von Kraehenfeder
Es hat lange gedauert, ich weiß! Dafür verspreche ich, dass das nächste Chap schneller kommt. Leider hatte ich absolut keine Zeit.
Einen lieben Dank an alle, die ein Kommi hinterlassen haben! Freut mich immer wieder total!
Unverhofft
Hermine hatte sich erschöpft auf den Heimweg gemacht. Diese Wochentage, an denen sie zuerst zur Uni ging und danach bei Jeffrey im Laden arbeitete, waren die schlimmsten. Das Studium war selbstverständlich anstrengend, aber auch interessant. Zeit in Jeffreys Nähe zu verbringen war hingegen die pure Anstrengung. Seine Bemerkungen waren sexistisch, er war launisch, beinahe schon cholerisch veranlagt und seine Gesellschaft war keineswegs beneidenswert. Aber diese Nebenjob war der wichtigste und lukrativste von allen und Hermine konnte es sich nicht leisten ihn aufzugeben.
Mit dem wenigen Geld, das sie am Wochenende verdiente, hätte sie kaum etwas anfangen können. Die junge Frau seufzte leise auf und strich sich müde das Haar aus dem Gesicht. Bei dem Gedanken daran, jetzt noch lernen zu müssen spürte sie schon ihre Augen zufallen. Erst vor ihrer Haustür, als sie in der schweren Tasche nach ihrem Schlüssel suchte, obwohl sie wusste, dass die vordere Tür sowieso wie immer in diesem heruntergekommenen Gebäude offen stand, bemerkte sie die Schritte hinter sich.
Irritiert drehte sie sich ein Stück um. Es war hier besser zu wissen, wer sich einem von hinten näherte. Das Gesicht das sich darauf hin in ihr Blickfeld schob, hätte sie beinahe an die Grenze eines Herzinfarktes gebracht.
„Severus?“ Sie wusste nicht genau, was sie fühlte. Es ging wohl schon über Verblüffung hinaus. „Du? Hier?“
Auf seinen Lippen erschien dieses schmale, freudlose Lächeln, das man von ihm kannte. „Scharfsinnig kombiniert, Sherlock.“
Hermine öffnete den Mund und schloss ihn, ohne etwas gesagt zu haben, wieder.
„Du freust dich nicht gerade mich zu sehen, oder Hermine?“
„Ich bin nur etwas überrascht“, entgegnete sie leise. „Ich hätte dich hier nicht erwartet.“
Snapes Blick glitt an der Häuserfassade hoch. „Willst du mich nicht trotzdem herein bitten? Ich muss mit dir reden, auch wenn dir meine Anwesenheit missfällt.“
Sie errötete augenblicklich, genau wie er es erwartet hatte. „Ich weiß nicht… Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist…“, stotterte sie beschämt.
„Ich bin nicht so leicht zu schockieren.“
Mit zitternden Händen schob Hermine den Schlüssel ins Schloss, und versuchte ihrer Finger wieder Herr zu werden. Sie scheiterte kläglich und hörte Snape leise seufzen.
Seine warmen, schlanken Hände schoben sich über ihre und drehten den Schlüssel im Schloss. Sie stolperte in den dunklen Hausflur. Snape rümpfte die Nase ob des penetranten Geruches, der hier in der Luft hing, schwieg aber. Stattdessen griff er nach dem Schulterriemen ihrer Tasche. „Gib mir die“, meinte er nur und Hermine ließ sie sich überrascht von den Schultern ziehen.
„Bei Merlin“, stöhnte Snape. „Was hast du in diese Tasche gepackt?“
Hermine lächelte entschuldigend und machte Anstalten, sie ihm wieder abzunehmen, aber er scheuchte sie weiter. „Könnten wir vielleicht diesen Flur verlassen?“
Die junge Studentin schritt die kurze Treppe ins nächste Stockwerk hinauf und schloss eine der drei Türen auf, die sich auf dieser Ebene boten. Anscheinend war diese, klugerweise, auch mit magischen Bannen geschützt.
Snape folgte ihr ins Innere und blieb abrupt stehen. Vor ihm eröffnete sich ein kleiner Raum, dessen, mit Magie erreichte, Verschönerung, seiner sprichwörtlichen Schäbigkeit keinen Abbruch tat.
