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Die Faszination der Abscheu - Crash-Kurs Legilimentik

von Quitschkugel

Es war nun die erste Woche vergangen und Snape hatte seine Drohung wenigstens nur halb wahr gemacht. Er war noch unausstehlicher im Unterricht als sonst und auch bei den Strafarbeiten wurde es immer schlimmer, doch keinem fiel wirklich auf, wieso er so schlecht gelaunt war – und er sagte es auch nicht.
Jeder Abend, den ich schweigend bei ihm verbrachte, machte ihn wütender und hilfloser. Ich wusste, dass er es irgendwann nicht mehr aushalten konnte; und wenn ich ehrlich war, hatte ich ein wenig Angst vor seiner Reaktion, wenn er beschloss, der Sache ein Ende zu bereiten. Doch wollte ich jetzt auch nicht einfach wieder mit ihm sprechen, als sei nie was gewesen. Es war gut so, dass er es merkte. Vielleicht würde er mich danach mit etwas mehr Respekt behandeln.
Doch an einem Tag kam ich sehr ins Wanken mit meiner Einstellung. Als ich am Samstagabend wieder zu ihm kam, schien er mir irgendwie verändert. Er hatte mich normal hereingebeten (recht mürrisch, also für sein typisches Verhaltensmuster normal) und mir mit einer Geste zu verstehen gegeben, dass ich mich ihm wie gewohnt gegenübersetzen sollte. Er saß wie immer an seinem Schreibtisch, blickte aber dieses Mal nicht auf und schien beschäftigt zu sein. Vielleicht war es – wie immer, es war belustigend wie viel Routine schon in „unser“ Nachsitzen gekommen war – eine Korrektur.
„Sie wissen, was Sie zu tun haben, Valentine“, sagte er und schenkte mir noch immer keinerlei Beachtung. Er beleidigte mich nicht mal, was mich irritierte. Sollte mir aber recht sein.
Ich nahm mir wieder Pergament und eine Feder und schlug das Buch vor mir auf.
Es verging eine gewisse Zeit, ehe Snape mit mir sprach. Anders als sonst. Dieses Mal so, dass er scheinbar keine Antwort erwartete.
„Ich hätte niemals gedacht, dass Sie es wirklich konsequent durchhalten, mich zu ignorieren, Miss Valentine. Es ist schon eine Woche vergangen und Sie haben mit mir nicht ein Mal gesprochen. Ich fragte mich anfangs, ob Sie sich damit nicht selbst mehr strafen als mich, deswegen fand ich es lächerlich. Jetzt weiß ich, dass das nicht wahr ist. Sie sind nicht auf mich angewiesen“, stellte Snape fest.
Ich schrieb schweigend weiter, doch innerlich wunderte ich mich darüber, dass Snape gerade so sachlich war.
„Sie können gehen.“
Noch verwunderter legte ich meine Feder nieder und erhob mich. Gerade, als ich die Tür erreichte und öffnete, hörte ich seine Stimme, die kaum merklich flüsterte: „Evey…“
Ich zuckte heftig zusammen und erstarrte. Was… passierte hier? In seiner Stimme hatte so viel Schmerz gelegen… alles in mir schrie danach, einfach zu ihm zu gehen und ihm um den Hals zu fallen. Und ihm unter Tränen zu sagen, wie sehr ich ihn vermisste. Und dass ich einfach nur so traurig darüber war, dass er mich so verletzt hatte. Er hatte Unrecht. Ich war auf ihn angewiesen und ich strafte mich mindestens genauso sehr wie ihn.
Ich biss mir auf die Unterlippe und verließ das Büro so eilig, als sei ich auf der Flucht. Hart fiel ich gegen die geschlossene Tür und verharrte schwer atmend auf dem Gang. Meine Fassade war gebrochen. Er wusste nun, dass ich ebenfalls litt. Wahrscheinlich würde er sich niemals entschuldigen und warten, bis ich aufgab.
„Verdammt“, fluchte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich Idiot!

Sauer und ziemlich aufgewühlt kehrte ich in den Gemeinschaftsraum zurück und schmiss mich in den Sessel direkt vor den Kamin.
„Was für eine Riesenscheiße…“, fluchte ich leise und strich mir mit der rechten Hand durchs Haar.
