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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Zwei Welten

von Quitschkugel

Ich stand ein paar Sekunden wie versteinert auf einem Platz, ehe ich mich ruckartig in Bewegung setzte und, während ich wieder nach oben ging, eine Nachricht über meine Münze an die DA-Mitglieder schrieb: „Planänderung: Ich komme hoch!
„Wieso bist du hochgekommen?“, fragte Ron verwirrt.
„Wenn hier oben wirklich irgendwas passieren sollte, sollte dann nicht die mit den Ersatztränken hier oben sein? Dann könnt ihr mich schneller erreichen, wenn etwas ist oder euch eure Tränke ausgehen“, log ich und hatte schon jetzt unglaubliche Gewissensbisse, auch wenn diese Antwort definitiv nicht auch der Wahrheit entsprach.
„Stimmt. Dann bleibst du hier oben und Luna und ich bewachen Snape. Ansonsten ist die Aufteilung wie gehabt. Ron, Ginny, Neville und Evey, ihr bleibt hier oben. Passt auf euch auf!“, endete Hermine und nickte uns allen noch mal zu, ehe sie mit Luna verschwand.
Neville, Ginny, Ron und ich positionierten uns hinter einer Statue, die unweit vom Raum der Wünsche stand. Von dort konnten wir alles überblicken. Es wurde dunkel und es geschah… einfach nichts.
„Sicher, dass heute Nacht etwas passieren wird?“, fragte Neville irgendwann leise.
„Harry hatte immer einen guten Riecher für so was“, entgegnete Ginny ein wenig zu gereizt nach meinem Geschmack und ließ währenddessen den Raum der Wünsche nicht aus den Augen.
„Das stimmt allerdings“, räumte Neville ein.
„Leise! Da tut sich was!“, zischte Ron. Tatsächlich öffnete sich die Tür des Raumes der Wünsche und langsam schlich Malfoy heraus gefolgt von weiteren Zauberern.
„Das sind Todesser! Wir müssen was tun!“, flüsterte ich.
„Auf mein Zeichen“, sagte Ginny ebenso leise und hob eine Hand.
Mein Puls schlug vor Aufregung immer schneller, während ich mit angespannten Muskeln und zum Kampf bereit die Todesser beobachtete. Malfoy hatte irgendetwas Ekliges in der Hand und ich wagte mich nicht, es genau anzusehen.
„Los!“, zischte Ginny und riss gleichzeitig den Arm nach vorne, um zu verdeutlichen, dass wir loslaufen sollten. Alle sprangen gleichzeitig auf und rannten den Todessern entgegen.
„STUPOR!“, schrie ich und zielte auf einen großen Todesser, doch ich verfehlte ihn um Haaresbreite.
Blitzschnell griff Malfoy in seine Tasche und zog etwas heraus, das er nach uns warf. Im nächsten Moment, in dem ich Ginny noch aufschreien hörte, wurde alles um mich herum schwarz.
„Lumos“, sagte ich, doch nichts geschah.
„Was ist los?! Ich sehe nichts mehr!“, hörte ich Neville irgendwo neben mir.
„Verfluchter Mist! Das kann doch nicht wahr sein! Ich bringe Fred und George um! Das ist deren Pulver! Ich krieg die Krise! Diese Knallköpfe!“, schimpfte Ron in der Ferne. Im nächsten Moment hörte ich ein Scheppern, als wäre eine Rüstung umgefallen, und Ron fluchte noch lauter und definitiv noch unfreundlichere Beschimpfungen.
Ich tastete mich ungelenk vorwärts. Mein Atem ging schnell und ich hatte Angst. Irgendwie mussten die Todesser doch aufzuhalten sein!

