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Fanfiction

Die Faszination der Abscheu - Das Spiel

von Quitschkugel

Ich wachte auf und fragte mich, wo ich war. Bücher. Überall waren Bücher, Bücher. War ich etwa wieder in der Bibliothek eingeschlafen? Nein, in der Bibliothek gab es definitiv keine Betten. Erst dann fiel mir auf, weswegen ich aufgewacht war. Jemand hatte mir meine Haare aus dem Gesicht gestrichen und schien mich jetzt zu beobachten. Langsam wanderte mein Blick durch den Raum und ich wandte mich vorsichtig um.
„Was…? Wo… bin ich?“, murmelte ich.
„In meinem Büro, Miss Valentine. Dafür, dass Sie es heute Morgen noch so entsetzt hat, hier zu schlafen, finde ich es doch faszinierend, dass Sie es nicht mehr wissen“, erklang auf einmal eine spottende Stimme.
Ich schrak zusammen und fuhr herum, sodass ich fast von der Bettkante rollte und nur gerade so mein Gleichgewicht wieder fand.
Snape saß auf einem Stuhl neben dem Bett und in seinen Augen glänzte es weiterhin schadenfroh.
„Guten Tag“, begrüßte er mich und in seiner Stimme schwang einiges an Sarkasmus mit.
„Severus Snape…?!“, murmelte ich verwirrt und richtete mich auf. In meinem linken Arm kribbelte es fürchterlich, was mich aber nicht daran hinderte die Stellen, die scheinbar seine Finger in meinem Gesicht berührt hatten, nachzustreichen.
„Den ‚Professor‘ ziehe ich doch vor, Miss Valentine“, gab Snape kühl zurück.
„Oh“, machte ich weniger geistreich, als mir klar wurde, wieso mein Arm so kribbelte.
„Aha, da kommen die Erinnerungen zurück“, spottete mein Zaubertranklehrer.
„Oooooooh….“, machte ich gedehnt, während sich meine Augen langsam weiteten und sich Entsetzen in mir breit machte, als ich auch verstand, in welchem Bett ich nun lag und was sich heute Morgen zugetragen hatte. Ich hatte in Snapes Bett geschlafen!
„Miss Valentine, jetzt kommen Sie mal wieder runter. Es ist nur ein Bett“, sagte Snape und atmete genervt aus, gab sich aber kaum die Mühe, seine Belustigung dabei zu vertuschen.
„Warum haben Sie mich nicht in den Krankenflügel gebracht, wenn Sie doch wussten, dass ich schlafen würde?“, fragte ich wiederholt und schüttelte langsam verwirrt den Kopf.
Ich hatte noch keine Antwort auf die Frage bekommen.
Snapes Mundwinkel hoben sich zu einem leicht süffisanten Lächeln und er zog seine Augenbrauen hoch. „Sie sollten jetzt gehen. Legen Sie sich hin und schlafen Sie bis morgen früh durch. Morgen sollten Sie sich wieder am Unterricht beteiligen und auch zu Ihrer Strafarbeit kommen können. Das Essen auf meinem Schreibtisch können Sie sich mitnehmen. Auf Wiedersehen!“
Interessant… als Antwort bekam ich einen glatten Rauswurf. Nett.
Ich sah Snape etwas erbost an, stand auf, packte meine Tasche und stieß den Vorhang beiseite. Auf dem Schreibtisch stand eingepacktes Essen.
„Ich habe es mit einem Zauber belegt, damit es nicht kalt wird. Guten Hunger“, erklang Snapes Stimme, die nur so vor Spott strotzte, vom Schlafraum aus.
Ich packte das Essen in meine Tasche und mein Blick fiel wieder auf das Buch, was Snape mir geschenkt hatte.
„Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Fürsorge. Und ehe ich es vergesse, Professor. Sie haben in meinem Buch ein Foto liegen lassen. Ich lasse es Ihnen hier“, sagte ich, kramte Lilys Foto hervor und legte es ihm auf den Schreibtisch. Wenn er mit Lily abschließen sollte, dann sollte er sich von dem Foto verabschieden können. Die Aufgabe übernahm ich nicht.
„Welches Foto?“, fragte Snape verwirrt und trat hinter dem Vorhang hervor.
Ich deutete nur auf den Schreibtisch, nickte Snape noch mal zum Abschied zu und verschwand dann aus seinem Büro.