Hermine hatte die Wände in gemütliche Farben gehext, aber wie das Eben so war mit den Gesetzen uralter Magie – es ließ sich nicht alles erschaffen.
Dementsprechend beherbergte dieser Raum nur eine Couch, die ihre besten Tage schon Jahre hinter sich zu haben schien und einen großen Schrank. An einer Wand stand ein schwerer, zerkratzter Holztisch auf dem sich alles Mögliche stapelte, von Büchern, Pergamenten und Federn über Muggelgegenstände. Viel mehr hätte in diesen Raum wohl auch nicht gepasst. Nur eine kleine Küchenzeile, die kaum einen Meter breit und lang war, war noch vorhanden.
Die einzige Tür die hier heraus führte, außer der Wohnungstür natürlich, stand offen und zeigte weiße Kacheln. Ein kleines Bad augenscheinlich. Sauber aber nicht gerade luxuriös.
Ein Blick auf Hermine zeigte ihm, dass er wohl in seiner Beobachtung versunken gewesen war. Denn die junge Frau stand mit beschämt zu Boden gerichteten Augen neben ihm.
„Es ist nicht gerade attraktiv, aber ich halte es sauber“, meinte sie beinahe defensiv.
„Ich habe nie etwas Gegenteiliges behauptet, Hermine“, antwortete er, sich räuspernd.
„Dein Blick sagt alles.“
Etwas gereizt drehte er sich zu ihr. „Naja, so wie du wohnst, bist du wohl keine Hure mehr. Oder du bist wirklich schlecht“, spie er in einem Anflug von Wut über ihre Empfindlichkeit heraus.
„Es kann nicht jeder so wohlhabend sein, wie du! Andere Leute müssen um ihren Lebensunterhalt eben hart kämpfen.“
„Ich habe nie gesagt, dass dem so sein müsse. Aber wie dir vielleicht entfallen ist: Auch ich weiß, was es bedeutet, hart zu kämpfen.“ Sein Ton glich einer scharfen Zurechtweisung.
Sie wich seinem Blick aus und musterte stattdessen wieder den Boden. „Tut mir leid“, nuschelte sie undeutlich und fragt sich zugleich was in sie gefahren war. Seit vielen Monaten hatte sie sich nichts mehr gewünscht, als das Snape sie suchen würde. Jetzt, wo er hier stand, in diesem Loch, reagierte sie derart unpassend. Natürlich war Severus in ihren Träumen auch voller Elan hier her gekommen, sie aus dem Elend zu befreien und mit sich zu nehmen. Vollkommen realitätsfern also.
„So demütig heute?“, spottete Snape in diesem Moment.
„Du hast mir mal gesagt, ein Bisschen Demut würde mir gut zu Gesicht stehen“, erwiderte sie lapidar.
„Ich würde dir gerne beibringen, was wirkliche Demut bedeutet…“, meinte er gedehnt.
Hermine lächelte schwach. „War das ein Angebot?“
Zu ihrer Überraschung blieb ihr ehemaliger Lehrer vollkommen ernst. „Ja, ich denke schon.“
Sie gab ein geistreiches „Ähm“ von sich, das Snape nun doch ein kurzes Lächeln entlockte.
„Darüber unterhalten wir uns ein andermal.“ Er stellte fest, wie locker er sich in ihrer Gegenwart gegen konnte. Natürlich hatten ihn ihre Lebensbedingungen ein wenig schockiert, denn das hier war definitiv nicht die Wohnung, die er Hermine wünschte. Die sie verdient hatte. Oder die sie haben sollte. Aber darüber würden sie später reden.
„Ich bin hier um mich bei dir zu bedanken“, fügte er hinzu, als Hermine ihm einen Platz angeboten hatte.
Sie zuckte scheinbar unbehaglich die Schultern. „Nicht der Rede wert“, antwortete sie.
