Pairing: Draco Malfoy/Astoria Greengrass gewünscht von Charly1991
16. Winterrosen
Das Licht der kristallenen Luster brach sich an den schimmernden Eisskulpturen, bedeckte den verschneiten Garten vor den großen Flügeltüren mit glitzernden Kristallen, bevor es sich schließlich in der Dunkelheit verlor. In ebendieser Dunkelheit konnte Draco Malfoy eine schmale Gestalt in einem smaragdgrünen Festumhang ausmachen.
„Astoria“, sagte er leise, seine Stimme ebenso sanft wie die gedämpfte Musik aus dem Ballsaal, und die junge Frau drehte sich um.
„Draco“, lächelte sie und machte einen Schritt auf ihn zu, weg von der Skulptur, die sie betrachtet hatte, und er trat neben sie, reichte ihr seinen Arm. „Möchtest du ein paar Schritte gehen?“
Ihre Hand fühlte sich kalt an, selbst durch den Stoff hindurch, und doch lächelte sie – lächelte und nickte. „Gern.“
Der Garten sah malerisch aus unter dem Mondlicht, seine Mutter schenkte der Dekoration zu jedem Weihnachtsball, den sie veranstaltete, große Aufmerksamkeit und doch hatte er den Eindruck, dass der Garten in diesem Jahr noch romantischer war als im letzten. Wenn er ein wenig darüber nachdachte, war das auch gar nicht so unwahrscheinlich – immerhin wusste seine Mutter von seinem Vorhaben.
Fast unwillkürlich strichen seine Finger über die kleine Wölbung seines Umhanges, versicherten sich, dass das Kästchen noch immer da war, bevor er Astoria anlächelte, ihr einen Blick schenkte, den nur sehr wenige Menschen zuvor zu Gesicht bekommen hatten.
Sie strahlte zurück und für einen Moment hielten sie inne, sahen sich nur an, spiegelten ihr Glück in den Augen des anderen, bevor Astoria schließlich einen zögerlichen Schritt nach vorne machte. „Es ist wunderschön hier“, flüsterte sie, unwillig, die Stille des Gartens zu stören, und er nickte langsam, streichelte über ihre zarten Finger, die noch immer auf seinem Arm lagen. „Das ist es“, antwortete er und zu seiner Überraschung dachte er wirklich, was er sagte.
Schon als Kind hatte er den Garten gemocht, sich hinter den Hecken und Büschen versteckt, war über die Wiesen getollt – und in Momenten wie diesen, in denen die Bäume von Zuckerguss überzogen schienen und die Schneekristalle genauso schimmerten wie die Sterne über ihm, kehrte diese unschuldige Faszination zurück.
Einer der weißen Pfaue seines Vaters brach aus der Hecke neben ihnen hervor und betrachtete sie für einen Moment aus schwarzen Knopfaugen, bevor er den Kopf reckte und über einen anderen Pfad davonstolzierte, das schmale Haupt stolz erhoben. Für einen Moment, als das Rascheln aus den Büschen zu ihnen drang, spürte er, wie sich Astorias Finger an seinem Arm verkrampften, doch als sie das Tier sah, leuchteten ihre Augen auf. „Sie sind wirklich süß“, meinte sie leise und auch wenn Draco ihr nicht zustimmen konnte, würde er um ihretwillen nicht nur einen, sondern sogar fünfzig Pfaue ertragen.
„Mh“, machte er nur anstatt einer Antwort, konzentrierte sich lieber darauf, ihre Finger mit den seinen zu wärmen, denn es war trotz allem, was Magie für sie tun konnte, empfindlich kalt.
Astoria lachte. „Du bist so durchschaubar, Draco!“
„Autsch. Das tat weh“, murmelte er gespielt gekränkt und warf ihr einen jener verletzten Blicke zu, von denen er wusste, dass sie ihnen nicht widerstehen konnte.
Sie kicherte und ihre Finger flogen zu seiner Wange, streichelten kalt über die vom Frost gerötete Haut. „Ich bin mir sicher, dein Slytherin-Stolz wird mir verzeihen“, antwortete sie neckisch und küsste ihn. Er antwortete darauf, indem er seine Arme um sie schlag, während sie ihre Finger in seinen Haaren vergrub und ihn näher an sich zog.
Ihre Lippen fühlten sich eisig an und doch bekam er nicht genug von ihr, wollte sie nicht wieder loslassen, bis schließlich der dumpfe Schrei eines Pfaues – vielleicht desselben wie zuvor? - zu ihnen hinüberdrang und ihn Astoria vorsichtig von sich schob. „Lass uns weitergehen“, murmelte sie, ein wenig von der Kälte war aus ihren Wangen gewichen, gemeinsam mit einem Teil der noblen Blässe.
Wieder bot Draco ihr seine Arm an und er spürte, wie sie ihn in den hinteren Teil des Gartens zog, weiter weg vom Lachen und der Musik, die aus dem Ballsaal fluteten. Er war sich sehr sicher, dass sie die Wege und Bänke für sich alleine hatten, seine Mutter hatte ihm zugezwinkert, als er Astoria nach draußen gefolgt war, und das war ihm nur recht. Manche Dinge waren nur für Astoria bestimmt und für niemand anderen.
„Du bist so still heute“, bemerkte sie leise und er spürte, wie die Nervosität in seinem Bauch flatterte – ihm war gar nicht aufgefallen, dass er weniger sprach als sonst, so sehr lenkte ihn das Gefühl ab.
