„Nicht nötig, Xerxes. Ich werde den Saal nun verlassen“, sagte ich.
„Nein, Evey, es geht um Euch“, gab Xerxes eilig zurück.
Ich, die sich schon zum Gehen gewandt hatte, hielt erschrocken inne und drehte mich betont langsam um. „Wie meinen?“, fragte ich argwöhnisch.
„Xerxes hat gerade um deine Hand angehalten“, sagte Mutter steif.
Mir klappte der Unterkiefer runter und ich war nicht fähig darauf zu antworten. Er hatte was?!
„Ich halte es für keine gute Idee“, fuhr meine Mutter kühl fort, „und mach deinen Mund zu. Es wirkt wenig damenhaft.“
Dieses Mal räusperte ich mich, um meine Stimme wiederzufinden. „Ich glaube, dass ich mich nun in meine Gemächer zurückziehen werde. Vielleicht ist das Schicksal mir holt und wenn ich wieder aufstehe, hat die Welt aufgehört durchzudrehen. Entschuldigt mich“, verabschiedete ich mich und wandte mich zum Gehen, doch Xerxes hielt mich zurück. Ich zuckte unter seiner Berührung meiner Hand zusammen und stolperte, während ich herumwirbelte, einige Schritte von ihm weg.
Xerxes blieb stehen und trat selbst unsicher ein wenig zurück.
„Bitte… keine… Berührungen… momentan“, keuchte ich und wunderte mich selbst über meine heftige Reaktion. „Xerxes, es… liegt nicht an Euch. Es ist nur momentan zu viel für mich.“ Ich konnte Xerxes nicht ausstehen, aber ich wollte ihn auch nicht verletzen. Selbst wenn ich der Meinung war, dass er mich nur heiraten wollte, um an Großmutters Macht zu gelangen, er hatte immerhin gerade um meine Hand angehalten.
„Ich schätze, dann hat sich die Frage, ob Ihr meine Frau werden wollt, wohl erübrigt“, sagte Xerxes bitter.
„Es tut mir leid“, erwiderte ich, holte Luft um noch irgendwelche tröstenden Worte zu finden, registrierte dann aber, dass es einfach nichts mehr zu sagen gab, und verließ endgültig den Thronsaal.


Seufzend legte ich mich auf mein Bett. Ich entledigte mich nicht mal mehr meiner Kleider.
„Snape“, flüsterte ich mit Tränen in den Augen und zog meine Beine an den Körper. Wieso war alles so gekommen? Ich hatte gerade einen Antrag eines jungen Elbenherrschers abgelehnt, weil ich viel lieber mit einem Mörder und Todesser zusammen sein wollte, bei dem ich sowieso niemals eine reelle Chance haben würde.
„Will ich dich überhaupt wiedersehen?“, hauchte ich und wischte ärgerlich die Tränen weg. Du hast gesagt, ich soll Vertrauen haben, du hast gesagt, ich soll an das Gute in dir glauben, dachte ich.
Und er hat mich geküsst!
„Aaaaaargh!“, stöhnte ich laut und setzte mich wieder auf. „Geh doch endlich aus meinem Kopf raus!“ Ich atmete schwer aus, während ich mich aufraffte und ruhelos durch meine Gemächer streifte. Mein Blick viel auf meinen Koffer, der unausgepackt in der Ecke stand. „Warum nicht…“, murmelte ich leise und machte mich dran, ihn auszupacken. Schweren Herzens legte ich meine Schulbücher in den dafür vorgesehenen Schrank (es dauerte vermutlich, bis ich wieder nach Hogwarts oder in das Haus meiner Eltern kam) und bemühte mich, meinen Blick weder auf das Verteidigung gegen die dunklen Künste, noch auf das Zaubertränkebuch zu werfen. Dann packte ich meinen Umhang und schüttelte ihn aus, da an ihm noch viel Schmutz und Staub haftete von jener verhängnisvollen Nacht. Ich sah etwas Glänzendes herausfliegen und im hohen Bogen mit einem leisen Klirren zu Boden gehen.
Verwirrt ließ ich meinen Umhang fallen und ging quer durch den Raum, um zu sehen, was es war. Mit einem verblüfften Gesichtsausdruck hob ich es auf und betrachtete es.