„Wo seid ihr?“, fragte Ginny etwas unsicher.
„Ich bin hier, Ginny. Wenn ich dich richtig geortet habe, müsste ich von dir aus ein bisschen rechts sein“, antwortete ich und nachdem ich mich noch weiter vorgekämpft hatte, fanden meine Hände auch andere Finger. „Ginny?“, fragte ich.
„Nicht wirklich“, knurrte eine mir unbekannte, wolfartige Stimme und ich schrak zusammen. Unverzüglich wollte ich die Hand loslassen, doch ich wurde festgehalten.
„Stup-“, man riss mich heran und drückte mir eine Hand auf den Mund. Meine Augen vernahmen ein leichtes Licht, das von dem unheimlichen Ding in Malfoys Hand ausging. Ich war inmitten der Gruppe Todesser gelandet. Bei Merlins Unterhosen, ich musste hier unbedingt weg!
„Evey?“, hörte ich Neville in einiger Entfernung rufen. So, wie es sich anhörte, war er genau in die falsche Richtung unterwegs. Super, weiter so!
Ich versuchte irgendetwas zu sagen, doch durch die Hand auf meinem Mund war es mir nicht möglich. Auch meine Versuche, mich zu befreien, scheiterten kläglich. Der Mann, der mich festhielt und schwer nach Schmutz, Schweiß und… nassem Hund?!... roch, lachte sogar leise, als ich ihm in die Hand biss.
„Evey?“, riefen jetzt auch Ron und Ginny.
„Draco, ich hab was gefunden“, sagte mein Entführer.
„Was denn?“, kam es von vorne.
„‘n Mädchen. Darf ich‘s behalten?“
„Nein. Schubs sie irgendwo hin! Die wirst du heute schon wieder finden.“
Plötzlich mischte sich eine Frauenstimme ein. „Wie heißt sie?“
„Keine Ahnung… wie heißt du, Mädchen?“
… ich hab es hier wohl mit einer ganz hellen Leuchte zu tun, dachte ich ärgerlich und wand mich weiter in seinem Griff. Du musst deine Hand von meinem Mund nehmen, sonst wird das ein bisschen hinderlich. Oh Merlin, ich wollte gar nicht wissen, wo die schon überall war.
„Na los! Wird‘s bald?! Sag endlich… oh“, machte er, als wir wieder aus dem Pulver traten.
Malfoy wandte sich genervt um, doch als er mich erblickte, wurde er bleich. Neben ihm stand eine schwarzhaarige Frau mit einem Blick, der mich allein schon in Angst und Schrecken versetzte. In mir tat sich ein ungutes Gefühl auf.
„Ist ja kaum zu glauben, Greyback. Das ist Evey Valentine“, sagte sie grinsend.

Der Todesser, der eben nur knapp meinem Stupor-Fluch entwischt war, mischte sich ein: „Das ist doch die Enkelin von der Elbenkaiserin, oder?“
„Ganz genau. Die könnte von Nutzen sein“, fand sie.
Malfoy blickte mich immer noch erblasst an. Er wirkte nicht so, als würde ihm seine derzeitige Situation gefallen. Er war das schwache Glied in der Kette, also richtete ich all meine Aufmerksamkeit auf ihn. Ich versuchte ihm mit meinem Blick zu signalisieren, dass er mich doch bitte befreien sollte. Er kannte mich doch, auch wenn wir nicht befreundet waren. Er wusste, was das für ein Typ war und was mir vermutlich blühen konnte.
„Nimm sie mit!“, fauchte die Frau neben ihm, „und jetzt folgt meinem Neffen.“ Ihre Stimme triefte vor Stolz. Wie bitte? Das war seine Tante? War das dann… mir stockte der Atem. Diese Nacht würde kein gutes Ende nehmen. Mich ergriff Panik. Severus, wo warst du? Was war hier los? Die anderen mussten unbedingt sofort die Lehrer informieren!
Wir machten uns auf den Weg zum Astronomieturm, wie ich feststellte. Ich dankte dafür, dass ich noch klar denken konnte und nicht gänzlich in Panik ausbrach. Ich musste mir einen Fluchtplan überlegen, aber sie waren einfach in der Übermacht. Was sollte ich tun? Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. Wieso hatte ich keinen Trank gebraut, der einem bei der Flucht helfen konnte? Ich sah keinerlei Entkommen. Wir näherten uns der Treppen zum Turm.
Dann ging alles ganz schnell. Mitten aus der Dunkelheit wurden Flüche auf uns abgefeuert und Greyback stieß mich unsanft zur Seite, sodass mein Kopf mit voller Wucht mit der Wand kollidierte und ich daran ohnmächtig zu Boden glitt. Als ich meine Augen wieder öffnete, wusste ich nicht, wie lange ich nicht bei Bewusstsein gewesen war. Ich konnte nicht richtig erkennen, was um mich herum geschah. Alles wirkte dumpf, verschwommen und unecht. Ich blieb am Boden liegen und konnte mich nicht richtig rühren. Die Welt um mich herum war unwirklich und unecht. Schreie drangen kaum und nur verzerrt an meine Ohren. Dagegen war das Blut, das in ihnen rauschte, so laut wie ein reißender Wasserfall. Stöhnend fasste ich mir an mein Haupt, versuchte klar zu denken, den heftigen Schmerz, der mir Schwindel und Übelkeit verursachte, zu ignorieren.
Ich merkte, wie sich ein konturloser Schemen auf mich zu bewegte und mich grob an den Haaren in die Höhe riss, sodass erneut ein heftiger Schmerz in meinem Kopf explodierte und mich nahezu lähmte. Mein Blick klärte sich langsam, doch ehe ich sehen konnte, wer mich mit sich zerrte, roch ich ihn schon. Es war dieser wolfartige Mann, Greyback. Mein Blick wurde schärfer und ich konnte seine spitzen, vergilbten Zähne sehen, die sich zu einem Grinsen verzogen hatten. Ich realisierte es nicht mal ganz und war unfähig, Furcht zu empfinden. Ich hatte das Gefühl, dass ich bald mit so viel Grauen erfüllt werden würde, dass ich zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht lohnte, sich zu fürchten. Es würde ja noch kommen. Bald.