Obwohl ich sehr lange geschlafen hatte, war ich trotzdem total erschöpft und müde, sodass ich nur noch das Essen, das Snape mir zurückgelegt hatte, zu mir nahm und mich dann ins Bett legte. Ich schlief durch bis zum nächsten Morgen und wenn Sam mich nicht geweckt hätte, hätte ich wohl auch noch verschlafen.
Ich erzählte ihr das gestern Geschehene auf dem Weg zum Frühstück und sie staunte nicht schlecht. Auch sie war überrascht, dass Snape mich nicht in den Krankenflügel gebracht hatte, sondern mich kurzerhand in sein Bett einquartierte. Und dann noch nicht einmal eine Begründung nannte (außer, dass ich ihm keine Last sei).
Ich wusste noch nicht recht, wie ich den Lehrern sagen sollte, warum ich keine Hausaufgaben hatte. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich die ganze Zeit bei Snape gewesen war. Und wenn ich sagte, dass ich im Krankenflügel gewesen sei, könnte man schauen, ob das wirklich stimmte. Vielleicht sollte ich einfach sagen, dass ich mir von Snape den Trank hatte geben lassen und ich mich dann ins eigene Bett gelegt habe. Genau das tat ich auch und kam den ganzen Tag gut damit durch.
Heute hatten wir kein Zaubertränke, doch immerhin hatte ich ja momentan meine „Extrastunden“ bei ihm, wodurch ich das gut verkraften konnte. Wenn ich meine Strafarbeiten abgesessen hatte, musste ich mir etwas Neues überlegen, um solche Abende mit ihm „genießen“ zu können, dachte ich scherzhaft. Doch bis dahin war noch Zeit.
Nachmittags setzte ich mich hin und schrieb noch den Rest der Zusammenfassung des Buches, die ich gestern nicht mehr gemacht hatte. Sie umfasste sagenhafte 27 Seiten…
Um 19 Uhr klopfte ich wieder an seine Bürotür und trat ein, nachdem er darum gebeten hatte (wieder auf seine individuelle, kalte, herablassende, aggressive – diese Liste konnte ich sehr lange fortsetzen… - Snape Art und Weise).
„Guten Abend, Miss Valentine. Sie sind früh“, sagte Snape, der scheinbar wieder in seinem Schlafraum war.
„Ähm… ja, guten Abend, Professor…es ist aber doch 19 Uhr“, sagte ich zögernd und stand wie bestellt und nicht abgeholt mitten in seinem Büro. Ich kam mir ein bisschen verlassen vor.
„Ich bin noch nicht fertig, also sind Sie zu früh. Haben Sie das Buch soweit fertig gelesen?“, fragte Snape und fand es nicht für nötig, mal den Vorhang zur Seite zu schieben oder kurz hervorzukommen.
„Wenn ich mich verspäten würde und Sie trotzdem noch nicht fertig wären, würden Sie mich für das Zuspätkommen strafen. Aber ja, das Buch habe ich fertig und die Zusammenfassung habe ich schriftlich angefertigt, wenn das genehm ist“, gab ich zurück, ging die Regale entlang und ließ meinen Finger über die Bücher, dessen Titel ich überflog, gleiten.
„So ist es, Valentine. Und wenn ich noch nicht fertig bin, sind Sie zu früh. Dass Sie die Zusammenfassung schriftlich machen sollen, habe ich nie gesagt. Ich für meinen Teil kenne nämlich das Buch“, entgegnete Snape hinter dem Vorhang. Der Sarkasmus ist auch Snapes ständiger Begleiter, dachte ich säuerlich.
„Interessante Logik. Teilen Sie mir doch das nächste Mal einfach mit, ob Sie fertig sind. Dann weiß ich, ob ich noch eine Runde um den Block laufen soll oder nicht. Und hätte ich die Zusammenfassung nicht schriftlich gemacht“, ich wagte einen Blick zu dem schmalen Streifen, der mich in das Nebenzimmer einblicken ließ, da der Vorhang kurz vor dem Boden endete, „hätte ich den Rest wieder vergessen. So kann ich den Inhalt besser wiedergeben.“

Ein Handtuch fiel zu Boden. Oha…
Ich atmete tief durch und biss mir auf die Unterlippe. Es wäre nicht gut, würden meine Gedanken abgleiten, sodass Snape eventuell davon Wind bekäme - ich sollte mich ein wenig zusammen halten.
„Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun. Sie sollten es selbst abschätzen können. Und wenn Sie den Inhalt des Buches vergessen, ist das nicht mein Problem. Nun gut, Schriftliches prägt sich besser ein. Es geht okay.“
„Sie verlangen Unmögliches von mir, Professor. Woher soll ich wissen, wann Sie soweit sind? Ich gehe davon aus, dass Sie um 19 Uhr soweit sind, wenn wir 19 Uhr ausmachen. Andernfalls müsste ich Sie stalken…“, sagte ich und legte den Kopf leicht schräg, um vielleicht einen Blick zu erhaschen…
Auf einmal wurde der Vorhang zurückgerissen und ein halbbekleideter Professor Snape sah mich mit leicht gehobener Augenbraue und ironischem Blick an. „Meinen Sie mit ‚stalken‘ Verhaltensweisen wie die gerade, Miss Valentine?“, fragte er und seine Stimme triefte nur so vor Süffisanz.
Ich schluckte und mir schoss die Schamesröte ins Gesicht. Doch ich konnte den Blick nicht recht von seinem Oberkörper wenden. Oh Merlin…
Snape schmunzelte und trat an mir vorbei zu seinem Schreibtischstuhl, wo seine restliche Kleidung lag. Als er mit der linken Hand nach vorne griff, konnte ich kurz das Dunkle Mal erkennen. Ich schluckte hart.
„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“, fragte er dann.
„Spielen Sie etwa mit mir?“, entgegnete ich, konnte aber noch immer meinen Blick nicht von ihm wenden. Ich vermutete auch einzelne Narben auf seinem Rücken wahrgenommen zu haben, doch das Licht reichte nicht aus, um sie klar zu erkennen.
„Ich?“, fragte Snape gespielt empört und wandte sich zu mir um, „wie kommen Sie denn nur darauf?“
Ich hätte von Snape niemals erwartet, dass er sich mir so zeigen würde. Nun gut, ich hätte auch niemals von ihm erwartet, dass es zwischen ihm und mir beinahe zu einem Kuss gekommen wäre. Ich hätte auch niemals erwartet, dass er mir ein Buch mit Entschuldigungen schreiben würde. Beließen wir es dabei, dass dieser Mann nun mal unberechenbar war und es liebte, Machtspiele zu spielen.
„Ach, nur so. Das kam so über mich. Haben Sie so was nicht auch manchmal? Weiß nicht, muss Zufall sein, dass Sie in dem Moment halbnackt vor mir stehen, obwohl ich Ihnen noch vor ein paar Wochen meine Gefühle gestanden habe“, sagte ich ironisch, verdrehte die Augen und wandte mich endlich ab. Scheinbar konzentriert sah ich über die Titel der Bücher, doch vor meinem inneren Auge sah ich immer noch seinen nackten Oberkörper. Er war tatsächlich mit feinen Narben übersäht, die ich auf seine Zeit als Todesser zurückführte. Außerdem war ich recht überrascht zu sehen, dass er sich in einer guten, sportlich wirkenden Verfassung befand. Nichts, was ich erwartet hätte… Ich durfte es mir nicht anmerken lassen, wie sehr er mich gerade aus der Fassung brachte.
„Ich hatte bereits gesagt, Sie seien zu früh“, gab Snape ironisch zurück und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
„Wenn Sie das nächste Mal hinter dem Vorhang hervorkommen, erwarte ich Sie in Ihrer gewohnten, vor Lebensfröhlichkeit strotzenden Kleidung, okay?“, stellte ich fest und atmete nochmals tief durch.
„Keine Bange, Miss Valentine. Diesen Anblick werden Sie so schnell nicht noch mal genießen“, spottete Snape, „das nächste Mal denke ich daran, meine gesamte Robe in mein Schlafgemach zu nehmen.“
Zu gütig…
„Sehr freundlich von Ihnen“, entgegnete ich und versuchte, genervt zu klingen. Er hätte ja auch den anderen Teil vergessen können, dachte ich und brachte mich damit erneut aus der Fassung.
Jetzt erschien Snape in seiner gewohnten Aufmachung und setzte sich an seinen Schreibtisch.
„Nun, Miss Valentine, zeigen Sie doch mal bitte Ihre Zusammenfassung her“, fing er an und sah mich auf einmal mit zusammengezogenen Augenbrauen an, „und setzen Sie sich gefälligst. Das hier ist kein Steh-Café.“
Herzlich wie eh und je, unser lieber Severus, dachte ich säuerlich und setzte mich ihm gegenüber. Dann zog ich meine Zusammenfassung hervor und reichte sie ihm mitsamt des dicken Buches.