Er hob auf die von ihm perfektionierte Weise eine Augenbraue und verzog die Mundwinkel unmerklich. „Wäre es nicht der Rede wert, würde ich nicht hier sein um mich mit dir darüber zu unterhalten. – Möchtest du mir nicht etwas zu trinken anbieten?“
Er beobachtete, wie sie resigniert die Augen schloss. „Ich habe nur Wasser und Wein hier – was bevorzugst du?“
„Wein, was dachtest du denn? Findest du, dass du ein gesundes Leben führst?“, fragte er interessiert.
„Nein“, fauchte Hermine etwas ungehalten. „Und ich wüsste nicht was dich das angeht.“
„Oh, nichts.“
„Eben.“ Sie füllte schweigend zwei Weingläser, die scheinbar auch die einzigen hier waren und reichte ihm eines davon.
Als Snape den Wein zu inspizieren begann, keimte in der jungen Frau die Wut wieder hoch. „Ich werde dir schon keinen billigen Fusel vorsetzen, Severus!“
„Sei nicht so empfindlich, verdammt noch mal“, blaffte er zurück und warf ihr einen seiner bitterbösen Blicke zu.
Dann, plötzlich versöhnlicher, fügte er hinzu: „Darf ich mich umsehen?“
„Bitte“, murmelte sie nur und blieb sitzen wo sie war, die Augen geschlossen, den Kopf gegen die Sofalehne gestützt. Severus hingegen erhob sich und durchstreifte das Zimmer und das kleine Bad. In dem Zimmer gab es außer dem Tisch und den darauf befindlichen Büchern nichts Interessantes. Er warf einen Blick in ihre Studienunterlagen und ging dann ins Bad. Neugierig drehte er den Wasserhahn auf. Kaltes Wasser sprudelte hervor. Er drehte in die andere Richtung. Immer noch kalt. Seine Augenbrauen hoben sich erneut, diesmal nicht spöttisch sondern wahrlich verwundert.
Hermine saß noch immer so, wie er sie verlassen hatte, als er zum Sofa zurückkehrte. Er blieb direkt vor ihr stehen und streckte seine weißen, schlanken Hände nach ihr aus und begann dann mit den Fingerspitzen die Konturen ihres Gesichtes nachzufahren. Sie öffnete die Augen und begegnete seinem Blick.
„Du sieht schlecht aus“, meinte er leise.
„Ich bin momentan etwas im Stress“, erwiderte sie in der gleichen Lautstärke.
„Ist das alles?“
„Mein Leben läuft eben momentan einfach nicht so ideal.“
„Vor zwei Jahren tat es das bereits auch nicht.“
„Wen wundert’s. Hat sich auch nicht viel verändert seit dem.“
„Dass du deine alberne Idee aufgegeben hast, als Hure zu arbeiten, halte ich für einen Schritt in die richtige Richtung.“
„Was willst du eigentlich hier, Severus? Was erwartest du von mir? Ich habe dir zwei Nächte in meinem Leben geschenkt und einen tieferen Einblick als seitdem oder je zuvor jemand anderem. Du weißt genau, wie die Dinge liegen – was suchst du also hier? Du wusstest, was du vorfinden würdest. Bist du hier um dich an meinem Elend zu weiden?“
Er schenkte diesem, doch recht emotional geratenen, Monolog verbal kaum Beachtung und fragte stattdessen: „Wie hältst du dich über Wasser?“
„Nebenjobs“, erwiderte sie knapp. „Ich arbeite an den Wochentagen in einem kleinen Kräuter-Laden und am Wochenende habe ich einige Muggeljobs.“
„Was ist mit Essen und Schlafen? Kommt das in deiner Planung auch vor?“
„Gelegentlich“, entgegnete sie zynisch.
Snape starrte sie einen Moment an und zuckte dann mit den Achseln. Er wand ihr den Rücken zu und schritt wieder zum Tisch. „Naja, soll ja auch nicht meine Sorge sein.“
Hermine schnappte geräuschlos nach Luft ob der Kälte in seinen Worten und seiner plötzlichen Ignoranz. Was war das bitte gewesen?
Snape hingegen musterte scheinbar interessiert ihre Bücher. Das hier war ihm gerade aus den Händen geglitten. Hermine musste seine Sorge um sie wirklich nicht so überdeutlich zu sehen bekommen, stellte er gereizt fest und fuhr über den Buchrücken einer Enzyklopädie.