„Was ist los?“, fragte mich auf einmal jemand.
Ich zuckte heftig zusammen und fuhr herum. Links von mir saß Harry.
„Oh, du bist es…“, seufzte ich und entspannte mich.
„Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe.“
„Ne ne, schon okay“, erwiderte ich und schloss die Augen. Ich war so blöd… ich hätte eben weitergehen müssen. Gewiss hatte Snape dies nur getan, um herauszubekommen, ob ich ihn vermisste. Er liebte mich nicht. Wie hatte ich nur je so töricht sein können, zu glauben, dass ich diesen Eisklotz zum Schmelzen bringen könnte? Wie hatte ich nur glauben können, dass jemand wie er Gefühle aufbauen konnte?
Und was war, wenn der Eisklotz schon längst geschmolzen war und Snape jetzt alles daran setzte, ihn durch seine eiskalte Art wieder aufzubauen? Wenn er nur so eisig war, um sich selbst wieder einzufrieren?
Es kam mir nur einen Weg in den Sinn, dies herauszufinden.
„Harry…? Sag mal… irgendwann hattest du mir mal gesagt, ich hätte was gut bei dir wegen der Sache damals mit Snape. Ich weiß, es kommt jetzt reichlich spät und… es ist viel verlangt, aber ich bräuchte deine Hilfe“, fing ich an und wandte mich Harry zu. Dieser wirkte reichlich verwirrt, nickte aber dann.
„Was kann ich für dich tun?“
„Du hilfst mir, in den Geist anderer einzudringen“, sagte ich und lächelte Harry unschuldig an.
„Äh… okay… und wie?“, fragte er und sah mich ein wenig hilflos an.
„Du bleibst hier sitzen und hast nichts dagegen, wenn ich deinen Gedanken lese. Ich muss mich auf jemanden fixieren. Wäre das okay für dich?“
Harry nickte langsam und wir schoben die Sessel so zusammen, dass ich ihm direkt gegenüber saß und ohne weitere Probleme Blickkontakt aufbauen konnte.
„Okay…“, murmelte ich, schloss die Augen und konzentrierte mich.
[Ich liebe sie, ich muss es ihr sagen!] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ [Wo hab ich meinen Rucksack gelassen?] ~~~~~~~~~~~~~ [Ich habe Angst vor Zaubertränke…] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ [Wenn ich ihn in die Finger kriege!] ~~~~~~~~~~~~ [Oh, verdammt!] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ [Bei Merlins Bart, sehe ich dick aus…] ~~~~~ [Und was ist, wenn ich versage? Mein Vater wird mir die Hölle heiß machen...!] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ [Liest Evey schon meine Gedanken? Sie sieht so konzentriert a-]
Keuchend fiel ich in den Sessel zurück. Mein Kopf schien zu klingen wie ein Glas, das man mit einem Löffel angeschlagen hatte.
„Alles okay?“, fragte Harry und musterte mich verwirrt und besorgt.
„Das ist normal. Bleib einfach still sitzen… und denk an irgendwas. Katzenbabys oder so“, murmelte ich und schloss wieder meine Augen. Konzentriere dich auf Harry, Evey. Harry Potter…
[Das war´s, ich geb´s auf. Ich krieg die Hausaufgaben nicht hin.]
[Evey scheint ein wenig erschöpft. Was macht sie überhaupt?]
Ja, ich muss daran festhalten!, dachte ich und öffnete die Augen, um mit Harry Blickkontakt zu haben.
[Huch, was ist denn nun los? Wieso starrt sie mich jetzt so an? Das… ist echt unheimlich. Vielleicht hätte ich doch nicht zustimmen sollen. Wobei sie es bestimmt eh nicht hinkriegen wird. Sie erlaubt sich vermutlich einen Spaß.]
„Und wie ich es hinbekomme, Potter“, sagte ich und ein triumphaler Glanz stahl sich in meine Augen. Es war zwar nicht so einfach, wie ich dachte, aber man merkte schon einen erheblichen Unterschied zu den Elben. Die Elben konnte man nicht so leicht „durchbrechen“ wie einen normalen Menschen. Wie würde es bei Snape sein? Er war ein hervorragender Legilimentiker und Okklumentiker. Vielleicht würde ich an ihm auch gnadenlos scheitern…?!