„Komm Püppchen. Vielleicht kann ich dich da oben gebrauchen“, knurrte er. Wovon sprach er? Was wollte er? Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass er irgendwo hingehen wollte – Astronomieturm? – und mich dorthin mitnehmen wollte. War ja auch egal. Ich ließ mich mitziehen und versuchte, den immer schlimmer werdenden Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren. Wir gelangten zu den Treppen, die ich eindeutig als Treppen des Astronomieturm identifizierte, wo Greyback mich in eine Ecke warf – dieses Mal gelang es mir, mich eher schlecht als recht noch abzufangen – und mich mit einer Ganzkörperklammer belegte.
„Schön hier warten, Liebes“, knurrte er noch immer grinsend und rannte die Stufen hinauf.
Ich war nicht fähig, irgendetwas außer meinen Augen zu bewegen. Langsam konnte ich wieder Genaueres erkennen, doch eine Übelkeit im Magen blieb und mir war schwindelig wie zuvor. Auf einmal sah ich, wie eine weitere Gestalt die Treppen zum Turm betrat. Es war Snape, der bei meinem Anblick mit dem Fuß auf der ersten Treppe stockte und mich schockiert anstarrte.
„Evey?“, fragte er schockiert – das erste Mal seit langem, dass er wirklich nicht fähig war, seine Maske aufrecht zu erhalten. Er ließ sich neben mir eilends in die Hocke sinken und löste den Fluch. „Was machst du hier?“
„Klavier spielen, sieht man doch“, grummelte ich, doch meine Stimme war leider nicht halb so bissig, wie es bei einem solchen Satz angemessen war, und zittriger, als gewollt. Wenn mein Kopf doch nicht so pochen und sich der Raum nicht drehen würde.
Snape verdrehte die Augen. „Was ist passiert?“, fragte er scharf. Immerhin hatte meine pampige Antwort ihm geholfen, seine Fassung wiederzuerlangen.
„Greyback“, erwiderte ich kurz abgebunden.
„Geht es dir gut? Du hast… eine Platzwunde… bei Merlin…“, murmelte Snape und besah mich kritisch.