„Bin ich das?“, antwortete er vorsichtig und sie nickte. „Bist du. Wieder mehr wie der kühle Mr Malfoy, den ich damals kennengelernt habe.“
Er hielt auf dem Pfad inne, den sie gerade entlangspazierten, und nahm sie in seine Arme, seine Nasenspitze nur Zentimeter von der ihren entfernt. „Hätte Mr Malfoy dich so angesehen?“, fragte er leise und bemühte sich, all die Zärtlichkeit, die er für sie empfand, in seinen Blick zu legen, bevor er einen sanften, ja fast vorsichtigen Kuss auf ihren Lippen zurückließ. „Oder dich so geküsst?“
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern führte sie die wenigen Schritte bis zu einer steinernen Bank neben dem Weg, hinter der noch immer ein Rosenbusch blühte, jedes einzelne der blutroten Blütenblätter eingefasst von einem Band aus Eis.
„Setz dich“, flüsterte er und nahm neben ihr Platz, streichelte abwesend ihre Finger, die er noch immer in seiner Hand geborgen hatte.
Es hatte keinen Zweck, es zu leugnen, er war nervös, doch noch während er sich bemühte, seinen Mut zu sammeln, schlich sich Astorias Hand an seine Wange und brachte ihn sanft dazu, sie anzusehen. „Das hier ist wunderschön“, flüsterte sie und er konnte ihr nur zustimmen, das glückliche Leuchten in ihren Augen war das bezauberndste, das er in seinem ganzen Leben gesehen hatte. „Das ist es“, antwortete er, während die Schmetterlinge in seinem Bauch mit den Flügeln schlugen, fester und immer fester, und seine Worte wie eine kleine Wolke zwischen ihnen schwebten, bevor sie sich schließlich auflösten.
Vorsichtig nahm er Astorias Hände in die seinen, bemerkte, dass sie keinen einzigen Ring trug, obwohl es ihr doch an Schmuck nicht mangelte, und hob sie schließlich an seine Lippen. Sein warmer Atem brach an ihren Fingern und trotzdem verteilte er vorsichtig Kuss um Kuss auf ihren Handrücken, bevor er es mit einem zärtlichen und doch bangen Blick wagte, ihr wieder ins Gesicht zu sehen.
Ein kleines, fast unmerkliches Lächeln umspielte ihre Lippen, so als ob sie beide Mitwisser desselben Geheimnisses wären, und diese Erkenntnis war es, die ihn schließlich vor ihr auf die Knie gehen ließ. Unter seinem Umhang knirschte der Schnee und widerwillig löste er eine seiner Hände von den ihren, um sie auf die Reise zu dem kleinen Juweliersschächtelchen zu schicken, das er in der Tasche seines Festumhanges verborgen hatte.
„Astoria, ich kenne dich schon so lange und trotzdem entdecke jeden Tag eine neue, wunderbare, faszinierende Seite an dir. Jedes Mal, wenn ich in dein Gesicht sehe, wenn ich durch deine Haare streiche, fühlt es sich neu und wunderbar an, und wenn wir uns sehen, wünsche ich mir, dass du nie wieder gehen musst. Astoria Greengrass, würdest du mir diesen Wunsch erfüllen und zustimmen, meine Frau zu werden?“
Mit den letzten Worten zog er die samtumschlagene Box aus seiner Tasche und öffnete sie vor Astoria, er sah, wie ihre funkelnden Augen für einen Moment zu dem Diamantring huschten, bevor sie schließlich wieder mit den seinen verschmolzen. „Ja“, flüsterte sie und ihre Stimme klang rau, Tränen formten sich unter ihren Wimpern, doch sie verbannte sie mit einem energischen Blinzeln und lächelte schließlich. „Ja“, wiederholte sie und er ließ widerwillig ihre kalten Hände los, um den Ring vorsichtig aus seinem samtenen Bett zu heben. Für einen Moment funkelte er mit den Eiskristallen um die Wette, verstreute Licht in allen Farben des Regenbogens und strahlte doch nicht heller als Astorias faszinierte Augen. Fast körperlich konnte er die Intensität ihres Blickes spüren, wie sie jeder seiner Bewegungen folgte, während er nach ihrer Hand griff und mit seinem Daumen vorsichtig über die zarte, helle Haut strich.
Für einen Augenblick starrte er auf ihre verwobenen Finger, ihre klein und schmal, seine kräftiger, und doch beide hell und blass, bevor er nach oben blickte in Astorias Gesicht. „Ich liebe dich“, wisperte er und die Worte, die er noch nie zuvor zu ihr gesagt hatte, kamen so einfach, so natürlich über seine Lippen, dass er zuerst glaubte, sie nur gedacht zu haben.
„Und ich liebe dich“, antwortete sie leise und erst da begriff er, dass er wirklich gesprochen hatte, dass er die Worte geformt hatte, vor denen er sich immer gefürchtet hatte, da sie Verletzlichkeit bedeuteten, Verletzlichkeit und Schwäche.
Doch merkwürdigerweise, ohne es erwartet zu haben, fühlte er sich nun nicht angeschlagen und verwundbar, sondern stärker denn je, während sein Glück ihn ausfüllte und ihm die Kraft gab, den Ring mit einer sanften, vorsichtigen Bewegung über Astorias kalte Finger zu streifen.
„Ich liebe dich“, wiederholte er und die Worte fühlten sich besser und besser an mit jedem Mal, das er sie sagte, doch Astoria lächelte nur und zog ihn von den Knien hoch. Ihre Finger, an denen der Diamant funkelte, verschränkten sich mit den seinen und er drückte einen vorsichtigen Kuss auf ihre Hände, bevor er sie in seine Arme schloss. „Ich liebe dich.“
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