Nun gut, jetzt musste ich nur noch in seinen Geist eindringen, um seine Gefühle sehen zu können. Bei Snape würde dies wirklich wahnsinnig schwer werden…
Ich sah Harry genau in die Augen und konzentrierte mich wieder.
[Sie kann es echt?]
Ich musste tiefer vordringen… nur wie?
[Im Namen Merlins, was, wenn sie irgendwas erfährt, was sie nicht wissen sollte?]
Komm, Evey… du musst weiter als nur zu seinen Gedanken.
Auf einmal wurde ich in eine Art Vision gerissen. Ich sah Harry immer noch vor mir, doch auf einmal wurde ich von tausenden Erinnerungen überflutet. Es war seltsam, als hätte man bei einer alten Kamera ein Bild doppelbelichtet. Ich sah einen grünen Blitz und hörte einen Schrei, kurz darauf fand ich mich in einer Familie wieder, die mir schon vom bloßen Anblick unsympathisch war. Ich musste scheinbar noch tiefer vordringen, um an Harrys Gefühle zu gelangen.
Mein Kopf schmerzte bei dieser hohen Konzentration. Doch ich war meinem Ziel schon so nahe…
Plötzlich hörten die Erinnerungen auf, als seien sie allesamt in ein kleines Loch gesogen worden. Ich war erfüllt von fremden Gefühlen, die zu mir gehörten, aber mir so unbekannt waren, dass sie niemals ein Teil von mir wurden. Ich dachte an Snape und es erschien das Gefühl, dass Harry zu ihm hatte (es war blanker Hass - wer hätte das gedacht?). Es war seltsam, zwei Gefühle für einen Menschen zu empfinden. Dass sich Gefühle mischten war normal, aber es war eine klare Abspaltung, sodass manche Gefühle doppelt zu bestehen schienen. Ich wusste zwar genau, welches Gefühl meines war (auch wenn es aus mehreren Gefühlen bestand), dennoch schien das andere ebenso zu mir zu gehören, aber nicht zu mir zu passen. Als würde mich etwas Fremdes einhüllen, das mir zwar bekannt war, bei dem ich mir aber nicht sicher war, in welcher Sprache wir kommunizieren könnten.
Ich zog mich aus seinem Geist zurück und lehnte mich erschöpft in den Sessel.
„Wow… warum… war… Snape gerade so deutlich in… meinen Gedanken?“, keuchte Harry. Er war sichtlich verwirrt.
„Ich habe nur ausprobiert, ob man die Gefühle zu diversen Menschen auch sehen kann… meine Wahl fiel auf Snape, weil es da ziemlich eindeutig ist, wie deine Gefühle zu ihm stehen und ich da wusste, was mich wahrscheinlich zu erwarten hat“, erklärte ich und erhob mich.
„Danke Harry, ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Bis morgen!“, verabschiedete ich mich und schleppte mich gähnend in den Schlafsaal.
Ich war auf einmal wahnsinnig müde und nahezu nicht dazu fähig, meine Augen noch offen zu halten. Irgendwie passierte es mir in letzter Zeit zu häufig, dass ich mich nur hinzulegen brauchte, um direkt einzuschlafen.
Und gleich morgen würde ich klären, was Snape nun genau für mich empfand.


Snape stand vorne und machte vor der gesamten Klasse Harry fertig. Ich konnte ja nichts sagen, dafür konnte ich aber vielleicht in seinen Kopf gucken und ihn vielleicht ein wenig aus dem Konzept bringen.
Ich warf Harry einen vielsagenden Blick zu, den dieser auch sofort verstand, und konzentrierte mich auf Snape. Dieses Mal gelang es mir sogar, direkt alle anderen in meinem Umkreis auszublenden. Ich überging auch Snapes Gedanken – schon ein bisschen lachhaft, dass ich dort das Gefühl hatte, zu sehr in seine Privatsphäre einzudringen… - und kam direkt zu den Erinnerungen. Als ich diese auch direkt hinter mir lassen wollte, hielt ich inne. Ich sah zwei Mädchen auf einer Schaukel. Das eine hatte braunes Haar und nörgelte irgendwie herum. Das andere auf der anderen Schaukel ließ – sehr zum Schrecken des anderen Mädchens – auf einmal die Seile los und sprang herab, sodass sie eine kurze Zeit flog, ehe sie tollkühn lachend auf dem Boden ankam. Es war, als würde ich in einen Spiegel schauen, der mich zehn Jahr verjüngte. Sie sah aus wie ich. Sie war wie ich.
