von Laurien87
Kapitel 6
Als Elizabeth ihre Räume erreicht hatte, musste sie sich erst einmal hinsetzten und durchatmen. Innerhalb von einer Stunde hatte man sie aus dem beschaulichen Lehrerdasein gerissen und mit der Realität konfrontiert. Sie waren im Krieg. Gut gegen Böse. Licht gegen Schatten. Und was tat sie? Sie dachte, es wäre der richtige Zeitpunkt sich etwas zurückzuziehen und nun andere Kämpfen zu lassen? Das passte doch überhaupt nicht zu ihr. 2 Jahre lang hatte Liz an der Front gekämpft. Zwar war ihr Name lediglich in Verbindung mit Vorträgen in aller Welt über magische Zusammenarbeit und die Integration magischer Wesen in den Kampf der Hexen und Zauberer bekannt, aber in den USA hatte sie auch regelmäßig Spionageaufträge ausgeführt, war unter falscher Identität gereist und hatte Todessertreffen beobachtet und aufgedeckt. Elizabeth hatte geglaubt, diese Zeit nun hinter sich lassen zu wollen. Aber so war es gar nicht! Das Aufeinandertreffen mit Malfoy hatte ihr vor Augen geführt, dass sie nicht allein in der Theorie gegen den dunklen Lord kämpfen wollte. Sie musste zurück. Sie wollte etwas tun. Dieses Zusammenspiel aus Kombination, Schauspiel, genauer Beobachtung und Gefahr hatte das Adrenalin in ihre Adern schießen lassen und sie wieder auf den Geschmack gebracht.
Schon seit ihrer Ankunft hatte sie sich überlegt, sich langfristig dem Orden des Phönix anzuschließen. Aber es musste jetzt sein. Es musste doch einen Weg geben, das Treffen mit Malfoy am nächsten Abend schon zu nutzen, um an Informationen zu kommen.
Elizabeth sprang aus ihrem Sessel auf und verließ in Windeseile ihre Räume. Sie eilte durch die Gänge des Schlosses auf das Schulleiterbüro zu und klopfte energisch an seine Tür. Sie konnte es nicht abwarten und prüfte gleich, ob das Büro vielleicht offen war. Albus Dumbledore saß an seinem Schreibtisch und schaute überrascht hoch, als Elizabeth den Raum betrat.
„Guten Abend, meine Liebe. Irre ich mich oder haben Sie es besonders eilig mich zu sehen?“, Dumbledore lächelte sie freundlich an und deutete auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Liz nahm Platz.
„Sie haben Recht, Professor Dumbledore. Aber die Ereignisse haben sich auch wirklich überschlagen. Ich habe zu aller erst eine ganz wichtige Frage. Können Sie mir bitte sagen, welche Funktion genau Professor Snape im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen einnimmt?“
Dumbledore nickte bedächtig. „Miss Ashford, Sie sind Aurorin und ich weiß aus sicheren Quellen, dass Sie über die Maßen vertrauenswürdig sind. Selbstverständlich habe ich einige Personen um eine Bürgschaft gebeten, bevor ich Sie nach Hogwarts geholt habe. Deshalb kann ich Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen, dass Severus Snape auf der Seite des Lichts steht. Er bringt enorme Opfer, um Lord Voldemort etwas anderes glauben zu machen, aber er ist ein absolut loyaler Spion und Kämpfer. Nun wundere ich mich allerdings, wie Sie so plötzlich zu dieser Frage kommen. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass Sie sich sofort wieder in eine aktive Kampftätigkeit begeben wollte.“
„Sie haben vollkommen Recht, Professor. Das hatte ich auch überhaupt nicht vor“, Liz war erst einmal erleichtert darüber, dass sie Snapes Verhalten am Nachmittag offenbar richtig gedeutet hatte und er sie vor dem Aufeinandertreffen mit Malfoy zu bewahren versucht hatte, „Aber es hat sich ergeben, dass ich Sie gerne inständig darum bitten möchte, mich in den Orden des Phönix aufzunehmen. Ich möchte helfen. Unbedingt. Und ich kenne mich in diesem Land noch nicht gut genug aus, um genau zu wissen, welche Schlüsselfiguren hier die wichtigsten auf der dunklen Seite sind. Deswegen brauche ich unbedingt die Vernetzung.“
Dumbledores Gesicht wurde ernst und seine Augen hatten nun etwas Sorgenvolles. „Miss Ashford, Elizabeth, ich muss Ihnen nicht sagen, in welche Gefahr Sie dieser Schritt bringen wird“, er seufzte, „Aber ich sehe schon an Ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck, dass es Ihnen ernst ist. Ein Treffen des Ordens findet morgen Abend statt. Ich kann Sie gerne mitnehmen und Sie der Gruppe vorstellen. Severus und Remus, Nymphadora und Kingley haben Sie ja bereits kennengelernt.“
„Morgen Abend… ja, wissen Sie, Professor. Das ist der eigentliche Grund, warum ich es auf einmal so eilig habe mit der Aufnahme… Ich habe morgen Abend ein… gewissermaßen ein Date“, sie druckste etwas herum, während Dumbledore sie interessiert und unverwandt ansah.
„Also… sagen wir es so: Ich habe heute Lucius Malfoy kennengelernt und für morgen Abend eine Verabredung mit ihm.“ Die letzten Worte hatte sie sehr schnell gesprochen. Dumbledore nickte bedächtig und Liz hatte das Gefühl, die Situation näher erklären zu müssen. Sie beschrieb kurz, wie es zu dem Aufeinandertreffen kam, wie sie erkannte, dass es sich bei Malfoy um einen Todesser handeln musste und wie sie dem inneren Drang nicht widerstehen konnte und zum Schein auf seine Avancen eingegangen war. Dumbledore hatte eine ganze Zeit geschwiegen.
„Ich muss schon sagen, Sie sind offensichtlich eine Freundin schneller Entscheidungen. Ich kann nicht entscheiden, ob der Orden Sie aufnehmen wird, aber Sie können sich sicher sein, dass Sie unter unserem Schutz stehen werden. Genauer gesagt halte ich es für sinnvoll, wenn Sie besonders mit Severus zusammenarbeiten würden. Er ist ein alter Freund von Lucius und kennt ihn genau. Er wird Ihnen alles sagen können, was Sie bei einem Treffen mit ihm beachten müssen.“
Elizabeth atmete durch. Eigentlich sollte es ihr unangenehm sein, mit Snape näher zusammenarbeiten zu müssen, aber sie mochte die Vorstellung auf Augenhöhe zu arbeiten, von ihm zu lernen und ihm zu beweisen, dass sie nicht die dumme Amerikanerin war, für die er sie zu halten schien.
„Ich schlage vor“, hatte Dumbledore erneut das Wort ergriffen, „dass Sie sich mit Severus nach dem Abendessen zusammensetzen und er ihnen alles sagt, was für Sie sinnvoll wäre.“
Elizabeth nickte. Sie würde den Abend mit Snape verbringen und morgen ihre erste britische Spionageaktion beginnen. Auf jeden Fall war ihr Leben in den letzten drei Stunden um 100 Prozent spannender geworden.
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