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Fanfiction

Momentaufnahmen - Albus, Lily und McLaggen

von ChrissiTine

Albus, Lily und McLaggen


Dezember 2022


"Was denkst du dir eigentlich?"

"Lily -"

"Woher nimmst du dir das Recht, dich da einzumischen? Es ist mein Leben und meine Entscheidung und dich geht das alles überhaupt nichts an!" Erbost strich Lily sich ihre roten Haare aus dem Gesicht und ging schneller den Gang entlang, um zum Porträt der Fetten Dame zu kommen.

"Lily, bitte, ich meine es doch nur gut -" Albus lief schneller und ergriff ihren Arm, aber sie schüttelte ihn ab.

"Ich scheiß drauf, Al!" Sie starrte ihn wütend an. "Ich scheiß drauf! Es ist mir egal, was du über ihn zu sagen hast, ich werde trotzdem mit ihm ausgehen. Er ist nett und lieb zu mir und ich mag ihn und du wirst ihn nicht schlecht machen können!"

"Lily!", rief Albus verzweifelt. "Ich will ihn doch gar nicht schlecht machen, ich sage dir doch nur die Wahrheit! Er wird dir wehtun! Er hat schon vielen anderen wehgetan, er ist schlimmer als James und ich will nicht, dass du auch verletzt wirst! Ich weiß, dass du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst und -"

"Ach wirklich? Wenn du das weißt, warum zum Teufel redest du mir diese Verabredung dann bitte aus? Du kennst ihn doch gar nicht, du weißt nur, was die anderen über ihn zu sagen haben und du weißt genauso gut wie ich, dass dieses Gerede mehr Lüge als Wahrheit enthält!" Sie sah ihn triumphierend an und Al seufzte, denn er wusste, dass er dieses Argument nicht entkräften konnte. Nicht mal ein Viertel von alledem, was über ihn gesagt worden war, hatte der Wahrheit entsprochen oder war ihr überhaupt nur in die Nähe gekommen.

"Also sag mir gefälligst nicht, mit wem ich mich treffen kann und mit wem nicht! Ich bin sehr gut in der Lage, das selbst zu entscheiden! Und wenn ich mich mit Leonard McLaggen treffen will, dann werde ich das auch tun, verdammt noch mal!" Sie ging an ihm vorbei und auf die Fette Dame zu.

Al seufzte verzweifelt. Er hatte doch Recht, er wusste, dass er Recht hatte! Seinetwegen konnte Lily mit jedem Jungen ausgehen, mit dem sie wollte, aber Leonard McLaggen war einfach eine schlechte Wahl und er würde ihr Herz brechen, egal, was sie auch von ihm dachte.

"Lily, bitte, glaub mir doch! Er hat schon so vielen das Herz gebrochen, bei dir wird es nicht anders sein. Bitte, Lily, vertrau mir!" Flehentlich sah er sie an, aber sie schüttelte nur den Kopf.

"Du hast das nicht zu entscheiden, Al. Ich will mit ihm ausgehen und ich werde mit ihm ausgehen und er wird mir nicht das Herz brechen! Du wirst schon sehen!" Sie schaute die Fette Dame an. "Mistelzweig!" Das Porträt schwang auf.

"Lily, bitte -", versuchte Al sie ein letztes Mal aufzuhalten.

"Lass mich in Ruhe."

Das Porträt klappte hinter ihr zu und Al trat wütend gegen die Wand.

"Das war aber keine Meisterleistung, mein Junge.", meinte die Fette Dame, die zur Weihnachtszeit über und über mit Lametta behängt war, amüsiert.

"Das weiß ich selbst!", zischte Al ihr wütend zu. Warum musste seine kleine Schwester auch so stur sein? Sie kannte das Gerede über McLaggen genauso gut wie er und trotzdem behauptete sie steif und fest, dass es nicht stimmte. Sie hatte doch schon gesehen, mit wie vielen Mädchen der Sechzehnjährige zusammen gewesen war, das konnte sie doch nicht ignorieren!