Meine Hand – wie unwirklich es sich anfühlte sie zu bewegen, erschreckte mich leicht – tastete vorsichtig über meine Stirn. Dass ich blutete, und zwar ziemlich stark, das hatte ich noch nicht bemerkt. Snape wirkte wieder vollkommen neben sich.
„Ich denke… ich…“, ich seufzte, als es mir nicht gelang, richtig zu sprechen. Ich konzentrierte mich, schloss die Augen und bereute es direkt wieder, als sich alles noch mehr drehte und ich mich übergab. „Verdammte Scheiße“, fluchte ich. Jetzt ging es wieder. Schön.
„Denke, hab Gehirnerschütterung. Egal. Sie müssen hoch. Turm. Da passiert was. Aufhalten“, murmelte ich kurz abgehakt.
Snape seufzte und wich meinem Blick aus. „Ich kann sie nicht aufhalten. Es… tut mir Leid. Ich werde aber noch… etwas tun müssen. Bring dich bitte in Sicherheit.“ Er sah mich mit einem undeutbaren Blick zwischen Sehnsucht und… etwas anderem an, ehe er sich aufraffte und ohne eines weiteren Blickes oder eines weiteren Wortes des Abschieds die Treppen emporstürmte.
Erst langsam sickerte das Gesagte zu mir durch, als haben die Worte erst noch einen Moment in der Luft verharrt, ehe sie sich um mich legten wie ein unsichtbares Tuch, das mich meiner Luft beraubte. Umso mehr es mir bewusst wurde, desto schneller klärte sich mein Blick, denn desto größer wurde auch das Entsetzen und das Grauen, das sich in mir breit machte und mir das Adrenalin wie Ecstasy durch die Adern schießen ließ. Snape würde wieder zu ihm gehen. Immer wieder wiederholte ich diesen Satz in Gedanken. Er würde zu ihnen gehen. Selbst die vermutliche Gehirnerschütterung, die ich zweifellos hatte, spürte ich nicht mehr. Taumelnd richtete ich mich mit taubem Körper auf. Meine Beine konnten kaum das Gewicht halten. Ob es nun an dem Gewicht lag, das mein Körper hatte und das mit den Verletzungen nicht mehr zu tragen war, oder das Gewicht, dass imaginär aber ebenso schwer auf meinen Schultern lastete, das war für mich nicht relevant. Ich zog mich in eine Ecke zurück, um wenigstens Snapes letzte Bitte an mich zu erfüllen. Vielleicht würde er nie mehr nach Hogwarts zurückkehren. Und vielleicht würde ich ihn nie wieder sehen. Ich griff in meine Tasche und suchte nach einem leichten Heilelixier, das ich irgendwo dabei hatte.
Auf einmal hörte ich Snapes Stimme, die etwas rief. Etwas, das nicht ohne Grund als unverzeihlich galt, und etwas, das mir mein Blut in den Adern gefrieren, mein Herz aussetzen ließ und mir das Gefühl gab, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Avada Kedavra.
Er war zum Mörder geworden.

Mit starrem Entsetzen saß ich zusammengekauert in meiner Ecke, unfähig, mich zu bewegen. Wie aus der Ferne, fernab von aller Realität, hörte ich Schritte, die eilig die Treppe herabpolterten. Die Geräusche schienen nur dumpf zu mir zu dringen. Erst als Snape mit einem Gesicht scheinbar aus Eis in meinem Blickfeld erschien, realisierte ich, was geschehen war. Die anderen Todesser folgten ihm.
Greyback, der direkt hinter Snape und Malfoy war, blieb stehen. „Dreck, wo ist das Miststück hin?“, fluchte er. Von vorn hörte ich Snape. „Köter, beweg dich!“, fauchte er, ohne mit dem Laufen aufzuhören. Mit einem Gesicht voller Unmut folgte er Snape und somit waren alle Todesser aus meinem Blickfeld verschwunden.
Langsam, immer noch wie betäubt, rappelte ich mich auf und achtete nahezu kaum auf den heftigen Schwindel und die Übelkeit, die mich niederkämpfen wollten. Das Heilelixier baumelte ungeachtet und vergessen in meiner Hand. Ich blieb an der Wand und starrte die Tür an, in der Snape verschwunden war, doch plötzlich nahm ich eine weitere Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Es war noch eine Person, die vom Astronomieturm herunterkam. Sie stellte sich als Harry Potter heraus, der kopflos an mir vorbeirannte, ohne mich zu realisieren, ebenfalls wie die Todesser zuvor. Doch die Frage, was er dort oben wohl gemacht hatte, tangierte mich wenig. Ich machte mir gerade generell nicht zu viele Gedanken. Das einzige, das sich in meinem Kopf manifestiert hatte, war der fliehende Snape. Und dass ich ihn aufhalten musste. Sofort.
„Accio Besen“, murmelte ich immer noch den Schwindel und die Übelkeit ignorierend. Snape würde wahrscheinlich vom Schlossgelände laufen und dort apparieren wollen. Ich musste ihn abfangen.