Sie war Lily.
Ich schüttelte den Kopf und ließ Snapes Erinnerungen weiterhin unangetastet. Es bangte mir ein wenig vor seinen Gefühlen… ich versuchte weiter vorzudringen, doch irgendwie gelang es mir nicht recht. Es war schwerer als bei Harry und ich musste meine gesamte Konzentration aufbringen, um schließlich weiterzukommen.
Als ich die Gefühle endlich erreichte, spürte ich wieder, wie sie ein Teil von mir wurden, ohne zu mir zu gehören. Es war eine graue, trostlose Welt voller Hass, Zorn und Trauer. Sie machte mir Angst.
Ich rief die Gefühle, die er zu mir hatte, ab – ich wollte so schnell wie möglich wieder aus Snapes Geist heraus. In mir kamen auf einmal Sehnsucht, Verlangen… aber auch wieder Trauer und sogar ein wenig Zorn, der sich aber mehr auf Snape selbst zu beziehen schien – war er wegen mir sauer auf sich selbst? – hervor.
Dann spürte ich, dass er gestern nur meinen Namen geflüstert hatte, weil er mich wirklich vermisste.
Gerade, als ich noch tiefer in seinen Geist eindringen wollte, verschwand auf einmal alles, als hätte es jemand aus mir herausgerissen. Ich keuchte und drückte meine Hände auf meinen Brustkorb, um den damit verbundenen Schmerz zu dämmen. Er verschwand auch nahezu sofort wieder. Zurück blieben ein leichter Schwindel und das Gefühl, die gesamte letzte Nacht nicht geschlafen zu haben.
„Valentine! Verschwinden Sie SOFORT aus diesem Raum!“, donnerte Snape und sein Gesicht war dunkelrot vor Zorn.
Ich wurde blass und mein Herz hämmerte hart gegen meine Brust. Alles, wozu ich fähig war, war meinen Zaubertranklehrer gelähmt vor Panik anzustarren, der so aussah, als würde er mich gleich umbringen. Ich hatte noch nie eine solche Angst gespürt.
LOS!!! VERSCHWINDEN SIE!“, schrie Snape und sein Arm deutete zitternd auf den Ausgang.
Eilig packte ich meine Sachen und schmiss dabei mein Tintenfass um, doch das war mir egal. Ich ließ es einfach liegen und stürmte aus dem Raum. Vor Hast drohte ich mehrmals beinahe über meine eigenen Füße zu fallen.
Ich hatte es geschafft, in Snapes schwarzer, trister Welt über meine Person ebenfalls die Dunkelheit hereinbrechen zu lassen. Ich dummes, naives Stück.
Mir schossen Tränen der Wut und der Verzweiflung in die Augen. Wie hatte ich nur so dumm sein können, zu glauben, dass ich Snapes Gefühle unbemerkt ausspionieren konnte? Ich war doch so dumm und einfältig, wie er gesagt hatte.
Seufzend setzte ich mich im Gemeinschaftsraum auf einen Sessel und holte schwermütig meine Hausaufgaben hervor, um mich abzulenken. Zaubertränke wäre für heute die letzte Stunde gewesen und somit, da ich dort rausgeschmissen worden war, konnte ich auch gerade die andere Arbeit erledigen. Ich fühlte mich wahnsinnig mies. Mir graute es schon vor heute Abend.
Fred und George setzten sich auf einmal mir gegenüber.

„Wieso bist du denn hier?“
„Hast du nicht eigentlich Zaubertränke?“
„Oder schwänzt du?“
Es war anstrengend mit ihnen zu sprechen, da man nie wusste, wen man anschauen musste.
„Ich bin rausgeflogen“, sagte ich ohne von meinem Aufsatz über Vampirismus aufzublicken.
„Du bist geflogen?“
„Wie hast du denn das geschafft?“
„Ja, George… nein, Fred… ich bin rausgeflogen und George, darüber will ich nicht reden“, sagte ich und hoffte, sie nicht verwechselt zu haben. Natürlich hatte ich es getan.
„Er ist Fred“, sagte George lächelnd.