Warum konnte sie sich nicht mit jemand anderem treffen, jemandem, der nett war? Dieser Colin Creevey zum Beispiel, der war doch sympathisch. Außerdem war er in ihrem Jahrgang und seine Erfahrungen entsprachen Lilys viel mehr als die von McLaggen. Aber nein, sie wollte einen Herzensbrecher als ihren ersten Freund haben und für Al war es offensichtlich, dass er ihr Herz brechen würde. Es war unerträglich für ihn, das zu wissen und nichts dagegen tun zu können.

"Was machst du denn hier, Brüderchen?" Al sah auf und starrte überrascht auf James, der mit geschultertem Besen auf ihn zukam. "War deine Sehnsucht nach mir so groß, dass du extra hier vor dem Porträtloch auf mich gewartet hast?"

Al stöhnte auf und schüttelte den Kopf. "Träum weiter." Für James hatte er jetzt keinen Nerv. Aber er kannte seinen großen Bruder gut genug, um zu wissen, dass er ihn nicht so einfach loswerden würde. "Ich wollte Lily davon abbringen, sich mit McLaggen zu treffen."

"Und er hat kläglich dabei versagt.", fügte die Fette Dame vergnügt hinzu.

Al warf ihr einen wütenden Blick zu.

"Das hätte ich dir gleich sagen können.", erwiderte James schulterzuckend. "Sie hat schon Hugo zur Schnecke gemacht, als er sie gefragt hat, ob sie es wirklich für eine gute Idee hält, sich morgen mit ihm zu treffen."

Al seufzte. Wenn Hugo schon keine Chance hatte, an Lily heranzukommen ... Er war ihr bester Freund und sie hörte im Normalfall bereitwilliger auf ihn als auf ihre großen Brüder. Sie war nur so verdammt dickköpfig! Und James schien das alles nicht zu interessieren. Wie konnte es ihm eigentlich so egal sein, dass ihrer kleinen Schwester bald das Herz gebrochen wurde? Er war nicht viel besser als McLaggen, wenn es um Mädchen ging, aber hier ging es immerhin um Lily! Und sie hatte verdammt noch mal etwas besseres verdient!

"Du wirst sie nicht davon abhalten können, Al. Sie ist so stur wie du und das weißt du.", sagte James unbekümmert und stellte seinen Besen ab.

"Und deshalb willst du nicht mal versuchen, sie umzustimmen?" Al schaute ihn ungläubig an.

"Um mich auch noch mit ihr zu streiten? Die Stimmung ist schon mies genug." Al seufzte. Weihnachten würde wirklich toll werden, da hatte James Recht. "Außerdem wird Lily ihren Kopf sowieso durchsetzen, egal, was ich ihr noch sagen würde. Lass den Dingen einfach ihren Lauf, Al." James klopfte ihm auf die Schulter, nahm seinen Besen wieder zur Hand und wandte sich der Fetten Dame zu. Frustriert schaute Al ihm hinterher.

/-/

"Was ist los, Al?", wollte Scorpius wissen, während Albus sich mit einem sehr deprimierten Gesichtsausdruck in einen Sessel fallen ließ.

"Ich hab mich wegen McLaggen mit Lily gestritten.", erklärte ihm Al. "Sie will einfach nicht auf mich hören."

Scorpius lachte und Al schaute ihn beleidigt an. Was gab ihm das Recht dazu, zu lachen? Das war eine ernste Angelegenheit.

"Wundert dich das wirklich, Al? Ihr Potters seid doch die stursten überhaupt." Er legte sein Zaubertrankbuch, in dem er gelesen hatte, auf den Tisch und lehnte sich zurück. "Du hast doch genauso wenig auf mich gehört, als ich dir gesagt habe, dass Della Chang nicht die Richtige für dich ist. Und du hättest auch nicht auf Lily gehört, wenn sie es dir gesagt hätte. Manche Entscheidungen kannst du einfach nicht für sie treffen."