Dann kam er zu dem, was er schon den ganzen Tag vor sich her schob: „Dumbledore hat mich hierher geschickt, um dir ein Angebot zu machen.“
Er bemerkte das kurz aufkeimende verletzte Glimmen in Hermines Augen nicht, da er noch immer mit dem Rücken zu ihr stand. Bis er sich schließlich gegen den Tisch lehnte, hatte sie ihre Gesichtsmuskeln wieder unter Kontrolle.
„Welches da wäre?“
„Du bist inzwischen auf der Suche nach einer Lehrstelle für dein abschließendes Praxisjahr, nicht wahr?“
Hermine nickte irritiert.
„Schon irgendwas in Aussicht?“
„Alle wirklich interessanten Angebote kommen aus dem Ausland. Und da ich mir das leider nicht leisten kann – wird es wohl das St. Mungos sein.“
„Was hast du am St. Mungos auszusetzen?“
„Es ist zu normal. Absolut unspektakulär und nicht besonders lehrreich.“
„Komm nach Hogwarts.“
Stille. Hermine blinzelte und starrte ihren ehemaligen Lehrer an.
„Hogwarts?“, würgte sie schließlich hervor.
„Das ist die Schule, die du vor geraumer Zeit einmal besucht hast“, erklärte er sarkastisch.
„Wie … - Dumbledore würde mir eine Lehrstelle bei Madame Pomfrey geben?“
“Du hast es erfasst. Ab Montag.“
„Montag schon?!“
„Hermine“, knurrte er. „Ich weiß, was ich gesagt habe, du brauchst es nicht zu wiederholen.“
„Aber… meine Qualifikationen… Ich bin gar nicht… Ich… -“
„Deine Qualifikationen sind, wie nicht anders zu erwarten, die besten deiner Studiengruppe. Ihr sollt so bald wie möglich euer Praxisjahr anfangen“, er wedelte mit einem Papier, das ihr ihr Professor gerade vor einigen Tagen in die Hand gedrückt hatte, „und du magst Hogwarts. Außerdem hast du einem seiner Lehrer das Leben gerettet. Das ist Dumbledores Art sich dankbar zu erweisen.“
Hermine starrte ihn wortlos an und versuchte das zu fassen. Abgesehen von einer nicht ganz unbedeutenden Kleinigkeit, war Hogwarts perfekt. Sie konnte sich nichts Schöneres als ein Praxisjahr bei Madame Pomfrey vorstellen.
“Kann ich dem Direktor deine Zusage mitteilen?“, fragte er schließlich, als ihm das Schweigen zu lange dauerte.
„Ja“, erwiderte sie gedehnt und beobachtete ihn. Sie vermochte seinen Gesichtsausdruck nicht zu deuten.
“Schön. Wir sehen uns Montag, Hermine“, meinte er und Plopp – apparierte.
Ihre braunen Augen starrten Ungläubig auf die Stelle, an der er gerade eben noch gestanden hatte. Eigentlich hätte sie jetzt Freudensprünge machen sollen. Es kam selten vor, dass Studenten die Möglichkeit hatten, ihr Praxisjahr auf Hogwarts zu machen – sie bekam sie.
Und sie liebte dieses Schloss.
Nur eben bedeutete Nähe zu Hogwarts auch nähe zum Phönix Orden, zu Dumbledore – zu Severus Snape. Und das war, wie er ihr heute bewiesen hatte, recht problematisch. Denn er schien, was immer sie empfand, nicht zu teilen.
Manchmal glaubte Hermine, etwas in seinen Augen zu sehen, dass ihr das Gefühl gab, er würde sie gerade in diesem Moment am liebsten in die Arme schließen. Doch seine Worte straften seine Augen jedes Mal lügen. Neben diesen – vordergründigen – Gedanken um den Mann, der so gesehen ihr erster war und wahrscheinlich immer ihr einziger bleiben würde, hatte die junge Frau auch noch mit der neu gewonnen Erkenntnis zu kämpfen, das ihr Leben gerade eine gute Wendung genommen hatte.