„Hier, nimm das!“, „Sind das…“, „Ja, alle an dich.“
„Seine Erinnerungen an mich“, flüsterte ich und mir traten Tränen in die Augen. Meine Hand umfasste die Phiole so fest, dass meine Knöchel weiß wurden und das Glas bedrohlich knirschte. Dann wirbelte ich herum und schritt energisch zu meinem Himmelbett. Mit der freien Hand riss ich die Decken und Kissen, die Lacken und Tücher herunter, schmiss sie ungeachtet hinter mich und hob die Matratze an. Dann steckte ich die Phiole darunter und sank kraftlos zu Boden. So plötzlich ich in diese Raserei verfallen war, so schnell und so plötzlich war sie schon wieder vorüber. Und endlich brach es hervor. Das, was ich so lang gefürchtet und gleichzeitig herbeigesehnt hatte.
„Herr Gott, WIESO?“, schrie ich und Tränen flossen unkontrolliert über mein schmerzverzerrtes Gesicht. Es war gezeichnet von der Pein, die mein Innerstes malträtierte. Ich krümmte mich zusammen und ließ alles heraus. Es gelang mir nicht mehr, meinen Atem zu kontrollieren, der Schmerz in meiner Brust hatte sich in meinem ganzen Körper ausgebreitet, krümmte ihn zusammen, versperrte der Luft den Weg in meine Lunge, schien mich in jeder Faser meines Körpers auszufüllen. Das Grauen über das Geschehene hatte mich gänzlich gepackt, ließ mich erzittern, die Bilder dieser Nacht noch mal durchleben. Meine Schluchzer, jeder einzelne ein leiser Schrei, erstickte ich, in dem ich mein Gesicht in ein Kissen presste.
Snape hatte gesagt, er müsse etwas Schlimmes tun, warum hatte ich in diesem Moment nichts gesagt? Nichts getan? Ich hatte es GESCHEHEN LASSEN! Wäre ich eingeschritten, wäre Dumbledore noch am Leben! Ich hätte sogar ein zweites Mal einschreiten können, als er mich von der Ganzkörperklammer im Astronomieturm befreite und er mir klarmachte, dass er die Seite wechseln würde. ICH HATTE SNAPE DUMBLEDORE TÖTEN LASSEN!
„Wie konnte ich nur so bescheuert sein?“, schrie ich in das Kissen, sodass meine Stimme zu brechen drohte, „wie konnte ich nur? Wie konnte ich nur? Dumbledore, verzeih mir… bitte, verzeih mir…“


Ich erwachte in einem Wulst aus Laken, Decken und Kissen. Um mich war es nahezu vollkommen dunkel und schnell wurde mir klar, dass ich nach meinem Nervenzusammenbruch irgendwann eingeschlafen sein musste. Im Schein des Mondes richtete ich mich langsam und vorsichtig auf. Meine Augen ließen sich nur halb öffnen, da sie etwas zugeschwollen waren wegen der vergossenen Tränen, dennoch fühlte ich mich ein bisschen besser als vorher. Leerer. Zwar noch immer mit all der Schuld beladen, aber leerer.
Ich hatte auf dem Boden gelegen, noch immer in dem Kleid, das ich zu Dumbledores Beerdigung getragen hatte. Fast erschrocken zog ich es aus und warf es auf meinen halb ausgepackten Koffer. Dann ging ich hinüber zu meiner Kleiderkammer – die meines Erachtens viel zu voll und umfangreich war, aber Großmutter kaufte in meiner Abwesenheit liebend gern und fröhlich ein – und zog wahllos eines der Nachtgewänder hervor. Dann trat ich zu einem Spiegel und kämmte mir mein zerzaustes Haar. Meine Augen sahen sehr rot und erschöpft aus, aber ansonsten hatte ich mir meine Erscheinung schlimmer ausgemalt. Ich beschloss, ein wenig im Palast herumzulaufen, da ich einfach hellwach und an Schlaf nicht zu denken war. Ehe ich mein Zimmer verließ, streifte ich mir noch einen Morgenmantel, der aus sanfter, maigrüner Seide war – dass Großmutter es auch immer übertreiben muss, dachte ich ärgerlich –, schlüpfte noch in dazugehörige, ebenso elegante Schuhe und machte mich auf den Weg.
Ich hoffte inständig, während ich so durch den Palast irrte, auf einen Angestellten zu treffen, den ich dazu nötigen konnte, mir etwas zu essen zu machen. Feste Nahrung hatte ich das letzte Mal vor den ganzen Vorfällen zu mir genommen und so langsam verlangte mein Körper das, was ihm zustand. Somit führte mein Weg dann doch Richtung Küche, wo ich auch glücklicherweise jemanden antraf.