„Bitte sehr. Aber ich dachte, Sie kennen das Buch“, sagte ich spitz.
„Ich möchte trotzdem kontrollieren, ob Sie so unfähig sind, wie ich denke oder doch mehr Chancen in Ihrem Leben haben, als ich sie mir bisher für Sie ausgerechnet habe“, entgegnete Snape, während er meinen Aufsatz las.
„Immerhin beschäftigen Sie sich mit mir“, grummelte ich und seufzte lautlos.
„Bilden Sie sich nichts drauf ein. Ich denke über jeden meiner Schüler nach“, gab Snape zurück und lächelte schief und sein schiefes Lächeln strahlte so viel Kälte aus, dass es mich fröstelte. „Hier, lesen Sie!“, sagte Snape und schmiss mir ein Buch hin.


Mein Nacken schmerzte furchtbar, als ich den Kopf von der Tischplatte hob.
„Ah, ist Dornröschen jetzt endlich aufgewacht?“, spottete Snape.
Erschrocken fuhr ich hoch.
„Habe ich geschlafen?“, fragte ich verwirrt.
„Ja, das haben Sie. Sie sind eingeschlafen, während Sie das Buch hier gelesen haben. Das zweite über Legilimentik, das ich Ihnen gegeben habe“, erklärte Snape.
Ich war eingeschlafen? Über einem Buch?
Verständnislos blickte ich auf die Seiten, auf denen ich gelegen hatte.
„Miss Valentine, jetzt schauen Sie nicht wie ein Troll. Sie haben gelesen und sind eingeschlafen, als ich kurz aus meinem Büro musste“, sagte Snape ungeduldig.
Jetzt, wo er es sagte… da war was. Ich strich mir immer noch etwas verschlafen über das Gesicht. Ich war so müde, dass meine Erinnerung nur schemenhaft zu sein schien, nahezu konturlos, wie ein Traum. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und sah auf das Buch hinab. Ja, jetzt wo es Snape sagte, fiel es mir wieder ein. Wahrscheinlich war ich einfach nur schwer übermüdet gewesen. Es war in letzter Zeit auch so viel, da war ich nicht ganz bei mir.
„Das tut mir Leid, Professor. Ich werde weiterlesen“, erwiderte ich.
„Nein, das ist nicht nötig. Gehen Sie hoch in Ihren Schlafsaal, es ist schon nach 12“, gab Snape zurück. Er wirkte irgendwie… anders als sonst. Er hatte zwar den Kopf erhoben und schrieb keine Notizen oder ähnliches. Doch sein Blick ging seltsam durch mich durch.
„Okay… dann… bis morgen. Soll ich es bis morgen fertig lesen?“, fragte ich und ahnte schon das Schlimmste. Na ja, immerhin hatte ich ja jetzt schon mal ein wenig Schlaf bekommen, dann würde ich das Buch schon schaffen.
„Nein, Miss Valentine. Ich denke, es wäre besser, wenn Sie eine Zeit lang nicht herkommen würden. Und wenn ich Ihnen irgendwann später Legilimentik näherbringe. Bis… Ihre… Gefühle sich beruhigt haben. Ich denke, das wäre besser“, erwiderte Snape, der jetzt doch wieder seinen Blick auf einen Zettel vor sich gerichtet hatte. Der letzte Satz klang, als müsse er sich selbst noch mal bestätigen, dass dies die richtige Entscheidung war.
Mein Herz schien kurz stillzustehen.
„Bitte?“, hauchte ich.
„Sie haben mich schon richtig verstanden. Und jetzt verschwinden Sie endlich! Es reicht, dass Sie auf meinem Schreibtisch geschlafen haben!“, knurrte Snape, sprang auf und wandte sich einem seiner Bücherregalen zu.
Was war denn nun los? Ich verstand die Welt nicht mehr…
„Professor? Ist irgendetwas vorgefallen?“, fragte ich und sah Snape schmerzerfüllt an. Doch er bemerkte es nicht. Er las in seinen Büchern.
„Verschwinden Sie nun endlich, Miss Valentine. Man sieht sich im Unterricht“, sagte Snape kalt und sah mich nicht einmal dabei an.
„Aber, Sir…“
Snape atmete tief durch. „Hauen Sie nun endlich ab…“, stieß er zornig hervor. Doch er sah mich noch immer nicht an.