Al schüttelte den Kopf. "Aber ich bin ihr Bruder, Scorp! Ich will doch nur nicht, dass ihr weh getan wird. Und das wird es, das weißt du genauso gut wie ich."

"Aber du wirst nichts dagegen tun können, Al, das weißt du genauso gut wie ich.", erwiderte Scorpius leider viel zu überzeugend. Al verschränkte die Arme vor der Brust und starrte, immer noch wütend, ins Feuer.

Sie hatten ja Recht, James und Scorpius, es war ein hoffnungsloses Unterfangen, Lily davon zu überzeugen, sich nicht auf diesen Idioten einzulassen. Und es war ja nicht so, dass er Lily nicht vertraute, er wusste, dass sie sich zur Wehr setzen konnte, wenn McLaggen irgendetwas von ihr wollte, was sie nicht wollte. Ihre Mutter war immerhin Ginny Potter und ihr Flederwichtfluch war unschlagbar. Aber das war es ja auch nicht. Es waren keine physischen Narben, wegen derer er sich Sorgen machte, es waren die psychischen. Ihm wurde erst vor ein paar Monaten das Herz gebrochen von jemandem, von dem er es nicht erwartet hatte, vor dem ihn auch einige gewarnt hatten und auf die er nicht hatte hören wollen und er wollte nicht, dass Lily das auch passierte. Nicht bei jemandem, bei dem es sich überhaupt nicht lohnte. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, sie davon zu überzeugen, dass er es nicht wert war ...

/-/

"Was ist denn mit Lily und dir los, Al?", wollte seine Mum am zweiten Ferientag wissen.

Al stöhnte auf. Er hatte gehofft, dass sie die wütenden Blicke nicht bemerken würde, die Lily ihm zuwarf und die Tatsache, dass sie sich weigerte, mehr als ein Wort mit ihm zu sprechen, aber anscheinend hatte er kein Glück.

"Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.", versuchte er so überrascht wie möglich zu sagen.

Seine Mum sah ihn schief an. "Du weißt, dass ich mit sechs Brüdern aufgewachsen bin?", fragte sie ihn ironisch. "Ich weiß gar nicht mehr, wie oft wir uns gestritten haben, aber ich weiß, wie wir uns verhalten haben, wenn wir uns gestritten haben. Mir kannst du nichts vormachen." Sie strich ihm durch die Haare und schaute ihn forschend an. "Al, ihr wollt Weihnachten doch nicht wirklich auf diese Weise verbringen, oder?"

"Ich wollte doch nur nicht, dass sie verletzt wird, Mum!", sagte er und dann erzählte er ihr, wie er sich mit Lily gestritten hatte, wie er versucht hatte, ihr McLaggen auszureden und wie sie nicht auf ihn hören wollte, obwohl völlig klar war, dass er Recht hatte.

Sie hörte ihm schweigend zu und lächelte, nachdem er geendet hatte. "Du klingst wirklich wie dein Onkel Ron. Bis auf Harry hat er keinen meiner Freunde gemocht."

Al schüttelte den Kopf. "Darum geht es doch gar nicht, Mum! Sie kann ja einen Freund haben, wenn sie will, aber es ist dieser Freund, den sie nicht haben sollte! Sie bedeutet ihm nichts, sie ist wahrscheinlich nur die nächste auf seiner Liste und er wird ihr das Herz brechen, das weiß ich!"

"Ich weiß, dass es dir nur um McLaggen geht, aber das ist egal. Lily will ihre eigenen Entscheidungen treffen und das musst du akzepzieren. Sie kennt das Risiko, das sie eingeht, aber wenn sie dazu bereit ist, dann musst du sie lassen. Ich habe damals nichts mehr gehasst, als wenn Ron sich in meine Angelegenheiten eingemischt hat und Entscheidungen für mich treffen wollte, die ich sehr gut alleine treffen konnte. Sie wird verletzt werden, dass ist unumgänglich, genau wie du verletzt worden bist, aber das gehört nun mal auch dazu, Al. Davor kannst du sie nicht beschützen. Du musst es einfach akzeptieren und für sie da sein, wenn sie dich braucht."