Selbst ihr Professor war voller Euphorie als sie ihm am nächsten Morgen mitteilte, welches Angebot man ihr gemacht hatte. Er sprach davon sich persönlich bei Dumbledore zu bedanken, was Hermine fast schon wieder ein wenig unangenehm war. Wer wusste schon, warum der Direktor das getan hatte?
Es war auch diese Ungewissheit, die Hermine in ihrer Eule an Dumbledore erwähnte, die sie schon am Freitag Mittag abschickte.
Die ehemalige Gryffindor legte dem Schulleiter von Hogwarts ihre Befürchtungen dar, dass er dies nur aus Pflichtgefühl tat. Und dass es einige Lehrer an seiner Schule gab, die sich sicher nicht darüber freuen würden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund antwortete Dumbledore mit den Worten: „Irgendwann lernt jeder die Sonne hinter den Wolken zu erkennen.“ Hermine hatte etwas ungläubig zwinkernd über diesem Satz in Dumbledores geschwungener Handschrift gesessen. Schließlich aber hatte sie ihre endgültige Unterschrift unter das Dokument gesetzt, dass ihr Professor ihr ausgestellt hatte und hatte es nach Hogwarts geschickt.
Jeffrey fuhr sie an diesem Nachtmittag mehrere Male an, weil ihre Gedanken immer wieder von ihrer eigentlichen Arbeit abrückten. Aber es war ihr egal. Das würde das letzte Mal für viele Wochen sein, dass sie sich mit Nebenjobs finanziell am Leben halten müsste. Jedenfalls in diesem Ausmaß. Das Geld, das sie in Hogwarts bekommen würde, würde kaum für irgendeinen Luxus reichen. Aber zum Essen und Trinken, und das zählte momentan. Dann würde sie am Ende dieses Jahres ihre Abschlussprüfung schreiben und eine Bewertung vorlegen – und sie hätte ihren Berufsgrad endlich erreicht.
Hermine ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sich gelegentlich in den buntesten Farben ausmalte, was passieren würde, wenn sich Snape von einen Tag auf den anderen ändern würde. Wenn er seine große Liebe zu ihr erkennen würde, sie in sein Leben einbeziehen würde. Kleinmädchenträume, dachte sie sarkastisch und warf die Ladenkasse schwungvoll zu. Mit diesem Aspekt ihres neuen Glücks, wusste sie aber einfach noch nicht anders umzugehen. Solange sich ihr die Realität noch näherte, konnte sie sich ja in Träumen ergehen. Schließlich machte sich Hermine keine falschen Erwartungen: Dumbledore würde versuchen sie wieder in die magische Gesellschaft zu ziehen und Severus Snape würde sich so verachtungsvoll und demütigend wie immer verhalten.
Andernorts diskutierten die zwei Ebengenannten mit leiser Stimme über die junge Frau, die gerade ihre Koffer packte um sich auf die morgige Abreise vorzubereiten.
„Ich möchte deine Einschätzung hören, Severus“, meinte Dumbledore in diesem Moment.
„Meine Einschätzung?“ Nüchtern. Ohne jede Regung. „Du tust ihr einen großen Gefallen. Ihre Klamotten sind schäbig, ihre Wohnung lässt sich mit diesem Adjektiv schon gar nicht mehr beschreiben. Sie scheint keinen festen Freundeskreis zu haben und arbeitet rund um die Uhr. Du wirst es spätestens Morgen selbst bemerken: Die Ringe unter ihren Augen scheinen schon festgeklebt.“
„Und das alles berührt dich gar nicht?“, fragte der Direktor mit gerunzelter Stirn.
„Sollte es?“, entgegnete der Gefragte.
„Wir werden sehen.“
„Warum kommt sie schon morgen?“
„Weil das mein Wunsch war. Was meinst du, wann wir sie das erste Mal wieder bei Molly sehen werden?“
Severus erhob sich wortlos.
„Sind wir in einer Muggel-Talkshow, Albus?“, fragte er gereizt. „Man sollte meinen, du hättest seit Voldemorts Fall nichts anderes mehr, über das du dir Gedanken machen kannst, als solche Nichtigkeiten.“ Damit rauschte der Zaubertränkemeister hinaus. Zurück blieb sein Vorgesetzter, der ihm amüsiert nachblickte.
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