„Sie… Sie…“, ich wollte ihm alles an den Kopf schmeißen. All meine Wut, all meine Enttäuschung, all meinen Frust. Ich wollte ihn beschimpfen, ihm sagen, was für eine erbärmliche Gestalt er war. Ihm sagen, wie sehr er mich gerade zerriss.
Doch es kam mir nichts über die Lippen. Denn seine Reaktion war berechtigt. Vielleicht war es besser, wenn ich ihn vergaß. Nur wieso hatte er mir dann so Hoffnungen gemacht, dass ich ihm doch nicht egal war? Warum? Und wieso alles so plötzlich?
„Wollen Sie mir etwas sagen, Miss Valentine?“, fragte Snape herablassend.
Gedemütigt senke ich mein Haupt. „Nein“, sagte ich tonlos.
Ich nahm meine Tasche und holte sein Buch hervor.
„Ich möchte das nicht mehr. Leben Sie wohl, Professor.“
Damit legte ich meine kurz geglaubte Hoffnung, es würde alles wieder gut werden, auf den Tisch und wollte das Büro verlassen. Doch da hörte ich Snapes Stimme sagen: „Miss Valentine…“
Hoffnungsvoll wandte ich mich zu ihm um. Würde er jetzt sagen, dass es eine dumme Idee von ihm gewesen war? Dass er nicht wollte, dass wir uns wieder anschwiegen? Dass es ihm Leid täte und er wollte, dass ich bliebe?
„Leben Sie auch wohl“, knurrte Snape ohne den Blick von seinem Buch zu heben.
Die Worte waren wie ein Dolch, den Snape in mein Herz stach, um es dann noch umzudrehen und es sich auspumpen zu lassen.
Das war‘s.
Ich wirbelte herum und stürmte aus seinen Gemächern.
Es stellt sich die Frage, ob das Buch einem guten oder schlechten Zweck dienlich war, denn so konnte ich die Tränen aus Schmerz und Selbsthass in seinen Augen nicht sehen.


Ich fühlte mich wie eine leere Puppe, die umherwandelte. Ein Geist, wie sie in Hogwarts herumschwebten. Ohne Sinn, ohne richtiges Leben, ohne etwas zu bezwecken.
In der ersten Woche war ich gar nicht mehr in seinen Unterricht gegangen. Ich konnte ihn nicht ansehen. Auch zum Essen kam ich selten, nur wenn Sam mich wirklich zwang.
Nichts machte mehr einen Sinn.
Es war, als habe Snape all meine Freude, all meinen Lebenswillen mitgenommen. Als habe er die heiße Flamme, die mich einst erfüllte, gnadenlos mit seinen Füßen ausgetreten.
Meine Antriebslosigkeit verwirrte mich aber. Vielleicht hatte Snape durch seine seltsamen Stimmungswechsel meine kleine – bis jetzt – immerwährende Hoffnung mit Nahrung versorgt, doch war eigentlich nichts zwischen ihm und mir geschehen. Als Dumbledore Abstand verlangte, war es mit ja auch nicht so nahe gegangen.
Dort war es ja auch nicht für immer gewesen…, flüsterte eine leise Stimme in meinem Kopf. Und er wusste nichts von deinen Gefühlen. Und dort hattet ihr euch noch nicht beinahe geküsst. Und – Schluss jetzt! Ich fasste mir selbst an den Kopf und verbat mir weiterzudenken. Zu schmerzhaft waren die Erinnerungen, die mich einst so mit Freude erfüllt hatten.
„Alles okay?“, fragte Samantha.
Wir befanden uns beim Mittagessen wenige Tage vor dem Finale des Trimagischen Turniers, wenn Voldemort wiederkehren würde. Doch das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber selbst wenn: Die Tatsache selbst hätte mich vermutlich wenig tangiert. Viel größer wäre meine Sorge gewesen, dass Snape zu dem „Dunklen Lord“ zurückkehren könnte, er wieder die Seite wechselte.
„Geht schon“, gab ich ausweichend zurück.
„Immer, wenn ich sehe, wie elendig du langsam daran krepierst, würde ich am liebsten aufstehen, Snape eine reinhauen und ihm dann einen Crutius-Fluch auf den Hals hetzen“, knurrte Sam und sah hasserfüllt zum Lehrertisch.