Mit einer fast wütenden Bewegung wischte ich mir das Blut, das mir in die Augen rann, weg und merkte, wie der Trank aus meiner Tasche, meine Kopfverletzung ein wenig minderte. Dann schwang ich mich auf den Besen, der mich mittlerweile erreicht hatte. Ich schwankte und fing mich nur, da ich schon mit den Füßen nicht mehr auf der Erde stand und die Treppen hochflog. Sonst wäre ich wohl gefallen. Viel zu schnell als eigentlich in einem engen Turm mit Wendeltreppe und mit einer Gehirnerschütterung gehandicapt angebracht, brauste ich empor und wurde von dem grünen Schein des Dunklen Males, das über dem Turm schwebte, geblendet. Ich flog über den Rand des Turmes hinaus und sah unten am Boden eine Gestalt liegen. Angst machte sich in mir breit. Wen Snape wohl… nein, ich konnte diesen Gedanken einfach nicht denken. Snape machte so was nicht. Vielleicht hatte ich mich verhört und irgendein Todesser hatte eine ähnliche Stimme wie Snape.
„Lüg dich nicht an“, zischte ich mir selbst zu und blinzelte die Tränen aus Wut, Verzweiflung und Angst weg. Langsam näherte ich mich der am Boden liegenden Gestalt.
Die Luft entwich ungeachtet meiner Lunge, ohne dass sich mein Brustkorb hob, um meinen Körper weiterhin mit Sauerstoff zu versorgen. Alles an mir war erstarrt. Ich vergaß zu atmen, während ich reglos mit dem Besen in der Luft verharrte und die Gestalt am Boden anstarrte. Dann, langsam und wie betäubt und in Trance, stieg ich von meinem Besen. Ich war unfähig, mich dem Leichnam wirklich zu nähern. Noch immer hatte keine neue Luft den Weg in meine Lungen gefunden und Sterne tanzten langsam vor meinen Augen. Doch ich bemerkte sie nicht. Es war, als wäre ich versteinert worden bei dem Anblick des Opfers von Snapes Todesfluch. Eine leichte Windböe wehte mir mein Haar ins Gesicht und erinnerte mich daran, dass ich atmen musste.
Ich tat einen flachen, kraftlosen Atemzug, der den Bann brach. „Dumbledore“, hauchte ich und fiel auf die Knie. Ich streckte zitternd meine Finger nach seinem Gesicht aus, schreckte aber dann davor zurück, es zu berühren. Als würde es erst dann real werden, wenn ich seinen kalten Körper spürte.
Mein Blick fiel auf meine Hände. Ich könnte ihn wiederbeleben. Zurückholen.
Wieder das Bild von Snapes toten Augen vor mir.
Ich wimmerte leise. „Dumbledore… was soll ich nur tun? Ich kann doch nicht deinem Mörder das Leben schenken und dir nicht!“ Und doch konnte ich Dumbledore einfach nicht zurückholen. Es war nicht richtig. Es war nicht einfach nicht richtig.
Ein lauter Knall ließ mich zusammenfahren und riss mich in die Realität zurück. Ich sah rote Flammen von Hagrids Hütte emporsteigen und wusste, dass sie da waren. Die Todesser. Snape.