„Guten Abend“, begrüßte ich zwei Angestellte, die in der Küche aufräumten. Sie zuckten zusammen, wirbelten zu mir herum und antworteten mit gesenktem Kopf. „Guten Abend, Herrin.“
Ich seufzte etwas genervt. „Ist mein Ruf so schlecht? Wobei… meine Erscheinung ist gerade wirklich eine Zumutung…“, stellte ich fest und schritt die letzten paar Meter auf die beiden Elben zu.
Der linke Angestellte hob schüchtern den Kopf und ich identifizierte ihn als Aristes. „Heeey, dir hab ich doch freigegeben!“, stellte ich mit hochgezogenen Augenbrauen fest.
Aristes nickte und sah mich nun geradeaus an. „Ja.“
„Wieso bist du dann hier?“
Aristes nickte zu dem jungen Mädchen, das neben ihm stand und noch immer den Blick gesenkt hatte. „Adriana wäre sonst allein gewesen heute Nacht. Ich bin um 23 Uhr wieder hergekommen“, erklärte er.
„Adriana, du kannst mir ruhig in die Augen sehen“, sagte ich freundlich. Adriana musste ungefähr 14 Jahre alt sein. Unfassbar, dass sie dann schon hier arbeitete. Sie sah mich etwas scheu an und schwieg.
„Okay, kann mir einer von euch zeigen, wo ich mir hier was zu essen machen kann? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie hungrig ich bin…“, fragte ich dann mit leuchtenden Augen.
„Ich koche Euch etwas“, sagte Aristes sofort, aber ich winkte ab. „Ich kann das schon selbst, danke. Ich muss nur wissen, wo alles ist. Aber vielen Dank, Aristes.“
Dieser schüttelte leicht den Kopf, beließ es aber dann dabei. Er führte mich durch die Küche hinüber zu einer Reihe aus Schränken. „Hier, Herrin, bedient Euch“, lud er ein und machte eine dementsprechende Geste.

Ich nickte und trat vor. Nachdem ich den Inhalt inspiziert hatte, schwang ich meinen Zauberstab und stellte mir ein deftiges Mahl zusammen.
„Wenn Ihr wollt, kann ich Euch in den Speisesaal geleiten“, schlug Aristes vor, doch wieder winkte ich ab. „Ich würde es gutheißen, hier unten zu speisen, wo ihr beide“, mein Blick irrte zu der schüchternen und schweigsamen Adriana, „mir Gesellschaft leistet“, erwiderte ich und fügte eilig hinzu: „Soweit es euch nicht behindert!“
Aristes schüttelte den Kopf. „Wir haben alles erledigt.“
„Wieso seid ihr dann noch hier?“
„Falls einer des Kaiserhauses nächtens Appetit bekommt, so wie Ihr gerade, Herrin“, erklärte mir Adriana.
Leicht verdutzt, aber mehr erfreut darüber, dass sie endlich was sagte, sah ich sie an. „Wer hat sich denn den Mist einfallen lassen?“, fragte ich recht primitiv, aber es war eigentlich nur das, was ich gerade dachte.
Aristes musste schallend über meine Aussage und meinen dazugehörigen Gesichtsausdruck lachen und sogar Adriana huschte ein verhaltenes Lächeln über die Lippen.
„Ich befürchte, Herrin, dies war Eure Großmutter“, erklärte Aristes schmunzelnd.
Ich schüttelte mit einem schiefen Lächeln den Kopf. „Belassen wir es dabei. Erzählt mir von euch. Wie alt seid ihr? Was hat euch in den Palast gebracht? Was macht ihr in eurer Freizeit?“, fragte ich interessiert, während ich anfing, zu essen.
„Ich bin 108 Jahre alt“, oha, ein Jüngling unter den Elben, dachte ich belustigt, „arbeite und wohne seit 50 Jahren hier und habe eine große Schwäche fürs Zeichnen“, sagte Aristes.
„Adriana, 15, wohne am Rande der Stadt und arbeite seit einem halben Jahr hier“, sagte Adriana knapp.
„Oha“, machte ich und aß weiter. „Was machst du denn in deiner Freizeit?“
Sie druckste einen Moment lang herum, ehe sie schüchtern sagte: „Forschen.“
„Oh, ist ja prima! Und was?“, fragte ich interessiert, um sie ein wenig aus sich rauszuholen und mich auch ein wenig abzulenken. Ich war gerade sehr glücklich über ein wenig fremde Gesellschaft.