„Und er ist George“, sagte Fred und lächelte ebenfalls.
„Ach ihr wisst doch, wen ich meine… Namen sind Schall und Rauch“, grummelte ich.
„Wir sind bei ihm bisher nur einmal rausgeflogen, obwohl Snape sehr hitzig ist –“, begann George und Fred endete: „– es ist eine Kunst bei ihm zu fliegen. Also –“, „ –wie hast du es angestellt?“
„Okay okay, ich habe bei ihm Legilimentik angewendet, in Ordnung?“, sagte ich genervt und fügte hinzu: „Lasst ihr mich jetzt in Ruhe?“
„Du hast Snapes Gedanken gelesen???“, fragte Fred ungläubig.
„Wieso machst du so was Unheimliches?“, stimmte George seinem Bruder zu und verzog angewidert das Gesicht.
Ich seufzte. „Er hat mal wieder Harry fertig gemacht und ich wollte ihn ein wenig aus dem Konzept bringen, damit er von ihm ablässt“, sagte ich. Zumindest habe ich gedacht, dass dies vielleicht Snape etwas von Harry ablenkt, fügte ich gedanklich hinzu. Ich musste bitter lächeln. Ja, Snape hat von Harry abgelassen. Immerhin etwas.
„Und du bist aufgeflogen?“
„Ja, aber er hat von Harry abgelassen. Zwar hat er einen hochroten Kopf bekommen und mich rausgeschmissen, aber ich habe ja scheinbar mein Ziel erreicht“, erwiderte ich und tat so, als würde es mir egal sein, dass Snape mich jetzt wahrscheinlich wirklich hasste.
„Meinen Respekt…“, lachte Fred.
„Danke. Und wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gern mit meinem Aufsatz fortfahren.“ Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und zog die Beine an. Es war, als habe Snape ein Loch hinterlassen, mitten in meiner Brust, und es raubte mir die Luft zum Atmen und schien sich immer weiter auszubreiten. Ich hatte die Illusion, dass es das Loch schließen würde, wenn ich mich nur ein wenig weiter zusammenkauerte.
„Gut, Evey, weiter so!“
„Du wirst bestimmt eine treue Nachfolge –“
„– wenn Fred und ich von der Schule gehen.“
Und schon waren sie so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
Seufzend legte ich den Aufsatz weg. Ich bekam einfach nichts hin… am liebsten wäre ich runter zu Snape und hätte mich entschuldigt. Aber ich musste ihn doch anschweigen. Oh, was sollte ich nur tun? Ich konnte schlecht von ihm verlangen, dass er sich bei mir entschuldigt, damit ich wieder mit ihm reden konnte, wenn ich es doch war, die gerade schwer etwas verbockt hatte. Ich war ein verdammter Hornochse. Mir graute es vor der Strafarbeit heute Abend. Wie sollte ich mich nur verhalten?
Samantha betrat den Gemeinschaftsraum und eilte auf mich zu.
„Wieso hat Snape dich rausgeschmissen?“, fragte sie geradeaus.
„Ich wollte seine Gedanken lesen und er hat es mitbekommen“, erklärte ich ihr und schlang meine Arme um meine Beine, da das Loch in meiner Brust schmerzhafte Ausmaße angenommen zu haben schien.
„Du hast sie ja nicht mehr alle“, entgegnete sie entgeistert, „Warum machst du denn so was?“
Ich schilderte ihr den gestrigen Abend.
„Man, war das eine Schnapsidee. Schau mal, Snape hat locker doppelt so viel Erfahrung wie du. Er gilt neben Dumbledore und dem, dessen Name nicht genannt werden darf, als einer der besten Okklumentiker und Legilimentiker der Welt. Auch wenn du von Elben abstammst: So leicht kommst du da nicht ran. Oh Evey, und was tust du jetzt?“, fragte Sam mich.
„Keine Ahnung“, gab ich zu und fühlte mich jetzt noch mieser und dümmer als vorher.

„Hm… geh einfach gleich zur Strafarbeit und guck, was passiert. Vielleicht sagt er von sich aus was. Mach aber schon mal die Hausaufgaben. Das soll sehr viel sein. Seite 96 Nummer 1 bis 7. Müsste aber für dich eh kein Problem darstellen“, sagte sie und setzte sich neben mich, „vermutlich hat er nur so viel aufgegeben, weil er wegen dir so schlecht drauf ist“, sagte sie mit etwas trockenem Humor und einem schiefen Lächeln.