„Aber er hatte doch recht, Samantha“, versuchte ich Snape matt zu verteidigen. Ich spürte, wie mir übel wurde. Es schien, als habe mir jemand einen Gürtel um die Brust geschnallt und zöge ihn langsam zu, um mir die Luft zum Atmen zu rauben. Ich mochte dieses Thema nicht. Es riss mich immer zu stark in die Realität und ließ die Wunde erneut noch weiter aufplatzen.
„Er sollte doch wissen, dass es dich bricht!“, antwortete meine Freundin und schlug mit der Faust auf den Tisch. Einige wandten verwundert den Blick zu uns, drehten sich aber dann wieder weg.
„Beruhig dich bitte. Snape ist selbst gebrochen. Ich denke nicht, dass er will, dass mir das gleiche geschieht. Deswegen hält er jetzt Distanz.“ Dennoch fehlte ein Stück in mir.
„Ich mach dich ja nur ungern darauf aufmerksam, meine Liebe. Aber dir ist bereits das gleiche geschehen“, stellte Sam mit bitterem Sarkasmus fest.
„Nicht in dem Maße wie ihm“, entgegnete ich, doch ich merkte, wie schwach meine Verteidigung war.

„Okay, das war‘s. Ich gehe jetzt zu ihm!“, beschloss Samantha und erhob sich. Sie steuerte geradeaus den Lehrertisch an.
Entsetzt ließ ich meine Gabel auf das nahezu unberührte Essen fallen und sprang auf. Auf halbem Wege holte ich sie ein und packte sie an der Hand. Sie wirbelte herum.
„Evey, schau dich doch mal an! Seit Monaten wandelst du herum wie ein Toter! Im Fast Kopflosen Nick steckt mehr Leben als in dir! Ich finde, es reicht!“, zischte sie leise, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen.
Nervös warf ich einen Blick zum Lehrertisch, von dem Snape das Geschehen scheinbar skeptisch beobachtete. Es fiel auf, wenn auf einmal zwei Schüler vom Essen aufsprangen, obwohl alle saßen. Wenn sie dann auch noch zum Lehrertisch gingen…
„Ich will das aber nicht!“, gab ich ebenso leise zurück.
„Dann gehst du gleich zu ihm und redest mit ihm!“, verlangte meine Freundin.
„Das will ich nicht! Sam, bitte, die anderen gucken schon. Bitte, lass uns wieder zurück an den Tisch gehen…“, flehte ich nahezu und wollte sie zurück zu unserem Platz ziehen, doch sie weigerte sich beharrlich.
„Ich stelle dich vor die Wahl, Evey: Entweder du sprichst gleich mit ihm oder ich gehe jetzt zu ihm und stelle ihn zur Rede, damit er dich anspricht!“
„Ich will beides nicht!“
„Dann gehe ich jetzt vor“, sagte sie, machte sich los und trat entschlossen zum Lehrertisch.
Nein, auf diese Blamage hatte ich keine Lust. Ich wirbelte herum und verließ die Halle – mit fragenden Blicken der gesamten Schule im Rücken.
Wütend ging ich raus und setzte mich an den See. Das konnte Sam vergessen. Ich würde nicht mit Snape sprechen. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und Socken und tauchte meine Füße in das kühle Nass.
Natürlich wollte ich, dass alles wie früher wurde. Aber das würde niemals mehr geschehen, denn so hätte ich immer im Kopf, dass er den Kontakt nicht wollte. Und dieser Gedanke wäre für mich unerträglich.
Ich seufzte. Man war das eine ätzende Situation.
Lustlos ließ ich wie immer ein paar Steine über das Wasser hüpfen.
„Valentine, Schuhe an und mitkommen!“, bellte Snape. Ich drehte mich betont langsam um und sah ihn mit Samantha – die scheinbar schon von ihrem Gewissen geplagt wurde, wenn man sich ihr Gesicht ansah – auf mich zukommen.
„Nein“, sagte ich und drehte mich wieder zum See, um weiterhin ein paar Steine hüpfen zu lassen. Konnten die beide warten, bis sie schwarz wurden. Auch wenn es nicht passte und ich mir selbst ein wenig verrückt vorkam, ich musste bei diesem Gedanken lächeln. Aber nicht für lange…
„Doch, ich glaube schon, dass Sie das tun werden. Sie haben die Wahl zwischen einem Moment, in dem Sie mit mir sprechen oder einem Monat, in dem Sie meine Gesellschaft jeden Abend genießen können“, schnorrte Snape, „also wofür entscheiden Sie sich?“
Seufzend zog ich meine Schuhe an und ging an Snape vorbei zu seinem Büro.


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