„Ich interessiere mich sehr… für… Flora und Fauna“, erwiderte das Mädchen vorsichtig.
In der Elbenwelt war es mehr als ungewöhnlich, dass Elben aus dem „einfachen Volk“ Forschung betrieben. Wenn es sich dann auch noch um eine Elbin, gar ein Mädchen, handelte, wurde diesem armen Geschöpf nahezu Verachtung zugetragen. Alles in Allem erinnerte es mich an das Mittelalter der Muggel und ich verstand meine Großmutter nicht, wieso sie nicht versuchte, daran etwas zu ändern, zumal sie selbst in die Menschenwelt gereist war, um Bildung erlangen zu können, die über den Haushalt hinausragte. Sollte ich jemals an ihrer Stelle sein – was so wahrscheinlich war, wie Dumbledore wieder zum Leben erwachen würde –, würde ich mehr Entwicklung in dieses Reich bringen.
„Wow, das ist wirklich beachtlich. Mach weiter so! Hast du schon ein paar Dinge herausgefunden?“
Zuerst fing sie nur leise und stockend an zu erzählen, doch nach und nach blühte sie immer weiter auf, berichtete nahezu leidenschaftlich von ihren Erkenntnissen und schien sich vollkommen zu vergessen. Erst am Ende ihres Redeflusses, der bestimmt eine Viertelstunde überdauerte, in der ich mein Essen gegessen hatte, merkte sie, wem sie das alles anvertraut hatte. Mit einem Mal wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. „Oooh… oh, es… tut mir leid Euch damit belästigt zu haben, Herrin“, stieß sie tonlos und erschüttert hervor.

Ich musste lächeln. „Ich bitte dich. Mach ruhig weiter mit deiner Forschung! Es ist zwar wirklich nicht leicht, als Frau damit anerkannt zu werden, jedoch finde ich es wichtig, dass jemand mal den Anfang macht. Meine Großmutter ist ebenfalls eine Frau mit Bildung. Wieso solltest du es dann nicht auch sein können? Es ist wirklich der Wahnsinn, was du schon alles rausgefunden hast und du hast definitiv Potential zu einer richtigen Wissenschaftlerin. Wirklich bewundernswert!“, gab ich ihr dann zurück.
Adriana sah mich leicht fassungslos an, wurde dann rot und fing an zu strahlen. „D… danke… Herrin“, stammelte sie.
Ich schenkte ihr und Aristes (der ebenfalls leicht verdattert guckte) ein warmes Lächeln, während ich mich erhob und meinen Teller abspülte. „Ich denke, ich werde mich wieder schlafen legen. Wie viel Uhr ist es eigentlich?“, fragte ich, als ich fertig war.
„Eine Stunde nach Mitternacht“, gab Aristes zurück. Er war noch immer leicht verblüfft, ebenso wie Adriana. Es machte mich irgendwie traurig, dass es für sie so ungewohnt war, aus dem „Adelshaus“ Unterstützung und Zuspruch zu bekommen.
„Oh, nett. Ich kann mich nicht daran entsinnen, jemals um diese Uhrzeit ein so gutes Mahl mit einer solch interessanten Gesellschaft gehabt zu haben“, lächelte ich und hob die Hand zu einem Abschiedsgruß, „wir werden uns gewiss noch mal treffen. Bis dann und gute Nacht!“, verabschiedete ich mich gänzlich.
Adriana machte eine tiefe Verbeugung mit einem leichten Schimmer von Schamesröte auf den Wangen, während mir Aristes – der dankenswerterweise endlich verstanden hatte, wie man mit mir umgehen sollte – locker zunickte. Dann verließ ich die Küche und schlenderte wieder durch den Palast. Obwohl ich so viel geschlafen hatte, war ich doch ziemlich müde und beschloss, mein sowieso unnützes Unterfangen mich durch eine Wanderung im Palast abzulenken, zu beenden und mich wieder ins Bett zu legen.
Mit einem leichten Seufzen kuschelte ich mich unter die Decken, die ich wieder auf mein Bett gezogen hatte, legte mich mit angezogenen Beinen auf meine rechte Seite und umklammerte mit meinen Armen ein Kissen. Ich fühlte mich sehr einsam.


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