Ich kramte in meiner Tasche mein Buch von Zaubertränke hervor und begann mit den Aufgaben. Sie waren zwar nicht ganz so schwer – für mich, Sam musste ich ein paar Sachen erklären –, aber es war unglaublich viel Schreibarbeit, sodass ich letztendlich fast 6 Seiten geschrieben hatte und ich, als ich fertig war, mich beeilen musste, um zur Strafarbeit pünktlich zu sein.
„Bitte?“, erklang Snapes mürrische Stimme und ich trat ein. Mir war schwer übel und meine Knie zitterten vor Aufregung.
„Aha, Miss Valentine. Setzen Sie sich; Sie wissen, was Sie zu tun haben“, sagte Snape, als wäre nie was geschehen.
Ich blieb verdutzt an der Tür stehen und starrte Snape an, der mal wieder irgendetwas kritzelte. Er schien mir nicht sauer zu sein?!
Jetzt hob er doch den Kopf und runzelte die Stirn.
„Was ist? Na los, sonst überlege ich mir etwas, das weniger freundlich ist, als das Abschreiben“, drohte er und ich beeilte mich, seinen Forderungen nachzukommen.
Ich legte mir das Pergament zurecht und nahm die Feder in eine Hand. Mit der anderen griff ich nach dem Buch. Es hatte seltsamerweise keinen Titel. Mit einem angedeuteten Schulterzucken öffnete ich es und tunkte die Feder in das Tintenfass.
Die Tinte tropfte unbeachtet auf das Pergament, denn meine Hand war erstarrt, als ich einen Blick in das Buch geworfen hatte. Was zum…?!
Verzeihen Sie, Miss Valentine. Meine Reaktion nach Ihrer Ankunft war inakzeptabel und ich hoffe, Sie vergeben mir diesen Fehltritt. Ich möchte es wieder gut machen, in dem ich Ihnen Legilimentik und Okklumentik näher bringen möchte, damit Sie es bis zur Perfektion beherrschen. Mit Verlaub, Ihre Vorgehensweise betreffend dieser Gabe ist noch etwas plump, wie ich heute bemerken konnte. Es läge mir sehr am Herzen, wenn Sie mein Angebot annehmen würden und wieder mit mir kommunizieren könnten.
Verwirrt blätterte ich durch das ganze Buch.
Verzeihen Sie, Miss Valentine. Meine Reaktion nach Ihrer Ankunft war inakzeptabel und ich hoffe, Sie vergeben mir diesen Fehltritt. Ich möchte es wieder gut machen…
Nächste Seite…
Verzeihen Sie, Miss Valentine. Meine Reaktion nach Ihrer Ankunft war inakzeptabel und ich hoffe, Sie vergeben mir diesen Fehltritt. Ich möchte es wieder gut machen, in dem ich Ihnen Legilimentik und Okklumentik…
Diese Sätze wiederholten sich immer und immer wieder. Es war handgeschrieben von Snape.
Langsam blickte ich auf und merkte nicht mal, dass mir der Mund offen stand. Snape sah noch immer nicht auf, aber er merkte, dass mein Blick auf ihm ruhte.
„Und? Was sagen Sie, Miss Valentine?“, fragte er, da ich noch immer keinen Ton von mir geben konnte. Jetzt hob er den Kopf. Sein Blick war nicht ganz so überheblich und kühl wie sonst.
„Ich… ich… Professor, ich fühle mich geehrt…“, brachte ich gerade so heraus und mein Blick irrte zwischen meinem Zaubertranklehrer und dem Buch hin und her.
„Müssen Sie nicht.“ Zwar passte seine immerwährend kühle Stimme nicht ganz zu dieser Aussage, doch ich merkte, dass sie aufrichtig war.
„Aber letzte Stunde…“, stammelte ich.