Al schaute sie nachdenklich an. Es klang plausibel, was sie sagte, und sie hatte schließlich mehr als genug Brüder, um sich in Lily hineinversetzen zu können. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber es würde ihm sehr schwer fallen, Lily nicht mehr zu beschützen. Er hatte es sein ganzes Leben gemacht und konnte das nicht so einfach wieder abstellen. Aber Lily ignorierte ihn jetzt schon seit einer Woche und wenn er sie nicht verlieren wollte, dann musste er es wohl versuchen.

Seine Mum lächelte. "Du machst das Richtige, Al. Vertrau mir."

/-/

Januar 2023

Er hatte sich wieder mit Lily vertragen. Er fragte sie nicht nach McLaggen und ging ihnen aus dem Weg, wenn er sie zusammen sah, aber er sagte zumindest nichts mehr gegen ihn und bemühte sich wirklich, Lily mit seiner Meinung in Ruhe zu lassen. Und vielleicht würde ja doch alles gut gehen, vielleicht hatte McLaggen sich ja wirklich geändert und Lily bedeutete ihm wirklich etwas und er machte sich ganz unbegründet Sorgen, sowas sollte ja vorkommen ...

"Al?"

Er sah von seinem Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste auf und konnte sich gerade noch hinsetzen, bevor Lily sich in seine Arme warf und er etwas nasses an seiner Schulter spürte.

"Es tut mir Leid.", schniefte sie und wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt. "Es tut mir so Leid, du hattest Recht ... er hat mich gar nicht gemocht ... er hat mich gar nicht gern gehabt ... er wollte nur mit mir ins Bett und ... und als ich nicht wollte, da hat er sich einfach Della Chang geschnappt und ... es tut mir so Leid, Al, ich hätte auf dich hören sollen ..."

Al seufzte und umarmte sie etwas fester. Er strich ihr über die Haare und wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte. "Ist schon okay, Lil, wir machen alle mal Fehler."

"Ich hab ihn wirklich gemocht, Al." Sie schaute ihn aus geröteten braunen Augen an und neue Tränen kullerten ihr über die Wangen. "Und ich dachte, er hat mich gern."

"Ich weiß." Er holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und gab es ihr. Es zeriss ihm fast das Herz, dass er sie so sehen musste. Er hatte versucht, sie zu beschützen, aber seine Mum hatte Recht. Sie hätte es so oder so getan, mit seiner Missbilligung wahrscheinlich nur noch entschlossener. Es war kein Schmerz, den er vor ihr fernhalten konnte. Außerdem würde er nicht immer da sein, um sie zu beschützen. Sie musste damit klar kommen, auch wenn ihm das überhaupt nicht gefiel.

"Er weiß nicht, was er verpasst, Lily." Er umarmte sie erneut. "Er wird das noch bereuen."

"Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben", hickste sie. "Dieses Arschloch kann mir gestohlen bleiben!"

Al konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken, so sehr er es auch versuchte. So wie er seine kleine Schwester kannte, hatte sie ihm bestimmt den Flederwichtfluch auf den Hals gehetzt. Dieser Idiot hatte es aber auch gar nicht anders verdient. Dass er es wagte, sie zu betrügen, und dann auch noch mit seiner Exfreundin! Die hatten vielleicht Nerven! Lily und er waren wirklich besser ohne sie dran.

Lily atmete tief durch und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. "Danke, dass du versucht hast, ihn mir auszureden. Ich hab dich lieb, Al."


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Ich schreibe über Gut und Böse und habe die Verantwortung, das ordentlich zu machen. So einfach ist es nicht, - das Gute gewinnt nicht immer.
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