Mit einem letzten leeren und um Vergebung bittenden Blick schwang ich mich wieder taumelnd auf meinen Besen und floh mich regelrecht in den Krieg, um Dumbledore, dem Freund meiner Großmutter und dem größten Zauberer aller Zeiten, zu entkommen.
Ich sah Snape, der gerade von einem Greif angegriffen wurde und schützend die Arme über den Kopf gehoben hatte, und erhöhte die Geschwindigkeit meines Besens. Mit einem Schlenker wich ich den zerstörerischen Krallen des Greifs aus und lehnte mich tief über den Stiel des Besens, um Snapes Arm zu ergreifen und ihn in die Höhe zu zerren. In meinem Tun steckte keinerlei Denken mehr, es war vollkommen instinktiv. Ich merkte, wie Snapes Arm bedrohlich etwas aus meiner Hand rutschte, doch ich klammerte mich fest und erhöhte noch weiter meine Geschwindigkeit, um Snape noch schneller hinter das Tor und somit in Sicherheit zu bringen.
Wir hatten es passiert und der Greif wusste nicht, wie ihm geschehen und wo sein Opfer hin war. Ich flog noch ein paar Meter weiter hinter einen Baum, durch den man uns unmöglich vom Gelände aus sehen konnte, und ließ Snape dort eher unsanft zu Boden fallen.
Snape sank zusammen und lag nun keuchend am Boden. Er blutete aus unzähligen, tiefen Wunden, die er den Krallen des Greifs zu verdanken hatte. Allein dieser Anblick ließ mir das Blut erneut in den Adern gefrieren. Mein Herz stockte. Was war nur passiert? Was war hier los? Es war ein Albtraum.
Ich stieg vom Besen, bedacht mir nicht anmerken zu lassen, in welcher Verfassung ich mich selbst befand, und sah auf meinen Lehrer herab. Mir schwindelte furchtbar, doch ich riss mich zusammen und konzentrierte mich darauf, keine Schwäche zu zeigen.
„Danke…“, keuchte Snape.
„Sie haben Dumbledore umgebracht“, sagte ich mechanisch und ignorierte auch die Übelkeit, die jetzt zurückkehrte. Mein Adrenalin ließ nach.
Snape strich sich über sein Gesicht, was zur Folge hatte, er sich mit seinem eigenen Blut beschmierte. „Ja, ich weiß“, entgegnete er leise und mit leerem Blick, „wieso haben Sie mich dann gerettet?“
Ich schwieg und war wie aus eiskaltem Glas. Und ich wünschte, Snape würde sich an mir schneiden.
Er stieß nur verächtlich die Luft aus, unfähig mich anzusehen.
„Sie haben gesagt, ich soll Vertrauen haben. Keine Ahnung, ob Sie damit meinten, dass ich trotz Dumbledores Ermordung an Sie glauben soll. Wenn ja, ist ‚Vertrauen haben‘ ein bisschen untertrieben. Meinen Sie nicht auch?“, sagte ich und ließ mich neben Snape nieder. Ich strich mit meinen Händen über die Wunden und sie heilten. Dumm, dass ich mich nicht selbst heilen konnte.
„Woher…?“, fragte Snape verwirrt und betrachtete die Stellen, an denen eigentlich die Wunden hätten sein müssen und sich nun nur feine, kleine Narben gebildet hatten. Nur das Blut überall verriet, dass dort einmal Verletzungen gewesen waren, die sehr tief gewesen sein mussten.

„Sie erinnern sich gewiss an meinen Ausflug mit Miss Sherin in die Elbenwelt? Als Sie und ich so einen Krach hatten? Vierte Klasse, Weihnachten?“ Snape nickte. „Dort hat mir das meine Großmutter beigebracht.“
„Ah, ich verstehe, der rote See. Sie können also jetzt auch ein Lebewesen ins Leben zurückrufen?“
Ich stand ruckartig auf – und bereute es sofort, denn die Übelkeit und der Schwindel hießen mich herzlich willkommen – und wandte mich ab. „Ja“, erwiderte ich knapp und es gelang mir nur mit Mühe, mein Gleichgewicht zu halten, da mein Kopf diese ruckartige Bewegung nicht gut verkraftete. Aber immerhin lenkte mich meine Gehirnerschütterung von Dumbledore und der Möglichkeit, dass ich ihn hätte retten können, ab.
„Wen haben Sie in Ihrer Vision gesehen?“, fragte Snape und fügte eilig hinzu: „Wenn ich das fragen darf.“
Warum wusste er so gut Bescheid? Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schloss meine Augen, um das Bild nicht zuzulassen, das sich in mir wieder hochkämpfen wollte. „Sie sollten jetzt gehen, ehe ich meine Beherrschung verliere und Sie an Professor Dumb… McGonagall ausliefere“, sagte ich kalt.
Snape rappelte sich auf und ich bestieg den Besen. „Leben Sie wohl, Professor“, verabschiedete ich mich kühl und wollte schon losfliegen, doch Snape packte blitzschnell meinen Fuß und zog mich zu ihm herunter. Seine Stimme war ebenso kalt wie die meine, als er sprach.
„Pass auf dich auf.“
Ehe ich irgendetwas dagegen unternehmen konnte, fühlte ich seine Lippen hart und verlangend auf den meinen, wurde ich losgelassen und sah ihn disapparieren.
Ich wusste nicht, ob ich ihn jemals wieder sehen würde. Oder ob ich es wollte.


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
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