„… habe ich ziemlich ungehalten reagiert. In Ihrer Lage hätte ich mir ebenfalls meine Gabe zunutze gemacht, um endlich Klarheit zu bekommen. Es war eine beachtliche Leistung, ohne Zweifel. Dennoch müssen Sie versuchen, unbemerkt in den Geist einzudringen. Damit Ihnen nicht das geschieht, was Ihnen heute Morgen bei mir geschehen ist“, erklärte Snape gleichgültig, „Ihre Vorgehensweise bei einem solchen Unterfangen sollte so leise und schleichend wie die Bewegungen einer Katze sein. Ihre sind noch... eher... die eines Erumpent in der Paarungszeit."

Ich war noch viel zu übermannt, um diese doch recht geistreiche Stichelei zu begreifen, geschweige denn darauf zu reagieren. Ich war genau genommen kaum dazu in der Lage, seinen kühlen, schwarzen Augen standzuhalten, aber sie schienen mich zu fesseln, sodass ich meinen Blick nicht von ihm wenden konnte. Auf einmal glänzte es belustigt in seinen Augen.
„Miss Valentine, ich habe mich entschuldigt. Sie brauchen nicht mehr zu schweigen und mich anzustarren“, meinte er dann und musterte mich spöttisch.
Ich wurde rot, weil ich erst dann merkte, dass ich ihn ewig angesehen hatte, ohne etwas zu erwidern. Oh man, ich sprach das erste Mal seit Tagen die ersten netten Worte wieder mit ihm und ich hatte nichts Besseres zu tun, als ihn anzustarren wie eine Kuh, wenn es blitzt.
„Verzeihen Sie, Sir, ich bin nur so glücklich, dass Sie mir nicht sauer sind… und… ich habe Sie ja schon vermisst und… ach das ist gerade so viel für mich…“, stammelte ich vor mich hin. Vielleicht sollte ich mich doch lieber wieder auf das Anstarren beschränken. Da musste ich geistreicher gewirkt haben, als bei den intellektuellen Sätzen, die ich gerade von mir gab.
Snape lächelte nur ein wenig schelmisch. Ihm machte es sichtlich Spaß, eine Schülerin ein bisschen aus der Bahn zu werfen.
„Also… ähm… ja… wie… wie wollen Sie mir so was denn beibringen?“, fragte ich dann, um den peinlichen Moment zu überbrücken.
„Darüber bin ich mir selbst noch nicht vollkommen im Klaren. Ich denke, dass ich Sie nicht die Okklumentik lehren kann, da Sie ja so oder so gegen Eingriffe auf Ihre Seele geschützt sind. Ich denke, dass es da nicht nur mir Legilimentiker so gehen wird. Bei der Legilimentik hätte ich schon eher eine Vorstellung, wie dies vonstattengehen könnte“, er stand auf und ging zu einem seiner Bücherregalen, um dort ein Buch herauszunehmen und es mir zu reichen, „hier, Miss Valentine, ein wenig Theorie zur Legilimentik. Gehen Sie jetzt in Ihren Gemeinschaftsraum und lesen Sie es. Morgen möchte ich eine kurze Zusammenfassung davon haben, denn ich denke, dass wir Ihre restlichen Strafstunden dafür nutzen können, Ihnen dieses Thema zu lehren.“
Ich machte große Augen und sah den dicken Wälzer in meinen Händen an.
„Bis Morgen?!“, krächzte ich.
„Sie haben noch genau 23 Stunden und… 26, nein, 36 Minuten“, sagte Snape unbeeindruckt, setzte sich und schrieb wieder an irgendeinem Dokument.
„Aber, Sir, das ist ein Ding der Unmöglichkeit!“, stieß ich hervor. Es war unmöglich zu schaffen! Vielleicht wäre es für eine Hermine Granger eine Herausforderung, die zu bewältigen war, aber doch nicht für mich.
„Sie wollten Legilimentik lernen, Miss Valentine“, gab Snape zurück und kramte ein neues Tintenfass hervor, da seines gerade leer gegangen war.
„Natürlich, aber doch nicht in einem Crash-Kurs!“, erwiderte ich heftig.
„Ich dachte, Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass es bei mir grundsätzlich nur die von Ihnen betitelten ‚Crash-Kurse‘ gibt.“
„Aber-“
„Noch 23 Stunden und 35 Minuten“, unterbrach mich Snape.
„Oooh Merlin, steh mir bei“, flüsterte ich, packte das Buch und verließ zerstreut das Büro. Snapes warmes und amüsiertes Lächeln nahm ich gar nicht mehr wahr.


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